86 Dritte Periode. Von 1056 — 1273. richs III. von England, und Alfons X. von Castilien, ein Tochter¬ sohn Philipps von Schwaben. Aber dieser kam niemals ins Reich, jener nur zuweilen; Bedeutung hat keiner erlangt. Bei dieser Auflösung der Centralgewalt gewährte das Reich den Anblick eines Chaos. Nur im SO. erhob sich Böhmen unter dem Prsche- mysliden Ottokar II., der nach dem Tode des letzten Babenbergers Friedrichs des Streitbaren (1246) auch die Herzogtümer Österreich, Steiermark und Kärnten an sich gebracht hatte, zu grofsartiger Stellung; und im NO. eroberte der Deutsche Ritterorden 1230 — 83 in hartem Ringen dem Deutschtum ein Gebiet von zu- kunftreichster Bedeutung für die Geschichte der deutschen Einheit. b) Italien. Hier hielt Friedrichs II. Sohn Manfred die stau¬ fische Herrschaft ruhmvoll aufrecht und liefs sich in Palermo krönen. Gegen ihn entbot der Papst Karl von Anjou, den Bruder Ludwigs IX. von Frankreich. Diesem erlag er 1266 nach helden¬ mütigem Kampfe bei Benevent, wo er den Tod fand. Nun riefen die Ghibellinen Konrads IV. jungen Sohn Konrad (Corradino) herbei. Er kam, wurde in Rom gut empfangen, erlitt aber 1268 bei Tagliacozzo durch Karl eine vollständige Niederlage, floh nach der Küste, wurde in Astura (s. von Rom) von Johann Frangipani ergriffen, an Karl ausgeliefert und nach einem empörenden Prozefs- verfahren mit seinem Freunde Friedrich von Baden zu Neapel hingerichtet. Karl von Anjou war Herr von Neapel-Sicilien. IV. Deutschland am Ende des staufischcn Zeitalters. § 74. 1. Sturz des Kaisertums und Auflösung der deutschen Verfassung. a) Sturz des universalen Kaisertums. Der Untergang des staufischen Hauses bedeutete zugleich den Sturz des universalen Kaisertums. Es hatte sich herausgestellt, dafs der Gedanke die abendländische Menschheit in eine politische Einheit zusammen¬ zufassen nicht zu verwirklichen war. Seit dem 14. Jh. ist der Kaisername nichts anderes als ein Ehrenname, der von deutschen Königen erstrebt wurde. Immer mächtiger trat in den Kultur¬ ländern an die. Stelle des weltbeherrschenden Gedankens der nationale.