210 Erzählende Gedichte. Wie ein Sohn um seine Mutter, Ums Kind die Nachtigall, So will ich weinen und klagen Um meines Hauses Fall. 8. „Doch wird's auf den Auen lustig Und schallet der Vögel Gesang, So hall' im Turm auch wieder Aufs neu' der Freude Klang. Mein Vater stieg in den Himmel, Die Brüder sanken ins Grab; Doch Freund und Harf' und Liebe, Das ist's, was ich noch hab'. 9. „Zwei Sonnen, der Liebsten Augen, Sie schmücken das Kerkerhaus Mit himmlisch hellen Strahlen Zum Königssaal mir aus. Des Freundes Mut verschönet Den Bund beim rosigen Wein, Und lustiges Harfenspiel tönet Ins blühende Land hinein.“ 10. „O König, schöner König, Wirf Lust und Hoffen ins Meer! Ich sah sie gestern begraben, Dein Herzlieb ist nicht mehr. Im Unglück dein heitrer Geselle, Der treue Freund ist tot, Heut' nacht hat er verblutet Für dich auf dem Schafott.“ 11. „Und ist mein Herzlieb gestorben Und hat verblutet die Treu', Das könnt' ein Herz wohl brechen, Das Herz im Leib entzwei. Den Vater, die Brüder, die Liebe, Den Freund verschlang das Grab: So bist du, Harfe, mein alles, Was ich im Leid noch hab'. 12. „Zur Klage will ich dich stimmen, Daß bleich die Sonne scheint, Daß Mond und Stern' erblinden Und Ros' und Lilie weint. NV