Dritter Abschnitt. Europa. A. Geographische Uebersicht von Europa. §• 31. Welt Stellung' Europas. Europa ist zwar der kleinste unter den Erdtheilen der alten Welt, aber der mächtigste, gebildetste, verhältnissmässig bevölkertste und in jeder Beziehung von allen Extremen (in der Beschaffenheit des Bodens, dem Klima, der Thier- und Pflanzenwelt) am meisten entfernte. Durch den Mangel an Wüsten und ausgedehnten Steppen, durch die Lage grösstentheils in der gemässigten Zone und durch die glückliche Vereinigung des Continental- und Meer- klima’s ist Europa fast allenthalben zum Ackerbau geeignet, ver¬ anlasst dadurch die Bewohner zu regelmässiger Thätigkeit, ohne eigentliches Nomadenleben aufkommen zu lassen, und gewährt durch eine grosse Küstenentwickelung, durch die vielen im Be¬ reiche des Continents gelegenen Inseln, durch die zahlreichen Binnenmeere und die sehr gleichmässig vertheilten schiffbaren Ströme eine grosse Leichtigkeit des Verkehrs. Dazu übertrifft es die anderen Erdtheile durch Alles, was Erzeugniss des Geistes ist. Denn wenn auch die Staatenbildung, die Wissenschaften, die mechanischen wie die schönen Künste, Gewerbfleiss und Handel ihrem Ursprünge nach zum Theil dem Orient angehören, so haben sie doch erst auf europäischem Boden, und zwar zuerst im Süden, später im Norden, ihre höchste Ausbildung und Vervollkommnung erlangt. Durch diesen geistigen Vorrang und den Besitz einer überlegenen Kriegskunst haben die Europäer nicht nur stets jedem fremden Eroberer getrotzt, sondern auch ihre Herrschaft und mit dieser zugleich Civilisation in alle übrigen Erdtheile vermittelst Entdeckungen, Eroberungen, Colonien und Handel verbreitet.