Wo nahm es her den Flachs so fein? Wer mag sein Hechelmeister sein? Gelt, wenn man's wülst', du gingst auch hin Und wärst so ug und holtest ihn? — Jetæt schau' nur, wie's sein Füsschen setzt, Die Armel streift, die Finger netzt. Es ziehet lange Bäden aus Und spinnt 'ne Brück' zum Nachbarhaus, Ein breiter Weg ist's in der Luft, Der morgens hängt voll Morgenduft, Baut einen Fussweg neben dran, Dass es auch drüber gehen kann. Es spinnt und wandelt auf und ab, Nun im Galopp und nun im Trab. Jetzt geht's ringsum, — was wird das sein? Fürwahr, es giebt ein Ringelein! Jetæt schiesst es zarte Faden ein; Das soll wohl gar gewoben sein? Es scheint verwirrt, es hält jetzt still, Es weils nicht recht, wohin es will. Es geht zurück; ich seh's ihm an, Es hat etwas vergessen drau. Zwar denkt's: „Das eilet ja gar nicht, Mein Haus drum nicht zusammenbricht.“ Jetzt steht es, putzt dié Hände ab Undl schneidet seinen Faden ab. Jetzt setzt sich's in sein Sommerhaus Ind schaut die lange Strass' hinaus; Es sagt: „Man bauf sich halb zu Schand', Doch freut es, ist das Haus im Stand.“ In freien Lüften wogt's und schwankt's, Und an der lieben Sonne hangt's Und sitzt in ihrem Schein so warm. Wie wohl ist's ihm! In grossem Schwarm Seht's Mücklein tanzen, jung und fett, Und denkt: „Wenn ich doch eines hätt'!“ Wie hast du, Spinnlein, mich entzückt, 8o klein und doch auch so geschickt! Wer hat dies alles dich gelehrt? — Ich denk', er, der uns alle nährt, Er giebt auch dir, was dir gebricht; Sei ruhig, er vergisst dieh nicht. Da kommt ein Mücklein: nein, wie dumm! Es rennt ihm schier das Häuslein um. Nun schreit's und winselt's: Weh! und ach! Du armer Schlucker, nur gemach! Hier heisst es: Mugen aufgethan! Was gehn dich fremde Sachen an? Zweite Abteilung. 14 10