— — beiden Personen zu retten, aber beide zu retten, sei unmöglich. Eine selbstsüchtige Person hätte mit Eifer diese letzte Möglichkeit der Rettung ergriffen. Aber die edle Seele, von der wir hier erzählen, wurde weder von der Liebe zum Leben, noch von der Furcht in Versuchung geführt. Der Entschluß der Tochter war sogleich fest: Sie wendete sich zur Mutter, meldete ihr die Thatsache, daß nur eine von ihnen beiden gerettet werden könne, gab ihr einen Kuß, sprach ein Lebewohl und — bevor ihre Absicht erraten werden konnte, warf sie sich in den Fluß und starb, indem sie die einzige Möglichkeit der Rettung ihrer Mutter überließ, die sie mehr liebte als ihr eigenes Leben. Die Leiche der Tochter wurde bald gefunden und mit großen Ehren begraben, und alle Leute bewunderten die Kraft der Liebe und der Selbstverleugnung, die in dem Herzen dieser Tochter gelebt hatte. Durch Güte hesiegt. In Schlesien lebten zwei Bauern als Nachbarn. Der eine derselben war ein guter Mann, höflich und von freundlichem Charakter. Der andere war in Allem das Gegenteil. Sein Sinn war wie Zunder und geriet beim geringsten Anlaß in Flammen. Seinen guten Nach— bar haßte er vielleicht am meisten nur um dessen Güle willen. Er quälte ihn auf jede Weise und fing bei jedem Anlaß Streit mit ihm an. Zur Zeit der Heuernte hatte dieser böse Nachbar einst einen großen Teil seines Grases abgemäht und zum Dörren auf der Wiese ausgebreitet Darauf war er vom Hause fortgegangen. Waährend seiner Abwesen— heit zog aber ein heftiges Gewitter herauf. Als der gute Mann sah, in welcher Gefahr das Heu seines ab— wesenden Nachbars war, dachte er, hier sei eine gute