— 110 — wem ihr kommt? Ich bin die Brosamen-Fee. Ich ziehe im ganzen Lande umher und suche die Brotkrümchen auf, die unartige Kinder aus der Hand fallen lassen. Ihr bösen Kinder habt schon viele Krümchen mutwillig verdorben, nun sollt ihr sehen, wie arme Kinder sich davon nähren. Aber ihr müßt hungern! Geht fort von hier und nehmt den armen Kindern den Platz nicht weg!“ Da weinten und schrien die Kinder und schämten sich sehr. Endlich warfen sie sich vor der guten Frau auf die Knie und baten sie: „Ach, liebe, gute Fee, vergib uns unsere Schuld, wir wollen es nicht wieder tun. Wir wollen die Brotkrümchen nie wieder mit Füßen treten!“ Da erhob sich die Fee, berührte die Augen der Kinder und wendete ihren Kopf nach der anderen Seite. Die Kinder blickten auf und sahen in der Ferne ihre Eltern. Voll Angst hatten diese die verlorenen Kinder gesucht, und sie kamen mit Laternen auch an diesen Platz. Mit lautem Jubel eilten die Kinder ihren Eltern entgegen und stürzten weinend in ihre Arme. Und als sie sich umsahen, war die Fee verschwunden. Es war dunkel um sie, und die Eltern trugen die erschreckten Kinder nach Hause. Von diesem Tage an haben sie nie wieder ein Brotkrümchen unten liegen lassen. Godin.“* 110. Die sieben Geiblein. 1. Es ist einmal eine alte Geiß gewesen, die hatte sieben junge Zicklein, und wie sie einmal fort in den Wald wollte, hat sie gesagt: „Ihr lieben Zicklein, nehmt euch in acht vor dem Wolle und laßt ihn nicht herein, sonst seid ihr alle verloren! Darnach ist sie fortgegangen. In einer Weile rappelt was an der Haustür und ruft: „Macht auf, macht auf, liebe Kinder! Euer Mütterlein ist aus dem Valde gekommenl“ Aber die sieben Geiblein erkanntens gleich an der groben Stimme, daßß das ihr Mũtterlein nicht war, unch haben gerufen: „Unser Mütter- 53— ——