Gottfried Bürger. 5. Es dröhnt' und dröhnte dumpf heran; Laut heulten Sturm und Wog' ums Haus. Der Zöllner sprang zum Dach hinan Und blickt' in den Tumult hinaus. „Barmherziger Himmel, erbarme dich! Verloren! verloren! Wer rettet mich?“ — 6. Die Schollen rollten Schuß auf Schuß Von beiden Ufern hier und dort; Von beiden Ufern riß der Fluß Die Pfeiler samt den Bogen fort. Der bebende Zöllner mit Weib und Kind, Er heulte noch lauter als Strom und Wind. 7. Die Schollen rollten Stoß auf Stoß An beiden Enden hier und dort; Zerborsten und zertrümmert schoß Ein Pfeiler nach dem andern fort. Bald nahte der Mitte der Umsturz sich. „Barmherziger Himmel, erbarme dich!“ — 8. Hoch auf dem fernen Ufer stand Ein Schwarm von Gaffern groß und klein, Ein jeder schrie und rang die Hand, Doch mochte niemand Relter sein. Der bebende Zöllner mit Weib und Kind Durchheulte nach Rettung den Strom und Wind. — 9. Rasch galoppiert' ein Graf hervor, Auf hohem Roß ein edler Graf— Was hielt des Grafen Hand empor? Ein Beutel war es, voll und straff. — „Zweihundert Pistolen sind zugesagt Dem, welcher die Rettung der Armen wagt.“ 10. Und immer höher schwoll die Flut, Und immer lauter schnob der Winde Und immer tiefer sank der Mut — D Retter, Retter, komm geschwind! — Stets Pfeiler bei Pfeiler zerborst und brach; Laut krachten und stürzten die Bogen nach.