Deutschland im dreizehnten Jahrhundert. 85 die bedeutendsten erhoben sich wesentlich über die Zahl von 10000 Einwohnern, so Straßburg, Köln, Nürnberg, Basel, Erfurt. Aber durch Ausbildung von Handel und Gewerbe, der Geldwirtschaft, des Städtewesens hatte sich ein außerordentlicher Umschwung in der Wirtschaft- Wirtschaft vollzogen; an Stelle der bäuerlichen Eigenwirtschaft war Umschwung, ein gegenseitiger Austausch der Erzeugnisse getreten, der sich zunächst vorzugsweise in den Grenzen der Stadt und des die Stadt um- gebenden Landgebietes abspielte (Stadtwirtschaft). Mit diesem Entstehung wirtschaftlichen Umschwung Hand in Hand ging eine soziale Neu- Bürgenums. bildung: das Bürgertum trat als neuer Stand neben Ritteradel und Bauerstand. § 84. Die EntWickelung der städtischen Verfassungen. Der Stadt- Monarchische Herr war zunächst der König, der an seiner Stelle einen Burggrafen ^embe' Gericht halten und die Verwaltung führen ließ, oder, da mit den Hoheitsrechten in den königlichen Städten zumeist die Bischöfe belehnt wurden, ein Bischof oder endlich der weltliche Landesfürst, der die Stadt gegründet hatte. Früh aber entwickelte sich ein städtisches Patriziat, das teils aus altfreien Grundbesitzern und wohlhabenden Kaufleuten teils aus bischöflichen Ministerialen, welche die städtischen Ämter im Auftrag des Bischofs verwalteten, bestand; dies fand seine Vertretung in dem Rat, an dessen Spitze mehrere Bürgermeister Aristokratische standen, und dem es im Laufe des 13. Jahrhunderts meist gelang ^enobe- die wesentlichen Hoheitsrechte, die Gerichtsbarkeit, die Regalien von dem Stadtherrn teils durch Kauf und Vertrag teils auch mit Gewalt zu erwerben. So trat die Aristokratie der Geschlechter an die Spitze der Stadt. Aber je mehr die Zünfte an Wohlhabenheit und kriegerischer Tüchtigkeit — denn als Kämpfer zu Fuß verteidigten sie die Stadt — erstarkten, desto mehr verlangten sie nach der Teilnahme am Stadt- regiment. Besonders das 14. Jahrhundert wurde die Zeit der Zunft- Demokratische kämpfe, welche zum Teil mit großer Leidenschaftlichkeit ausgefochten ^enoöe- wurden und meist dahin führten, daß Zunftmeister in den Rat auf- genommen oder daß die Geschlechterherrschaft gänzlich gestürzt wurde. Die Städte haben eher als die fürstlichen Territorien eine ge- ordnete Verwaltung, besonders der Finanzen ausgebildet. Worms war die erste Stadt, die eine hervorragende politische Rolle spielte; ihr folgte Köln. Das 14. Jahrhundert ist die Blütezeit der Städte- bünde (vgl. § 94. 95). Nur einem Teil der deutschen Städte gelang es als freie Städte oder Reichsstädte ihre Selbständigkeit und Reichsstädte, reichsunmittelbare Stellung zu behaupten. Die übrigen wurden von den Landesherren unterworfen und traten in die Stellung von Land- Landstädte, städten ein.