61 im Zimmer aber spielten drei kleine Kinder; das älteste von ihnen war sechs und das jüngste zwei Jahre alt. Patsch, patsch! kam es die Treppe herauf. Wer konnte das sein? Die Thür sprang auf; — es war der zottige Bär mit seiner klirrenden Kette. Dort unten im Hofe hatte ihn die Langeweile gequält, und nun hatte er endlich den Wea zur Treppe hinauf gefunden. Anfangs erschraken die Kinder gar sehr über den unerwarteten Besuch des großen Gastes. Sie verkrochen sich eilig, jedes in sein Eckchen. Der Bär aber fand sie alle drei und beschnüffelte sie mit seiner Schnauze; aber er that ihnen nichts zu Leide. „Das ist gewiß ein großer Hund,« dachten die Kinder, und fingen an, ihn zutraulich zu streicheln. Er legie sich der Länge nach auf den Fußboden; das jüngste Knäbchen wälzte sich oben auf und versteckte mehrere Male sein lockiges Köpfchen in den dicken, schwarzen Zottelpelz des Bären. Nun holte der älteste Knabe die Trommel herbei und hämmerte drauf los aus Leibeskräften, daß es im ganzen Hause widerhallte; der Bär aber richtete sich auf seinen beiden Hinterbeinen schnurgerade in die Höhe und fing an zu tanzen. Das war schön! Jeder Knabe nahm sein Gewehr; der Bär mußte auch eins haben, und er hielt es ordentlich fest. Ja, das war ein prächtiger Kame— rad, den die Kinder bekommen hatten; und so marschierten sie: Eins, zwei, eins, zwei! Da trat plötzlich die Mutter herein. Aber wie erschrak sie! Ihr Gesicht war so weiß wie Kreide, und ihre Augen waren ganz starr vor Schrecken. Aber der kleinste der Knaben nickte ihr seelenvergnügt zu und rief ganz laut: „Mama, wir spielen bloß Soldaten!“ — Und dann kam der Bärenführer. 113. Wolf und Mensch. Der Fuchs erzählte einmal dem Wolfe von der Stärke des Menschen. Kein Thier, sagte er, könnte ihm wider— stehen, und müßten List gebrauchen, um sich vor ihm zu