* 4 120 — ganze Stube ward voll Rosenduft. Das Licht löschte aus aber ein Schimmer wie Morgenrot strahlte von dem Weiblein aus und überzog alle Wände. Anfangs erschraken unsre guten Eheleute nicht wenig; sie erholten sich aber bald wieder, als das Weiblein mit wundersüßer, silberreiner Stimme sprach: „Ich bin eine Fee und wohne tief unten in den Bergen Drei Wünsche dürft ihr tun, drei Wünsche sollen euch erfüllt werden.“ Die Frau war nahe daran, den Mund zu öffnen und ein paar Dutzend goldgestickte Hauben, seidene Halstücher und andere kostbare Sachen zu wünschen, da sprach die Bergfee warnend: „Übereilt euch nicht, acht Tage lang habt ihr Zeit“ „Das ist kein Fehler,“ dachte der Mann und legte seiner Frau den Finger auf den Mund. Das Weiblein aber verschwand. 2. So glücklich nun unsre guten Leute waren, so waren sie jetzt doch recht übel daran, weil sie vor lauter Wunsch nicht wußten, was sie wünschen sollten Nun,“ sagte die Frau, „wir haben ja noch Zeit bis nächsten Freitag“ Am folgenden Abend saßen Mann und Frau wieder beisammen, und beide dachten an das kommende Glück. Da setzte die Frau geröstete Kartoffeln auf den Tisch, und lieblicher Geruch stieg aus der Schüssel empor. „Wenn wir jetzt nur ein gebratenes Würstlein dazu hätten,“ sagte sie in aller Unschuld und ohne an etwas zu denken, und — o weh, da war der erste Wunsch getan. Schnell, wie ein Blitz kommt und vergeht, lag auf den Kartoffeln die schönste Bratwurst. „Wenn dir die Wurst doch nur an der Nase angewachsen wäre,“ sprach der Mann in der ersten Überraschung, — und wie gewünscht, so geschehen Kaum war das letzte Wort gesprochen, da saß auch schon das Würstlein auf der Nase der guten Frau Liese fest, wie angewachsen, und hing zu beiden Seiten hinab wie ein Schnurrbart. Nun war die Not der armen Eheleute erst recht groß. Zwei Wünsche waren erfüllt, und doch waren sie um keinen Heller und um kein Weizenkorn, sondern nur um eine böse