; Die Inder. Litteratur. Bildende Kunst. §. 17. 45 ist die Heldensage in zwei sehr umfangreichen Werken des Volksepos behandelt: im Mahabharala und im Ramajana, wovon jenes durch Episoden und Zusätze zu priesterlichen Zwecken von Sammlern und Bearbeitern der spätem Zeit auf 100,000 Sloken oder Doppelverse (Distichen) angewachsen ist, während das letztere 24,000 Doppelverse zählt. Die frühesten Urheber, wie die spätesten Ordner (in den ersten Jahrhunderten vor Chr.) dieser beiden Rhapsodien-Sammlungen sind unbekannt. Die Mythenkreise wurden aber auch im hierarchischen In¬ teresse der Brahmanen bearbeitet und so entstanden die 18 Legenden- Sammlungen, welche unter dem Namen der Purdnas (s. S. 40) be¬ kannt sind. Das Mahabharata erzählt in seinen ältesten und ächtesten Bestandtheilen die Sage vom Untergange eines Heldengeschlechtes, das mehr planmässige Ramajana den Wandel Rama’s, der als die siebente Fleischwerdung (Incar¬ nation) des Gottes Vishnu angesehen wird. b) ln der Lyrik, welche stark mit beschreibenden Elementen (Bildern aus dem Naturlehen) vermischt ist, leistete das Vorzüglichste Kalidäsa, der überhaupt in allen Hauptgattungen der Poesie hervorragte. c) Das indische Drama hat sich, auf ähnliche Weise wie das griechische, aus Opfergesängen und ländlichen Tänzen entwickelt. Es nahm seinen Stoff aus der Götterwelt, aus dem Heldenleben, aus dem häuslichen uud philosophischen Kreise, meistens mit Benutzung der religiösen Epopöen, hat aber keineswegs einen tragischen, sondern in der Regel einen heitern Ausgang. Der gefeiertste dramatische Dichter war ebenfalls Kalidäsa, dessen Sdkuntäla (die Macht des Fluches eines beleidigten Asketen darstellend) für die Krone des indischen Drama gilt. d) Auch die Lehrdichtung hat bei dem stark contemplativen Zuge des indischen Charakters frühzeitig eine selbständige Ausbildung gefunden, theils in der Form lyrischer Gnornik, theils in der des Thier¬ epos und der Fabel. Bei den Indern ist wahrscheinlich der Ursprung aller Thierepik und Fabeldichtung zu suchen, die schon von Anfang an Ironie und Satire (namentlich auf die Priesterkaste) liebte. 4) Kunst. a) Die Denkmäler der indischen Baukunst, sowohl die um¬ fangreichen, mit Statuen und Reliefs ausgeschmückten Felsen¬ tempel unter und über der Erde (jene im westlichen, diese im östlichen Ghatgebirge), als die freistehenden, pyramidenförmigen Pagoden, übertreffen an Grossartigkeit der Anlage (der sog. Götterberg zu Ellora ist zu einem Pantheon der Inder umge¬ schaffen), wie an Feinheit der Ausführung einzelner Theile selbst die aegyptischen Monumente; aber die Schönheit der Formen fehlt ihnen.