49 Höret den Gecken! sagte der Wolf, ich habe das Übel, Er verlangt die Belohnung und hat die Gnade vergeßen, Die ich ihm eben erwies. Hab' ich ihm Schnabel und Schädel, Den ich im Munde gefühlt, nicht unbeschädigt entlaßen? Hat mir der Schäker nicht Schmerzen gemacht? Ich könnte wahrhaftig, Ist von Belohnung die Rede, sie selbst am ersten verlangen! Älso pflegen die Schälke mit ihren Knechten zu handeln. Diese Geschichten und mehr verzierten, künstlich geschnitten, Rings die Faßung des Spiegels, und mancher gegrabene Zierat, Manche goldene Schrift. Ich hielt des köstlichen Kleinods ß Mich nicht werth, ich bin zu gering, und sandt' es deswegen Meiner Frauen der Königin zu. Ich dachte durch solches Ihr und ihrem Gemahl mich ehrerbietig zu zeigen. Meine Kinder betrübten sich sehr, die artigen Knaben, Als ich den Spiegel dahin gab. Sie sprangen gewöhnlich und spielten Vor dem Glase, beschaulen sich gern, sie sahen die Schwänzchen Hängen vom Rucken herab und lachten den eigenen Mäulchen. Kibder vermuthet' ich nicht den Tod des ehrlichen Lampe, Da ich ihm und Bellyn auf Treu' und Glauben die Schätze Heilig empfahl; ich hielt sie beide für redliche Leute, Heine beßeren Freuͤnde gedacht' ich jemals zu haben. Wehe sei über den Mörder gerufen! Ich will es erfahren, Wer die Schätze verborgen, es bleibt kein Mörder verhohlen. Wüßte doch ein und andrer vielleicht im Kreis hier zu sagen, Wo die Schätze geblieben, und wie man Lampen getodtet! Mutter und Sohn. Aus Goethe's Hermann und Dorothea. Taschenbuch für 1798. Berlin S. 55. — Werle. Stuttgart und Tübingen 1840. V, 380. — 1855. 1I, u4. Der Vater hat Hexmann aufgefordert, eine de bchter des wohlhabenden Kaufmanns am Markte ihm ins Haud zu fuhren als hierauf der Sohn ertläͤrt, daß er gerade diese Mädchen, von denen er einst verspottet sei, nicht leiden lönne ann der Vater auf ihn in itt Laune, weshalb Hermann langsam und geräuschlos hie Sibe verlaht. Wahrend nun die Männer weiter diskurieren, schleicht die Mutter dem Sohne nach, um ihn wieder aufzuheitern.) Also sprachen die Männer sich unterhaltend. Die Mutter Gieng indessen, den Sohn erst vor dem Hause zu suchen, Auf der steinernen Bank, wo sein gewöhnlicher Sitz war. Als sie daselbst ihn nicht fand, so gieng sie, im Stalle zu schauen, Ob er die herrlichen Pferde, die Hengste, selber besorgte, Die er als Fohlen gekauft, und die er niemand vertraute. Und es sagte der Knecht: Er ist in den Garten gegangen. Da durchschritt sie behende die langen doppelten Höfe, Ließ die Ställe zurück und die wohlgezimmerten Scheunen, Trat in den Gatten, der weit bis an die Mauern des Städtchens Reichte, schrikt ihn hindurch und freute sich jeglichen Wachsthums, Stellte die Stüten zurecht, auf denen beladen die Aste Ruhten des Apfelbaums, wie des Birnbaums lastende Zweige, Nahm gleich einige Raupen vom kräftig strohenden Kohl weg; Denn ein geschäftͤges Weib thut keine Schritte vergebens. Also war sie ans Ende des laͤngen Gartens gekommen, Bis zur Laube mit Geißblatt bedeckt; nicht fand sie den Sohn da, Ebenso wenig als sie bis jetzt ihn im Garten erblickte. Aber nur angelehnt war das Pförtchen, das aus der Laube, Aus besonderer Gunst, durch die Mauer des Städtchens gebrochen Halte der Ahnherr einst, der würdige Burgemeister. uͤnd so gieng sie bequem den trocknen Graben hinüber, Wo an der Siraße sogleich der wohlumzäunete Weinberg Aufstieg steileren Pfads, die Fläche zur Sonne gekehret. Auch den schritt sie hinauf und freule der Fülle der Trauben Sich im Steigen, die kaum sich unter den Blättern verbargen Schattig war und bedeckt der hohe mittlere Laubgang, Den man auf Stufen erstieg bon unbehauenen Platlen. Und es hiengen herein Gutedel und Muskateller, 54