2 — sanftem Lichte schimmert hoch über unserm Haupte die Milchstraße. Vom südwestlichen Horizonte zieht sie sich bis zum Scheitelpunkte hinauf und dann abwärts bis zum Horizonte in Nordosten. Nach Westen zu teilt sich der schimmernde Gürtel in zwei breité Bander. Die Milchstrabe hat nun ihre höchste Stellung am Himmel erreicht, und man wird sie kaum schöner sehen als jetzt. Was die alten Völker bereits ahnten, das hat die Wissenschaft erwiesen, daß nämlich die Milehstrabe aus unzähligen, einzeln nicht mehr sichtbaren Sternen besteht. Von dem Augenblicke an, wo man — vor fast dreihundert Jahren — den Himmel mit Fernrohren betrachtete, vermochte man auch einzelne Teile derselben in Sterne aufzulösen, und heutigestags hat man mit Hülfe der besten Teleskope die ganze Milcketrabe als einen Ring von zahllosen Sternen erkannt. So gedrängt stehen diese beieinander, dab ein eigentliches Zählen derselben gar nicht mehr möglich ist; man mub ihre Zahl in ahnlicher Veise zu bestimmen suchen, wie Xerxes diejenige seines Heeres schätzte. Der grobe Astronom Herschel richtete sein lichtstarkes Teleskop auf eine bestimmte Stelle der Milchstrabe und schätzte ab, wieviel Sterne zum Beispiel in einer Minute dureh das Gesichtsfeld zogen. Dies wiederholte er für eine Anzahl anderer Stellen von möglichst verschiedener Sternenfũülle. Da er nun die Gröbe seines Gesichtsfeldes genau kannte, und da sich die Fläche, welche die Milchstrabe am Himmel einnimmt, wenigstens annähernd, bestimmen läßt, s0 Lonnte er berechnen, wieviel Sterne etfwa in dem ganzen Gürtel enthalten sein möchten, und es ergab sich die Zahl von nicht weniger als achtzehn Millionen. Was aber eine solche Menge bedeuten will, das können wir uns einigermaßen Nlar machen, wenn wir berechnen, wievielmal sie gröber ist als die Anzahl der sumtlichen Bewohner unserer Stadt. Indem unser Auge von der herrlichen Lächtzone über die anderen Räume des Himmelsgewölbes hingleitet, grüßen wir manche unter den vielen Sterngruppen als liebe alte Bekannte. Gleich auf den ersten Blick zeigt sich an der Ostseite des Firmaments wie ein Lichtwölkchen das Häuflein einer Sterne, welche das Siebengestirn oder die Plejaden bilden. „Die Gluckhenne mit ihren Küchlein“ werden sie aueh im Volksmunde genannt. Der helle Stern in ihrer NMitte ist die Henne; um ihn scharen sich die kleineren als die Kũchlein. 239