53 5 5 5 532 Strahlen hinauf zu den weißen Wölkchen. Zwischen den dunklen Schollen des Ackers regt es sich; ein Lerchenpärchen hielt dort die Nachtruhe. Das Männchen hüpft auf einen Erdhügel, seinem Rufe antwortet das Weibchen. Sie sagen sich „Guten Morgen!“ Erst gestern kamen sie an. Den Winter verlebten sie in wärmeren Ländern. Noch ist's Februar, und noch ist kein Sänger des Waldes zu— rückgekehrt. Da sitzen sie nun auf der Scholle, schütteln die Federn und putzen die staubigen Schwingen. Jetzt breitet das Männchen die Flügel aus und steigt singend empor. In steiler Linie flattert es aufwärts, immer höher und höher. Droben in den Wölkchen scheint es zu verschwinden; aber deutlich hörst du sein fröhliches Lied. Jetzt endlich senkt es sich wieder herab, zu— erst langsam, dann schneller; die letzte Strecke stürzt es pfeilschnell her— nieder. Das Lerchenpärchen durchstreift nun die Flur. Jede Scholle wird sorg— sam gemustert, jedes Körnchen geprüft. Da schaut ein Würmchen neu— gierig hervor, dort sprossen saftige Keimblättchen. Das gibt ein leckeres Frühstück. Mitten im Felde, weit weg vom Wege, findet sich eine Vertiefung. Dorthin tragen die munteren Vögel dürre halme, welke Grasblättchen und verlorene Federn. Auch der Pelz des hasen muß manches Härchen liefern, das ihm bei dem Wechsel des Winterrocks ausfiel. Die Tage sind länger geworden, die Sonne scheint wärmer, die Saat treibt höher. Frau Lerche sitzt auf den rötlichweißen Ciern, die mit grauen Strichen und Punkten geziert sind. Nach einigen Tagen piepen im Nestchen die Jungen, und die Alten haben vom frühen Morgen bis zum späten Abend vollauf zu tun, ihnen die hungrigen Schnäbel zu stopfen. Im Felde wird dann große Jagd gehalten. Setzt sich eine Fliege zur Erde — schnapp! wird sie von der Lerche erfaßt; läßt sich ein Würmchen sehen, so ist es verloren. Wenn im Sommer die wilden Blumen verblühen und die ähren reifen, ist gute Zeit für die Vögel des Feldes. Dann finden auch die jungen, ausgeflogenen Lerchen ihren Tisch überall gedeckt. hermann Wagner. 88. Kind und Lerche. Kind: „O, liebe Lerche, sag' nur an, was dich so lustig machen kann? Du säest nicht, du erntest nicht und sammelst in die Scheunen nicht und fliegst so hoch und singst so gern, als säh'st du Gott, den herrn.“