179 einem mächtigen Aufschwunge der Industrie, welche der König durch Herbeiziehung niederländischer Weber und Färber förderte. In den kirchlichen Angelegenheiten nahm das Parlament entschieden Stellung gegen die Geldansprüche der römischen Kurie, die auf französischer Seite stand, und begegnete ihnen durch strenge Gesetze. In diesem Eifer wurde das Parlament durch den Oxforder Professor Johann Wicelif bestärkt, der unter allgemeinem Beifall gegen die Mißbräuche in der kirchlichen Regierung predigte und schrieb. Da der schwarze Prinz schon vor Eduard II. gestorben war, so folgte diesem sein Enkel Richard II. (1377—1399). Die Regierung dieses schwachen, Günstlingen leicht zugänglichen Fürsten wurde durch Parteiungen und Volksaufstände getrübt, Zur Zeit, da Wyelif gegen den Reichtum der Kirche predigte, traten Begharden auf, die aber in England Lollharden hießen und Gleichheit der Menschen und Brüderlichheit predigten. Aber auch unter dem Bauernstande erwachten kommunistische Ideen; er erhob sich gegen den Adel und eroberte sogar London. Mit List und Gewalt wurde der Aufstand gedämpft. — Gegen die Geldforderungen des Königs entstand im Parlamente, eine scharfe Opposition; daher konnte der verbannte Vetter des Königs, Heinrich von Lancaster, eine Partei im Lande gewinnen, mit deren Hilfe er den König durch das Parlament absetzen ließ (1399) und sich selbst der Krone bemächtigte. Richard starb bald darauf 1400) im Gefängnisse. $ 67. Könige aus dem Hause Lancaster (1399—1461). Heinrich IV. von Lancaster (1399—1413) kam bis zu seinem Tode zu keinem ruhigen Genusse der Herrschaft, da ihr frevelhafter Ursprung stets Verschwörungen gegen ihn ins Leben rief. Sein Sohn Heinrich V. (1413—1422) benützte die inneren Streitigkeiten Frank- reichs, um daselbst einzubrechen. Nach der Schlacht bei Azincourt (1415) strebte er sogar mit Hilfe des Herzogs von Burgund nach der französischen Krone, indem er sich zur besseren Begründung seiner Ansprüche mit Karls VI. Tochter Katharina vermählte. — Unter den ersten zwei Königen aus dem Hause Lancaster steigerte sich abermals die Bedeutung des Parlaments, da sich beide Könige in allen wichtigen Angelegenheiten eifrig um dessen Zustimmung bemühten. Unter Heinrichs V. Sohne, Heinrich VI. (1422—1461), gingen fast alle englischen Besitzungen in Frankreich verloren. Dies brachte wieder in Erinnerung, was man unter der glanzvollen Regierung Hein- richs V, vergessen hatte, daß nämlich das Haus Lancaster unrecht- mäßig den Thron einnehme, da die englische Erbfolge der direkten 12*