! § 21. Die Diadochen und das Schicksal der Hellenen. 97 Bezug auf Kunst und Wissenschaft, worin es von Alexandria überholt wurde, ebenso im Handel und Verkehr, wo Rhodus und wiederum Alexandria an seine Stelle traten. Vom sittlichen Standpunkt aus konnte die ihren religiösen Anschauungen zuwiderlaufende erzwungene göttliche Verehrung der halbfremden Herrscher nicht günstig wirken. Auch die Diadochen verlangten, was Alexander ben Griechen zugemutet hatte.1) Antigonus und sein Sohn Demetrius z/B. ließen sich in Athen als „Götter des Heils" ausrufen („&eoi GmfjQEg"), Feste stiften und Priester einsetzen. Das Wüten der Feldherrn Alexanders, die gleich den herrschsüchtigsten Gewaltherrschern pflichtvergessen und schäm- los nach der Macht strebten, um ihretwillen Krieg auf Krieg führten und in ihrem Frevelmut sich so weit vergingen, daß einer, Kassander, Alexanders Gemahlin und Sohn, ihren rechtmäßigen König, hinmorden ließ, mußte das schlimmste Beispiel geben. Die bereits in den Handelsstädten aufgekommene weltbürgerliche Denkart griff immer mehr um sich. Die asiatischen Völker mußten den langen innern Frieden gegen Zahlreiche verheerende Kriege eintauschen. In einigen Ländern, wie in Pergamum und Ägypten, wurde zwar sehr landesväterlich gewaltet, aber doch lediglich um des persönlichen Nutzens der Könige, nicht um der Völker willen. Die Ägypter mußten sich mit den untersten Stellen begnügen, von einer Gleichstellung mit den Eroberern war keine Rede. Die hellenische Bildung war bei den meisten, genau wie bei den innerlich roh gebliebenen Aufrührerkönigen, den Diadochen, nur äußerlich, nur ein Firnis über ihre Barbarei (wie im Rußland des 18. Jahrhunderts die abendländische Bildung bei der Mehrzahl derer, die sie angenommen hatten). Darum empfingen die Künste, deren Schöpfungen edler, großer Denkart bedürfen, in der helle- nistifchen Zeit keine weitere Ausbildung echter Art. Der rohe Geschmack der asiatischen Zuschauer verdarb die Schauspieler, eitles „Virtuosentnm", äußeres Geschick, eigenmächtiges Ändern am Wortlaute der Dichtungen, wenn man dadurch für sich mehr Beifall erwartete, kamen auf. § 21. Die Diadochen und das Schicksal der Hellenen. 1. Die Diadochen. An der Leiche des aufgebahrten Königs ent- brannte bereits der Kampf wegen der Nachfolge. Die Mannschaften ber Phalanx setzten es gegen den Waffenadel durch, daß Alexanbers geistes- schwacher Halbbruder Philipp Arrhidäus zum König ausgerufen ^ würbe, was dann auch mit dem von Roxane nachgebornen Sohne, dem der Name des Vaters beigelegt wurde, geschah. Die Reichsverweserschaft war erst in den Händen des Perdikkas. Aber von Unbotmäßigkeit erfüllt, vermochten es die meisten der übrigen Feldherrn, unter welche bie $er Bit 7 Statthalterschaften verteilt wurden, nicht, sich der Ordnung zu beugen. te acMse' Sie erhoben sich im Aufstand. Sie verführten, um ihrer Herrschgier willen, macedonische Männer gegen macedonische Männer in den Streit l) Die Könige von Pergamum nahmen wenigstens etwas Rücksicht: Sie nannten sich „6VVVOCOI t<p ftsä". Schenk, Lehrbuch, m. Altertum. A. 7 Philipp