203 Bettler in gleichem Gewande, wie sie es anhatten. Karl geht mild und freundlich zu den Armen und gibt jedem ein Stücklein Geld und sagt: „Gott segne es euch, meine Kinder, betet auch für mich!“ „Ist das König Karl?“ fragten sich die erstaunten Blicke der Helden. Da tritt der König auch zu ihnen, sieht sie freundlich an und spricht: „Ihr seid noch nicht hier gewesen, meine Freunde; kommt in mein Haus, da will ich euch auch geben euer Teil.“ Er geht, und sie folgen ihm Sie kommen in sein Haus, das war kleiner als Gottes Haus. Sie treten in seine Stube. Da heißt er die Diener hinausgehen, geht auf Wittekind und Albion zu, reicht ihnen wie ein Bruder die Hand und spricht: „Willkommen, ihr starken Helden der Sachsen, in meiner Burg! Gott hat mein Gebet erhört; meine Feinde werden nun meine Freunde. Legt weg eure Lumpen; ich will euch fürstliche Kleider an— ziehen.“ Und er läßt ihnen fürstliche Kleider anziehen und sagt weiter: „Nun seid ihr meine Gäste und bald auch, hoffe ich, meines Herrn Gottes Gäste.“ Das hatten die beiden Helden nicht erwartet, daß Karl sie in ihrer Verkleidung erkennen würde, das noch viel weniger, däß er sie so großmütig und brüderlich behandeln würde. Vierzehn Tage dar— auf hat der Priester im weißen Gewande sie getauft auf den Namen Gottes des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Ludwig Harms. 205. Die Normannenschlacht bei Norden. Ums Jahr 880 überfielen die Normannen das sächsische Land zwischen Elbe und Weser. Ein sächsisches Heer, das sich ihnen entgegenstellte, ward von ihnen so geschlagen, daß nebst den vielen Gefallenen auch 12 Grasen und 2 Bischöfe auf dem Platze blieben. Von dort zogen die Normannen die Küste entlang nach Ostfriesland und ver— heerten alles mit Feuer und Schwert. In Norden war gerade der Erzbischof Rembert von Bremen anwesend, und dieser ermunterte die Friesen, für Religion, Freiheit und Vaterland zu fechten. Dann begab er sich mit seinen Priestern auf eine erhöhte Stelle und flehte zu Gott um den Sieg. Die Normannen rückten heran, nicht um zu kämpfen, sondern nach ihrer Gewohnheit alles niederzumetzeln; um so erstaunter waren sie, als sie solch kräftigen Widerstand fanden. Nach heftigem Kampfe blieben die Ostfriesen Sieger, und viele der Räuber kamen noch auf der Flucht in den wasserreichen Gräben um. Nach Hoffmeyer und Hering. 206. Otto der Grossse und Hermann billung. Es war um das Jahr 940 nach Christi Geburt, da hũütete nicht weit von 8tübeckshorn ein vierzehnjähriger Knabe die