218 »—5— schöne Thäler, aus denen die roten Dächer der Dörfer und kleinen Städte hervorlugen. Das Dorf Liepe und die Stadt Oderberg sehen ganz wie Gebirgs— orte aus. Die Abhänge der Berge sind zuweilen steil und die Thäler enge wie Schluchten. Besonderen Reiz geben der Uckermark noch die vielen Seeen. Sie ist nächst dem Lande Beeskow—Storkow der seeenreichste Teil der Mark Brandenburg. Die Seeen und deren Ausflüsse geben Gelegenheit, die Landes— erzeugnisse weiter zu befördern. Die Oder ist die östliche Grenze der Uckermark Die Bewohner der Uckermark sind fleißig und wissen den guten Boden ihres Heimatslandes auszunutzen. Im Spätsommer wogen die hohen Weizenfelder wie flüssiges Gold. Der Herbst bringt die Rübenernte. Tabak wird in großer Menge und Güte gebaut, besonders bei Schwedt und Vierraden. Die Uckermark hat eine Menge Dörfer und Städte. Mehrere Eisenbahnen führen hindurch. Diese erleichtern den Verkehr, besonders den Absatz der reichen Bodenerzeugnisse. Früher war der Landmann aus der Uckermark an seiner eigenartigen Kleidung leicht zu erkennen. Dieselbe zeugte von Wohlhabenheit. Heute tragen die Land⸗ bewohner auch städtische Kleidung. Nach Norden und Osten senkt sich die Ucker— mark ab. In der nördlichen Senkung fließt die Ucker, die der Landschaft den Namen gegeben hat. An dem Ausfluß der Ucker aus dem unteren Uckersee liegt die größte und reichste Stadt der Uckermark, Prenzlau. Die Erwerbung der Uckermark hat den Markgrafen der Mark Brandenburg aus dem askanischen Hause viel Mühe gemacht. Die benachbarten Pommernherzöge sahen mit scheelen Augen nach der fruchtbaren Landschaft. Viel märkisches und pommersches Blut ist geflossen um den Besitz der Uckermark. Heute halten die Pommern und Märker gute Nachbarschaft. Sie sind alle Unterthanen desselben Königshauses geworden. (Nach Riehl und Scheu.) 20. Der Spreewald. Unterhalb der Stadt Kottbus tritt die Spree in eine breite Niederung ein. Ihr Lauf wird immer langsamer. Bald zerteilt sie sich in viele Arme, die wieder durch Gräben verbunden sind. Es entsteht dadurch ein Gewirr von Wasserstraßen, wie wir es in der Mark nicht wiederfinden. Hier leben noch Nachkommen der alten Wenden, die teilweise Sprache und Sitte ihrer Altvordern bewahrt haben. In diese Gegend folgte ihnen kein Deutscher; denn der wohnt lieber auf Höhen. Der Wald bedeckte früher den größten Teil der Niederung. Heute finden wir ihn fast nur noch im westlichen Stück des oberen Spree— waldes. Trotzdem macht die Gegend auf den Fremden einen eigenartigen Ein— druck. Was anderswo Straßen und Gassen sind, das sind hier Flußarme und Wassergräben. Was man bei uns zu Fuß oder zu Wagen abmacht, das wird im Spreewalde zu Kahne besorgt. Selbst die Herden werden meist zu Wasser fortgebracht. Im höchsten Schmuck zeigen sich die Wasserstraßen, wenn auf blumengeschmücktem Kahne, Musik voran, ein Brautpaar zur Kirche fährt. Oft