126 er jedoch auf Befehl des Grals verbot, je uach seiner Herkunft zu fragen. Mehrere Jahre verlebten sie in glücklicher Ehe; da vergaß bie Frau einst ihres Versprechens und that an den Gatten die ver— botene Fragen Alsbald erschien der Nachen mit dem Schwan, der ihn einst hergetragen hatte und führte Lohengrin wieder von dannen. Mit diesem Ausblick in die altdeutsche Schwanensage endet das Gedicht. 7. Hartmann von Aue. (t um 1215.) Der arme Heiurich. Ein schwäbischer Ritter, Heinrich von der Aue, war seiner Macht und seines Reichthums wegen weit und breit berühmt. An Ädel glich er manchem Fürsten; an Gütern stand er keinem Könige nach; Nan Rittertugenden war er eine Zierde seiner Zeit. Dabei war er von Angesicht und Gestalt herrlich anzuschauen. Alle Herzen aren ihm hold. Da ward er plödtzlich, wie einst der fromme Hiob, pom Aussatz befallen, zu Schmach und Abscheu ganz verstellt von Schwaͤren und giftigen Wunden. Nun floh und mied ihn Jeder— mann. Und Helinrich ergrimmte ob seines schmählichen Leidens und verwünschte Tag und Stunde, da er geboren war. Noch hoffte er indeß vurch seinen Reichthum Erlösung von seiner Qual und bot daher den Aerzten große Summen Geldes. Aber kein Arzt ver— mochte, ihm zu helfen; selbst ein berühmter Arzt zu Salerno in Italien, wohin er Hülfe suchend gezogen war, hatte keine Arznei für ihn und erklärte, er könne nur gerettet werden, wenn eine fromme Jungfrau in ihres Herzens Unschuld freiwillig ihr Herzblut für ihn dahingabe. Nach diesem Bescheide verzweifelte der Ritter an seiner Genesung, denn wo fände sich eine Jungfrau, die ihr Leben für einen Aussaͤtzigen opfern würde! Also wanderte der arme Heinrich traurig wieder in seine Heimat nach Schwaben, verschenkte alle seine Güter und behielt sich nur einen Meierhof vor, auf dem er seine kranken Tage beenden wollte. Da jammerte des Elenden das zwölffährige Tochterlein des Meiers, und es pflegte sein treulich und kindlich, gleich als sei der Herr nicht unrein und ein Greuel vor der Welt. Nach einiger Zeit erfuhr das Mägdlein auch, wodurch der Kranke geheilt werden könne, und alsbald ging es ihm durchs Herz, den Herrn zu heilen. In nächtlicher Stille hing das Mädchen unter Thraͤnen diesem Gedanken nach, und brach der Tag an, so kam er auch da nicht aus seinem Herzen. Seine Thränen hörten erst auf zu fließen, als es völlig entschlossen war, sein junges Leben zu pfern und sich durch nichts von dem Vorsatze abbringen zu lassen