— 124 — ten sind, da ist Schätten. Alle Körper, welche nicht durchsich— tig sind, werfen Schatten und zwar immer nach der Seite hin, die der Sonne entgegengesetzt ist. Je heller der Sonnenschein, desto dunkler ist der Schatten. Der Schatten bildet die Körper auf dem Boden ab, aber nicht immer ähnlich. Der Schatten einer Kugel ist zwar immer rund, aber der Schatten einer Stange bald lang, bald kurz, und der Schatten eines Men— schen sieht oft wunderlich aus Die Sonne bleibt nicht den ganzen Tag an einem Platze stehen, sondern sie geht am Rande des Himmels auf, erhebt sich dann bis hoch über die Häuser, sinkt hernach wieder und geht an dem Rande des Himmels unter. Die Gegend an dem Him— mel, wo die Sonne aufgeht, heißt Osten, die, wo sie untergeht, Westen, die, wo sie am höchsten steht, Süden. Osten und Westen liegen einander gegenüber, und wenn du die linke Hand nach Osten und die rechte nach Westen ausstreckst, so siehst du gerade nach Süden; dein Rücken ist dann nach Norden gekehrt. Wenn die Sonne hinter Wolken steht, so ist es düster, wenn sie aber gar nicht scheint, so wird es dunkel. Ehe die Sonne untergeht, wird der Himmel um sie her rot, oft auch gelblich. Das ist das Abendrot. Des Morgens vor dem Auf— gange der Sonne sieht der Himmel ähnlich aus. Das ist das Morgenrot. Viele Leute glauben, das Morgenrot bedeute schlechtes, das Abendrot gutes Wetter, allein das trifft nicht immer zu. Zwischen dem Tage und der Nacht entsteht die Dämmerung. In der Dämmerung kann man nicht gut sehen; deshalb soll man dann nicht lesen oder stricken oder nähen, man verdirbt sich leicht die Augen. Im Sommer gehen die Leute oft in der Abenddämmerung spazieren, weil es dann kühl ist. Es gibt Tiere, welche fast nur in der Dämmerung her— vorkommen oder wenigstens dann lustiger sind. Die Eulen fliegen aus ihren Löchern, die Fledermäuse flattern um die Häuser her, die Maikäfer schwirren in der Luft; bei warmem Wetter sieht man auch die Feuerwürmchen leuchten. Die kleinen Kinder gehen aber meistens schon in der Dämmerung schlafen. 205. Die untergehende Sonne. Sriedrich Adolf Krummacher) Wie geht so klar und munter die liebe Sonne unter! Wie schaut sie uns so freundlich an von ihrer hohen Himmelsbahn! Das ist so ihre Weise Sie zeuget still und leise: Wer flink am Taäge Gules thut, dem ist am Abend wohl zu Mut.