Stiel),
kehrbuch der Gefchichte
Das Altertum
C C Kuchners Derlag. Rndolf Koch, Kamberg.
SmmlNll iltlltscher Iichtllilgtil iiii� Prosmerke
f�r den Schulgebrauch
herausgegeben von August Brunner, k. Gymnasialkonrektor.
1. Ausgew�hlte Abhandlungen und
Reden, erkl�rt v. Gymnasialprofessor Dr. Aler. Kaldi. 60 Pf.
Inhalt: Schiller, Die Schaub�hne als eine moralische Anstalt betrachtet. � Schiller, Was hei�t und zu welchem Ende studiert man Universalgeschichte? � Friedr. Jacobs, Die Bildung der Jugend zur Humanit�t. � Eduard von Schenk, Festrede bei der feierlichen Grundsteinlegung der Walhalla. � Ludw. D�derlein, Festrede an Schillers 100 j�hr. Geburtstage. � Ernst Curtius, Ged�chtnisrede auf Kaiser Wilhelm I.
2. Goethes Hermann und Dorothea,
erkl�rt von Rektor Professor Dr. I. D. Krallingcr. 50 Pf.
3. Herders Cid, erkl�rt von Professor
<62*1. 70 Pf.
4. Shakespeares Julius C�sar in A.
W. v. Schlegels �bersetzung, erkl�rt von Professor Anton Gngtert. 50 Pf.
5. Goethes Iphigenie a. Tanris,
erkl�rt v. Gymn.-Rektor M. Saferer.
50 Pf.
6. Schilters Wilhelm Tell. erkl�rt v.
Rektor Dr. gl. H. Krallinger. 60 Pf.
7. Uhlands Herzog Ernst von Schwaben, erkl�rt von Gymnasial-prof. 4 Dr. Ludwig Kauer. 50 Pf.
8. Das Nibelungenlied im Urtext,
erkl. v. Gymu.-Prof. Dr. H. St�cket.
90 Pf.
9. Kessiugs Minna von Karnhelm,
erkl�rt v. Professor Dr. Kart K�ffner.
50 Pf.
10. Goethes Ggmont, erkl�rt v. Gym-
naftalreftor Mar Saferer. 50 Pf.
11. Goethes G�tz von Serlichingen,
erkl�rt von Gymnasialprof. Dr. Hugo Steiger. 60 Pf.
12. Ausgew�hlte Aeden (ber Abhand-
lungen u. Reben II. Teil), erkl�rt v. Gymnasialprof. Dr. A. Kaldi. 60 Pf.
Inhalt: I.I. Engel,Lobrede auf den K�nig (Friedrich den Gr.). � Ludw. D�derlein, Rede zur Erinnerung an die Ver�ffentlichung der bayerischen Staatsverfassung. � Franz Grillparzer. Rede am Grabe Beethovens.
� Kardinal Ioh. von Geisse!, Festrede bei der Einweihung des K�lner Domes. � I. von D�llingcr, Zum Ged�chtnis des K�nigs Maximilian II. von Bayern � F �r st Bismarck, Rrichslagsrede vom S. Mai 1871.
� Christian Eron, Goethe und die Schule.
� Graf Eulenburg. Zur Einweihung de� Nationaldenkmals auf dem Niederwalde.
13. Uhlauds Kndwig der Sayer, erkl. v.
Gymnasialprof. Dr. A. Meuinger.
50 Pf.
14. K�rners Zriny, erkl�rt von Rektor
Prof. Dr. J. K. Krallinger. 50 Pf.
15. Schillers Jungfrau v. Orleans,
erkl. von Gymnasialprof. S. Liierte.
60 Pf.
16. Schillers Maria Stuart, erkl�rt v.
Gymnasialprof. Jos. Liierte. 60 Pf.
17. Kessmgs Cmilia Oatotti, erkl. v.
Gymnasialrektor M. Saferer. 50 Pf.
18. Uhlands Gedichte in Answahl(m.
einer Karte), erkl�rt v.Gymnasialpros. Dr. Hermann Stocket. 80 Pf.
19. Hessings Uathan der Meise, erkl.v.
Gymnasialprof.Dr.G. Ammer. 60 Pf.
20. Goethe, Aus meinem Keben.
(Dichtnng unb Wahrheit) I., erkl�rt von Professor J. Kamanu. M. 1.�
21. Goethe, Aus meinem Keben.
(Dichtung unb Wahrheit) II., erkl�rt von Professor J. Kamann. 70 Pf.
22. Schillers Don Karlos, erkl�rt von
Gymnasialprof.Dr. G. Ammer. 70 Pf.
23. Goethes Torquato Tasso. erkl. v.
Gymnasialrektor M. Hoferer. 60 Pf.
24. Schillers Kraut v. Mesjina, erkl. v.
Gymn.-RektorDr. S.Gnglert. 60Pf.
25. Schillers Mallenstein, erkl�rt von
Reallehrer Dr. K. Fr�nkel. M. 1.50.
��^5 Zu beziehen durch alle Buchhandlungen.
Georg-Eckert-Institut BS78
1 029 1
49 0
U, cXxywvVt
C. C. Kuchners Derlag, Rudolf Koch, Kamberg.
gmnmhiiig moDcrncr itaiirnifdirr lullten
mit Anmerkungen zum Schul- und PrivaLgebrauche *
begr�ndet von
Dr. phil. K. Ackermann, K. Gymnasialprofessor
1. E. de Amieis, Ouore, herausgegeben von Gymnasialprofessor '
Dr. R Ackermann.
2. E. L. Franeeschi, In Gitta e in Campagna, herausgegeben
von demselben.
3. E. de Amieis, La Vita militare, herausgegeben von Gym-
nasialprof. Dr. G. Steinm�ller.
4. G. Carcano, La Nunziata, herausgegeben vom Gymnasial-
professor Fr. Keck.
5. M. d' Azeglio, I miei Ricordi, heransg. von Gymnaftalprof.
Dr. K. Dhom.
6. S. Farina, Scene e Car�tteri, herausg. v. Dr.K. Ackermann.
7. G. Verga, Novelle rusticane, herausg. von Prof. Fr. Keck.
8. a. R. Ackermann, Raccolta di Poesie Italiane . . . b. Elegant geb. .
9. Cordelia, Racconti e Bozzetti, herausgegeben von Gym-
nasialprofessor G. Wolpert.
10. A. G. Barrili, Capitan Dodero, herausg. von Gymnasial-
professor Di g. Ungemach.
11. E. Castelnuovo, Scelta di Racconti e Bozzetti, heraus-
gegeben von demselben.
12. C. Cant�, La Madonna -dlmbevera, herausgegeben von
Reallehrer Dr. g. Appel.
13. E. de Amieis, La Carrozza di Tutti, herausgegeben von
demselben.
Deutsche Literaturgeschichte
f�r h�here Lehranstalten
von
August Brunner und Hermann St�ckel.
Gebunden M. 2.�
��-<3 Zu beziehen durch alle Buchhandlungen.
M. 1.-
M. 1.20. M. 1.50.
k
M. 1.
C. O. Kuchners Uerlag, Rudolf Koch, Hamb erg.
Altdeutsches Lesebuch.
Zur Ben�tzung an h�heren Lehranstalten wie zum Selbstgebrauch * herausgegeben von
Dr. Hermann St�ckel, Gymnasialprofessor.
Gebunden M. 3.�.
Meditationen und Dispositionen
zu deutschen Absolutorialausgaben f�r die bayerischen Gymnasien. Von Dr. Wilhelm Wunderer,
Gymnasialprofessor.
== Erster und zweiter Tril. Geh. je M. 1.20.-
Icutpgesckl f�r Sie MrklOn �cr Synmoficn.
Herausgegeben von
Dr. Willzelm Wunderer.
I. Teil: Kiteraiurprobe� zur Geschichte der Mhochdeulschm Mcratur.
===== Gebunden M. 3.50. =====
Der deutsche Aussatz in Kehre und Beispiel.
^ F�r die Hand des Sch�lers als Anhang zum Lesebuch
bearbeitet von
A. Cdel,
tgl. Professor an der Realschule in Bamberg.
Zwei Teile. Gebunden I. Teil M. 1.60. 11- Teil M. 2.40.
��fsahstoffe und Aufsatzproben
f�r das humanistische Gymnasium von Dr. Johann Schmaus,
Professor am tgl. Alten Gymnasium in Bamberg.
Drei Teile. I. Teil: F�r die Unterstufe. Geh. M. 1.30, geb. M. L60. II. Teil: F�r die Mittelstufe. Geh. M. 160, geb. M. 2� HI- Teil: F�r tric Oberstufe. Geh. M. 1.80, geb. M. 2 20.
Teil I�III in einem Band, geh. M. 3.80, geb. M. 4.20._
Wegweiser f�r den deutschen Aufsatzunterricht
an den f�nf untern Klaffen des humanistischen Gymnasiums.
Im Anschl�sse an das Deutsche Lesebuch f�r bayerische Mittelschulen von Dr. it. Jpfelkofer. Dr. J. Schmaus. Dr. A. Weninger und X FUerte
bearbeitet von
Dr. Johann Schmaus.
Kart. M. 1.20. __
... �<3 Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. g>�
Lehrbuch der
f�r die
oberen Klassen der Gymnasien.
I. Teil.
Das Altertum.
Verfa�t
von
Dr. H. Stich,
Kgl. Ghmnasialrektor.
Georg-Eckert-fnstttut
f�r internationale Schulbuchforschimg
Braunschweug Schutbuchbibfiothek
&/in
Uierte Auflage.
Bamberg.
C. T. Duchners Uerlag Rudolf Koch.
1905.
Alle Rechte vorbehalten.
i i ~ Druck von A. Bonz' Erben in Stuttgart.
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Aus dem Uorwort zur 1�3. Auflage.
Die bei der Abfassung dieses Lehrbuches der Geschichte' befolgten Grunds�tze (1. �bersichtlichkeit; 2. Andeutung der leitenden Ideen; 3. Be-r�cksichtigung der Kulturgeschichte; 4. Mitteilung einzelner Quellen sowie bedeutsamer S�tze aus neueren Geschichtswerken) haben im allgemeinen Zustimmung gefunden, nur bez�glich des vierten Punktes sind Bedenken ge�u�ert worden, ob nicht durch die Aufnahme von Quellens�tzen die Auf-g�be des Geschichtsunterrichtes unn�tig erschwert werde. Schon im Vor-wort zur ersten Auflage hatte ich hiegegen bemerkt, da� �gerade f�r die Geschichte des Altertums, wie sie auf dem Gymnasium betrieben werden soll, die Mitteilung einzelner Quellens�tze in hohem Grade w�nschenswert sei. Gewi� ist die Lekt�re eines jeden alten Autors in gewissem Sinn Quellenlekt�re, aber das kommt dem Sch�ler doch nicht zum unmittelbaren Bewu�tsein, und die historische Erkl�rung des Autors ist eben nur eine Seite der Behandlung neben der sprachlichen und der �sthetischen. Auch werden mehrere der f�r die Geschichte wichtigen Schriftsteller, wie Thncy-dides, Aristoteles, Polybius, auf den bayerischen Gymnasien nicht gelesen, selbst von Herodot lernen nur wenige Sch�ler etwas kennen. Deshalb m�ge man die wenigen Anf�hrungen gestatten! Ein paar Epigramme endlich und die Spr�che der sieben Weisen werden erfahrungsgem�� gerne gelernt; auch die Jugend hat ein Gef�hl daf�r, da� in solchen Versen und S�tzen die Alten selbst zu ihr sprechen, sie sp�rt gleichsam einen Hauch des Geistes einer untergegangenen Welt." Und nach eigener Beobachtung sowie nach Mitteilung anderer Lehrer der Geschichte finden sich doch in jedem Jahrgang Sch�ler, welche mit Lust und wohl auch mit Gewinn solche Quellens�tze sich aneignen. �brigens ist es durch den Druck dem einzelnen Lehrer erleichtert, Ausscheidungen vorzunehmen, wo er es f�r n�tig h�lt. Das Hauptziel mu� selbstverst�ndlich bleiben, mit der ganzen Klasse den Stoff zu bew�ltigen, was bei der kurzen zur Verf�gung stehenden Zeit
i I. Teil: Das Altertum. Von Dr. Stich, 18941, 18982, 19023. n. Teil:
Das Mittelalter. Von Dr. D�berl, 1896', 19012. III. Teil: Die neuere Zelt. Von
Dr. Stich, 1892', 19002, 1905�.
- IV �
gewi� eine umsichtige Einteilung und je nach den Umst�nden wohl auch eine K�rzung einzelner Abschnitte n�tig macht1.
Auch bez�glich der Ben�tzung des Buches in sp�teren Jahren denke ich nicht ganz so skeptisch wie einige Beurteiler des Buches. Die von der XIX. General-Versammlung des Bayer. Gymnasiallehrer-Vereins (Ostern 1897 zu M�nchen) mit ansehnlicher Mehrheit angenommene Resolution: �Der Umfang der m�ndlichen Absolutorialpr�fuug soll sich erstrecken auf den Stoff der achten und neunten Klasse" ist bis jetzt ohne Wirkung ge-blieben. Es ist hier nicht der Ort, gegen jenen wohl erwogenen und wohl begr�ndeten Vorschlag eine Polemik zu er�ffnen. Zweierlei aber sei zu be-merken gestattet: 1. da� es der Aufgabe des humanistischen Gymnasiums angemessen erscheint, wenn die alte Geschichte nicht auf die dritte und sechste Klasse beschr�nkt bleibt, sondern auch in den �brigen Klassen gelegentlich noch einmal vorgenommen wird; 2. da� auch eine Wiederholung des ge-samten geschichtlichen Pensums in der Oberklasse m�glich und n�tzlich ist. Freilich darf eine solche Wiederholung nicht zu einem rein ged�chtnis-m��igen Einpauken herabsinken, sondern mu� dem Sch�ler immer wieder neue Gesichtspunkte er�ffnen. Die von mir zusammengestellten �Wiederholungs-fragen aus der Geschichte" (Bamberg, Buchner-Koch, 18971, 19042) sind ein Versuch, einen solchen dritten Gang durch die ganze Weltgeschichte zu erleichtern. Gewi� werden andere Lehrer diesen Gang auch anders mit Nutzen einrichten; kein erfahrener Geschichtslehrer aber wird behaupten, da� durch eine solche Wiederholung dem Sch�ler die Freude am Geschichts-studium verk�mmert werde. Das Gymnasium kann die Aufgabe, den ab-gehenden Sch�lern eine Summe von historischem Wissen und K�nnen (denn auch in der Geschichte gibt es ein K�nnen) mitzugeben, umsoweuiger von sich weisen, als erfahrungsgem�� ein gro�er Teil der Studierenden sp�ter keine Zeit und Gelegenheit mehr findet, geschichtliche Vorlesungen zu h�ren. Aus diesen Gr�nden wird es sich rechtfertigen lassen, wenn in diesen zu-n�chst f�r die sechste Klasse bestimmten Band einiges aufgenommen worden ist, was sich mehr f�r die Durchnahme in h�heren Klassen eignet.
F�r die neueren Auflagen galt es, die �bereinstimmung mit
1 Die mit * bezeichneten Abschnitte k�nnen h�heren Klassen vorbehalten bleiben,
namentlich k�nnen dieselben bei Wiederholungen in der Oberklasse ben�tzt werden; die auf die Literaturgeschichte bez�glichen Abschnitte, insbesondere die aus-f�hrlicheren Angaben �ber die in der Schule gelesenen Schriftsteller sollen auf die Lekt�re der letzteren vorbereiten und gleichsam die Verbindung zwischen dem geschicht-lichen Unterricht und dem altsprachlichen herstellen.
� V �
dem bew�hrten Lehrbuch f�r den ersten Unterricht in der griechischen und r�mischen Geschichte von Professor Dr. Vogel festzuhalten', �berhaupt m�glichst den Wortlaut der ersten Auflage beizubehalten, damit die ver-schiedenen Ausgaben uubedenklich nebeneinander ben�tzt werden k�nnen. Daraus erkl�rt es sich, wenn ich tiefer eingreifende �nderungsvorschl�ge nicht annehmen konnte. Im einzelnen habe ich manche Berichtigungen, Er-g�nzungen und K�rzungen vorgenommen, welche ich in erster Linie der ebenso wohlwollenden als sachkundigen Besprechung des Herrn K. Ober-stndienrates Dr. Markhaus er in M�nchen verdanke, weiterhin den neuer-dings erschienenen wissenschaftlichen Werken, endlich auch den freundlichen Mitteilungen mehrerer Herren Kollegen (Professor Dr. Brunco in Bayreuth; Professor Gro�, Kern und Zucker in N�rnberg; Dr. S chiller in F�rth; Dr. Amnion und Dr. Melber in M�nchen; Dr. Thomas in Augsburg; Dr. Wei�enbach in Edenkoben, endlich Dr. Dahl und Dr. Schunck in Zweibr�cken).
F�r diese Unterst�tzung spreche ich hier meinen herzlichen Dank aus. Ich darf wohl aus einer solchen selbstlosen Mitarbeiterschaft von teilweise mir pers�nlich unbekannten Kollegen die Hoffnung sch�pfen, da� das Buch Freunde gefunden hat und da� es sich auch im Wettbewerb mit anderen, seitdem neu erschienenen Lehrb�chern (ich nenne nur Neubauer und Winter), deren eigent�mliche Vorz�ge ich nicht verkenne, behaupten wird.
Zur vierten Auslage.
Wie die fr�heren Auflagen dieses Buches so ist auch die vorliegende seitens verschiedener Herren Kollegen durch Beitr�ge gef�rdert worden: au�er den schon oben genannten alten Freunden des Buches erw�hne ich dankend die Herren Gymn. Professor Dr. Urlichs-M�nchen, Gymnasial-
1 Im Vorwort zur ersten Auflage war dazu bemerkt worden: �Aus dem Be-streben, den Sch�ler nicht durch Widerspruch mit dem fr�her Gelernten zu verwirren, erkl�rt sich auch der Anschlu� an Vogel in der Rechtschreibung der griechischen und lateinischen Namen. Allerdings hat die Schreibung Act in m (neben Phaleron), Laced�mon (neben Salomen), Homer (neben Jbykns und Archilochos) etwas Mi�-liches, aber Formen wie Homeros, Aktion, Plataiai und Lakedaimon werden sich in unseren Schulen kaum je einb�rgern, zumal dem Sch�ler die meisten dieser Namen zuerst in der lateinischen Form und dann erst in der griechischen entgegentreten. Und angesichts der Gefahr, da� die Namen anders gesprochen werden, als sie im Lehrbuch stehen, erscheint der Mangel an Folgerichtigkeit immer noch als das kleinere �bel."
� VI -
lehrer Dr. Hnber-Germersheim und Gymnasialprofessor Diptmar-Zwei-br�cken. Vor allem aber hat mich Herr Oberstudienrat Dr. von Mark-hauser durch seine freundliche und von eingehender Pr�fung zeugende Besprechung des Buches (Bayer. Gymu. Bl. 1903 S. 675�681) abermals zu gro�em Danke verpflichtet.
Wenn ich nicht wenige der an mich gelangten Vorschl�ge ganz oder teilweise unber�cksichtigt gelassen habe, so hat das zun�chst �u�ere Gr�nde: ich durfte mich weder zu den fr�heren Auflagen noch zu Vogels treff-lichem Lehrbuch f�r den ersten Unterricht in der alten Geschichte ohne zwingende Gr�nde in Widerspruch setzen. Sodann aber glaube ich bei aller Hochachtung f�r die wissenschaftliche Forschung eines Ed. Meyer, Beloch, Niese, Delbr�ck und Furtw�ugler in einem Schulbuch doch mit der Aufnahme von Neuerungen vorsichtig sein zu m�ssen. Ein berufener Be-urteiler, der es an Anerkennung f�r die neuere Forschung gewi� nicht fehlen l��t (Pomtow in den Jahresberichten von Rethwisch 1903), findet in der alten Geschichte �eine Kette der allerschwersten wissenschaftlichen Probleme, deren keines fast auch nur soviel Reife besitzt, um eine andere Darstellung in der Schule als eine zweifelnde zuzulassen." Ob aber eine solche Darstellung der alten Geschichte f�r die Sch�ler der 6. (u. 7.) Klasse eines Gymnasiums zweckdienlich w�re, das darf man billig bezweifeln. Man m�ge darum meine Zur�ckhaltung in dieser Beziehung nicht f�r R�ck-
st�ndigkeit halten.
In Fragen der Rechtschreibung und der Zeichensetzung habe ich mich
bem�ht den neuen Vorschriften gerecht zu werden.
Zweibr�cken, im Juni 1905.
S* Stlch.
Als Anschauungsmittel f�r den Unterricht, welche bei der Durchnahme der kunstgeschichtlichen Abschnitte nicht fehlen d�rfen, kommen au�er den bekannten Tafeln vonLan gl und von L a n n i tz-Trendelenbnrg nunmehr vor allem m -�etracyl die bei Bruckmann-M�nchen erschienenen �Denkm�ler griechischer und r�mischer Skulptur", von welchen durch die F�rsorge des K. Staatsnumstermms d. I. f. K. n. Sch. A. jedem Gymnasium eine Auswahl zur Verf�gung gestellt worden ist. Mr die Hand der Sch�ler sind besonders zu empfehlen:
1. Warnecke, Kunsthistorisches Bilderbuch f�r Schule und Haus. Leipzig, See-
mann; kartouuiert M. 1.80. . .
2. Luckenbach, Abbildungen zur alten Geschichte. M�nchen und Leipzig, Olden-
bourg: kartonniert M. 1.50. . _ .
Zur h�uslichen Lekt�re der Sch�ler eignet sich neben einzelnen Heften der G�tersloher Gymnasial-Bibliothek vor allem die Griechische und R�mische Geschichte von Roth-We st ermayer (M�nchen, Beck) sowie die Weltgeschichte von O. Jag er.
Inhaltsangabe.
Seite
Vorbemerkungen.......................1
I. Geschichte des Altertums.
Einteilung und �berblick........... ........4
A. Die orientalische Geschichte.
� 1. Die �gypter.....................5
� 2. Die semitischen Gro�m�chte: Babylonien und Assyrien......10
� 3. Die Ph�nicier und ihre Kolonie Karthago..........14
� 4. Die Israeliten....................17
� 5. Die Jranier: Baktrer, Meder und Perser..........�21
B. Die griechische Geschichte.
Einteilung und �berblick...................* 26
� 6. Land und Volk der Griechen...............27
� 7. Religi�se Vorstellungen und Gebr�uche der Griechen.......34
I. Die Zeit der Entwicklung und Ausbreitung. 1200�500 v. Ehr.
� 8. Die vordorische Zeit.................�40
� 9. Die Dorische Wanderung und ihre Folgen. Die griechische Kolonisation 45 � 10. Sparta und der �brige Pelopounes bis zu den Perserkriegen .... 49 � 11. Athen bis zu den Perserkriegen..............54
II. Die Zeit der gr��ten Kraftentfaltung. 500�404 v. Chr.
� 12. Die Perserkriege....................63
� 13. Athen auf dem H�hepunkt seiner Macht. Das Perikleische Zeitalter . 70
� 14. Der Peloponnefische Krieg................81
HI. Die Zeit des Niederganges. 404�338 v. Ebr.
� 15. Die Vorherrschaft Spartas...............�91
� 16. Thebens Aufkommen. Neubegr�ndung eines Athenischen Seebundes . 94
� 17. Aufkommen Macedoniens................96
IV. Die Zeit der Aufl�sung. 338�146 v. Chr.
� 18. Alexander der Gro�e..................1�^
� 19. Die Erhebungen der Griechen gegen die macedonische Herrschaft und die
Diadochenk�mpfe bis zur Bildung selbst�ndiger Staaten......111
� 20. Griechenland und die hellenistischen Reiche bis zu ihrem Aufgehen im
r�mischen Weltreich.......................... . 113
� VIII -
Seite
C. Die r�mische Geschichte.
�berblick und Einteilung....................118
� 21. Das alte Italien und seine Bewohner............119
� 22. Die r�mische Religion.................125
A. Die K�nigszeit. 758�510 v. Chr.
� 23. Die �berlieferungen �ber die K�nigszeit...........128
B. Die Zeit der Republik. 510�31 v. Chr.
� 24. Einrichtung und Verteidigung der Republik..........135
� 25. Die inneren K�mpfe im ersten Jahrhundert der Republik.....139
� 26. Die �u�eren K�mpfe im ersten Jahrhundert der Republik .... - 144 � 27. Ausgleich der St�nde. Von den Licinischen Rogationen bis zum
Oguluischeu Gesetz...................148
� 28. Die Unterwerfung Mittelitaliens .............150
� 29. Der Krieg mit Pyrrhns und die Ausdehnung der r�mischen Herrschaft
�ber Unteritalien...................154
� 30. Der erste Pnnifche Krieg und die Ereignisse zwischen dem ersten und
zweiten Puuischen Krieg.................157
� 31. Der zweite Pnnische oder Hannibalische Krieg.........161
� 32. Anbahnung der Weltherrschaft..............169
� 33. Innere Geschichte Roms zur Zeit der Scipionen........176
� 34. Die beiden Gracchen..................180
� 35. Die Zeit des Marius und Sulla.............183
� 36. Das Zeitalter des Pompejus...............190
� 37. C�sars Emporkommen bis zur Alleinherrschaft.........197
� 38. Die letzte Zeit der Republik. Von C�sars Ermordung bis zur Schlacht
bei Actium.....................206
C. Die Kaiserzeit. 31 v. Chr. bis 395 (476) n. Chr.
� 39. Das R�mische Reich unter Octaviauus Augustus........213
� 40. Die vier Kaiser aus dem Jnlisch^Claudischeu Hause.......219
� 41. Die drei Soldatenkaiser nnd die drei Flavier.........223
� 42. Die guten Kaiser...................226
� 43. Die Soldatenkaiser..................231
� 44. Diocletian und Constantin........1 - 234
� 45. Die Kaiser aus dem Hause Coustautius uud die Heerkaiser bis zur
bleibenden Teilung des Reiches ...... .......237
� 46. Der Untergang des Westr�mischen Reiches..........239
Zeittafel.........................241
Vorbemerkungen.
1. Begriff des Wortes Gefchichte. Geschichte im engeren Sinn ist der wahrheitsgetreue Bericht von dem, was auf Erden geschehen ist. Ein solcher Bericht beruht vor allem auf der geschriebenen �ber-lieferung, setzt also die Kenntnis der Schrist voraus. Die Quellen der Geschichte sind demnach Inschriften aus Stein und Erz sowie sonstige Ur-k�nden, M�nzen, endlich eigentliche Geschichtswerke. Die m�ndliche �ber-lieserung des Geschehenen, welche sich besonders in Sagen und Liedern sort-pflanzt, sowie die alten Baudenkm�ler erm�glichen nur eine ann�hernde Kenntnis von den �ltesten Zust�nden der V�lker.
Die vorgeschichtlichen (pr�historischen) Zeiten aufzuhellen, dienen 1. Funde aus Gr�bern: Ger�te, Waffen, Skelette, besonders die Sch�del; sodann aber 2. die Vergleichnng der Sprachen. Haben zwei oder mehr Sprachen die gleichen oder urverwandte Worte f�r die n�mlichen Gegenst�nde, so beweist dies entweder, da� das eine Volk sie von dem anderen entlehnte oder da� die betreffenden V�lker noch zusammenwohnten, als sie diese Gegenst�nde zu bezeichnen begannen. Z. B. wird ein solches Zusammenwohnen f�r die Vorfahren der Inder, Perser, R�mer und Goten durch die �bereinstimmende Bezeichnung des Erzes (Kupfers) wahrscheinlich gemacht: altiud. �yas, altpers. ayanh, tat. aes, got. ais. Da nun auch viele W�rter, die sich auf das Hauswesen und auf die Viehzucht beziehen, diesen V�lkern gemeinsam sind, z. B. Tor (T�re), Vieh, Herde, so kann man annehmen, da� sich diese sp�ter soweit voneinander getrennten V�lker in der fr�hen Zeit ihres Znsammenwohnens schon einige Bequemlichkeit und Ordnung des Lebens angeeignet hatten.
2. Umfang der Geschichte. Gegenstand der geschichtlichen Dar-stellung sind zun�chst nur diejenigen V�lker, die aufeinander einwirken und an der Weiterbildung der Menschheit beteiligt sind.
V�lker, welche geordnete staatliche Einrichtungen, Landbau, Gewerbe und Handel, Kunst und Literatur, endlich eine ausgebildete Religion aufzeigen, hei�en Kultur-V�lker. Solche Kulturv�lker, welche auf sich beschr�nkt bleiben, werden gew�hnlich von der Darstellung in der Geschichte ausgeschlossen. So haben die Chinesen schon fr�h eine eigenartige Kultur entwickelt, blieben aber fast ohne Einflu� auf die �brigen V�lker, bis in der Gegenwart Ostasien eine unerwartete Bedeutung auch f�r Europa gewann. Ebenso sind die Inder nur vor�bergehend (zur Zeit Alexanders d. Gr. und seit dem Zeitalter der Endecknngen) mit den Europ�ern in Ber�hrung gekommen.
Stich, Lehrbuch der Geschichte. I. Bd. 4. Auflage. 1
In der wirtschaftlichen Entwicklung eines Volkes unterscheidet man:
a) die Zeit der Naturalwirtschaft, in welcher die Bed�rfnisse durch Acker-bau, Handarbeit und Tauschhandel befriedigt werden und das Verm�gen m
Herden besteht; .
b) die Zeit der Geld Wirtschaft, in welcher das Metallgeld als Tauschmtttel sowie zur Ansammlung von Verm�gen dient. Mit dem Aufkommen des Geldes steht in der Regel ein Aufschwung des Handels und des Gewerbes in Zusammenhang.
V�lker, welche auf einer niedrigen Stufe stehen geblieben sind (Fischer-, J�ger-uud Nomadenv�lker), kommen f�r die Geschichte nur soweit in Betracht, als sie die Kultur der �brigen Welt vor�bergehend gef�hrden, wie die Scythen und bte Ktm-merier in der alten, die Mongolen in der mittleren Zeit.
Von den verschiedenen (5 ober 6) Menschenrassen, in welche von den Anthropologen die Menschheit eingeteilt zu werben pflegt, hat also nach bem oben Gesagten vor allem die kaukasische oder wei�e (auch Mittelmeerrasse genannt) geschichtliche Bedeutung. Die hierher geh�rigen V�lker lassen sich in drei gro�e St�mme sthetben, als beten Stammv�ter bte Bibel Noahs S�hne Sem, Ham nnb Japhet nennt.
a) Semiten sind die Babylonier, Assyrer, Syrer, Ph�nicier, Israeliten und Araber;
b) als Hamiten gelten die �gypter; .
o) ben Japhetiten entsprechen bte arischen' ober inb o g er m attt) dj e tt V�lker: bie Jnber, Mebo-Perser, Griechen, Jtaliker, Kelten. Germanen, Litauer unb Slaven.
Die Ursitze ber iubogermauischen V�lkergemeinbe sind nicht mit Sicherheit zn bestimmen. W�hrenb man fr�her bas Hochlanb von Iran als Heimat ber ^nbo-germanen betrachtete, nehmen heutige Forscher an, ba� sie vor alters im Norben ober Osten Europas se�haft gewesen seien.
3. Einteilung und Berechnung der Geschichte. Das Er-scheinen Christi ist uns Mittelpunkt der Geschichte. Danach bezeichnet man alle Ereignisse nach Jahren vor und nach Christi Geburt. Doch pflegt man die Geschichte des Altertums bis zum Untergange des Westr�mischen Reiches (476 n. Chr.) oder wenigstens bis zum Beginne der V�lkerwanderung (375 n. Chr.) zu rechnen und auch die seitdem verflossene Zeit in das Mittel-alter (bis 1492 oder 1517 n. Chr.) und in die neuere Zeit zu scheiden. Diesen drei gro�en Zeitr�umen entsprechen als Schaupl�tze der Geschichte
a) im Altertum: Vorderasien und die K�stenl�nder des Mittelmeeres, vor allem Griechenland und Italien;
b) im Mittelalter: Europa und die vom Islam gewonnenen Gebiete in Asien und Asrika;
c) in der Neuzeit: Europa und die von den Europ�ern gewonnenen oder beinflu�ten Gebiete der fremden Weltteile.
1 �Arier" bebeutet eigentlich bie Herrlichen, bie Herren.
Die Berechnung der Ereignisse von einem bestimmten Ausgangspunkte hei�t �ra'. So rechneten die Juden von der Weltsch�pfung (� 3762 v. Chr.), die Griechen vom Trojanischen Krieg (= 1184 v. Chr.) oder auch von der 1. Olympiade (� 776 v. Chr.), die R�mer von der Gr�ndung Roms (= 753 v. Chr.), die Christen von der Geburt Christi, welche indes um einige Jahre zu sp�t angesetzt wurde, die Muhammedaner rechnen noch heute nach der Flucht Muhammeds (Hedschra, � 622 u. Chr.).
Auch die L�nge und der Beginn des Jahres war und tft bei den emzelnen V�lkern verschieden. So nahmen die alten �gypter ein Sonnenjahr von 365 Tagen, die alten Griechen und R�mer ein Mondjahr von 354 Tagen an, dessen Ausgleich mit dem Sonnenjahr durch Schaltmonate hergestellt wurde. Der r�mische Kalender wurde erst durch C. Julius C�sar verbessert; er legte das �gyptische Sonnenjahr zugrunde, das aber in jedem 4. Jahr 366 Tage erhielt. Der julianische Kalender wurde von Papst Gregor XIII. (1582) durch Auslassung von 10 Tagen und Verminderung der Schaltjahre um 3 in je 400 Jahren in Einklang mit dem nat�rlichen Sonnenjahr (365 T- 5 St. 43 Min. 46 Sek.) gebracht. Die griechisch-katholische Kirche hat den julianischen Kalender beibehalten, der gegenw�rtig um 13 Tage zur�ck ist. Die Mu-hammedaner rechnen noch heute ohne R�cksicht auf die Sonne nach Mondjahren, so da� bei ihnen dieselben Monate nach einigen Jahren in andere Jahreszeiten fallen.
1 �ra eigentlich die Pluralform von aes in der Bedeutung �Zahl, Ansatz". Ein Zeitabschnitt hei�t Epoche (v. ine^co), eine Aufeinanderfolge zusammengeh�riger Ereignisse Periode (neglodosy, so beginnt z. B. mit dem Aufstand der Jonier eine neue Epoche der griechischen Geschichte, dieser Aufstand ist ein �epoche-machendes Ereignis"; die Periode der Perserkriege ist mit der Schlacht bei dem cyprischen Salamis abgeschlossen.
I.
Geschichte des Altertums.
Ginteilung und �berblick.
Die alte Geschichte zerf�llt in
1. die orientalische,
2. die griechische,
3. die r�mische Geschichte.
Asien, nach der �berlieferung die Wohnst�tte der ersten Menschen, war nebst dem anliegenden Teile Afrikas auch der Sitz der �ltesten Kultur. Am Euphrat und fast zur n�mlichen Zeit am Nil bildeten sich Staaten, deren Zust�nde sich nach den erhaltenen Inschriften bis auf 4500 b. Chr. zur�ckbersolgen lassen. Indem die anf�nglich aus eine Nation beschr�nkten Reiche aus die Nachbarb�lker �bergriffen, wurden sie zu Weltreichen. Die
�lteren Reiche:
a) die der semitischen Asshrer und Babhlonier,
b) das der hamitischen �gypter,
erlagen in der zweiten H�lfte des 6. Jahrhunderts b. Chr. den Medo-Perfern, also arischen St�mmen.
Aber auch das Weltreich der Perser wurde bald im Zusammensto� mit den an Bildung �berlegenen Griechen sowie durch innere Wirren er-schlittert und unterlag schlie�lich dem gro�en Macedonier Alexander. Das macedonische Weltreich war bon ganz kurzem Best�nde; die nach seinem Zerfall eingetretene Zerr�ttung des Ostens erleichterte die r�mischen Er-oberungen, welche allm�hlich s�mtliche Mittelmeerl�nder umfa�ten. Die Bildung des r�mifchen Weltreiches erm�glichte die Verbreitung des Christen-tums. Indem dann die alten Religionen dem Christentum weichen, zu-gleich aber die Germanen in das R�mische Reich eindringen, schlie�t die Periode der Menschheit, welche wir als Geschichte des Altertums bezeichnen, ab und macht dem sogenannten Mittelalter Platz.
A. Die orientalische Geschichte.
K L
Die �gypter.
I. Das Land und seine Bewohner.
1. Zwischen der gro�en Libyschen W�ste (der Sah�ra) und dem Roten Meer, aus beiden Seiten eingeschlossen von hohen Bergketten, erstreckt sich von �thiopien bis an die breite und flache K�ste des Mittelmeers eine schmale, durchschnittlich 2 Meilen1 breite, �ber 100 Meilen lange Ebene, durchstr�mt vom Nil, der das Land durch die regelm��ig im Sp�tsommer wiederkehrenden �berschwemmungen sruchtbar macht. Dies Land, in der Bibel Mizraim genannt, hie� �gypten : hakaptah St�tte des Gottes Ptah: auch der Nilstrom hei�t in der Odyssee wie das Land Alyvmog. Die Bewohner waren teils dunkelfarbige, den �thiopen verwandte Nachkommen einer fr�heren Bev�lkerung, teils hellfarbige, sp�ter eingewanderte Hamiten, in Sprache und Gesittung den Semiten verwandt. Die Natur des Landes n�tigte fr�he schon zu geregelter T�tigkeit und zur Bildung staatlicher Ordnungen.
Herodot, griechischer Reisender und Geschichtschreiber um 450 v. Chr., nennt �gypten ein �Geschenk des Nils"; ein orientalischer Dichter bezeichnet mit Bezug auf die drei Jahreszeiten von je 4 Monaten �gypten als �Stanbgefild zuerst, dann s��es Meer und endlich Blumenbeet". � Die Aussaat f�llt in den Oktober, die Ernte beginnt im Februar; der Ertrag des Weizens war im alten �gypten 2�300 faltig.
2. Einteilung. Man unterscheidet
a) Mittel�gypten mit Memphis, in dessen N�he die Pyramiden stehen;
b) Ober�gypten oder Theba'is mit Theben, das bei Homer �hundert-torig" hei�t;
c) Unter�gypten, das Land im Delta des Nils, mit Heliop�lis, Sa'is, Naukr�tis, Pelusium und sp�ter Alexandria.
n. Geschichte.
Der Dreiteilung des Landes entsprechen drei Perioden der �gyptischen Geschichte:
1. das alte Reich von Memphis;
2. die Bl�tezeit �gyptens unter den gro�en Herrschern von Theben;
3. die sp�tere Zeit, in welcher Unter�gypten erh�hte Bedeutung gewinnt.
1. Das alte Reich von Memphis von 3500�2500 v. Chr.
K�nig Menes erbaute der Sage nach um 3500 v. Chr. Memphis (d. i. die gutej Wohnung). Mit ihm beginnen die 26 Dynastien (Herrschergeschlechter�,
1 1 geogr. Meile � 7,5 km. � Die zum Anbau geeignete Bodenfl�che �gyptens entspricht etwa der Gr��e Belgiens.
welche bis zur Eroberung des Landes durch die Perser (525) �ber �gypten geboten. Unter den K�nigen von Memphis wurden die gro�en Pyramiden erbaut, so die Pyramide des K�nigs Cheops (Chufu)' um 3000 v. Chr.
Die Pyramide des CheopS war 150 m hoch�; nach Herodot bauten 100000 Menschen 20 Jahre lang an ihr. Das Innere enth�lt mehrere Kammern, in dem einen Gemach ruht der Granitsarg des K�nigs.
2. Das Reich von Theben von 2500�730 v. Chr. In die erste Zeit der K�nige von Theben f�llt die Anlage des M�ris, eines gro�en Seebeckens zur Regelung der �berschwemmungen, am Eingang mit einem ausgedehnten Palast, den die Griechen Labyrinth (� Aa�vQiv&os) nannten. Unterbrochen wurde die Herrschast der K�nige Thebens durch eine l�ngere Fremdherrschaft der semitischen Hyksos (Hirtenk�nige), welche von Syrien und Arabien her in �gypten eingedrungen waren. In die Zeit der Hyksos f�llt auch die Ansiedlung der Israeliten im Lande Gosen, �stlich vom Nildelta. In den K�mpfen gegen die Hyksos erstarkte das Selbstgef�hl des �gyptischen Volkes. Nach der Befreiung des Landes um 1650 begann die Glanzzeit �gyptens, deren Erinnerung sich an die Namen der K�nige Thntmosis IH. (um 1500) und Ramses II.3 (bei den Griechen Sesvstris, um 1300) kn�pft:
a) �thiopien (der Sudan) sowie Syrien, Ph�nicien und Arabien er-kannten die Oberherrschast �gyptens an.
Auf einer Darstellung eines �gyptischen K�nigs aus dieser Zeit erscheint auf der einen Seite eine Negerk�nigin mit reichen Gaben des Landes, auf der anderen die r�tlichen F�rsten Arabiens. �Bewillige uns", sagen diese, �die Freiheit ans deiner Hand! Unbeschreiblich sind deine Siege und keinen Feind gibt es in deiner Zelt. Alle L�nder ruhen im Frieden!"
b) �gypten trat in regen Handelsverkehr mit den Nachbarl�ndern; auch nach den s�dlichen K�sten wurden Fahrten unternommen.
�Durch Seefahrten und Kriege zwischen den Nachbarn zur Entwickelung zu reifen, war nun einmal die Bestimmung des Menschengeschlechts." Ranke, Weltgeschichte I.
c) Theben und die anderen St�dte des Landes wurden mit Pracht-bauten (Pal�sten, Tempeln, Sphinxen) geschm�ckt. �
Durch das Emporkommen der Assyrer verlor �gypten die Vorherrschaft in Syrien wieder; in der Folge b��te es sogar seine Selbst�ndigkeit ein:
1 Die orientalischen Namen sind in der griechischen Form gel�ufiger als in der biblischen oder in genauer �bertragung der heimischen Zeichen.
2 Der Turm des Ulmer M�nsters ist 161 m (der Eiffelturm in Paris 300 m) hoch. Der Kubikinhalt der Cheopspyramide entspricht etwa dem der Peterskirche in Rom.
3 Die Mumie des K�nigs Ramses II. wurde 1881 aufgefunden und wird mt Museum von Bulak (bei Kairo) aufbewahrt.
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a) um 730 gewannen die �thiopen die Oberhand �ber �gypten;
b) um 670 eroberten die Assyrer Memphis und machten �gypten
zinspflichtig.
3. Das neue Reich mit dem Sitz der Herrschaft in Unter-�gypten von 650�625. Nach einer l�ngere Oberhoheit der �thiopischen K�nige und einer k�rzeren der assyrischen K�nige gelang die Befreiung des Landes vom Delta aus. Psammetich, bis dahin einer der Statthalter des assyrischen K�nigs, beseitigte sich um 650 v. Chr. mit Hilse jonischer und karischer S�ldner' aus dem Throne von Sais und �ffnete das Land den
griechischen Kausleuten.
Auch sein Sohn Necho (um 610) suchte den Handel durch Vollendung des schon sr�her begonnenen Kanals zwischen dem Nil und dem Roten Meere zu f�rdern2. Unter K�nig Necho wurde Asrika umsegelt. Seine Versuche, die Eroberungen in Asien wieder auszunehmen, f�hrten zur Niederlage bei Kar k�misch in Syrien (605).
Am�sis (um 550), der Zeitgenosse des Cyrus, ein Griechensreund (sein B�ndnis mit Polykrates von Samos; Niederlassung der Griechen in Naukratis), starb, als die Perser gegen �gypten heranzogen. Sein Sohn und Nachsolger Psammenit erlag 525 bei Pelusium dem Perserk�nig Kambyses.
Die sp�teren Zeiten �gyptens;
a) die Zugeh�rigkeit zum Perserreich seit 525 v. Chr. f. � 5;
b) die Eroberung durch Alexander seit 332 v. Chr. s. � 18;
c) das K�nigreich der Ptolem�er seit 323 v. Chr. f. � 20;
d) die Zugeh�rigkeit zum R�merreich seit 30 v. Chr. s. � 38.
III. Die Kultur der alt'en �gypter.
1. Religion. Die �gypter verehrten besonders den Sonnengott als den Sch�pser und Erhalter der Welt. Derselbe hie� in den einzelnen Teilen des Landes Ra, Ptah, Ammon, Osiris.
Dem Osiris trat sp�ter als weibliche Gottheit Isis, die Mutter Erde, zur Seite. Osiris, die schaffende und belebende Kraft, erliegt dem Typhon, dem Glut-hauch der Sommersonne, und herrscht nun als Ser�pis in der Unterwelt. Aber Horns, der Sohn des Osiris und der Isis, die Fruchtbarkeit der neuen Jahres, �berwindet den Typhon3.
1 Solche griechische S�ldner gruben ihre Namen auf �gyptischen Tempelw�nden ein; das sind die �ltesten auf uns gekommenen griechischen Schriftz�ge.
2 Die Beendigung des Werkes gelang erst dem persischen K�nig Darins I.
3 Eine solche poetische Weiterbildung des �lteren einfachen Glaubens he:�t Mythus (religi�se Sagenbildung). Der Sinn des Mythus vom Osiris ist der Kreis-lauf der Natur.
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Neben den G�ttern verehrten die �gypter zahlreiche Tiere als Symbole der Gottheit, so das Krokodil, die Katze, den Hund, den Ibis, den Sperber. Besonders heilig war der in Memphis als Sinnbild des Ptah verehrte schwarze Stier, der Apis. Sp�ter wurden die Tierleiber auch als Aufenthaltsort der wandernden Menschenseelen betrachtet. Denn nach dem Glauben der �gypter hatte die Seele des Abgeschiedenen je nach dem Spruche des Totengerichtes in der Unterwelt eine l�ngere oder k�rzere Wanderung zu bestehen.
Der durch die Religion gebotenen Erhaltung der Leichen war die gro�e Trockenheit des �gyptischen Klimas f�rderlich. Fr�h kam auch die Sitte des Ein-balsamierens auf (mit Verwendung von Erdharz oder Asphalt, arab. �mumiya'', davon Mumie).
2. Verfassung. An der Spitze des kunstreich gegliederten Staats-Wesens stand ein K�nig: Pharao. Derselbe geno� als �Sohn des Gottes Ra" g�ttliche Verehrung. Zahlreiche des Schreibens kundige Beamte der-walteten die einzelnen Bezirke des Landes. K�nig und Beamte wurden den bevorrechteten St�nden, den Priestern und Kriegern, entnommen. Das Heer bestand gr��tenteils aus leichtbewaffnetem Fu�volk; das Pferd wurde erst von den Hykfos in �gypten eingef�hrt und auch sp�terhin nur zu den Streit-wagen verwandt. Die niederen St�nde: Ackerbauern, Handwerker, Kaufleute, Hirten, waren als Nachkommen der urspr�nglichen dunkelfarbigen Bev�lkerung dienstbar.
Da die in Dienstbarkeit gehaltenen niederen St�nde kriegsunt�chtig waren, so sah man sich nach Erschlaffung der einheimischen Krieger auf S�ldner angewiesen; schlie�lich fiel �gypten wiederholt, zuletzt dauernd der Fremdherrschaft anhebt.
3. Wissenschaften und K�nste.
a) Die Wissenschaften. Die �gyptischen Priester standen bei den Alten im Rufe hoher Gelehrsamkeit. Die griechischen Philosophen Thales und Pythagoras sollen ihre Bildung von ihnen empfangen haben; auch sp�ter galten die �gyptischen Gelehrten als Bewahrer und Mehrer der Wissenschaft. Insbesondere wurden Theologie und Geschichte, Mathematik und Astronomie1, Arzneikunde" und Rechtswissenschaft gepflegt.
Die �gypter'gebrauchten zu ihren vielfachen Aufzeichnungen eine drei-s a ch e Schrift:'
1. die Hieroglyphen (v. tegog und yAvyeiv schnitzen) oder die Bilder-schrist; die einzelnen Bilder bedeuten teils die Gegenst�nde (somit ganze W�rter) teils nur Silben oder auch Laute, so bedeutet der Adler den Laut a, der L�we den Laut 1.
1 Vgl. die Einf�hrung des Sonnenjahres, S. 3.
2 Schon bei Homer (Odyssee 4,230) erscheint �gypten als das Land der Heilkunde.
2. Die hieratische oder priesterliche Schrift, in welcher die Bilder bereits zu leichteren Zeichen umgewandelt sind;
3. die demotische (b. <%tog) oder Volksschrist, die der Buchstaben-schrist nahesteht.
Die einheimische Wasserstaude, der Papyrus, bot in dem faserigen Mark der Stengel ein bequemes und billiges Schreibmaterial.
Die wissenschaftliche Erschlie�ung der alt�gyptischen Schriftdenkm�ler begann mit der Expedition Napoleons v. I. 1798/99. Der franz�sische Gelehrte Champollion lehrte die Hieroglyphen lesen (1822), was durch die Auffindung einer dreisprachigen Inschrift zu Rosette (Raschid) erm�glicht worden war1. Seitdem beteiligten sich deutsche, franz�sische und englische Gelehrte an der Erforschung alt�gyptischer Zust�nde.
b) Die bildenden K�nste.
1. Die Baukunst (Architektur). Das Gemeinsame der �gyptischen Bauwerke ist das Massenhafte (Kolossale): nicht gef�llige Wirkung, sondern unverg�ngliche Dauer wurde angestrebt. Die alt�ghptischen Bauten zer-fallen in
?) Tempel. Dieselben waren weitl�ufig angelegt mit H�sen, Alleen von Sphinxen (ruhende Gestalten aus L�wenleib und Menschenhaupt), Tor-t�rmen (Pylonen) und S�ulenhallen.
Die gr��ten Reste finden sich auf der St�tte des alten Thebens, bei den D�rfern Karnak und Lnxor im Osten und Medinet Abu im Westen des Nils, sowie auf der Nilinsel Phil� bei Assuan (Syene).
�) Grabdenkm�ler. Au�er den Pyramiden, von denen noch gegen 40 in der N�he von Memphis (bei Gizeh) stehen, dienten als Grabst�tten der K�nige die Felsenkammern in der libyschen Bergkette bei Theben.
y) Obelisken^. Diese ebenfalls den �gyptern eigent�mlichen Bau-werke waren vierkantige Spitzs�ulen, meist aus einem Granitblocke (Mono-lithe) bis zu 30 m H�he, dem Sonnengott Ra geweiht und bedeckt mit Hiero-glyphen zum Lobe des K�nigs, der sie errichtet hatte.
Die meisten Obelisken sind von den R�mern und in der sp�teren Zeit zum Schmucke der Hauptst�dte Europas entf�hrt worden, wie auch Mumien und sonstige �gyptische Altert�mer in vielen Museen Europas zu sehen sind.
?) Die Pal�ste waren in ihrer Anlage den Tempeln �hnlich; �ber das sogen. Labyrinth am M�ris vgl. S. 6. Eine Eigent�mlichkeit aller �gyptischen Bauten ist die schr�g aufsteigende Mauerwand.
Das Material zu den �gyptischen Bauten: Granit, Syenit und Kalkstein lieferten die Randgebirge des Niltales in unersch�pflicher F�lle.
1 Diese 1799 aufgefundene, jetzt im Britischen Museum zu London aufbewahrte Inschrift ist in drei Sprachen abgefa�t, der hieroglyphischen, der demotischen und der griechischen, welche den Schl�ssel zur Entzifferung lieferte.
2 v. ��eA�s Spie�.
2. Die Bildhauerkunst (Skulptur). Bezeichnend ist auch hier das Kolossale, ferner die Neigung zum Sinnbildlichen, womit das Vermengen der menschlichen und der tierischen Gestalt in Zusammenhang steht; eigent�mlich ist den �gyptischen Standbildern endlich trotz des Strebens nach Naturwahrheit eine gewisse Gebundenheit der Formen (am K�rper anliegende Arme, starrer Blick) sowie die mechanische Wiederholung derselben Stellungen.
Zu erw�hnen sind: der 20 m hohe Sphinx ^ vor den Pyramiden in Gizeh (Memphis), ein sitzender L�we mit dem Haupte eines K�nigs, ferner die ebenfalls 20 m hohen zwei Memnonsstatueu unter den Ruinen von Medinet Abu (Theben), die einen K�nig auf dem Throne sitzend darstellen; auch lebenswahre Holzfiguren (wie der sogen. Dorfschulze).
3. Die Malerei beschr�nkte sich auf das Bemalen der W�nde und S�ulen sowie der Mumiens�rge. Gegenstand derselben sind nicht nur kriegerische Vorg�nge, sondern auch alle, selbst die unbedeutendsten Verrichtungen des Privatlebens.
� 2.
Die semitischen Gro�m�chte: Babylonien und Assyrien.
I. Das Land und seine Bewohner. Das vom Euphrat" und Tigris3 durchstr�mte Land, im Altertum in seinem mittleren Teile wie �gypten durch geregelte �berschwemmungen fruchtbar, war in den �ltesten Zeiten (um 4500) von Sumeriern bewohnt. Dieses Volk, welches schon eine ziemlich hohe Kultur erreicht hatte, erlag semitischen St�mmen. Von diesen semitischen Eroberern gelangten der Reihe nach die Altbabylonier, dann die Assyrier und schlie�lich die Neubabhlonier oder Chald�er zur Vorherrschaft. Das �Zwischenstromland" (Mesopotamien, in der Bibel Land Sinear) hatte zwei Mittelpunkte:
1. im S�den zu beiden Seiten des Euphrats Babylon (Bab El d. i.
Tor Gottes);
2. im Nordosten auf der linken Seite des Tigris Ninive (oder Ninus).
Die ausgedehnten Tr�mmerfelder dieser Gro�st�dte sind um die Mitte des 19.
Jahrhunderts von dem Engl�nder Layard uud anderen Forschern untersucht worden.
II. Geschichte. �berblick. In den �ltesten Zeiten zerfiel Mefo-potamien in mehrere kleine Einzelreiche, unter welchen das von Babylon um 2250 v. Chr. die anderen verdr�ngte. Um 1200 v. Chr. gewannen die kriege-Tischen K�nige Assyriens die Vorherrschast �ber ihre fr�heren Herren sowie
1 Im Griechischen gew�hnlich ,) ocpiyg. � Die Bavaria in M�nchen ist gleich-falls 20 m hoch, die Statue der Freiheit vor dem Hafen in New-Aork 42, mit dem Sockel 63 m hoch.
2 Enphrat (in der Bibel Phrat) d. i. der Befruchtende.
3 Tigris vom altpersischen tigra d. i. Pfeil.
� 11 �
�ber einen gro�en Teil Vorderasiens, vor�bergehend sogar �ber �gypten. Im Jahre 606 fiel die Herrschaft noch einmal auf zwei Menschenalter an Babylon zur�ck (bis zur Eroberung durch die Perser, 538).
a) Das Altbabylonische Reich von 2250 bis 1200 v. Chr. Die seit 2250 in Babylon auskommenden Gro�k�nige verbesserten das Land durch gro�artige Kanal- und Dammbauten. Auch der babylonische Turm, ein 200 m hoher, in sieben sich verj�ngenden Stockwerken aussteigender Tempel, dessen. �berreste wahrscheinlich im Birs Nimrud (Nimrodsturm) erhalten sind, wurde
wohl damals erbaut.
Auf einer j�ngst aufgefundenen Inschrift hei�t es von einem K�nig aus jener Zeit: �Er erbaute das Haus, dessen Spitze er dem Himmel gleich machte.' Vgl. 1. Mos. 11,4: Wohlauf! Lasset uns eine Stadt und einen Turm bauen, dessen Spitze bis an den Himmel reiche, da� wir uns einen Namen machen; denn wir werden viel-
leicht zerstreuet in alle L�nder. .
Nimrod hei�t in der Bibel der Gr�nder dieses Reiches. Als gr��ter Konig Altbabylons erscheint nach neuerer Forschung Hammurabi (um 2250), dessen wieder aufgefundenes Gesetzbuch in einzelnen Punkten an das mosaische Gesetz erinnert. � Aus Ur, dem bedeutendsten westlich vom Euphrat gelegenen Orte, zog Abraham nach Pal�stina.
b) Das Assyrische Reich von 1200 bis 606 v. Chr.
1. Gr�ndung. Neben der Herrschast von Babylon in der Ebene des Euphrats bildete sich im gebirgigen Norden die aus die Massen gegr�ndete Macht der Assyrer. Hauptort derselben war zuerst Assur am mittleren Tigris, sp�ter das n�rdlich davon gelegene Ninive. Die �lteste Geschichte von einem Gr�nder dieser Stadt, K�nig Ninus, und von seiner kriegerischen Gemahlin Semir�mis, welche die Herrschaft bis zum Indus ausgedehnt
haben soll, ist sagenhaft.
2. Glanzzeit 750�650. Die assyrischen K�nige, welche um 1200 die Oberhoheit �ber die stammverwandten babylonischen K�nige gewonnen hatten, breiteten ihre Macht bis an das Mittelmeer aus, vor�bergehend auch �ber �gypten.
�) K�nig Tiglatpilesar (= Phul) begr�ndete durch die Einverleibung von Babylonien und Syrien1 die assyrische Machtstellung.
