194. staiser Sriedrich III. und Kaiser Wilhelm II. 141 auf einem Dampfschiff Potsdam überzusiedeln Aber jett griff das furchtbare Halsleiden verheerend um sich, die Kraft des bis dahin so widerstandsfähigen Leibes schwand sichtlich dahin: am 15. Juni erlosch der Lebensfunken Nach einer MNMtägigen Regierung war Kaiser Friedrich seinem großen Vater ins Jenseits gefolgt. Abermals trauerten Millionen treuer Herzen. Seine sterbliche Hülle ruht in der Friedenskirche zu Potsdam. 2. Unser jetziger ge⸗ liebter Kaiser und König Wilhelm II., der älteste Sohn Kaiser Friedrichs, ist geboren am 27. Januar 1859. In jugendlicher Frische ist er an die Stelle seines herrlichen, im Mannesalter dahin gerafften Vaters getreten, aber die schmerzlichen Erfahrungen von 1888 haben seinem Wesen früh— zeitig einen tiefen Zug des Ernstes aufgedrückt. Er trägt in sich den pflicht⸗ getreuen, starken Geist der Hohenzollern, in rastlo— ser Arbeit hat er sich für seinen erhabenen Beruf vorgebildet: wir dürfen mit innigem Vertrauen zu ihm aufblicken. Seit dem 27. Februar 1881 ist er vermählt mit Augusta Viktobia, Prinzessin von Schleswig-Holstein; ihre glückliche Ehe ist bis jetzt mit sechs Söhnen und einer Tochter gesegnet. Der Stamm der Hohenzollern grünt uͤnd blüht trotz aller Stürme, die kürzlich über ihn dahin gebraust sind, in unverwüstlicher Kraft. Wenige Tage nach seinem Regierungsantritt erließ er an sein Volk eine Anspraͤche, in welcher er sagte: Auf den Thron seiner Väter berufen, habe er die Regierung im Aufblick zu dem Könige aller Könige übernommen uͤnd Gott gelobt, nach dem Beispiele seiner Väter seinem Volke ein gerechter und milder Fürst zu sein, Frömmigkeit und Gottesfurcht zu pflegen, den Frieden zu schirmen, die Wohlfahrt des Landes zu fördern, den Armen und Bedrängten ein Helfer, dem Recht ein treuer Wächter zu sein. Den Reichstag eröffnete er am 25. Juni, in Gegenwart sämtlicher deutschen Fürsten, mit einer Rede, deren Schluß lautete: „Im Vertrauen von Charlottenburg nach Schloß Friedrichskron in