— 118 — Wenn es beginnt zu tagen, Da steht im Wald geschrieben, Die Erde dampft und blinkt, Ein stilles, ernstes Wort Die Vögel lustig schlagen, Von rechtem Thun und Lieben, Das dir dein Herz erklingt: Und was des Menschen Hort. Da mag vergehn, verwehen Ich habe treu gelesen Das trübe Erdenleid, Die Worte schlicht und wahr, Da sollst du auferstehen Und durch mein ganzes Wesen In junger Herrlichkeit! Ward's unaussprechlich klar. Bald werd' ich dich verlassen, Fremd in der Fremde gehn, Auf buntbewegten Gassen Des Lebens Schauspiel sehn; Und mitten in dem Leben Wird deines Ernst's Gewalt Mich Einsamen erheben, So wird mein Herz nicht alt. 3. Der Jüger Abschied. Wer hat dich, du schöner Wald, Banner, der so kühle wallt! Aufgebaut so hoch da droben? Unter deinen grünen Wogen Wohl den Meister will ich loben, Hast du treu uns auferzogen, So lang' noch mein' Stimm erschallt. Frommer Sagen Aufenthalt! Lebe wohl, Lebe wohl, Lebe wohl, du schöner Wald! Lebe wohl, du schöner Wald! Tief die Welt verworren schallt, Was wir still gelobt im Wald, Oben einsam Rehe grasen, Wollen's draußen ehrlich halten, Und wir ziehen fort und blasen, Ewig bleiben treu die Alten: Daß es tausendfach verhallt: Deutsch Panier, das rauschend wallt, Lebe wohl, Lebe wohl, Lebe wohl, du schöner Wald! Schirm' dich Gott, du schöner Wald! 28. Adalbert von Chamisso. Werke. Berlin. 1. Frisch gesungen. Hab' oft im Kreise der Lieben Hab' einsam auch mich gehärmet In duftigem Grase geruht In bangem, düsterem Mut Und mir ein Liedlein gesungen, Und habe wieder gesungen, Und alles war hübsch und gut. Und alles war wieder gut.