�) K�nig Salmanassar belagerte Samaria, die Hauptstadt des Reiches Israel, das sein Nachfolger Sargon eroberte (722). Sargons Sohn San-herib bedrohte um 700 auch Jerufalem.
Die Assyrer verfuhren grausam im Kriege und behandelten die unterworfenen V�lker mit H�rte; h�ufig f�hrten sie einen Teil der Bewohner gefangen fort und
'Syrer ist nur die k�rzere Form des Namens Assyrer, aber man versteht darunter die (semitischen) Bewohner des Landes am Orontes, zwischen dem Euphrat und der K�ste, s�dlich von Tanrns und n�rdlich vom Libanon. Um 1500 war in Syrien das eigenartige Volk der Cheta (in der Bibel Hethiter) m�chtig.
siedelten andere an deren Stelle an. So r�hmt sich K�nig Sargon aus einer In-schrift: �Ich habe 27280 Einwohner (von Sarnaria) zu Sklaven gemacht und habe sie in das Land Assnr abf�hren lassen."
y) K�nig Assarhaddon, der machtvollste der assyrischen Herrscher, eroberte um 670 Memphis; vgl. S. 7.
3. Vers all. Das Assyrische Reich, welches schlie�lich die ganze semitische V�lkergruppe beherrschte, wurde um 625 durch einen Einfall der nomadischen Scythen' ersch�ttert und 606 durch die vereinigte Macht des medischen K�nigs Kyaxares und des babylonischen Statthalters Nabopolassar aufgel�st, die Stadt Ninive zerst�rt.
Wie am Anfange der assyrischen Geschichte die sagenhafte Gestalt des Ninns steht, so wird ans Ende von der �berlieferung der in Wahrheit um einige Jahrzehnte fr�here Sardan ap�l (= Assurbanip�l) gesetzt, der sich mit seinen Frauen und Reicht�mern beim Untergange der Hauptstadt verbrannt haben soll.
Die Zerst�rung Ninives, der verha�ten Zwingburg Vorderasiens, war so gr�ndlich, da� zwei Jahrhunderte sp�ter nicht einmal der richtige Name der Tr�mmerst�tte und der einstigen Bewohner bekannt war; Xen. anab. III, 4.
In das Land der Assyrer teilten sich die medischen und babylonischen Eroberer, so da� die ersteren den gebirgigen �stlichen Teil, die letzteren das Land westlich vom Tigris nahmen.
c) Das Neubabylonische oder Chald�ische Reich von 606 bis 538 v. Chr.
1. Bl�tezeit. Das ^nach der Zerst�rung Ninives emporkommende Neubabylonische Reich hatte seine kurze Bl�tezeit unter Nebukadnezar, dem Sohne Nabopolassars, (f 561):
a) Er besiegte den �gyptischen K�nig Necho, der den Babyloniern Syrien streitig machen wollte, bei Karkemisch (605); vgl..S. 7.
�) Er nahm Jerusalem ein (586), in der Folge auch Tyrus.
y) Er f�hrte gro�artige Bauten znm'Schutze des Landes und zur Ver-sch�nerung der Hauptstadt aus: 1. die Befestigung der Hauptstadt Babylon sowie die medische Mauer vom Euphrat bis zum Tigris; 2. die Erneuerung des babylonischen Turmes; 3. die Erbauung des Palastes mit den �h�ngen-den G�rten des Semiramis".
2. Untergang. Kaum 70 Jahre nach der Zerst�rung Ninives erlag auch Babylon einer neuaufstrebenden Macht. Es^wurde 538 von dem Perser-k�nig Cyrus erobert. Damit trat an die Stelle einer semitischen Vormacht in Asien die Herrschaft des arischen Stammes.
Der letzte K�nig Babylons Nabon�dus (bei Herodot Labynetns) wurde von Cyrus nach Medien verwiesen, die Hauptstadt selbst durch Einschlie�ung und durch Ableitung des Euphratflusses bezwungen. Der Verteidiger Babylons (der Sohn "des
1 2kv&ai, pers. Skudra, � �Sch�tzen".
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des K�nigs) Belsazar kam nach der Bibel bei der Einnahme der Stadt um; vgl. Buch Daniel, K. 5: Mene, Tekel, Upharsin, nach Daniels Deutung: �Gez�hlt, gewogen, (den Medern und Persern) zugeteilt!" . _
Nach dem Untergange des Neubabylonischen Reiches wurden bte Semiten Asiens erst mit bem Aufkommen bes Islams unter den Arabern noch einmal m�chtig.
m. Die babylonisch-assyrische Kultur.
1. Religion. Auch die Babhlonier verehrten wie die �gypter den Sonnengott, der Bel oder Baal, d. i. Herr, genannt wurde; ihm steht zur Seite Belit (Baaltis) oder Mylitta, die Mond- und Erdg�ttin. Auch die �brigen Gestirne wurden verehrt.
2. Wissenschaften. Wie bei den �gyptern, so waren auch bei den Babyloniern die Priester, welche insbesondere Chald�er genannt wurden, die Weger der Wissenschaften. Die Beobachtung des Himmels, die durch das ebene Land sowie die Klarheit des Himmels erleichtert wurde, f�hrte zur Astronomie (Kenntnis von 5 Planeten: Merkur, Venus, Mars, Juppiter, Saturn'), zur Ausstellung des Tierkreises und zur Einteilung des Jahres. Mit der Astronomie verband sich die Astrologie (Sterndeutekunst.) Die Ma�e und Gewichte der Babylonier fanden durch die Vermittlung der stammverwandten Ph�nicier auch im Westen Eingang'.
3. Die bildenden K�nste. Die Bauten der Babylonier und Assyrer waren den �gyptischen vergleichbar in der Massenhaftigkeit und Weitl�ufig-feit der Anlage, dagegen denselben un�hnlich im Material: die Tempel und Pal�ste Mesopotamiens waren meist aus Ziegeln aufgef�hrt und liegen des-halb heute gr��tenteils in Schutt. Von den ausgedehnten Ruinen Babylons ist der Birs Nimrud, von denen Ninives der Palast Sargons bei Khorfabad das Bedeutendste. Aus den Resten des letzteren sind m�chtige Bildwerke, gefl�gelte Stiere und L�wen' mit menschlichem Antlitz darstellend, erhalten. Sehr mannigfaltig sind die Darstellungen aus dem kriegerischen und b�rger-lichen Leben an den W�nden, zahllos die Inschriften auf S�ulen, Tonzylindern und einzelnen Ziegeln (�Tontafelbibliotheken").
Die uralten, schon von den Surneriern gebrauchten Schriftzeichen, aus senk-rechten, wagrechten unb schr�gen Keilen gebilbet, baher Keilschrift genannt, hat man erst im 19. Jahrhuubert entziffern gelernt unb dadurch �ber Geschichte und Bildung
* Auch Sonne nnb Mond galten als Planeten, so ba� sich bie (heilige) Siebenzahl ergab. Daraus erkl�ren sich auch bte im Anfang ber r�mischen Kaiserzeit aufgekommenen Bezeichnungen ber Wochentage, bie sich in mehreren Sprachen noch ganz erhalten haben.
2 Das babylonische Zahlensystem beruhte auf ber Zahl 60; vgl. noch unsere Einteilung ber Stnnbe, ber Minute, bte Einteilung bes Kreises, bas Schock.
3 �berhaupt brachten es bte Assyrer zur Meisterschaft in ber Darstellung der Tiere; h�ufig sittb bte Nachbildungen von Jagdszenen, namentlich gro�artig ist die Darstellung einer sterbenden L�win.
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der vorderasiatischen V�lker neue Aufschl�sse gewonnen, welche im ganzen die Angaben der Bibel und der Griechen (Herodots) best�tigen.
4. Gewerbe und Handel. Au�er dem ergiebigen Anbau des Landes pflegten die Babylonier die Gewerbe, namentlich die Weberei. Ein leb-hafter Handel zu Land und aus den schissbaren Str�men vermittelte, unter-st�tzt durch die obenerw�hnte Erfindung praktischer Ma�e und Gewichte und durch die Einf�hrung des Geldes, den Verkehr von den L�ndern des Indischen Ozeans bis zu den K�sten des Mittell�ndischen Meeres.
� 3.
Die Ph�nicier und ihre Kolonie Karthago.
1, Das Land und seine Bewohner. Der schmale, etwa 40 Meilen lange K�stenstrich zwischen dem Libanon1 und dem Meer war bewohnt von einem kleinen semitischen Volke, dessen Angeh�rige bei den Griechen iPolvixsg hie�en'2. Die Enge des Landes wies auf die See hin, der Reichtum des Ge-birges an Bauholz und Metallen erleichterte den Schiffsbau. An den f�r Anlage eines Hafens g�nstigen Stellen erhoben sich seit dem Jahre 2000 v. Chr. volkreiche St�dte. Die f�nf m�chtigsten waren (von S�den nach Norden): Thrus (aus der Altstadt und Jnselthrns bestehend), Sidon, Berj^tus (jetzt Beirut), Bhblus und Ar�dus.
II. Geschichte. 1. Das Heimatland. Zur Zeit der gro�en Pharaonen (um 1500) war Ph�nicien den �gyptern zinspflichtig. Auf eine Vorherr-fchaft Sidons folgte dann die Bl�tezeit Ph�niciens unter der Vorherrschaft von Thrus. K�nig Hiram (um [1000) veranla�te mit K�nig Salomo Handelsfahrten nach dem Lande Ophir (am Persischen Meerbusen oder an der Jndusm�ndung?). Mit der Ausbreitung der assyrischen Herrschast ver-lor auch Ph�nicien seine Selbst�ndigkeit. Es war der Reihe nach abh�ngig von Assyrien, Babylonien, Persien, Alexander d. Gr. und seinen Nachfolgern.
Daf�r, da� die Ph�nicier den gro�en Landm�chten ihre Flotte zur Verf�gung stellten, erlangten sie besondere Vorrechte.
2. Die ph�nicifche Kolonisation. Seit 1500 vor Chr. besiedelten die Ph�nicier sremde K�sten.
a) Die Ursachen ihres au�erordentlichen Wandertriebes waren
1. die Natur des Landes, �berv�lkerung und Andr�ngen der Nachbarv�lker;
1 Libanon d. i. wei�es Gebirg, von dem schimmernden Kalkgestein oder den schneebedeckten Gipfeln (bis 3000 m hoch) so genannt. Die arabischen Dichter sagen, da� der Libanon auf seinem Haupte den Winter, auf seinen Schultern den Fr�hling und in seinem Sch��e den Herbst trage und da� der Sommer zu seinen F��en wohne.
2 $oivUri rotes Land (cpoiv�s rot, (potvig die Purpurfarbe, aber auch der ph�nicische Baum d. i. die Dattelpalme); vgl. tat. Poenus.
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2. innere Streitigkeiten;
3. das Verlangen, die Erzeugnisse des eigenen Landes zu verwerten, die der fremden L�nder auszun�tzen.
b) Die Kolonien waren teils bleibende Niederlassungen, teils vor-�bergehende Gr�ndungen von Handelspl�tzen (Faktoreien). Die Fahrten der Ph�nicier beschr�nkten sich anfangs aus die �stliche H�lfte des Mittel-meeres: die kupferreiche Insel Cypern, das goldreiche Thasos und viele andere Inseln und K�sten des �g�ischen Meeres wurden ausgesucht (auch Kadmus in Theben galt den Griechen als ein Ph�nicier). W�hrend aber diese �st-lichen Kolonien sp�ter meist den Griechen zufielen, beherrschten die Ph�nicier mehrere Jahrhunderte hindurch das westliche Becken des Mittelmeeres sast unbestritten. Sie behaupteten:
1. auf �teilten: Panormus (Palermo), Motye (daneben sp�ter Lily-b�um) und Sol�s;
2. Malta, aus Sardinien Car�lis (j. C�gliari), die Balearen' und die Pithusen2;
3. die S�dk�ste von Spanien (das Land Tarsis);
4. die Nordk�ste Afrikas.
c) Karthago. Die weitaus wichtigste Niederlassung der Ph�nicier war Karthago (KccQxr]d<bv, d. i. Neustadt), der �berlieferung nach gegr�ndet 850 v. Chr. durch die thrische K�nigstochter Eliffa, an deren Stelle in der sp�teren Sage die G�ttin Did o trat. Karthago dehnte sein Gebiet im Osten bis in die N�he von Khrene aus (Sage von der Ausopserung der Br�der Phil�ni) und gewann nicht nur bald die Vorherrschaft �ber die anderen ph�nicischen Pstanzst�dte im Westen, sondern machte sich auch die Eingeborenen (die Libyer) Untertan. Bei ihrem Versuch, die reiche Insel Sicilien vollends zu erobern, gerieten die Karthager in langwierige Kriege:
1. mit den sicilischen Griechen (seit 480 v. Chr., also gleichzeitig mit den Perserkriegen);
2. mit den R�mern (seit 264).
Seit der Zerst�rung Karthagos (146 v. Chr.) hat das ph�nicische Volkstum seine Bedeutung f�r die Geschichte verloren.
III. Kultur der Ph�nicier.
1. Religion. Die Ph�nicier verehrten im allgemeinen dieselben Gott-heiten wie die stammverwandten Babylonier. Neben Baal wurde auch Moloch,
1 �Inseln der Schleuderer" v. ��AAu.
2 �Fichteninseln v. nizvg.
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der zerst�rende Sonnen- und Feuergott, neben Baaltis auch die Kriegsg�ttin Astarte (babhl. Jstar).verehrt; diesen Gottheiten wurden Kinder geopfert (so in Karthago noch in den schweren Zeiten der R�merkriege, so auch in den altgriechischen Zeiten dem Minotaurus � Moloch auf Kreta). Als Gott des Handels und der Kolonien galt Melkart, mit welchem die Griechen ihren gleichfalls wandernden Halbgott Herakles verglichen. In Karthago drangen auch griechische Kulte, besonders der Dienst der Demeter und der Perfeph�ne, ein.
2. Verfassung. Gegen�ber den Despotien (der unbeschr�nkten K�nigs-Herrschaft) des �brigen Orients bildete sich in Ph�nicien mehr die Oligarchie oder Plutokratie (die Herrschast der Besitzenden) aus, die gew�hnliche Staatssorm kleinerer Handelsstaaten. Wie im Mutterlande die K�nige durch den Adel beschr�nkt und schlie�lich beseitigt wurden, so stand Karthago unter zwei R�ten, einem Rat der (30) Alten, von welchen zwei K�nige (eigent-lich Susseten d. i. Richter) hie�en, und einem gro�en Rat von 300 Mitgliedern.
3. Gewerbe und Handel. In den h�heren K�nsten und Wissen-schasten leisteten die Ph�nicier nichts Gro�es; ihre Bedeutung beruht vielmehr auf der Ausbildung des materiellen Lebens und auf der Weiterver-breitung der orientalischen Kultur.
a) Durch zahlreiche eigene Erfindungen und Verbesserung fremder-Erfindungen dienten sie der Verfeinerung des Lebens. Dahin geh�ren:
1. Die Bearbeitung der Metalle: Erzgu�, Verfertigung von Waffen und Schmucksachen aus Bronze (Mischung aus Kupfer und Zinn);
2. Spinnerei, Weberei und F�rben der Gew�nder mit dem Safte der Purpurschnecken (von dunkelviolett bis zu bla�rosa);
3. Bereitung und Verwendung des Glases (zun�chst zu Zierat, nicht zu Fenstern und Spiegeln);
4. Ausbildung einer Buchstabenschrift, aus welcher das griechische und und andere Alphabete hervorgingen;
5. Anwendung bestimmter Ma�e und Gewichte, des Z�hlens und des Geldes (nach dem Vorgang der Babhlonier, S. 13).
b) Der Handel der Ph�nicier mittels Karawanen und Seefahrten erstreckte sich auf alle Produkte der damals bekannten L�nder (bis nach. Britannien und um Afrika herum).
Homer kennt die �Sidonier" als kunstreiche M�nner und als Seefahrer; vgl. auch Schillers Epigramm �Der Kaufmann".
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� 4.
Die Israeliten.
I. Das Land und seine Namen. Das im Norden von Syrien, im Westen von Ph�nicien und dem Meer, im S�den und Osten von W�sten-stammen umgebene Land zu beiden Seiten des Jordans hie� bei den Griechen Pal�stina oder Philist�a (nach den im S.-W. eingedrungenen Philistern), in der sp�teren Zeit Jud�a (nach dem Stamme Juda). Der Name Kanaan d. i. Niederland bezeichnete eigentlich den schmalen Tieflandstreifen an der K�ste; im weiteren Sinne wurde das ganze Land westlich vom Jordan so genannt.
Das Innere des etwa 500 Quadratmeilen ^ gro�en Landes ist ein Hochplateau Kalkgebirge) mit tief eingerissenen T�lern und Gipfeln bis zu 900 m H�he: Das Vorgebirge Karmel im Westen erreicht 570 m, der Berg Tabor in der n�rdlichen Landschaft Galil�a 600 m, die H�he von Jerusalem in der s�dlichen Landschaft Jud�a 760 m2.
Das Land ist von Norden nach S�den durchstr�mt vom Jordan (d. i. der Herabsteigende). Er entspringt auf dem 2800 m hohen Hermon, durchflie�t den See Genezareth (auch See Tiberias und Galil�ifches Meer genannt, 200 m unter dem Spiegel des Mittelmeeres) und m�ndet in das Tote Meer (auch Salzmeer oder Asphalt-see genannt, 400 m unter dem Mittelmeer).
IL Geschichte, a) Von der ersten Einwanderung in Pal�-stina bis zur R�ckeroberung des Landes: 2000�1300 v. Chr.
1. Die Patriarchen. Um 2000 v. Chr. wanderte Abraham, ein semitischer Nomadenf�rst, aus Ur in Chald�a (vgl. S. 11) in das Tal Hebron (westl. vom Toten Meer). Abraham, sein Sohn Isaak und sein Enkel Jakob oder Israel (d. i. Gottesstreiter) sind die Stammv�ter oder Patriarchen der Hebr�er (d. i. Jenseitigen) oder des israelitischen Volkes. Auf Einladung seines nach �gypten verkauften Sohnes Joseph zog Jakob bei einer Hungersnot dorthin und lie� sich im Lande Gosen (im Nildelta) nieder.
2. Der Aufenthalt in �gypten: 1800(?)-1300 v. Chr. Die zu einem starken Volk angewachsenen Israeliten wurden von den stamm-verwandten Hhksos, die damals in Unter�ghpten herrschten, milde behandelt, nach deren Sturz aber von den Pharaonen mit Frondiensten bedr�ckt. Sie wanderten daher unter Moses, einem Volksgenossen, der in den �gyptischen Wissenschaften unterrichtet war, aus �gypten und blieben zun�chst in der W�ste und im Gebirgsland Sinai, wo sie das Gesetz erhielten und dadurch im Glauben an ihren Beruf als auserw�hltes Volk befestigt wurden.
1 Vgl. Oberbayern mit 300 Quadratmeilen oder 16700 qkm Fl�cheninhalt.
2 Vgl. M�nchen mit 520 m H�he.
Stich, Lehrbuch der Geschichte. I. Bd. 4. Auflage. 2
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3. Eroberung von Kanaan seit 1300 b. Chr. Unter Moses er-oberten die in 12 St�mme eingeteilten Israeliten das Ostjordanland (Per�a); unter Josna �berschritten sie den Jordan und gewannen in langwierigen K�mpfen das gelobte (d. h. verhei�ene) Land. Aber erst unter den K�nigen gelang die vollst�ndige Bezwingung der Nachbarn.
In den K�mpfen gegen ihre kriegerischen Nachbarn, besonders die Amalekiter und Philister, waren die Israeliten von den sogenannten Richtern (schofetim, vgl. Susseten) gef�hrt, wie Gideon, Jephtha, Simson und Samuel.
Der Sondergeist der einzelnen St�mme fand ein Gegengewicht im gemeinsamen Jehovaglauben; besondere Einigungsmittel waren
a) ein eigener Priesterstamm (die Leviten) und das in der Familie Aarons erbliche Hohepriestertum;
�) die Bundeslade in Silo;
y) ein Landtag in Sichern.
Als die Israeliten, von allen Seiten bedroht, nur unter einem K�nig zu siegen hofften, falbte Samuel, der letzte Richter, 1055 einen Mann aus dem Volke, S aul, zum K�nige (freiwilliger �bergang von der Republik zur Monarchie).
b) Die drei K�nige des ungeteilten Reiches von 1055�953 v. Chr. Bl�tezeit des Reiches.
1. K�nig Sauls Regierungszeit war mit Kriegen gegen die Nach-barn ausgef�llt. Als der mit dem K�nig zerfallene Samuel den jungen David aus Bethlehem zum K�nig salbte, verlor Saul das Selbstvertrauen und kam im Kampfe gegen die Philister um.
David, durch sein Saitenspiel am Hofe Sauls eingef�hrt, gewann Jonathan, den Sohn Sauls, zum Freunde, erregte aber in der Folge durch seinen Sleg �ber den riesenhaften Philister Goliath das Mi�trauen des K�nigs, so da� er vor�ber-gehend bei den Landesfeinden, den Philistern, eine Zuflucht suchen mu�te.
2. Nach dem Tode Sauls gelangte David zur Anerkennung. Er war gro� als Eroberer und als Ordner des Reiches:
a) Durch gl�ckliche K�mpfe gegen die Philister und die Syrer gewann er das Land s�dlich bis zum Roten Meer, n�rdlich bis zum Libanon
und an den Euphrat;
�) durch die Eroberung und Befestigung der Stadt Jerusalem mit der Burg Zion gab er dem Reiche einen Mittelpunkt, durch Einsetzung k�nig-licher Beamter und durch ein stehendes Heer einen straffen Zusammenhalt.
Gegen das Ende seiner Regierung mu�te David einen Aufstand seines Sohnes Absalom bek�mpfen. Absalom wurde besiegt und kam ans der Flucht um.
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3. Salomo, Davids j�ngerer Sohn, regierte, nachdem er sich auf dem Thron befestigt hatte, friedlich:
a) Er erbaute mit Hilfe ph�nicischer Bauleute auf dem Berg Moria einen Tempel.
Der Jehovatempel erinnerte in seiner Anlage (Scheidung in Vorhalle, Heiliges und Allerheiligstes) an �gyptische, in seinem Material (Vert�felnng mit Cedern- und Cypressenholz und Verkleidung mit Goldblech) an babylonisch-assyrische Bauten.
�) In Verbindung mit dem K�nig Hiram von Thrus betrieb er den Seehandel nach dem Lande Ophir; vgl. S. 14.
Durch die vielfachen Beziehungen zu fremden V�lkern drangen fremde Gottesdienste unter den Israeliten ein. Die gro�en Ausgaben f�r Bauten, fowie f�r die verschwenderische Hofhaltung machten dr�ckende Steuern n�tig. Dies f�hrte zuletzt eine Entfremdung zwischen K�nig und Volk herbei. Des-halb stellten die n�rdlichen St�mme den Feldherrn Jerobeam als Gegenk�nig auf und nach Salomos Tod trat eine bleibende Scheidung in zwei Sonder-reiche ein:
1. Das Reich Israel (mit der Hauptstadt Samaria), gebildet von den 10 St�mmen des n�rdlichen und des Ostjordanlandes, unter Jerobeam und seinen Nachfolgern.
2. Das Reich Juda (mit der Hauptstadt Jerusalem), gebildet von den 2 s�dlichen St�mmen Simeon und Juda und einem Teil von Benjamin, unter Salomos Sohn Rehabeam und seinen Nachfolgern.
c) Von der Teilung des Reiches bis zum Verlust der nationalen Selbst�ndigkeit. 953�722 und 586 v. Chr.
1. Untergang des Reiches Israel 722 v. Chr. Die unter Saul und David erk�mpfte, unter Salomo behauptete selbst�ndige Stellung des israelitischen Volkes ging mit der Teilung dem Verfalle entgegen. Das gr��ere n�rdliche Reich Israel verfiel zuerst:
�) Dem K�nigtum fehlte eine geregelte Erbfolge; dies f�hrte zu Thron-streitigkeiten und zu Eingriffen der Nachbarh�fe von Juda und Damaskus.
�) Da das Nationalheiligtum dem s�dlichen Reich verblieben war, so wandten sich K�nig und Volk immer wieder fremden Gottesdiensten zu und verloren dadurch Zusammenhalt und Selbstvertrauen.
Der Jehovaglaube wurde durch die Propheten, namentlich Elias und seinen Sch�ler Elisa (um 850), mit Eifer und Standhaftigkeit gegen den in Baalsdienst versunkenen Hof verteidigt.
y) Die gro�en assyrischen Eroberer Salmanassar und Sargon machten das $etch Israel erst zinspflichtig, dann 722 nach Einnahme und Zerst�rung der Hauptstadt Samaria zu einer Provinz des Assyrischen Reiches; vgl. S. 11.
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Aus der Verbindung der im Lande zur�ckgebliebenen Israeliten mit der an^ gesiedelten fremden Bev�lkerung erwuchs sp�ter das mi�achtete Mischvolk der �Samariter".
2. Untergang des Reiches Inda 586 v. Chr.
a) Das s�dliche Reich blieb dem Jehovadienste und dem Hause Davids ergeben; es behauptete mit M�he seine gef�hrliche Stellung zwischen dem �gyptischen und dem Assyrischen Reiche (Bedrohung durch Sanherib, vgl. S. 11).
* Durch Verm�hlung des K�nigs Joram mit Athalia, der Tochter des K�nigs Ahab von Israel und der Jsebel, einer ph�nicischen K�nigstochter, sollte (um 850) eine Wiedervereinigung der getrennten Reiche angebahnt werden. Aber Athalia ri� nach Ermordung ihrer eigenen Enkel selbst die Regierung an sich und f�hrte den syrischen Baalsdienst ein. Doch der j�ngste Enkel war vor dem Untergang bewahrt worden und wurde von dem Hohepriester auf den Thron zur�ckgef�hrt, Athalia get�tet und der Jehovadieust wieder hergestellt. Vgl. die Trag�die Raciues �Athalia".
Unter den Propheten im Reiche Inda ragen Jesaias (um 722) durch Gedankentiefe und Jeremias (um 586) durch seine eindringlichen Vorstellungen des nahen Untergangs hervor.
�) Juda war nach dem Verfall der assyrischen Macht vor�bergehend unter die Botm��igkeit �gyptens geraten, das unter Necho seine Herrschaft auch nach Asien zu verbreiten suchte. Aber der Babylonier Nebukadnezar machte in der Schlacht bei Karkemisch (605) der �gyptischen Herrfchaft in Asien ein Ende, unterwarf das kleine Reich Juda und bestrafte einen letzten Versuch der Juden, sich zu befreien, mit der Zerst�rung von Jerufalem (586).
Jerusalem wurde nach 1^ j�hriger Belagerung eingenommen, der Tempel ver-brannt, der letzte K�nig Zedekias geblendet und ein Teil der Einwohner nach
Babylon fortgef�hrt. . _ ,. ,
An den �W�ssern Babylons" wurden die Juden durch Propheten tote Ezechiel und Daniel getr�stet. Nach der Eroberung Babylons durch Cyrus (538) durften �ber 40000 Juden unter Sernbabel in ihre Heimat zur�ckkehren. Ihr Land bildete nun einen Teil des Perserreiches. Der Tempel wurde wieder aufgebaut (vollendet unter Darms I., 516) und war auch nach dem Verlust der staatlichen Selbst�ndigkeit das Einigungsmittel f�r das j�dische Volk. Dessen fernere Schicksale geh�ren der
sp�teren Geschichte an: ..
1. Die Eroberung durch Alexander, die wechselnde Abh�ngigkeit von �gypten und von Syrien sowie die Befreiung unter den Makkab�ern (seit 167) s. � 18 und 20.
2. Die Unterwerfung unter die R�mer in der Zeit des Pompejns und die Einsetzung des Herodes (39 v. Chr.) s. � 36.
3. Die nochmalige Zerst�rung Jerusalems in der r�mischen Kaiserzeit (70 n. Chr.) s. � 41.
�III. Kultur. Die Bedeutung des kleinen israelitischen Volkes f�r die Menschheit beruht hauptf�chlich in der Ausbildung und Bewahrung des Glaubens an einen pers�nlichen, �ber der von ihm erschaffenen Natur stehenden Gott (Monotheismus). In der Abgeschlossenheit des Volkes
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erstarkt, �berdauerte dieser Glaube den Wechsel der Zeiten und �berwand sp�ter alle andern Gottesverehrungen, indem er zur Grundlage des Christentums (wie auch des Islams) wurde.
Die Verfassung der Juden war eine Theokratie, insofern Gott (Jahwe �ber Seienbe", bei ben Neueren gew. Jehova) als eigentlicher Herrscher seines aus-erw�hlten Volkes gebacht w�rbe unb bie Richter unb K�nige, bie Propheten unb Priester nur als Vertreter unb Diener Gottes g�lten.
Auch Kunst und Literatur standen bei den Juden durchaus im Dienste der Religion. Die Baukunst beschr�nkte sich aus den nach fremden Vorbildern und mit fremder Hilfe erbauten Tempel. Die heiligen Schriften find in der Bibel vereinigt
a) prosaische: die 5 B�cher Mose oder der Pentateuch^, das Buch der Richter, die B�cher der K�nige u. f. w. geh�ren der historischen Gattung an;
b) poetische, deren Versma� nicht in Reim und Silbenmessung, sondern in einem Ebenma� der S�tze besteht: die Psalmen und das Hohelied sind lyrischer Art, w�hrend das Buch Hiob, die Spr�che Salomos, die Klage-lieber und Weissagungen der Propheten (f. o.) zwischen Lyrik und Didaktik stehen.
Die Juden waren ein ackerbautreibenbes Volk, auch ihre gro�en Feste waren l�nblichen Ursprungs: 1. bas Fr�hlingsfest (Passah, zugleich ber Erinnerung an den Auszug aus �gypten geweiht); 2. bas Erntefest; 3. bas Weinlesefest (Fest ber Laubh�tten).
Auch bie strenge Durchf�hrung bes Sabbaths entsprach ben Beb�rsnissen einer l�nblichen Bev�lkerung. In ben Sabbathjahren (alle 7 Jahre) sollte ber Ackerbau ganz ruhen; in ben Jubeljahren (alle 50 Jahre) sollten alle Schulb- unb Knechtschaftsverh�ltnisse gel�st werben.
Erst feit bem Untergang ihrer politischen Selbst�nbigkcit unb ber bamit ver-bunbenen Zerstreuung ber Bev�lkerung wenbeten sich bie Juben mit Vorliebe bem Hanbel zu.
�5.
Die Jranier: Baktrer, Meder und Perser.
1. Das Land und seine Bewohner. Die bis zum I. 600 v. Chr. in Vorderasien m�chtigen V�lker geh�rten dem semitischen Stamme an; die zum arischen oder indogermanischen Stamme geh�rigen iranischen V�lker waren bis dahin auf sich beschr�nkt. Sie bewohnten das gro�e Hochland Iran zwischen dem Kaspischen See im N. und dem Arabischen Meer im S., dem Tigris im W. und dem Indus im O. Die wichtigsten Landschaften sind:
a) im Nordosten Baktrien an der n�rdlichen Abdachung des hohen Paropanisus (oder Kaukasus Jndicus, jetzt Hind�kusch) und im fruchtbaren Thal des Oxus (j. Amit Darja); Hauptstadt Baktra (j. Balch);
1 Tevxog �Zeug" bebeutet bei ben Sp�teren auch �Buch".
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b) von den Gebirgen im S�dwesten des Kaspischen Meeres bis zu den hohen Bergen im Osten des Tigris erstreckte sich Medien; Hauptstadt Ekbatana;
c) s�dlich von Medien, n�rdlich und �stlich vom Persischen Meerbusen lag Persien (in der Bibel Elam, auch Paras gen.) mit den Hauptst�dten Susa, Persep�lis und Pasargad�.
Verglichen mit den hei�en Tiefl�ndern Mesopotamien und �gypten hat das Iranische Hochland ein gem��igtes, in den Bergen sogar rauhes Klima (mit Temperatur-schwanknngen zwischen + 40� und � 30� B).
II. Geschichte. Die Baktrer. In Baktrien (oder in Medien?) bildete sich die Religion der Jranier aus, welche gegen�ber dem Baalsdienst und der Ammonreligion einen mehr ernsten und sittlichen Charakter tr�gt und mit den indischen Religionsvorstellungen verwandt ist.
Zarathustra (griech. Z^odox^) verk�ndigte der �berlieferung nach das Awesta \ welches uns nur in einer sp�teren, nach Alexander d. Gr. entstandenen Fassung vorliegt. Nach seiner Lehre scheidet sich die Welt in ein Reich des Lichtes und der Finsternis (Dualismus). Gott des Lichtes und des Reinen ist Ormuzd, Gott der Finsternis und des B�sen Ahr!man.
Der gute Mensch soll durch Wahrhaftigkeit, durch Arbeit, Urbarmachung des Landes, T�ten giftiger Tiere, �berhaupt durch Gutestun dem Ormuzd dienen.
Die Religionskenntnis erhielt sich sp�ter besonders in dem (medischen?) Stamm der Magier2. Unter den Lichtgeistern erlangte Mithras hervorragende Bedeutung. Sein Dienst drang in der Kaiserzeit auch in das R�merreich ein.
B. Die Meder.
1. Die medischen Teilf�rstent�mer waren um 800 den �berm�chtigen assyrischen K�nigen zinspflichtig geworden. Der erste einheimische K�nig war Dejoces (um 700). Er soll die Einigung der medischen St�mme herbei-gef�hrt haben, indem er sich nicht durch Kriegsruhm, fondern durch feine Gerechtigkeitsliebe die Anerkennung aller St�mme verschaffte.
2. Von seinen Nachfolgern vermehrten Phraortes und dessen Sohn Khaxares die medische Macht.
a) Phraortes befestigte die Hauptstadt Ekbatana.
Die K�nigsburg von Ekbatana umgaben siebenfache, nach innen immer h�here Mauern, deren Zinnen 7 verschiedene Farben trugen, entsprechend den Gestirnen: Sonne, Mond und den 5 damals bekannten Planeten: s. S. 13.
1 Auch Zendawesta genannt; Awesta � �Gesetz"; Zend � �Erkl�rung"; Zendsprache oder altbaktrisch hei�t die Sprache des Awesta, die mit dem Sanskrit oder Altindischen einerseits, mit dem aus den persischen Keilinschriften bekannten Alt-persischen andrerseits verwandt ist.
2 Erst sp�ter bekam das Wort Magier (Magie, magisch) die Bedeutung �Zauberer .
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b) Er unterwarf die stammverwandten Nachbarv�lker: die Baktrer, die westlich von diesen wohnenden Parther und die Perser.
c) Er befreite das Land von der assyrischen Herrschaft, fiel aber bei einem Angriff auf Ninive.
3. Kyaxares.
a) Er Vertrieb die aus dem Norden kommenden Scythen, welche Medien wie das �brige Vorderafien �berflutet hatten.
In der Abwehr der nomadischen Scythen ist Kyaxares dem deutschen K�nig Heinrich I. vergleichbar.
b) Er f�hrte gegen Lydien mit Erfolg Krieg und erweiterte fein
Reich bis an den Halysflu�.
Die Schlacht am Halys (j. Kisil Jrmak d. i. Roter Flu�) wurde durch eine Sonnenfinsternis1 abgebrochen und der Lyderk�nig Alyattes verstand sich zur Abtretung des �stlich vom Halys gelegenen Landes.
c) Er verband sich mit den Babyloniern zur Eroberung von Niniv e, welche 606 gelang; vgl. S. 11 s.
Schon unter dem n�chsten Nachfolger des Kyaxares, Asty�ges, erfolgte der Sturz der medischen Herrschaft durch Cyrus.
C. Die Perser.
1. Cyrus (Kurusch) 559�529, war wie sein Vater Kambyses zuerst als �K�nig von Anschan" Statthalter des medischen K�nigs in Persien. Aber er setzte an die Stelle der medischen Oberherrschast die persische und gr�ndete durch gl�ckliche Kriege ein �ber ganz Vorderasien ausgebreitetes Reich:
a) durch die Besiegung des letzten medischen K�nigs Asty ages bei Pasargad� und die Eroberung von Ekbatana gewann Cyrus Medien (550);
b) durch die Besiegung des letzten lydischen K�nigs Kr�sus am Halys und die Einnahme von Sardes gewann er Lydien (546), in der Folge auch das �brige Kleinasien samt den griechischen Kolonien;
c) durch die Besiegung des letzten babylonischen K�nigs Nabonedus und die Eroberung von Babylon gewann er Babylonien (538) und �ber-nahm damit auch die Vorherrschast �ber Syrien, Ph�nicien und Pal�stina.
Die Eroberung dieser gro�en Reiche wurde dadurch erleichtert, da� Cyrus die Eigenart der besiegten V�lker, insbesondere ihre Religion schonte. Er sand seinen Tod auf einem Zug gegen die fcythifchen Maffageten (im heutigen Turan) oder gegen die Inder (529).
Nach der von Herodot �berlieferten Sage war Cyrus der Enkel des Astyages, Sohn der Mand�ne und des Persers Kambyses. Von Harp�gus ausgesetzt, w�chst
1 Entw. die des 30. Sept. 610 v. Chr. oder wahrscheinlicher die des 28. Mai 585.
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er unter Hirten auf, verr�t sich durch seine k�niglichen Eigenschaften und entthront schlie�lich den Gro�vater.
Das Reich der indogermanischen, aber vielfach mit Semiten gemischten Lyder war �ber den Norden Kleinasiens ausgebreitet. Sie hatten Kleinasien wiederholt gegen die von Norden kommenden Kimmerier zu verteidigen. Den Lydern waren die griechi-schen Kolonien an der asiatischen K�ste zinspflichtig; ihre Herrschaft war jedoch keine dr�ckende. Die Lyder erfanden das gepr�gte Geld, sie vermittelten wie die Ph�nicier den Griechen die orientalische Kultur, erkannten aber ihrerseits die �berlegenheit des griechischen Geistes an (Kr�sus und Solon; Kr�sus und das Delphische Orakel)1.
Die milde Gesinnung des Cyrns geht aus der Verschonnng der besiegten K�nige, auch aus der Erlaubnis zur R�ckkehr der Juden (s. S. 20) hervor. Deshalb priesen die j�dischen Propheten den persischen K�nig als das Werkzeug Gottes, seinen Sieges-zug als eine Offenbarung der Herrlichkeit Jehovas.
Auch das Ende des Cyrus ist wie seine Jugend sagenhaft ausgeschm�ckt (die K�nigin Tom^ris). Das Grab des gro�en K�nigs in Pafargad� ist noch erhalten mit der Inschrift in dreisprachiger Keilschrift: �Ich bin K�nig Cyrus, der Ach�meuide."
2. Des Cyrus Sohn Kambyses (529�522) eroberte durch den Sieg bei Pelusium �gypten (525).
Nach der Eroberung von Memphis wurde Psammenit, der letzte einheimische K�nig Alt�gyptens, nach Snsa geschickt; Kambyses lie� sich als Pharao ausrufen und opferte den �gyptischen G�ttern. Trotzdem empfanden die �gypter die persische Herr-schaft als eine dr�ckende Fremdherrschaft und erhoben sich wiederholt (bis 332).
Ein Zug gegen die �thiopen f�hrte zwar zur Eroberung des Landes Mer�� (Nnbien), doch erlitt das Heer des Kambyses auf dem R�ckzug schwere Verluste durch Mangel an Lebensmitteln. Ebenso erlag die Heeresabteilung, welche er gegen die Oase Siwah (das Heiligtum des �Jnppiter Ammou") schickte, der Natur der W�ste, indem sie von einem Sandsturm versch�ttet wurde. Endlich scheiterte ein Versuch, bte persische Herrschaft auf Karthago auszudehnen, an der Weigerung der Ph�nicier, ihre Flotte zur Unterwerfung der Stammesgenossen herzugeben (*Herodot: nag 6 (v�v �eQCfoiv) vavTiK�g ot��og in tu>v WoivImcov jjqvrjto, s. S. 14).
Kambyses verlie� �gypten auf die Nachricht von einer Erhebung des medischen Magiers Ganmata, der sich f�r den l�ngst beseitigten Bruder des Kambyses, Smerdis, ausgab. Pseudosmerdis wurde von den Gro�en des Reiches bald aus dem Wege geschafft. Kambyses aber kam unterwegs in Syrien durch eine Verwundung, die er sich selbst (wohl durch Unvorsichtigkeit) beigebracht hatte, ums Leben.
3. Dar ins (521�485). Da Kambyses kinderlos gestorben war, folgte aus einer Nebenlinie des Ach�menidenhauses Darius, des Hystaspes Sohn. Er befestigte, erweiterte und ordnete das persische Weltreichs
a) Er unterdr�ckte die Aufst�nde in den Provinzen, namentlich in Medien und Babhlonien.
Auf einer erhaltenen Inschrift r�hmt sich Darius: �Als die L�nder mir auf-r�hrerisch waren, habe ich 19 Schlachten geliefert und 9 K�nige gefangen. Durch die Gnade des Gottes Ormnzd habe ich alles vollendet."
1 Das Delphische Orakel soll dem K�nig, der �ber >tt Ausgang des Krieges gegen die Perser fragte, geantwortet haben: K^olaog "AXw 6ta�ag fisya�rjv �taXvaEL. Vgl. Cic. de divin. II, 115: Croesus Halyrn penetrans magnarn per-vertet opum vim.
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b) Er unternahm Eroberungsz�ge
1. gegen die Inder um 515 (Eroberung des Pendschab oder F�nf-str�melandes; Erforschung des Jndusdeltas; vgl. Herod. IV, 44);
2. gegen die Schthen um 510 (Unterwerfung der Griechenst�dte in Thracien; �bergang �ber den Jster in der N�he des Deltas; Histi�us und Miltiades an der Br�cke; R�ckzug der Schthen in die Steppen, aus dem Heimweg Unterwerfung Macedoniens);
3. gegen die Griechen, 492 und 490.
Das Reich des Darms war die gr��te aus dem Orient stammende Herrschaft in der alten Zeit, tote das Reich Solimans zu Beginn der neueren Zeit. Die persische Herrschaft war zun�chst auf die Waffen begr�ndet. Die Perser waren namentlich stark durch ihre Reiter und Bogensch�tzen. Aber schon bezeichnet am Ausgang der Regierung des Dartus der bei Marathon erfochtene Sieg der Griechen einen Wendepunkt in der Geschichte der Mittelmeerl�uder.^
c) Gliederung und Verwaltung des Perserreiches unter Darius.
1. Die Staatsform ist die absolute Monarchie. Durch eine streng ge-regelte Hosordnung (Etikette) und zahlreiche Beamte ist der K�nig von den Untertanen geschieden.
Die S�hne der Vornehmen werden am Hofe erzogen; alle Perser sind Knechte (SovAoi) des K�nigs (die nqoaKvvriais oder fu�f�llige Verehrung); daher vermi�ten die Griechen die Freiheit an den Persern.
Zu den alten Residenzen Susa in Elam, Babylon und Ekbatana erbaute Darius noch einen pr�chtigen K�nigspalast in Persepolis im eigentl. (s�dl.) Perfis, von welchem Prachttore und reichverzierte S�ulen erhalten sind. Au�erdem waren im ganzen Land K�nigsschl�sser mit Parkanlagen (Paradiesen).
2. Das gesamte Land von �ber 100000 Quadratmeilen mit etwa 80 Millionen Einwohnern2 war in 20 Satrapien oder Statthalterschaften eingeteilt.
Die Statthalter, meist Angeh�rige des k�niglichen Hauses, sprachen im Namen des K�nigs Recht und verh�ngten die meist grausamen Strafen, auch lieferten sie die Steuern ab, teils in Geld, teils in den Produkten der einzelnen L�nder (die eigent-liehen Perser waren von Abgaben frei). Neben dem Statthalter stand manchmal noch ein besonderer Feldherr (Kar�nos, Milit�rgouverneur). Die Wehrpflicht war allgemein. Zur schnellen Besorgung der k�niglichen Befehle war eine Reichspost eingerichtet; eine �K�nigsstra�e" f�hrte von Susa nach Sardes.
3. Durch Anlage von Stra�en und Einf�hrung einer Reichsm�nze wurde der Handel bef�rdert.
1 Vgl. Herod. VI, 112: Teoog fjv zocai "EAAijoi xat zd o�vofia x&v Mtf�atv <po�og �xovoai.
2 Vgl. das europ�ische Ru�land mit rund 100 000 Quadratmeilen (� 5^2 Millionen qkm) und 106 Millionen Einwohnern.
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Der �Golddarius"^ hatte den Wert von etwa 20 Mark. � Unter Darms wurde der Kanal zwischen dem Nil und dem Roten Meer vollendet; der Seehandel war in den H�nden der Ph�nicier und der Griechen. � Auch im Schriftwesen und tu der bildenden Kunst kamen die Perser nicht viel �ber die Nachahmung der Assyrer und anderer V�lker hinaus.
4. Die Zeit des Verfalles unter den Nachfolgern des Darius. 485�331.
Die haupts�chlichen Gr�nde des Verfalles und des Unterganges der persischen Macht waren:
a) Die Erschlaffung der K�nige und des herrschenden Stammes.
Der Nachla� der Perser an kriegerischer T�chtigkeit zeigte sich bereits in der Zeit des Xerxes 485�465 (der 3. Perserkrieg, die Niederlagen von 480 und 479); noch mehr unter seinen Nachfolgern, die sich schon vielfach auf griechische S�ldner und S�ldnerf�hrer st�tzten.
b) Die h�ufigen Thronstreitigkeiten und Aufst�nde der Satrapen. Beispiel: Der Versuch des j�ngeren Cyrus, seinem Bruder Artaxerxes die Herr-
schaft zu entrei�en (401).
c) Die Emp�rungen der unterworfenen V�lker, besonders der �gypter.
d) Das Aufkommen einer neuen kriegst�chtigen Nation, der Macedonier. Die Jranier waren nach der Zerst�rung des Perserreiches durch Alexander (331)
nicht lange den Macedoniern Untertan; die Baktrer und die Parther machten sich un-abh�ngig und wurden sp�ter auch den R�mern furchtbar (53 Crassus f). Mit der Aufrichtung des Neupersischen Reiches durch die Sassauiden (226 n. Chr.) war eine Wiederbelebung der Volkskraft und des heimischen Glaubens verbunden.
B. Die griechische Geschichte,
1. Einteilung und �berblick.
Die griechische Geschichte l��t sich in vier Abschnitte gliedern:
I. Die Zeit der Entwicklung und der Ausbreitung. 1200 bis 500 v. Chr. Die einzelnen St�mme kommen nach langen Wanderungen zur Ruhe und leben sich in den meist engen Gebirgslandschaften ein. Der leb-hafte Geist des Volkes und das Anwachsen der Bev�lkerung veranla�t einer-
i seits h�usige Verfassungs�nderungen, andrerseits massenhafte Auswanderung und Besiedelung der Mittelmeerk�sten.
II. Die Zeit der gr��ten Kraftentfaltung. 500�404 v. Chr. Die Siege �ber die Perser st�rken das Nationalges�hl der Griechen, aber der Gegensatz zwischen dem die See beherrschenden Athen und dem zu Lande
* 1 AaQEMog, vgl. �Friedrichsdor". Auf demselben war der K�nig mit der Tiara (der hohen K�nigsm�tze), mit der Lanze und mit K�cher und Bogen dargestellt.
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m�chtigen Sparta f�hrt zum langwierigen Peloponnesischen Krieg, der die Kr�fte Griechenlands aufreibt.
III. Die Zeit des Niederganges. 404�338 v. Chr. Die aus dem Peloponnesischen Krieg als Sieger hervorgegangenen Spartaner werden nach kurzer Vorherrschaft, die sie nicht ohne Hilfe des Nationalfeindes, der Perser, aus�ben, von den Thebanern gedem�tigt. Die Vorherrschaft der Thebaner dauert nur ganz kurze Zeit. Das ersch�pfte Griechenland erliegt bei Ch�ronea der �berlegenen Kriegsmacht und der r�cksichtslosen Staats-kunst- des K�nigs Philipp.
IV. Die Zeit der Aufl�sung. 338�146 v. Chr. Das durch Philipps gro�en Sohn begr�ndete griechifch-macedonifche Weltreich ist von kurzem Bestand. Die Griechen, gegen die macedonischen K�nige mi�trauisch und unter sich zerfallen, rufen die R�mer in das Land, welche schlie�lich Macedonien wie Griechenland ihrem Reiche einverleiben.
� 6.
Land und Volk der Griechen.
I. Umfang und horizontale Gestaltung von Griechenland. Der im Altertum von Griechen bewohnte s�dliche Teil der Balkanhalbinsel hat etwa den Fl�cheninhalt des heutigen K�nigreichs Bayerns Dieses Ge-biet zerf�llt naturgem�� in drei Teile:
1. Nordgriechenland, vom 40. Breitegrad im Norden bis zu dem Malischen und dem Ambracischen Gols im S�den.
2. Mittelgriechenland, von den genannten Golsen bis zu dem tief einschneidenden Korinthischen und dem Saronischen Meerbusen.
3. Der Peloponnes (d. i. Pelspsinsel, heute Morea), die vom Jsth-mus s�dlich gelegene Halbinsel.
Griechenland ist besonders im Osten reich gegliedert, wo es sich gleichsam in Halbinseln und Inseln aufl�st. Der Peloponnes wurde von den Alten wegen seiner gezackten Gestalt, die sich von der See wie von den Bergen aus deutlich darstellt, mit dem Blatt der Platane (auch des Ahorns) verglichen.
II. Gebirge und Fl�sse.
1. Gebirge. Wie von den Westalpen aus der Apennin durch die Italische Halbinsel zieht, so lausen von den Ostalpen aus Gebirgsketten durch die ganze Griechische Halbinsel, nach dem Adriatischen und Jonischen Meer zu eins�rmig, rauh und unzug�nglich, nach dem �g�ischen Meer hin mannig-faltiger; die Gipfel sind meist unbewaldet, nur wenige den gr��eren Teil des Jahres mit Schnee bedeckt. Die wichtigsten Gebirge sind:
1 Bayern hat rund 76000 qkm oder 1378 Quadratmeileu.
a) in Nordgriechenland-.
1. der Olymp an der Grenze zwischen Macedonien und Thessalien, der h�chste Berg Griechenlands (3000 m hoch1; bei Homer "OAvfinog, der Wohnsitz der G�tter). An den Olymp schlie�en sich Ossa und Pelion an (Sage von den himmelst�rmenden Giganten);
2. der rauhe Pindus, das �R�ckgrat" Nordgriechenlands;
3. der Othrys im Norden des Malischen Busens;
b) in Mittelgriechenland:
1. der �ta; der im Altertum schmale Pa� zwischen der Abdachung des �ta und dem Malischen Meerbusen, die Thermophlen2, galt als Schl�ssel zum eigentlichen Griechenland (480, 352, 191);
2. der doppelgipflige Parna� (2500 m)3, sast von allen h�heren Stellen Mittelgriechenlands sichtbar;
3. der Musenberg Helikon mit der Quelle Hippokrene, die durch den Hufschlag des Musenpferdes Pegasus entstanden sein sollte; der Kith�ron; die drei Berge Attikas: Parnes, Pentelikon und Hymettus (alle �ber 1000 in hoch);
c) im Peloponnes:
1. das Arkadische Bergland mit Kyllene im O. und Erhmanthus im W. als Eckbergen;
2. die nach S�den laufenden Parallelketten des Parnon und des Tahg�tus (2400 m), die in den Vorgebirgen von Mal�a und T�n�ron (j. Mat�pan) endigen.
2. Fl�sse. Die Fl�sse Griechenlands sind infolge ihres kurzen Laufes und des durchl�ssigen Kalkbodens unbedeutend und nicht geeignet zur Schiffahrt.
a) in Nordgriechenland: der Pen�us flie�t durch das malerische Tal Tempe in den Thermaischen Golf;
b) in Mittelgriechenland: der aus Nordgriechenland kommende Achelous (j. Afpropot�mo, d. i. wei�er Flu�), der gr��te der griechischen Fl�sse, ergie�t sich in das Jonische Meer; der Kephksos m�ndet in den Kopaissee;
e) im Peloponnes: der AlphZus m�ndet in das Jonische Meer, der Pamisus in den Messenischen, der Eur�tas.in den Lakonischen und der Jn�chus in den Argolischen Meerbusen.
1 Die Zugspitze ist gleichfalls rund 3000 m hoch; doch erhebt sich der Olymp unmittelbar aus dem Meere.
2 So genannt nach dort befindlichen hei�en Schwefelquellen.
3 Der Watzmann (gleichfalls �biceps") ist 2700 m hoch.
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III. Die Landschaften.
a) In Nordgriechenland waren zwei Landschaften, durch den Pindus geschieden:
1. Thessalien mit Larisa am Peneus, der auch heute noch bedeu-tenbften Stadt Nordgriechenlands; eine uralte Stadt war Jolkos aus der Halbinsel Magnesia; unweit des Pagas�ischen Golfes lag Pher�, land-einw�rts waren die Schlachtfelder von Khnoskeph�� (364 und 197) und Phars�us (48).
2. Epirus^ mit der uralten Orakelst�tte Dod�na.
In Epirus verschwand die griechische Bev�lkerung allm�hlich hinter der nach-gewanderten illyrischen. Erst in der macedonischen Zeit trat Epirus wieder mehr hervor (K�nig Pyrrhus).
b) In Mittelgriechenland unterschied man 7 Landschaften:
1. Attila mit Athen (s. � 11, I);
2. B�otien (d. i. Rinderland) umfa�te das Eub�a gegen�berliegende K�stenland, die fruchtbare Niederung am Kopaissee und die Abh�nge des Kith�ron und Helikon.
Hauptort war Theben (335 zerst�rt) mit der Burg Kadmea; in der N�he lagen Plat�� (Schlacht 479), Thespi� und Leuktra (371). Am sumpfigen, heute fast eingetrockneten Kop�isfee lagen: die uralte Minherstadt Orcho -m�nos (85), Ch�ronsa (338 und 86), Koronsa (394) und Haliartus (395). Eub�a gegen�ber lagen Delion (424) und Aulis, wo fich der Sage nach die Flotte zum Trojanischen Krieg versammelte.
Wegen der vielen Schlachtfelder wurde B�otien die Tenne des Kriegsgottes (�QxrjOTQa "Aq�OS) genannt.
3. Lokris am Eub�ischen Meer und am Korinthischen Meerbusen, in drei Teile geschieden durch
4. PHoeis mit Delphi, der Orakelst�tte des Apollo, 600 m hoch gelegen am Abhang des Parna�, mit dem Bache Kastalia.
Krisa (Kirrha) beherrschte die Stra�e vom Meer nach Delphi. Gegen Norden lag die Stadt Elatea im Kephisosthal, das den Zugang nach B�otien bildete (338).
5. Doris, die kleinste griechische Landschaft zwischen �ta und Parna�, von den Doriern als Stammland geehrt.
6. �tolien mit Kal^don und Thermon (am Ufer eines gro�en Sees gelegen), durch den unteren Achelous geschieden von
7. Akarnanien mit der Landzunge Aktium (Entscheidungsschlacht 31 v. Chr.).
1 "Htieiqgs bezeichnet in der Odyssee schlechtweg das Festland im Gegensatze zu den Inseln.
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c) Der Peloponnes zerfiel in 8 Landschaften..
Auf dem Isthmus lag
1. Meg�ris mit Megara, einer bedeutenden Handelsstadt.
Auf enger Stra�e zwischen dem Meer und den Geranischen Bergen f�hrte der Weg nach
2. Korinth, dessen gleichnamige Hauptstadt am Korinthischen wie am Saronischen Golf H�fen hatte (�bim�ris Corinthus" bei Horaz)1 und f�r die reichste und sch�nste Stadt des eigentlichen Griechenlands galt'. Der Burgberg Akrokorinth ist 575 m hoch.
Selbst�ndige Gemeinden bildeten die benachbarten St�dte Siky on und Phli�s mit ihren Gebieten.
3. Arg�lis mit den �ltesten griechischen St�dten: Argos, Mhcen� und Tirhns.
Von den uralten Sitzen griechischer Kultur baben sich ansehnliche Reste (cyklo-pische Mauern v. Tiryns, das sog. L�wentor von Mycen�) erhalten, welche durch Schliemanns (t 1890) Ausgrabungen noch vielfach erg�nzt wurden; s. � 8, 4.
Im Norden lag Nemea, wo die Nemeischen Spiele gefeiert wurden. Auf der �stlichen Halbinsel, welcher die Insel Hydra vorgelagert.ist, waren die St�dte Epidanrus mit dem ber�hmtesten Heiligtum des Asklepios (�skulap) und Tr�zen gegen�ber der Insel Kalanria (Poseidontempel).
4. Lakonien mit Sparta (s. � 10, I).
5. Messenien, das in seinen fruchtbaren Niederungen am Pamifus und dem n�rdlichen Waldgebirge die klimatischen Gegens�tze des griechischen
Landes vereinigte.
Die Burgen Jra und Jth�me, sowie der Hafenort Pylo s (Nestors Stadt? j. Navarin) mit der Insel Sphakteria waren die alten Orte, das erst von Epann-nondas angelegte Messene war der sp�tere Mittelpunkt des Landes.
6. Elis mit der Stadt Elis am peloponnesischen Peneus und der
heiligen St�tte Olympia am Alpheus.
