143 und dort liege das Rezept. Gewaltig riss der Doktor die Augen auf, als er das Rezept in die Hand nahm und sehen wollte, was für einen Prank oder welche Pillen er ihr ver- ordnet habe. „Frau,“ sagte er, „ihr seid einem guten Arzte in die Hände gefallen, der kann mehr als ich, er hat euch fünf und zwanzig Goldstücke verordnet, beim Zollamte zu erheben, und unten daran steht: Joseph. RKennt ihr den? Dergleichen Magenpflaster, Herzsalbe und Augentrost hätte ich eueh nicht verschreiben können.“ Da that die Frau einen Blick gen Himmel und konnte nichts sagen als: „Dank, lieber Gott! Der zweite Doktor verordnete ihr nun einen Drank, der ihr bald wieder zu ihrer Gesundheit verhalf. Also hat der Doktor die kranke Frau kuriert, der Kaiser die arme. Hebel. 175. Die Kröte. Kein Mensch mag die Kröte leiden, weil sie so häßlich aus⸗ sieht. Ihren Veiter, den Laubfrosch, hält man wohl zum Ver—⸗ gnügen im Glase und achtet ihn als einen Wetterpropheten. Er ist auch ein schlanker, flinker Geselle mit einem hübschen, hellgrünen Wans; Vor der Kröte aber schrickt jedermann zurück, wo man ihr auch begegnet. — Im Sumpfe ist die Kröte jung gewesen und groß geworden. Deshalb sieht sie auch wie das trübe Wasser aus, grau und schmutzig. Breit gedrückt und plump ist ihr Leib, dick wie geschwollen. Ihre Füße sind kurz und taugen nicht zu zier⸗ lichen Sprüngen, während der Frosch flink ist wie ein Tanzmeister. Moere Tiere wollen mit der Kröte nicht gern etwas zu thun haben, denn sie schwitzt einen Saft aus, der sehr scharf schmeckt, enn er auf die Zunge kommt, und daher weder dem Fuchse noch anderen Raubtieren gefallen will. Der Kröte selbst ist das freilich ganz recht, daß sie von solchen Gästen nicht gesucht wird. Sie macht sich auch nicht gern bemerklich, sondern verkriecht sich bei Tage am liebsten in Schlupfwinkel und Verstecke. Erst wenn es Nacht wird, kommt sie hervor. Was macht sie aber im Finstern draußen im Garten und auf dem feuchten Wiesengrunde? Das laßt euch einmal erzählen. Zur Nachtzeit kommen gar mancherlei Tiere zum Vorscheine, welche das Tageslicht scheuen. Auch die Nachtschnecken werden dann lebendig und marschieren in großen Scharen nach den Kohlpflanzen, den Salatstauden und nach anderem Gemüse, was der Gärtner uf den Beeten zieht. Bei Tage sind die Sperlinge im Garten