— 129 — (S. 81) von den Russen Jngermanland (1617), von den Polen Livland (1629). Nach dem Frieden von Stolbowa frohlockte Gustav Adolf, die Russen seien durch die Seen, breite Moräste und starke Festungen von der Ostsee abgeschlossen; er hoffe zu Gott, es werde ihnen schwer wer- den, über diesen Bach zu springen. Den Zugang zum Schwarzen Meer sperrten die Türken und die Chane der Krim. Da erzwang sich der barbarische Staat mit einem Male den Eintritt in die europäische Staaten- familie. 3. Peter der Große 1682 (1689) — 1725. a. Jugend und Persönlichkeit. Peter war der dritte Sohn des Zaren Alexei (1645—1676). Nach dem Tod des älteren Bruders Feodor (1682) bewirkte die ehrgeizige Schwester Sophie durch einen Aufstand der Strelzy oder Strjelezen, einer Art bevorrechteter Kriegerkaste (sie waren nicht eigentliche Berufssoldaten, sondern lebten häufig von Handel und Industrie, zum Teil als reiche und angesehene Leute), daß der schwachsinnige Iwan neben dem 10jährigen Peter auf den Thron erhoben wurde. In Wahrheit regierte sie 1682—1689, bis sie von Peters Anhang gestürzt und ins Kloster verwiesen wurde. — Peter, geb. 1672, wuchs in dem 3 km von Moskau entfernten Landhause Preobraschensk auf, wenig unterrichtet. Früh zeigte er einen Zug zum Militär (seine Spielregimenter) und zum Seewesen und begann sich im Verkehr mit verständigen Handwerkern mathe¬ matische und technische Kenntnisse und Fertigkeiten zu erwerben. Auch nach 1689 strebte er zunächst vor allem danach, seine Kennwisse über die westeuropäische Kultur zu erweitern, wobei es ihm aber immer nur um ein praktisch verwertbares Wissen zu tun war. Da¬ zu Pflegte er den Verkehr mit den Ausländern der deutschen Bor- stadt in Moskau. Patrik Gordon, ein katholischer schottischer Emigrant, war sein väterlicher Freund und sein Lehrer, namentlich im Kriegswesen; der jüngere Franz Lesort sein Herzensfreund, der Genosse feiner Arbeiten und seiner Trinkgelage; militärische Übungen und Schiffsbauten seine liebste Beschäftigung. Zur Vollendung semer Studien unternahm er 1697—1698 die berühmte Reise nach Holland (hier arbeitete er neben andern Studien als Schiffszimmer- mcmn 8 Tage in Zaandam, 41/2 Monate in Amsterdam), England, Wien, Theorie und Praxis des Schiffsbaus, mathematische und naturwissenschaftliche Studien interessierten ihn vor allem; überall warb er Techniker für Rußland an. Die Kunde von dem Aufstand der .Strelzy rief ihn nach Rußland zurück. Die schauderhafte Art, wie er die Erhebung strafte — wochenlang dauerten die Hinrichtungen, be: denen der Zar selbst Hand anlegte; mindestens 1000 wurden hin¬ gerichtet, manche in greulicher Weise ■— zeigte seine ungemilderte Herzensroheit. 1716—1717 machte er noch einmal eine Studienreise. Wenn Peter auch ein Barbar geblieben ist in seiner Trunksucht, seiner Grausamkeit und Härte, so hat ihm der Senat doch nicht ohne Frohn meyer, Lehrbuch. II. Teil. q