Olympia, fr�h schon eine Kultst�tte des Zeus, gewann eine erh�hte Bedeutung durch die Festspiele; vgl. � 10, VI.
7. Achaia umfa�te das wenig gegliederte K�stenland s�dlich des �u�eren und inneren Korinthischen Meerbusens; am ersteren lag Patr� (j. Patras, die wichtigste Handelsstadt Neugriechenlands), am letzteren �gion.
8. Arkadien, neben Doris die einzige griechische Landschaft, welche vom Meere abgeschlossen war, die �Schweiz Griechenlands". Mantinea (418, 362) und Teg�a (unweit des heutigen Tripolitza) waren die alten
1 Der sog. Diolkos (v. Schleifbahn) erm�glichte das Verbringen der Schiffe von einem Meere zum andern; die Durchstechung des 6 km breiten Isthmus, schon fr�her geplant (von Periander, C�sar und Nero), ist seit 1893 ausgef�hrt.
2 Cicero: Corinthus lumen totius Graeciae.
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St�dte, Megalop�lis (370 gegr�ndet) war der sp�tere Vorort der arka-dischen Gemeinden.
d) Die Inseln. Die vielen Inseln des �g�ischen Meeres sind als Reste eines Kontinents anzusehen, der Europa mit Asien verband. So bilden die Chkladen (v. xvxAog) eine nat�rliche Fortsetzung von Attika, w�hrend die Sporaden (v. otieLqu) und andre Inseln von Asien losgerissen scheinen.
1. Eub�a' (j. Negroponte), durch das Eub�ische Meer und den seit 410 �berbr�ckten Euripus vom Festland getrennt.
St�dte: Cchalcis und Eretria (v. i^saaco)-, im Norden das Vor-gebirg von Artemisium (480).
2. Salamis, die Heimat des Telamoniers Aias (480), und �gina, die alte Nebenbuhlerin Athens, beide im Saronischen Golf.
3. Von den Chkladen war Paros durch seinen Marmor, das kleine Delos, die Geburtsst�tte des Apollo und der Artemis, als Heiligtum des Attischen Seebundes, Naxos durch den Dienst des Dionysos ber�hmt. Im Norden lag Andros, im S�den Melos und das vulkanische Thera (j. Santorin).
4. Von den kleinen Sporaden ist Jkaria zu nennen (Sage von D�d�lus und Jk�rus).
5. Der kleinasiatischen K�ste sind weiter (in der Richtung von Norden nach S�den) vorgelagert Lesbos mit Mhtilene und Methhmna, Chios, Samos (Sitz des Polhkr�tes um 525), Kos und Rhodus.
Rhodus gewann besonders in der Zeit nach Alexander Bedeutung (der Kolo� von Rhodus, eine 32 m hohe eherne Apollostatue am Eingang des Hafens; um 280 errichtet).
6. Im S�den schlie�t Kreta (in der neueren Zeit auch Candia ge-nannt) wie ein Querriegel den griechischen Archipel�gus ab.
Kreta, die gr��te Insel der griechischen Gew�sser, ist der L�nge nach von Ge-birgen durchzogen, deren h�chste Erhebung, der Ida (2500 m), dem Parna� und Taygetns gleichkommt. Es galt als die Geburtsst�tte des Zeus. An der Nordk�ste lag das uralte Kuosus, die Residenzstadt des Minos, im S�den Gort^na. (Die Sage vom Labyrinth und vom Minotanrus.)
Von Kreta f�hrte der Weg einerseits nach Syrien und nach Afrika, andrerseits nach dem Peloponnes an Kyth�ra (j. Cerigo) vor�ber, wo schon fr�he die Verehrung der Aphrodite aufkam.
7. Im Norden, auf dem Wege nach den thracischen Gew�ssern (Helles-Pont, Propontis und Bosporus) und dem Schwarzen Meer, lagen Skhros, das vulkanische Lemnos, Jmbros, Samothrake und das goldreiche Thasos.
1 v. �ovg � Rinderland; vgl. B�otien.
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8. Im Westen von Griechenland erleichterten die sp�ter so genannten Jonischen Inseln den Seeweg nach Italien. Die n�rdlichste derselben, Kerkyra (Corcyra, j. Korsu), hatte die gr��te Bedeutung'. Vor dem �u�eren Korinthischen Gols lagen Leukas (v. Aevx�g, wegen der wei�en Kalkselsen so genannt), Kephalenia (bei Homer Same), nahe dabei das kleine (92 qkm) Jthaka, die Heimat des Odysseus'. Vor Elis lag Zakhnthos (j. Zante).
IV. Klima und Produkte.
1. Das kleine Griechenland wies infolge der mannigfaltigen Gestaltung, und Erhebung des Landes gro�e klimatische Gegens�tze aus; Herodot: Hellas zeigt die Jahreszeiten in sch�nster Mischung beisammen; vgl. auch das S. 30 �ber Messenden Gesagte. Niederschl�ge sind im Sommer selten; keine euro-p�ische Landschaft hat so viele klare Tage wie Attika.
2. Das schwer verwitternde Kalkgestein (s. S. 28) der griechischen Berge verhindert die Humusbildung. Daher ist Griechenland nur in den Ebenen (Thessalien, B�otien, Teilen von Attika und Messenien) sruchtbar. Die wich-tigste Getreideart war die Gerste (xqM). Weizen wurde meist aus dem Pontus bezogen. Von Fr�chten gediehen die Weintraube, die Olive und die Feige3. Griechenland war schon sr�he arm an W�ldern, der h�usigste Baum war die Eiche. Dagegen ist Griechenland reich an Marmor und war es fr�her
auch an Metallen.
V. Einslu� des Landes aus den Charakter des Volkes.
1. Die geringe Ergiebigkeit des Bodens gew�hnte den Griechen an Gen�gsamkeit und Arbeitsamkeit. Ma� halten (oaxpQovelv) erschien dem Griechen als die erste der Tugenden.
2. Die Vielgestaltigkeit des Landes im Verein mit dem Anblick des Meeres und des heiteren Himmels entwickelte den Sch�nheitssinn und be-s�higte den Griechen f�r Kunst und Poesie.
3. Die N�he der See und die vielen Inseln machten den Griechen ver-traut mit der Schiffahrt und bes�higten ihn s�r Handel und Aussendung
von Pflanzst�dten.
4. Die vielen Gebirge erleichterten die Verteidigung des Landes, be-sonders gegen Einf�lle von der Landseite, bef�rderten den Freiheitssinn, aber
i Den Alten galt Kerkyra als das Scheria der Ph�aken in der Odyssee, ein fabelhaftes Sch^fferpara^ies^^^ ^ �eufa� die Insel des Odyssens und der Name
^tbaka erst sp�ter auf die kleine Nachbarinsel �bertragen worden.
3 Andere S�dfr�chte, die sogen. Agr�mi, d. h. Orange, Zttrone n. s. w., waren den Griechen wie den R�mern im Altertum fremd und kamen erst tm Mittelalter au. dem Orient.
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auch den Sondergeist (Partikularismus) und erschwerten eine politische Einigung der griechischen Nation.
VI. Namen und St�mme des griechischen Volkes.
1. Gesamtbezeichnung. So vielfach geteilt wie das Land war auch das Volk der Griechen. Es sehlte daher l�ngere Zeit an einem allgemein anerkannten Gesamtnamen. Bei Homer hei�en die Griechen Ach�er (nach dem herrschenden Stamm), Argiver (�Qyeloi, nach Argos, dem Reiche Agamemnons) oder Dana er (nach Danaus, dem Stammvater der Argiver). Die Bezeichnung der Griechen als Hellenen ("EAArjveg) kam in Thessalien aus und kn�pft sich sp�ter besonders an die Delphische Amphikthonie. Der Name Tqamol, den die R�mer zur Benennung der Griechen w�hlten, bezeichnete urspr�nglich einen Stamm, der gegen�ber von Eub�a wohnte1.
Vgl. die verschiedene Bezeichnung der Deutschen zu verschiedenen Zeiten und bei verschiedenen V�lkern.
2. Die sp�teren Hauptst�mme. Die vielen griechischen Gaue geh�rten folgenden Hauptst�mmen an:
a) den Doriern,
b) den Joniern,
c) den �oliern.
a) Die Dorier (Aagiels) waren in der historischen Zeit im Pelo-ponnes, serner in Doris, auf Kreta und im s�dlichen Kleinasien heimisch.
Ihr Charakter, wie er sich im Staatsleben und in der Kunst ausdr�ckte, war ernst und zur�ckhaltend, kraftvoll und kriegerisch.
�) Die Ionier ("Ioives) bewohnten vorzugsweise das �stliche Mittel-griechenland und den gegen�berliegenden Teil Kleinasiens.
Ihr vorherrschendes Wesen war Beweglichkeit, Neigung zum heiteren Lebensgenu�, geistige Regsamkeit.
y) Die �brigen Griechen im nordwestlichen Peloponnes, im Westen Mittelgriechenlands, in Thessalien und im Norden von Kleinasien wurden unter dem Namen �olier zusammengefa�t (AioAelg, vgl. al�Aog bunt, also wohl = Mischvolk).
Die Griechen waren aller Wahrscheinlichkeit nach auf dem Landweg vom Norden des Schwarzen Meeres her in ihre sp�teren Wohnsitze eingewandert. Davon hat sich aber keine Erinnerung erhalten, die Griechen hielten sich vielmehr f�r Antochtbonen (Ureinwohner des Landes). Ob der Name Pelasger, der meist im Gegensatz zu den sp�teren Griechen gebraucht wird, auf Reste einer fr�heren Bev�lkerung hin-weist, ist fraglich.
Alle Fremden, die V�lker des Orients wie die des Nordens, die St�mme der
1 Die Ionier von Eub�a (Chalcis) und von dessen Gegengestade kamen mit den R�mern zuerst in Ber�hrung; so in Kum�; vgl. S. 48.
Stich, Lehrbuch der Geschichte. I. Bd. 4. Auflage. 3
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semitischen wie der arischen V�lkerfamilie, selbst stammverwandte Nachbarn, wie die Macedonier und die Jtaliker, wurden von den Griechen als Barbaren bezeichnet (�dQ�aQog eigentlich rauh sprechend; vgl. welsch).
� 7.
Religi�se Vorstellungen und Gebr�uche der Griechen.
1. Der urspr�ngliche Glaube. Wie die �brigen Jndogermanen, so verehrten wahrscheinlich auch die Griechen neben den verschiedenen Natur-fr�sten ein h�chstes Wesen: den Gott des lichten Himmels Zevg = Oe�g. Ein Rest dieses urspr�nglichen Gottesdienstes erhielt sich in Dodona, wo man im Rauschen der Bl�tter einer Eiche den Willen des Gottes zu vernehmen glaubte (�lteste Form des Orakels).
2. Ausbildung des Polytheismus. Allm�hlich entwickelte sich
ein reich gegliederter G�tterstaat:
a) Es sanden die G�tter verschiedener St�mme, auch einige sremde
Gottheiten Aufnahme.
b) Die Wirksamkeit der G�tter wurde mit dem Fortschreiten der Bildung vielsach von der Natur auf das sittliche (ethische) Gebiet �bertragen; z. B. wurde Hermes aus einem Gott der Winde ein Gott des Handels und Verkehrs.
c) Durch die Dichter, namentlich Homer und Hesiod, wurde Zusammenhang in die mannigfaltigen Anschauungen gebracht, durch die bildende Kunst erhielten die einzelnen Gottheiten eine feste Gestalt.
Dabei konnte nicht ausbleiben, da� die G�tter vielfach den Menschen �hnlich gedacht wurden; die Griechen schufen sich die G�tter nach ihrem Bilde (Anthropo-
m0rphl*Xtierfetml>ar ist in der Mythenbildung das Bestreben, alte Vorstellungen und dunkle Namen durch neue Sagen zu erkl�ren: �tiologische Mythen. So wurde z B der Beiname des Gottes Hermes 'A^yeiq>�vTi]s als �Argost�ter gefa�t, wahrend das Wort eigentlich �der Hellstrahlende" bedeutet (Volksetymologie).
3. Vorstellungen von der Entstehung der Welt und der
G�tter (Kosmogonie und Theogonie).
Nach Hefiod ist die Welt aus dem Chaos entstanden, indem Uranos (der Himmel) und G�a (die Erde) von selbst sich schieden. Es solgen nun mehrere Generationen von G�ttern:
a) die Herrschast des Uranos;
b) Uranos wurde durch seine S�hne, die Titanen^, gest�rzt, unter welchen Kronos (� XQ�V0^' Saturn) die Herrschast �bernahm;
1 Von den Titanen sind zu unterscheiden die Giganten, schlangenf��ige Riesen, welche den Olymp zu st�rmen versuchten; s. S. 27.
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c) aber auch Kronos wurde von seinen S�hnen gest�rzt und samt den Titanen in den Tartarus verwiesen.
Die neuen G�tter (Kroniden) teilten sich in die Herrschaft:
1. Zeus erhielt die Herrschaft des Himmels;
2. Poseidon die des Meeres;
3. Hades (Pluto) die der Unterwelt.
Daraus ergibt sich die Dreiteilung der G�tter in a) obere G�tter 0ol �vo, ol oiQ�vioi), b) Meergottheiten (ol d-aA�ooioi), c) untere G�tter (ol xdxo, ol x&�vioi).
Erst nachhomerisch ist die Zusammenfassung der 12 h�chsten Gottheiten unter dem Namen der Olympischen G�tter (so genannt nach dem G�tterberg Olymp).
a) Die oberen G�tter.
1. Zeus (Juppiter):
�) in der Natur der Himmelsgott, veyeArjyeQEia, xE�cciveytfg;
�) in allen Beziehungen des Lebens der oberste Gott: nazrjQ �v�Q�v ts �d-e�v re, der Gott der K�nige wie des Volkes, der Familie wie der Fremden.
* Die ber�&mtefte Darstellung war die Kolossalstatue von der Hand des Phidias in Olympia nach Hom. Jl. 1, 528 ff.:
rH, nai v.vaverjaiv in' �q^Qvai vevae Kqovicov �/,i�()6oiai �'�ga y^alzai ineQQtbaavro �vaxzog nQazog dn d&avaxoio- peyav 6'iAeAi^ev "O�vfinov.
Von den erhaltenen Darstellungen ist die sch�nste die sogenannte Zeusmaske von Otric�li, die r�mische Nachbildung eines griechischen Originals.
2. Hera (Juno), die Gemahlin des Zeus, urspr�nglich Erdg�ttin, weiterhin die Besch�tzerin der Ehe.
* Die ber�hmteste Statue der Hera war von Polyklst in Argos. Unter den erhaltenen Darstellungen ist am bekanntesten die Juno Ludovisi, eine Kolossalb�ste von gro�er Hoheit und Sch�nheit, fr�her in der Villa Ludovisi, jetzt im Thermenmuseum zu Rom.
3. Pallas Athene (Minerva):
�) im Bereich der Natur die G�ttin des �thers (von aldo brenne?) und des Gewitters^.
naAAdg von ndAJLa) eigentlich die den Blitz Schleudernde; sie tr�gt als �ber-hang die Agis mit dem Haupt der Gorgo (Medusa), um das sich Schlangen als Sinn-bild der Blitze ringeln.
�) Weiterhin G�ttin des Krieges, aber auch der Klugheit und jeglichen Kunstsinnes.
Als solche ist Athene gewappnet aus dem Haupt des Zeus entsprungen. Sie vereinigt die verschiedenen Seiten des griechischen Wesens in sich.
1 Vgl. die Walk�ren der germanischen G�ttersage.
y) Insbesondere ist sie H�terin der St�dte, nofa�c,, vornehmlich der Stadt Athen, die nach ihr den Namen trug.
* Die ber�hmtesten Statuen der Athene waren von Phidias, von dessen Werken Nachbildungen aus sp�terer Zeit erhalten sind. Vgl. die sogen. Lemnische Athene in Dresden. Auch die Pallas Giustiniani (spr. Dschustini�ni) im Vatikan ist eine w�rdige Darstellung der G�ttin.
4. Ph�bus Apollo:
a) im Bereich der Natur der Licht- und Sonnengott (neben ihm wurde noch Helios verehrt); Abwehrer der Finsternis, Erleger des Drachen Pytho, daher llvd-iog;
�) weiterhin der Gott der geistigen Reinheit und Klarheit, also der S�hne, der Weissagung, der Dichtkunst, auch der Heilkunde (daher Vater des Asklepios).
* Als sieghafter Gott (wahrscheinlich mit dem Bogen, xAvz�zogog u. iyirj�dXog) ist Apollo in der ber�hmten Statue vom Belvedere (einer Halle des Vatikans) dargestellt; auch als Movaaydzrjg, F�hrer der Musen, wurde er h�ufig abgebildet in langem Ge-w�nde, bekr�nzt und die Cither schlagend.
5. Artemis (Diana), die Zwillingsschwester Apollos (beide sind Kinder der Leto, Latona, v. lateo, d. h. der Finsternis):
a) im Bereiche der Natur Mondg�ttin (daneben Selene);
�) weiterhin G�ttin der Jagd.
* Als G�ttin der Jagd erscheint sie in der Statue des Louvre zu Paris, der sogen. Diana von Versailles.
6. Ares (Mars):
�) urspr�nglich ein thracischer Feuergott;
�) weiterhin der Gott des Krieges mit Phobos und Eris an seiner Seite.
* In ruhender, sinnender Gestalt erscheint Ares in einer Statue des Thermen-museums (fr�her in der Villa Ludovisi) zu Rom.
7. Aphrodite (Venus), die G�ttin der Sch�nheit und der Liebe; daneben Eros (Amor) und die 3 Charitinnen (Grazien); eine G�ttin von asiatischer Herkunft; vgl. die ph�nicische Astarte.
* Die sch�nste Darstellung ist die Venus von Milo (Melos) im Louvre.
8. Heph�stos (Vulcanus), der Gott des Feuers, weiterhin der Schmiedekunst (die Cyklopen seine Gehilfen im �tna).
Als seine Gemahlin erscheint bei Homer Aphrodite, auch Charis; so wird der ungeschlachten Kraft die Sch�nheit und Gef�lligkeit verm�hlt.
9. Hermes (Mercurius):
�) im Bereiche der Natur der Windgott (daf�r sp�ter ��lus);
�) weiterhin der G�tterbote, dem auch die Sorge f�r Handel und Wandel zuf�llt (die Hermess�ulen als Wegweiser).
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* Die sch�nste Darstellung ist der Hermes des Praxiteles, welcher bei den vom Deutschen Reich in Olympia ausgef�hrten Ausgrabungen 1877 gefunden wurde.
10. Hestia (Vesta) die G�ttin des heiligen Herdseuers.
* Am w�rdigsten dargestellt in der sogen. Vesta Giustiniani zu Rom, einer Statue im alten, strengen Stil.
b) Die G�tter des Meeres.
1. Poseidon (Neptunus) ist der Beherrscher des Meeres, zugleich Erdersch�tterer (iwooiyaiog), auch der Gott der Rosse (wegen der �hnlichkeit mit den Wellen').
2. Amphitrite, die Tochter des Meergreises Nereus, ist die Ge-mahlin des Poseidon; die �brigen Nereiden, Trit�ne und Delphine bilden das Gesolge des Meergottes.
Proteus, der verschlagene, alle Gestalten annehmende Meergreis, bezeichnet das Abenteuerliche und Wechselvolle, der unheilvolle Gesang der Sirenen das Lockende und Verf�hrerische des Meeres.
c) Die G�tter der Erde und der Unterwelt.
1. Als G�ttin der Erde galt im weitesten Sinne G�a (s. S. 34); auch Rhea (Khbele, magna mater), die Mutter des Zeus, war eine Erdg�ttin.
2. G�ttin des Ackerbaues war Demeter (Ceres). Aus sie wurden alle staatlichen Ordnungen zur�ckgef�hrt, daher Oeo^oy�Qos.
Der sinnige Mythus vom Aufsuchen ihrer durch den Gott der Unterwelt ge-raubten Tochter bezeichnet Vergehen und Wiederaufleben der Natur; vgl. Schillers �Klage der Ceres".
3. Dionysos (Bacchus), dessen Dienst in Thracien heimisch war, ist der Gott des Wachstumes, insbesondere des Weinbaues.
Seine Begleiter sind der Hirtengott Pan und die bocksf��igen, l�sternen Satyrn, unter ihnen Silsn, der Erzieher des Dionysos.
Aus den Dionysosfeiern entwickelte sich das griechische Drama.
4. Beherrscher der Unterwelt ist Hades (Pluto); seine Gemahlin Per-seph�ne (Proserplna), die Tochter (xo^) der Demeter (s. o.).
Die griechischen Sagen �ber die Unterwelt bekunden teils das Grauen vor dem Tod (Cerberus, Charou, Styx, Kokytus, Lethe; die �armen Schatten"); teils ein Gef�hl der Verantwortung nach dem Tode (die Totenrichter Min�s, Rhadamanthys, ��fns; die Bestrafung des Tant�us, des Sis^phus, der Dauaideu); endlich auch ein Sehnen nach einem besseren Zustande (die Gefilde des Elysiums auf den Inseln der Seligen, wo alle Edlen und Gro�en ein leidloses Leben f�hren). Besonders in den Eleusinischen Mysterien (Geheimdiensten der Demeter und Persephoue) wurden solche Hoffnungen gen�hrt.
5. Nebengottheiten (D�monen). Neben den gro�en G�ttern der-ehrten die Griechen das G�ttliche in vielen Erscheinungen der sinnlichen wie der geistigen Welt.
1 �Die See b�umt sich" ist auch den heutigen S�dl�ndern ein gel�ufiger Ausdruck.
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a) Die Natur war beseelt, jeder Flu� hatte seinen Gott, jede Quelle eine Nymphe oder Najade, jeder Baum eine Dryade; vgl. auch die drei H�ren, serner die obengenannten Satyrn, Nereiden u. s. w.
b) Die sittlichen M�chte erscheinen personifiziert, das Walten des Schick-sals ist in der Moira verk�rpert, auch in den drei Schicksalsschwestern (lat. Parcae): Klotho, Lach�sis und Atropos^, die Gewissensbisse in den Erinyen (Eumeniden, lat. Furiae), den T�chtern der Erde, die Rechtspflege in der Thenns.
Auch einzelne Tugenden wurden verehrt, wie die sittliche Scheu (AlScog); vgl. auch die obengenannten Charitinnen und die 9 Musen (Klio, Thalia, Er�to, Euterpe, Polyhymnia, Kalli�pe, Terpsichore, Urania, Melpom�ne).
6. Die Halbg�tter (Heroen). In der Mitte zwischen G�ttern und Menschen stehen die Heroen, die F�hrer und Helser der Menschheit in der Vorzeit. Unter ihnen geno� am meisten Verehrung Herakles (Herkules), der selbst den G�ttern bei ihrem Kampfe gegen die Giganten half, vor allem aber in k�hnen Abenteuern (seine 12 Arbeiten) die Welt von Untieren befreite.
�Herakles ist das Symbol der von g�ttlichem Urspr�nge stammenden, aber zur Dienstbarkeit verdammten, im Vollbringen des Notwendigen unter M�he und Arbeit emporstrebenden Menschenkraft." Ranke.
Dem dorischen Heros Herakles �hnlich, aber menschlicher gedacht ist der ionische Th eseus, der Bezwinger von Unmenschen. Auch die Diosknren2 (Kastor und Poly-deukes, lat. Pollux) geh�ren hierher.
7. Die Sagen �ber die Entstehung der Menschen. Pro-metheus, gleich Zeus ein Enkel des Uranos, schuf die Menschen aus Ton, er brachte ihnen das Feuer und damit das Mittel zur Verfeinerung des Lebens. Zeus aber bestraste Prometheus durch Fesselung an den Kaukasus und schickte den Menschen durch Pandora das mannigfaltige Unheil. (Die vier Weltalter: das goldene, silberne, eherne und eiserne.) Auch eine gro�e Flut kennt die griechische Sage; Deukalion und Pyrrha blieben erhalten, von ihrem Sohne Hellen stammen �olus, Dorus und Jon (nebst Achims), die Urv�ter der griechischen Hauptst�mme, ab.
8. Religi�se Gebr�uche.
a) Die Opfer. Alle wichtigen Handlungen des h�uslichen wie des �ffentlichen Lebens wurden von den Griechen mit Gebet und Opfer begangen.
Ein Opfer bestand oft aus vielen Tieren (Hekatombe von kv.ax�v und �ovg; den Hergang bei einem Opfer veranschaulicht am besten Horn. Od. 3, 421 ff.).
Von Menschenopfern finden sich nur vereinzelte Spuren, so auf Kreta, f. S. 15; vgl. auch S. 41 Anm.'.
b) Die G�tterbilder und Tempel. Die Gottheit wurde in der �ltesten Zeit im Freien verehrt; dabei vergegenw�rtigte man sich dieselbe
1 Vgl. die Nornen der germanischen Sage.
2 Aidg hovqoi �Zeuss�hne".
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anfangs unter Symbolen (Tieren, B�umen und Steinen), weiterhin in menschlicher Gestalt (in Holz-, Stein- und Erzbildern, auch chryselephan-tinen, d. i. gold- und elsenbeinernen Statuen). Dadurch entstand eine innige Wechselbeziehung zwischen Religion und Kunst.
Der dem Gott geweihte Raum (ri^vog von t�pw, templum) enthielt den Altar, sp�ter auch den Tempel (va�g, Ieq�v). Die Tempel dienten trotz ihrer Gr��e' nur zur Wohnung des Gottes, d. h. zur Ausbewahrung des G�tterbildes, sowie des Tempelschatzes, nicht zur Versammlung der Gemeinde.
c) Die Priester und Seher. Die Priester bildeten bei den Griechen nicht wie bei den meisten V�lkern des Orients einen besonderen Stand; sie hatten zun�chst nur den Tempel zu beabsichtigen und die Opfer darzubringen, soweit diese nicht von den Familienv�tern oder den weltlichen Beamten vollzogen wurden. Da man aus der Opserschau wie aus Tr�umen, aus dem Vogelfluge und anderen Anzeichen den Willen der G�tter zu er-sahren glaubte, so waren die Priester manchmal zugleich Seher.
Die ber�hmteste Orakelst�tte (fiavzelov, xq^oz^qiov) war sr�her Dodona, sp�ter Delphi, wo die Priesterin des Apollo, die Pythia, von den aus der Erde aussteigenden D�mpsen begeistert, weissagte.
d) Die Feste und Spiele. Die einzelnen Gottheiten wurden au�er durch Opser auch durch Festausz�ge (jiopjial), Chorges�nge (/oqoL, nai�ves) und Spiele (Wettk�mpse, dy�ves) geseiert. Die vier ber�hmtesten Spiele waren:
1. die Olympien zu Ehren des Zeus; vgl. S. 52 f.
2. die Pythien � � � Apollo;
3. die Nemeen � � � Zeus;
4. die Jsthmien � � � Poseidon.
Durch diese gemeinsamen Feste wurde in den Griechen das Gef�hl der nationalen Zusammengeh�rigkeit erhalten vgl. Deutschland in der Zeit vor 1870.
I. Die Zeit der Entwicklung und Ausbreitung.
Von den fr�hesten Zeiten bis zum Beginn der Perserkriege (500 v. Chr.).
�berblick. Schon in den �ltesten Zeiten erscheint Griechenland von indogermanischen St�mmen bewohnt, aber vielfach vom semitischen Orient be-einstu�t. Nachdem die vom Norden zuwandernden Griechenst�mme die sr�heren Bewohner verwandten und sremden Stammes �berw�ltigt oder verdr�ngt hatten (Dorische Wanderung), bildeten sich neue Staaten, unter welchen zwei:
1 Der Artemistempel zu Ephesns hat eine L�nge von 142 m, eine Breite von 74 m; der K�lner Dom ist 135 m lang, 86 m breit.
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das dorische Sparta, geordnet durch Lykurg, im Peloponnes und das jonische Athen, neu geordnet durch Solon, in Mittelgriechenland hervorragten.
Aber auch die von ausgewanderten Griechen besiedelten K�stenst�dte Kleinasiens und Siciliens gelangten in derselben Zeit zu Macht und �ber-fl�gelten sogar an Reichtum und Bildung das Mutterland.
� 8.
Die vordorische Zeit.
1. Die �ltesten Bewohner Griechenlands und die Ein-Wanderer. Die �lteste in Griechenland se�hafte Bev�lkerung erscheint auf dem Festland vielfach unter den Namen der Pelasger (f. S. 33) und der Mittyer, auf den Inseln meist unter dem der Karer.
Daneben nahm man eine mehrfache Einwanderung aus dem Orient an:
a) aus �gypten soll Danaus nach Argos,
Kekrops nach Athen,
b) aus Ph�nicien Kadmus 1 nach Theben,
c) aus Phrygien Pelops nach dem Peloponnes gekommen sein. Aus Danaus' Geschlecht stammten Perseus und Herakles ; von Kekrops
stammte Theseus; ein Urenkel des Kadmus war �dip�s. Von Pelops, dem Sohne des Tantalus und Bruder der Ni�be, stammten die Pelopiden, welche die Perseiden in der Herrschast von Argos abl�sten.
1. Geschlecht des Perseus.
Zeus und Danas
Perseus verm. mit Androm�da Alkmene Eurystheus
Herakles.
2. Geschlecht des Pelops.
Tantalus
Pelops dessen Schwester Niobe
Atreus Thyestes
Agamemnon Menel�ns �gisthus
verm. m. Klyt�m(n)Zstra verm. m. Helena
Iphigenie, Elektra, Orestes.
1 Kadmus ph�n. �Osten (?). Auch unter den griechischen Ortsnamen finden sich solche ph�nicischen Ursprungs, z. B. Salamis�Friedensst�tte (vgl. Salomo � Friedensf�rst).
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3. Geschlecht des �dipus.
Ph�nix Kadmus Europa Labd�kus
Laiusverm. m. Jokaste, der Schwester Kreons,
_�dipus � �
Eteokles, PolyNikes, Antig�ne, Jsmene.
Ob sich in diesen Sagen die Erinnerung an bestimmte Einwanderer erhalten hat oder ob sie nur die fr�he Einwirkung des an Bildung vorgeschrittenen Orients auf die griechischen K�sten widerspiegeln, l��t sich nicht entscheiden. Jedenfalls empfingen die Griechen die Anf�nge der Kultur auf dem Seeweg von Asien her.
2. Die �ltesten Unternehmungen und Herrschaften zur See.
a) Der Argonautenzug: Von Jolkos sin der thessalischen Land-schast Pelasgiotis) aus unternahmen die Minher unter Jason eine aben-teuerreiche Fahrt nach �a (Kolchis): sie �durchbrachen mit Keckheit den Zauber, der bis dahin den Eingang in das Schwarze Meer verwehrt hatte".
(Phrixus und Helle, das goldene Vlies; Jason und seine Genossen auf der Argo, die Symplegaden; K�nig �etes und seine zauberkundige Tochter Medea.)
b) Minos. Von Kreta aus bezwang Minos, der Sage nach Sohn des Zeus und der Europa, die Seer�uber auf dem �g�ischen Meer und gr�ndete auf Kreta den ersten geordneten Staat.
3. Der Trojanische Krieg. Die in der Zeit der Wanderungen aus dem Mutterlande verdr�ngten Griechen suchten sich auf den Inseln und an der K�ste des nordwestlichen Kleinasiens neue Wohnsitze, s. � 9. Die dabei vorgefallenen langwierigen K�mpfe mit den stammverwandten Bewoh-nern verschmolzen in der �berlieferung (der Homerischen Dichtung) mit fr�heren Sagen und wurden deshalb auch von den Griechen allgemein in die vordorische Zeit verlegt: Belagerung von Troja 1194�1184 v. Chr.
Hauptpunkte der Sage. Alte Feindschaft zwischen den Pelopiden und den Nachkommen des Dard�nns, den troischen K�nigen. Hochzeit der Thelis; der Erisapfel; das Urteil des Paris. Raub der Helena. Versammlung der griechischen Flotte im Hafen des b�otischen Aulis; F�hrer Agamemnon, der m�chtige K�nig von Argos, mit dem Herrschersitz Mycen�, Bruder des beleidigten Menelans; Opferung der IphigenieAnkunft �ber Lemnos (Aussetzung des Philoktetes) und Tensdos in
1 In der Sage von Iphigenie in Aulis ist wohl eine Erinnerung an Menschen-opser enthalten.
* Die Entr�ckung der Iphigenie nach dem Lande der (scythischen) Tanrier und ihre Heimholung durch den Bruder Orestes ist eine sch�ne Weiterbildung der Sage, welche alten und neuen Dichtern (Enripides, Goethe) dankbaren Stoff zu dramatischen Werken lieferte.
Troas. Schiffslager zwischen den Vorgebirgen Rhoiteion und Sigeion; zehnj�hrige Belagerung der Feste Jlion (Jlios, Troja, Perg�mos) am Skamander und Simois Ans der Seite der Griechen stehen au�er den Atrlden: der alte Nestor von Pylos, der k�hne Diomedes von Argos, der starke Aias, Sohn Tel�mons, von Salamis, sein Halbbruder Teukros; Aias, des Olleus Sohn von Lokris; Jdomenens von Kreta, Palamedes und Odyssens. vor allen aber Achilleus, des Peleus Sohn aus dem thessalischen Phthia mit seinem Freunde Patroklus. Auf der Seite der Troer (Dar-daner) k�mpfen die S�hne Priamus und der Hek�be, vor allen Hektor, der Gemahl der Androm�che, sodann �neas, des Anchises Sohn, auch thracische und lycische F�rsten (Glankus und Sarpedon)2. Im zehnten Jahre Streit zwischen dem K�nig der K�mge Agamemnon und Achilleus (Entlassung der Chryssis und Wegnahme der Brisms), des letzteren Groll und Fernbleiben vom Kampfe, Vordringen der Troer bt8 zum Schiffslager. Fall des Patroklus. Wiedereingreifen des Achilleus, der den Hektor erlegt. � Achill f�llt sp�ter durch einen Pfeilschu� des Paris. Aias, gekr�nkt durch die �berlassung der Waffen des Achilles an Odyssens, t�tet im Wahnsinn sich selbst. Einnahme Trojas durch das h�lzerne Pferd (Sinon, Laokoon). Der Brand Trojas. Die Heimfahrten (vdoroi) der Helden3. Tod Agamemnons durch Agisth und Klyt�m-nestra (Elektro, Orestes und M�des, der Muttermord und die Enmeniden). � Davon behandelt die Homerische Jlias nur den Groll des Achilleus (bis zum Fall des Hektor), im ganzen etwa 50 Tage, die Odyssee die zehnj�hrigen Irrfahrten des Odyssens (Kikonen, Lothophagen, Polyphem, �olus, L�strygouen, Kirke, Unterwelt, Sirenen, Rinder des Helios, Scylla und Charybdis, Kalypso auf Ogygta, Ph�afeu: K�nig Alkin�us) und seine Heimkehr nach Jthaka, wo sich seine Gemahlin Penel�pe und sein Sohn Sohn Telemach kaum der �berm�tigen Freier erwehren; Bestrafung der letzteren mit Hilfe Athenes und des treuen Schweinehirten Enrn�us. Wiedersehen des greifen Laertes.
4. Zust�nde des vordorischen Zeitalters (etwa 1500�1100 v. Chr.). Die Kenntnis des vordorischen Zeitalters < sch�pfen wir haupts�ch-lich aus zwei Quellen:
a) aus den erhaltenen, teilweise erst j�ngst wieder aufgefundenen Resten von Bauten, Ger�ten und Schmuckgegenst�nden.
Durch die Ausgrabungen von Troja, Mycen�, Orchomenos und Tiryus machte sich der durch eigene Studien gebildete, f�r Hellas begeisterte Kaufmann Schliemann
1 Nach Schliemann u. a. an der Stelle des heutigen Hiffarlik, etwa 6 km
s�dlich vom Hellespont.
2 Auch die G�tter ergreifen Partei in dem Kampf: Poseidon, Hera und Athene sind den Griechen g�nstig gesinnt, Ares und Aphrodite, auch Apollo, stehen den Trojanern bei; nur Zeus, von den H�hen des troiscken Ida dem Kampf zusehend, steht �ber den Parteien.
3 Die R�ckkehr der Eroberer Trojas mu�te die Sage unter Anlehnung an andere Erinnerungen erfinden, um die Zeit zwischen dem (zu fr�h angesetzten) Trojaui-schen Krieg und der Dorischen Wanderung auszuf�llen. In Wirklichkeit blieben die Griechen im eroberten Lande.
4 Da die Griechen der vordorischen Zeit anfangs unter dem Namen Pelasger, sp�ter aber unter dem Gesamtnamen Ach�er erscheinen (s. S. 33), so umfa�t der vordorische Zeitraum eine pelasgische und eine ach�ische Zeit. Nach dem Hauptsitz der vordorischen Kultur benennt man diese Zeit gew�hnlich die mycenische, endlich hei�t sie auch bie heroische und die homerische Zeit.
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(f. S. 30) um die Altertumswissenschaft verdient. � Auch in Knossus auf Kreta wurde neuerdings ein Palast mit vielfachen Resten einer uralten eigenartigen Kultur auf-gedeckt.
b) aus den Homerischen Gedichten, welche freilich erst geraume Zeit sp�ter (um 850 v. Chr.) entstanden sind und deshalb vielfach auch die sp�teren Zust�nde in das Bild der geschilderten Zeit hineintragen'.
1. Verfassung. 1. An der Spitze der gr��eren und kleineren Reiche stehen K�nige, die ihre Macht von Zeus haben (�ioyevelg, �ioTQecpElg). Der K�nig ist a) Heerf�hrer, b) Richter, c) Priester. Sein Zeichen ist der Stab (oxrjnTQov); seine Eink�nfte bestehen
a) in einem Krongut (tefievog)-,
b) in pflichtgem��en Abgaben, namentlich Geb�hren f�r die Recht-fprechung (��qcc, d-e^ioTBg)]
c) in einem gr��eren Anteil an der Beute und bei den gemeinsamen Mahlzeiten.
2. Dem K�nig zur Seite stehen im Rate und im Kriege die Vor-nehmen (yeQovTeg, �qiOTOL, fjyrjzoQeg rjdh (ts�ovTeg, auch Wohl �aoiArjeg und �vaxreg gen.).
3. Das Volk (<%*og) wird nur manchmal berufen, um die Beschl�sse des K�nigs anzuh�ren und durch Zuruf zu best�tigen.
* In der Aufrechthaltung der �ffentlichen Ordnung unterst�tzen den K�nig die Herolde (xrjQvxeg). Neben geordneter Rechtspflege erscheinen noch Reste roherer Sitten, wie die Blutrache. Gegen Ausl�nder waren �berf�lle und R�ubereien erlaubt, �ber-Haupt galt das Recht des St�rkeren2. In dem Beschw�ren der Waffenstillst�nde und sonstiger Vertr�ge sind die Anf�nge eines V�lkerrechtes zu erkennen. Eine Milderung des rechtlosen Verh�ltnisses lag in der Einrichtung der Gastfreundschaft {gevog erst hostis, dann hospes). Gegen�ber den orientalischen Reichen fehlt es den Griechen an einem beherrschenden Mittelpunkt, einer gro�en Hauptstadt; dementsprechend ist auch die Herrschaft der K�nige nicht unumschr�nkt (despotisch), wenn schon z. B. die Eigenm�chtigkeit des Agamemnon geduldet wird. Nicht einmal die Erblichkeit des Thrones ist unbestritten; vgl. Telemachs Zur�cksetzung auf Jthaka.
II. Religion.
1. Die G�tter erscheinen in der Umwandlung von Naturm�chten in menschen�hnliche Wesen begriffen; �ber Menschen und G�ttern waltet das Schicksal (MoTga).
2. Neben der �lteren Gottesverehrung ohne Bild und Tempel finden
1* Im ganzen entsprechen bei Homer die gro�en Z�ge der heroischen Zeit, w�hrend die n�here Ausmalung der sp�teren Zeit entlehnt ist.
2 Auch sp�ter war es nach griechischer Volksanschauung l�blich, dem Freunde im Gutestun, dem Feinde im B�sestun �berlegen zu sein. Vgl. Xen. rnem. II, 6, 35: �v�Q�g &qbt7]v elvai vix�v zovg pkv tplAovg ei noiovvxa, zovg <5' ift&Qovg xan�g.
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sich bereits die Anf�nge des sp�teren Kultus. Orakel und Vorzeichen haben gro�e Bedeutung.
EI. Privatleben.
1. Besch�ftigungen. Wiewohl im Besitze vieler durch Krieg und Kauf erworbener Sklaven, h�lt der Vornehme, auch der K�nig selbst, Handarbeit nicht unter seiner W�rde (Odhsseus verfertigt selbst seine Bettlade). Die Hauptausgabe des Edlen aber ist das Waffenhandwerk; er k�mpft zu Fu� oder vom Streitwagen. Ackerbau tind Viehzucht wird vom Volke und von den Sklaven betrieben;, der Handel ist vielfach in den H�nden der Fremden (Sidonier, f. S. 16).
2. Wohnung. Die F�rsten wohnten auf hochgelegenen Burgen deren Mauern aus m�chtigen Steinbl�cken aufgebaut waren (�chklopische Mauern"). Um einen Hos gruppieren sich M�nnersaal, Frauenwohnung, Wirtschaftsgeb�ude und kleinere R�ume. Die inneren W�nde waren h�ufig bemalt oder mit Steinplatten, auch mit Metallplatten verkleidet, die Ein-gangspforten mit S�ulen oder Tierstatuen gest�tzt (vgl. S. 30 das L�wen-tor von Mhcen�); beides erinnert an assyrische Vorbilder.
3. Gr�ber. W�hrend die in der Schlacht gefallenen Helden unter gro�em Gepr�nge verbrannt wurden, herrschte in Friedenszeiten daneben vielfach die Sitte des Begrabens. �ber den Grabkammern der F�rsten wurden hohe, kuppelf�rmige Gew�lbe erbaut (durch �berkragen der einzelnen Stein-reihen gebildet); solche Gr�ber finden sich noch in Mhcen�, Orchomenos und Menidt (Attika).
4. Luxus; Reichtum an Gold. Gegen�ber den sp�teren Griechen, namentlich den Doriern, hatten jene �lteren St�mme eine gro�e Vorliebe f�r gl�nzendes Metall und Prunk jeder Art: mannigfaltigen Goldschmuck: Diademe, Halsketten, Ohrgeh�nge, Spangen, selbst Goldmasken auf den Ge-sichtern der Toten; kunstvolle Waffen (der Schild des Achilles; Hom. Jl. 18). Sonst war Bronze (^a/Lxo'g) das gew�hnliche Metall, Eisen aber nicht unbe-k�nnt. Die T�pferei und die Kunst des Webens waren ausgebildet, letztere wurde auch von vornehmen Frauen ge�bt (Penelope).
5. Charakter. Das Leben war heiter, versch�nt durch die Pflege des Gesanges: wandernde S�nger erscheinen bei den Gastm�hlern; aber auch aus dem Volke erschallt Gesang, z. B. bei der Weinlese; die Helden selbst sind sangeskundig, so tr�stet sich Achilles in der Einsamkeit durch Gesang und Saitenspiel.
1 Zum Schutze gegen r�uberische �berf�lle, vornehmlich von der See her.
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Im ganzen erscheint die Kultur der vordorischen Zeit reich entwickelt, aber als Mischkultur: die orientalische Neigung zum bequemen Lebensgenu� tritt neben der ernsteren Lebensauffassung und der kr�ftigeren Art des Europ�ers bedeutend hervor.
Eine Andeutung des Mi�verh�ltnisses zwischen griechischer Kraft und asiatischer �ppigkeit ist wohl in der Sage enthalten, nach welcher Herakles in Weiberkleidung der lydischen K�nigin Omph�le dienstbar war.
� 9.
Die Dorische Wanderung und ihre Folgen. Die griechische Kolonisation.
1. Die Dorische Wanderung, 1104 v. Chr. Die Gefahr einer Verweichlichung der Griechenst�mme wurde durch das Nachr�cken der kr�f-tigeren Darier abgewendet. Die urspr�nglich in Epirus se�haften Thessalier �berstiegen den Pindus und verdr�ngten die bis dahin s�dlich vom Olymp wohnenden �olier und Darier:
a) die �olier besetzten B�otien und unterwarfen das Reich der Kadmeonen;
b) die Dorier blieben zum Teil in dem nach ihnen benannten Berg-land Doris, die Hauptmasse ging (der �berlieferung nach bei Naupaktus) �ber den Korinthischen Meerbusen und eroberte den Peloponnes. Der Sage nach gef�hrt von Herakliden, d. h. Nachkommen des alten Herrscherhauses, gr�n-deten die Dorier im Peloponnes drei Staaten:
a) Messenien unter Kresphontes,
b) Lakonien unter Aristodemus,
c) Argalis unter Tem�nos.
Die �t�ler, welche sich den Doriern angeschlossen hatten, blieben in der Landschaft Elis. Im Bergland Arkadien behauptete sich die urspr�ng-liche Bev�lkerung; die �brigen Ach�er wurden, soweit sie sich nicht unter-warfen oder auswanderten, nach dem Nordrand der Halbinsel gedr�ngt, wo sich der Name Achaia erhielt. Auch Korinth und Megaris wurden dorische Gebiete, dagegen wehrte von Attika K�nig Kodrus den Ansturm der Dorier vom Isthmus her ab.
Durch die Dorische Wanderung wurde �hnlich wie durch die germanische V�lker-Wanderung die Nation gleichsam neu gemischt. Bei dieser Neubildung ging freilich eine schon reich entwickelte Kultur zum Teil verloren; auch trat an die Stelle gr��erer Herrschaften die von den Griechen nie mehr �berwundene Zersplitterung in viele einzelne Gaue und �Stadtstaaten" (n�Ats Staat wie Stadt).
2. Amphikthonien. In der Zeit der Wanderungen und der Neu-besiedelung Griechenlands schl�ssen sich benachbarte St�mme zu heiligen B�nden zusammen, um dem Faustrecht und den Fehden wenigstens f�r ge-
1 v. �fMpinxtoves Umwohner.
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Wisse Zeiten zu steuern. Die Delphische Amphikthonie, welche zw�lf gr��ere und kleinere Griechenst�mme umfa�te, darunter die Darier, Jonier, B�otier, Phacier und Thessalier, bestand auch sp�ter noch, ohne jedoch aus die politische Einigung der zersplitterten Nation einen nachhaltigen Einflu� zu gewinnen.
Die Bestimmung der Delphischen Amphiktyonie ersieht man aus dem urkundlich erhaltenen Eid: �keine der Bundesst�dte je von Grund aus zu zerst�ren, keiner jemals das Wasser abzuschneiden, den delphischen Tempel aus allen Kr�ften zu sch�tzen, die St�dte der hiegegen Frevelnden aber von Grund aus zu vertilgen."
Die Teilnehmer des Bundes nannten sich, wie es scheint, zuerst Hellenen'; owi�Qiov Tijs 'E�MSog nannte man mit �bertreibung auch sp�ter diese Vereinigung.
Die Abgesandten der zum Bund geh�rigen St�mme versammelten sich in der Regel zweimal, im Fr�hjahr bei dem Demetertempel zu Anthela bei den Thermo-pylen, im Herbst bei dem Heiligtum des Apollo zu Delphi (das Delphische Orakel und die Pythischen Spiele, w�hrend welcher Gottesfrieden herrschte; vgl. die Treuga Dei unter Kaiser Heinrich III ).
3. Die Griechen in Kleinasien. Schon in der mhcenischen Zeit hatte ein reger Verkehr und Bev�lkerungsaustausch zwischen Griechenland und Kleinasien geherrscht. Die Dorische Wanderung hatte dann eine erneute Be-siedelung Kleinasiens zur Folge. Sowohl die verdr�ngten St�mme als auch Teile der Eroberer gingen �ber das Meer und setzten sich (seit 1100 v. Chr. ?) unter K�mpfen gegen die teils stammverwandten, teils semitischen Bewohner auf den Inseln und an der K�ste sest.
a) Umsang des griechischen Asiens'. Man unterschied auch in Kleinasien die drei Hauptst�mme, deren Gebiete im ganzen den Wohnsitzen der St�mme im eigentlichen Griechenland gegen�berlagen:
1. �olis im Norden. Von den �olischen Kolonien waren die �ltesten Lesbos, serner Smhrna im M�ndungsgebiet des Hermos; in der Folge wurde auch die vielumstrittene Halbinsel Troas sowie das Gegengestade am Thracischen Chersones von den �oliern besiedelt.
2. Die Jonier vertrieben die Karer und Ph�nicier von den Cykladen, gewannen auch Chios und Samos und gr�ndeten aus dem Festland Ephesus im M�ndungsgebiet des Kaystros, Milet im M�ndungsgebiet des M�ander'.
Bundesheiligtum der kleinasiatischen Jonier war das Panionion auf dem Vor-gebirg Mykale gegen�ber der Insel Samos.
3. Die Darier gewannen Kreta und das s�dliche Kleinasien mit Halikarna�, Knidus, Kos und Rhodus. �
1 Vgl. S. 33; bei Homer hei�en die Mannen des Achilles Hellenen.
2 Vgl. Cic. de re publ. II, 9: barbarorum agris quasi adtexta quaedam videtur ora esse Graeciae.
3 Nach den vielen Kr�mmungen dieses Flu�es, welche an den unteren Lauf der Mosel erinnern, hei�en wellenf�rmige oder auch rechtwinkelig gebrochene Band-Verzierungen M�anderornamente.
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b) Verfassung der Griechenst�dte in Kleinasien. Die Griechen Kleinasiens waren bis zur Zeit des Chrus vom Mutterlande wie von den Asiaten politisch so gut wie unabh�ngig; sie hielten die monarchische Staatssorm nicht fest, sondern wurden wie die meisten Handelsstaaten (s. S. 16) von den reichen Geschlechtern regiert (plutokratische Oligarchie).
Erst im 7. Jahrhundert kamen in mehreren St�dten Gewaltherrscher (Tyrannen) auf, die sich mit Leibw�chtern umgaben. � Die Tapserkeit der kleinasiatischen Griechen erlahmte allm�hlich, als die K�mpfe gegen die Nach-barn seltener wurden*.
c) Kultur. Noch mehr als in der politischen Entwicklung �berholten die kleinasiatischen Griechen das Mutterland in der materiellen und geistigen Bildung:
1. Durch die Ber�hrung mit den orientalischen Handelsv�lkern wurde Reichtum und Wohlleben gef�rdert. An die Stelle der Naturalwirtschaft und des Tauschhandels trat die Geldwirtschast.
2. Die Dichtkunst bl�hte aus. In Kleinasien entstanden um 850 v. Chr. die Homerischen Gedichte, s�r alle Zeiten das Muster der epischen Dichtung. Aber auch die Anf�nge der lyrischen Dichtung geh�ren Kleinasien an.
�ber den Gegenstand der Homerischen Epen vgl. S. 41 f. Die Heimat des Dichters war schon den Alten unbekannt, sieben St�dte stritten sich um die Ehre, Homers Vaterstadt zu sein; vgl. den Hexameter: Smyrna, Rhodus, Colophon, Ithace (oder Salamis), Chios, Argos, Athenae; doch hat Smyrna, wo die anf�nglich Mische Bev�lkerung sich sp�ter mit Joniern mischte, wegen der Sprache sowie wegen der N�he des Schauplatzes der Dichtung den begr�ndetsten Anspruch.
* Schon im Altertum nahmen einige Erkl�rer (die sogenannten Chorizonten, von trennen) f�r bie Jlias und die Odyssee verschiedene Verfasser an; in der neueren Zeit bestritt man nach bem Vorgang des Gelehrten F. A. Wolf (f 1824) bie Existenz eines bestimmten Dichters Homer; K. Lachmann (f 1851) fa�te bie Homerischen Gedichte als Sammlungen �lterer (Volks-) Lieder, doch ist man heute gr��tenteils wieder zur Annahme eines kunstm��ig schaffenden Dichters, dessen Werke nur mannigfachen Wandelungen unterworfen gewesen, zur�ckgekehrt.
* Zweifellos sp�ter entstanden sind die im Altertum gleichfalls dem Homer zugeschriebenen Hymnen auf Apollo, Hermes, Demeter u. a. Gottheiten, sowie die Batrachomyomachia (der Froschm�usekrieg), das �lteste komische Epos. Die Fort-fetzmtgen und Erg�nzungen der Homerischen Gedichte nannte man cyklische Epen (weil sie z� iv KvxAq) tisqI "OfirjQov behandelten).
* Die fr�hesten lyrischen Dichtungen waren Elegien, d. h. Gedichte in Distichenform, teils Ermahnungen an andere, teils Selbstbetrachtungen. Um 700 v. Chr. dichtete solche Elegien kriegerischen Inhaltes Kallinos aus Ephesus; die Elegien des Mimnermos tragen einen ruhigeren, empfindsamen Charakter; Archil�chos erfand die (zun�chst zn Spottgedichten verwendete) jambische Poesie.
4. Die griechischen Ansiedelungen im Westen. W�hrend die Besiedelung Kleinasiens im Zeitalter der Wanderungen durch ganze V�lker-
1 * Daher das Sprichwort: ,,IIdAai not' Jjoav �Anifioi MiArioioi."
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st�mme vor sich gegangen war, unternahmen es seit dem 8. Jahrhundert einzelne St�dte, den �berschu� ihrer Bev�lkerung zur Kolonisation zu verwenden:
a) Die Korinthier besiedelten Kerk^ra und andere Inseln und K�stenorte des Jonischen Meeres.
b) Aus Sicilien wurde von Korinth aus Syrakus gegr�ndet (734), bald die gr��te und reichste aller Griechenst�dte des Westens.
Andere Kolonien waren dort Zankledas sp�ter Mess�na (jetzt Mes-sina) hie�, weil es von Messeniern neu bev�lkert wurde, Himtzra, Kat�ita, Leontini, Gela, Afr�gas (Agrigentum) und Selmus.
c) In Unteritalien (�Gro�griechenland") waren Rhegium und Kum� (westlich von Neapel) jonische, Sybsris, Kroton und Poseidonia (P�stum) ach�ische Kolonien; Tarent wurde 708 von Spartanern gegr�ndet.
d) In Gallien wurde (um 600) Massilia von dem kleinasiatischen Phok�a aus gegr�ndet; auch in Spanien gab es kleinere griechische Ansiedelungen.
e) In Nordasrika wurde von Thera aus Kyrene gegr�ndet; selbst in dem abgeschlossenen Pharaonenreiche konnten die Griechen einige Nieder-lassungen anlegen, wie Naukratis2.
Durch diese Kolonien wurden die Ph�nicier aus dem westlichen Becken des Mittelmeeres verdr�ngt, nur die �bermacht der Karthager vermochten die Griechen nicht zu brechen.
Auch die westlichen Kolonien eilten an Bildung und Reichtum dem Mutterlande voraus; so erhielten das unteritalische Lokri und Katana die ersten geschriebenen Gesetze (um 660), ersteres durch Zaleukus, letzteres durch Charoudas. � Durch �ppigkeit war besonders Sybaris ber�chtigt; es erlag in der folgenden Zeit der Nachbarstadt Kroton, an seiner Stelle wurde von den Athenern sp�ter Thnrii angelegt.
5. Die griechischen Ansiedelungen im Norden und Osten.
a) Von dem eub�ischen Chalcis aus wurde die dreifach gegliederte Halb-insel Chalcidlce und die benachbarte thracische K�ste besetzt.
b) Von Megara aus wurden Chalcedon und (um 660) Bhzanz angelegt.
c) Von Milet aus wurden 70 Kolonien ausgesendet, namentlich an die K�sten des Pontus, der dadurch aus einem unwirtlichen Meere (�eivos n.) zu einem gastlichen (eflgeivos) wurde.
Von den milesischen Pflanzst�dten sind AbMs, Lampsakus, Cyzikus (schon fr�her von Ph�niciern besiedelt), Sin�pe (dieses an Stelle einer assyrischen Niederlassung) und Trap�zunt die wichtigsten.
Auch an den M�ndungen der gro�en Str�me: des Jstros (Donau), des Tyras (Dniestr), des Borysthenes (Duiepr) und des Tans-is (Don), entstanden Griechenst�dte.
1 D. i. Sichel, von der sichelf�rmigen Gestalt der den Hafen einschlie�enden Landzunge.
2 Vgl. die Stationen der Europ�er in China.
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6. Zusammenhalt. Das im Mutterland so vielfach gespaltene und �ber alle K�sten des Mittelmeeres verbreitete griechische Volkstum hat niemals eine politische Einigung gesunden. Das Gef�hl der Zusammen-geH�rigkeit wurde aber erhalten:
a) durch B�ndnisse und Eidgenossenschaften wie die Delphische Amphi-ktyonie (s. S. 45);
b) durch die trotz aller Mundarten gemeinsame Sprache;
c) durch die Dichterwerke, namentlich durch die Homerischen Ges�nge, die allen Griechen ein heiliges Werk waren;
d) durch die Religion, namentlich durch das Delphische Orakel und durch die auch von den Kolonien beschickten Feste und Festspiele (s. S. 39). Vgl. auch Schillers �Kraniche des Ibhkus".
� 10.
Sparta und der �brige Peloponnes bis zu den Perserkriegen.
