Schon in der Höhezeit des alten Reiches (c. 2895—2540) reichte das Reich nach Palästina und Phönizien hinüber und drang in Nubien vor. Später zerfiel die Reichsgewalt, b. Das mittlere Reich. Mit der 11. Dynastie (c. 2160—2000) wird Theben, wie die Griechen aus unbekanntem Anlaß die Hauptstadt nannten, der Ausgangspunkt einer Hebung des Reiches, das unter der 12. Dynastie (2000—1785) den Höhepunkt seiner ganzen Geschichte erreichte. Die Könige faßten die Zügel des Reiches, dessen Haupt- stadt auch sie wieder in die Gegend von Memphis verlegten, wieder fester, unterwarfen Nubieu und kämpften auch in Europa glücklich. Vor allem errichteten sie in allen Teilen des Landes ihre Bauten, Tempel, Pyramiden und Bildsäulen. Besonders das Fajum, in dem sie auch residierten, wurde von ihnen kultiviert und mit Bauwerken geschmückt. Das von den Griechen als das größte Wunderwerk Ägyptens angestaunte Labyrinth war ein Riesentempel Amenemhets Iii. Dagegen wurde der Mörissee im Fajurn von ihnen nicht angelegt; es ist ein natürlicher See, an dem nichts künst- lich ist, als die Dämme und Kanäle, die angelegt wurden. Dieser Dynastie gehörte auch jener Sesostris III. (1887—1850) an, auf den die griechische Sage alle Ruhmestaten der Pharaonen häufte (doch s. u.). Auch Kunst und Literatur und Wissenschaft hatten damals ihre Blütezeit, c. Die Hykfos. Es'.folgte eine Zeit des Verfalls. Dann drangen fremde, ohne Zweifel femi- tische Hirtenstämme von Osten ein und richteten die angeblich 400jährige Herrschaft der Hyksos (= Könige der Hirten) auf. Sie unterwarfen zuerst Unterägypten, dehnten aber ihre Herrschaft immer weiter gegen Süden aus. Ihre Herrschaft dauerte vielleicht viel kürzer, als die Sage will (1680 bis 1580?) .Endlich erhoben sich die Statthalter von Theben und A ahm es I. nahm (1850?) das Reich wieder ein, eroberte Memphis und zwang die Hyksos zum Abzug, d. Das neue Reich von Theben. Nun begann eine glänzende Zeit. Vordem waren die Ägypter ein friedliches Volk gewesen; jetzt waren sie kriegerisch geworden. In der Zeit der Hyksos war das Pferd, das nur zum Krieg dient, eingebürgert worden. Nubien, die Lybier im Westen, Südarabien wurden bezwungen. Dhntmes III. (Thutmosis) machte 15 Feldzüge nach Syrien und Mesopotamien: Syrien und Palästina, selbst die Fürsten des nördlichen Mesopotamiens uud Cyperns, nach den Behauptungen der Denkmäler auch Kilikien mit der Südküste Kleinasiens und den Inseln des Ägäischen Meeres wurden tributpflichtig. Derselben 18. Dynastie gehörte auch jener Amenemhet (Amenophis) IV. an, der eine monotheistische Reform versuchte. Wohl gingen jene Land- erwerbnngen meist wieder verloren, aber noch einmal erneuerte sich in der 19. Dynastie der Glanz früherer Zeiten, vor allem durch Ramses II., den nach der gewöhnlichen Anficht die Griechen mit feinem Vater Seti und andern zu der Gestalt des großen Sesostris verschmolzen haben, dem sie abenteuerliche Züge bis nach Indien, dem Kaukasus und Thrakien zuschreiben: in Wahrheit hat er wenigstens den Norden Palästinas und den Süden Syriens seinem Reiche beigefügt, gegenüber dem Könige des damals sehr mächtigen Hethiterreichs aber sich mit einem Friedensvertrag begnügt. Großartige Bauten verherrlichten sein Andenken. Man hat mit Recht behauptet, daß die Hälfte aller aus dem alten Ägypten erhaltenen Tempel von ihm herrühren; schade, daß die künst- lerische Ausführung der Menge nicht entspricht. Ihn halten die meisten neueren Forscher für den Pharao, der die Israeliten bedrückte. In die