117 Pudel war es zufrieden, daß sie zusammen wanderten, und sie wurden unterwegs immer bessere Freunde. Da erzählte einer dem andern seine Schicksale. Der Pudel sprach: „Wenn ich daran denke, wie ich lahm geworden bin, so thut mir immer mein armer Herr leid. Den haben die Räuber im Walde erschlagen, und weil ich ihn verteidigte, mir mein Bein zerschmettert.“ „Da wäre ich lieber davongelaufen⸗ sagte der Kater; denn ein Beinbruch thut weh. Ich hätte mich auch gerne davon gemacht, als mir der Koch mit seinem Hackmesser das Bein zerschlug.“ „Was hattest du denn dem Koch gethan?“ fragte der Pudel. „Ei“, erwiderte der Kater, „ich wollte mir ein Rebhühnchen holen, das auf dem Herde stand und gar zu angenehm roch.“ „So?“ sagte der Pudel, „du bist lahm deworden weil du gestohlen hattest. Das ist mir leid; dann können wir nicht weiter zusammen reisen.“ Und er schlug einen andern Weg ein. (Curtmann.) Besser allein als in böser Gemein'. 189. Das kluge Pferd. Ein Kaufmann hatte in einem entfernten Städtchen Geschäfte, die er vor spätem Abend nicht zu besorgen im stande gewesen war. Gleichwohl wollte er da nicht über Nacht bleiben, sondern schickte sich an, zu Pferde die Heimreise an— zutreten. Um in der Dunkelheit den Weg durch den Wald zu finden, in den er bald gelangte, stieg er vom Pferde ab, ging voran und leitete es am Zügel hinter sich her. Als er eine ziemliche Strecke gegangen war, stieß ihn das Pferd mit dem Kopfe in den Rücken. Der Kaufmann glaubte, das Tier sei schüchtern eworden, und er suchte es durch Liebkosungen zu beruhigen. Das Roß ging wieder seinen ordentlichen Schritt. Aer es währte nicht lange, so bekam er wieder einen ähnlichen Stoß. Darüber wurde der Kaufmann unwillig und ver— setzte dem Pferde einen unsanften Schlag an den Kopf. Nun schritt das Tier wieder ruhig hinter ihm her; allein nach längerer Zeit erhielt er abermals einen Stoß von dem Pferde. Und kurz darauf stieß s ihn aufs neue an. Jeht machte der Kaufmann Halt und untersuchte alles an dem Pferde und fand, daß der Bauchriemen aufgegangen und der Sattel mit dem Gepäck ganz nach unten lelehrt war. Er brachte alles wieder in Ordnung, und es erfolgte auf der danzen Reise kein Stoß mehr. Der Kaufmann freute sich, daß sein Pferd ein so kluges Tier sei, und es that ihm leid, es in seiner Ungeduld geschlagen zu haben. Mach K. A. Schönke.) 190. Knabe und Esel. Knabe: Esel, du fauler, so geh doch fort, schleichst ja wie eine Schnecke dort.