I. Das Land und seine Bewohner. Das fruchtbare Tal des Eurotas zwischen den sast gleich hohen Ketten des Tahgetus im W. und des Parnon im O. hie� Lakonien oder Laced�mon'. Der letztere Name be-zeichnete ost auch die Hauptstadt Sparta, welche, ohne Mauern und ohne Burg, eine starke Tagereise von der K�ste entfernt, das Aussehen eines weit ausgebreiteten Dorfes hatte. Die dorischen Eroberer nahmen nach der Ein-Wanderung das meiste und beste Land in Anspruch; die fr�heren Bewohner (Ach�er) erhielten, soweit sie sich gutwillig unterworfen hatten, kleinere G�ter in der Umgegend, dagegen verloren die mit Gewalt Bezwungenen ihre Frei-heit. Demnach zerfiel die Bev�lkerung Lakoniens in drei Klassen:
a) die Spartaner (ZnctQu�rai), die herrschende Kriegerkaste; die h�chste Zahl derselben war 9000, sp�ter sank die Zahl unter 1000 herab;
b) die Peri� ken (jieqIoixol, d. i. Umwohner); sie waren pers�nlich srei, aber zum Kriegsdienst und zu Abgaben verpflichtet (angeblich 30000)2;
c) Heloten (elAwres oder el��Tcci)3; sie waren Leibeigene des Staates, aber den einzelnen Spartanern zur Bestellung der G�ter und zur pers�nlichen Bedienung, besonders im Kriege, zugewiesen.
,1AQ ' Der Fl�cheninhalt Lakoniens war ungef�hr dem der bayerischen Rheinpfalz (108 Qnadratmerlen oder rund 6000 qkm) gleich.
... Nach einer sp�teren �berlieferung hatten die Spartaner gleich gro�e Herren-guter und ebenso bte Peri�ken gleich gro�e Bauerng�ter.
3 Entweder von kXelv fangen oder nach der unterworfenen Stadt Helos an der Eurotasm�udung so genannt.
Stich, Lehrbuch der Geschichte. I. Bd. 4. Auflage. *
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Um die an Zahl �berhandnehmenden, oft auch herrenlos gewordenen Heloten im Zaum zu halten, unternahmen die Spartaner manchmal Streifz�ge ^Qvnxelai) gegen sie und machten alle Widerstandleistenden einfach nieder.
II. Die Gesetzgebung des Lykurg, um 850 v. Chr. Als Ordner des Staates galt Lykurg, dessen Pers�nlichkeit jedoch sagenhaft ist. K�nig-lichem Stamm entsprossen, durch Reisen gebildet (Kreta), vom Delphischen Orakel bevollm�chtigt, soll er die Staatsverfassung wie das Privatleben der Spartaner in feste Formen gebracht haben.
a)DieStaatsversassung. Sparta, dem Namen nach eine K�nigs-Herrschaft (�aoMa), war tats�chlich vom Adel beherrscht (d^oToxQcczia).
1. Die k�nigliche Gewalt war zwar erblich, aber an zwei In-Haber verteilt und namentlich in der sp�teren Zeit vielfach beschr�nkt.
Das spartanische Doppelk�nigtum erkl�rt sich aus dem Nebeneinander-bestehen zweier gleichberechtigter Familien (der �giden oder Eurysthemden und der Eurypontiden oder Prokliden), welche beide ihr Geschlecht auf Anstodernus, den F�hrer der Eroberer, zur�ckf�hrten. Nach anderer Annahme war das eme K�nigshaus acholischen Ursprungs. - Die Befugnisse der K�nige waren im ganzen dieselben wie die des homerischen K�nigs, s. S. 43.
2. Die Gerusia. Der Rat der Alten bestand aus 28 �ber 60 .j�hre
alten, aus Lebenszeit gew�hlten Spartanern; er bildete das oberste Gericht
und entschied bei Thronstreitigkeiten.
Den Vorsitz in der Gerusia f�hrten die K�nige, durch die sich die Zahl der Mit-glieder auf 30 erh�hte.
3. Die Volksversammlung. Die Versammlung aller �ber 30 j�hre
alten Spartaner hie� �Ma\ Sie wurde in der Regel an jedem Vollmond berusen und entschied durch Zurus. Ihre Aufgabe war.
a) Musterung der Waffenf�higen -;
�) Entscheidung �ber Krieg und Frieden;
y) Wahl der Geronten und der �brigen Beamten.
4. Das Ephorat. Allj�hrlich wurden aus den Spartanern f�nf Ephoren (d. i. Aufseher, von i<p-oQd(o) gew�hlt. Dieselben waren urspr�ng-lich Polizeibeamte, sp�ter erlangten sie das Recht der Aussicht �ber die Komge
und �ber alle Staatsgesch�ste.
Die Ephoren allein erhoben sich nicht vor den K�nigen, sie konnten dieselben mit Geldbu�en und Haft bestrafen, ja zeitweise entheben (suspendieren.
Lykurg soll, nachdem er die Mitb�rger auf seme vom Delphischenl Gotte^ gebilligte Verfassung verpflichtet hatte, die Heimat verlassen haben und m der Fremde
gesiorrbeMem.^^^^ ^ Befugnisse der Ephoren wird dem Chilon, einem Zeit-
1* Vgl. �Arjvai v. eUco, zusammendr�ngen, versammeln. Nach anderen hie�
die Versammlung &ne��a.
2 Vgl. unsere Kontrollversammlungen.
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genossen Solons, zugeschrieben. Nach dem ersten Ephoren wurde in Sparta auch das Jahr bezeichnet.
b) Die Lebensw eise (dycoytf) der Spartaner. Das Ziel der Erziehung war Kriegst�chtigkeit; auch das Leben im Frieden glich dem Lagerleben.
1. Jugenderziehung.
�) Schw�chliche Kinder dursten ausgesetzt werden; die Knaben blieben nur bis zum siebenten Jahr unter der Aussicht der Mutter, dann wurden sie �ffentlich erzogen, durch stete k�rperliche �bung bei knapper Kost und durch Baden im Eurotas abgeh�rtet und an unbedingten Gehorsam und Ehrfurcht vor dem Alter gew�hnt.
�) Die Kenntnisse traten bei der Erziehung zur�ck, doch wurde die harmonische Ausbildung durch ernste Musik und Reigen nicht vers�umt.
Allj�hrlich wurden die spartanischen Knaben am Altar der Artemis bis aufs Blut gegei�elt; wer am l�ngsten aushielt, ohne zu klagen, wurde bekr�nzt.
Schon Lykurg soll die Ges�nge Homers nach Sparta gebracht haben. � Besonderes Gewicht wurde auch auf kurzen, treffenden Ausdruck beim Reden gelegt
(Aancovigeiv, Aaxcovixa $-fjfiaza).
2. Leben der Erwachsenen im Frieden. Auch die M�nner lebten nicht aus ihren Landg�tern, sondern gemeinsam in Sparta; selbst der Familien-Vater nahm teil an den gemeinsamen Mahlzeiten {dv�Qela, ovoolna oder (peidiTia), bei welchen die gr��te Einfachheit herrschte'. Auch die Kleidung war leicht, die Wohnung einfach; die Spartaner schl�ssen sich mehr und mehr gegen das Ausland ab: Geld aus Edelmetall war untersagt, um den Ver-kehr mit dem Ausland zu hindern; Reisen ins Ausland, auch Ansiedelung Fremder in Sparta war verboten.
3. Der Kriegsdienst. Alle Spartaner waren vom 20. bis zum 60. Lebensjahr dienstpflichtig und zwar als Hopliten (Schwerbewaffnete). Der einfachste Verband war die Gemeinschaft der Tischgenossen (�.vcofioria); 16 Enomotien zu 32 Mann bildeten eine taktische Einheit (A6x�s, sp�ter iaoq<x genannt) von 512 Mann, in der Schlacht als Phalanx aufgestellt.
Die Spartaner schm�ckten sich zur Schlacht: sie legten Pnrpnrgew�nder an, bekr�nzten sich und trugen die Waffen blank. Von den Kriegsges�ngen, welche den Sturmschritt der Spartaner begleiteten, sind noch Bruchst�cke erhalten.
* Aus einem anap�stischen Marschlied (ip�azrjQiov) des Tyrt�us:
"Aysz\ <5 HudQTag sidv�Qov Nun wohlauf, ihr Sohlte der B�rger,
xovQoi, TtaziQMv TvoAtaz�v, Aus Sparta, dem m�nnerreichen,
aaip phv i'tvv tiqo��asod'e, Mit der Linken werfet den Schild vor,
��qv �'eizojlpvs naaaovzeg- Und herzhaft schwinget die Lanze!
(*V <pe��eo&ai z�g �w�g- Es schone keiner des Lebens;
oi> y�Q ndzQiov z� ZjidQza. Denn das ist nicht Brauch zu Sparta.
1 Einen Hauptbestandteil der spartanischen Mahlzeiten bildete die �schwarze Suppe", d. h. Schweinefleisch, das mit dem Blut und mit Essig gekocht war.
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III. Die Messenischen Kriege, um 700 v. Chr. Die Spartaner wandten ihre Kriegst�chtigkeit zun�chst dazu an, neues Land zu erobern. Die stammverwandten Messenier wurden in zwei langen Kriegen besiegt und, soweit sie nicht auswanderten, dienstbar gemacht.
Im ersten Messenischen Krieg (beendigt 724) bildete die Feste Jth�me im mittleren Pamisustal den Mittelpunkt des Widerstandes.
F�hrer der Messenier war Aristodemus, der seine eigene Tochter den G�ttern geopfert haben soll, um den Sieg seinem Volke zuzuwenden.
Im zweiten Messenischen Krieg (beendigt 668) soll besonders um die Feste Jra (in den Bergen des oberen Pamisnstales) gek�mpft worden sein.
F�hrer der Messenier war der k�hne Held Aristom�nes, dessen wunderbare Errettung aus mancherlei Abenteuern die Sage erz�hlt. Die Spartaner wurden damals durch die Marsch- und Schlachtlieder des Elegiendichters Tyrt�us (s.S. 51"�) angefeuert, der in der Sage als lahmer Schulmeister aus Athen erscheint.
Die ausgewanderten Messenier halfen Messana (Messina) besiedeln (s. S. 48).
IV. Sparta und Argos. Auch gegen ihre anderen stammverwandten Nachbarn, die Argiver, die unter Pheidon (um 750 v. Chr.) den H�hepunkt ihrer Macht erreicht hatten und die Macht des alten Reiches von Mhcen� zu erneuern drohten, k�mpften die Spartaner gl�cklich und gewannen den s�dlichen Landstrich (Khnnria).
K�nig Pheidon, der zugleich die Insel �gina, einen wichtigen Mittel-pnnkt des Handels, beherrschte, soll die Pr�gung der M�nzen in Griechenland em-gef�hrt und die ph�nicisch-babylonischen Ma�e verbessert haben. � Zwischen Argos und Sparta blieb ein unvers�hnlicher Groll bestehen.
V. Der Peloponnesische Bund unter der F�hrung (Hegemonie) Spartas. Da auch die Arkadier und die Elser, ferner Korinth und die �brigen isthmischen Staaten die �berlegenheit Spartas anerkannten, so war mit Ausnahme von Argos und Achaja der ganze Peloponnes unter Spartas F�hrung vereinigt (um 550 v. Chr.)
Die einzelnen Staaten des Peloponnesischen Bundes stellten ihre Truppen unter den Befehl Spartas, das die H�he der Kontingente (d. h. der von den einzelnen Buudesgliederu zu stellenden Truppen) und der Geldbeitr�ge bestimmte.
Im Bundesrate, der gew�hnlich zu Sparta tagte, war neben der f�hrenden Macht auch Korinth von gro�em Einflu�; die (arkadischen) Tegeaten hatten in der Schlacht den Ehrenplatz auf dem �u�ersten linken Fl�gel.
VI. Die Olympischen Spiele. Die von den Eleern geleiteten Olympischen Spiele bildeten den religi�sen Vereinigungspunkt des Peloponne-fischen Bundes, erweiterten sich freilich bald zu einem panhellenischen Feste.
a) �rtlichkeit der Spiele.
1. Der heilige Bezirk (dieAltis') enthielt insbesondere den Altar und den im 5. Iahrh. v. Chr. umgebauten Tempel des Zeus, darin die ber�hmte
1 "Adrig eleisch � �Aoog Haiti.
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Kolossalstatue des Zeus, vgl. S. 34; ferner den heiligen �lbaum, von dem die Zweige zu den Siegeskr�nzen geschnitten wurden.
2. Au�erhalb der Altis befanden sich die Lausbahn (orddiov) und die Rennbahn {Inno�Qo^os).
Unsere Kenntnis von der Anlage Olympias ist durch die im Auftrag und auf Kosten des Deutschen Reiches bewerkstelligten Ausgrabungen vielfach bereichert worden; vgl. S. 37*.
b) Art der Spiele.
1. Die gymnastischen (turnerischen) Spiele. Lange war der Lauf die einzige �bung, sp�ter bildete sich der F�nfkampf (jiivxct&Aov) aus: 1. Lauf, 2. Springen, 3. Speerwerfen, 4. Werfen des Diskus, 5. Ringen
Das Pankration (v. n�v u. ttgazeiv) war eine Vereinigung von Ring- und Faustkampf.
2. Die ritterlichen Spiele (Innixol dydiveg). Zum Wagenkamps � das Wettrennen kam erst sp�ter auf � konnten nur die Reichsten in die Schranken treten. Kampfrichter waren die sogenannten Hellanodiken; nur Unbescholtene und echte Griechen dursten sich an diesem Wettkampfe um den Preis der Mannest�chtigkeit beteiligen. Der Sieger erhielt einen Kranz vom wilden �lbaum, auch wurde feine Statue aufgestellt; besondere Ehren erwarteten ihn nach seiner Heimkehr in der Vaterstadt: Ehrenplatz im Theater, Speisung auf Staatskosten, auch wohl Verherrlichung durch das Lied (Pindars Sieges-ges�nge; vgl. S. 78).
e) Bedeutung der Spiele f�r Nationalgef�hl und Kunst, s�r Privatleben und Verkehr der Griechen.
1. Da sich aus allen Teilen des Mutterlandes und der Kolonien Be-suchet einfanden, so wurde das Gef�hl der Zusammengeh�rigkeit dadurch in den Teilnehmern gest�rkt; s. S. 49.
2. Dichter, Schriftsteller wie Herodot, Redner wie Gorgias, der Zeit-gen�sse des Sokrates, lie�en sich hier vor dem Volke h�ren 2, K�nstler stellten hier ihre Werke aus; aber auch neue Anregung erhielt die Kunst durch die Feste.
3. Die Waffen ruhten w�hrend des Festmonats (im Hochsommer); Freund-schasten wurden geschlossen und erneuert, Handelsgesch�fte abgeschlossen.
4. Seit 776 v. Chr. wurden die Sieger in den Olympischen Spielen
1 Die f�nf K�mpfe sind in dem Pentameter zusammengefa�t: "AApa, 7toSo)Keirjv, dlcrxov, �xovxa, ndAriv. � Der Stornos (v. Aorist �ineiv werfen) war eine steinerne oder metallene Scheibe von etwa 25 cm Durchmesser.
2 Eigentliche musikalische Wettk�mpfe fanden nicht in Olympia, wohl aber bei den Pythischen und anderen Festspielen statt.
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aufgezeichnet, sp�ter rechneten die griechischen Geschichtschreiber nach Olympiaden, d. h. Zeitr�umen von 4 Jahren \ - Die L�nge des Stadiums (600 gr. Fu� = 192 m) war das �bliche L�ngenma� s�r gr��ere Strecken (40 Stadien = eine deutsche Meile oder rund 7,5 km).
� 11.
Athen bis zu den Perserkriegen.
I. Das Land. Attika (^ '�iTixrj � v. durrf Strand, �y-wpi) ist die vom Kith�ron und Parnes bis zum Vorgebirge Sunion auslaufende Halbinsel'. Im ganzen gebirgig � nur die vom Kephisos durch-flossene Ebene von Athen und das Gefilde von Eleusis bieten dem Ackerbau gen�gende Fl�chen �, verlockte es weder die Fremden zur Eroberung noch die Einheimischen zum M��iggang. Etwa eine Meile (7,5 km) von dem einzigen g�nstigen Hafenplatz entfernt, erheben sich mehrere schroffe H�gel. einer derselben (150 m �ber dem Meeresspiegel') wurde zur Burg (Akropolis) ben�tzt, ein andrer, der Aresh�gel ("Apetog ndyog) diente sp�ter zur Gerichts-statte, ein dritter, die Pnyx, zur Volksversammlung. Zwischen den genannten drei H�geln erhoben sich die �ltesten Wohnungen.
In der Ebene des Kephisos gedieh vornehmlich der �lbaum, das Geschenk der Athene, in der Elensinischen das Getreide (daher der Dienst der Demeter m den Elensinischen Mysterien), die Abh�nge trugen Wein, der Parnes war durch lerne Fichten, der Pentelikon (oder Brilessus) und der Hymettns durch Marmor, der letztere auch durch Honig ber�hmt; am Vorgebirg Suuiou waren die Silbergruben von Lanrron.
II. Die Zeit d es K�nigtums. Die (jonischen) Athener bezeichneten sich den (dorischen) Spartanern und anderen St�mmen gegen�ber als Auto-chthonen, d. h. Ureinwohner, doch mochten von der See aus sremde Einwan-derungen erfolgt sein. Wie in Rom, so kn�pften sich auch in Athen die �ltesten Erinnerungen an die Namen der K�nige:
a) Kekrops, der Sage nach aus �gypten eingewandert, galt als
Gr�nder Kekropias oder Altathens.
b) Erechtheus f�hrte den Dienst der Athene und des Poseidon ein.
Sage vom Streit des Poseidon und der Athene wegen der Benennung der
Stadt. � Die Gestalt des Erechtheus schmolz sp�ter mit der des Gottes Poseidon zusammen.
1 Z. B. entspricht das Jahr 480 v. Chr. dem 1. Jahr der 75. Olympiade
'�2' Der Fl�cheninhalt Attilas war 40 Quadratmeilen (2200 'qkm), nicht viel mehr als ein Drittel der bayerischen Rheinpfalz.
3 Der nord�stlich gegen�ber gelegene Lykabettos tft zwar betr�chtlich hoher, aber ber Burgberg hat den Vorzug einer ger�umigen Plattform und stellabfallender Abh�nge.
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c) Theseus (b. i. Ordner, von vereinigte die bis dahin ge-trennten Gemeinden von Attika.
Das Fest der Panathen�en erinnerte auch sp�ter an diese Vereinigung (den sog. ovvoimop�s).
d) Kodrns hielt durch seinen Opfertod die Dorier (s. S. 45) von Attika fern (1068 v. Chr.).
Kodrus soll sich in Sklavenkleidung unter die Feinde gemischt und so den Tod gefunden haben; denn nach einem Orakelspruch fiel der Sieg den Athenern zu, wenn ihr K�nig untergehe.
III. Die Adelsherrschaft. In der Zeit nach Kodrus beschr�nkten die adeligen Grundbesitzer, die Eupatriden, mehr und mehr die Befugniffe des K�nigs'. Athen wurde aus einer Erbmonarchie schlie�lich eine Adels-republik, die sich ihre verantwortlichen Beamten auf je ein Jahr selber w�hlte. Diese Umwandlung vollzog sich aber erst allm�hlich:
a) Seit 752 wurde der h�chste Beamte, der nun �Q%(ov hie�, aus 10 Jahre gew�hlt.
W�rde und Name des �aoiAsvg erhielt sich (und zwar zun�chst noch in der Familie des Kodrus), aber derselbe trat an die zweite Stelle zur�ck und behielt nur die priesterliche Funktion. Auch die dritte Obliegenheit des fr�heren K�nigs, der Oberbefehl im Krieg, wurde fchon fr�h einem besonderen Beamten, dem �bertragen.
b) Seit 682 wurden 9 Archentert auf je ein Jahr gew�hlt:
1. �Q%wv ijitjvv^og2, er f�hrte den Vorfitz und entschied in Familien-Prozessen;
2. �Q%(ov �aoiAevg, er hatte die Aufficht �ber die Staatsreligion;
3. �Q%oiv no�e/ActQxog, er hatte die Aufsicht �ber das Kriegswesen;
4. die �brigen 6 Archonten hie�en d-eapoS-ercu, d. i. Rechtssetzer; sie hatten in den Zivilprozessen Recht zu sprechen, soweit diese nicht in den Amts-bereich der drei ersten Archonten fielen, also z. B. in den Klagen wegen Be-leidigung, in den H�ndeln wegen Mein und Dein.
Alle diese Beamten wurden von und aus den Eupatriden gew�hlt, ebenso die Mitglieder des Areopags", der die Blutgerichtsbarkeit hatte.
IV. Drakons Gesetzgebung (621) und Khlons Thrannis (612). Da geschriebene Gesetze fehlten, so wurde die Adelsherrschaft vielfach dr�ckend
1 Die Sage stellt dies so dar, als sei nach Kodrus' Tod niemand w�rdig gewesen, K�nig zu sein; Beispiel einer �tiologischen (erkl�renden) Sage. Vgl. die Anmerkung S. 34.
2 So von den Sp�teren genannt, weil nach seinem Namen von den Athenern gew�hnlich das Jahr bezeichnet wurde.
3 fl iv 'Agely ndycp �orAtf.
und willk�rlich. Deshalb waren die �brigen St�nde: P�chter und Klein-bauern, Handwerker und Kausleute, mi�gestimmt. Der Archont Drakon war der erste, der durch geschriebene Gesetze das gegenseitige Verh�ltnis der St�nde zu bessern suchte (621). Seine Bestrebungen waren aber ohne dauern-den Erfolg; die G�rung blieb und einige Jahre nach Drakon' ben�tzte der Eupatride Khlon die Mi�stimmung der unteren St�nde, um die Allein-Herrschast (Tyrannis) von Athen an sich zu rei�en. Er besetzte die Akropolis, sand aber nicht den erwarteten Anhang und mu�te fliehen; seine Genossen wurden von den Adeligen unter F�hrung des Alkm�oniden Meg�kles an den Alt�ren der Eumeniden, wohin sie sich gefl�chtet, erschlagen (612). Seitdem ruhte eine Blutschuld (der �Khlonische Fluch") auf der Stadt.
Drakons Gestalt ist durch die seines gr��eren Nachfolgers Solon verdunkelt worden. Seine Gesetze sollen wegen ihrer Strenge2 ihren Zweck, die unteren St�nde zu beschwichtigen, verfehlt haben. Jedenfalls bestanden die wirtschaftlichen Notst�nde (das dr�ckende Schuldrecht) nach Drakon fort und der athenische Staat war in einer schweren Krisis, zumal da zu den inneren Schwierigkeiten auch �u�ere Mi�erfolge kamen: der vergebliche Versuch, den Megarern die Nachbarinsel Salamis zu entrei�en.
V. Solon und die Timokratie (594). In der schweren Zeit reli-gi�ser und privatrechtlicher Wirren und �u�erer Mi�erfolge erstand dem athenischen Staat ein Retter und Neuordner in dem Kodriden Solon.
1. Seine vorbereitende T�tigkeit galt der Wiederbelebung des athenischen Selbstgef�hles:
a) er begeisterte das Volk zur Eroberung von Salamis;
b) er l�ste die Stadt von dem Klonischen Fluch;
c) er veranla�te die Teilnahme Athens an dem sogenannten ersten Heiligen Kriege.
Zu a) Solon soll in verstelltem Wahnsinn vor dem Volk aufgetreten sein, da nach mehreren fehlgeschlagenen Versuchen, Salamis zu erobern, die Todesstrafe darauf gesetzt worden war, falls jemand nochmals dazu auffordere.
* Sein poetischer Aufruf schlo� mit den Worten:
"Iopev elg HaAajiiva la-a^rja�f^svot 7ieqI vrjoov l^eQzfjg yahenov t alayog �na>(j6[A,Evoi.
Durch die Eroberung der Insel Salamis wurde Athen erst seines eigenen Landes sicher; daher denn auch der unvers�hnliche Groll der Nachbarstadt Megara.
Zu b) Um die Stadt von der Blutschuld zu reinigen, welche nach der An-schauung der Alten das Verh�ltnis zu den G�ttern st�rte, wurde aus Solous Vor-schlag der Seher Epimenldes aus Kreta berufen. Die Alkm�oniden wurden aus Athen verbannt, doch wurde ihnen sp�ter die R�ckkehr gestattet.
1# Nach Aristoteles f�llt der Versuch Kylons vor Drakons Gesetzgebung.
2 Plutarch: Si' at/tazog, O-� �ia peAavog (Tinte) rovg v�povg � Apaxcov k'yQCtipev. Apdxcjv � Drache; �tiologische Sagenbildnng und Volksetymologie; s. S. 34 u. 55-
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Zu c) Die Stadt Krisa, welche zwischen dem Meere und der Orakelst�tte lag, hatte durch Besteuerung der Pilger die Reise nach Delphi erschwert und wurde deshalb nach einem Beschlu� der Amphiktyonen (vgl. S. 46) mit Krieg �berzogen und zerst�rt; das Gebiet wurde heiliges Land des Apollo, das anzubauen f�r einen Frevel galt. Zur Erinnerung an diesen Krieg wurden die Pythischen Spiele gegr�ndet.
2. Das n�chste Werk Solons war die Seisachtheia^ oder Lasten-absch�ttelung, durch welche die Lage der zahlreichen verschuldeten Grund-besitzer gebessert wurde:
a) Solon hob die Schuldvertr�ge der verarmten B�rger aus;
b) er schaffte die pers�nliche Schuldknechtschaft ab.
Zu a) Die v�llige Aufhebung der Hypotheken oder Pfandschulden (vgl. das Jubeljahr bei den Israeliten) war eine so radikale (durchgreifende) Ma�regel, da� unter vielen Athenern Mi�stimmung entstand: Die Reichen sahen sich verk�rzt, aber auch die �rmeren waren mit dem Erreichten nicht zufrieden und begehrten eine Land-aufteiluug.
* Mit R�cksicht darauf sagte Solon von seinen Reformen:
"Egy/taaiv iv (teyd�oig n�aiv ��eiv %a Asti�v.
Zu b) Solon konnte sich mit Recht r�hmen, da� er �die Mutter Erde von den auf ihr lastenden Schulds�ulen (den Hypothekenzeichen) befreit" und zahlreiche B�rger aus der Knechtschaft erl�st habe.
*�oA�ovg 'A&rjvag naxqid' elg d-e�ntixov �vrjyayov TiQa&evxag.
Solon, der vor seiner �ffentlichen Wirksamkeit fremde L�nder bereist hatte, f�hrte auch zur Erleichterung des Handels mit dem Auslande verbessertes Ma� und Gewicht in Athen ein, insbesondere auch den leichteren eub�ischeu M�nzfu� anstatt des bisherigen �ginetischen*.
3. Die timokratische3 Verfassung Solons. Bei der Ber-teilung der Pflichten und Rechte des athenischen B�rgers ging Solon nicht von dem Unterschiede der Geburt, sondern von dem Verm�gen aus.
a) Einteilung der B�rger. Die sreigeborene und altans�ssige Bev�lkerung Attikas wurde in vier Klassen eingeteilt:
1. die F�nshundertschesselm�nner (nevTaxoGio/^e�i/^voi), d. h. Gro�grundbesitzer, welche von ihren �ckern wenigstens 500 Scheffel (der /le�ipvog zu etwa 50 Liter) Gerste oder 500 Eimer (der [.ietq^s zu etwa 40 Liter) Wein oder �l ernteten;
2. die Ritter (IjitveIs), welche wenigstens 300 Scheffel ernteten;
1 v. Oslo* und �%d-og.
2 Das Talent (etwa � 4700 Mark) zerfiel nach wie vor in 60 Minen zu 100 Drachmen; aber 100 neue Drachmen hatten nur den Gehalt von 73 alten; die neue Drachme entspricht etwa 80 Reichspfennigen oder 1 Franken; auch die Neu-griechen haben die Bezeichnung Drachme f�r Frank wieder aufgenommen.
3 Timokratie (von rip'w sch�tzen) hei�t eine Verfassung, bei welcher die Rechte und Pflichten der B�rger nach dem Verm�gen abgestuft sind; timokratifch ist z. B. die Wahl zum preu�ischen Abgeordnetenhaus, bei welcher die W�hler je nach ihrem Verm�gen in drei Klassen eingeteilt sind.
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3. die Gespannbauern (�evyTxai von �evyos, d. h. solche, die noch ein Gespann Zugvieh halten konnten), welche wenigstens 150 Scheffel ernteten.
4. die kleinen Leute (^reg'), welche weniger oder gar kein Ein-kommen aus Grundbesitz hatten.
Es l��t sich nicht entscheiden, ob Solon diese Vierteilung der athenischen B�rgerschaft schon vorfand (als Werk Drakons?) oder neu einf�hrte. Die Einteilung geschah nach dem Grundbesitz. Aber auch die Kaufleute und die Gewerbetreibenden wurden entweder schon damals oder in der Folgezeit nach ihrem Verm�gen einer der 4 Klassen beigez�hlt.
Die Gesamtzahl der erwachsenen athenischen B�rger sch�tzt man f�r jene Zett auf 20�30000. Au�erhalb der Klassen standen die Zugewanderten (ftfroinoi), die ein Schutzgeld (peToimov) zahlten, und die meist gekauften Sklaven (�ovAoi) 2.
b) Pflichten der B�rger.
Nach den vier Verm�gensklassen waren die (nur in Zeiten der Not erhobenen) Steuern abgestuft, desgleichen der Heeresdienst:
Die 1. Klasse hatte die Schiffe auszur�sten;
die 1. und 2. Klasse hatte die Reiter zu stellen;
die 1., 2. und 3. Klasse stellte die Hopliten;
die 4. Klasse stellte die Leichtbewaffneten und die Bemannung der Schiffe.
c) Rechte der B�rger.
1. Die neun Archonten wurden aus der 1. Verm�gensklasse (also fortan ohne R�cksicht auf die Abstammung von Eupatriden oder Altadeligen) gew�hlt.
Die abgetretenen Archonten bildeten den obersten Gerichtshof (den Areopag).
2. Die 400 Mitglieder des Rates {�ovAri) wurden aus den drei ersten Klassen gew�hlt; sie mu�ten �ber 30 Jahre alt sein.
3. Die Angeh�rigen aller vier Verm�gensklassen, soweit sie �ber 20 Jahre alt waren, bildeten die Volksversammlung (ixxArjoia).
4. Auch das Volksgeschworenengericht (fj�iala) wurde aus allen vier Klaffen gebildet.
Zu 1. Die Archonten leiteten die Volksversammlung; im �brigen blieb ihr Gesch�ftskreis derselbe wie fr�her (f. S. 55), nur da� sie in der Rechtsprechung fortan die Volksgeschworenen beiziehen mu�ten. Der Areopag hatte die Aufsicht �ber den ganzen Staat und wachte insbesondere �ber die Sitten der B�rger. Auch richtete er �ber vors�tzlichen Mord, Brandstiftung und Aufruhr.
Zu 2. Der Rat der 400 hatte o) Die Vorberatung aller Vorlagen, d. h.
1 Ein Wort von zweifelhafter Ableitung, welches eigentlich �Lohnarbeiter" bedeutete.
2 Die gesamte b�rgerliche Bev�lkerung Attilas wird auf 90 000, die Zahl der Met�ken auf 45000 Seelen gesch�tzt. Die Zahl der Sklaven l��t sich nicht bestimmen; ihre Zahl vermehrte sich, je mehr die Sklaven die freien Arbeiter verdr�ngten. In der sp�teren Zeit erscheinen bis zu 1000 Sklaven als Eigentum einzelner Fabrikanten.
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aller Angelegenheiten, die der Volksversammlung unterbreitet werden sollten; �) die Kontrolle (Pr�fung) der Verwaltung (insbesondere der Ausgaben und Einnahmen).
Vom r�mischen Senat unterscheidet sich die athenische Bule vor allem durch die j�hrliche Erneuerung der Mitglieder.
Zu 3. Die Obliegenheiten der Ekklesia waren:
et) die Wahl der Ratsherren und der Beamten;
�) die Beschlu�fassung �ber die vom Rat vorbereiteten Gesetzesvorlagen; y) die Entscheidung �ber Krieg und Frieden.
Zu 4. Zur Heli�a wurden in der sp�teren Zeit bis zu 6000 �ber 30 Jahre alte B�rger aus allen Klassen erlost; es versammelten sich aber gew�hnlich einzelne Gerichtsh�fe (<5ixa<rr^a) von 500 Richtern, die unter dem Vorsitz von Archonten �ber �ffentliche Klagen {ygaepat) und Privatklagen (Sinai) entschieden. Auch bei den �ffentlichen Vergehen, z. B. Gottlosigkeit, f�hrten Privatpersonen die Klage durch, nicht wie bei uns ein Staatsanwalt, weshalb denn auch sp�ter das Unwesen der Angeberei (ovnocpavTEZv, eigentlich das Angeben derer, die gegen das Verbot Feigen aus Attila ausf�hrten) einri�. Doch verlor ein Kl�ger, welcher nicht ein F�nftel der richterlichen Stimmen f�r seine Anklage erlangte, das Anklagerecht und verfiel einer Geldstrafe.
*Anf Solons Ausgleich zwischen den St�nden beziehen sich seine Verse
Arifi�) [A.EV yaQ eSorna z�aov yegag, �aaov �naQ%eZ �
vin�v S' o�x eiaa' otideTEQOvg ��ixais.
d) Sonstige Bestimmungen Solons. Wie die Spartaner alle Einrichtungen des �ffentlichen und des Privatlebens auf Lykurg zur�ckf�hrten, fo galt auch den Athenern Solon als der Urheber der meisten Gesetze, die das Leben regelten. Den Eltern wurde durch die Solonischen Gesetze die Erziehung ^ der Kinder eingesch�rft, den Kindern aber die Versorgung der alten Eltern zur Pflicht gemacht. Auch M��iggang wurde als ein Vergehen gegen den Staat betrachtet, ebenso zog Jndifferentismus, d. h. Gleichg�ltig-feit gegen�ber dem politischen Leben, Atimie d. h. Verlust des B�rgerrechtes nach sich2. So sch�rfte Solon in den Athenern das Bewu�tsein ihrer Pflichten gegen Staat und Familie.
e) Solon als Weltweiser; sein Ausgang. Solons Zeit war reich an geistig bedeutenden M�nnern; die hervorragendsten unter ihnen wurden als die Sieben Weisen bezeichnet. Aber nicht nur durch Lebens-Weisheit, sondern auch durch die Gabe, dieselbe in gedankenvollen Versen aus-zuPr�gen, zeichnete sich Solon aus. Nach seiner Gesetzgebung soll er Athen auf 10 Jahre verlassen und wiederum Reisen nach dem Morgenlande gemacht haben (Begegnung mit dem reichen Kr�sus von Lydien und mit dem Fabel-dichter �sop). Er erlebte noch die Alleinherrschaft des Pisistr�tus und starb hochbetagt um 559 (in Athen oder aus Eypertt?)..
1 Dieselbe zerfiel in y^a^iiaxiv-Ti, fiovoinrj und yv^vaavinrj (Elementar-, Mufti� und Turnunterricht).
2 * Cicero: Solonis lex, qui capite sanxit, si qui in seditione non alteriusutrius partis fuisset.
*Die Namen der 7 Weisen fa�t ba� Distichon zusammen:
Cum Solone Thaies, Cleobulus cum Periandro,
Chilon Spartanus, Pittacus atque Bias.
Den einzelnen wurden besondere Sinnspr�che (yvwpai) zugeschrieben: Solons ma�vollen Sinn kennzeichnet die Gnome: firjdkv �yav. Thales von Milet, aus ph�nicischem Geschlecht, forschte zuerst nach dem Urgrund aller Dinge, den er im Fl�ssigen zu finden glaubte; er berechnete die Sonnenfinsternis des Jahres 585 (f. S. 23 Anm ) richtig voraus; sein Spruch war: iyyva, n&Qa 6' axa (auf B�rgschaft folgt Leid); Kleobulus von Lindus auf Rhodus lehrte: [ietqov �Qiaiov, Periander, der bildungsfreundliche Herrscher von Korinth: psAizi] r� n�v (�bung ist die Hauptsache); der Spartaner Chilon (f. S. 51): yv�&i aeavz�v, was auf einer S�ule des delphischen Apollotempels eingegraben war; Pittakns von Mytilene: naiQ�v yv�&i. Dem Bias von Pri�ne in Kleinasien, der, als er, nur mit einem Wanderstabe ausger�stet, seine Vaterstadt verlie�, gesprochen haben soll: �Ich trage all das Meine bei mir", wird der Ausspruch zugeschrieben: ol n�elovs nay.oi. Auch der weise ScytHe Anacharsis lebte um diese Zeit.
*Ans den Elegien und der sonstigen Gedankendichtung Solons sind oben Proben angef�hrt; sein Streben, auch im Alter sich zu vervollkommnen, bekundet der sch�ne Vers:
Tt]q&ciy.<� �' atel noAA� 8i8aaK6[^evog.
*Als gleichzeitige Dichter sind die Lyriker Alc�us auf Lesbos, Anakr�on von Teos (nordwestlich von Ephesns), Arion aus Methymua und Jb^kus von Rhegium, endlich die Dichterin Sappho von Lesbos zn nennen. Auch der Fabeldichter �sop, der �berlieferung nach ein phrygischer Sklave, geh�rt in diese Zeit.
VI. Die Thrannis des Pisistratus und seiner S�hne 560�510. Solons Gesetze hatten den Gegensatz zwischen den besitzenden Alt-b�rgern und den emporstrebenden Kleinb�rgern nicht v�llig beseitigt: Den reichen Grundbesitzern in der Ebene (nedialoi) standen die Kleinbauern auf den Bergen (�iaxQieig) und die Gewerbe- und Handel treibenden K�sten-bewohner {n�QaAoi) gegen�ber. Auf die Diakrier st�tzte sich Pisistratus, wiewohl selbst von vornehmer Abkunft, bei seinem wiederholten Versuch, die Alleinherrschaft in Athen zu gewinnen. Er befestigte sich zuletzt in der angema�ten Ausnahmestellung mit Waffengewalt, gebrauchte aber seine Macht zum Wohle Athens:
a) er beg�nstigte die niederen St�nde, besonders die Ackerbautreibenden, in welchen er die staatserhaltende Klasse sah;
b) er brachte Athen im Ausland zur Geltung und er�ffnete dem athenischen Handel neue Absatzgebiete;
c) er versch�nerte Athen und zeigte sich als G�nner der Dichtkunst.
Pisistratus hinterlie� die Herrschaft, die er zuletzt (von 538�527) ungest�rt behauptete, seinem �lteren Sohne Hippias. Dieser regierte, als sein Bruder Hipparch bei einem Panathen�enseste aus Privatrache ermordet
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worden war, mit H�rte, wurde 510 vertrieben und begab sich nach Asien.
Pisistratus, dessen Emporkommen nicht ohne Abenteuer vor sich ging (feine Selbstverwundung; sp�ter seine Einf�hrung durch eine als Athene verkleidete Jung-fr cm) lie� die Formen der Solonischen Verfassung bestehen. Seine Vorliebe f�r den Bauernstand bekundet eine Anekdote, welche sich in der neu aufgefundenen Schrift des Aristoteles 'A&rjvaiav TioAireia findet1. � Als St�tzpunkte f�r eine k�nftige Seeherrschaft Athens gewann Pisistratus die Insel Delos und behauptete das schon fr�her besetzte Sigeion am Hellespont. � Von seinen Bauten ist eine Wasserleitung nebst �ffentlichem Brunnen zu nennen, sowie die Anlage des gr��ten athenischen Tempels, des Olympieions im S�den der Burg, das erst unter Kaiser Hadrian (117�138 n. Chr.) vollendet wurde. � Pisistratus richtete die gro�en athenischen Feste: Pana-then�en (f. S. 55) und Dionysien ein; auch sollen die Gedichte Homers auf sein Betreiben gesammelt und geordnet worden sein.
Die bei der T�tung des Hipparch beteiligten J�nglinge Harmodius und Aristogiton wurden sp�ter als Tyrannenm�rder gepriesen.
In der Zeit des Pisistratus waren viele griechische Staaten von Tyrannen ^ beherrscht: Samos von Polykrates (f 522 durch die Perser); Syrakus von Gelon, Korinth von den Nachkommen des Kyps�los, zu welchem auch Periander, der Zeit-gen�sse Solons, geh�rte.
VII. Die Begr�ndung der athenischen Demokratie (Volks-Herrschast) durch Kli st H�nes (509).
Klisthenes hatte sich bei dem Sturze der Pisistratiden hervorragend beteiligt und war dabei von den Spartanern unterst�tzt worden. Bald aber sah er ein, da� der Anschlu� an Sparta f�r Athen nur die R�ckkehr zur Adelsherrschaft bedeute. Wiewohl selbst ein Eupatride, erkannte Klisthenes doch, da� die Zukunft Athens darauf beruhe, da� seine B�rger, befreit von den Schranken der Geburt und des Standes, sich als gleichberechtigte Glieder eines Staatsganzen f�hlten. Seine drei Reformen sind a) die Schaffung der 10 Phhlen; b) die Neuordnung des Rates; c) der Ostra-kismus.
a) Klisthenes teilte die gesamte B�rgerschaft Attilas ohne R�cksicht aus die bestehenden Geschlechterverb�nde (die 4 altjonischen Phhlen oder St�mme) in 10 Phylen, deren jede eine Anzahl Demen (Distrikte) umfa�te, welche letzteren nicht r�umlich beisammen lagen.
1 Als Pisistratus bei einer l�ndlichen Ausfahrt am Hymettus einen Bauer traf, der mit einem h�lzernen Pflock Steine ausgrub und den Boden bearbeitete, wunderte er sich �ber das Werkzeug und lie� ihn fragen, was auf dem Platze gedeihe. Der Bauer, der ihn nicht kannte, erwiderte: �Alle m�glichen Plagen und M�hsale, und von allen diesen soll Pisistratus den Zehnten bekommen." Pisistratus aber befreite ihn aus Wohlgefallen an seinem Freimut und seinem Flei�e von allen Abgaben.
2 * Im Worte ttigawos (wof�r bei Homer die Form KoiQavog erscheint) war urspr�nglich kein geh�ssiger Nebenbegriff enthalten.
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Dieser Schritt des Klisthenes war eine wichtige Neuerung; denn die Alten fa�ten wie alle V�lker auf einer fr�heren Stufe der Entwicklung den Staatsverband im Grunde nur als einen erweiterten Familienverband auf. Daher schaffte denn auch Klisthenes die 4 alten Phylen nicht geradezu ab, sondern belie� ihnen wenigstens die religi�se Bedeutung f�r die Angeh�rigen.
In die 10 neuen Phylen wurden auch viele bisherige Met�ken und Unfreie als Neub�rger aufgenommen. Dadurch wurde die Zahl der B�rger bedeutend ver-mehrt. Der Wohnort einer Familie zur Zeit des Klisthenes war auch sp�ter ma�-gebend f�r die Einordnung der B�rger in die einzelnen Demen, welche demnach nicht immer mit dem jeweiligen Wohnort der B�rger zusammenfielen. Da zudem die ein-zelnen Demen einer Phyle nicht beisammenlagen, so war die Bildung von Lands-Mannschaften (nach Art der fr�heren Diakrier, Pedi�er und Par�ler) f�r immer verh�tet.
b) Da jede der 10 Phylen 50 Ratsherren w�hlte, so bestand der Rat fortan aus 500 Mitgliedern.
Die 50 Ratsherren einer Phyle leiteten je ein Zehntel des Jahres die Ge-schaffe, sie waren immer zur Stelle, speisten im Prytanenm und hie�en die Prytanen (von TtQ�zog); einer der Prytanen wurde jeden Tag durch Los zum Vorsitzenden (inLOTdzris) gew�hlt; derselbe f�hrte nun anstatt der Archonten den Vorsitz in der Volksversammlung1 und verwahrte das Staatssiegel, sowie die Schl�ssel zur Burg und zum Staatsschatz.
Bedeutung der Phylen f�r das Heerwesen. Jede der 10 Phylen stellt eine Hoplitenabteilnng und eine bestimmte Anzahl der Reiter; f�r jede Phyle wurde ferner ein Stratege gew�hlt. Die 10 Strategen f�hrten im Felde abwechselnd den Ob erbef e h l.
c) Um eine Wiederkehr der Thrannis zu verh�ten, bestimmte Klisthenes, da� jeder der Freiheit des Staates gef�hrliche B�rger durch Volksabstimmung mittels Scherben (�ozQaxov) auf 10 Jahre aus Athen verbannt werden konnte.
* Emern Mi�brauch des Scherbengerichtes war dadurch vorgebeugt, da� 6000 verurteilende Stimmen zur Verbannung eines B�rgers n�tig fein sollten. Eine solche Verbannung galt �brigens nicht als entehrend, sondern war nur eine Sicherheitsma�regel, etwa vergleichbar der Ausweisung von Thronpr�tendenten in einer Republik. Am h�ufigsten wurde der Ostrakismus angewendet, wenn zwei M�nner um den Einflu� im Staate stritten. Das Volk entschied dann durch seine Abstimmung, da� der eine zu weichen habe. Nach dem Peloponnesischen Krieg kam der Ostra-kismus ab-
1 In jeder Prytanie fanden vier ordentliche (ntjQiai) Volksversammlungen statt, also 40 im Jahre; erforderten es die Umst�nde, so wurde eine au�erordentliche Versammlung berufen. Die Volksversammlung wurde mit Gebet und Opfer er�ffnet. Im Gegensatz zu Sparta war in Athen jeder B�rger berechtigt zu reden; die Redner bestiegen die Rednertrib�ne (r� �rj^a) bekr�nzt. �ber den Ort der Volksversammlung vgl. S. 54; �ber die Gegenst�nde der Beratung S. 59, 3.
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II. Die Zeit der gr��ten Kraftentfaltung. 500�404 v. Chr.
�berblick. Die zweite Periode der griechischen Geschichte, das 5. Jahrhundert v. Chr., gliedert sich in drei je einem Menschenalter entsprechende Zeitr�ume: das Zeitalter der Perserkriege, das Zeitalter des Perikles und die Zeit des Peloponnesischen Krieges, welche Ausschwung, H�hepunkt und
Niedergang bedeuten. �
� 12.
Die Perserkriege.
I. Der Jonische Ausstand 500�494 v. Chr.
II. Der 1. und 2. Perserkrieg 492 und 490 v. Chr.
III. Der 3. Perserkrieg 480�479 v. Chr.
IV. Angriffe der Griechen aus das Perserreich 479�449 v. Chr.
I. Der Jonische Ausstand, 500-494 v. Chr.
Nach der �berlieferung lag der Grund des Zusammensto�es zwischen den Griechen und dem persischen Weltreiche in pers�nlichen H�ndeln: Der Jonier Histi�us, ein am persischen Hose zur�ckgehaltener Tyrann von Milet, soll, um von Susa sortzukommen, seinen Schwiegersohn und Stell-Vertreter in Milet, den ehrgeizigen Aristagoras bewogen haben, einen Absall der jonischen St�dte Kleinasiens vom Perserk�nige zu veranlassen. Der Plan gelang, die meisten Griechenst�dte schl�ssen sich der Erhebung an (500), doch konnte Aristagoras von dem m�chtigsten Staate des Mutterlandes, von Sparta, keine Unterst�tzung erlangen * und die Hilfe der Athener : 20 Schiffe, zu denen noch 5 aus Eretria kamen, reichte nicht aus, um die Perser zu besiegen. Die Jonier eroberten zwar Sardes, das sie niederbrannten, sie mu�ten aber den R�ckzug antreten und wurden bei Ephesus geschlagen. Nach der R�ckkehr der Athener wurde die jonische Flotte bei der Jnfel Lade (vor Milet) geschlagen. Mit der Eroberung und Zerst�rung von Milet war dann der Aufstand der Jonier niedergeworfen (494).
Histi�us hatte dem Perserk�nig einst auf dem Zug gegen die Scythen (f. S. 24) einen wichtigen Dienst geleistet. Darins hatte bei seinem Vorr�cken �ber den jster die Br�cke den griechischen Gro�en, die sich ihm hatten anschlie�en m�ssen, zur Bewachung anvertraut. Als dann die Perser jenseits _ des Jsterflnsses in gro�er Bedr�ngnis waren, riet MiUi�des, ein in Thracien beg�terter Athener, bte Br�cke abzubrechen unb bas Heer ber Perser bem Untergang preiszugeben. Htstt�us aber sprach bagegen unb erm�glichte babnrch ben R�ckzug bes Perserheeres. Des-halb mu�te Miltiabes seine Besitzung auf bem Thracischen Chersones aufgeben unb
i Der K�nig Kleomsnes fanb ben Weg nach Susa, ben ihm Aristagoras auf ber mitgebrachten ehernen Lanbkarte zeigte, zu weit. �berhaupt erkannten bie Griechen erst allm�hlich bie Notwenbigkeit unb bie nationale Bebeutung bes Kampfes gegen die Perser.
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schlie�lich nach Athen fl�chten, w�hrend Histi�ns von Darms reich beschenkt wurde. Sp�ter wurde er verd�chtigt und nach Snsa berufen. Nach der Erhebung der Jonier wurde er, wie er gehofft, vom Gro�k�nig zur D�mpfung des Aufstandes abgeschickt, fand aber bei den Joniern keine Aufnahme und wurde schlie�lich von den Persern ans Kreuz geschlagen; auch Aristagoras kam um.
Darius z�rnte besonders den Athenern, weil sie es gewagt hatten, nach Asien zu kommen und seine abgefallenen Unterthanen zu unterst�tzen (die Mahnung: Aeanoza, fiipvso zc�v 'A&rjvaicov). 9
II. Der 1. und 2. Perserkrieg, 492 und 490 v. Chr.
1. Der erste Zug, 492. K�nig Darius schickte zun�chst seinen Eidam Mardonius die K�ste entlang gegen Griechenland. Allein dessen Flotte scheiterte am Vorgebirge Athos, w�hrend das Landheer durch die Thracier geschw�cht und zur Umkehr gen�tigt wurde.
2. Der zweite Zug, 490. Zwei Jahre darauf segelte abermals eine persische Flotte unter Datis und Artaphernes, diesmal quer durch das �g�ische Meer, gegen Griechenland. Die Perser zerst�rten Eretria auf Eub�a und landeten dann bei Marathon an der Ostk�ste von Attika. Allein der Athener Miltiades schlug mit nur 10000 Mann die bedeutende �bermacht der Perser und n�tigte diese zur schleunigen Einschiffung. Auch ein Versuch der Perser, durch Umsegelung des Vorgebirges Sunion Athen zu �berrumpeln, mi�-lang und die persische Flotte mu�te unterrichteter Sache nach Asien zur�ckkehren.
Dem Kriegszug der Perser ging eine Gesandtschaft voraus, welche von den Griechen Erde und Wasser als Zeichen der Unterwerfung forderte, aber von den Athenern und von den Spartanern dem V�lkerrecht zuwider vergewaltigt wurde. � Den Weg nach Athen zeigte den Persern der auf der Flotte befindliche Tyrann Hippias, der die Herrschaft wiederzugewinnen trachtete. � Die Athener, von den Spartanern (angeblich aus religi�sen Bedenken) nicht rechtzeitig unterst�tzt, hatten keine anderen Bundesgenossen als tausend Plat�er. Dem Miltiades, der die Perser von fr�her her kannte (s. S. 63), �berlie�en die �brigen Strategen freiwillig den alleinigen Oberbefehl; der Sieg soll durch kr�ftigen Anlauf mit gef�llter Lanze entschieden worden sein.
* Den Sieg feierte das Epigramm' des Simonides von Keos:
'EAArjvcov 7iQ0[ia%0vvzes 'A&rjvatoi MagaS-divi yQvoocpoQoiv Mrj�iov iazoQeaav �ijva/^iv.
Auf die Kunde, da� die Perser auf der H�be von Sunion gegen Westen steuerten, legten die Athener den etwa fiebenft�ndigen Weg von Marathon quer durch Attika bis zum Pir�us im Eilmarsch zur�ck, so da� die Perser Hafen und Stadt wohlverwahrt fanden.
3. Ausgang des Miltiades. Die Absicht des Miltiades, durch Unterwerfung der medisch gesinnten Jnselgriechen ein athenisches Seereich zu gr�nden, f�hrte zu einem Mi�erfolg vor Paros. Miltiades kehrte ver-wundet zur�ck, wurde vom Volke verurteilt, die Kriegskosten (50 Talente) zu ersetzen, und starb bald daraus (nach der �berlieferung im Gef�ngnis).
1 iTiiyQappa Aufschrift, Grabschrift, weiterhin jedes Sinngedicht (in Distichen).
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III. Der 3. Perserkrieg, 480�479.
1. R�stungen der Athener. Nach dem Tod des Miltiades traten in Athen zwei M�nner hervor: Der kluge, rasch entschlossene Themistokles, des Ne�kles Sohn, und der gerechte, bed�chtige Aristides, des Lhsim�chus Sohn. Themistokles bewirkte den Ausbau des Hasens Pir�us und w�nschte die Verwendung der Staatseink�nfte s�r die Seemacht. Aristides widersetzte sich der einseitigen Vermehrung der Flotte und wurde 482 durch das Scherbengericht verbannt. Die athenische Flotte wurde aus den Ertr�gnissen der Laurischen Silbergruben um 100 Dreidecker (Trieren) vermehrt.
2. Die R�stungen der Perser und der Zug des Xerxes. Die Vorbereitungen der Perser zu einem Rachekrieg wurden durch einen Ausstand der �gypter und dann durch den Tod des Darms (485) ausgehalten. Des Darius Sohn und Nachsolger Xerxes (485�465) nahm die R�stungen in gro�artigem Ma�stabe wieder aus. Die Perser w�hlten denselben Weg wie im Jahre 492, aber der Hellespont wurde diesmal zweifach �berbr�ckt', die Landzunge des Athos durchgraben, und allenthalben wurden Magazine zur Verpflegung des Heeres angelegt. Das um Sardes vereinigte Heer �ber-schritt im Fr�hjahr 480 den Hellespont. Nach einer ungef�hren Sch�tzung bei Doriskus in Thracien soll das Landheer 172 Millionen2 gez�hlt haben.
3000 Lastschiffe begleiteten das Heer an der K�ste, die Kriegsflotte be-trug angeblich �ber 1000 Schiffe, meist ph�nicische, doch auch viele gezwungen mitsegelnde Schiffe der kleinasiatischen Griechen.
Gleichzeitig hatte Terxes die Stammesgenossen der Ph�nicier, die Karthager, zu einem Angriff auf die Westgriechen (Sicilien) veranla�t.
3. Der Kampf an den Thermophlen und bei Artemifium. Hoch-sommer 480. Die Griechen schloffen sich auch in der Stunde der Gefahr nur z�gernd zu kr�ftigem Widerstand zusammen. An der Spitze der zur Abwehr entschlossenen Staaten standen die Athener und die Spartaner. Den letzteren �bertrug eine Versammlung aus dem Isthmus den Oberbefehl zu Lande und trotz der Einsprache des Themistokles auch zur See. Die sicilischen Griechen konnten keine Hilse leisten, da sie selbst bedroht waren. Das peloponnesische Argos und die meisten mittelgriechischen Staaten beteiligten sich nicht an der Verteidigung. Sogar das Delphische Orakel machte sich �medischer" Gesinnung
1 Die Taue der einen Br�cke waren aus Flachs, die der anderen aus dem Bast der Papyrusstaude hergestellt.
2 Neuere Geschichtschreiber berechnen das Aufgebot des Xerxes auf 100000 Waffenf�hige, mit der Bemannung der Schiffe unb dem Tro� auf 200000 Mann.
Stich, Lehrbuch der Geschichte. I. Bd. i, Auflage. 5
verd�chtig. Die erste Verteidigungsstellung (im Tempetal) mu�te aufgegeben werden, weil die Thessalier wie die Macedonier sich dem Perserk�nig unter-warfen. Hieraus w�hlten die Griechen eine Stellung zum Schutze Mittel-griechenlands:
a) das Landheer unter dem Spartanerk�nig Leonidas deckte den Pa� zwischen dem �ta und dem Meer, die sog. Thermophlen;
b) die Flotte unter dem Spartaner Eurybi�des sperrte das Eub�ische Meer vor Artemisium.
Leonidas k�mpfte an den Thermophlen heldenm�tig gegen die gro�e �bermacht, bis die Perser am dritten Tage (durch Verrat des Ephialtes?) �ber einen Gebirgssteig in den R�cken der Griechen kamen. Hierauf entlie� Leonidas die meisten Bundesgenossen und starb mit 300 Spartanern und 700 Thespiern den Heldentod. Auch die griechische Flotte mu�te jetzt die bis dahin in r�hmlichen Gefechten behauptete Stellung bei Artemifium aufgeben und zog sich durch den Euripus um Attika herum nach der Insel Salamis zur�ck.
Der Kampf an den Thermopylen, wo die 10000 persischen �Unsterblichen" vergeblich st�rmten und die Perser zuletzt mit Gei�elhieben zum Augriff getrieben werden mu�ten, galt den Griechen stets als eine ihrer gr��ten Ruhmestaten. Den Tod der Spartaner verherrlichte der Dichter Simonides in dem Epigramm:
rSi �eTv', �yyeA�eiv AaneSaifioviotg, �vi rfj�e xeifie�a, Toig xeivcov 7iei&�[isvoi
Von Cicero �bersetzt:
Die, hospes, Spartae 90s te hiy vidisse iacentes,
(Mm sanetis patriae legibus obs^quimur.
