— 151 — sie einen starken Baumpfabl dureb, der an der Strasse stand, und trugen den Esel auf der Achsel heim. S8o weit kann's kommen, wenn man es allen Leuten recht machen will. Johann Peter Hebel. 99. Das seltsame Rezept. Es ist traurig, wenn man ein Vezept in die Apotheke tragen muß; aber einmal ist doch ein Spaß dabei gewesen. Da kam ein Bäuerlein in die Stadt gefahren, hielt vor der Apotheke an und lud von seinem Wagen eine große Stubenthür ab. Als er nun die Thür in den Laden hineintrug, machte der Apotheker große Augen und fragte: „Guter Freund, was wollt ihr hier mit eurer Stubenthür? Der Tischler wohnt nebenan.“ Aber der Bauer ließ sich nicht irre— machen und sagte, er wolle nicht zum Cischler sondern in die Apotheke; denn der Arzt sei bei seiner kranken Frau gewesen und habe ihr ein Tränklein verordnet. Als der Herr Doktor aber das Rezept aufschreiben wollte, sei im ganzen Hause keine Feder, keine Tinte und kein Papier gewesen; da habe er es mit Kreide an die Stubenthür geschrieben, und nun möge der Apotheker den Trank kochen. Der Apotheker lachte über das große und schwere Rezept und kochte die Medizin, und der Bauer fuhr damit heim zu seiner kranken Frau. Die hat das Tränklein genommen, hat auch sonst gethan, was ihr der Arzt befohlen hatte, und ist bald wieder gesund geworden. Nach Bebel. 100. Das Riesenspielzeug. 1. Burg Nideck ist im Elsaß der Sage wohl bekannt, die Höhe, wo vorzeiten die Burg der Riesen stand; sie selbst ist nun verfallen, die Stätte wüst und leer; du fragest nach den Riesen, du findest sie nicht mehr. 2. Einst kam das Riesenfräulein aus jener Burg hervor, erging sich sonder Wartung und spielend vor dem Thor und stieg hinab den Abhang bis in das Thal hinein, neugierig zu erkunden, wie's unten möchte sein 3. Mit wen'gen raschen Schritten durchkreuzte sie den Wald, erreichte gegen Haslach das Land der Menschen bald, und Städte dort und Dörfer und das bestellte Feld erschienen ihren Augen gar eine fremde Welt.