II. Die Literatur in den Händen der Geistlichen. Und ganz entfärbt war er im Angesicht. Er kann vor Jammer sich nicht aufrecht halten Und willenlos sinkt er in Ohnmacht nieder. Da sprach der Erzbischof: „Weh dir du Held.“ Doch als Turpin Roland in Ohnmacht sah, Da fühlt er solchen Kummer, wie noch nie, Streckt aus die Hand und faßt den Olifant; Ein fließend Wasser ist in Ronceval; Hin wollt er gehn und Roland davon bringen. Hin geht er langsam und mit schwankem Tritt, Er ist so schwach, daß er nicht vorwärts kann, Denn er verlor des Blutes allzuviel; Bevor er eine Ackerlänge ging, Stockt ihm das Herz, nach vorne fällt er nieder, Er blickt empor und beichtet seine Schuld, Gen Himmel faltet er die beiden Hände Und bittet Gott um's heil'ge Paradies. Todt ist Turpin, der Streiter Karl's des Großen. Da fühlt Roland, daß ihm die Sehkraft schwindet, Zusammen rafft er sich und stellt sich auf, Vergangen ist die Farbe seiner Wangen. Da ragt vor ihm ein brauner Fels empor; Zehn Schläge führt er drauf in Gram und Grimm, Es knirscht der Stahl, doch kriegt er keine Scharte. Da sprach der Graf: „Hilf heilige Maria! Ach, guter Durendal, zum Unheil wart Ihr! Wenn ich verderbe, kann ich Euch nicht wahren. Roland schlug in den Felsen von Sardonix, Es knirscht der Stahl, doch kriegt er keine Scharte, Und als er sah, daß er's nicht brechen könne, Da hub er bei sich selber an zu klagen; „O, Durendal, wie bist du schön und heilig! Es ist nicht Recht, daß Heiden dich besitzen, Im Dienst der Christen solltest du verbleiben. Nie trage dich ein Mann, der Feigheit übt. Viel große Länder nahm ich ein mit dir, Die Karl nun hält mit blüthenweißem Bart, Gar stark und mächtig ward davon der Kaiser.“ Da fühlt Roland, daß ihn der Tod bewältigt, Vom Haupte steigt er nieder ihm zum Herzen, Und unter eine Fichte eilt er hin, Und vorwärts streckt er sich in's grüne Gras, Legt unter sich das Schwert und Olifant Und wendet nach dem Heidenland das Haupt; Das that er darum, weil er will in Wahrheit, Daß Karl mit allem Frankenvolke sage: Der edle Graf starb als Eroberer. So starb Roland und Gott nahm seine Seele auf in den Himmel. Als aber der Kaiser gen Ronceval kam, war daselbst kein Weg und kein