Vgl. auch Schillers �bersetzung in der Elegie �Spaziergang".
4. Die Schlacht bei Salamis, Herbst 480. Durch die Einnahme der Thermophlen und die Aufgabe der Stellung bei Artemisium hatten die Perser den Zugang zu Mittelgriechenland gewonnen. Die Spartaner zogen sich ohne R�cksicht auf die Bitten der Athener hinter den Isthmus zur�ck. Die Athener gaben deshalb ihre Stadt den Feinden preis und bestiegen die Schisse, w�hrend Weiber und Kinder aus den Inseln und in den St�dten der Nachbarschaft (Salamis, �gina, Tr�zen) Zuflucht fanden. Das persische Landheer verbrannte Athen und lagerte der Insel Salamis gegen�ber. Dort kam es auch zur entscheidenden Seeschlacht: Die persischen Schisse wurden in der schmalen Bucht durch ihre eigene Menge behindert und erlagen der gr��eren Beweglichkeit und der Tapferkeit der Griechen. Terxes wagte
i Ein Spartaner, der seinen Posten verlie�, verfiel der Atimie.
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hierauf keinen weiteren Kampf mehr, sondern kehrte nach Asien zur�ck, w�hrend Mardonius mit einem starken Heere in Thessalien �berwinterte.
Die Athener sollen vom Delphischen Orakel den Bescheid erhalten haben, sich hinter �h�lzernen Mauern" zu verteidigen. Nach Herodot und anderen wu�te Themi-stokles den Spruch des Gottes richtig zu deuten, w�hrend nach Aristoteles der Areopag den rettenden Gedanken fa�te. Jedenfalls aber war der Entschlu�, die Stadt mit den Alt�ren der G�tter und den Gr�bern der Vorfahren aufzuopfern, �einer der gr��ten, die die Weltgeschichte kennt" (Ranke), und ist der Vernichtung Mos-kans durch die Russen vergleichbar.
Die Griechen hatten bei Salamis 378 Trieren; obwohl darunter 200 athenische Schiffe waren, hatte der Spartaner Enrybiades als Vertreter der ersten Landmacht abermals den Oberbefehl. Dem Zaudern des Kriegsrates machte Themistokles dadurch ein Ende, da� er dem Perserk�nig heimlich Botschaft sandte, er m�ge die Griechen jetzt, wo sie uneinig seien, angreifen und sie in der Meerenge von Salamis umschlie�en. Aristides, der in dieser schweren Zeit aus der Verbannung (in �gina) zur Abwehr des Nationalfeindes herbeigeeilt war, �berbrachte den Griechen die Kunde von der voll-zogenen Sperrung der Ausg�nge. So blieb der Flotte der Griechen keine andere Wahl als sich zu schlagen.
* Der Hergang des Kampfes ist bei Herodot (VIII, 83 ff.) und in den �Persern" des �sch^lns, eines Mitk�mpfers, ausf�hrlich geschildert. In diesem Drama tritt Atossa, die Mutter des Xerxes und Witwe des Darins, von bangen Ahnungen erf�llt, auf. Ein Bote kommt und erz�hlt von der vollst�ndigen Niederlage der Perser:
c�ig iv [Ai� jiAvjyfj Y.axEcp$aQxai noAvg �'A�og, t� Usqo�v �' �vd'og oI'/etcci neaov.
�Mit einem Schlage ward ein reiches Gl�ck zerst�rt.
Der Perser Jugendbl�te sank und ist dahin."
Hierauf erscheint, von Atossa durch Gebet und Opfer heraufbeschworen, der Schatten des Darius und erkl�rt die Niederlage als Folge der Vermessenheit des Terxes, der namentlich durch die �berbr�ckung des Hellesponts den Zorn der G�tter gereizt habe; auch verk�ndet er weitere Niederlagen wegen der Tempelfrevel der Perser. Schlie�lich tritt Xerxes selbst als Fl�chtling in zerlumptem K�nigsprunk auf und bricht in verzweifelnde Klagen aus.
Xerxes sah, auf einem goldenen Throne sitzend, dem Kampf der Schiffe vom Land (dem Vorgebirge �galeos) aus zu. Auf persischer Seite zeichnete sich Artemisia von Halikarna� aus; die ph�uicischen Schiffe standen den athenischen gegen�ber. Aristides besetzte zur rechten Zeit mit athenischen Hopliten von Salamis aus die kleine Insel Psyttalea, welche die Meerenge von Salamis im S�dosten abschlie�t, und �berw�ltigte die dort befindlichen Perser.
Die Griechen erwarteten, da� die Perser mit den �brig gebliebenen Schiffen eine zweite Schlacht liefern w�rden, doch war der Mut des Xerxes ersch�ttert und fem Schwager Mardonius riet ihm, zur See nichts mehr zu versuchen (oi> y�$ gvAvv �ywv 6 t� n�v (p�Q(ov iatl Iv, �v�Q�jv ze Kai Ztvtuov) und die Entscheidung im Landkampf ihm zu �berlassen. Themistokles aber wu�te durch nochmalige heimliche Botschaft von einem beabsichtigten �berfall der Griechen den Xerxes zur Eile zu spornen. Der R�ckzug des K�nigs ging anfangs zu Land vor sich, bei der �berfahrt von Macedonien durch das �g�ische Meer soll eine Anzahl vornehmer Perser sich von dem mit Sinken bedrohten Schiff in die See gest�rzt haben, um das Leben des K�nigs zu erhalten.
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6. Die Schlacht bei Himtzra, 480. Gleichzeitig mit der Schlacht von Salamis (angeblich am gleichen Tage) �berwanden die sicilischen Griechen unter Gelon von Syrakus die Karthager bei Him�ra und sicherten dadurch das �bergewicht des hellenischen Wesens �ber das barbarische auch in Westgriechenland.
6. Die Schlacht von Plat��, 479. Nachdem sich Mardonius w�hrend des Winters vergeblich bem�ht hatte, die Athener f�r die persische Sache zu gewinnen, zog er im Fr�hjahr 479 abermals nach Mittelgriechen-jand unb zerst�rte Athen vollends. Als aber das im Peloponnes gesammelte Griechenheer �ber den Isthmus vorr�ckte und aus 110000 Mann' verst�rkt wurde, ging Mardonius nach B�otien zur�ck und nahm bei Plat�� am As�pus Stellung. Hier wurde er von den Spartanern unter Pausanias und den Athenern unter Aristides besiegt und siel selbst mit einem gro�en Teil seines Heeres.
* Mardonius hatte als Unterh�ndler den griechenfreundlichen K�nig von Macedonien Alexander {QiAeAAyv) geschickt, der die Athener auf die gro�e Macht des Perserk�nigs hinwies. Gleichzeitig waren von Sparta Gesandte erschienen und mahnten die Athener, den haupts�chlich um Athens willen entbrannten Krieg fortzusetzen. Die Athener gaben dem Mardonius durch Alexander die stolze Antwort:
Sox �v � tfAiog t7]v aix^v ��dv i'y, xfj Kai vvv 1>Q%Exai, (ttfkoxe �poAoyriosiv fj^iag
�AA� d-eoioi xe ov[*(id%ot,(n niavvoi [iiv in^ipev �pvv�fievoi Kai xoiai tfQtaoi, z�v ixelvog oti�spiav �tilv e'%(ov ivinQ^ae zotig re o'lKOvg Kai xa dyaAfiaxa. .JN der Antwort an die Spartaner nannten sie als einen der Gr�nde, die zum Ausharren bestimmten, die nationale Zusammengeh�rigkeit der Hellenen: xd 'EAAVvi>tdv iov dpaip�v xe Kai �[*6yA�)OOov, Kai &s�>v l�Qvpaxd xe koivcl kccI dvoiai ij&�a xe �[a.6xQ07ia, x&v TVQO�dxag yevdo&ai 'A&rjvaiovg o�k �v ei �%�i. (Herod. III, 143 f.)
Zur Schlacht in der Ebene des wasserarmen Asopus kam es erst, nachdem die beiden Heere 11 Tage einander gegen�ber gelagert waren. Der Sieg wurde nicht leicht erstritten, doch war aufseilen der Griechen das Feldherrngeschick und der entschlossene Mut. Wie bei Marathon zeigte sich auch bei Plat�� bte griechische Lanze dem persischen Bogen �berlegen. � Indem Pausanias der Vormund des von Leomdas hinterlassen�: Sohnes, die Zumutung ablehnte, die Leiche des gefallenen Mardonms zu kreuzigen und zu verst�mmeln, bekundete er den Gegensatz zwischen griechischem Wesen und Barbarenart. � Die Hauptehre des Sieges ma�te sich Pausanias an: er lie� (nach Thucydides I, 132) auf den Dreifu�, den die Griechen nach Delph: weihten, die selbstbewu�te Inschrift setzen:
'EAAtfvcov &Q%riybg inel oxgax�v �Asos Mrjduiv,
Havoaviag <DoL�(p iA,vrj[A>' dvE&rjKe x��e.
Die Spartaner aber lie�en den Vers ausmei�eln und daf�r die Namen der am Siege beteiligten Griechenstaaten einsetzen2.
1 Auch diese Angabe scheint Neueren zu hoch gegriffen, jedenfalls aber war es die gr��te Streitmacht, die Griechenland jemals aufbot.
�-2 Das Gestell dieses Dreifu�es, ein ehernes Schlangengewinde, hat sich mit der Inschrift erhalten und befindet sich jetzt in Konstantinopel.
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IV. Die Angriffe der Griechen auf das Perserreich,^479�449.
1. Die Schlacht bei Mykale, 479. Der gl�nzende Sieg von Salamis (480) hatte das Selbstgef�hl der griechischen Motte m�chtig gehoben. Bereits im Jahre darauf suchte sie die K�ste von Kleinasien aus. Unter dem Spar-taner Leothchldes und dem Athener Xanthippus zerst�rten die Griechen bei Mhkale (gegen�ber der Insel Samos) die persischen Schiffe, welche dort ans Land gezogen und verschanzt waren (479, angeblich am Tage der Schlacht Von Plat��).
2. Die Entstehung des Athenischen Seebundes, 477. Bisher hatten die Spartaner die F�hrung der Griechen in den gemeinsamen Unter-nehmungen gegen die Perser unbestritten gehabt. Aber das herrische Wesen ihres Feldherrn Pausanias und seine verr�terischen Unterhandlungen mit den Persern bewirkten, da� die (vorwiegend ionischen) Seestaaten es vorzogen, sich der F�hrung der stammverwandten und zur See m�chtigen Athener unterzuordnend Es wurde die Bildung einer Bundesslotte und die Aus-bringung von Geldmitteln beschlossen. In der Folge traten �ber 200 griechische Inseln und St�dte dem Athenischen Seebunde bei. Athen erhielt die F�hrung der Bundesflotte, die Bundeskasse wurde in Delos verwahrt.
Pausanias hatte mit der griechischen Flotte den Persern den gr��ten Teil von Cypern entrissen und das wichtige Byzanz erobert, verletzte aber dadurch, da� er k�rperliche Z�chtigung als Strafe verh�ngte, das Freiheitsgef�hl der Griechen. Durch seine Verhandlungen mit dem Perserk�nig geriet er in den Verdacht des Hochverrates; er wurde heimberufen und in Sparta von den Ephoren angeklagt, aber freigesprochen. Sp�ter fl�chtete er bei Erneuerung der Anklage in einen Tempel und endigte sein Leben durch Hunger.
Aristides hatte das Vertrauen der Bundesgenossen f�r Athen gewonnen; er vereidigte die Jonier auf das Schutz- und Trutzb�ndnis und bestimmte die Zahl der zu stellenden Schiffe und der zu leistenden Beitr�ge f�r die einzelnen Staaten. Seitdem zogen sich die Spartaner von der Teilnahme am Perserkrieg zur�ck.
3. Der Doppelsieg des Cimon am Eurhm�don, 467. Der k�hnste und gl�cklichste F�hrer der Bundesflotte war Cimon, der leutselige Sohn des Miltiades. Er vertrieb die Perser aus den festen Pl�tzen an der thracischen K�ste (Eion an der M�ndung des Strhmon) und zwang die meisten Inseln des �g�ischen Meeres, dem Athenischen Seebund beizutreten. Seine gl�nzendste Tat aber war der Doppelsieg an der M�ndung des Eurhm�don in Pamphhlien, wo er den Persern zu Wasser und zu Land eine gro�e Niederlage beibrachte (467). Damit waren die Perser auch von der S�dk�ste Kleinasiens vertrieben.
i * Thuc. I, 95: ol "Icoveg rfgiovv zovg 'A&rjvaiovs -fyyefiovas ocp�v yeveo&ai Kar� id %vyyev6g.
4. Der Tod des Cimon und der Sieg bei dem cyprischen Salamis, 449. Den Versuch, einen Aufstand der �gypter ^ gegen die Perser zu unterst�tzen, mu�ten die Athener mit dem Verlust einer starken Flotte und vieler B�rgersoldaten bezahlen. Nur wenige hatten sich durch Libyen nach Khrene gerettet. Erst als Cimon wieder den Oberbefehl �ber-nahm, wurde der Krieg gegen die Perser mit Erfolg erneuert. Cimon starb bei der Belagerung von Citium (Kition) auf Cypern, nach feinem Tod erfochten die Athener einen Doppelsieg zu Wasser und zu Land �ber die ph�nicischen und cilicischen Streitkr�fte der Perfer bei dem cyprischen Salamis (449).
In die Zeit nach dem Sieg am Eurymedon (467) oder bei Salamis (449) setzten einige alte Geschichtschreiber den �Cimonischen Frieden", nach welchem der Gro�-k�nig das �g�ische Meer und die K�ste Kleinasiens den Griechen ger�umt habe. Nach neuerer Forschung wurde nach dem Tode Cimons von dem Athener Kallias in Susa ein Abkommen mit den Persern getroffen; jedenfalls trat seit dieser Zeit zwischen den Griechen und Persern auf 40 bis 50 Jahre Waffenruhe ein: Die Griechen mischten sich nicht mehr in die H�ndel des Perserreiches, und die Perser lie�en bte Griechen unbehelligt. ("Ranke, Weltgesch. I.: �Eine Epoche des Gleichgewichtes zwischen der persischen Monarchie und den griechischen Republiken geh�rte dazu, um den Griechen Zeit zu ihrer inneren Entwicklung zu lassen.")
� 13.
Athen auf dem H�hepunkt feiner Macht, 470�4312. Das Perikleische
Zeitalter.
I. Aristides und Themistokles.
II. Cimon und seine Gegner.
in. Die Perikleische Staatsverwaltung.
IV. �berblick �ber Kunst und Literatur in diesem Zeitraum.
I. Aristides und Themistokles.
1. Aristides. Die siegreiche Abwehr der Perser, an welcher sich alle B�rger Athens ohne Unterschied des Standes beteiligt hatten, vermehrte das Selbstgef�hl des Staates wie der einzelnen. Die Verfassung wurde noch d emokratisch er:
a) Es schien fortan unrecht, die Mehrzahl der B�rger von den Ehren-�mtern auszuschlie�en. Aristides er�ffnete das Archontat und das Strategenamt,
1 * Unter dem Libyer Jnar�s, sp�ter unter dem �K�nig" Amyrt�ns, der sich
in den S�mpfen des Nildeltas hielt.
2 * Thucydides, der f�r diese Zeit Hauptquelle tst (daneben die A^vaHov Tro�neia des Aristoteles), rundet diesen Zeitraum aus 50 Jahre ab: nevx^owaexla.
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Welche bisher der ersten Verm�gensklasse vorbehalten waren, auch den Rittern K
b) In dieser Zeit wurde auch die Losung statt der Wahl bei der Besetzung der meisten h�heren �mter wieder eingef�hrt.
* Schon in Solons Zeiten hatten die Urw�hler eine Anzahl von M�nnern vorgeschlagen, unter welchen dann das Los entschied. Pisistratus hatte wahrscheinlich die ihm genehmen Archonten nur durch Volkswahl best�tigen lassen. � Die 10 Strategen wurden auch sp�ter nicht erlost, sondern gew�hlt. Daher �berragte der leitende Stratege fortan die �brigen Beamten an Bedeutung.
Ausgang des Aristides. Aristides zeigte bei der Begr�ndung des Athenischen Seebundes (s. o.) wie bei dem Ausbau der Demokratie die gr��te Uneigenn�tzigkeit und Gerechtigkeitsliebe. (Als einmal im Theater in einem Drama des �schylus der Schauspieler den Vers sprach: oti y�Q SoxeTv �inaiog �A�' elvai lei, richteten sich die Augen aller Zuh�rer auf Aristides.) Er starb arm um 467. Die Kosten seines Begr�bnisses und die Ausstattung seiner T�chter �bernahm der Staat.
2. Themistokles. Sparta, wie schon fr�her, so besonders seit 479 eifers�chtig auf Athen, wollte die Befestigung der wichtigsten Stadt Mittel-griechenlands hindern, aber Themistokles ging als Gesandter seiner Vaterstadt nach Sparta und hielt die dortigen Beh�rden durch Verhandlungen hin, bis die starke Befestigung Athens eine vollendete Tatfache war. Auch der Pir�us wurde auf feinen Vorschlag befestigt.
Ausgang des Themistokles. Themistokles, der, wie in der Heroenzeit Odyssens, wie sp�ter Lysander bei den Spartanern, so damals unter den Athenern das Listige und Kluggewandte des griechischen Volkscharakters darstellt, mu�te zuletzt, von den Spartanern als Mitwisser des Pausanias verd�chtigt, aus Athen weichen. Er ging, durch das Scherbengericht verbannt (470) nach Argos, dann von seinen Mitb�rgern gar als Hochverr�ter ge�chtet zu dem Molosserf�rsten Admetus, endlich zum Perserk�nig Artaxerxes (reg. seit 465), der ihm die Eink�nfte dreier St�dte, Magnesia, My�s und Lampsakns, schenkte. Die Zeit und die n�heren Umst�nde seines Todes sind nicht mit Sicherheit bekannt; nach einigen nahm er Gift, um nicht sein Versprechen, den Gro�k�nig nach Griechenland zu f�hren, einl�sen zu m�ssen. Seine Gebeine sollen heimlich von Verwandten nach Athen gebracht worden sein; sp�ter wurde ihm ein Denkmal im Pir�us errichtet.
II. Simon und feine Gegner.
1, Cirnons Ansehen und sein Sturz. Die eine Stadt Athen war im 5. Jahrhundert v. Chr. �beraus reich an hochbegabten M�nnern. Auch Cirnon, des Miltiades Sohn, war eine Zeitlang durch Kriegsruhm (fein Sieg am Eurymedon, 467, s. S. 69) und durch Freigebigkeit2 sehr
1 *Die Zeugiteu wurden nach der 'Ad-. noA. erst sp�ter, die Theten wahr-scheinlich niemals zum Archontat zugelassen, das Amt des Schatzmeisters (Finanzministers, zaplas) blieb stets der ersten Verm�gensklasse vorbehalten.
2 Vgl. Com. Nep., Cim. 4: fuit tanta liberalitate, cum compluribus locis praedia hortosque haberet, ut nun quam in eis custodem imposuerit fructus servandi gratia, ne quis impediretur, quominus eis rebus, quibus quisque vellet, frueretur etc. mit Ad-rjv. noA. 27: r� xwQia Ti�vxa �q>Qay.Ta i\v, �Tiiog i�fj ry �ovAofiev(p rijs �7i<l)Qag �noAaveiv, und Cic. off. II, 64.
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angesehen in Athen. Er veranla�te den Bau der langen Mauern (r� oxsArj) von Athen nach dem Hafen Pir�us und nach der Reede Phal�ron. Als Sparta durch ein furchtbares Erdbeben und einen gef�hrlichen Aufstand der messenischen Heloten und Peri�ken zerr�ttet war (den sog. dritten Mes-senischen Krieg, um 464), beredete Simon, der im Gegensatz zu Perikles die aristokratische Staatsform beg�nstigte, seine Mitb�rger, ihn an der Spitze eines Hilfsheeres nach Sparta zu senden. Aber die Spartaner schickten aus Mi�trauen das athenische Heer zur�ck. F�r diese Dem�tigung machten die Athener den Simon verantwortlich und Verbannten ihn durch das Scherben-gericht (462).
Den Messeniern, welche nach dem Fall von Jthome heimatlos geworden waren, r�umten die Athener das lokrische Nanpaktns ein.
2. Der Sturz des Areopags. Nach Simons Entfernung hatte die demokratische Partei freie Hand. Der Areopag, dessen Ansehen seit 480 im Staate am meisten gegolten hatte (s. S. 67), wurde auf Betreiben des F�hrers der Volkspartei Ephialtes in seinen Befugnissen beschr�nkt: die Oberaufsicht �ber die Staatsverwaltung wurde ihm entzogen, er behielt nur die Gerichtsbarkeit in Mordsachen (461).
Als Gegner Simons und des Areopags wird neben Ephialtes Perikles genannt, dessen Vater Tanthippus einst Miltiades, den Vater Simons, angeklagt hatte. � Ephialtes wurde bald darauf ermordet.
3. Simons Zur�ckberusung. Die verlustreichen Kriege, welche die Athener um diese Zeit (460�450) zu f�hren hatten (in �gypten, f. S. 70; fodann mit Theben wegen der Herrfchaft �ber B�otien, endlich mit Sparta und Korinth wegen Megara und �gma)', bewogen sie, ihren besten Feld-Herrn, Simon, wieder zur�ckzurufen. Nach seiner R�ckkehr stellte dieser denn auch die Macht Athens wieder her:
a) er vermittelte einen Waffenstillstand mit Sparta (450);
b) er nahm den Krieg gegen die Perser durch einen Feldzug nach Sypern mit Erfolg wieder auf (449, s. S. 70).
HL Die Staatsverwaltung des Perikles.
1. Dauer und Art derselben. Vom Tod des Simon (449) bis zu seinem eigenen Tode (429) leitete Perikles, des Xanthippus Sohn, fast ununterbrochen so selbst�ndig den athenischen Staat, da� damals zwar dem Namen nach eine Volksherrschast, tats�chlich aber eine Monarchie in
'Eine noch erhaltene Inschrift in Athen aus dieser Zeit bezeugt, da� meinem Jahre Angeh�rige einer der zehn attischen Phylen gefallen sind: in Sypern, �gypten, Ph�nicien, Argolis, �gina und Megara.
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Athen war'. Der Einflu� des Perikles beruhte nicht sowohl auf den �mtern, die er bekleidete, als vielmehr auf der Macht seiner Pers�nlichkeit, seinem �berlegenen Geiste und seiner Beredsamkeit, welche ihm den Namen des �Olympiers" erwarb.
Perikles war aus altadeligem Geschlecht und lebte in stolzer Zur�ckgezogenheit � er kannte keinen anderen Gang als den von seinem Haus nach der Versammlung, wo er sprach �, aber er sah in der Demokratie die Staatsform, welche Athens Gr��e verb�rgte. � Seiner ersten, vollg�ltigen Ehe entstammten seine zwei S�hne: Par�lns und Xanthippns; seine sp�tere Verbindung mit Aspasia, einer durch Sch�nheit und Geist ausgezeichneten, aber nicht in Athen geborenen Frau, trug wohl dazu bei, das Au�ergew�hnliche seiner Stellung noch zu erh�hen.
Perikles bekleidete folgende �mter:
1. wurde er fast jedes Jahr zum Strategen gew�hlt;
2. leitete er die Finanzen (die Einktznste und Ausgaben des Staates);
3. beaufsichtigte er die �ffentlichen Bauten und die gro�en Feste.
* Von seiner Beredsamkeit sagte der Dichter Enp�lis: p�vog tc�v qtit�qmv t� kevtqov iyy.aze�si7ie zoig �xqowft^vois, ferner Aristophanes:
^azQa7iz,) i�Q�vza, �vvexvxa zrjv 'EAAd�a.
�Er blitzte, donnerte, ersch�tterte ganz Griechenland."
�Die �berredung (neid-d)) sa� aus seinen Lippen. Von seinen gedankenreichen und sprachgewaltigen Reden hat der Geschichtschreiber Thncydides drei (allerdings in freier Nachbildung) in sein Werk aufgenommen.
2. Die �u�ere Politik des Perikles. Da� Athen neben Sparta auf die Dauer nicht in Frieden leben k�nne, erkannte Perikles wohl, aber er suchte den Entscheidungskampf hinauszuschieben und Athen s�r den-selben unterdessen m�glichst stark zu machen.
a) Nachdem sich die Athener mit wechselndem Erfolg wiederholt mit den Spartanern und deren Bundesgenossen in offenem Felde gemessen hatten, brachte Perikles i. I. 445 einen 30 j�hrigen Waffenstillstand zwischen Athen und Sparta zustande (tqmxxovtovteis onovdai).
Der Dualismus d. h. der Anspruch zweier M�chte auf die F�hrung2 blieb in Griechenland bestehen, aber Athen verzichtete vorl�ufig auf die Hegemonie zu Lande, w�hrend es f�r seineu Seebund freie Hand beanspruchte.
b) Perikles hielt den Athenischen Seebund straff zusammen, verlegte den Sitz der Bundeskasse von Delos nach Athen und suchte durch neue Kolonien den Machtbereich und das Handelsgebiet Athens noch zu erweitern.
Widerstrebende Bundesglieder wurden durch Waffengewalt zur Unterwerfung gen�tigt, so Eub�a und (440) Samos durch Perikles selbst. Die j�hrlichen Beitr�ge
1 * Thuc. II, 65: iyiyvezo A�ycp f&hv srjnokqatia, egycp �k vnb tov tiqwtov �v�gdg &QX^l � ebenbort: xarft^e t� tia-^og i�evd-sqiog xai otix ^yezo fi��Aov bn aiixov aiizbg JjyEv.
* Vgl. �sterreich unb Preu�en in ber letzten Zeit bes Deutschen Buubes.
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(ydgot) beliefen sich in der Perikleischen Zeit auf 600 Tal., �berstiegen aber sp�ter die H�he von 1000 Tal. (= 4^2 Mill. Mark). Der Bundesschatz wurde wahrscheinlich schon in der Zeit des �gyptischen Krieges (um 454, s. S. 70) der Sicherheit wegen auf die Burg von Athen verbracht. So hatte sich der Bund (ovpnaxia) unvermerkt in eine Herrschaft iAQ^ri) verwandelt und die Bundesgenossen (av^fiaxoi) in Untertanen (bTvrjitooi); nur wenige Bundesglieder wie Chios und Lesbos, behaupteten einige Selbst�ndigkeit (Autonomie).
Nach dem nahen Eub�a wie nach dem thracischen Chersones wurden athenische B�rger als Kolonisten (x/t^o�^cu v. k�^qos Los) entsendet; besonders starke Kolonien aber waren THurii (als panhellenische Kolonie gegr�ndet 444 an der St�tte des von Kro.ton zerst�rten Sybaris) und Amphipolis (gegr. 437 an der M�ndung des Strymon unweit des von Cimon eroberten Eion).
c) Perikles befestigte die Stadt durch eine dritte lange Mauer, welche die Verbindung zwischen Athen und seinem Hafen Pir�us gegen jeden Angriff sicherte. t
3. Die innere Staatsverwaltung des Perikles.
a) Perikles w�nschte, da� alle B�rger sich am Staatsleben beteiligen f�llten1; f�r ihre Leistungen im Staat als Ratsherren, Geschworene und Soldaten sollten sie von demselben entsch�digt werden.
* Die den Besoldungen (Di�ten) zugrundliegende Absicht, die �rmeren B�rger f�r den Zeitverlust zu entsch�digen, artete schlie�lich dahin aus, da� ein gro�er Teil der Athener auf Kosten des Staates ober vielmehr der Bundesgenossen lebte. Nach Aristot. ('A&rjv. 7io�. 24) waren nicht weniger als 20 000 Athener �Kostg�nger bes Staates", barunter waren bie 6000 Geschworenen (Heliasten), bie 1600 Bogensch�tzen unb 1200 Berittenen, bie 500 Ratsberren, bie 500 Mann Besatzung auf beu Schiffs-werften mit ben 50 Mann Burgwache, ferner 700 (?) kleinere Beamte (d^at) in Athen unb ebensoviel au�erhalb Athens, ferner f�r ben Krieg 2500 Hopliten, 2000 Mann Besatzung f�r bie Schiffe, bazu bie im Prytanenm Unterhaltenen, bie Waisen, bie Gef�ngnisw�rter u. s. w.
Die Befolbuug f�r ben Besuch der Volksversammlung2 wurde erst nach Perikles eingef�hrt, ebenso das Theatergeld (d-etoQin�v).
b) Perikles versch�nerte mit Hilfe des genialen K�nstlers Phidias Athen durch herrliche Bauten und Denkm�ler.
Zu den unter Perikles aufgef�hrten Bauten z�hlen insbesondere das Odeum (<pdelov), der Parthenon, vollendet 438, und die Propyl�en, vollendet 432; s.u. Die Mittel zu dieser Versch�nerung (nach einer ungef�hren Sch�tzung kosteten die Perikleischen Bauten 8000 Tal. � 36 Millionen Mark) entnahm Perikles unbedenklich der Bundeskasse, da der Schmuck der Hauptstadt dem ganzen Reiche zugute kam.
1 Vgl. Thuc. II, 40, wo Perikles von den Athenern r�hmend sagt: p�voi xbv prj�iv t�)v jtoaitin��v fiezd^avia otix �tc^dyi^ova �aa' &%qeXov vo^l^ofiev. Auch Solou und Aristides, auch die R�mer, hatten dieselbe Anschauung von den Pflichten eines B�rgers. *
2 Der fiiad-dg inn�rjaiaaTm�s betrug 1 Obolus (etwa 12 Pf.), sp�ter 3 Oboleu. Die Geschworenen erhielten 3 Obolen, die Ratsherren 6 Obolen (eine Drachme). Diese Besoldungen entsprechen etwa den damals �blichen Tagesl�hnen. Auch die Erwerbsunf�higen (dSvvazoi) erhielten eine kleine �Staatsrente".
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c) Perikles machte Athen zum Mittelpunkt der h�heren Bildung'.
Perikles suchte den Umgang erleuchteter Geister, wie des Dichters Sophokles und des Philosophen Auaxagoras, der zuerst gegen�ber der bunten G�tterwelt des Volksglaubens aus den ordnenden Geist im Weltganzen hmnnes.
Damals �n,standen in Athen bie ber�hmten Gymnasien: Syceum� Diffus im o. b. �labt) unb Akabernie (Garten bes 'Anairuio; im 9!SB. b. �tabt). Namen, bie man nur zu nennen braucht, um inn- zu werben, imemel btese 3�tu -bie f�r bie k�rperliche unb geistige Aushilbuug zugleich bestimmt waren, ber Nachwe wert gewesen sind." (Ranke.)
IV. �berblick �ber Kunst und Literatur in diesem Zeitraum.
A Die bildenden K�nste. Gegen�ber der orientalischen Kunst, welche h�here Gedanken nur durch Mannhaftigkeit und Pracht auszudr�cken wu�te, drang die griechische Baukunst zu edlem Ebenma�, ihre Plastrk zu voller Lebenswahrheit und reiner Sch�nheit durch und lieferte dadurch der Nachwelt un�bertreffliche Vorbilder 2.
1. Die Baukunst. Sie beschr�nkte sich bei den Griechen dieser Zeit fast durchaus auf den Tempelbau-. Auf einem Unterbau von einigen Stufen erhob fich das Tempelhaus, entweder ringsum oder wenigstens auf der nach Osten gerichteten (�orientierten") Vorderfeite eingerahmt von S�ulen. Es zerfiel gew�hnlich in eine Vorhalle {nq�vaog), den Hauptraum (vads, cella) f�r das G�tterbild und einen Hinterraum (�mo&d�o^os) zur Aufbewahrung des Tempel- oder Staatsschatzes.
Man unterschied drei Stilgattungen, deren Merkmale zun�chst die S�ulen sind:
a) den dorischen oder strengen Stil,
b) den jonischen oder leichteren Stil,
c) den korinthischen oder reichen Stil.
1 Thnc.II,41: �vveAu)v Mya x\v n�aav jv��iv AA�dog nai� ev oiv elvai.
2 * Nach Otsried M�ller (Geschichte der griechischen Literatur) sind die Sch�pfungen der Perikleischen Zeit die �einzigen Werke von Menschenhand, m denen der gel�ntertste, gebildetste Kunstsinn vollkommenes Gen�gen findet".
3 Der Profanbau (von prof�nus unheilig) trat fast ganz zur�ck, insbesondere duldeten die griechischen Freistaaten keine Pal�ste; "vgl. Dem. Olynth. Iii, 2b:
dr,iioaia olnodopr^aza Kai xdMV zoiavza xal zooavza xazsoxEtiaoav fyuv IsQcov
xai x&v iv zovzotg �va^dzcov, �oze prj�Evl zwv imyiyvopivuv vTtEQ�o^v �E/lel<pd-ar 18 La 8' ovzco ocjyQoveg ^aav xal ff<po�Q' iv zy zfjg noAizeiag fftei aevovzeg, &aze z^v 'AqmtzeLSov xal zrjv MiAzid�ov xal zc�v z�ze �afitiq�jv olv-lav, el zig �(>� oT�ev �bp�v �noLa tzoz' iazLv, �q�. zrjs ysLrovoc, oUhv aepvozeqav o�oav. Vgl. auch H�r. carm. II, 15, 13 f.
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a) Die dorische S�ule ist ohne Fu� (Basis), der starke, nach oben m��ig abnehmende S�ulenschaft hat Kannel�ren oder Hohlkehlen, d. h. vertikale Rinnen; der Knaus (das Kapit�l, b. capitellum) besteht aus dem rundlichen (Schmus und dem viereckigen Akmkus; dar�ber lagert der Haupt-balken (der Architrav), der seinerseits den Fries (oder Abschlu�streifen) tr�gt, bestehend aus den Triglhphen (Dreischlitzen) und den Metopen (Zwischenplatten), die oft mit Reliefs (erhabenen Bildwerken) geschm�ckt sind. Das Dach ist ein sanft geneigter Giebel, dessen Vorder- und R�ckseite (die Giebelfelder) ebenfalls mit Darstellungen aus der G�tter- und Heroengeschichte ausgef�llt sind.
Beispiele: Die Tempel von P�stum (in Unteritalien) und von Akragas (auf �teilten); in Athen der sog. Theseustempel; dann aus der Perikleischen Zeit: der Parthenon, erbaut von Jktlnns (30 m breit, 70 m lang, 20 m hoch; die H�he der S�ulen (10 m) betr�gt 5 '/a untere S�ulendurchmesser 1), sodann die von Mnesikles erbauten Propyl�en (Torgeb�ude); vgl. die von K�nig Ludwig I. erbaute Nach-bildung der Propyl�en in M�nchen, sowie die Walhalla bei Regensburg.
b) Die jonische S�ule ruht auf einer runden Basis, der Schaft ist schlank (die H�he betr�gt gew�hnlich 8 bis 9 untere Durchmesser), die Kannel�ren sind tiefer gefurcht. Eine Perlenschnur (Astragalon) verkn�pft den Schaft der S�ule mit dem Kapit�l, auf den Echinus mit dem Eierstab solgt ein in Voluten oder Schnecken auslausendes polsterartiges Tragglied. Der Architrav ist in drei Streifen gegliedert, der Fries ohne Triglyphen mit fortlaufenden Bildwerken geschm�ckt.
Beispiele: Das Erechtheion, ein �beraus zierlicher Tempel der Athene Polias und des Poseidon-Erechtheus auf der Akropolis mit der sch�nen Karyatidenhalle, wo die S�ulen durch die Figuren athenischer Festjungfrauen ersetzt sind; ferner das Tempelchen der Nike Apt�ros, der ungefl�gelten Siegesg�ttin, auf einem Vorsprunge der s�dwestlichen Burgmauer von Athen. (Von heutigen Bauten vgl. die Glyptothek in M�nchen.)
c) Die korinthische S�ule hat einen Blumenkelch als Kapit�l, bestehend aus mehreren Akanthus- (B�renklau-) Bl�ttern.
Diese S�ulenordnung kam erst sp�ter auf (Beispiel: das choragische Denkmal des Lysikr�tes in Athen, ein schlanker Rundbau, errichtet im 4. Jahrh. v. Chr. zur Aufstellung eines in einem musischen Wettkampfe errungenen Dreifu�es) und wurde wegen der gr��eren Pracht von den R�mern und den Neueren bevorzugt.
Der dorische Baustil entspricht in seiner Einfachheit und gedrungenen Kraft dem dorischen Wesen, w�hrend der jonische Stil in seinem leichteren Aufbau und seiner heiteren Grazie den Charakter der Jomer widerspiegelt; doch sind die beiden Stilgattuugeu nicht auf das Gebiet der St�mme, nach betten sie benannt sind, beschr�nkt.
1 Der Tempel stand bis 1687 im ganzen unversehrt; in diesem Jahre aber wurde er bei einer Beschie�ung des t�rkischen Athens durch die Veuetianer zerst�rt.
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Das Material der griechischen Tempelbauten war Kalkstein und vor allem der in Griechenland h�ufige Marmor. Die (mit Kassetten1 verzierte) Decke und die W�nde der Tempel waren farbig, ebenso gew�hnlich auch der Hintergrund der Reliefs.
2. Die Plastik. Die �ltesten auf uns gekommenen (�archaischen") griechischen Bildwerke sind gleich den �gyptischen starr und steif, z. B. der sogen. Apoll von Ten�a in M�nchen, eine Marmorstatue, welche 'an Holz-figuren erinnert; dagegen zeigt sich schon in den Giebelgruppen des Athenetempels von �gina2 eine gro�e Herrschaft des K�nstlers �ber die Darstellung des K�rpers neben dem Unverm�gen, den Gesichtsausdruck wiederzugeben. Den �bergang von der unvollkommenen Kunst zur Vollendung bezeichnet Myron, von dessen Diskuswerfer mehrere Nachbildungen erhalten sind. Die h�chste Stufe der Bildhauerkunst aber erreichte der Athener Phidias, Zeitgenosse und Freund des Perikles. Seine Hauptwerke waren:
1. Die Giebelgruppen sowie sonstige Bildwerke des Parthenons;
2. das im Parthenon aufgestellte gold-elsenbeinerne Standbild der Athene;
3. die etwa 10 m hohe eherne Athene PromLchos auf der Akropolis, das Wahrzeichen Athens, das man schon von der See aus erblickte;
4. das im Zeustempel zu Olympia ausgestellte Standbild des Zeus (s. S. 34).
Fast ebenb�rtig dem athenischen Meister war Polyklet aus Argos, der in musterg�ltiger Weise �bende J�nglinge und Amazonen darstellte, aber auch ein hochber�hmtes G�tterbild, das der argivischen Hera, schuf.
Andere K�nstler dieser Zeit waren Alkamenes, einer der zahlreichen Sch�ler und Gehilfen des Phidias, und P�onios, dessen gefl�gelte Nike neuerdings in Olympia ausgegraben wurde. Auch die Bildwerke der Griechen waren gro�enteils bemalt. Diese �Polychromie der Antike"3 wurde erst in der j�ngsten Zeit wieder erkannt.
3. Die Malerei. Von den Wand- und Tafelbildern der hellenischen Zeit ist zwar nichts erhalten, doch ist aus den Nachbildungen namentlich auf Vasen, ferner aus den W�nden der pompejanischen H�user und auf Mosaikb�den zu erkennen, da� die Griechen auch in dieser Kunst mit ein-
1 D. i. K�stchen, vertiefte kastenartige Abteilungen der Decke.
2 Gegenstand der sogenannten �gineten, welche, von K�nig Ludwig I. angekauft, jetzt in der Glyptothek zu M�nchen aufbewahrt werden, ist der Kampf der Griechen und Trojaner um die Leiche des Patroklus. � Unterst�tzt wurden die griechischen K�nstler bei der Wiedergabe des menschlichen K�rpers durch die nationale Vorliebe f�r die Gymnastik, welche Gelegenheit bot, den menschlichen K�rper in allen Stellungen zu studieren.
3 Das Wort �Antike" wird oft geradezu im Sinne von �alter Kunst" gebraucht.
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fachen Mittelni Gro�es leisteten. Ber�hmt war im 5. Jahrhundert Po-lhgnvt, den Cimon aus Thasos nach Athen berufen haben soll. Er malte homerische K�mpfe, aber auch Szenen aus den Perserkriegen, wie die Mara-thonische Schlacht in der sogenannten bunten Halle {pxo� noixUrj) auf dem Markt.
4. Die Kleinkunst. Viele bei den Ausgrabungen der neueren Zeit gemachte Funde lassen erkennen, da� auch das Kunstgewerbe bei den Griechen bl�hte; namentlich zeugt die Herstellung der h�uslichen Ger�te, der Vasen und Lampen, der Nippsachen (die sog. Tan�grafig�rchen) und des Spielzeuges bort demselben Sch�nheitssinn, den alle Kunsterzeugnisse der Griechen bekunden.
B. Die redenden K�nste.
1. Die Poesie. W�hrend das Epos und die Lyrik schon in den vorausgehenden Jahrhunderten und zwar gr��tenteils au�erhalb Athens ihre Ausbildung erfahren hatten, entwickelte sich die dramatische Poesie im 5. Jahrhundert zu Athen2.
*Jm Epos war mit den Homerischen Ges�ngen (s. S. 47) die h�chste Vollendung gewonnen, welche die sp�teren Dichter nicht mehr erreichten, auch nicht Hestod aus Askra in B�otien (um 700 v. Chr.), von dem zwei Werke auf uns gekommen sind: 1. eine The ogonie, worin die verschiedenen G�ttersagen in Zusammenhang gebracht werden, 2. ein Lehrgedicht (egya xal ^u^at), eine Art Bauernkalender mtt moralischen und �konomischen Vorschriften^.
In der Lyrik brachte die Zeit der Perserkriege noch eine hohe Bl�te hervor: Neben Simonides von Keos, der durch seine Epigramme ber�hmt wurde (V �. 64 und 66), ist vor allem Pindar aus Theben (um 460) zu nennen. Er dichtete Ehor-imb Einzellieder jeder Art: erhalten sind seine Epimkten d. h. Lteder zum ^rets der Sieger in den gro�en Wettk�mpfen. "Pindar ist einer der edelsten und ttefsinmgsten Dichter aller Zeiten. Er l��t von den G�ttern nur bte erhabensten Vorstellungen gelten und hebt �berall in den Sagen das Gro�e und Sittliche hervor. ^ Dte angeborene Kraft auszubilden, ist seine stete Mahnung: ytvoC oloS iaal pa�wv �-werde, toas du bist, durch Lernen!" (Pythische Siegesode II, 72.')
1 Die Griechen kannten die �lmalerei nicht, die Wandgem�lde waren mit Wasserfarben ausgef�hrt, die Tafelbilder mit Leimfarben, auch mit Wachssarben, welche hei� aufgetragen wurden (�enkanstische Malerei").
2 Den Athenern war vor den �brigen Griechen Sinn f�r T�tigten (r� �QaoznQiov, wie Drama und drastisch von �Qda>) und Redegewandtheit (r� decvbv) eigent�mlich.
3 Auch aus diesem Gedicht sind einzelne Verse ein Gemeingut nicht nur der Griechen, sondern der Menschheit geworden, wie die Gnome:
Tfjs �QeTfje l�QMva &eoi 7iQ0ndQ0i&ev g&rjnav.
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Die ernste wie die heitere Gattung des Dramas entstand aus den Festen des Dionysose Indem zu den hier gesungenen Chorliedern Einzelreden hinzukamen, entstand die Trag�die2, aus den Sp�ttereien bei den Umz�gen der Winzer scheint sich die Kom�die3 entwickelt zu haben. Im Satyrspiel, das sich einer Trilogie d. h. drei inhaltlich zusammengeh�rigen Trag�dien als 4. St�ck anschlo�, ist die komische Poesie in Verbindung mit der tragischen getreten.
a) Trag�diendichter. Dem Thespis, der in der Zeit des Pisistratus lebte, wird die Einf�hrung eines besonderen Schauspielers (bnoxQiTris, so gen. v. bnoxQiveo&ai d. h. dem Entgegnen auf die Lieder des Chors) zugeschrieben.
Die drei gro�en Meister der tragischen Kunst: �schylus, Sophokles und Euripides lebten und wirkten in Athen im 5. Jahrhundert.
Der �berlieferung nach focht �schylus in der Schlacht bei Salamis mit, Sophokles f�hrte den Knabenchor bei der Siegesfeier an, Euripides wurde am Tage der Schlacht geboren.
* Von den tiefernsten und sprachgewaltigen Dramen des �schylus sind sieben erhalten: die Oresteische Trilogie: Agamemnon, Choephoren (d. i. die Totenspenden Bringenden) und Enmeniden; der gefesselte Prometheus, die Sieben vor Theben*, die Schutzflehenden � und die Perser, eines der wenigen St�cke, welche ein Ereignis der eigenen Zeit behandelten, vgl. S. 67.
* Sophokles� lebte von 496�405; er war einer der Feldherren, welche i. I. 440 mit Perikles den Krieg gegen die aufst�ndischen Aristokraten von Samos f�hrten. Seine Dramen bezeichnen nach Gedankeninhalt, Charakterdarstellung und sprachlichem Ausdruck den H�hepunkt der tragischen K�nste Er f�gte zu den zwei Schauspielern des �schylus noch einen dritten hinzu, �ber welche Zahl die alte Trag�die in der klassischen Zeit nicht hinausgegangen ist. Von seinen vielen (113?) St�cken sind gleichfalls 7 dadurch erhalten worden, da� sie von den _ byzantinischen Gelehrten unter die Musterst�cke (xavoveg) aufgenommen wurden: Antigene, Elektra,
1 Auch sp�ter hatte der Dionysospriester die Oberaufsicht �ber die Auff�hrungen; ihm wurde der Ehrensitz auf der vordersten Reihe der Zuschauerpl�tze vorbehalten.
2 v. (fr�rf Gesang und rgayos Bock, da dem Dionysos B�cke geopfert wurden.
3 v. (p�rj und >t�jfiog �Umzug".
4 Der Sage nach zog Polynikes, der vertriebene Sohn des �dipus, mit Adrastos, Tydens, Amphiar�os, Kap�neus, Hippomedou und Parthenop�os gegen Eteokles, der die Herrschaft von Theben behauptete; die Br�der fielen im Zweikampf.
5 D. h. Danaus und seine T�chter, die vor den S�hnen des �gyptns nach dem pelasgischen Argos fl�chteten und dort um Schutz flehten.
6 Die vortreffliche Portr�tstatue im Lateran hat die w�rdige Erscheinung des Dichters, in welcher milder Ernst und Klarheit hervortreten, der Nachwelt �ber-liefert.
7 Ranke, Weltgeschichte I: �Besonders gelungen sind die eingemischten Er-Z�hlungen; mit ihnen wetteifert die Dialektik des Gespr�chs; un�bertrefflich ist der Schwung der gedankenvollen Chorges�nge. Die Sprache des Sophokles ist die ge-diegenste, reinste, sch�nste, in der sich der menschliche Geist jemals ausgedr�ckt Hat."
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K�nig �dipus, �dipus auf Kol�nos2, Aias, Philoktetes und die Trachinierinnen 2.
^ Euripides n�herte seine Charaktere mehr den gew�hnlichen Menschen und zog auch die religi�sen Vorstellungen vor den Richterstuhl der Vernunft, fand aber gerade durch diese Eigenschaften in der sp�teren Zeit die meiste Verehrung von allen Tragikern. Von seinen Trag�dien haben sich 17 erhalten, von welchen Iphigenie im Taurierland, Medea und Hippolyt (Ph�dra) die bedeutendsten sind 3; au�erdem ein Satyrspiel.
Das um diese Zeit erbaute steinerne Theater, das f�r 14000 Zuschauer Raum bot, lag am S�dabhang der Akropolis; bei den Auff�hrungen, welche auf die gro�en Dionysosfeste beschr�nkt waren, stritten immer mehrere Dichter um den Preis. Die Ausstattung des Chores (^o^yta, vgl. S. 76 c) geh�rte zu den �ffentlichen Leistungen (�eirovQyiai) der reicheren B�rger.
b) Unter den Kom�diendichtern sind Kratinus, Eupolis und Aristoph�nes zu nennen. Der Gegenstand der alten Kom�die war die Verspottung der �ffentlichen Gebrechen.
Von den durch scharfen Witz und anmutige Sprache ausgezeichneten St�cken des Aristophanes sind 11 erhalten; das bekannteste davon sind die Wolken, eine Gei�e-lung der Sophisten, als deren Repr�sentant Sokrates erscheint.
2. Die Prosa. Wie bei allen jugendlichen V�lkern die Phantasie, nicht der pr�fende Geist, vorherrscht, so ist auch bei den Griechen die Prosa bedeutend sp�ter als die Poesie entstanden. Die ersten Gattungen der Prosa sind Naturphilosophie und Geschichte.
a) Die Philosophie. Das Streben der Menschen, sich �ber die umgebende Natur sowie �ber menschliche und g�ttliche Dinge klar zu werden, bezeichneten die Griechen mit dem Namen Philosophie. In diesem weiteren Sinne waren auch die Dichter und waren auch die sieben Weisen Philosophen, wenn schon nur einer von ihnen, Thales von Milet, nach dem letzten Grund der Dinge forschte. Thales ist der erste der jonischen Natur-Philosophen. Auf diese folgten die Phthagorser, die im Ma� (der Harmonie) das Bestimmende im Weltall erblickten, und die �le�tett4, welche gegen�ber den verg�nglichen Erscheinungen auf das Unverg�ngliche (Gott und den Geist) hinwiesen; endlich Anaxag�ras von Klazom�n�, der wegen seiner dem Volksglauben widersprechenden Lehre von einem die Welt ordnenden Geiste aus Athen ausgewiesen wurde.
1 Auf Kolouos, einem H�gel und Hain der Eumeuiden, n�rdlich von Athen, fand der geblendete, irrende �dipus ein Ziel seiner Leiden, seine Leiche ein Grab auf athenischem Boden durch Theseus.
2 So benannt nach dem Chor von Frauen aus Trachis (am �ta); der Gegenstand des Dramas ist der Tod des Herakles durch das Gewand der Deianira, welches Liebe bewirken sollte, aber den Leib des Helden wie Feuer verzehrte.
3 Vgl. die gleichnamigen St�cke von Goethe, bezw. Grillparzer und Racine-Schiller.
4 v. El�a in Unteritalien.
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*�ber Thales vgl. S. 60. Pythagoras lebte und lehrte um 580 in Kroton; Harmonie der Sph�ren, Seelenwanderung, ein enthaltsames Leben, G�tergemeinschaft der Gleichgesinnten und stete Selbstpr�fung waren die Hauptpunkte seiner Lehre, deren Anh�nger einen �ber Unteritalien verbreiteten Geheimbund bildeten. � Der Bedeutendste aus der eleatischen Schule war 3�eitoph�ne�.
*Heraklit aus Ephesus (um 500) lehrte: ndvza $eT �Alles ist in ewigem Wechsel". Emped�kles von Agrigent (um 450) unterschied die vier sogenannten Elemente, die er in bildlich dichterischer Sprache bezeichnete: das Feuer als Zeus, die Luft als Hera, die Erde als Hades, das Wasser als Nestis (vgl. Nereus)! Demokrit aus Abdera in Thracien (um 440) nahm eine Menge ihrem Wesen nach gleicher, nach Ordnung und Lage aber verschiedener, unteilbarer Grundstoffe (Atome, azofAOL o-baiaC) an. �ber Anaxagoras vgl. S. 75.
d) Die Geschichtschreibung. Die �ltesten Geschichtschreiber der Griechen nannte man Logographen. Ihnen gegen�ber ist Her�dot der Vater der eigentlichen Geschichtschreibung (IotoqLci, �Forschung"). Schon mit seinem j�ngeren Zeitgenossen Thucydides erreichte die historische Darstellung den Grad der Vollendung.
Herodot, geb�rtig aus Halikarna� (480�428), aber ein warmer Freund Athens, stellte in 9 B�chern, die sp�ter nach den Musen benannt wurden, die damalige V�lkerwelt dar in der Absicht, die gro�en K�mpfe zwischen Hellenen und Barbaren und das Unterliegen letzterer als gottgewollt erscheinen zu lassen. Er hat eine Vorliebe f�r das Wunderbare und Gro�artige. Die neuere Forschung hat seine An-gaben vielfach best�tigt, wenn er auch im Bestreben, die Gro�taten Athens zu ver-herrlichen, znsehr der volkst�mlichen �berlieferung folgte.
Thucydides aus Athen (456�396) erkannte gegen�ber Herodot in den Charakteren der handelnden Personen den Hauptgrund der Begebenheiten; auch die eingestreuten kunstvollen Reden dienen dem Zwecke, die Charaktere zu beleuchten. W�hrend Herodot den Gegensatz zwischen Griechen und Barbaren veranschaulicht, f�hrt Thucydides in den Zwiespalt der Griechen ein: der Gegenstand der 8 B�cher seiner unvollendet gebliebenen avyy^aq>^ ist der Peloponnesische Krieg (bis 411).
�ber Tenophon aus Athen (434�359), den dritten der ber�hmten griechischen Geschichtschreiber, vgl. S. 88 Fu�note, sowie S. 92.
� 14.
Der Peloponnesische Krieg, 431�404.
1. Ursachen des Krieges. Noch war kaum die halbe Zeit des auf 30 Jahre geschlossenen Friedens abgelaufen, als sich die zwischen Athen und Sparta fortw�hrend bestehende Spannung in einem furchtbaren 27j�hrigen Krieg entlud. Der tiefere Grund lag in der Eifersucht Spartas und seiner Bundesgenossen auf die wachsende politische und kommerzielle Macht des Perikleischen Athens; die n�here Veranlassung gab ein doppelter Streit zwischen Athen und Korinth wegen korinthischer Kolonien:
a) Die Athener unterst�tzten die Einwohner von Kerk.vra in dem Kampfe gegen ihre Mutterstadt Korinth.
Stich, Lehrbuch der Geschichte. I. Bd. 4. Auflage. g
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b) Die Athener suchten Potid�a, eine korinthische Kolonie aus Chalcidice, die vom Athenischen Seebund abgesallen war, mit Waffengewalt
zur�ckzugewinnen.
Auch die Nachbarorte Athens, das dorische Megara, gegen das sich Athen r�cksichtslos verschlo�, sowie �gina s�hrten Beschwerde; doch dr�ngten aus der Versammlung des Peloponnesischen Bundes zu Sparta haupts�chlich die Korinther zum Krieg gegen Athen, der denn auch, als die Forderung, Athen solle seinen Bundesgenossen die Selbst�ndigkeit zur�ckgeben, unter dem Einflu� des Perikles abgewiesen worden war, beschlossen wurde.
2. Die beid ers eitigen Bundesgenossenschaste n. Aus der Seite Spartas standen: der Peloponnes mit Ausnahme von Argos und Achaia, die neutral blieben: serner B�otien, vor allem die den Athenern
feindlichen Thebaner, auch Lokris und Phocis.
Diesen Verb�ndeten gegen�ber vers�gte Athen �ber die Inseln und St�dte des Seebundes; auch die St�dte Plat�� und Naupaktus, sowie die Landschaften Thessalien und Akarnanien hielten zu Athen.
Athen war stark durch Schiffe und Geldmittel', w�hrend Spartas Macht auf dem Landheer beruhte. Der �berlegenheit Athens zur See entsprach auch der Plan des Perikles, nach dem Vorgang des Themistokles das flache Land von Attila preis-zugeben und die Entscheidung durch die Flotte herbeizuf�hren.
3. Der Verlauf des Krieges. Der Krieg zerf�llt in 3 Abschnitte:
I. Der Zehnj�hrige oder Archidamische Krieg, 431�421;
II. der Wiederausbruch der Feindseligkeiten im Peloponnes und die Sicilische Expedition, 418�413;
III. der Dekeleische Krieg, 413-404.
Dem Drei�igj�hrigen Kriege in Deutschland ist der Peloponnesische mcht nur hinsichtlich der langen Dauer und der zerr�ttenden Folgen zu vergleichen, sondern auch darin, da� bei der Entscheidung das Ausland mitwirkte.
I. Der Zehnj�hrige oder Archidamische Krieg, 431�421.
1. Die ersten Kriegsjahre. Nachdem schon vor der Kriegs-erkl�rung die Thebaner das mit Athen verb�ndete Plat�� �berfallen hatten, r�ckte der spartanische K�nig ArchidZ-mos in Attika ein, dessen Bewohner sich nach dem Rat des Perikles mit ihrer fahrenden Habe hinter die langen Mauern gefl�chtet hatten. Dieser Einfall der Spartaner wiederholte sich im solgenden Jahre, w�hrend die athenische Flotte die K�ste des Peloponnes brandschatzte.
i Aus den �bersch�ssen der Bundessteuern hatte Perikles einer.^ Staatsschatz von 6000 Talenten (28 Millionen Mark) angesammelt; rnt Laufe des Krieges wurden die Beitr�ge der Bundesgenossen noch erh�ht.
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Am Schl�sse des Jahres 431 hielt Perikles zu Ehren der Gefallenen die 'ber�hmte Leichenrede, welche Thucydides (II, 35�46) aufbewahrt hat.
