382 Lehrhafte Gedichte. 4. Ganz spät, nachdem die Teilung längst geschehen, Naht der Poet, er kam aus weiter Fern'. Ach, da war überall nichts mehr zu sehen, Und alles hatte seinen Herrn. 5. „Weh mir! So soll ich denn allein von allen Vergessen sein, ich, dein getreuster Sohn?“ So ließ er laut der Klage Ruf erschallen Und warf sich hin vor Jovis Thron. 6. „Wenn du im Land der Träume dich verweilet,“ Versetzt der Gott, „so hadre nicht mit mir. Wo warst du denn, als man die Welt geteilet?“ — „Ich war,“ sprach der Poet, „bei dir. 7. „Mein Auge hing an deinem Angesichte, An deines Himmels Harmonie mein Ohr; Verzeih' dem Geiste, der, von deinem Lichte Berauscht, das Irdische verlor!“ 8. „Was tun?“ spricht Zeus. „Die Welt ist weggegeben; Der Herbst, die Jagd, der Markt ist nicht mehr mein. Willst du in meinem Himmel mit mir leben, So oft du kommst, er soll dir offen sein.“ Schiller. 336. Pegasus im Joche. Auf einem Pferdemarkt — vielleicht zu Haymarket, Wo andre Dinge noch in Ware sich verwandeln — Bracht' einst ein hungriger Poet Der Musen Roß, es zu verhandeln. 5 Hell wieherte der Hippogryph Und bäumte sich in prächtiger Parade, Erstaunt blieb jeder stehn und rief: „Das edle, königliche Tier! Nur schade, Daß seinen schlanken Wuchs ein häßlich Flügelpaar 10 Entstellt! Den schönsten Postzug würd' es zieren.“ Die Rasse, sagen sie, sei rar, Doch wer wird durch die Luft kutschieren? Und keiner will sein Geld verlieren. Ein Pachter endlich faßte Mut. 15 „Die Flügel zwar,“ spricht er, „die schaffen keinen Nutzen; Doch die kann man ja binden oder stutzen, Dann ist das Pferd zum Ziehen immer gut. Ein zwanzig Pfund, die will ich wohl dran wagen.“ Der Täuscher, hoch vergnügt, die Ware loszuschlagen,