32 14. Friedrichs des Großen Thronbesteigung und seine erste Regierungszeit. Der junge Monarch, der 1740 auf Friedrich Wilhelm J. folgte, war durch eine herbe Schule des Lebens hindurchgegangen, eh er den preußischen Thron bestieg. Die Strenge und Einseitigkeit des Vaters hatte dem regen Geiste des Prinzen nicht die rechte Nahrung zu geben gewußt; der Kronprinz hatte nicht erkannt, daß hinter dem rauhen Ernste Friedrich Wilhelms die Biederkeit alter deutscher Sitte und eine ehrbare Zucht verborgen war, die der neuen vornehmen Weltbildung fehlte. Und doch konnte man sagen, daß jeder dieser beiden Männer den anderen ergänzte. Preußen wäre nie geworden, was es geworden ist, wenn nicht Friedrich den starren Formen seines Vaters Leben und Geist eingehaucht hätte; aber auch Friedrich wurde zu dem, was er war, erst durch die straffe Zucht und den prosaisch ernsten Sinn, zu dem der Vater den weichen Jüngling heranzog. sind harte Tage vorausgegangen, bis der innere Zwiespalt zwischen beiden überwunden war, dann aber lernte der Sohn die rastlose und pflicht— eifrige Thätigkeit des Vaters so würdigen, wie sie es verdiente, und der Vater hat es mit Stolz und Dankbarkeit anerkannt, daß er einen solchen Nachfolger hinterlassen. Aber die wenigsten mochten doch damals eine richtige Ahnung von dem künftigen Könige haben. Das Leben, das Friedrich zu Rheinsberg mit seinen Freunden führte, zeigte einen heitexen, geistreichen Kreis, der behaglich jeden erlaubten Genuß sich gestattete, an Poesie und Kunst sich ergötzte, in an— mutigen Gesprächen und Scherzen die Zeit hinbrachte. Nach solchen Anfängen mochte man eher eine friedfertige mediceische Epoche erwarten als ein bewegtes, sturmvolles, die alte Welt erschütterndes Regiment. Friedrich selbst hatte freilich über dem Genusse die ernsten Dinge nicht ver— gessen; er tändelte und scherzte zwar mit den Freunden, er gab sich mit ganzer Lebensfreude der heiteren Geselligkeit und Freundschaft hin und pries oft diese Zeit als die glücklichste seines Lebens, aber seine Gedanken wie seine Thaten haben doch immer zugleich den ernsten Hintergrund, auf den ein großer Beruf ihn hin— wies. Er lernte aus allem, er ergriff das Mannigfaltigste mit gleicher Virtuosität, er war in kriegerischen Dingen und Verwaltungssachen, in Sachen des Handels und der Industrie besser bewandert und dieser Prosa des Lebens mit regerem Interesse zugewandt, als es selbst die ihm am nächsten stehenden ahnten. Sein Leben und seine Briefe aus jenen Tagen lassen uns einen reichen und vielseitigen Geist erkennen, der sich mit wunderbarer Elastizität an das Verschiedenartigste heranwagt, und den neben heiteren Scherzen die tiefsten Fragen der Philosophie und Religion ernstlich beschäftigen. Sie zeigen uns daneben ein warmes, für Freundschaft empfängliches Gemüt und einen milden, humanen Sinn, aber auch ein Ehrgefühl und einen Mannesstolz, der keine Demütigung erträgt, und ein Gefühl von Pflicht und Verantwortlichkeit, wie es nie in höherem Maße ein Königsohn in sich getragen hat. So bestieg Friedrich IIL. den Thron, und schon seine ersten Schritte ließen in jedem Zuge den König erkennen. Die etwa hofften, er werde nun Rheinsberg nach Potsdam tragen, wurden freilich enttäuscht; Freunden, Genossen und Ver—