Am Schl�sse des Jahres 430 ergab sich endlich Potid�a den Athenern. Die Einwohner durften abziehen, tie Stadt wurde durch 1000 athenische Klernchen neu besiedelt.
2. Die Pest und der Tod des Perikles, 429. Durch ein Handelsschiff aus dem Orient wurde 430 die Pest in Athen eingeschleppt, welche in der �berf�llten Stadt und aus der Flotte schrecklich w�tete. Auch Perikles starb 429 an den Folgen der Pest, ein unersetzlicher Verlust; denn von nun an fehlte der �berlegene Geist, welcher den Krieg und den Staat -mit Nachdruck leiten konnte.
Den Verlauf der Pest schildert Thucydides (II, 49): Die mit Beulen bedeckten, von Schmerzen und Durst gequ�lten Kranken starben am 7., auch wohl am 11. Tag, oder sie erblindeten und trugen sonstiges Siechtum davon. Allein von der m�nnlichen Bev�lkerung erlagen 4400 Hopliten (d. h. B�rger) und 10000 Sklaven der Seuche, die mit einer kurzen Unterbrechung drei Jahre hauste (430�28). Um der Entv�lkerung abzuhelfen, lie� Perikles das von ihm selbst fr�her eingesch�rfte Gesetz aufheben, da� die Ebenb�rtigkeit beider Eltern Vorbedingung zum athenischen B�rgerrecht sei.
Der Unwille des Volkes wandte sich gegen Perikles, in dem es den Anstifter des Krieges sah. Er wurde trotz seiner Rechtfertigungsrede zu einer hohen Geldbu�e verurteilt und des Strategenamtes entsetzt, bald darauf aber wieder in sein Amt eingesetzt.
Perikles, dem seine zwei S�hne im Tod vorangegangen waren, pries sich in seiner Sterbestunde gl�cklich, da� kein Athener �seinetwegen Trauerkleider angelegt habe".
3. Auskommen Kleons und Bestrafung Mhtilenes, 427. Nach dem Tod des Perikles war Nikias, ein besonnener Kriegsmann, bas Haupt der gem��igten Partei, welche eine Auss�hnung mit Sparta anstrebte, w�hrend der aus dem Gewerbestand hervorgegangene Kleon, ber F�hrer der Volkspartei, den Krieg nur nach der v�lligen Niederwerfung Spartas beendigt wissen wollte. Auf seinen Antrag sollte �ber Lesbos, das vom Bund abgefallen und zur�ckerobert worden war, ein surchtbares Blut--Bericht verh�ngt werden, doch wurde die Strafe durch erneuten Volksbeschlu� aus die Oligarchen von Mytilene beschr�nkt (427). Im gleichen Jahre mu�te sich das athenisch gesinnte Plat�� nach hartn�ckiger Verteidigung ben Thebanern ergeben; die Stadt wurde schonungslos zerst�rt, der Rest ber Besatzung hingerichtet.
Kleon, der eine Lederfabrik dnrch Sklaven betreiben lie�, wurde von den Kom�diendichtern, welche den Demagogen abhold waren, als ungebildeter Gerber -verspottet und auch von den meisten Geschichtschreibern verurteilt'. Wenn ihm auch
1 * Artstot. 'A&tjv. no�. 28: (KAeav) �oxeT pdAioza dcacp&eZQai zov �rjpov zeug dQfACtis Kai jzQ�zog inl zov �ripazog �vexQaye jtat i�oi�oQrjaazo Kai negigcjoapevog ^d. i. �im Arbeitskleid") i�7]{a,rjy6qrj(te, z�jv �AAcov iv k�afiq) Aey�vzojv.
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Vaterlandsliebe nicht abzusprechen ist - Plutarch erw�hnt, da� er bei fernem Eintritt in das politische Leben alle pers�nlichen Beziehungen abgebrochen habe �, so fehlte-ihm doch der weite staatsrn�nnische Blick. * Ranke: �Man k�nnte zwei Arten von Politikern unterscheiden: die einen haben nur immer die gegenw�rtige Lage vor Augen, den unmittelbaren einseitigen Gewinn, die andern die nach der Hand zu erwartenden Folgen. Zu den erfteren geh�rte der hochfahrende, st�rmische Demagog von Athen."
Kleons Antrag, den das Volk in der ersten Versammlung angenommen hatte, ging dahin, alle waffenf�higen Mytilen�er umbringen zu lassen, um durch ein solches Strafgericht die �brigen Bundesgenossen von einem Abfall abzuschrecken. Am folgenden Tage bereuten die Athener den strengen Beschlu� und �nderten ihn bahnt ab, ba� nur 1000 B�rger hingerichtet, bie �brigen aber zu besitzlosen P�chtern gemacht werben sollten; bie Mauern w�rben niebergerissen, bie Schiffe ausgeliefert; bas treu gebliebene Methymna w�rbe verschont.
* Wie bie Vorg�nge auf Lesbos unb in Plat��, so zeigten auch bie greuelvollen Parteik�mpfe auf Kerkyra, wo nach l�ngeren Wirren bie Oligarchen ausgerottet w�rben, ben grausamen Charakter bes Krieges, ber nunmehr ein Entscheidungskampf zwischen Oligarchie und Demokratie geworden war; vgl. Thnc. III, 82: rd gvyyevhs ro� iraiQinov �AAovQioiiEQov iytvexo.
4. Kleons Gl�ck bot Phlos, 425. Eine nach �teilten bestimmte athenische Flotte besetzte aus Betreiben des gewandten Feldherrn Demosthenes den Hasen Pylos in Messenien. Die Athener behaupteten sich dort und schl�ssen eine Abteilung laced�monischer Hopliten aus der Insel Sphakt�ria vor Pylos ein, was die Spartaner zu Friedensantr�gen veranla�te. Aber unter Kleons Einflu� wiesen die Athener die Antr�ge Spartas ab; Kleon selbst verma� sich, die eingeschlossenen Spartaner binnen zwanzig Tagen nach Athen zu bringen, und konnte, vom Gl�cke beg�nstigt, sein Versprechen einl�sen.
Da unter ben Gefangenen von Sphakteria 120 Spartiaten waren, so stellte Sparta bie feinblichen Einf�lle in Attila vorl�ufig ein unb suchte burch Unterhanb-lungen seine B�rger zur�ckzuerhalten.
5. Athens Niederlagen bei Delion (424) und bei Amphi-p o l i s (422). Schon im n�chsten Jahre wandte sich das Kriegsgl�ck: Die Athener wurden von den B�otiern in offenem Felde bei Delion besiegt; gleichzeitig war der Spartaner Brasidas nach dem Norden gezogen und hatte die athenischen Besitzungen am Strymon samt Amphipolis erobert. Der Versuch Kleons, den wichtigen Platz zur�ckzugewinnen, mi�lang: m der Schlacht bei Amphipolis fiel Kleon aus der Flucht; freilich mu�te auch Brasidas den Sieg mit dem Leben bezahlen (422).
Im Jahre 424 waren bie Athener von zwei Seiten in B�otieu eingefallen, aber ehe beibe Abteilungen ihre Vereinigung bewerkstelligen konnten, stie� bas eine
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Heer bei Delion (gegen�ber von Eretria) auf die Thebaner und wurde besiegt. Damals rettete Alcibiades (nach anderer �berlieferung Tenophon) dem Sokrates das Leben.
F�r den Verlust von Amphipolis machten die Athener Thucydides, den nachmals ber�hmten Geschichtschreiber, verantwortlich, da er mit den Schiffen nur den Hafen Eion hatte retten k�nnen. Thucydides ging in die Verbannung nach Thracien.
Brasidas, ebenso tapfer wie gerecht, hatte nichts von der spartanischen Schwerf�lligkeit und Barschheit an sich; er gewann seine Siege nicht nur durch die Waffen allein; vgl. Thuc. IV, 108: iv zolg �oyoig navza^ov i�rjAov, <bg iAEV&EQMCHov rijv 'EAAd�a iuTte/Aipd-eiT].
6. Der Friede des Nikias, 421. Seit der Einnahme von Am-phipolis hatte Sparta einen gleichwertigen Preis zu bieten f�r die voll-st�ndige R�umung des Peloponnes und die R�ckgabe seiner B�rger. Durch Nikias wurde 421 ein f�nfzigj�hriger Friede aus Grund des Besitzstandes vor dem Krieg abgeschlossen.
Die Bundesgenossen der Spartaner: Korinth, Elis, Megara und B�otien traten dem Frieden nicht bei.
n. Der Wiederausbruch der Feindseligkeiten im Pelo-ponnes und die Sicilische Expedition, 418�413.
a) Der Sonderbund im Peloponnes und seine Sprengung bei Mantinea, 418.
Bald nach dem Frieden von 421 hatten sich die demokratisch gesinnten Staaten des Peloponnes zu einem Sonderbund zusammengeschlossen, doch gelang es den Spartanern, ihr Ansehen unter den Bundesgenossen wieder-herzustellen. Nur Argos, Elis und das arkadische Mantinea wider-strebten und verbanden sich aus Betreiben des ehrgeizigen Alcibiades mit Athen. Allein die Spartaner besiegten 418 bei Mantinea die Streit-tr�ste der Argiver und Athener und sprengten dadurch das gegen sie ge-richtete B�ndnis. Fast in allen Staaten des Peloponnes wurde die Oligarchie wiederhergestellt.
Alcibiades, mit reichen Vorz�gen des K�rpers wie des Geistes ausgestattet, aufgewachsen im Hanse seines Oheims und Vormundes Perikles, gefiel sich eine Zeit-lang in der Umgebung des Sokrates, ohne jedoch dadurch seinen Hang zum Eigen-willen zu �berwinden. Einmal im Besitze der Volksgunst, glaubte er, sein Vaterland und zugleich sich selbst gro� machen zu k�nnen. Den Spartanern wollte er �bel, weil sie seine Vermittlung beim Friedensabschlu� von 421 zur�ckgewiesen hatten.
b) Die Sicilische Expedition, 415�413.
1. Veranlassung und Absicht des Unternehmens. Der Krieg im Mutterlande hatte auch unter den Westgriechen den Gegensatz zwischen den jonischen St�dten und den dorischen, unter welchen Syrakus
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durch Macht und Reichtum die erste Stelle einnahm, versch�rft. Auf Be-treiben des Alcibiades beschlossen die Athener, einem Hilsegesuch der Stadt Egesta zu willfahren, in der Absicht, die Insel zu erobern und durch diese Erweiterung ihrer Herrschast zugleich Sparta nachhaltig zu schw�chen. An die Spitze des gro�artig vorbereiteten Unternehmens wurden Alcibiades, Lam�chus und � trotz seiner Warnungen vor dem Zuge � Nikias gestellt. Im Hochsommer 415 ging die gl�nzende Flotte (im ganzen 134 Schisse mit etwa 30 000 Mann, wovon 5000 athenische Hopliten) in See.
Schon 427 hatten die Athener auf die Vorstellungen des Sophisten Gorgias dessen Vaterstadt Leoutlni auf �teilten mit einer Flotte unterst�tzt, 425 hatten sie den Versuch, im Westen festen Fu� zu fassen, erneuert. Die weitgehenden Pl�ne des Alci-biades, erst Sicilien, dann auch Unteritalien und Karthago zu gewinnen und endlich mit Hilfe ausl�ndischer Streitkr�fte Sparta zu Boden zu werfen, entsprachen seinem Grundsatz, da�, wer herrschen wolle, nicht stillstehen d�rfe
2. Die Zur�ckrusung des ^Alcibiades, Herbst 415. Nach der Abfahrt der Flotte erhoben die pers�nlichen Feinde des Alcibiades gegen ihn die Anklage wegen Religionsverspottung. Alcibiades wurde zur Ab-urteilung nach Athen entboten, entkam aber unterwegs und begab sich nach Sparta. So wurde der Mann, der die Seele des ganzen Unternehmens war, in das feindliche Lager getrieben.
Kurz vor der Abfahrt der Flotte waren zu Athen in einer Nacht die zahlreichen Hermens�ulen2 verst�mmelt worden und dieser Frevel wurde dem Alcibiades zur Last gelegt; auch sollten die Elensinischen Mysterien in seinem Hause durch Nach-�ffung entweiht worden sein. Dazu wurde er des Strebens nach der Tyrannis verd�chtigt.
Alcibiades entwich bei einer Landung des Staatsschiffes Salammia tn Thurn; mit stolzem Selbstgef�hl ri� er sich von der Vaterstadt los, um eine Bahn einzuschlagen, auf welcber er nur seinem eigenen Sterne folgte; in Sparta gab er den dreifachen^ f�r Athen verderblichen Rat:
1. den Syrakufanern Hilfe zu bringen,
2. einen festen Punkt in Attila zu besetzen,
3. mit den Persern in Verbindung zu treten.
3. Beginn und Fortgang der Belagerung von Syrakus, 414. Die Athener setzten sich erst in Kat�na und Naxos fest und warfen dann die Shrakufaner nach einem gl�cklichen Gefecht in die Stadt zur�ck. Sie gewannen Epip�l�, die beherrschende H�he im Nordwesten der Stadt, wobei der tapfere Lamachus fiel, und hatten eine doppelte Einfchlie�ungs-mauer von dort bis zum Hasen von Syrakus sast vollendet, da kam den
i * Ranke: �Auf diese Weife hat Napoleon I. seine Kriege gerechtfertigt; er ist dabei erlegen. Es war der Grundsatz der R�mer, die ihn wirklich durchgef�hrt und-ihre Weltherrschaft darauf begr�ndet haben."
' 'EQpai, d. h. viereckige, gew�hnlich nach unten sich verj�ngende Pfeiler mit dem Kopf des Gottes Hermes, welche namentlich an den Kreuzwegen standen.
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Syrakusanern Hilfe: der Spartaner Gylippus drang mit einem kleinen Heere von Norden her in die Stadt und eroberte Epipol� zur�ck.
In Syrakus hatte der r�hrige Hermokr�tes die Verteidigungsanstalten geleitet und die gelockerte Mannszucht wiederhergestellt. Gylippus, der auf dem Landwege gekommen war, durchbrach die unfertigen Belagerungswerke. Wie er schon vorher dte Mehrzahl der sicilischeu St�dte wieder auf die Seite von Syrakus gebracht hatte, so richtete er jetzt den Mut der Belagerten wieder auf. Nach der Zur�ckeroberung von Epipol� kreuzte er die athenischen Einschlie�ungslinien durch eine nach dieser H�he gef�hrte Mauer, so da� die Athener fast zu Belagerten wurden und Nikias nach Hause schrieb (Thuc. VII, 11): ivfi�^�vjKe no�ioQxetv �oxovvzag fjfi�g �AAovg, ai>tobg /.idAAov, Saa ye xara yrjv, tovto 7idcr%eiv.
Auch einige Schiffe, von Korinth und anderen Staaten geschickt, waren gl�cklich in den von den Athenern besetzten Hafen von Syrakus gelangt.
4. Wachsendes Mi�geschick der Athener vor Syrakus, 413. Zwar erhielten auch die Belagerer wiederholt Verst�rkung an Schiffen und Hopliten aus Athen, erst unter Eurym�don, dann unter dem tatkr�ftigen Demofthenes; aber gleichwohl mi�lang der Versuch der Athener, Epipol�, dessen Besitz entscheidend war, durch einen n�chtlichen Angriff zur�ckzuerobern. Zu gleicher Zeit litt das Belagerungsheer an Krankheiten und die athenischen Schiffe begannen unbrauchbar zu werden, w�hrend den Syrakusanern neue Hilfe aus dem Peloponnes kam. Deshalb beschlossen die athenischen F�hrer, die Belagerung aufzugeben.
5. Vollst�ndiger Untergang des athenischen Heeres, September 413. Durch das Z�gern des Nikias wurde der rechte Zeitpunkt zur Heimkehr vers�umt. Die Athener versuchten zuerst zur See abzuziehen, ihre Schiffe konnten aber die Ausfahrt aus dem Hafen nicht erk�mpfen. Dann traten die F�hrer mit etwa 40000 Mann den Abzug zu Lande an, fanden aber die Wege umstellt und wurden von den Feinden teils nieder-gemacht, teils zur Ergebung gezwungen. Nikias und Demofthenes wurden auf dem Markt von Syrakus hingerichtet, die �brigen Gefangenen wurden in die Steinbr�che geworfen, wo sie gr��tenteils verschmachteten.
Nikias, ein umsichtiger aber unentschlossener Feldherr, lie� sich durch die Wahr-sager bestimmen, wegen einer Mondfinsternis (am 27. August 413) die Abfahrt um 3X9 Tage hinauszuschieben. Diese Frist ben�tzten die Syrakusaner, um den Hafen zu sperren sowie dem Landheer den n�chsten Weg nach der K�ste (nach Katana) zu verlegen.
Der Heerhaufen des Nikias erlag am Flusse Asin�ros. Die in die Lautumien (��Toptai = Aid-oroplai) geworfenen Gefangenen wurden nach 70 Tagen mit Ausnahme der Athener, Sicilier und der italischen Griechen herausgelassen und als Sklaven verkauft. Manche Entkommene verdienten sich ihren Unterhalt durch den Vortrag Euripideischer Dramen.
Syrakus kam bald nach seinem Triumph �ber das seegewaltige Athen unter die Herrschaft der beiden Dionyse (405�345). Damals war Syrakus, dessen Stadt-
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mauer jetzt Epipol� einschlo�, die gr��te und volkreichste Griechenstadt. Durch den Korinther Timoleon von der Herrschaft des j�ngeren Dionysius befreit, geriet es bald wieder unter einen Tyrannen, den kraftvollen und verschlagenen Agath�kles (317�289). Unter allen diesen M�nnern hatte Syrakus mit den Karthagern, die sich in dem westlichen Teil der Insel behauptet hatten, zu k�mpfen.
III. Der Dekeleische Krieg, 413�404.
1. Die Besetzung von DekelZa, 413. W�hrend die Athener in der nutzlosen sicilischen Unternehmung ihre besten Kr�fte aufopferten, hatte sich der Feind auch in ihrem eigenen Lande festgesetzt. Auf den Rat des Alcibiades hatten die Spartaner die Feste Dekelea besetzt, die den Pa� zwischen Parnes und Pentelikon (5 St. n�rdl. von Athen) beherrschte. Seit-dem waren die Athener auch im Winter auf die n�chste Umgebung der Stadt und aus den Hafen beschr�nkt; die Sklaven gingen in Menge zu den Feinden �ber.
Seit der Besetzung Dekeleas wurde der Krieg fast ausschlie�lich zur See gef�hrt, aber auch die Spartaner hatten mittlerweile gelernt zur See zu k�mpfen. Dabei war der Kampf an sich ungleich: �Wenn die Spartaner zur See besiegt wurden, waren sie doch nicht verloren. Dagegen hing'das Bestehen Athens v�llig an diesen Brettern in der See." (Ranke.)
2. Absall der athenischen Bundesgenossen und innere Wirren, 412 und 411. Zugleich mit dem Gl�ck der Athener war auch der Gehorsam der Bundesgenossen geschwunden; viele St�dte und Inseln, Milet und Byzanz, Chios und Rhodus fielen ab. Persische Hilssgelder und ph�nicische Schiffe unterst�tzten den Kampf der Griechen gegen Griechen. In der entmutigten Stadt Athen gewann jetzt die oligarchifche Partei die Oberhand; ein Rat von 400 M�nnern wurde eingesetzt, welcher nur die 5000 wohlhabendsten B�rger zur Volksversammlung einberufen sollte (411). Aber der Teil der B�rgerschaft, welcher auf der Flotte vor Samos war, erkl�rte sich, von Thrashbul geleitet, f�r die Beibehaltung der demokratischen Verfassung und trat mit Alcibiades in Verbindung'.
Alcibiades war vor dem Mi�trauen der Spartaner zu Tissaphernes, dem persischen Statthalter in Kleinasien, gefl�chtet und suchte diesen vom B�ndnis mit Sparta wieder abzuziehen. Die Absicht des ehrgeizigen Alcibiades war wohl von vornherein nicht auf eine dauernde Unterst�tzung der Feinde Athens gerichtet gewesen, sondern nur darauf, seinen Mitb�rgern, die ihn ge�chtet, in der Stunde der Not als einziger Retter zu erscheinen. Vor Samos, wo es galt, die aufgeregten Demokraten zu beschwichtigen und von einem Zug gegen die Oligarchen in Athen abzuhalten, zeigte sich Alcibiades �ber engherzige Parteipolitik erhaben: er brachte einen Vergleich zustande; die volle Demokratie wurde erst 410 wiederhergestellt.
1 Soweit reicht das Geschichtswerk des Thucydides; an seiner Stelle ist fortan (bis 362) Xenophons Griechische Geschichte {'EAArivind, 7 B�cher) die Hauptquelle.
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3. Das Gl�ck des Alcibiades und sein Sturz, 411�407. Alcibiades wollte nur als Sieger in die Vaterstadt zur�ckkehren. Nach gl�ck-lichen Seeschlachten bei Abhdus (411) und Chzikus (410) und nach der R�ck-Eroberung von Bhzanz zog er 408 im Triumph in Athen ein; hier wurde er zum unumschr�nkten Feldherrn (ozQaTrjy�g avToxQdxioQ) ernannt. Doch blieb ihm das Gl�ck und die Gunst der Menge nicht lange treu. Eine Niederlage seines Unterfeldherrn Antiochus bei Notion (unweit Ephesus) wurde ihm zur Last gelegt: des Oberbefehls entsetzt, der wieder an 10 Strategen �bertragen wurde, ging er nach Thracien in die Verbannung (407). So beraubten sich die Athener zum zweitenmal ihres s�higsten F�hrers gerade zu der Zeit, als die Spartaner in Lhsander einen ebenso tapferen als verschlagenen Feldherrn und Staatsmann gewannen.
Alcibiades wagte nach seiner R�ckkehr keinen Versuch, den Spartanern Dekelea zu entrei�en, wohl aber f�hrte er, seit 6 Jahren zum erstenmal wieder, die Prozession auf der Heiligen Stra�e nach Eleusis und reinigte sich dadurch zugleich von dem Vorwurf, den er durch die angebliche Entweihung der Eleusiuischen Mysterien auf sich geladen hatte.
Lysander, der Sieger von Notion, war der Sohn eines Spartiaten und einer Helotin. Seinem Gegner Alcibiades glich er an Ehrgeiz, er �bertraf ihn an R�cksichts-losigkeit. Von ihm wird der Ausspruch �berliefert: �Wenn die L�wenhaut nicht mehr ausreicht, mu� man den Fuchsbalg darann�hen." Er wu�te sich auch die Unterst�tzung des persischen Prinzen Cyrns zu sichern.
4. Die Schlacht bei den Argin�sen, 406. Eine letzte Anstrengung aller Kr�ste verhalf den Athenern noch einmal zu einem bedeuten-den Siege �ber die peloponnesische Flotte bei den Arginusischen Inseln Zwischen Lesbos und dem Festland (406). Doch blieb der Sieg, den die athenische B�rgerschaft durch die Verurteilung der Feldherren sch�ndete, ohne die gehoffte Furcht.
*23et den Arginnsen fiel Kallikratldas, der Nanarch der Spartaner, w�rdig eines Leonidas; 3�en. Hell. I, 6, 32: 8ti H 2naQzr\ od�kv pkv Kamov olKielxai aiixov �Jto&av�vxog, yetiyeiv 6e aia^Qov elvai Vgl. Cic. off. I, 84.
Die Athener klagten die siegreichen Feldherren an, weil sie die auf dem Meer treibenden Leichen und Schiffbr�chigen nicht aufgefangen h�tten; wiewohl sie sich damit rechtfertigen konnten, da� sie durch einen Sturm daran verhindert worden seien, wurden die sechs, die sich gestellt hatten, hingerichtet. Damals wagte nur Sokrates, der gerade dTtioTdTtjg war (s. S. 62), der blinden Wut des Volkes gegen�ber seine Stimme f�r die Feldherren abzugeben.
5. Die Schlacht bei �gospotami, 405. Als Lhsander wieder den Oberbesehl �ber die peloponnesische Flotte erhielt, �berfiel er die athenischen Schiffe am Thracischen Chersones {Aly�g noxafioi gegen�ber von Lampsakus) und vernichtete sie fast v�llig (405).
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Von 180 Schiffen der Athener entkamen nur 9 unter K o n o n, welche sich nach dem cyprischen Salamis fl�chteten. Die Gefangenen wurden, soweit sie Athener waren, hingerichtet.
Alcibiades, der auf seiner benachbarten Besitzung die Ereignisse beobachtete,, hatte die sorglos gelandeten Athener vergebens vor einer �berraschung durch Lysander gewarnt. Im Jahr darauf (404) wurde er auf einer Reise, die er im Interesse Athens zum Perserk�nig unternommen hatte, auf Anstiften der athenischen Oligarchen ermordet.
6. Einnahme und Dem�tigung Athens, 404. Nach seinem Sieg bei �gospotami war Lysander, allenthalben die athenischen Bundes-genossen unterwerfend, nach dem Pir�us gefahren, w�hrend K�nig Agis Athen von der Landseite belagerte. Die von Hunger gequ�lte Stadt mu�te sich im Fr�hjahr 404 unter harten, von Theram�nes verhandelten Be-dingungen ergeben. Die Befestigungen des Pir�us und die langen Mauern wurden (unter Fl�tenspiel) niedergerissen, die Kriegsschiffe bis auf 12 ausgeliefert ; die Bundesgenossen sollten frei fein, die Demokratie sollte abge-schafft werden. Die Exekutive (aus�bende Gewalt) wurde unter dem Einflu�. Lhsanders drei�ig oligarchisch gesinnten M�nnern �bertragen.
III. Die Zeit des Niedergangs. 404�338.
�berblick und Einteilung. Sparta konnte die durch den Aus-gang des Peloponnesischen Krieges gewonnene Vormachtstellung aus eigener Kraft nicht behaupten; denn die Mehrzahl der Griechenstaaten war dem oligarchischen Regiment abhold. Sparta machte schlie�lich den Versuch, durch, die Vermittlung der Perser, die es noch kurz zuvor bek�mpft hatte, die griechischen Verh�ltnisse zu ordnen (Friede des Antalkldas). Die auss neue ausgerichtete spartanische Zwingherrschast wurde von B�otien aus gebrochen. Geleitet von trefflichen M�nnern, schwang sich Theben zur Vormacht in Griechenland auf; aber nach dem Tod des Epaminondas trat abermals ein Zustand politischer Ersch�pfung in Griechenland ein. Athen hatte unter bescheideneren Verh�ltnissen seinen Seebund erneuert, vermochte aber nicht ihn aus die Dauer zusammenzuhalten. Die Uneinigkeit der Griechen ben�tzte der tatkr�ftige K�nig Philipp von Macedonien, um sich in die griechischen Angelegenheiten einzumischen und eine Vorherrschast Macedoniens anzu-bahnen. Demgem�� zers�llt die griechische Geschichte dieses Zeitraumes in drei Abschnitte:
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1. die Zeit der Vorherrschaft Spartas, 404�371;
2. die Bl�tezeit Thebens, 371-362;
3. das Aufkommen Philipps von Macedonien, 357�338.
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Die Vorherrschaft Spartas.
1. Oligarchie in Griechenland; die Drei�ig in Athen, 404�403. In den meisten Staaten Griechenlands gelangte seit Athens Fall unter dem Einflu� Spartas die oligarchische Partei ans Staatsruder. Die in Athen eingesetzten 30 Machthaber (ol xQidxovza) f�hrten, gest�tzt aus eine spartanische Besatzung, eine Schreckensherrschast. Sie entwaffneten die B�rger bis aus 3000 und beseitigten alle Widerstrebenden durch Hin-richtung, Verm�genseinziehung und Verbannung. Bald brach jedoch im Sch��e der Drei�ig Zwietracht aus: der gem��igtere Theramenes erlag die Herrschast des Kritias. Zuletzt konnten es die verbannten Demokraten wagen nach Attika zur�ckzukehren; sie besetzten unter F�hrung Thrashbuls die Bergfeste Phhle (am Parnes), hieraus den Pir�us und besiegten bei Munychia die Drei�ig. Kritias fiel, die �brigen Gewalthaber wurden teils get�tet, teils vertrieben. Die Demokratie wurde wiederhergestellt (403).
Lysander zog nach dem Krieg �berall umher, setzte spartanische V�gte (Har-mosten, Ordner, v. &Q[i6ga>) ein und richtete Oligarchen ein.
Von den drei�ig �Tyrannen" sollen 13�1500 B�rger hingerichtet worden sein; vgl. BEett. Hell. II, 4, 21: t�lcov xeg�dcov Svena �Alyov deiv n�eiovs xaTexz�vaaiv 'A&ijvaiav iv �xra) /yttjalv ndvxeg He�o7iovvrjoiot dexa Zirj no�e^ovvreg. Nur wenige wagten, wie Sokrates, den Befehlen der Schreckensm�nner zu trotzen. Die vertriebenen Demokraten hatten besonders in Theben Zuflucht gefunden.
Ein nochmaliges Eingreifen des Lysander zugunsten der Oligarchie fand nicht den Beifall des gleichfalls herbeigekommenen K�nigs Pausauias, der zwischen den Parteien vermittelte. Eine allgemeine Amnestie (d. i. Vergessen, v. � priv. und f.tipvrjoxa)), von der nur die nach Eleusis gefl�chteten Drei�ig ausgenommen waren,, sollte die Wiederkehr geordneter Zust�nde erleichtern.
Dem Eifer f�r die Wiederherstellung der alten Verfassung und des Volks-glaubens fiel i. I. 399 Sokrates zum Opfer: er galt, wenn schon mit Unrecht,, f�r einen Sophisten, und die in Athen so lange geduldeten und gehegten Lehren der Sophisten (d. t. Weisheitslehrer) schienen jetzt staats- und religionsgef�hrlich. Die Hauptvertreter der Sophistik waren Ausl�nder, so der S. 86 erw�hnte Gorgias aus Seontini, Protag�ras aus Abdera, Prodikus von Keos, Hippias von Elis. Indem sie den Menschen als Ma� aller Dinge erkl�rten (�dvt<ov xqv^�t0)v �v&Q(oaos), setzten sie das (subjektive) Gutd�nken des Einzelnen an die Stelle all-gemein g�ltiger (objektiver) Wahrheiten. Diesen Sophisten trat aber Sokrates ent-gegen. Geboren 469 zu Athen als Sohn des Sophroniskns, in seiner Jugend wie sein Vater Bildhauer, nicht eigentlich philosophisch gebildet, aber mit unbegrenztem
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Streben nach Erkenntnis, mit schlagendem Witz und seltener Lehrgabe ausgestattet, hatte er zahlreiche begabte und hochstrebende J�nglinge an sich gezogen, so Platon und Xenophon, Alcibiades und Kritias. F�r seinen zwanglosen Unterricht nahm er im Gegensatz zu den anspruchsvollen Sophisten keinerlei Lohn. Durch einen Ausspruch des Delphischen Gottes, Sokrates sei der weiseste aller Menschen, sowie durch eine innere g�ttliche Stimme, die er Scupoviov nannte, f�hlte er sich best�rkt in seinem Berufe als Lehrer und Mahner seiner Mitb�rger. Er lehrte, da� niemand mit Wissen Unrecht thue, da� also rechtes, durch Denken und Pr�fen gewonnenes Wissen und Tugend eins seien. Obwohl er seine Pflichten als B�rger im Felde wie zu Hanse treu erf�llte und auch die Volksreligion achtete, so wurde er doch von Me-letus, Anytus und Lykon angeklagt, da� er die Jugend verderbe und neue Gottheiten einf�hre. Er hielt es unter feiner W�rde das Mitleid der Richter anzurufen, verschm�hte es auch zu fliehen, weil man den Gesetzen gehorchen m�sse, und trank, nachdem er noch einen Mpnat im Gef�ngnis sich des Umganges mit seinen Sch�lern erfreut hatte, getrosten Mutes das Gift (399). Sokrates hinterlie� nichts Schriftliches; fein Wirken und seine Lehren hat Tenophon in seinen Denkw�rdigkeiten (�nofivtj-novevpava) und, poetisch verkl�rt und philosophisch vertieft, Piaton (429�348) in seinen zahlreichen, meist in Gespr�chsform (Dialog) verfa�ten Schriften dargestellt, von welchen die Apologie des Sokrates, Kriton, Ph�don, Gorgias, Protagoras, das Gastmahl, der Staat die bekanntesten sind-
2. Der Zug der Zehntausend, 401. Der persische Prinz Chrus hatte f�r das Unternehmen, seinen Bruder Artaxerxes (reg. 405�359) vom Thron zu verdr�ngen', auch griechische S�ldner geworben. Dieselben gelangten, nachdem ihr Soldherr Chrus in der Schlacht bei Kunaxa gefallen war, unter vielen Gefahren und M�hsalen aus Mesopotamien bis an das Schwarze Meer.
Cyrns war im Peloponnesischen Krieg der Bundesgenosse der Spartaner ge-Wesen und erhielt nach dem Krieg von ihnen die Erlaubnis zu Werbungen, deren Zweck er anfangs geheim hielt; denn wiewohl in der langen Kriegszeit die angeborene-Vorliebe f�r das Waffenhandwerk bei den Griechen noch zugenommen hatte, so waren doch die S�ldner zu einem Zuge in das Innere von Asien nicht leicht zu haben. Die 13000 Griechen unter dem Spartaner Klearch, einem rauhen Kriegsmann, machten den Kern des �ber 100000 Mann starken Heeres ans, das beim �berschreiten des Euphrat endlich das Ziel des Marsches erfuhr. Bei Kunaxa siegten die Griechen auf ihrem Fl�gel �ber die gro�e �bermacht der Feinde (September 401); ihre Not begann erst, als sie durch die Treulosigkeit des Tissapherues ihrer F�hrer beraubt worden waren. Der Spartaner Eheiris�phos und der Athener Xenophon �bernahmen nun die F�hrung und brachten die Griechen durch das Hochland von Armenien auf einem fast 4000 km langen Weg gl�cklich bis nach Trapezuut (und Byzanz). Ein gro�er Teil der heimgekehrten Griechen (6000 Mann) trat sp�ter in das spartanische Heer, das unter Thimbrou damals gegen die Perser im Felde lag. Der Hinaufzug und R�ckzug der Zehntausend ist durch Xeuophons Meisterwerk (�vd�aais, 7 B�cher) ber�hmt geworden.
1 Artaxerxes war der �ltere Bruder, aber Cyrus war zur Zeit geboren, da sein Vater K�nig war.
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3. Agesil�us in Asien 396-94. Um die kleinasiatischen Griechen, welche das Unternehmen des Chrus beg�nstigt hatten, gegen die Rache des Tissaphernes zu sch�tzen, nahm der abenteuerlustige Spartanerk�nig Agesil�us den Krieg in Asien mit Nachdruck wieder aus. Seine Fortschritte bewogen die Perser, neue Wirren in Griechenland anzuzetteln, um dadurch Sparta zur Abberufung des Agesil�us zu veranlassen.
Agesil�us, von Gestalt unansehnlich, hatte durch Lysander den Thron erlangt, war aber nicht gewillt, sich von diesem herrschs�chtigen Manne leiten zu lassen. Indem er das Perserreich, dessen Schw�che schon die Ereignisse beim Zug der Zehntausend hatten erkennen lassen, in Asien selbst angriff, weckte er die Erinnerung an bte homerischen K�mpfe. Er kam bis nach Phrygien, wo er den Tissaphernes, und bis nach Paphlagomen, wo er den Pharnab�zus besiegte. Als dann Tissaphernes beim Gro�k�nig in Ungnade gefallen war, wandte sich sein Nachfolger Tithraustes mit Ver-sprechungen und Geld (die �Bogensch�tzen" des Rhodiers Timokr�tes') an die Griechen im Mutterlande.
4. Der sogen an nte Korinthische Krieg, 395�387. Korinth, Theben, Argos und Athen verbanden sich auf Betreiben der Perser gegen Sparta. Der Krieg begann ungl�cklich s�r die Spartaner: Lysander fiel 395 vor Haliartus in B�otien. Zwar erk�mpfte sich Agesil�us, der aus dem Landwege nach der Heimat zur�ckkehrte, bei K o r o n 6 a den Durch-zug (394); da aber kurz vorher die persische Flotte, gef�hrt von dem Athener Konon, bei Knidus die spartanische Flotte besiegt hatte, so verlor Sparta zun�chst seinen Einflu� aus die Seestaaten. In der Folgezeit zog sich der Krieg um Korinth zusammen (daher seine Benennung). Als ein Vorteil des athenischen S�ldners�hrers Jphikr�tes- �ber eine spartanische Hoplitenabteilung das �bergewicht Spartas auch zu Lande gef�hrdete, wandten sich die Spartaner (wie schon 413) an die Perser; der gewandte spartanische Unterh�ndler Antalkidas tras mit dem Gro�k�nig das Abkommen, Klein-asien solle den Persern geh�ren, alle Griechenst�dte und Inseln sollten srei und selbst�ndig sein, nur Lemnos, Jmbros und Skhros sollten den Athenern verbleiben (387).
Konon hatte nach seinem Siege bei Knidus die langen Mauern von Athen sowie die Befestigungen des Pir�us mit persischem Gelbe Wieb er aufgerichtet. Aber bie Versuche ber Athener, ben Delischen Seebnnb zu erneuern, w�rben burch ben abermaligen Wechsel ber persischen Politik vorl�ufig vereitelt.
1 D. h. Dariken, so gen. von ber Pr�gung (s. S. 25); im ganzen verwenbete Timokrates 50 Talente auf die Bestechung, nur die Athener nahmen kein Geld; vgl. Xen. Hell. IH, 5, 1-2.
2 Jphikrates bildete die Truppe der Peltasten (v. jvMtij leichter Schild) aus: vgl. Com. Nep. Iphicr. 1.
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Indem der Friede des Antalkidas (in den Urkunden ->) �aaUiws elQnvn genannt) Kleinasien wieder den Persern auslieferte, war er tats�chlich die Umkehr des Znstandes unter Cimou (f. S. 70). Der Perserk�nig und Sparta ma�ten sich zugleich das Recht -an, die Ausf�hrung des Autalkidischen Friedens zu �berwachen.
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Thebens Aufkommen. Nenbegr�ndung eines Athenischen Seebundes.
1.Thebens Knechtung und Befreiung. Unter dem Vor-wand, den Frieden des Antalkidas aufrecht erhalten zu m�ssen, griffen die Spartaner r�cksichtslos in die Verfassung der ihrer Macht erreichbaren Staaten ein. Auf einem Zuge nach Chalcidice, wo das m�chtige Olynth im Widerspruche mit den Bestimmungen des Friedens einen Bund gegr�ndet hatte, legte P h � b! d a s in die K a d m e a, die Burg von Theben, im Ein-Verst�ndnis mit den thebanischen Oligarchen eine spartanische Besatzung (383). Die vertriebenen Demokraten, darunter Pelopidas, fanden in Athen eine Zuflucht. Nach vier Jahren kehrte Pelopidas heimlich zur�ck und befreite durch f�hrten Handstreich seine Vaterstadt von der dr�ckenden Herrschaft der Oligarchen (379).
Pelopidas und seine Genossen waren im Aufzug von J�gern in die Stadt gelangt; in Theben vereinigten sie sich mit Gleichgesinnten und �berw�ltigten bei einem Gastmahle, wo sie als T�nzerinnen verkleidet Zutritt gefunden hatten, die H�upter der oligarchischen Partei. Dann wurden die B�rger zur Freiheit aufgerufen; die spartanische Besatzung auf der Kadmea ergab sich gegen freien Abzug.
2. Der B�otische St�dtebund und der neue Athenische Seebund, seit 378. Das durch Pelopidas befreite Theben �bernahm, geleitet von Epaminondas, die F�hrung der b�otifchen St�dte. Gleich-zeitig vereinigte das mit Theben verb�ndete Athen etwa hundert Jahre nach der Gr�ndung des alten Delifchen Seebundes abermals die wichtigsten Inseln und K�stenst�dte zu einer Bundesgenossenschaft unter der Bedingung der Gleichberechtigung.
Theben hatte in der fr�heren Zeit an den gro�en Ereignissen in Griechenland keinen entscheidenden Anteil genommen, namentlich hatte es bei der Abwehr der Perser eine unr�hmliche Rolle gespielt; im Peloponnesischen Krieg half es den Spartanern bei der Niederwerfung Athens, um bald darauf selbst das Dem�tigende der spartanischen Hegemonie zu f�hlen. (Der gegenseitige Schutz der athenischen und der thebanischen Fl�chtlinge 404 und 383.) Die B�otier standen bei den Athenern im Rufe der geistigen Langsamkeit und Plumpheit, doch sind aus ihnen gro�e Dichter wie Hesiod und Pindar hervorgegangen; jetzt erstand in Epaminondas eine der reinsten politischen Ge-stalten, welche die griechische Geschichte kennt. Aus edlem Geschlecht, wenn schon arm, gro�gesinnt und enthaltsam, Feldherr und Staatsmann, dabei auch philosophisch ge-bildet, beherrschte er die Gem�ter seiner Landsleute und machte einen bedeutenden Eindruck auf seine Zeitgenossen. Durch seine Freundschaft mit dem reichen und ritter-lichen Pelopidas gab er den Thebanern das Vorbild inniger Waffenbr�derschaft (die sog. �Heilige Schar" der Thebaner).
3. Die Schlacht bei Leuktra, 371. Seit 371 verlie�en die Athener aus Eisersucht die Sache Thebens und schl�ssen Frieden mit den Spartanern. Allein der Versuch der letzteren, durch einen Einsall in B�otien Theben zur Ausl�sung des B�otischen Bundes zu n�tigen, mi�lang: Epaminondas schlug die Spartaner bei Leuktra auss Haupt (371).
Der Tag von Leuktra bedeutete f�r die Spartaner den Verlust ihrer Vorherr-schaft f�r alle Zeiten. Gewonnen wurde die Schlacht trotz der �bermacht der Spar-taner1 durch die sog. schiefe Schlachtordnung <pdJLayi, d. h. das Anh�ufen der
Sturmkolonne auf einem Fl�gel, w�hrend der andere, schw�chere Fl�gel zur�ckstand; vgl. auch Xen. Hell. VI, 4, 12: ol O^�aioi oiv. eAatzov fj iitl TtEvz^Kovza �antSaiv ovveazqawevoi ijaew, doyig�fievot, <bg ei vi^aeiav r� tieqI tov �aoiAda, rd �AAo n�v ei^eiQOJTov Moolto).
Der F�hrer der Spartaner, K�nig Kleombr�tos, fiel in der Schlacht. Dle Niederlage der Spartaner wurde fast in ganz Griechenland mit Jubel aufgenommen, nur Athen, wo die Besorgnis vor Theben die alte Feindschaft mit Sparta �berwog, nahm die Herolde des Leuktrischeu Sieges kalt auf.
4. Wachsende Macht Thebens. Die Thebaner ben�tzten die durch die Schlacht von Leuktra gewonnene Macht, um aus das �brige Griechenland einzuwirken:
a) Durch wiederholte Einf�lle in den Peloponnes schw�chte Epaminondas das Ansehen Spartas vollends:
1. Sparta selbst wurde 369 bedroht, aber durch Agesilaus gerettet;
2. Messenien wurde besreit und erhielt durch Anlegung der Stadt Messene am Fu� des Jthomeberges einen Zusammenhalt;
3. auch die Arkadier gaben sich durch die Gr�ndung einer Bundes-Hauptstadt, Megalopolis, einen Mittelpunkt und hielten im Bunde mit den Messeniern und den Argivern Sparta in Schach.
b) Pelopidas unternahm mehrere Z�ge nach dem Norden von Griechenland:
1. er schlichtete die Thronstreitigkeiten in Macedonien und nahm den jungen Philipp als Geisel mit nach Theben;
2. er zwang die Tyrannen von Pher� ihre Absichten aus die �brigen thessalischen St�dte auszugeben.
5. Ausgang der beiden gro�en Thebaner. Pelopidas war schon 364 in einem siegreichen Gefechte gegen den Tyrannen Alexander von Pher� geblieben (bei Kynoskephal�); Epaminondas siel aus seinem vierten peloponnesischen Zug in der s�r die Thebaner siegreichen Schlacht bei Mantinea 362. Nach dem Tod der beiden f�hrenden M�nner verlor
i Die Thebaner hatten nur 6000 Mann, die Laced�monier waren etwa doppelt so stark.
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Theben die Vormachtstellung in Griechenland. Da im Jahre darauf (361} auch Agesilaus starb, so trat in Griechenland f�r einige Zeit ein Zustand der Ruhe ein.
Epaminondas hatte kein Bedenken getragen, auch die Anerkennung des Gro�-k�nigs f�r die thebanische Vormachtstellung zu suchen. � Bei Mantinea standen sich bedeutendere Streitkr�fte gegen�ber als bei Lenktra (30000 Thebaner gegen 20000 Spartaner). Nach einer sp�teren Nachricht soll Epaminondas von der Hand des Gryllos, des Sohnes des Tenophon, gefallen sein. �ber seinen Heldentod vgl. Corn. Nep. Epam. 9 und 10.
Agesilaus hatte, �ber 80 Jahre alt, in �gypten an einem Aufstand gegen die Perser teilgenommen, um zugleich seiner Vaterstadt Mittel zur Wiederaufnahm^ des Krieges zu verschaffen.
� 17. >
Aufkommen Makedoniens.
1. Macedonien bis zur Thronbesteigung Philipps. Die Macedonier, ein dem dorischen Stamm verwandtes, aber fr�h schon mit nichtgriechischen Elementen vermischtes und von den �brigen Griechen ab-gesondertes Volk, hatten bisher nur vor�bergehend Anteil an den Geschicken Griechenlands genommen. Als nach mancherlei Wirren Philipp auf den Thron gelangte (reg. 359�336), befestigte er zun�chst mit r�cksichtsloser Ge-walt seine eigene Herrschaft und ben�tzte sodann die Ohnmacht Griechenlands, um seine Macht planm��ig weiter auszubreiten.
Macedonien, vom Axios und Haliakmou durchfl�ssen, war auf drei Seiten durch Gebirge von seinen Nachbarn geschieden, w�hrend es von dem Meere im S�d-osten durch zahlreiche Griechenst�dte, besonders auf der reichgegliederten Halbinsel Chalcidice, abgeschlossen war. Aber in seiner Abgeschlossenheit hatte das gr��tenteils aus Hirten und Bauern bestehende Volk, das den Griechen als halbbarbarisch erschien, seine Kraft und Frische bewahrt. Dem K�nigshause, das sich rein hellenischer Ab-kuuft (von dev Herakliden) r�hmte, war es treu ergeben. Residenzen waren der Reihe nach die St�dte �g� oder Edessa, dann Pella, endlich in der R�merzeit Therme (Thessalonlke heute Saloniki).
Von 510 bis 479 war Macedonien dem Perserk�nig Untertan gewesen. � Von den fr�heren K�nigen traten als Freunde Griechenlands Alexander I. �Philhellen" (um 480, s. S. 68) und Archel�ns (um 410) hervor, der Dichter wie Euripides und K�nstler wie den Maler Zeuxis an seinen Hof in Pella zog.
Philipp hatte einige Jahre als Geisel in Theben gelebt (s. S. 95), wo er die griechische Kriegskunst, aber auch die Zerkl�ftung der griechischen Staaten kennen lernte. Nachdem er durch Verdr�ngung anderer Bewerber (Pr�tendenten) auf den Thron gelangt war, schuf er ein stehendes Heer, dessen St�rke die Sarissenphalanx1
1 aaqiaaa, ein macedonisches Wort f�r die 5 Meter lange Lanze.
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war. Die Edelleute des Landes bildeten die berittene Garde. Auf jede Weise suchte Philipp das bis dahin zur�ckgebliebene Volk der Macedonier zu heben1.
2. Philipps Fortschritte im Norden. Philipp begann damit, sich s�r das Vordringen nach S�den den R�cken zu decken und seinem Lande den Zugang zum Meere zu er�ffnen: er besiegte die P�onier und Jllyrier und nahm dann (seit 357) die zum Teil schon fr�her zu Macedonien geh�rigen Griechenst�dte Amphipolis, Phdna, Potid�a und Meth�ne weg, ohne da� die Athener, durch den gleichzeitigen Bundesgenossenkrieg (357 bis 355) geschw�cht, ihm entgegentraten.
Auch die thransche K�ste zog Philipp in den Bereich seiner Macht; im Mittelpunkt der dortigen Goldbergwerke legte er die Stadt Philippi an (356).
Der Krieg gegen die abgefallenen Bundesgenossen (Byzanz, Rhodns u. a.) wurde von den Athenern unter den Feldherren Chabrias und Chares ungl�cklich gef�hrt und endete mit der Freigebung der Bundesgenossen. Nur Eub�a und einige kleinere Inseln verblieben den Athenern. Abermals war es der Perserk�nig (und sein Basall Maus�lus in Karien), der den Griechen den Frieden diktierte, indem er durch seine Haltung die Athener zur Aufl�sung des Seebundes n�tigte.
Philipp verdankte seine Fortschritte besonders drei Umst�nden:
1. der Kunst, immer den rechten Augenblick f�r seine Unternehmungen zu finden^;
2. seiner selbst�ndigen, weder von einem Rat noch einer Volksversammlung ab-h�ngigen Macht3;
3. seiner Verstellung und Treulosigkeit; so �berlie� er das von ihm besetzte Amphipolis eine Zeitlang den Athenern gegen die R�umung von Pydna, um es ihnen hinterher wieder zu nehmen4.
3. Philipps Einmischung in die Verh�ltnisse Mittelgriechen-lands. Nachdem Philipp schon als Verteidiger der thessalischen St�dte gegen die Tyrannen von Pher� ausgetreten war, gab ihm der sog. Heilige Krieg gegen die Phocier (355�346) die gew�nschte Gelegenheit, sich auch in den Angelegenheiten Mittelgriechenlands als Schiedsrichter auszuwerfen. Die Phocier, welche durch die Verwendung der Tempelsch�tze Mittel gewonnen hatten, den Krieg in die L�nge zu ziehen, wurden schlie�lich von Philipp �berw�ltigt und mit Verlust ihrer staatlichen Selbst�ndigkeit bestrast. Die
1 * Die Verdienste Philipps um die Macedonier z�hlt Alexander bei Aman ('AAegav�Qov �vd�aoig VII, 9, 1�5) auf.
2 * Dem. Ol. I, 2 u. 24.
3 Er war in einer Person Staatsmann, Feldherr und Finanzminister; *vgl. Dem. Ol. I, 4.
4 *Dem. Ol. II, 6.
Stich. Lehrbuch der Geschichte. L Bd. 4. Auflage. 7
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beiden Stimmen, welche die Phocier und die Delphier im Amphiktyonenrat inne gehabt hatten, erhielt Philipp (346).
Der Amphiktyonenrat (s. S. 46) hatte auf Betreiben der Thebaner die Spar-tarier wegen der Besetzung der Kadmea, die Phocier wegen Aneignung des Helgen Gebietes von Kirrha (s. S. 57) zu hohen Geldbu�en verurteilt. Die Vollstreckung (Exekution) des Urteils1 �bernahmen die Thebaner, welche Philipp zu Hufe riefen. Die Phocier wurden in dem Kriege, der den Charakter eines Verw�stungskrieges trug, von Philomelos und nach dessen Tod von seinem Bruder Ouomarchos gefuhrt. Auch Onomarchos und ein dritter Bruder Phayllos fanden w�hrend des Kampfes gegen Philipp und die Thebaner ihr Ende. Der erste Versuch Philipps, durch die Thermo-pylen zu dringen (352), war damals durch die Athener rechtzeitig verhindert worden.
Das schlie�liche Strafgericht �ber die Phocier war hart: ihre St�dte tourdett zerst�rt, die Einwohner entwaffnet und in offenen Flecken angesiedelt sowie zur JtucI; erstattnng des Tempelraubes verpflichtet.
4. Athen und Philipp; der Fall Olynths (348) und der Friede von 346. Athen war dem Umsichgreifen Philipps im Norden und in Mittelgriechenland nicht mit voller Tatkraft entgegengetreten, wie-wohl der patriotische Redner Demosthenes die Gefahr rechtzeitig erkannte und seine Mitb�rger in eindringlichen, feurigen Reden vor Philipp warnte und zur Abwehr mahnte. So war 348 Olynth infolge der ungen�genden Hilfeleistung der Athener in die H�nde Philipps gefallen und damit das letzte Bollwerk vor den Grenzen Macedoniens beseitigt. Kurz vor der Ent-scheidung des Heiligen Krieges schl�ssen die Athener mit Philipp einen Frieden, den sie auf den Rat des Demosthenes auch aufrecht erhielten, als Philipp Wider Erwarten die Phocier vom Frieden ausschlo� und sich in den Besitz ihrer Stimmen im Amphikthonenrate setzte (346; s. oben).
Olynth war damals die bedeutendste Handelsstadt im Norden (s. S. 94) und seit kurzem mit Athen verb�ndet.
Demosthenes' (383�322), der fr�hverwaiste Sohn eines Waffenfabrikanten, hatte sich, zun�chst um seine Vorm�nder wegen seines veruntreuten Erbes vor Gericht zu ziehen, als Redner und Anwalt ausgebildet. Mit Uberwindung vieler Schwierigkeiten und Entt�uschungen brachte er es zur h�chsten Vollkommenheit^in der !Beredsamkeit. Die Redekunst war seit den Zeiten des Penkles durch Antiphon den Lehrer des Thucydides, durch Lysias, den Meister des schlichten Stils, Js Grates, den Meister der Prunkrede, und Js�u s, den Verfasser von Genchtsreden worden. Die beiden letzteren waren Zeitgenossen und Vorbilder des DmioMenes. In der Volksversammlung trat dieser seit 354 auf. Seme ber�hmtesten ^
drei Olynthischen, die Rede vom Frieden sowie die �brigen gegen Philipp gehaltenen Reden, ferner die Kranzrede (f. S. 112).
1 Vgl. die Reichsacht in den Zeiten des alten Deutschen Reiches.
2 "-Vgl. die meisterhafte Portr�tstatue des Demosthenes im Vatikan, wahrschem-lich eilte Nachbildung des aus dem Markte zu Athen aufgestellten Standbildes.
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Die Athener f�hrten damals die Kriege mit S�ldnern und S�ldner-F�hrern anstatt mit B�rgersoldaten; die �bersch�sse der Verwaltung verwendeten sie lieber auf Schaugelder {deaQiHd, s. S. 74) als auf den Krieg; in den Volks-Versammlungen wollten sie nur Angenehmes h�ren. Nur wenige Redner, wie Lykur-,go� und Hyperldes, standen auf der Seite des Demosthenes. Unter den Gegnern der Demosthenischen Politik, welche im letzten Grunde auf dem freilich aussichtslosen Versuch beruhte, die Gesinnung der Athener umzuwandeln, sind zu nennen:
1. der gewandte Redner �schines, der im Rufe stand, von Philipp ge-Wonnen zu sein;
2. der Feldherr Phocion, ein ehrenwerter Charakter, der aber an der sittlichen Wiedergeburt Athens verzweifelte;
3. der Finanzmann Eub�los, der sich durch seine Verwaltung die Volksgunst zu erwerben suchte;
4. der Redelehrer Jsokrates, der den gemeinsamen Krieg gegen den Perserk�nig �f�r die wichtigste Aufgabe aller Griechen hielt.
*Jm Frieden von 346, der nach dem athenischen Unterh�ndler Philokrates auch der Philokrateische genannt wird, waren die Athener von Philipp get�uscht worden. Eine Gesandtschaft von 10 Athenern, worunter Demosthenes, �schines und Philokrates, hatte Philipp in Macedonien aufgesucht, um wegen des Friedens zu verhandeln. Hierauf schickte Philipp seine Gesandten nach Athen mit dem Anerbieten, auf Grund des gegenw�rtigen Besitzstandes (e'xsiv �^cpox^Qovs 5 H%ovcnv) Frieden zu schlie�en. Die Athener nahmen dies an, beschworen den Frieden und schickten eine zweite Gesandtschaft, damit auch Philipp den Frieden beschw�re. Diese Gesandten wurden aber von �schines und Philokrates solange hingehalten, bis Philipp seine 'Eroberungen in Thracien gesichert hatte. Unmittelbar nach dem Abschlu� des Friedens �berw�ltigte er die Phocier und setzte sich im Amphiktyonenbuud fest. Die Athener waren entr�stet �ber diese Treulosigkeit, aber Demosthenes riet angesichts der Gefahr eines Heiligen Krieges gegen Athen, den Frieden zu halten und nicht, nachdem man Wichtigeres preisgegeben, um den Schatten in Delphi (jieqI rfs iv AeAcpots am�g) d. h. den Amphiktyonenbuud einen Krieg aller gegen Athen heraufzubeschw�ren.
5. Philipps Unternehmungen im Norden. Nach dem Frieden von 346 trat Athen unter dem Einflu� des Demosthenes den Versuchen Philipps, auch an der Propontis festen Fu� zu gewinnen, entgegen. Perinth an der Propontis und Bhzanz wurden von den Athenern unter Phocion mit persischer Hilfe entsetzt (340�339).
