4. O Wandern, o Wandern, du freie Burschenlust! Da wehet Gottes Odem so frisch in die Brust; da singet und jauchzet das Herz zum Himmelszelt: „Wie bist du doch so schön, o du weite, weite Weolt.“ Geibel. 23. Der Kirschbaum. 1. Zum Frühling sagt der liebe Gott: „Geh, deck dem Wurm auch seinen Tisch.“ Gleich treibt der Kirschbaum Laub um Laub, viel tausend Blätter grün und frisch. 2. Das Würmchen ist im Ei erwacht, es schlief in seinem Winterhaus, es streckt sich, sperrt sein Mäulchen auf und reibt die blöden Augen aus. 3. Und darauf hat's mit stillem Zahn an seinen Blätterchen genagt; es sagt: „Man kann nicht weg davon! Was solch Gemüs' mir doch behagt!“ — 4. Und wieder sagt der liebe Gott: „Deck jetzt dem Bienchen seinen Tisch!“ Da treibt der Kirschbaum Blüt' an Blüt', viel tausend Blüten weiß und frisch. 5. Und 's Bienchen sieht es in der Früh' im Morgenschein und fliegt heran und denkt: „Das wird mein Kaffee sein; was ist das kostbar Porzellan! 6. Wie sind die Täßchen rein gespült!“ Es streckt sein Züngelchen hinein, es trinkt und sagt: „Wie schmeckt das süß! Da muß der Zucker wohlfeil sein!“ — 7. Zum Sommer sagt der liebe Gott: „Geh, deck dem Spatz auch seinen Tisch!“ Da treibt der Kirschbaum Frucht an Frucht, viel tausend Kirschen rot und frisch. 8. Und Spätzchen sagt: „Ist's so gemeint? Ich setz' mich hin, ich hab' App'tit, das giebt mir Kraft in Mark und Bein, stärkt mir die Stimm' zu neuem Lied.“ — 9. Da sagt zum Herbst der liebe Gott: „Räum fort! Sie haben abgespeist.“ — Drauf hat die Bergluft kühl geweht, und 's hat ein bissel Reif geeist.