Yerlag non Carl Aleyer (Gustav Prior)in Haunoueru. Berlin V'. 85. — — Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. — Prãparationen zur methodischen Behandlung deutscher Russerftücke. Ein Handbuch für Lehrer. Von K. Dorenwell. J. Teil. Gr. 8se. 232 Seiten. Preis Mk 2,50 Literarische Beilage zur Pädagogischen Zeitung. „Der Landmann ucht durch Kreuzung neue Arten zu erzeugen, welche die Vorzüge der zur Züchtung benutzten Spezies vereinigen. , Dieser Vorgang wiederholt sich auf geistigem Gebiete, besonders auf dem der Lehrduch Lieratur. Nur selten erscheint ein Buch, welches man als Original bezeichnen könnte. Auch das obige Werk ist ein Produkt, allerdings ein sehr gutes, geistiger Kreuzung. Der Verfasser hat mit Bienenfleiß die vorhandene Literatur des Faches studiert und das gefundene Gute zu einem Buche verarbeitet. Die Vorzüge des Dorenwellschen Buches sind folgende: TDie Auswahl der Stüge ist ohne Tadel. Sie sind in allen Lesebüchern zu finden. II. Die Einleitung zu den einzelnen Stücken ist musterhaft. In der sorgfältigsten Weise bestelt der Ver— asser den Acker, damit die Samenkörner nicht auf unfruchtbares Land fallen. II. Ein ganz eigener Reiz liegt in der Art, wie Doreuwel entwickelt. Man hat seine helle Freude daran, zu sehen, wie er die Schüler zum Finden anleitet ind sie sicher zum Ziele führt. Jede Weitschweifigleit wird dabei vermieden, IV. Schier unerschöpflich quillt der Stoff, wenn es dem Verfasser darum zu un ist, den Grundgedanken einer Erzuͤhlung durch Vergleich mit ähnlichen Geschichten zu vertiefen und zu varsieren. Bei der Behandlung des Gellert⸗ chen Gedichtes „Der Bauer und sein Sohn“ zieht er z. B. eine Erzählung von Hans Sachs heran, ferner „Den großen Kohlkopf“ bon Ehr v Eamid die Asopsche Fabel mit dem Schluß: Tie Rhodus, hie valtai und einige Münchhausiaden. Eberhard ist hier mit gutem Beispizi vorangegangen V. Auf die Stilübungen wird das größte Gewicht gelegt Übungen' um Disponieren, in der Veränderung der Form, im Zusammenfassfen werden überall vorge⸗ nommen. Ein besonderes Buch mit Aufsatzstoff wird bei Benutzung des Dorenwellschen Werkes überflüssig. VI. Die Wortertlärungen und Wortbildungen durchweht echt Hildebrandscher Geist. Gilt es ein den Kindern neues Wort inhalt⸗ lich zu ihrem Eigentum zu machen, so läßt der Verfasser es in den verschiedensten Phrasen erscheinen. Er macht es wie der Juwelier, der den Edelstein in allen Farben spielen läßt, damit der Käufer den vollen Wert erkenne. Ich zühre nur ein Beispiel „traulich“ und hold“ auf S. 229 an. Feine grammatische Bemerkungen erfreuen und belehren den Leser. VII. Lyrische Bedichte, welche nach Form und Inhalt volkstümlich und leicht verständlich sind, zerpflückt Dorenwell nicht in Einzelheiten, sondern läßt sie als Ganzes wirken. Die Hauptgedanken gibt er in vortragender Form, so daß der poetische Hauch erhalten bleibt. — Der Leser wird aus dieser ausführlichen Besprechung entnehmen, daß ich das Buch trotz der einleitenden Bemerkungen für höchst beachtenswert halte. Es gehört zu den besten seiner Art, und man tann nur wünschen, daß diesem eriten Teile bald der in Ausficht gestellte zweite folate. Druck von Besse & Vetker in Leiviig.