6. Philipps Sieg bei Ch�ronea, 338; Ende der griechischen Selbst�ndigkeit. Ein abermaliger Heiliger Krieg (gegen die Lokrer von Amphissa, 339�338) gab Philipp wiederum Anla� zur Einmischung in die griechischen Angelegenheiten. Eine Amphikthonenversammlung, in welcher Athen durch �schines vertreten war, hatte wegen Bebauung heiligen Landes den Krieg gegen die Amphiss�er beschlossen; eine zweite Versammlung, bei welcher Athen und Theben nicht vertreten waren, �bertrug die Vollstreckung des Strafverfahrens dem K�nig Philipp. Als dieser aber mit einem be*
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deutenden Heer in Griechenland einr�ckte und durch die Besetzung und Befestigung ElatZas, des Schl�ssels zu Mittelgriechenland (s. S. 29), zeigte, da� er gesonnen sei zu bleiben, brachte Demosthenes ein B�ndnis zwischen Theben und Athen zustande. Philipp �berw�ltigte mit leichter M�he die Amphiss�er und wandte sich dann gegen die Verb�ndeten. Nach unbedeuteu-den Erfolgen erlag das schlecht gef�hrte Heer der Thebaner und Athener am 7. Metageitnion � 2. September 338 bei Ch�ronea der �berlegenen Kriegskunst Philipps. Die Thebaner wurden hart bestrast und mu�ten eine macedonische Besatzung aus der Kadmea ausnehmen, die Athener erhielten einen glimpflichen Frieden, wurden aber aus den Besitz ihrer Stadt und einiger Inseln eingeschr�nkt.
An der Schlacht von Ch�ronea nahm der achtzehnj�hrige Alexander hervor-ragenden Anteil; er �berwand mit der Reiterei die Heilige Schar der Thebaner, w�hrend Philipp den Hauptsto� gegen die Athener f�hrte. Von diesen fielen 10001; 2000 wurden gefangen, die �brigen flohen, auch Demosthenes, der als Hoplite mit-gezogen war.
7. Der Kongre� aus dem Isthmus 338 und Philipps Ausgang 336. Aus einer Nationalversammlung der Griechen zu Ko-rinth wurde Philipp zum unumschr�nkten F�hrer {fjye^cbv avzoxq(xtcoq) Griechenlands gegen die Perser ernannt (337). Ein Teil des Heeres unter Parmenion war schon nach Kleinasien vorausgeschickt, als Philipp zu �g� von einem Hauptmann seiner Leibwache ermordet wurde (336).
Die St�rke des gemeinsamen Heeres wurde auf 200 000 Mann festgesetzt, zugleich verpflichteten sich alle Griechenstaaten zu einem unbedingten Landfrieden.
Die Ermordung Philipps durch den Hauptmann Pansanias geschah vermutlich auf Anstiften der versto�enen K�nigin Olympias. Philipp starb im 47. Lebensjahr und im 24. Jahre seiner Regierung.
8. Die griechische Bildung im Zeitalter nach dem Pelo-ponnesischen Krieg.
a) Die Dichtkunst und die Wissenschaften. In der Trag�die traten nach Euripides, der auch f�r die meisten Sp�teren das Vorbild blieb, keine gro�en Dichter mehr aus. Dagegen folgte aus die alte, politisch-satirische Kom�die, deren Hauptvertreter Aristophanes (t 388) gewesen war, erst die mittlere Kom�die, welche die Gebrechen einzelner St�nde und die menschlichen Torheiten �berhaupt verspottete, endlich die neue Kom�die, welche die Charaktere des b�rgerlichen und h�uslichen Lebens
1 Von ihnen sagt der oben (S. 99) genannte Lykurg (in der Rede gegen Leokrates): awexacpri roig tovtojv ocjuaaiv ij t�v �AA<ov EAArjvoiv i�ev&eqia.
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wahrheitsgetreu vorzuf�hren suchte. Von ihrem Hauptvertreter Menander (um 300), dessen Feinheit von den alten Kunstrichtern �bereinstimmend ge-r�hmt wird, sind keine vollst�ndigen St�cke, sondern nur Fragmente, nament-lich eine Reihe sch�ner Sentenzen, und die Nachdichtungen der r�mischen Lustspieldichter (namentlich des Terenz) erhalten.
Von den Wissenschaften trat in diesem Zeitraum neben der Redekunst, deren im Zusammenhang mit der politischen Geschichte (bei Demosthenes, s. S. 98) gedacht ist, namentlich die Philosophie hervor. Platon, der im Jahre der Einnahme Olhnths achtzigj�hrig starb, hatte die philosophische Darstellung durch reichen Gedankengehalt und vollendet sch�ne Sprache1 zu einer Hauptgattung der Literatur gemacht. Aus Platon, den Begr�nder der akademischen Schule, folgte Aristoteles aus Stagira auf Chalcidice <384�322), der Gr�nder der peripatetischen' Schule, der Erzieher des gro�en Alexander.
*Die gro�e Macht der Pers�nlichkeit des Sokrates, des Philosophen aus dem Volke, zeigt sich in der F�lle von Anregungen, die er ausgestreut, in der Menge eigen-artiger Denker, die er herangebildet hat. Man unterscheidet:
1. die eigentlichen Sokratiker, wie Xenophon und der �ltere �schines welche, in den Fu�stapfen des Meisters wandelnd, vom Menschen Selbstpr�fung und ein sittliches Leben verlangten;
2. die Cyniker, so genannt nach dem athenischen Gymnasium Kynosarges, wo Antisthenes Bed�rfnislosigkeit und Zur�ckgehen auf den Naturzustand lehrte, eine Lehre, die dann von Diogenes aus Sinope, dem Zeitgenossen Alexanders, auf die Spitze getrieben wurde;
3. die Hedoniker oder Cyrenaller, so genannt nach Aristipp von Kyrene, welche umgekehrt in der Kunst des feineren Lebensgenusses und der Ver-meidung unangenehmer Eindr�cke 3 die Aufgabe des Menschen erblickten.
Alle die Genannten �berragt durch Tiefe und Schwung der Gedanken Platon, dessen Hauptwerke schon S. 92 erw�hnt sind, weil sie sich zum Teil auf Sokrates beziehen. Nach Platon ist die sichtbare Welt nur ein unvollkommenes Abbild der vollkommenen und unverg�nglichen Urbilder oder Ideen (l�iai oder eUri); auch die menschliche Seele, durch welche wir, wenn sie losgel�st ist von den k�rperlichen Empfindungen und Bed�rfnissen, die Ideen erkennen, ist unsterblich und den Ideen
1 * Platon war in seiner Jugend Dichter gewesen. �ber Piatons Bedeutung als Schriftsteller urteilt Ranke: �Beim Lesen der Platonischen Dialoge empfindet man den Einklang von Form und Inhalt, gl�cklicher Erfindung und treffendem Ausdruck; sie sind die Arbeit eines gro�en Schriftstellers. Nirgends zeigt sich mehr, welchen Wert Durcharbeitung unb Gestaltung f�r alle Zeit hat."
2 So genannt von neginaTeiv ambulare, weil Aristoteles im Aufunbabgehett 3u lehren liebte.
3 So blieb Aristipp von den letzten Lebensstunden des Sokrates fern.
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verwandt. � W�hrend sich Platon in Athen vom politischen Leben zur�ckzog und ganz auf die Wirksamkeit in der Akademie beschr�nkte, versuchte er in Syrakus, wohin er auf Einladung der Dionyse und des Dion mehrmals kam', sein politisches Ideal von einem Staate, in welchem die Besten herrschen, in welchem die B�rger G�ter-gemeinschaft pflegen und alles Unedle (auch die Dichter mit ihren herabw�rdigenden Vorstellungen von den G�ttern) ferngehalten wird, zu verwirklichen, scheiterte aber an der rauhen Wirklichkeit.
Aristoteles, der ein Sch�ler Platous gewesen war, rief die Philosophie von den �berirdischen (transcendenten) Dingen wieder zur Erkl�rung der bestehenden Welt zur�ck *. Nach Aristoteles besteht die Gl�ckseligkeit und die Aufgabe des t�ch-tigeu Menschen in der vern�nftigen T�tigkeit der Seele. Gott zeigt sich uns in der Zweckm��igkeit alles Bestehenden. Die anthropomorphischen Vor-stellungen von den G�ttern, welche Platon bek�mpfen zu m�ssen glaubte, ^fobigte Aristoteles keiner Widerlegung. Aristoteles bearbeitete fast alle Zweige menschlicher Erkenntnis, viele als der erste und musterg�ltig f�r alle Zeiten, namentlich die Logik, Rhetorik und Poetik, die Ethik und Politik, endlich auch die verschiedenen Teile der Naturwissenschaften8.
b) Die bildende Kunst schritt in diesem Zeitraum von der ernsten Sch�nheit weiter zum Gef�lligen und zum anmutig Sch�nen, von der er� habenen Ruhe zur leidenschaftlichen Bewegtheit. Dies zeigt sich namentlich in der Plastik, die in Skopas, Praxiteles und dem etwas sp�teren Lhsippus noch drei gro�e Meister aufweist. Die griechische Malerei er-reichte mit Zeuxis und Parrhasius und dem etwas sp�teren Apelles ihre h�chste Ausbildung.
-�Die Baukunst dieser Epoche bildete den korinthischen Stil aus, s. S. 76. Auch auf Privatbauten wurde jetzt gr��erer Luxus verwendet; vgl. Dem. Olynth. III, 29: evioi rag l�lag olxlas r<5r dripooiov olxo�oprjpdTMv as^voxiQag eloi yiaTeoytEva<j[A�voi. � Das ber�hmte Grabmal des K�nigs Mausolus (s. S. 9<) in Halikarna� (das �Mausoleum") bezeichnete eine Vereinigung des griechischen Stils mit asiatischer Bauweise.
Auf die Zeit des Skopas und Praxiteles geht die in den Uffizien zu Florenz aufbewahrte Gruppe der Niobe und ihrer sterbenden Kinder zunlck; der Hermes von Praxiteles ist S. 36 erw�hnt. Lysipp war Meister ttn Erzgu�. Auch der Apoll von Belvedere sowie viele Portr�tstatuen und B�sten stammen ans dieser Zeit; vgl. S. 79� und S. 982; die in Neapel aufbewahrte B�ste des blinden Homer geh�rt der folgenden Kunstepoche an.
1 In Unteritalien lernte Platon auch ArchKas von Tarent kennen, der die pythagoreische Lehre eigenartig weitergebildet hatte; vgl. auch H�r. od. I, 28.
2 Vgl. Rafaels sch�nes Wandgem�lde im Vatikan, welches gew�hnlich �bie Schule vou Athen" genannt wird.
1 In den Anfang des 4. Jahrhunderts v. Chr. f�llt auch die Begr�ndung der medizinischen Wissenschaft durch Hippokrates aus Kos (t um 370); auch Aristo-teles war der Sohn eines Arztes und ging von dem Studium der Naturwissenschaften aus, Platon dagegen von den Geisteswissenschaften, namentlich der Dialektik und der Mathematik.
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Wie weit auch die griechischen Maler in der Kunst t�uschender Naturuach-ahmung gekommen sind, zeigt die �ber Zenxis und Parrhasins berichtete Er-Z�hlung von den Trauben, nach denen V�gel pickten, und dem dar�ber gemalten Vorhang. Ein Wandgem�lde in Pompeji, das die Opferung der Iphigenie darstellt, wird ans ein ber�hmtes Bild von Timanthes zur�ckgef�hrt; vgl. Lessings Laokoon II. St�ck. Apelles aus Kolophon (bei Ephesns) war der ber�hmteste aller griechi-scheu Maler; nur von ihm wollte Alexander gemalt, wie nur von Lysipp in Erzgu� dargestellt werden.
IV. Die Zeit der Ausl�sung. 338-146 v. Chr.
�berblick und Einteilung. Der vierte Zeitraum der griechischen Geschichte, in welchem die Griechen ihre politische Selbst�ndigkeit vollends einb��ten, w�hrend ihre geistige Bildung ungeahnten Einflu� aus den Orient wie aus die R�mer erlangtes zerf�llt in drei der Dauer nach ungleiche Abschnitte:
1. Die Zeit Alexanders, 336�823. In �berraschend schnellem Siegeslaus zerst�rte der gro�e Macedonier das Perserreich und bahnte eine griechisch-orientalische Weltherrschast an, starb aber zu fr�h, um den Bestand derselben zu sichern.
2. Die �bergangszeit der Diadochen2, 323�281. Da Alexander keinen m�ndigen Erben hinterlassen hatte, so traten seine Feld-Herren das Erbe an, gerieten aber �ber den Besitz der Herrschast in Streit. Die vierzigj�hrigen K�mpfe der Feldherrnk�nige endigten damit, da� das Reich Alexanders in drei gro�e und mehrere kleine Staaten zerfiel.
3. Die Zeit der hellenistischen Reiche und das Eingreisen der R�mer in die Geschicke des griechischen Ostens, 281�146. Die gro�en hellenistischen Reiche des Orients gewannen trotz ihres Reich-tums an geistigen und materiellen G�tern keinen geschlossenen Zusammenhalt. Das macedonische K�nigreich und das verarmte und durch Zwist entkr�ftete Griechenland fielen zuerst den r�mischen Eroberern anheim.
x* Vgl. Ranke: �Bei der w�rmsten Teilnahme f�r die Freiheit von Griechen-land ist man, die universalen Verh�ltniste �berlegend, doch versucht, den Ersatz f�r dieselbe darin zu finden, da� eine wahrhafte Welteinwirkung des griechischen Geistes erst unter der Herrschaft der Macedonier begann." Mit der Zeit Alexanders d. Gr. hebt eine dritte Periode der griechischen Kolonisation an.
2 D. i. Nachfolger, v. �ia�dxofiai.
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� 18.
Alexander der Gro�e. 336�323.
I. Alexanders Anf�nge.
1. Alexanders Pers�nlichkeit. Durch den unerwarteten Tod seines Vaters war Alexander, kaum 20 Jahre alt, aus den Thron gelangt (reg. 336�323). Von seurigem Geiste, im Besitze der griechischen Bildung, erfa�te er seinen Herrscherberus mit hohem Sinn und gewann, von seinen Erfolgen immer h�her getragen, die Herrschaft �ber die gesamte griechisch-orientalische Welt.
Alexander wurde 356 unter bedeutsamen Vorzeichen geboren (Brand des Artemistempels in Ephesus; dreifacher Sieg seines Vaters, �ber Potid�a S. 97, in Jllyrien und in Olympia). Aristoteles (f. S. 102), von K�nig Philipp zur Erziehung des Thronerben berufen, fl��te dem jungen Alexander einmal Begeisterung f�r die griechische Literatur ein, namentlich f�r Homer, sodann Liebe zu den Naturwissenschaften und einen lebhaften Entdeckungstrieb, vor allem aber brachte er ihm eine hohe Vor-stelluug von den umfassenden Aufgaben eines Regenten bei. Alexander reifte fr�h; mit 16 Jahren war er Reichsverweser, 18j�hrig focht er bei Ch�ronea mit (f. S. 100). Die an der Ermordung des Vaters Beteiligten lie� er streng bestrafen; seiner Mutter Olympias aber blieb er trotz der gegen sie erhobenen Anklagen stets kindlich ergeben.
2. Sicherung des Thrones und des Reiches, 336�335. Alexander �berwand mit Schnelligkeit und Nachdruck die Schwierigkeiten, die sich ihm beim Antritt seiner Regierung entgegenstellten:
a) Er beseitigte die widerstrebenden Mitglieder des k�niglichen Hauses.
b) Er lie� sich von den Griechen aus einem Nationalkongresse zu Korinth das schon seinem Vater �bertragene Amt eines Oberfeldherrn gegen die Perser best�tigen (336).
Die Griechen waren nach dem Tode Philipps unruhig geworben; die Athener hatten sogar, von Demosthenes geleitet, dem M�rder eilten Ehrenkranz beschlossen, f�gten sich aber bald, w�hrend die Spartaner von der Versammlung auf dem Isthmus fern blieben 1.
Auf der Versammlung wurde auch die Errichtung eines Bundesrates {koiv�v awi�Qiov rrjs 'EAAddog) beschlossen, der wenigstens f�r die Lebenszeit Alexanders
1 * Sie erkl�rten p}] elvai otpioi naxqiov &v.oAovd,elv �Adois, &AA' cr�zovg �AAcov i�VyeTa&ai, so in der Anabasis Alexanders von Arrian (I, 1, 2). Neben Arrian ans Nikomedia in Bithynien, der in der Zeit Hadrians (117�138 n. Chr.) auf Grund der Werke der Zeitgenossen Alexanders dessen Taten beschrieb, ist der r�mische Geschicht-schreibet Q. Eurtius Rufus wichtig, der in der ersten Kaiserzeit 10 B�cher de rebus gestis Alexandri Magni schrieb, wovon jedoch die ersten beiden verloren sind. Cnrtins ist minder verl�ssig als Arrian (und Plutarch in der Lebensbeschreibung Alexanders). �
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bestehen blieb. Auch wurde wiederholt ausgesprochen, da� alle Staaten Griechenlands autonom sein, die bestehenden Verfassungen bleiben sollten.
c) Er besiegte die n�rdlichen Nachbarn Macedoniens, die Thracier, Geten und Triballer, die P�onier und Jllhrier (385).
Die macedonische Phalanx siegte zun�chst �ber die Wagenburg der thracischen V�lker; mit Hilfe eines byzantinischen Geschwaders siegte Alexander sodann �ber die Monoxylen (Einb�ume) der Geten und �berschritt (ohne Br�cke) den Jster. Selbst die Kelten am Adriatischen Meer schl�ssen mit Alexander einen Vertrag'. Anch Truppen warb Alexander aus den unterworfenen V�lkerschaften an.
d) Er sch�chterte die Griechen, welche auf ein falsches Ger�cht vom Tode des K�nigs sich erhoben hatten, durch eine schonungslose Bestrafung Thebens ein (335).
Theben wurde auf Beschlu� des Synedrions zu Koriuth zerst�rt, nur die Tempel und das Haus Piudars blieben stehen. An dem Zerst�rungswerk beteiligten sich namentlich die fr�her von Theben hart bedr�ckten b�otischen St�dte wie Plat��. Die Einwohner wurden, soweit sie nicht bei der tapferen Verteidigung gefallen waren, als Sklaven verkauft. � Von den Athenern verlangte Alexander zuerst die Aus-lieferung von zehn ihm feindlich gesinnten Rednern, darunter Demosthenes und Lykurg, verzichtete aber schlie�lich auf ein Strafgericht �ber die Stadt, die er als Heimst�tte der Bildung verehrte. � Aus vielen Teilen Griechenlands str�mten dem Perserk�nig Fl�chtlinge und Unzufriedene zu, um als Mietsoldaten f�r ihn gegen Alexander zu k�mpfen.
II. Alexanders Zug nach Persien, 334-328.
1. Das erste Kriegsjahr, 334; Schlacht am Granikus. Mit einem kleinen Heere (30000 Mann Fu�soldaten und 5000 Reiter) �berschritt Alexander im Fr�hjahr 334 den Hellespont und erfocht am Fl��chen Granikus seinen ersten Sieg �ber die persischen Satrapen und den Rhodier Memnon. Die griechischen St�dte an der K�ste �ffneten ihm als ihrem Befreier vom persischen Joch mit Freuden die Tore. Nur Milet und Halikarna�, wo der tapfere und geschickte Memnon die Verteidigung leitete, widersetzten sich. Bei Halikarna� teilte sich das Heer. W�hrend Parmenion quer durch das Land nach Phrhgien vordrang, zog Alexander durch Lhcien und Pamphhlien, von da wegen der unmittelbar an das Meer herantretenden Gebirge nordw�rts nach Phrhgien. In Gordium, der Hauptstadt Phrhgiens, traf er mit Parmenion wieder zu-jammert und blieb den Winter �ber dortselbst.
1 *Die Kelten erwiderten auf Alexanders Frage, was sie am meisten f�rchteten, nicht, wie jener erwartete: Alexanders Waffen, sondern � 6 oiqavog atirocg
ifineooi. Arr. I, 4, 8.
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Den Kern von Alexanders Heer bildeten 12000 Macedonier. Die makedonische Reiterei (1500 Mann, Innog v&v kxalQatv, geteilt in 8 Schwadronen oder LZat) war die angesehenste Truppe, bei der der K�nig gew�hnlich selbst focht. Antipater war mit einem kleinen Heere zum Schutz Macedoniens zur�ckgeblieben; 120 Dreiruderer, welche der persisch-ph�nicischen Flotte keineswegs gewachsen waren, begleiteten das Landheer; an Geld verf�gte Alexander nur �ber 70 Talente, weil er seine Sch�tze vor seiner Abreise unter die Freunde verteilt hatte. Auf die Frage, was er f�r sich behalte, antworte er: r�? i�ntdag.
Nach dem �bergang �ber den Hellespont ging Alexander nach I l i o n, wo er der Pallas opferte, Spiele veranstaltete und seine Waffen gegen die des Achilles austauschte (paKaQtoag aix6v, Sri v.al ��>v q>tAov matov ual reAevitfoctg fieyaAov xrjQVHog &v%ev, Plut. Alex. 15. Cic. pro Arch. 25). Die Schlacht am Granikus war ein Reiterkampf, aber auf engem Terrain, Mann gegen Mann. Klitns, der F�hrer der K�nigsschwadron �aaihiv.^ Urj oder rd �y^a genannt), rettete das Leben seines K�nigs.
Der kriegserfahrene Memnon hatte den Rat gegeben, keine Schlacht zu liefern, sondern das Land vor Alexander her zu verw�sten und die Entscheidung der Flotte zu �berlassen. In Halikarna� behauptete Memnon die Burg bis zum Jahre 333.
In Gordinm trennte Alexander den Knoten, von dessen L�sung nach einem Aberglauben der Orientalen die Weltherrschaft abhing, mit dem Schwerte.
2. Das zweite Kriegsjahr, 383; Schlacht bei Jssus. Im Fr�hjahr 333 zog Alexander, ohne Widerstand zu finden, durch die Cilicischen P�sse �ber den Taurus nach Tarsus, wo er eine gef�hrliche Krankheit �ber-stand. Unterdessen hatte der Perserk�nig Darius III. (reg. 336�330) ein gro�es Heer ausgebracht und kam, als Alexander die syrische K�ste entlang nach Ph�nicien zog, durch den Pa� des Am�nustores dem macedonischen Heer in den R�cken. Alexander kehrte um und schlug in der schmalen K�stenebene bei Jssus (333) das zw�lsmal st�rkere Heer des Gro�k�nigs vollst�ndig. Darius selbst entkam, sein Lager und seine Familie fielen in die H�nde des Siegers.
Alexander erkrankte nach einem Bad im Kydnus und wurde durch den Arzt Philippus, dem er trotz der Warnung des Parmeuion vertraute, geheilt.
Die Richtung des Zuges Alexanders erkl�rt sich aus seiner Absicht, Ph�nicien, den Sitz der persischen Seemacht, und den ganzen K�stenstrich bis zum Nildelta zu erobern, um sich den R�cken zu sichern. Zum Gl�ck f�r Alexander starb gerade in dieser Zeit der gef�hrliche Memnon, der. schon angefangen hatte, Griechenland gegen Alexander in Bewegung zu bringen.
Darius III. Kodomannns, aus einer Seitenlinie des Ach�menidenhauses, war im Jahre der Thronbesteigung Alexanders nach inneren Wirren zur Regierung gelangt. Ritterlich und sanften Charakters besa� er doch nicht die Tatkraft, einem Alexander zu begegnen.
Bei Jssus kam die Enge der K�stenebene (2,5 km) den Macedoniern zustatten
1 * Curtius HI, 3, 28: (Darius) loci, in quo pugnavit, angustiis redactus est ad paucitatem, quam in hoste contempserat.
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die K�nige sollen selbst im Nahekampf aufeinander gesto�en seinx. Die gefangenen k�niglichen Frauen behandelte Alexander edelm�tig. Die Sch�tze des K�nigs wurden mit der Einnahme von Damaskus durch Parmenion gewonnen.
3. Das dritte Kriegsjahr, 332; Eroberung von Tyrus und Gr�ndung von Alexandria. Nach der Schlacht bei Jssus machte Darius wiederholt Friedensantr�ge, welche Alexander ablehnte. Nach sieben-monatlicher Belagerung nahm Alexander Tyrus, nach zweimonatlicher Gaza ein. Hierauf zog er nach �gypten, wo er als Befreier vom persischen Joch begr��t wurde. Durch die Anlage Alexandrias in der N�he der westlichen Nilm�ndung schuf er dem Welth�ndel an einer der wichtigsten
Stellen einen Mittelpunkt.
Darius bot zuerst gegen die Freilassung seiner Familie ein B�ndnis d. h. Anerkennung der Gleichberechtigung Alexanders an, sp�ter auch die Hand einer semer T�chter und Asien bis zum Halys.
Juseltyrus suchte Alexander durch einen Damm zu erobern, bezwang es aber erst mit Hilfe einer gr��tenteils aus Ph�uicien aufgebrachten Flotte. Die Tyner legten Heldenmut, aber auch eine abergl�ubische Grausamkeit an den Tag: sie schlachteten die Gefangenen dem Moloch. Auch Alexander soll 2000 waffenf�hige junge Tyrier gekreuzigt haben, die �brigen wurden als Sklaven verkauft mit Ausnahme einiger in den Melkarttempel gefl�chteter Edlen und einer Anzahl Karthager, welche nach alter Sitte zum Melkartdienst nach der Mutterstadt gekommen waren.
Alexandria wurde mit Hilfe des griechischen Baumeisters Dinokr�tes, der kurz zuvor den Artemistempel in Ephesns hergestellt hatte, mit weitl�ufigen, rechtwinklig sich schneidenden Stra�en angelegt. Bei einem Besuch des Ammoniums in der Oase Siwah wurde Alexander als Sohn des Zeus begr��t; von nun an von den �gyptern als Nachfolger der Pharaonen betrachtet, von Asiaten und Griechen g�ttlicher Verehrung gew�rdigt, konnte er dem Anspruch des persischen K�nigs, Herr aller Menschen zu sein, als der H�here entgegentreten.
4. Das vierte Kriegsjahr, 331; die Entscheidungsschlacht von Gaugamela. Von Memphis brach Alexander im Fr�hling des Jahres 331 wieder nach Ph�nicien und Syrien auf, �berschritt bei Thap-s�fus den Euphrat, ohne Widerstand zu finden, ging dann �ber den oberen Tigris und schlug zwischen Gaugamela und Arbela (in der N�he des alten Ninive) das an Zahl vielfach �berlegene Heer des Darius. W�hrend Darius sich nach dem Nordosten seines Reiches fl�chtete, nahm Alexander die persischen Hauptst�dte Babylon, Susa und Persepolis ein.
Wie bei Jssus, so sollen auch bei Gaugamela nur einige 100 Macedonier, aber viele Tausende von Persern gefallen sein.
In den persischen Gro�st�dten fand Alexander gro�e Sch�tze vor (in Persepons allein 120000 Tal. oder eine halbe Milliarde Mark); in Babylon opferte er dem
1 "Vgl. das Mosaikgem�lde: die Alexanderschlacht, welches 1831 in Pompeji gefunden wurde. Auch der 1887 zu Sidou aufgefundene sog. Alexandersarkophag (jetzt in Konstantinopel) enth�lt Darstellungen aus der Alexandergeschichte in er-habenen Bildwerken (Reliefs) mit gut erhaltener Bemalung (Polychromie, f. S. 77).
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Gotte Baal, wie er denn gegen�ber der Ormuzdreligion der Perser die mit dem griechischen Volksglauben sich ber�hrende altasiatische Vielg�tterei bevorzugte; in Perse-polis verbrannte er den persischen K�nigspalast zur Vergeltung f�r das, was Xerxes �einst an Athen gethan hatte.
5. Die vollst�ndige Unterwerfung des Perserreiches, 330�328. Nach viermonatlicher Rast in Persepolis folgte Alexander dem fliehenden Darms durch Medien (Ekbatana) nach Parthien und fand ihn schon unter-Wegs an der Grenze von Hhrkanien von Bessus, dem Satrapen Baktriens, get�tet (330). Im folgenden Jahre durchzog Alexander Areia und Arachosien (Afghanistan), erreichte nach �berschreitung des Paropanisus (Hindukusch) den K�nigsm�rder jenseits des Oxus in Sogdi�na (Turan) und lie� ihn hinrichten. Nachdem er noch den Jaxartes �berschritten, die Schthen besiegt und die nord�stlichen L�nder des Persischen Reiches, Sogdiana und Baktrien, durch m�hevolle K�mpfe und durch Anlegung von Alexandersst�dten unter-worsen hatte (329�328), hielt er den Besitz des Perserreiches f�r gesichert und wandte sich neuen Unternehmungen zu.
Alexander lie� den K�nig Darius k�niglich bestatten (in Pasargad�), den Bessus aber, der die Zeichen k�niglicher W�rde angenommen und sich Artaxerxes genannt hatte, nach persischer Sitte erst verst�mmeln, dann hinrichten.
Da der Oxus 6 Stadien (�ber 1 km) breit und Alexander ohne Schiffe war; behalf er sich mit den Fellen der Zelte, die zusammengen�ht das �bersetzen der Sol-baten erm�glichten.
Die Scythen waren besonders durch die Anlage einer festen Stadt ('AAegav�QEia iaxdvrj, das heutige Kodscheud) am Jaxartes gereizt. Die nord�stlichen Alexandersst�dte hei�en bei Curtius: velut freni domitarum gentium.
Auch die Verm�hlung Alexanders mit Rox�ne, einer baktrischen F�rstentochter, sollte die Einheimischen mit der neuen Herrschaft vers�hnen.
Da Alexander als Beherrscher Asiens auch das Zeremoniell der asiatischen K�nige einf�hrte (insbesondere die 7r^oanvvrjaie), geriet er mit dem Unabh�ngigkeit^ sinn seiner macedonischen Umgebung in Konflikt. Eine Verschw�rung derselben mu�te er schon 330 durch bie Hinrichtung bes Phil�tas, bes F�hrers ber Garbereiter, unb burch bie T�tung des Vaters besselben, bes alten unb verbienten Parmenion, unterbr�cken. In Marakanba (Samarkanb), ber Hauptstabt Sogbianas, trug sich bie Ermordung des Klitus zu (328); auch der Philosoph Kallist Heues mu�te es mit Gef�ngnis und Tod b��en, da� er sich der g�ttlichen Verehrung des K�nigs widersetzte. Im Charakter des gro�en K�nigs war eine Wandlung bemerkbar: eine Neigung zum Ma�losen im Genu� wie im Schmerz, sowie �berhaupt Mangel an Selbstbeherrschung trat mehr und mehr hervor.
III. Alexanders Zug nach Indien, 327�325.
1. Er�ssnung des Feldzuges, 327,26. Eindringen in Indien und B�ndnis mit Taxiles. Im Sommer 327 zog Alexander mit einem starken Heer abermals �ber den Paropanisus, sodann durch das Tal des
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Kabulflusses (Afghanistan) nach dem Pendschab (F�nfstr�meland). Er �ber-schritt im Fr�hjahr 326 den Indus und verb�ndete sich mit dem einheimischen F�rsten Taxiles.
Indien, das Wunderland des Altertums, war bis dahin der �brigen Kultur-welt fast ganz verschlossen gewesen. Um 2000 v. Chr. von kriegslustigen arischen St�mmen einer fr�heren minder begabten Bev�lkerung entrissen, erlebte das Land erst ein ritterliches Zeitalter, von welchem die Bedas, die altindischen Religionsb�cher, Kunde geben. Allm�hlich legte der erobernde Stamm seine Kriegslust ab, auch trat an die Stelle der fr�heren Naturreligion die Vorstellung von der Weltseele Brahma; die Priester (Brahmaueu) gewannen an Einflu�, auch die �brigen St�nde wurden als Kasten streng geschieden. Um 600, etwa gleichzeitig mit Solon und Epimenides, war ein F�rstensohn als Reformator des Glaubens und der Sitte aufgetreten, von seinen Anh�ngern Buddha d.i. der Erleuchtete genannt, der die Herrschaft der Priester und die schroffe Kastenscheidung aufzuheben versuchte \ Seitdem standen in Indien die zwei Religionen, der Brahmaglaube und der Buddhismus, nebeneinander, doch hatten zu Alexanders Zeit (wie heute) in Vorderindien die Brahmanen die h�here Geltung.
Auf dem Wege nach Indien mu�te Alexander viele St�dte, darunter auch die Bergfeste Aoruus erobern.
�ber den nach Arrian 40 Stadien (7,5 km) breiten Indus war von He-ph�stion und Perdikkas eine Br�cke geschlagen worden.
2. Verlauf des Feldzuges, Sommer 326. Sieg und Umkehr.
a) Die Schlacht am Hhdaspes. Alexander erzwang den �ber-gang �ber den Hhdaspes und besiegte jenseits desselben den K�nig Porus trotz seiner 200 Elephanten, belie� ihn aber im Besitze seines Gebietes.
Auch in Indien erstanden Alexandersst�dte: Nic�a zum Andenken an den Sieg am Hydaspes, Buceph�la zum Andenken an Alexanders gefallenes Schlachtro� Bucephalus.
b) Umkehr am Hhph�sis. Nachdem Alexander auch den Acesmes und Hhdraotes �berschritten hatte, verweigerte sein durch die Strapazen des Marsches, namentlich auch durch die tropischen Regeng�sse ersch�pftes Heer amHhphasis den Weitermarsch. Alexander kehrte daher nach dem Hhdaspes um und zog zu Schiff und zu Land stromabw�rts, unterwegs noch die streit-baren Maller bek�mpfend.
Nach Arrian beabsichtigte Alexander den Ganges und das �stliche Meer zu erreichen; an der Stelle seiner Umkehr errichtete er 12 turmhohe Alt�re. � Bei dem Sturm auf eine Stadt der Maller geriet Alexander durch seine Tollk�hnheit in Lebensgefahr.
3. Das dritte Jahr des Feldzuges, 325. Die Erforschung der Jndusm�ndung und der Heimweg. Am unteren Indus teilte Alexander das Heer:
a) Krat�rus zog auf dem n�chsten Wege nach Karmanien.
1 Nach Buddha ist die Aufgabe des Menschen Entsagung, sein Ziel das Auf-gehen im All (Nirwana). Der Buddhismus in Ostasien z�hlt heute etwa ebensoviel Bekenner als das Christentum (400 Millionen).
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b) Alexander besuhr den Indus bis seiner M�ndung, kehrte dann nach Patt�a am Beginn des Deltas zur�ck und nahm seinen Weg durch die W�ste von Gedrosien (Beludschistan).
Durch die Entbehrungen eines 60t�gigeu Marsches in der Gedrosischen W�ste kam ein gro�er Teil dieses Heeres um; Alexander war in der Ertragung von Stra-pazen und in Enthaltsamkeit ein leuchtendes Vorbild.
c) Nearch kam mit der Flotte aus der Jndusm�ndung an die M�ndung des Euphrat und Tigris und stellte durch seine gl�ckliche Fahrt den Zusammen-hang des Indischen Ozeans mit dem Persischen Meerbusen klar1.
Damals wurden die Griechen zuerst mit der Erscheinung von Ebbe und Flut bekannt; �berhaupt wurden durch Alexanders Z�ge die geographischen Vorstellungen in �hnlicher Weise bereichert wie in der Zeit der Kreuzz�ge und im Zeitalter der Ent-bedungen.
IV. Alexanders letzte Jahre und sein Ausgang, 324�323.
1. Die Verm�hlungsfeier in Susa und die Verschw�rung in Opis, 324. Um die Perser durch seine Verbindung mit dem Ach�meniden-Hause zu gewinnen, verm�hlte sich Alexander nach seiner gl�cklichen R�ckkehr in Susa mit einer Tochter des Darius; auch viele vornehme' Macedonier gingen Ehen mit persischen Frauen ein. Andrerseits wurden Perser in den Hos- und Heerdienst ausgenommen. Eine deshalb entstandene Verschw�rung macedonischer Veteranen in Opis (am Tigris) d�mpfte Alexander durch ent-schlossenes Auftreten und Entlassung der Unzufriedenen in die Heimat.
2. Alexander in Babylon, 324�323. Die letzte Zeit seines Lebens verbrachte Alexander in Babylon, besch�ftigt mit Entw�rfen zur friedlichen Ausgestaltung seines Reiches und zu neuen Eroberungen.
Alexanders Gedanken nahmen in den letzten Jahren haupts�chlich maritime An-Gelegenheiten in Anspruch: Hafeuaulagen, Erforschung des Schwarzen Meeres und des Kaspisees, Umschiffung Arabiens und Afrikas. Auch mit dem Gedanken einer Unter-nehmung gegen Karthago (und Italien?) trug er sich. In Babylon empfing er die Gesandtschaften vieler fremder Nationen, vielleicht auch eine r�mische.
3. Alexanders Tod, 323. Alexander, dessen Gesundheit durch die unausgesetzten Anstrengungen des Geistes und K�rpers ersch�ttert war, erlag etwas �ber 32 Jahre dt2 zu Babylon einem hitzigen Fieber (Juni 323).
Dem gro�en K�nig war sein Freund Heph�stion, den er schw�rmerisch liebte, 325 im Tod vorangegangen (in Ekbatana). Der Scheiterhaufen, welchen ihm Ale-xander errichten lie�, hatte einen Wert von 10000 Tal. (47 Mill. Mark), bei den Leichenspielen traten 3000 Wettk�mpfer auf.
1 Schon Darius I. hatte das Gleiche unternommen; s. S. 25.
2 Vgl. Cic. Phil. V, 48: Macedo Alexander, cum ab ineunte aetate res maximas gerere coepisset. tertio et tricesimo anno mortem obiit, quae est aetas nostris legibus decem annis minor quam consularis.
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Als Alexander im Sterben lag, lie� er seine Getreuen einzeln an seinem Lager vor�berschreiten. Seine Leiche wurde nach Alexandria gebracht und dort bestattet.
Die Tugenden und die Fehler Alexanders stellt Curtius X, 5, 26�37 zusammen. Die Gestalt des gro�en K�nigs lebte auch in der Sage der Perser, der Turkmenen, der Araber und der Deutschen fort.
*Die Gesichtsz�ge Alexanders zeigt am sch�nsten den Kopf der Alexanderstatue in der Glyptothek zu M�nchen, der mit den Alexanderm�nzen �bereinstimmt.
� 19.
Die Erhebungen der Griechen gegen die macedonische Herrschast und die Diadochenk�mpse bis zur Bildung selbst�ndiger Staaten.
1. Erhebungen der Griechen, 330 mtb 323�322. Zweimal noch erhoben sich die Griechen vergeblich gegen die macedonische Vorherrschaft:
a) W�hrend Alexander durch seine Siege immer weiter in das Innere Asiens gef�hrt wurde, brachten die Spartaner, die 338 bei Ch�ronea und -335 beim Untergang Thebens unt�tig geblieben waren, einen Bund pelopon-nesischer Staaten gegen die macedonische Herrschast zustande. Aber ihr K�nig Agis wurde von AntiPater, dem Statthalter Alexanders, bei Megalopolis besiegt und fiel selbst in der Schlacht (330).
Im Jahre der Schlacht bei Ch�ronea hatten spartanische Mietsv�lker unter einem Sohne des K�nigs Agesilans f�r die unteritalischen Griechenst�dte gegen die Lukauer gek�mpft. Auch dort unterlagen die Griechen den neuaufstrebenden stamm-verwandten Nachbarn (f. S. 152).
Nach seinem Sieg bei Megalopolis �berlie� Antipater die Entscheidung dem Synedrion zu Koriuth (s. S. 104). Die Spartaner baten durch eine Gesandtschaft bei Alexander um Gnade. Die Griechen erkannten fortan gleich den Asiaten Alexander als Gott an1.
b) Sofort auf die Nachricht von Alexanders Tode erhoben sich die Griechen, das von Demosthenes geleitete Athen voran, aufs neue gegen die macedonische Herrschaft. AntiPater wurde in �amta2 eingeschlossen (Herbst 323), schlug aber, nachdem er Verst�rkungen an sich gezogen hatte, die Griechen bei Krannon (s�dl. von Peneus, 322). Athen mu�te eine macedonische Besatzung ausnehmen, eine oligarchische Verfassung einf�hren und die H�upter der antimacedonifchen Partei ausliefern: Hhperides wurde hingerichtet, Demosthenes t�tete sich durch Gift (322).
1 Die Spartaner sollen auf die Forderung Alexanders, ihm g�ttliche Ehren zu beschlie�en, mit dem sarkastischen Lakonismus geantwortet haben: ovyyuQovuev 'A�e^dv�Qt^, iav &eAy d-edg xaAetod'ai.
2 Nach diesem westlich vom Malischen Meerbusen gelegenen St�dtchen wird diese letzte Schilderhebung der Griechen der Lamische Krieg genannt.
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�Ausgang des Demosthenes. Nach der Schlacht bei Ch�ronea stand Demosthenes, der sich eifrig bem�hte, die Kr�fte seiner Vaterstadt neu zu beleben, bei den Athenern in gro�em Ansehen. Auf Ktesiphous Antrag wurde ihm wegen seiner Verdienste (namentlich um die Befestigung der Stadt) der goldene Ehrenkranz zuerkannt, und als �schines den Ktesiphon deswegen anklagte, mu�te er auf die gl�nzende Recht-fertignngsrede des Demosthenes hin selbst Athen verlassen1 und ging nach Rhodus (330). Sp�ter wurde gegen Demosthenes die Klage erhoben, er habe sich mit anderen von Harp�lns, einem abtr�nnigen Statthalter Alexanders, der mit vielen Sch�tzen aus Babylon geflohen war, bestechen lassen; er wurde verurteilt, entkam aber aus dem Gef�ngnis durch Flucht. Nach dem Tode Alexanders zur�ckberufen, war Demosthenes die Seele des gegen Macedonien sich bildenden Bundes. Nach dem Siege AntiPaters floh er aus Athen und nahm, von den H�schern Antipaters verfolgt, im Poseidontempel zu Kalauria Gift (322). Im gleichen Jahre starb Aristoteles.
2. Alexanders Erben. Von der k�niglichen Familie waren nur Frauen und Unm�ndige �brig (Alexanders schwachsinniger Halbbruder Philipp Arrhid�us und seine nachgeborener Sohn von der Roxane, der den Namen Alexander erhielt). Die Reichsverweserschaft f�hrte anfangs Perdikkas (bis 321), darnach AntiPater (t 319), die �brigen Waffengenossen Alexanders sollten sich mit Statthalterschaften begn�gen. Allein diese Einrichtung konnte keinen Bestand haben, da alle Diadochen sich als gleichberechtigt zur Herr-schaft betrachteten. In den um die Vormacht gef�hrten Kriegen fand das ganze Haus Alexanders seinen Untergang.
Der sterbende Alexander soll auf die Frage, wem er das Reich hinterlasse, geantwortet haben: �Dem Besten" (rH Y.qaxio%<p).
* Perdikkas, der; im Besitze des k�niglichen Siegelringes war, fand seinen Tod auf einem Zuge gegen Ptolem�ns, des Lagns Sohn, den Statthalter �gyptens (321). Nach dem Tode Antipaters, der nicht seinen Sohn Kassander, sondern einen Unter-seldherrn als Nachfolger eingesetzt hatte, kam es zu greuelvollen Wirren in Macedonien; Olympias, die leidenschaftliche Mutter Alexanders, lie� ihren Stiefsohn Philipp Arrhid�us t�ten, bald aber wurde sie selbst und sp�ter auch Roxane und deren Sohn Alexander auf Befehl Kaffauders get�tet.
3. Die Feldherrnk�nige bis zur Schlacht bei Jpsus, 301. Zuerst nahm Antigonus, der Statthalter Kleinasiens, nach einem Seesieg, den sein Sohn Demetrius Poliorketes (d. i. St�dtebezwinger) bei Cypern �ber Ptolem�us von �gypten erfochten hatte, den K�nigstitel an (306). Die �brigen Diadochen folgten seinem Beispiele. Als dann das �bergewicht des Antigonus zu dr�ckend wurde, verbanden sich die �brigen Feldherrn-k�nige (Ptolem�us von �gypten, Lysimachus von Thracien, Seleukus
1 �Die bei dieser Gelegenheit gehaltenen Reden, die des �schines gegen Ktesiphon und die �Kranzrede" des Demosthenes, sind auf uns gekommen; dagegen hat sich von Ciceros �bersetzung dieser Reden nur die Einleitung (de optimo genere oratorum) erhalten.
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von Babylon und Kassander von Macedonien) gegen ihn und besiegten ihn bei Ipsus in Phrhgien: der 81j�hrige Antigonus fiel, sein Sohn Demetrius entkam mit dem Rest des Heeres nach Griechenland (301).
* Bei Jpsus wurde entschieden, da� die Feldherrnk�nige unter sich gleich seien, kemer �ber dte anderen den Vorrang beanspruchen d�rfe. Auch sp�tere Versuche des gnechensreuudlichen Demetrius, eine Vorherrschaft zu erk�mpfen, mi�langen; er starb als Gefangener des Seleukus (283); Lysimachns kam ebenfalls im Kampfe gegen Seleukus um (281: letzter Kampf der Waffengef�hrten Alexanders), fem (Thracisches) Reich verschwand unter den �brigen.
4. Die Bildung der hellenistischen' Reiche. Aus den Tr�mmern der Weltherrschaft Alexanders gingen neben kleineren Einzelherr-schasten drei gr��ere Reiche von vorherrschend griechischem Gepr�ge hervor:
1. Macedonien unter den Nachkommen des Antigonus (bis 168);
2. Syrien unter Seleukus und seinen Nachkommen (bis 63);
3. �gypten unter Ptolem�us und seinen Nachkommen (bis 30).
� 20.
Griechenland und die hellenistischen Reiche bis zu ihrem Aufgehen im
r�mischen Weltreich.
I. Griechenland und Macedonien.
1. Macedonien unter den Antigoniden. Nachdem die L�nder der Balkanhalbinsel um 280 durch einen verheerenden Einsall der Gallier ersch�ttert worden waren, gelang es dem Sohne des Demetrius Poliorketes, Antigonus Gon�tas', den Thron von Macedonien zu gewinnen (277) und auf seine Nachkommen zu vererben. Das Bestreben dieser neumace-donischen K�nige ging dahin, nach dem Vorbild der gro�en altmacedonischen K�nige (Philipps und Alexanders) die Hegemonie in Griechenland zu be-haupten und zugleich das Land gegen die nordischen Barbaren zu schirmen.
Der Sto� der Gallier chatte sich vor Delphi gebrochen, ein Teil setzte nach Asien �ber und trat ttt den Dienst des K�nigs von Bithynien. Aus ihnen bildete sich sp�ter das Herne Volk der Gal�ter3.
1 �Hellenismus" ist die Bezeichnung f�r die durch Alexander herbeigef�hrte Mischung hellemschen und fremden, namentlich orientalischen Wesens. Die Sprache dleser Zeit ist das Gemeingriechisch (% xoiv% �idAexros).
2 Ein Wort dunklen Ursprunges, entweder von Gonoi, einer Stadt Thessaliens, wo Antigonus geboren wurde, oder von einem macedonischen Worte, das �Kniepanzer" bedeutet. r
3 Die Gallier wurden von den Griechen auch KMxai und TaUxai genannt.
Stich, Lehrbuch der Geschichte. I. Bd. 4. Auflage. g
5. Der �tolische und der Ach�ische Bund. Da sich die griechischen Staaten in ihrer Vereinzelung zu kraftlos s�hlten, schl�ssen fte sich seit 280 zu B�ndnissen zusammen:
a) in Mittelgriechenland entstand der �tolische Bund;
b) im Peloponnes bildete sich der Ach�ische Bund.
Die beiden Bundesgenossenschaften, in welchen sr�her wenig bedeutende St�mme die F�hrung hatten, standen wiederholt gegeneinander in Waffen. Als Ar�tus von Sikhon, der Stratege des Ach�ischen Bundes, gegen das unter Agis und Kleom�nes neuerstarkte Sparta die Macedomer zu Hilse rief, besiegten diese bei Sellasia in Lakonien die Spartaner (221), behielten aber durch die Besetzung von Akrokorinth f orten auch im Pelo-ponnes eine feste Stellung.
K�nig Agis III. war bei dem Versuch, Sparta durch die Wiederherstellung . der Lykurgischen Verfassung (namentlich durch eine gwchhe�liche Neuverteilung der G�ter) m neuer Bl�te zu bringen, umgekommen. Sem Nachfolger Kleomenes . setzte seine Bestrebungen fort; nach der Niederlage bei Sellasia ging er ms Ausland. Sparta war wie Athen fortan ohne politische Bedeutung und siel mehrmals an Tyrannen, welche sich auf S�ldner st�tzten.
Philop�men, Stratege des Ach�ischen Bundes, wird der �letzte Hellene ���mit weil er im Kampfe gegen die Tyrannen von Sparta (wte Nalns) den alt-griechischen Freiheitssinn und Waffenruhm zu erneuern schien. Von den Messemern gefangen, mu�te er den Giftbecher leeren; es geschah dies m dem namkchen ^ahr in welchem nach der �berlieferung auch Hanmbal und Sc:pw starben (183 v. Chr.).
3. Unterwerfung durch die R�mer. Durch die Streitigkeiten der Griechen mit den makedonischen K�nigen wurden die R�mer ins Land gerufen:
a) durch die Besiegung Philipps III. (197) und des letzten macedoni-schen K�nigs Perseus (168) wurde Macedonien unterworfen;
b) durch die Zerst�rung Korinths und die Aufl�sung des Ach�ischen Bundes (146) wurde Griechenland ein Bestandteil des R�mischen Reiches, wenn es auch erst unter Augustus unter dem Namen Achaia zu emer be-sonderen Provinz gemacht wurde; vgl. � 32, III.
II. Syrien unter den Seleuciden, 312�63.
1. Das Herrscherhaus und die Hauptst�dte des Reiches. Seleukus I. Nik�tor herrschte (seit 312) vom Hellespont bis zum Indus. Seine Hauptstadt war Seleucia am Tigris, aber schon sein Nachfolger Anti�chus verlegte aus Furcht vor den Parthern seine Residenz nach dem Westen, nach Antiochia am Orontes.
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Andere neuentstandene Gro�st�dte des Syrischen Reiches, durch welches gewisser-ina�en das alte Assyrische Reich wieder erneuert wurde, waren Apamea und Laodicea. Nur in der Bev�lkerung der St�dte gelang die Verbindung griechischen und asiatischen Wesens.
2. Schw�chung Syriens durch Abfall der Grenzgebiete. Unter den meist schwachen und lasterhaften Nachfolgern des Seleukus blieb der L�nderbestand nicht erhalten, zumal das Syrische Reich, wie vordem das alte Assyrische, mehrmals mit �gypten in Krieg geriet. Es bildeten sich folgende eigene Herrschaften:
a) im Nordwesten 1. Pontus; 2. das Reich der griechenfreundlichen Attaliden mit der Hauptstadt Pergamum (280�133; 3. Bithynien mit der Hauptstadt Nikomedia; 4. Galatien (f. S. 113).
Die Beherrscher von Pergamum wetteiferten mit den Ptolem�ern in der Pflege Don K�nsten und Wissenschaften. Der gro�artige Altar, dessen Bildwerke (Giganten-k�mpfe, jetzt im Berliner Museum) an die ber�hmte Laokoongrnppe^ im Vatikan er-innern, wurde durch deutsche Ausgrabungen wieder in seiner Anlage erkannt. Die Burg von Athen schm�ckten die pergamenischen K�nige mit Bildwerken, welche die Siege �ber die Galater verherrlichten2. In der sp�teren Zeit schl�ssen sich die Atta-liden den R�mern an.
b) im Norden und Osten: 1. Kappadocien; 2. Armenien (durch den Euphrat geteilt in Gro�armenien im O. und Kleinarmenien im W.); Z. Medien; 4. Baktrien; 5. Parthien unter einem scythifchen, griechen-feindlichen K�nigshause (den Arfaciden, seit 250 v. Chr.).
Das Reich der Parther umfa�te bald alle L�nder zwischen dem Euphrat und dem Indus und wurde nicht nur dem Selencidenreich, sondern in der Folge auch dem R�merreich furchtbar (53 v. Chr. Karrh�).
c) im S�den Jud�a.
Die Juden, welche 332 durch Alexander von der persischen Herrschaft befreit worden waren, standen nach dessen Tod 125 Jahre unter den Ptolem�ern, welche das Land durch die Hohepriester verwalten lie�en. (Damals wurde auch durch 70 j�dische Gelehrte das Alte Testament ins Griechische �bersetzt; diese sog. Septuaginta erleichterte die Verbreitung des Judentums.) Sp�ter schl�ssen sich die Juden den Sekunden an, rissen sich dann aber in 25 j�hrigem Freiheitskampfe (167�142) unter den Makkab�ern^ von der syrischen Herrschaft los und bildeten einen eigenen Staat. Pompejus nahm zugleich mit Syrien auch Pal�stina ein (63) und legte eine r�mische Besatzung nach Jerusalem; doch stellte der r�mische Senat 37 v. Chr. das j�dische K�nigtum unter dem Jdum�er Herodes wieder her. In das vorletzte Jahr seiner Regierung (5 oder 7 vor Beginn unserer Zeitrechnung) f�llt die Geburt Jesu Christi.
1 Die Entstehungszeit dieses von rhodischen K�nstlern geschaffenen Werkes ist streitig (wahrscheinlich um 150 v. Cbr.).
2 Auch der �sterbende Fechter" (richtiger �Gallier") und andere Statuen dieser Zeit erinnern an die Gallierk�mpfe.
3 Der Priester Matathias und seine 5 S�hne, unter welchen Judas mit dem Beinamen Makkab d. i. Hammer der ber�hmteste war, f�hrten das Befreinngs-werk aus.
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3. Die Eroberung Syriens durch die R�mer, 63. Nachdem schon K�nig Antiochus d. Gr. einen ungl�cklichen Krieg gegen die R�mer gef�hrt hatte (190), machte Pompejus i. I. 63 dem zuletzt auf das eigent-liche Syrien beschr�nkten Seleucidenreich ein Ende.
TTT �gypten unter den Ptolem�ern, 323�30 v. Chr.
1. Die Dynastie imd die neue Hauptstadt. W�hrend Syrien durch den Absall feiner Niederl�nder immer mehr zufammenfchmolz, behauptete �gypten, durch feine Lage gegen ausw�rtige Angriffe gesch�tzt, seinen L�nderbestand mit Ausnahme Pal�stinas. In der langen Regierungs-zeit der ersten drei Ptolem�er (323-221) erlangte das Land eine hohe Bl�te; namentlich wurde seine neue Hauptstadt Alexandria nicht nur der Stapelplatz s�r die Waren des Ostens und Westens, sondern �berfl�gelte auch Athen und Rhodas durch Pflege der Wissenschaften.
Unter den Ptolem�ern wurde der von Necho begonnene, von Darms I. voll-endete Kanal zwischen dem Roten Meer und dem Nil wiederhergestellt.
Der Staatsschatz betrug 74000 Talente (oder 350 Millionen Mark); d:e bewaffnete Macht wird auf 3500 Kriegsschisse und 240000 Mann zu Lande angegeben.
Alexandria hatte bei einem Umfang von 15 r�mischen oder 3 deutschen Meilen im 1. Jahrh. v. Chr. gegen 300000 freie Einwohner. Die vor der Stadt liegende, durch ewen Damm verbuudeue Insel Pharus trug einen 180 Meter hoheu Leuchtturm'. Das Innere der Stadt zerfiel tn drei Teile: zwischen dem �gyptischen Viertel im Westen und dem j�dischen im Osten lag das Brucheiou mit demK�mgspalast und den der Wissenschaft dienenden Geb�uden: dem Museum und der Bibliothek.
2. *Die geistige Bildung im hellenistischen und alexan-drinischen Zeitalter. W�hrend die griechische Sch�pferkraft in den bildenden K�nsten sowie in der Dichtkunst in diesem Zeitalter merklich nach-lie�, erreichten die Wissenschaften, namentlich die Grammatik und die Mathematik, jetzt erst ihre Ausbildung.
a) Die bildenden K�nste, welche in der althellenifchen Zeit int Dienste der Religion und des Staates gestanden waren, dienten jetzt vielfach den F�rstenh�fen und reichen Privatleuten. Demgem�� war das Hauptziel der K�nstler jetzt Wirkung aus die Sinne und Befriedigung der Prachtliebe.
*Die einzelnen plastischen Meisterwerke dieses Zeitraumes: die pergamenischen Skulpturen, der Kolo� von Rhodus, die Laokoongruppe sind schon oben angefthrt Den letzten Schritt zur effekthaschenden Kunst�bung bezeichnet der sog- Farnesische Stier w Neapel eine k�hn aufgebaute, aber uuruhig wirkende Gruppe. - Von dem hohen
' Das^ j�ngste der 7 sog. Weltwunder (1. die Pyramiden; 2. die H�ngenden G�rten der Semiramis; 3. der Artemistempel " Ephesns; 4-Phidias; 5. das Mausoleum zu Halikarna�; 6. der Kolo� von Rhodus, 7. der Pha von Alexandria).
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Stande der Portr�tmalerei in dem alexandrinischen und r�mischen Zeitalter geben die im Fajjum (bei Memphis) aufgefundenen Bilder Kunde. Auch die geschnittenen Steine (Kameen) und die M�nzen der hellenistischen Zeit sind sehr sch�n.
b) Von den alexandrinischen Dichtern war der Lyriker Kalli-m�chus (um 260 v. Chr.) der ber�hmteste; auch der sicilifche Jdyllendichter Theokrit lebte um diese Zeit vor�bergehend in Alexandria.
