andrer' gehört und weiter auch mit lat. alius ander' ver— wandt ist. Der zweite Teil ist unser Cand, in dem durch das i das a zu e umgelautet ist. Eli-lenti ist also das andre Land, die Fremde'. Wenn der heliandsänger erzählen will, daß zu der großen Schätzung unter Augustus (Luk. 2) jeder, der in der Fremde weilte, sich in seine Heimat zu begeben hatte, so gebraucht er auch das Wort eli⸗-lendi. „Hiet man that alla thea elilendium man iro õdil sohtin“ — man befahl, daß alle, die sich im Auslande befänden, ihre Heimat aufzusuchen hätten. Die weitere Entwicklung der Bedeutung offenbart ein Stück Seelenleben unsrer Vorfahren, zeigt uns, wie lebhaft und tief der Gegensatz Heimat und Fremde empfunden wurde. Darauf deuten ja auch hunderte von Volksliedern, in denen die heimat besungen und gepriesen, ihr Verlust beklagt, ihr Besitz bejubelt wird. Wen ein böses Geschick ins Elilenti getrieben hatte, fort aus der heimat mit ihren Erinnerungen, fort vom Vaterhause und aus dem Freundeskreise, vielleicht verbannt zur Nimmer— wiederkehr, der beklagte schmerzvoll den Verlust. Und wenn die äußere Lage noch so glänzend war, innerlich war doch der Mensch unglücklich; das heimweh erschütterte seine Seele. So erhielt das Eigenschaftswort elen d, das aus eli-lenti zusammen⸗ gezogen wurde, die Bedeutung unglücklich, beklagenswert'. Den Übergang dazu mag eine Stelle aus dem Kudrunliede veran— schaulichen, bei der das Wort „ellend“ zwar schon im Sinne von unglücklich' gebraucht wird, aber noch deutlich den alten Sinn durchblicken läßt. Kudrun ist aus der heimat ins fremde Vor— mannenland entführt; mit ihrer Gefährtin hiltburg muß sie, die Königstochter, am Strande waschen. Da naht der tröstende Engel und spricht: „du maht dich wol versehen, maget vil ellende, dir sol groz liep geschehen“?. Die weitere Entwicklung zu den Bedeutungen ftränklich', schlecht' schließt sich leicht an die all— gemeine Bedeutung unglücklich' an. hel. 345. ⸗ Rudrun 11609. 188