Die Vögel wollten sich nun über die Sache besprechen, und an einem schönen Maimorgen kamen sie alle aus Wäldern und Feldern zusammen, Adler und Buchfink, Eule und Krähe, Lerche und Sperling, was soll ich sie alie nennen? Selbst der Kuckuck kam und der Wiedehopf; auch ein ganz kleiner Vogel, der noch keinen Namen hatte, mischte sich unter die Schar. Es ward aber beschlossen, daß der König sein sollte, der am höchsten fliegen könnte. Sie wollten gleich an diesem schönen Morgen aufsteigen, damit niemand hinterher sagen könnte: „Ich wäre wohl noch höher geflogen, aber der Abend kam, da konnte ich nicht mehr.“ Auf ein gegebenes Zeichen erhob sich also die ganze Schar in die Lüfte. Der Staub stieg da vom Felde auf, es war ein gewaltiges Sausen und Brausen und Fittichschlagen, und es sah aus, als wenn eine schwarze Wolke dahinzöge. Die kleineren Vögel aber blieben bald zurück, konnten nicht weiter und setzten sich wieder auf die Erde. Die größeren hielten's länger aus, aber keiner konnte es dem Adler gleich tun. Und als er sah, daß die andern nicht zu ihm herauf konnten, dachte er: „Was willst du noch höher fliegen, du bist doch der König,“ und fing an, sich wieder herabzulassen. Die Vögel unter ihm riefen ihm alle gleich zu: „Du mußt unser König sein, keiner ist höher geflogen als du.“ „Ausgenommen ich,“ schrie der kleine Kerl ohne Namen, der sich in die Brustfedern des Adlers verkrochen halte. Und 8 nicht müde war, stieg er noch viel höher hinauf. Dann legte er seine Flügel zusammen, sank herab und rief unten mit feiner, durchdringender Stimme: „König bün ick! König bün ick!“ „Du unser König?“ schrien die Vögel zornig. „Durch Ränke und List hast du es dahin gebracht!“ Sie machten nun eine andere Bedingung: der sollte ihr König sein, der am tiefsten in die Erde fallen könnte. Der Kleine ohne Namen aber suchte ein Mauseloch, schlüpfte hinab und rief mit seiner feinen Stimme heraus: „König bün ick! König bün ick!“ „Du unser König?“ riefen die Vögel noch zorniger. „Meinst du, deine Listen sollen gelten?“ Sie beschlossen, ihn in seinem Loche gefangen zu halten und auszuhungern. Die Eule ward