185 — konnte nicht leiden, dass sis von jemand darin sollte übertroffen werden. Sie hatte einen wunderbaren Spiegel. Wenn sie vor den trat, sich darin beschauto und sprach: „Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land?“ so antwortéte er: „Ihr, Frau Königin, seid die Schönste im Land.“ Da war sie zufrieden; denn sie wusste, dass der Spiegel dis Wahrheit sagte. Schneewittchen aber wuchs heran und wurde immer schöner; und als es siebon Jahr alt war, war es so schön wie dor Mareé Tag und schöner als die Königin selbsst. Als dieso nun ihren Spiegel einmal wieder fragte: „Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönsto im ganzen Land?“ 80 antwortéete er: „Krau Königin, Ihr seid die Schönste bier, aber Schnécwittehen ist tausendmal schöner als Ihr.“ Als die Königin das hörte, erschrak sie und ward blals vor Zorn und Neid. Von Stund' an, wenn sie Sehnéewittehen erblickte, kehrte sich ihr Herz im Leibe hoerum, so hasste sis das Rind. Und der Neid und Hochmut wuchsen und wurden so gross in ihr, dass sis ihr Tag und Nacht keine Ruhe mehr liessen. Da riet sis einen Jüger und sprach: „Führe das Kind hinaus in den wilden Wald, ieh will's nieht mehr vor meinen Augen seélien! Dort sollst du's töten und mir Lunge und Leber zum Wahrzeichen mithringen.“ Der Jäger gehorchte und führto Schneewittchen binaus. Als er nun den Hirschfänger gezogen hatte und ihm damit sein unschuldiges Herz durchstossea wollte, sing es an zu weinen und sprach: „Ach, lieber Jager, schenke mir mein Leben, ich will in den Wald laufen und nimmermehr wieder heimkommen!“ Und weil es so schön war, hatto der Jäger Mitleiden/und sprach: „So lauf hin, du armes Kind!“ — „Die wilden Tieré werdon dich bald gefressen haben,“ dachte er; und doch war's * vre ein Stein von seinem Herzen gewalzt, weil er es — brauehte. Und als geradeé ein junger Frischling daher gen kam, stach er ihn ab, nahm Lunge und Leber heraus rachte zie als Wahrzeichen der Königin mit. Die Hess pi-t urar Gier Mattersprache O. II.