Los 1. Der alte Orienf. Vom Osten kommt die Sonne, vom Osten ist uns auch die Kultur gekommen. Wenn wir aus Europa zu Schiffe gegen Süd- osten fahren, so kommen wir an die Küsten Asiens oder nach Ägypten. Diese Gegenden nennt man Orient (aufgehende Sonne, Osten) und rechnet dazu auch die Östlich an. sie grenzenden Länder. Zwei von ihnen sind es nun, in denen die ältesten Kultur- völker der Welt gelebt haben, Ägypten und Babylonien; von hier aus haben alle anderen Völker ringsum ihre Kultur erhalten. Aber die Länder und die Menschen, um die es sich da handelt, waren ganz anders geartet als all das, was wir zu sehen gewohnt sind: ebenso groß wie der zeitliche Abstand ist auch die Verschiedenheit ihrer Einrichtungen von unseren heutigen Verhältnissen, Ägypten. Das Land. Ägypten nannte man das Niltal abwärts von dem Punkt bei Assuan (im Altertume Syene), wo der Strom zum letztenmal eine Bank harten Gesteins durchbricht und dabei Stromschnellen bildet. Es ist ein Land von geringer Flächen- ausdehnung, sehr lang (fast 1000 km), aber von sehr geringer Breite (4 bis 28 km); denn zu beiden Seiten des Tals erheben sich Höhen, die vollkommen unfruchtbar sind und auf denen nur wenige halbwilde Bewohner ein armseliges Dasein fristen. Das Tal selbst dagegen erhält durch die sehr regelmäßigen Überschwemmungen des Stromes große Fruchtbarkeit und ist seit uralten Zeiten sorgfältig bebaut und dicht besiedelt. Nur wie ein dünner Faden zieht es sich durch die Wüste hin und erst ganz nahe an der Mündung hat der Fluß ein breites Schwemmland in das Meer hinausgebaut, das Delta, das ebenso fruchtbar und dicht bevölkert ist wie das eigentliche Flußtal.