— 364 Nun, mein Kind, weißt du mein ganzes Geheimnis, und wenn du dasselbe wohl anwendest, so wirst du nicht nöthig haben, dich über Unord— nung im Haushalt zu beschweren. Andern zu befehlen und Vorschriften zu geben ist keine Kunst; man muß voraufgehen, wenn andere folgen sollen, auf die Bresche wie auf die Dresche; und der Soldat lacht über den Haupt— mann, der ihm hinterm Eichbaum befehlen will, als ein braver Kerl die Sturmleiter hinauf zu klettern. So handeln aber unsre mehrsten Haushälter; sie selbst wollen schlafen, Kaffee trinken und hinterm Ofen sitzen, das Gesinde aber soll sich quälen und schlecht behelfen. Das geht nicht und wird in 10 Ewigkeit nicht gehen, der Wirt muß vorauf. Nächstens ein Mehreres und damit Gott befohlen. 361. Der Wegweiser. Hebel. 1. Weißt, wo der Weg zum Mehl- 7. Im letzten Wirtshaus hängt ein faß ist, Sack, zum vollen Faß? — Im Morgenwind und gehst du fort, so häng ihn an! iß am Pflug durchs Feld, bis Stern' um „Du alter Lump, wie steht dir nicht Stern' der Bettelsack so zierlich an!“ am Himmel aufgegangen sind. 8. Find'st auch ein Schüsselchen von 2. Man sieht nicht um und bleibt Holz, nicht stehn verlier es nicht, und — was ich bitt', 20 und hackt, so lang der Tag noch da. wenn du beim Wasser gehst vorbei Zur Scheune dann, zur Küche dann, und trinken willst, so schöpf damit! und sieh, da haben wir es ja? 9. Wo geht der Weg zu Fried' und 3. Weißt, wo der Weg zum Thaler Ehr, ist? zu einem guten Alter hin? s Der geht dem Pfennig hinterher, — Grad' aus grad' aus in Mäßigkeit, und wer nicht auf den Pfennig sieht, in Pflicht und Recht mit stillem Sinn! bekommt den Thaler nimmermehr. 10. Und wenn du an dem Kreuzweg 4. Wo ist der Weg zur Sonntags⸗ stehst lust? und weißt nicht mehr, wo aus, wo zo Geh hübsch dem Werkeltage nach ein, — die Werkstatt durch, durchs Ackerfeld, halt still, frag dein Gewissen erst! der Sonntag kommt von selbst danach. s kann deutsch — Gott Lob! Drum 5. Am Samstag ist er nicht mehr folg ihm fein! weit, 11. Wo mag der Weg zum Kirchhof 5 was deckt er wohl im Körbchen zu? sein? Ich denk' mir: Fleisch zum Sonntags- Was fragst du noch, du liebe Seel'? kohl, Geh, wo du willst! Zum kühlen Grund vielleicht ein Schöppchen Wein dazu. führt jeder Weg, du gehst nicht fehl! 6. Weißt, wo der Weg zur Armuth 12. Doch wandle du in Gottes— geht? furcht! Wo Schenken sind, da sieh nur hin! Das ist mein guter Rath dabei. Geh nicht vorbei, 's ist guter Wein, Der Ort hat ein geheimes Thor, sind nagelneue Karten drin. dahinter giebt's noch mancherlei.