König Wenzel von Böhmen, Karls IV. roher und leidenschaftlicher Sohn, taugte nicht zum Herrscher und wurde deshalb als deutscher König entsetzt, in seinem eigenen Lande sogar von einem Bunde unzufriedener Herren zweimal gefangen— genommen. Er war ein Tyrann und selbst seine nächsten An— verwandten suchten ihn zu entthronen. So wurde er nur wil— der und wüster. Der deutschen Universität in Prag hatte er ihre alten Rechte genommen und dadurch die deutschen Lehrer und Studenten zur Auswanderung gezwungen. Mit der Geist⸗ lichkeit verfeindet (Johannes von Nepomubh), ließ er es gern ge— schehen, daß (unter der Führung des Universitätsprofessors Jo— hannes Hus und seines Freundes Hieronymus) eine neue Glau— bensgenossenschaft im tschechischen Volke sich bildete. Die neue Lehre. Die Hussiten verwarfen außer der Bibel alle anderen Bücher und deren Studium, das Mönchtum und den weltlichen Besitz der Geistlichkeit, Priesterornat, kirchliche Ge— räte (Monstranzen, Kelche u. s. w.), Messe und Gesang in der Kirche, Ohrenbeichte und Ablaß, Feiertage außer den Sonntagen, den Glauben an ein Fegefeuer, Anrufung von Heiligen, Ver— ehrung von Bildern u. a. m. Sie tauften an jedem beliebigen Orte in jedem Wasser; den Gottesdienst hielten sie, wo es ihnen eben paßte und ohne Altar in gewöhnlichem Gewande ab.) Ihr Gottesdienst (Taboriten). Die Bekenner des neuen Glaubens (über 40. 000 und zumeist Bauern) hielten auf einer Anhöhe im südöstlichen Böhmen (an der Stelle der spä— teren Stadt Tabor) eine große Volksversammlung ab. Unter Beten, Fasten und Bußübungen erwarteten viele das Ende der sündhaften Welt. Stellen aus der Bibel wurden vorgelesen und Mann und Weib exrquickten sich an denselben und fühlten sich wie verklärt; deshalb nannten sie den Versammlungsort Tabor, Berg der Verklärung, und die eifrigsten Anhänger Hussens hießen sich Taboriten.“ i), „Die Daboriten und ihre Lehre“, aus Laurentius von Vke— — 2) Sie dürften wohl eher nach dem tschechischen Worte Tabor benannt sein. das ein Feldlager bedeutet.