218 Aus der Geschichte der Neuzeit. Nach diesen Erfolgen trat Wallenstein mit seinen Plänen hervor. Er beabsichtigte nichts Geringeres, als dem Kaiser die Herrschaft über das Baltische Meer zu gewinnen und darauf von hier aus die Verbindung mit der spanischen Macht zu suchen, und wurde vorn Kaiser zum General der kaiserlichen Armada und des Baltischen und Ozeanischen Meeres ernannt. Damit erreichte der Krieg die Ostseeküste. Christian IV. wurde von Tilly und Wallenstein aus Holstein, Schleswig und Jütland vertrieben und fand Schutz auf den dänischen Inseln; die Herzöge von Mecklenburg, die den König unterstützt hatten, verloren ihr Land. Dies erhielt Wallen¬ stein; er unterwarf den Herzog von Pommern und forderte die Hansastädte auf, ihm Schiffe zu stellen. Das Erscheinen der kaiserlichen Macht an der Ostsee veränderte die politischen Verhältnisse. Gustav Adolf, der im Kriege mit den seit Jahren vom Kaiser unterstützten Polen stand, sah alle seine bisherigen Erfolge bedroht, da Wallenstein eben damals seinen Feinden ein Heer zu Hilfe sandte. Auch schien es, als ob der Sieg der kaiserlichen Waffen den katholischen Mächten ein erdrückendes Übergewicht im Norden geben sollte. Unter diesen Umständen gewann die Belagerung Stralsunds 1628 eine weltgeschichtliche Bedeutung. Stralsund, eine Natnrsestung, war zum Stützpunkte der kaiserlichen Flotte ausersehen, weigerte sich jedoch, eine kaiserliche Besatzung aufzunehmen; daher belagerte Wallenstein die Stadt, mußte aber infolge der heroischen Tapferkeit der Bürger und schwedischer Unterstützung nach viermonatiger Belagerung ohne Erfolg abziehn. Es war der erste große Mißerfolg der kaiserlichen Waffen in dem ganzen Kriege und wurde dessen Wendepunkt. Mit Christian IV. wurde, da er auf den Inseln unangreifbar war, 1629 der Friede von Lübeck geschlossen. Er erhielt seine verlorenen Länder zurück gegen das Versprechen, in den Krieg nicht mehr einzugreifen. Kurz vorher hatte der Kaiser das Restitutionsedikt erlassen, nach dem alle seit dem Passaner Vertrage säkularisierten Klöster und Kirchen¬ güter (darunter 2 Erzbistümer und 12 Bistümer) wieder zurückgegeben werden sollten. Die Durchführung dieses Edikts, von dem Wallenstein abriet, hätte einen großen Besitzwechsel im nördlichen Deutschland herbei¬ geführt und erregte natürlich großen Widerspruch. So mußte Ferdinand den Klagen der Fürsten, die durch ein kaiser¬ liches Heer ihre „ßibertät" bedroht sahen, nachgeben und ihn 1630 auf dem Kurfürstentage zu Regensburg abberufen; das Heer trat unter Tillys Oberbefehl. Die Durchführung des Restitutionsediktes mußte verschoben werden. tz 118. Der Schwedische Krieg. Kurze Zeit darauf brach der Krieg von neuem aus, als Gustav Adolf, von politischen sowie von religiösen Gründen geleitet, den deutschen Boden betrat. Er hatte bisher mit bestem Erfolge an der Verwirklichung des Plans gearbeitet, Schweden durch die