9. Gott neht es. Du aber schläfst und schlummerst nicht, du treuer Gott im Sonnenlicht. Dir will ich mich vertrauen! O hab auf mich, dein Kindlein, acht! Laß mich nach einer sanften Nacht die Sonne fröhlich schauen! 9. Gott sieht es. Jakob und Anna waren einmal allein zu Hause. Da sagte Jakob zu Anna: „Komm, wir wollen im Hause etwas Gutes zu essen aufsuchen und es uns wohlschmecken lassen!“ Anna sprach: „Wenn du mich an einen Ort führst, wo uns niemand sieht, so will ich mitgehen.“ „Nun,“ sagte Jakob, „so komm mit in das Milch⸗ kammerlein, dort wollen wir eine Schüssel voll süͤßer Milch verzehren.“ Anna erwiderte: „Dort sieht uns der Nachbar, der auf der Gasse Holz spaltet.“ „So komm mit in die Küche,“ sagte Jakob wieder; in dem Küchenschranke steht ein Topf voll Honig, in den wollen wir unser Brot eintauchen.“ Anna antwortete: „Dort kann uns die Nachbarin sehen, die am Fenster sitzt und spinnt.“ „So wollen wir unten im Keller Äpfel essen,“ sagte endlich Jakob; „dort ist es stockfinster, daß uns gewiß nie—⸗ mand sieht.“ Anna sprach: „Lieber Jakob, meinst du wirklich, daß uns dort niemand sehe? Weißt du nichts von jenem Auge da droben, das die Mauern durchdringt und in das Dunkle sieht?“ Jakob erschrak und sagte: „Du hast recht, liebe Schwester. Gott sieht uns auch da, wo kein Menschenauge uns sehen kann. Wir wollen darum nirgends etwas Boses thun.“