118 C. Kölnische Geschichte. Vierte Periode. Jahren 14—16 Kriegszüge gegen sie, die den Charakter von Rauh¬ und Rachekriegen tragen und trotz einiger Erfolge — er nahm Segests Tochter Thusnelda, die Armin dem Tater entführt und zu seiner Gattin gemacht hatte, gefangen (ihr in der Gefangenschaft geborener Sohn Thumelicus starb zu Ravenna) (15) und schlug Armin bei Idisiaviso (Elfenwiese) in der Weserebene s. von Minden (16) — schliefslich opferreich und ergebnislos sind. Yon Tiberius zurückgerufen, weniger aus Neid und Furcht als aus staatsmänni- scher Einsicht, und mit Ehren überhäuft, wurde er nach dem Orient gesandt, wo er i. J. 19 starb. Der gegen Tiberius erhobene und besonders von der ehrgeizigen Agrippina ausgesprochene Ver¬ dacht, er habe ihn vergiften lassen, ist grundlos. — Die Rech¬ nung des Tiberius, die Germanen würden sich durch eigene Zwietracht aufreiben, erwies sich sogleich als richtig: die mäch¬ tigsten germanischen Fürsten Marobod und Armin wurden ge¬ stürzt; jener wurde durch einen adligen Markomannen Katwalda vertrieben (19) und erhielt von Tiberius einen Zufluchtsort in Ravenna, dieser ward, 37 Jahre alt, durch Mitglieder seiner Sippe ermordet (21), „weil er nach dem Königtum strebte.“1 b) Die Regierung des Tiberius war verständig, sparsam, in den meisten Yerwaltungszweigen vortrefflich. Er suchte die monarchische Macht zu stärken und die Scheingewalt der Comitien zu beseitigen. Die bisher in zerstreuten Quartieren liegenden Gardecohorten kasernierte er in dem festen Lager vor der Porta Yiminalis. Der alleinige Gardepräfekt war L. Aelius Sejanus. Tiberius war keine Persönlichkeit, die es versteht sich beliebt zu machen. Die Zurücksetzung, die er unter Augustus erlitten, herbe Erfahrungen, dazu sein klares Urteil machten ihn verbittert und mifstrauisch, und die Anwendung verkehrter Mittel, um der Oppo¬ sition zu begegnen, die Einleitung von Hochverrat- und Maje¬ stätsbeleidigungprozessen gegen hervorragende Männer und Frauen der aristokratisch-republikanischen Richtung, das Delatorenun¬ wesen steigerte seinen düstern Sinn bis zur Menschenverachtung. 1) Liberator haud dubie Germaniae et qui non primordia populi Eoraani, sicut alii reges dncesqne, sed florentissimum imperium lacessierit, proeliis am- biguus, bello non victus. . . . caniturque adhuc barbaras apud gentes. Tae. Ann. II, 88.