Die alexandrinischen Dichter wurden vielfach die Vorbilder der r�mischen; Theo-krits Idyllen ahmte Virgil in seinen Eklogen (d. i. ausgew�hlten Hirtenliedern) nach.
c) In der nacharistotelischen Philosophie traten besonders Zwei Hauptrichtungen hervor:
1. die epikureische, begr�ndet von Epikur aus Samos (um 300 v. Chr.), welche in der von Furcht und Begierde gel�uterten Lust das Ziel menschlichen Strebens sah (vgl. Aristipp, S. 101);
2. die stoische, von Zeitott aus Cypern begr�ndet, der (gleichfalls um 300 v. Chr.) in der Stoa zu Athen lehrte, da� S�ndhaftigkeit und Enthaltsamkeit dem Weisen zieme. Gegen�ber der Beschaulichkeit der Epikureer empfahlen die Stoiker t�tige Teilnahme am politischen Leben.
Daneben kam um dieselbe Zeit eine dritte Richtung auf, die skeptische, 'begr�ndet von Pyrrbon aus Elis, welcher Zweifel (oxeipis) d. h. Zur�ckhalten mit dem Urteil jeder Erscheinung und jeder Erkenntnis gegen�ber f�r n�tig erkl�rte.
6) Die �brigen Wissenschaften. Die im Museum von Alexandria ihren Studien lebenden Gelehrten bildeten namentlich die Grammatik (oder Philologie) aus. Aristarch (um 200), der die Text�nderungen der Home-tischen Gedichte pr�fte, gilt als einer der gr��ten Kritiker aller Zeiten. Sein Zeitgenosse Eratosth�nes war in Geographie, Chronologie und Literaturgeschichte t�tig. Schon fr�her hatte Euklid es die Mathematik und Geometrie durch seine BeHandlungsweise gef�rdert; auch Archimedes aus Syrakus | 212) lebte seit einiger Zeit in Alexandria.
Auch in der Astronomie und in der Mechanik leisteten die Alexandriner Be-deutendes. Ein Gelehrter erkannte die Bewegung der Erde um die Sonne (helio-zentrische Weltanschauung). Kunstreiche Maschinen und Automaten wurden erfunden.
3. Die Unterwerfung �gyptens durch die R�mer. Unter den sp�teren Ptolem�ern, meist schwachen und zu jugendlichen Regenten, verfiel die politische Macht �gyptens. Schon seit etwa 200 �bten die R�mer eine Schutzherrschaft * �ber das Land aus, das als Getreidekammer und als Durchgangsland f�r den Handel f�r Rom wichtig war; im Jahre 30 v. Chr. machte Octavian �gypten und damit das letzte der hellenistischen Reiche zur r�mischen Provinz; vgl. � 38, II.
1 Vgl. das heutige Protektorat der Engl�nder in �gypten.
C. Die r�mische Geschichte.
�berblick und Einteilung.
W�hrend die griechische Geschichte in ihrem Verlaus keinen einheitlichen Mittelpunkt hat, sondern nach wechselnder Herrschast einzelner St�dte (Sparta, Athen, Theben) und ihrer Bundesgenossenschasten in dem mace-donischen Weltreich und den daraus entstandenen hellenistischen Reichen ausl�uft, ist die r�mische Geschichte, wie schon der Name zeigt, durchaus an die Geschicke der einen Stadt Rom gekn�pft. Rom, ansangs von K�nigen regiert, dann Republik, endlich unter Kaisern stehend, erweiterte seine Herrschaft unter steten K�mpfen �ber die Nachbarschaft, �ber Italien, endlich �ber den ganzen damals bekannten Erdkreis, vor allem die Mittel-meerl�nder.
Nach der inneren Entwicklung und �u�eren Machterweiterung Roms zerf�llt die r�mische Geschichte in folgende Abschnitte:
A. K�nigszeit, 753-510 v. Chr.
B. Zeit der Republik, 510�31 v. Chr.
I. Die Zeit der inneren und �u�eren Bedr�ngnisse; bis zum Gallischen Brand 390.
II. Die Zeit der Unterwerfung Italiens; bis zur Eroberung von Rhegium 270.
in. Die Zeit der ausw�rtigen Kriege; bis zur Festsetzung in Afrika und Asien 133.
IV. Die Zeit der B�rgerkriege; bis zur Schlacht von Actium 31 v. Chr.
C. Kaiserzeit, 31 v. Chr. � 395 (476) n. Chr.
I. Die Zeit des Principats und der Soldatenkaiser; bis auf Diocletian 284.
II. Die Zeit der absoluten Monarchie; bis zur Teilung des Reiches nach dem Tode des Theodosins (395) oder bis zum Ende des Westr�mischen Reiches (476).
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� 21.
Das alte Italien und seine Bewohner.
A. Namen, Umfang und horizontale Gestaltung Italiens.
1. Namen. Mit dem Namen 'IraMa (b. vit�lus, also �Rinderland") bezeichneten die Griechen noch in der Perikleischen Zeit nur den s�dlichsten Teil der Apenninischen Halbinsel \ Bis zur Zeit Casars verstand man dann unter Italien die eigentliche Halbinsel, von den Fl��chen Macra und Rubico s�dw�rts, also mit Ausschlu� der Po-Ebene und der Inseln. Seit Augustus wurde der Name Italien meist in demselben Sinne wie heute gebraucht.
2. Umsang. Italien (in der 3. Bedeutung, also mit Einschlu� der Po-Ebene und der Inseln) hat nicht ganz den Umsang des K�nigreichs Preu�en, rund 300000 qkm oder 5400 Quadratmeilen.
3. Gestaltung. Von den drei s�dlichen Halbinseln Europas dringt Italien am tiefsten in den Kontinent ein. Hinsichtlich der K�stenentwicklung steht es zwischen dem reich gegliederten Griechenland und der massigen Phren�enhalbinsel in der Mitte. W�hrend in Griechenland die �stliche H�lfte bevorzugt ist, hat Italien die gr��te Mannigfaltigkeit auf der West-feite. So kehren sich beide Halbinseln gleichsam den R�cken zu. Dazu kommt, da� sie durch das st�rmische Adriatische Meer (Hadria od. mare superum) getrennt sind, welches sich freilich in der Stra�e von Otranto bis auf 9,6 Meilen oder 71 km verengt. Das Thrrhenische Meer (auch mare Tuscum od. inferum) nimmt den Zwischenraum zwischen Italien und den Inseln ein, w�hrend das Sicilische und Jonische Meer) mare Sic�lum, Ionium) die Mitte bildet zwischen dem �stlichen und dem West-lichen Becken des Mittelmeeres, zugleich den n�chsten Seeweg nach Asrika (18 M. oder 135 km). Verm�ge seiner Lage ist also Italien zur Beherrschung des Mittelmeeres berufen.
B. Gebirge und Fl�ffe.
1. Gebirge. W�hrend die Alpen Italien gegen Norden abschlie�en, scheidet der Apennin als R�ckgrat2 die Halbinsel in zwei ziemlich schmale H�lften.
Die Alpen fallen gegen die Po-Ebene steil ab und blieben schon deshalb den R�mern lange fremd.
1 * Andere Bezeichnungen waren �notria (�Weinland") f�r den S�dwesten, Japygia f�r den S�dosten, Opika oder Aufoma (Oskerland") f�r den mittleren, Ombrika (�Umbrerland") f�r den n�rdlichen Teil der Halbinsel; ein dichterischer Ge-samtname endlich Hefperien (�Land des Westens").
2 Gleich dem Pindns und seinen Fortfetzungen in Griechenland.
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* Von den Sp�teren wurden die Alpen �bersichtlich, wenn auch nicht ersch�pfend, folgenderma�en eingeteilt:
I. Westalpen vom Meer bis zum Montblanc
a) Alpes maritimae bis zum Monte Biso;
b) Alpes Cottiae bis zum Mont Cenis;
c) Alpes Graiae bis zum Montblanc.
II. Mittel- oder Zentralalpen vom Montblanc bis zum Brenner:
a) Alpes Penninae bis zum Simplon;
b) Alpes Lepontiae die Gotthardgruppe;
c) Alpes Rhaeticae bis zum Brenner.
III. Ostalpen vom Brenner bis znm Adriatischen Meer;
a) Alpes Noricae die Osttiroler Berge (Tauern u. s. to.);
b) Alpes Carnicae bis zum Triglav;
c) Alpes Iuliae bis zum Adriatischen Meer.
Der Apennin beginnt mit dem Col bi Tenba, beschreibt zun�chst einen norb�stlichen Bogen um ben Golf von Genua unb zieht von Anc�na aus vorwiegenb s�blich, erst n�her an ber Ostk�ste, bann bie s�dwestliche H�lfte ausf�llenb. Seine h�chste Erhebung (jetzt Gran Saffo, b. i. grande saxum, in ben Abbruzzen, 2960 m) erreicht bie H�he ber Zugspitze, w�hrend bie Fortsetzung auf Sicilien2 mit bem �tna (3300 m) biefelbe noch �bertrifft. Von einzelnen vorgeschobenen Bergen sinb zu erw�hnen:
ber Sorakte im Norden von Rom;
bie Sabinerberge im Osten von Rom;
bie anmutigen Albanerberge unb weiterhin bie Volskerberge im S�bosten von Rom;
ber Vesuv bei Neapel (1280 m), ber bis zum Jahr 79 tt. Chr. als erloschener Vulkan galt; enblich
bas inselartig aus ber �stlichen Ebene aufsteigenbe Vorgebirge mons Garg�nus.
2. Fl�sse, a) In ber gro�en Tiefebene Norbitaliens:
1. Der �beraus wasserreiche unb rei�ende Pabus (Po), mit den Nebenfl�ssen v. l. Ticinus (gel�utert burch ben lacus Verb�nus, Lago Maggiore), Add�a (1. Larius, Comersee), Mincius (1. Ben�cus, Garbasee); weniger bebeutenb sinb bie Zufl�sse v. r., vom Apennin, wie ber Trebia (j. die Trebbin). 2. Der Athssis (die Etsch).
1 Die Alten k�mmerten sich nicht viel um die Bezeichnung der zahllosen Alpen-gipfel; nur der Monte Biso (m. Ves�lus), dessen Spitze aus der Kette der Westalpen besonders hervortritt, wird mehrfach erw�hnt, von Virgil (Aen. X, 707 pinifer Vesulus) u. a.
2 Von dem einstigen Zusammenhange Italiens und Siciliens hatten auch die Alten eine Vorstellung; vgl. Virg. Aen. III, 414:
Haec loca vi quondam et vasta convolsa ruina | dissiluisse ferunt.
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b) Auf der Westseite: Arnus, Tib�ris (Tevere), Liris (j. Gari-gli�no) und Volturnus. Die drei Seen lacus Trasimenus, 1. Albanus und 1. Fucinus.
Der Tiber ist in seinem unteren Laufe schiffbar; sein bedeutendster Nebenflu� ist der v. l. aus den Sabinerbergen kommende, oberhalb Roms m�ndende Anio.
c) Auf der Ostseite sind meist Fl�sse von kurzem Lauf; der bedeu-tendste ist der Aufidus (j. Ofanto).
C. Klima und Produkte.
1. Klima. Wie in Griechenland, so herrscht auch in Italien gro�e Verschiedenheit des Klimas. W�hrend die Po-Ebene und die Bergland-schasten strenge Winter haben, sind die K�stenlandschaften, namentlich die Golfe von Genua und La Spezzia, von Neapel und Salerno, sowie die Insel Sicilien durch milde Winter ausgezeichnet. Die Weizenernte f�llt in Oberitalien Ende Juni, auf Sicilien Ende Mai.
2. Produkte. Was den Anbau Italiens anlangt, so ist die �ltere Zeit, in welcher die W�lder ausgerodet wurden, um f�r Weide und Ackerbau, haupts�chlich Weizen und Gerste, Raum zu schaffen, zu unterscheiden von der mittleren Zeit, in welcher Ackerbau und Gartenkultur, auch der Weinstock und der �lbaum aus der ganzen Halbinsel verbreitet waren. Und wiederum verdr�ngte in der Kaiserzeit die bequemer zu betreibende Viehzucht vielfach den Ackerbau.
Die meisten S�dfr�chte, die Reis- und Maisfelder der Po-Ebene, der Maul-beerbaum, die Aloe, die Agave und andere Pflanzen, welche der heutigen italienischen Landschaft ihr besonderes Gepr�ge verleihen (vgl. Goethes Mignonlied), fehlten im Altertum (f. <5. 323).
D. Einteilung des Landes.
I. Oberitalien, von den Alpen bis zu den Fl�ssen Macra und Rubico, umfa�te drei Landschaften:
a) Gallia Cisalpina (auch Togata, im Gegensatz zur Gallia Trans-alpina oder Braccata1), die Tiefebene des Po, durch den Strom geschieden in Gallia Transpadana, fruchtbarer, weil reicher bew�ssert, und Gallia Cispadana.
St�dte: Mediolanum (Mailand), die alte Hauptstadt der Jnsubrer; Placentia (Piacenza) und Crem�na, r�mische Kolonien am Po; Bononia (Bologna) die Stadt der Bojer; Ravenna, im Altertum in den Lagunen des Adriatischen Meeres gelegen, heute eine Meile (7,5 km) vom Meere entfernt'.
1 to. braccae d. t. Hose; die Gallier jenseits der Alpen hielten l�nger an der heimischen Tracht fest, w�hrend die fr�her unterworfenen Bewohner der Po-Ebene die r�mische Kleidung annahmen.
2 Die Strandlinie des Adriatischen Meeres ist durch die Ablagerungen des Po
und anderer Fl�sse wesentlich vorgeschoben worden.
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b) Liguria, das schmale Gebiet zw. Meer und Apennin. Hauptort Genua im Winkel des Ligustischen Busens.
c) Venetia (und Istria) zw. Etsch und Alpen, mit der r�mischen Kolonie Aquileia und Patavium (Padua), der Vaterstadt des Geschicht-schreibers Livius.
II. Mittelitalien, von Macra und Rubico bis zu den Fl�ssen Sil�rus und Frento, mit je drei Landschaften aus der West- und aus der Ostseite.
a) Auf der Westseite:
1. Etruria (gr. Tv^vtcc), das Gebiet des Arno und des oberen
Tiber.
W�hrend seit dem Mittelalter die bl�hendsten St�dte Toskanas am mittleren und oberen Arno sind, waren im Altertum vornehmlich die St�dte der K�stenebene bedeutend, so Tarquinii, Caere, Vei (nur 16 km von Rom); mehr in den Bergen lag Clusium (Chiusi).
2. Latium vom unteren Tiber bis zum Liris.
Alte Hauptstadt war Alba (longa), langhingestreckt am Rande des hoch-gelegenen Albaner Sees. Aus der welligen K�stenebene, der heute ver�deten und ungesunden Campagna di Roma, erhob sich 25 km vom Meer und etwa gleich weit von den Albaner- und den Sabinerbergen entfernt das alte Rom aus sieben H�geln: 1. Capitolinus, 2. Palatinus, 3. Aventinus, diese drei am Tiberflu� und etwa 45 m hoch, aber nach allen Seiten ziemlich steil abfallend; weiter n�rdlich und �stlich 4. Quirinalis, 5. Viminalis, 6. Esqu�inus und 7. Caelius, diese vier in die Hochfl�che verlausend. Dazu kamen seit der sp�teren Kaiserzeit noch vier weitere H�gel: 8. Collis hortorum (Monte Pincio) im Norden und 9. der wenig bewohnte Monte Testaccio (d. i. �Scherbenberg ) im S�den der Siebenh�gelstadt; endlich jenseits des Tiber (in Trastev�re) l�. mons Vaticanus und 11. m. Ianic�lus, die h�chste Erhebung am unteren Tiber, daher schon in fr�her Zeit als Br�ckenkopf gegen die Etrusker befestigt.
Die �Servianische" Mauer (8 km lang, angeblich in der K�nigszeit erbaut, in wenigen Resten erhalten) bezeichnet den Umfang des alten Roms, die Aurelianische (18 km laug, um 275 n. Chr. erbaut und gr��tenteils erhalten) den Umfang der kaiserlichen Stadt. Im Mittelalter ver�dete namentlich der s�d�stliche Teil des Stadt-gebietes, den auch die heutige Hauptstadt Italiens nicht wieder angebaut hat.
Als Vorz�ge der Lage Roms nennt Livius (V, 54): saluberrimos colles, flumen opportunum, mare vicinum, regionum Italiae medium locum.
Verglichen mit Athen, das kein ansehnliches Hinterland hatte, und mit Sparta, dem der bequeme Zugang zur See fehlte, war Rom zugleich auf das Binnenland und auf das Meer angewiesen.
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3. Campania, die am reichsten gegliederte Landschaft Italiens. St�dte: Cumae, eine fr�here Niederlassung der Griechen, s�dlich davon der Badeort Baiae, beide am Vorgebirg Misenum. Neapolis mit den benachbarten St�dten Herculaneum und Pompe! (versch�ttet 79 n. Chr.). Dem Gols von Neapel sind die Inseln Aenaria (jetzt Jschia), Prochyta (Procida) Capr�ae (Capri) vorgelagert. Im Innern lagen Capua (nahe dem Vol-turnus) und Nola; am s�dlichen Meerbusen Salernum.
b) Aus der Ostseite:
1. Umbria vom mittleren Apennin bis zum Adriatischen Meer mit Ariminum (Nimmt) und Sena Gallica, der Hauptstadt der senonischen Gallier (Sinigaglia, spr. Sinigallia).
2. Picenum mit Anc�na (von dyxcbv, weil in Ellenbygensorrn gebaut).
3. Samnium, wozu gew�hnlich auch das n�rdlichere Gebiet der Sabiner, Marser und P�ligner gerechnet wird.
III. Unteritalien mit je zwei Landschaften im Westen und Osten:
a) im Westen Lucania und das Land der Bruttii mit meist griechischen St�dten wie Paestum (Ilooeidcovia), wo noch heute drei wohl-erhaltene Tempel Zeugnis geben von der fr�hen Einwirkung des griechischen Geistes auf Italien, ferner Sybaris-Thurii, Croton, Rhegium s. S. 48;
b) im Osten Apulia und Calabria1. Die St�dte Apuliens lagen meist im Innern, so Venusia, die Heimat des Horaz, die St�dte Kalabriens am Meer, wie Brundisium (Brindisi), �berfahrtsort nach der griechischen Haloinsel, und Tarentum (T�pag), die bedeutendste Stadt Gro�griechenlands.
IV. Dte Inseln.
a) Sicilia (griechisch SixeAia, sr�her auch TQivaxQLa), die gr��te^ und reichste Insel des Mittelmeeres, [deshalb fr�he schon das Ziel fremder Seefahrer und Eroberer. Urspr�nglich von (iberischen) SMnern, dann von den (italischen) Sik�lern bewohnt, fiel es fr�h schon in die H�nde der Ph�nicier und Karthager, denen es sp�ter die Griechen fast ganz entrissen (480; s. S. 68 und S. 88). Die bl�hendste Griechenstadt war Syrac�sae.
b) Sardinia mit Car�lis im S�den, bis 238 in den H�nden der Karthager.
1 Seit dem Mittelalter wurde der Name Kalabrien auf die s�dwestliche Halb-insel (das Land der alten Bruttier) �bertragen.
2 Sardinien ist nach der j�ngsten Vermessung um 5000 qkm kleiner als �teilten.
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c) Corsica, wie Sardinien nur an den K�sten bekannt, wichtig als Station f�r die Fahrten aus den s�dlichen Gew�ssern nach den gallischen K�sten, wie nach der um 600 von Phok�a gegr�ndeten Pflanzstadt Massilia (Marseille).
E. Die Bewohner Italiens.
I. Die eigentlichen Jtaliker, die den Griechen in Sprache und Glauben nahe verwandt und Wohl wie diese aus dem Landweg aus der gemeinsamen Heimat eingewandert waren. Sie zerfallen in zwei Hauptst�mme:
a) die Latiner im Westen, lange aus den Ackerbau beschr�nkt, kriegsliebend und begabt s�r die Ausbildung des Rechtes und des Staats-Wesens;
b) die umbrisch-samnitischen V�lker' im Osten und S�dosten, vielfach den R�mern gleich geartet, aber ohne festen staatlichen Zusammenhalt, daher schlie�lich (nach den Samnitenkriegen) den R�mern Untertan.
II. Die Etrusker?, ein nach Sprache und Gesittung fremdartiger Volksstamm, sr�her (bis etwa 500 v. Chr.) auch in Oberitalien se�h�st, aber durch die Gallier von dort verdr�ngt. Sie hatten auch, vielleicht von der See her, Kompanien besetzt, erlagen aber hier den Samniten und Griechen.
Die Etrusker waren t�chtig zur See, aber den Karthagern und Griechen nicht gewachsen. Sie �bernahmen vieles von der griechischen Kultur, bildeten es aber eigen-artig weiter. Die Etrusker waren die Lebrer der R�mer 1. in vielen gottesdienstlichen und staatlichen Gebr�uchen (Opferschau, Fechterspiele, Triumph v. griech. did-vQafi�os), 2. in technischen Fertigkeiten (Metallarbeiten, Feldme�kunst, Gew�lbebau).
III. Die Gallier (Kelten, Ta�drai), in der Po-Ebene etwa seit dem s�nsten Jahrhundert se�haft, waren in einzelnen Hausen auch nach Mittel-italien vorgedrungen, wo sie die Umbrer verdr�ngten. Nachdem sie mehrere Jahrhunderte gef�hrliche Nachbarn der R�mer gewesen waren (390!), wurden sie feit 225 unterworfen und schlie�lich v�llig romanisiert.
IV. Die Li gurer (Lig�res), die Ben�ter (und Jstrer), sowie die Japhger (Iapyges, in Kalabrien), Reste und versprengte Zweige anderer St�mme, blieben ohne Bedeutung s�r die Kultur Italiens.
1 Die Samniten (griechisch Sawizai; Sabiner und Sabeller sind nur andere Formen desselben Wortes) hei�en auch Osker. Dem oskischen Sprachstamm ge-h�rten auch die Lukauer und Apuler an.
1 Der griechische Name TvQorjvol scheint auf den Namen Rasena, mit dem sie sich selbst bezeichneten, zur�ckzugehen. Nicht einmal ob ihre Sprache indogermanisch ist, konnte aus den Resten derselben bis jetzt ermittelt werden.
V. Die Griechen suchten seit etwa 1000 v. Chr. Unteritalien auf dem Seewege aus und besiedelten die K�sten, w�hrend sie im Innern keinen Boden gewannen.
Von den Griechen hei�t Unteritalien Gro�griechenland, auch die Bezeichnung �Jonisches" Meer erinnert an die fr�hen Fahrten der Griechen. Die griechischen Einfl�sse auf Rom wie auf ganz Italien beginnen viel fr�her als das Eingreifen der R�mer in die griechischen Verh�ltnisse.
� 22.
Die r�mische Religion.
A. Die Vorstellungen von den G�ttern. Die Jtaliker der-ehrten wie die Griechen und andere Indogermanen die Kr�ste der Natur: Licht, Wasser, Wind und Wachstum. Aber w�hrend die Griechen die ur-spr�nglichen Naturg�tter immer menschlicher gestalteten (Anthropomorphis-mus, s. S. 34), fa�ten die R�mer die Gottheiten auch sp�ter als Verk�r-perungen der Naturkr�fte, verbanden jedoch sittliche Begriffe mit den Vor-stellungen von den einzelnen G�ttern.
I. Die urspr�nglichen Naturgottheiten.
1. Als oberster Gott (optimus, maximus) wurde luppiter (d. i. Himmelsvater) verehrt, der Gott des Regens (I. pluvius), des Donners (I. tonans); als luppiter Stator der Gott der Schlacht, auch des Sieges und des Triumphes. Seine Gemahlin ist Iuno, die G�ttin des lichten Himmels, Besch�tzerin des weiblichen Lebens.
2. I�nus (der �Leuchtende"), urspr�nglich der Sonnengott, sodann der Gott des Wechsels der Zeiten, insbesondere eines jeden Ansanges. Ihm steht zur Seite Diana (die �Leuchtende"), urspr�nglich die Mondg�ttin.
Dem Janus war der Beginn des Jahres geweiht (�Januar"), aber auch alle Durchg�nge und T�ren waren ihm heilig (ianua �die T�re"); der Tempel des Janus wurde im Frieden geschlossen. Der Gott Janus wurde abgebildet mit einem vor-w�rts und einem r�ckw�rts gewendeten Gesicht (biceps), das einzige rein r�mische G�tterbildnis.
3. Mars (Mavors, Mamers), urspr�nglich ein �ott der Herden und Felder, bald auch der Kriegsgott.
4. Saturnus, d. i. Saatengott (v. sero, s�tum); seine Gemahlin ist Ops, d. i. die G�ttin des Wohlstandes.
Das Saturuusfest (Saturnalia), urspr�nglich wohl ein Erntefest, war sp�ter das Fest des goldenen Zeitalters, in dem Saturnus K�nig war, und der Gleichheit aller Menschen.
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5. Faunus (b. i. ber �Holbe", v. faveo), ber Gott ber Hirten unb Herben; vgl. ben griechischen Pan.
6. Silv�nus, ber Gott bes Walbes.
7. Volc�nus, ber Gott bes Feuers unb ber Erzbilbnerei. H�her stanb
8. Vesta, bie Besch�tzerin bes Herbfeuers.
9. Minerva (vgl. me-min-i), bie G�ttin ber geistigen Kraft.
10. Venus, urspr�nglich eine G�ttin ber G�rten, weiterhin ber Liebe.
11. Tellus, bie G�ttin bes Erbbobens (baneben sp�ter Ceres als G�ttin bes Wachstums ber Erbe).
12. Nept�nus, ber Gott bes Meeres.
II. Die D�monen (�Geister"). Neben ben eigentlichen G�ttern erf�llten Natur unb Menschenleben zahlreiche niebere Gottheiten, so
1. bie Laren (l�res), bie verkl�rten Geister ber Gestorbenen, unb
2. bie Penaten (pen�tes v. penus bas Innere), bie guten Geister bes Hauses, beibe am heiligen Herbe bes Hauses verehrt;
3. ber Genius, ber ben einzelnen Menschen burch bas Leben begleitet;
4. bie Lemuren (lem�res) ober Larven (larvae, b. i. Gespenster), die Geister ber b�sen Menschen'.
III. Die V erk�rperungen (Personifikationen) von sittlichen Eigen-schasten unb Vorg�ngen bes menschlichen Lebens.
Die Tugenben stellten sich bie R�mer in einzelnen Gottheiten der-k�rpert vor unb verehrten baher bie Virtus, Pietas, Pudicitia, Concordia. Alles Gute kam von ben G�ttern, baher w�rben Fortuna unb Salus, Spes unb Bonus Eventus g�ttlich verehrt. Aber auch ber Krieg hatte g�ttlichen Ursprung, es w�rbe zu Bell�na unb Victoria, zu Pallor unb Pavor gebetet. Ferner gab es einen Gott ber Felbmark (Terminus), eine G�ttin ber Jahresernte (Ann�na) und G�tter aller einzelnen h�uslichen unb l�nblichen Vorg�nge von einiger Bebeutung.
Die meisten r�mischen Gottheiten weisen auf das Landleben hin, so au�er den obengenannten noch die Hirteng�ttin Pales, bereit Fest (die Palilien) zugleich als der Gr�ndungstag der Stadt Rom galt, ferner Vertumnus (v. verto), der Gott der Jahreszeiten, namentlich des Herbstes, mit seiner Gemahlin Pomona, der G�ttin des Obstes. Allm�hlich aber trat ein Wandel der Anschauungen ein, namentlich kamen seit der Zeit der Tarqninier griechische Einfl�sse zur Geltung:
1 Dagegen die Manen (m�nes, ctg. �bie Guten"), die Geister der Abge-schiedenen, insoferne sie nicht auf ber Oberwelt, fonbern in ber Unterwelt verweilen.
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1. die r�mischen Gottheiten wurden den entsprechenden griechischen �hnlicher gedacht und gestaltet, so der r�mische Liber (und Libera) dem griechischen Dionysos (und der Persephone); 2 diejenigen griechischen Gottheiten, denen man keine r�mischen ver-gleichen konnte, wurden neu eingef�hrt; dabei behielten sie entweder den griechischen Namen, wie Apollo, oder sie erhielten einen r�mischen, wie Hermes, der Gott des Handels und Wandels, der von den R�mern Mercurius (v. merx) umgenannt wurde. So geboten die von Tarqninius Superbus angekauften (griechisch geschriebenen) Sibyllinischen B�cher geradezu die Einf�hrung fremder Gottheiten, wie der phrygischen Magna Mater. In der Kaiserzeit vollends wurden auch orientalische und kel-tische Gottheiten von den R�mern verehrt, wie die �gyptische Isis, der persische Mithras, die gallischen �M�tter".
B. Die Verehrung der G�tter. Die Gottesfurcht war ein Grundzug des r�mischen Wesens. Der R�mer f�hlte sich an die Gottheit gebunden, von ihr abh�ngig; durch genaue Aus�bung heiliger Gebr�uche glaubte er sich ihrer Gunst und ihres Rates versichern zu m�ssen'.
I. Die heiligen Gebr�uche (Zeremonien2).
a) Gebete. Alle einigerma�en wichtigen Handlungen begann der R�mer mit Gebet. W�hrend der Grieche zur Gottheit aufblickte und die H�nde gen Himmel ausstreckte^, verh�llte der R�mer das Haupt.
b) Opfer. Auch bei den R�mern verschwanden die Menschenopfer fr�h und wurden dnrch Tieropser ersetzt. Nur die Selbstopferung einzelner kam auch fp�ter vor (Curtius f. � 26; die Decier f. � 28).
Die Abschaffung der Menschenopfer wurde dem K�nig Numa zugeschrieben (vgl. S. 38); doch kehrte man in der Zeit der Pnnischen Kriege noch einmal zu diesem grausamen Aberglauben zur�ck: nach der Schlacht bei Cann� wurden ein Gallier und eine Gallierin, ein Grieche und eine Griechin auf Befehl des Senates lebendig begraben. � In dem ver sacrum trat an die Stelle des Opferns die Aus-Wanderung der Jugend eines Jahrgangs (vgl. das Gedicht von Uhland).
Ein besonders feierliches Opfer, Snovetanrilien4, wurde im Namen des Se-nates zur S�hnung des ganzen Volkes dargebracht.
c) Feste. Auch die zahlreichen Feste der R�mer, die Spiele, die Triumphe und die �ffentlichen Vitt- und Danktage (supplicationes) z�hlten zu den gottesdienstlichen Handlungen.
1 Religio v. relegere wiederlesen, gewissenhaft bedenken. *D�fj bei den R�mern das ganze �ffentliche und private Leben durch gottesdienstliche Gebr�uche zusammengehalten wurde, fiel auch dem griechischen Geschichtschreiber Polybins, dem Zeitgenossen des j�ngeren Scipio (146) auf (VI, 56): xcct [*ot. �oxei z� naga tois aA�otg �vd~Q(hnoig dveiSi^�fievov; zovzo avve%eiv z� 'Pojftaimv Tzgay/taza, �eyo) 6h zi\v SeiaiSaifiovCav. Polybius geht aber von der sp�teren Zeit aus, wenn er meint, die r�mischen Staatsm�nner wollten dadurch nur die Menge im Zaum halten; vielmehr beruhte die Gottesfurcht der alten R�mer auf dem angeborenen Gef�hl der -eigenen Unzul�nglichkeit.
2 Caerimonia, ein etruskisches Wort, vgl. Caere.
3 *Vgl. die sch�ne Statue des betenden Knaben im Museum zu Berlin.
4 v. sus, ovis und taurus.
- 128 �
IL G�tterbilder und Tempel. Auch von den R�mern wurden die G�tter urspr�nglich im Freien verehrt und zwar unter Sinnbildern (Fetischen); z. B. Mars unter dem Sinnbild einer Lanze. Durch etruskische und griechische Einfl�sse kam dann der Tempelbau aus, die G�tterbilder wurden fast durchaus nach griechischen Vorbildern gefertigt.
III. Die Priester. Sowenig wie bei den Griechen bildeten bei den R�mern die Priester eine eigene Kaste mit erblichen Vorrechten; sie waren vielmehr Staatsbeamte, von den weltlichen Beamten haupts�chlich durch die lebensl�ngliche Dauer ihres Amtes unterschieden. Der Ursprung fast aller Priesterschasten wurde aus den zweiten K�nig, den sabinischen Numa Pompilius, zur�ckgef�hrt. Die gr��te Bedeutung hatten diejenigen Priester, welche den Willen der G�tter durch Vogelschau und Opferschau zu erforschen hatten: die Augunt1 und die von den Etruskern �berkommenen Harufplces^. Auch auf sonstige Vorzeichen (prodigia) wurde sorgf�ltig geachtet.
A. Die K�nigszeit. 753�510.
�berblick. Rom bildet, von einheimischen und fremden K�nigen regiert, seine eigenartige Verfassung aus und gewinnt an Stelle Albas die Vorherrschaft �ber Latium.
� 23.
Die �berlieferungen �ber die K�nigszeit.
I. Die Gr�ndung Roms.
a) Die Sage. Die R�mer leiteten in der sp�teren Zeit das Geschlecht ihres Ahnherrn Romulus von dem Trojaner �neas und von dem Gotte Mars ab3.
Anchises und Venus . Troia
�neas (verm. m. Lavinia) Lavinium
Askanius od. Julus, Gr�nder von Alba; Alba
dessen 14. Nachfolger Prokas
Numltor Amulius Rhea Silvia (und Mars)
Romulus und Remus. Roma
1 v. avis und gustare kosten, erforschen.
2 �. har�ga Opfertier und specio.
3 * Vgl. Cic. de re publ. II, 4: Romulus patre Harte natus � concedamus enim famae hominum praesertim non inveteratae solum, sed etiam sap ienter a maioribus proditae, bene meriti de rebus communibus ut geuere etiam putarentur, non solum ingenio esse divino.
� 129 �
Des �neas Fahrt von Troja und seine Festsetzung in Latium hat Virgil, der Zeitgenosse des Augustus, dichterisch ausgemalt. Die Sage von der Aussetzung der Zwillingsbr�der im Tiber, ihre Erhaltung durch die W�lfin und den Hirten Fanstu-lus, ihr Heranwachsen unter den Hirten und die Rache an Amnlius erinnert an die Cyrussage (s. S. 23). Um die 400 Jahre zwischen der Zerst�rung Trojas und der Gr�ndung Roms auszuf�llen, erfand man die 14 K�nige von Alba.
b) Der geschichtliche Kern der Gr�ndungssage und die angenommene Zeit der Gr�ndung. Rom wurde wahrscheinlich als Tochterstadt von Alba gegr�ndet. Als Zeit der Gr�ndung nahm man das Jahr an, welches dem 4. Jahr der 6. Olympiade (f. S. 54') oder dem Jahre 753 vor Beginn unserer Zeitrechnung entspricht.
Als Tag der Gr�ndung Roms wird noch heute der 21. April (die Palilien, s. S. 126) gefeiert. Der Zwist zwischen den Br�dern wegen des Anguriums und der Namensgebung wurde durch die T�tung des Remus beendigt. Die urspr�ngliche Stadtanlage (urbs quadrata) war auf dem Palatiu (f. S. 122).
II. Die 7 K�nige Roms. Rom wurde anfangs von K�nigen regiert. Wiewohl Namen und Zahl' dieser K�nige nicht �ber allen Zweifel erhaben sind, so ist die von Livius und anderen Geschichtschreibern �berlieferte K�nigs-geschichte doch wichtig s�r die Kenntnis der �ltesten Zust�nde Roms. Denn an die einzelnen K�nige kn�pfte man die Erinnerungen, welche sich aus der Vorzeit erhalten hatten.
1. Romulus. Um die Stadt zu bev�lkern, soll Romulus ein Asyl, d. i. eine Freist�tte f�r Heimatloses errichtet und den Raub der Sabine-rinnen angeordnet haben. Der deswegen mit den Sabinern entstandene Krieg f�hrte zur Eroberung des Kapitols durch den K�nig von Cures Titus Tatius (Verrat der Tarpeja) und zur Aufnahme der Sabiner in den r�mischen Staat. Zu den Ramnes (Ramnes � Romani) aus dem Palatin traten jetzt die sabinischen Tities aus dem Quirinal. Das Kapitol war wohl der beiden St�mmen gemeinsame Mittelpunkt der Ansiedlung. Titus Tatius regierte neben Romulus (vgl. das Doppelk�nigtum in Sparta); nach dem Tode des Sabiners regierte Romulus wieder allein, bis er bei einer Volksversammlung aus dem Marsfeld unter Gewitter zu den G�ttern entr�ckt wurde. Als Ouirinus3 wurde Romulus sp�ter g�ttlich verehrt.
Der r�mische K�nig (rex v. rego, also Leiter) war sowenig wie der altgriechische oder altgermanische unbeschr�nkt. Die H�upter der einzelnen
1 Vgl. die Siebenzahl der H�gel Roms.
2 �av�ov von a priv. und ovAda) �rei�e weg".
3 * Die W�rter Quirinus, Quirinalis, Quirlt es (eine alte Bezeichnung f�r die r�mischen B�rger), curia, Cures scheinen (wie Tities und Titus Tatius) auf eine gemeinsame Wurzel zur�ckzugehen.
Stich, Lehrbuch der Geschichte. I. Bd. 4. Auflage. 9
- 130 �
Familien (gentes) bildeten als V�ter (patres) seinen Rat (senatus, vgl. ysQovoia). Je 10 gentes bildeten eine Pflegschaft (curia), je 10 curiae eine tribus (d. i. Gemeindebezirk), deren Rom anfangs zwei, bald drei hatte: Ramnes, Tities und LucSres (s. unter Tullus Hostilius). Alle Patrizier, d. h. die erwachsenen M�nner der gentes und curiae, bildeten die Volksversammlung (comitia curiata, Plur.), ebenso das Heer, indem jede gens einen Reiter und zehn Fu�soldaten stellte: also 300 equites (od. celeres) und 3000 pedites. Die nicht in die gentes aufgenommenen Einwohner hie�en Klienten (d. i. H�rige, v. cluere, Mew h�ren).
2. Numa Pompilius. Nach einer Zwischenherrschast (interregnum), w�hrend welcher ein alle 5 Tage wechselnder Ausschu� des Senates regierte, wurde Numa Pompilius aus sabinischem Stamme zum K�nig gew�hlt. Seine Regierung war eine friedliche (Schlie�ung des Janustempels). Er setzte, der Sage nach beraten von seiner Gemahlin, der weissagenden Nymphe Egeria, Einzelpriester und Priesterkollegien ein:
a) die Einzelpriester (flamines, d. i. Anz�nder, v. flare) des Juppiter,
Mars und Quirinus;
b) die 5 pontifices (b. i. Br�ckenbauer'), die Bewahrer der richtigen Ma�e und Ordner der Zeitrechnung, des Kalenders (calendae, vgl. xaJleiv): ihr Oberhaupt, der pontifex maximus, hatte die Oberaufsicht �ber den gesamten Gottesdienst;
c) die 20 fetiales (d. i. Herolde, Sprecher, v. fari), welche den Krieg anzusagen, den Frieden zu beschw�ren, �berhaupt im Namen des r�mischen Volkes Vertr�ge mit ausw�rtigen Nationen abzuschlie�en hatten;
Die R�mer nahmen es mit der �u�eren Wahrung des V�lkerrechtes sehr genau. Kein Krieg galt f�r gerecht, der nicht f�rmlich (rite) angesagt war. Die Kriegserkl�rung bestand darin, da� die Fetialen bei Verweigerung der Genugtuung oder des Schadenersatzes eine Lanze in das feindliche Gebiet schleuderten. Als sp�ter oft Kriege an entfernte und �berseeische Nationen zu erkl�ren waren, wurde ein St�ck Land bei dem Tempel der Be�ona als ager hostilis bezeichnet und dort die Zere-monie vollzogen.
d) die 12 salii (d. i. Springer, v. salio), die allj�hrlich im M�rz zu
Ehren des Mars einen Waffentanz ausf�hrten;
Die Salier trugen dabei die heiligen Schilde (ancilia), welche nach dem Muster eines angeblich vom Himmel gefallenen Schildes gebildet waren.
e) die 4 Vestales (v. Vesta, 'horla), Jungfrauen, welche das heilige Herdfeuer im Tempel der Vesta unterhielten.
f) Auch die Einsetzung der 4 (od. 5) aug�res oder Vogelschauer (s. S. 128*) wurde dem K�nig Numa zugeschrieben.
1 �Oder �Pfadfinder" und F�hrer in der vorr�mischen Wanderzeit?
� 131 �
8. Tullus Hostilius. Auf den friedliebenden Sabiner Numa folgte wieder ein kriegerischer K�nig aus r�mischem Geschlecht. Tullus Hostilius beendete einen Krieg gegen Alba durch den siegreichen Einzelkamps der drei Horatier gegen die drei Curiatier. Als der K�nig (Diktator) von Alba, Mettius Fufetius, sich in ein treuloses B�ndnis mit den Nachbarst�dten Roms, Fiden� und dem etruskischen Veji, einlie�, wurde er get�tet, Alba zerst�rt, die Ein-Wohnerschaft nach Rom (mons Caelius) verpflanzt.
Der einzige �berlebende Horatier t�tete bei seiner Heimkehr die �ber den Tod des Br�utigams, eines der Curiatier, klagende Schwester und sollte deshalb hin-gerichtet werden, wandte sich aber an das Volk, das ihn zu einer gelinden Bu�e be-gnadigte: erstes Beispiel der Berufung au das Volk (provocatio ad populum).
Die nach Rom verpflanzten Albaner sollen die Tribus der Luceres gebildet haben, welche zu der altr�mischen Tribus der Ramues und der sabinischen Tribus der Tities als drittes Drittel (tribus) der B�rgerschaft hinzutraten (f. S. 130)1.
4. Ancus Martius. Er besiegte mehrere St�dte der Latiner und nahm ihre Bev�lkerung in Rom aus (mons Aventinus). Diese Neub�rger bildeten als Plebejer (plebs von plere; vgl. nAfj&os) einen weiteren Bestandteil ber r�mischen B�rgerschaft, vorl�ufig mit ben Pflichten (Kriegsbienst unb Abgaben), aber ohne bie Rechte ber Altb�rger (Anteil an Senat unb Kuriatkomitien).
Durch bie Zunahme ber Bev�lkerung w�rben auch zwei weitere Gr�nbungen veranla�t, bie bem K�nig Ancus zugeschrieben werben:
a) bte Anlage ber Hafenstabt Ostia;
b) bte Befestigung des Janiculums unb bie Verbinbung beiber Tiber-ufer burch bie Pfahlbr�cke (pons sublicius, von sublica Pfahl).
5. Tarquinius Priscus (b. i. ber �ltere). Sein unb seiner Gattin Tanaquil Name best�tigen bte �berlieferung, ba� er ein Etrusker gewesen*. Unter ber Herrfchaft bes fremben K�nigs wurde ein Versuch gemacht, die B�rgerschaft neu zu ordnen; die Stadt wurde durch gro�artige Bauten wohnbarer gemacht und versch�nert.
a) Die vornehmsten plebejischen Geschlechter wurden in die drei patri-zischen Tribus aufgenommen: als Ramnes, Tities, Luceres secundi oder minorum gentium.
Die Bildung neuer Tribus aus den Plebejern scheiterte an dem Widerspruch des Augurs Attus Navius: erstes Beispiel der Verhinderung einer staatlichen Ma�-regel durch die Vogelschau.
1 * Nach anderen war die Tribus der Luceres etruskischen Ursprunges.
2 Weniger Glauben verdient die weitere Herleitung seines Geschlechtes von den Griechen: Sein Vater Demar�tus sei vor dem Tyrannen Kypselos aus Koriuth geflohen und habe in der etruskischen Stadt Tarqninii eine neue Heimat gefunden
� 132 �
b) Die wichtigsten Bauten aus der Zeit des Etruskerk�nigs Tar-quinius sind:
1. ein gro�er Tempel s�r die drei Gottheiten Juppiter, Juno und Minerva aus dem Kapital;
2. der Cirms maximus s�r Wagenrennen und andere Spiele, zwischen Palatin und Aventin;
3. die Clo�ca maxima, ein unterirdischer Abzugskanal, durch welchen die Niederung zwischen Palatin und Kapitol entw�ssert wurde und zum r�mischen Marktplatz (forum Romanum) umgewandelt werden konnte.
6. Servius Tullius. Auch dieser K�nig war wohl sremden Ursprungs'. Er umgab Rom mit einer starken Mauer, deren angeblichen Reste noch heute gezeigt werden (S. 122 Anm.), und erbaute aus dem Aventin einen Tempel der Diana als Heiligtum des Latinischen Bundes. Sein Hauptwerk war die Neu-ordnung der B�rgerschaft auf Grund des Wohnsitzes und des Verm�gens.
a) Die Tribus eint eilung. Die gesamte B�rgerschaft (Patrizier wie Plebejer) wurde zum Zwecke der Verwaltung (der Aushebung und der Ausbringung von Steuern) nach dem Wohnort in Bezirke geteilt, welche wie die alten drei patrizischen Bezirke Tribus hie�en. Es wurden zun�chst 4 st�dtische Tribus gebildet, zu denen sp�ter noch 26 l�ndliche kamen'.
b) Die Centurienversassung.
I. Die Einteilung. Aus Grund des Verm�gens' wurde die gesamte B�rgerschaft in Centurien (d. i. Hundertschaften, v. centum) geteilt.
Die H�chstbesteuerten bildeten als equites .... 18 centuriae; die B�rger, welche �ber 100 000 Asse^ besa�en, bildeten als 1. Klasse 80 Centurien, � � � � 75 000 � � ., � 2. � 20 � � � 50000 ., � � 3. � 20
� � � � 25000 � � � � 4. � 20 � � � � 12 500 � � � � 5. � 30 die Nichtbeg�terten^ dienten als Spielleute (cornicines u. tubicines) 2 �
� Werkleute (fabri).....2
� � � Ersatzm�nner (accensi) . � � 1
in ganzen 193 Centurien.
1 Die Sage, da� er ein Sklave der K�nigin Tanaquil gewesen, bildete sich wahrscheinlich ans seinem Namen (Beispiel der etymologischen Sage).
2 Vgl. die Einteilung der athenischen B�rger durch Klisthenes, S. 61.
3 Vgl. die Timokratie Solons. . . v, y
* Etwa � 20000 Mark, doch stammen die obigen Ans�tze wahrscheinlich ans
sp�terer Zeit. Urspr�nglich wurde das Verm�gen nach Vieh- und Grundbesitz gesch�tzt.
5 capite censi (�nur nach der Kopfzahl gesch�tzt") oder proletarii (von proles Nachwuchs, die nur als Nachwuchs in Betracht Kommenden).
- 133 -
II. Zweck der Centurienversassung:
a) F�r den Heerdienst. Die 5 Klassen dienten als Fu�volk, waren aber verschieden bewaffnet: die vollst�ndigste Bewaffnung (mit Helm, Schild, Harnisch, Beinschienen, Lanze und Schwert) hatte die 1. Klasse, welche bei der Aufstellung das 1. Glied bildete; die B�rger der 2. und 3. Klasse dienten gleichfalls als Schwerbewaffnete, doch mit entsprechend geringerer R�stung; die 4. und 5. Klasse stellte die Leichtbewaffneten (velltes).
Da jede Centurie 100 Mann stellte, so setzte sich das Heer (exercitus) nach der Servianischen Verfassung aus 1800 Reitern und 17 000 Fu�soldaten (oder 4 Legionen ^ W 4250 Mann) zusammen, ungerechnet die Werk- und Spielleute sowie die Ersatzmannschast.
Der R�mer diente vom 17. bis zum 60. Lebensjahr, doch wurden in der Regel nur die J�ngeren (iuniores, bis zum 45. Lebensjahr) einberufen, die �lteren (seniores, vom 46. bis 60. Jahr) bildeten den Landsturm2.
�) F�r das Staatsleben. W�hrend sich bisher nur die Alt-b�rger oder Patrizier in den Kuriatkomitien versammelt hatten, wurden jetzt alle B�rger auf dem Marsfeld zusammenberufen und stimmten dort centurienweise ab (comitia centuriata). Da die 18 Rittercenturien, welche zuerst abstimmten, und die 80 Centurien der 1. Klasse zusammen die Mehr-heit hatten, so war nach der Servianischen Verfassung den Beg�terten das �bergewicht gesichert.
*Jn diesem Sinne sagt Cicero (de re publ. II, 39): Ita nec proMbebatur quisquam iure suffragii et is valebat in suffragio plurimum, cuius plurimum intererat esse in optimo statu civitatem.
Die Erfahrung des reiferen Alters sollte dadurch zur Geltung kommen, da� auch bei der Abstimmung die einzelnen Centurien in seniores und iuniores auseinander traten, wobei die Stimme der �lteren ebensoviel galt wie die der an Zahl �berwiegenden J�ngeren.
III. Die Ermittlung. Zur Feststellung des Verm�gens wurde alle f�nf Jahre auf dem Marsfeld eine Sch�tzung (census) vorgenommen. Jeder B�rger erschien in den Waffen und gab sein Verm�gen an; die Ritter f�hrten ihr Streitro� vor. Den Beschlu� bildete ein feierliches S�hnopfer (lustrum).
c) Der Ausgang des Servius Tullius. Schrecklich war nach der �berlieferung das Ende des bedeutendsten der r�mischen K�nige. Er
1 legio �Aushebung" v. legere �sammeln" (dagegen lex, legis v. legare �verbindlich machen").
2 Dagegen umfa�t im Deutschen Reiche die gesamte Wehrpflicht mit Einschlu� des Landsturmes das 17 �45. Lebensjahr.
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fiel, als er seinem Eidam Tarquinius, der die Herrschaft an sich ri�, ent-gegentreten wollte. Die Tochter Tullia suhr mit dem Wagen �ber die Leiche des Vaters hinweg.
7. Tarquinius Superbus. Wie der Regierungsantritt des letzten r�mischen K�nigs durch eine Schandtat befleckt ist, so war auch seine Herr-sch�ft willk�rlich und gewaltt�tig, aber nicht ohne Erfolg im Innern und nach au�en.
a) Ihm wird die Vollendung der von Tarquinius Priscus begonnenen Bauten zugeschrieben, desgleichen der Erwerb der Sibhllinischen B�cher.
Die �berlieferung, da� der K�nig bei feinen Bauten die Plebejer durch Fron-dienste gedr�ckt habe, erscheint wenig glaubw�rdig. � �ber die Sibyllinischen B�cher, deren dunkle Spr�che in zweifelhaften Lagen des Staates als Orakel ben�tzt wurden, f. S. 127.
b) Er hielt Latium in Abh�ngigkeit von Rom (Einnahme von Gabii durch die List feines Sohnes Sextns).
Als der K�nig Ard�a im Lande der Rut�ler belagerte, f�hrte eine Freveltat feines Sohnes Sextus zu Rom den Sturz des K�nigtums herbei. Sextus entehrte Lucretia, die Gemahlin feines Verwandten Tarquinius Col-latinus; hierauf rief L. Junius Brutus die R�mer zur Ausschlie�ung des K�nigs aus (regifugium, 510 V. Chr.).
Die sp�tere �berlieferung hat alles Geh�ssige der Tyrannenherrfchaft auf den Namen des letzten K�nigs und seines Sohnes Sextus geh�uft, damit die Beseitigung desselben als eine Handlung der Notwehr erscheine und das K�nigtum f�r immer als eine gef�hrliche Einrichtung gebrandmarkt fei. Der geschichtliche Kern dieser Um-w�lzung ist jedenfalls eine Auflehnung der r�mischen Altb�rger gegen die etruski-schen Tarquinier, die als fremde K�nige und als Beg�nstiger der Neub�rger (der Plebejer) verha�t waren.
In das Jahr nach der Vertreibung der K�nige setzt der Geschichtschreiber Polybius (f. Fu�note S. 127) den ersten Handelsvertrag zwischen Rom und Karthago (509 v. Chr.). Aus dem �berlieferten Wortlaut desselben geht hervor, 1. da� sich die R�mer damals als Vertreter Latiums gegen�ber dem Ausland betrachteten; 2. da� r�mische Kausleute damals nach �teilten und Asrika Handel trieben.
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B. Die Zeit der Republik. 510�31 v. Chr.
I. Bis zum Gallischen Brand, 390.
Die Zeit der inneren und �u�eren Bedr�ngnisse.
�berblick. Mit der Vertreibung der Tarquinier tritt s�r Rom ein R�ckgang der �u�eren Macht und eine Zeit innerer K�mpfe ein. Die von den Patriziern eingerichtete Republik behauptet sich mit M�he gegen die Versuche des K�nigs, mit Hilfe der Nachbarv�lker seine Herrschaft wieder-herzustellen. Die Neub�rger (Plebejer) werden nach Abwehr der dringendsten �u�eren Gesahr von den Altb�rgern (Patriziern) zur�ckgesetzt, erzwingen aber durch ihre Auswanderung die Bewilligung eigener Beamten, der Tribunen. Damit beginnt der St�ndekampf. Durch die schriftliche Festlegung des Rechtes (die Decemviralgefetzgebung) wird das rechtliche Verh�ltnis der beiden St�nde geregelt. Nach au�en ist Rom auf dem Wege, die verlorene Vor-Herrfchaft �ber die Nachbarn zu erneuern und zu erweitern, als es durch den Einfall der Gallier in seiner Entwicklung gehemmt wird.
Auch die Geschichte dieses Zeitraumes ist noch unsicher in den Einzelheiten, zumal die �lteren schriftlichen Aufzeichnungen durch den Gallischen Brand wohl alle vernichtet worden sind.
� 10.
Einrichtung und Verteidigung der Republik.
I. Die neue Verfaffung.
a) Die B eamten (magistratus*). An Stelle des K�nigs, des Alleinherrschers auf Lebenszeit, traten zwei auf ein Jahr gew�hlte Beamte, welche anfangs praetores2, auch iudices, sp�ter aber consules (d. i. Amtsgenossen) hie�en.
Namen und Befugnisse der obersten Beamten der Republik gehen aus der von Cicero (de leg. III, 8) �berlieferten Formel hervor: Regio imperio duo sunto, iique praeeundo, iudicando, consulendo praetores, iudices,
1 Von magis (magister) also diejenigen, welche mehr sind als die gew�hn-lichen B�rger; Gegensatz minister v. minus. Der r�mische Beamte hatte zu allen Zeiten eine gr��ere Machtf�lle als der athenische.
2 Eigentlich praeitores v. praeire.
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consules appellantor; militiae summuui ins habento, nemini parento, his salus populi suprema lex esto. Die Konsuln hatten also
1. die F�hrung im Krieg;
2. die richterliche Gewalt, jedoch beschr�nkt durch die Berufung an das Volk;
W�hrend die Konsuln im Krieg unbeschr�nktes Recht �ber Tod und Leben der Untergebenen (ins vitae necisque) hatten, bestimmte f�r die Gerichtsbarkeit in Friedenszeiten die lex Valeria de provocatione: ne quis magistratus civem Romanum adversus provocationem necaret neve verberaret; vgl. S. 131. Die Einf�hrung der Berufung an das Volk kam fast der Aufhebung der Todesstrafe und k�rperlichen Z�chtigung f�r den r�mischen B�rger gleich.
3. die Einberufung der Volksversammlung und des Senates sowie die Erg�nzung (lectio) des Senates.
Unterbeamte der Konsuln waren die Qu�st�ren (b. quaero, also urspr�nglich Untersuchungsrichter, sp�ter Finanzbeamte).
Die fr�her dem K�nig zustehende Befugnis, im Namen des Staates Opfer darzubringen, ging auf den �Opferk�nig" (rex sacrific�lus) �ber, welcher, wie in Athen der &q%uv �acnAevs, den K�nigsnamen fortpflanzte. Dagegen verblieb die Vornahme der Auspizien den Konsuln.
Die Amtsauszeichnungen der Konsuln waren die 12 Viktoren oder Gerichts -diener (lictores v. ligare binden?), welche vor den Beamten einherschreitend Ruten-b�ndel (fasces), im Kriege mit Beilen (secures), als Zeichen der h�chsten Gewalt trugen, ferner der elfenbeinerne Stab (scipio), der elfenbeinerne Amtsstuhl ^ (sella cur�lis) und die mit Purpur verbr�mte Toga (toga praetexta).
Anstatt zweier Konsuln wurde in schwierigen Zeiten (in Kriegsgefahr oder seditionis sedandae causa) ein Diktator (d. i. �Befehliger") ernannt. Seine Gewalt dauerte h�chstens sechs Monate.
Der Diktator mu�te ein gewesener Konsul sein und wurde auf Senatsbeschlu� von einem der Konsuln ernannt; er hie� urspr�nglich magister populi (�Meister des Kriegsvolkes") und ernannte sich selber einen Stellvertreter und Adjutanten, der magister equitum (d. i. �Rittmeister") genannt wurde.
Dem Diktator schritten 24 Liktoren voraus; die Berufung an das Volk brauchte er nicht zu gestatten.
a) Der Senat. Gegen�ber den j�hrlich wechselnden Beamten waren die aus Lebenszeit erw�hlten Senatoren die bleibenden Tr�ger der Staats-gewalt. Urspr�nglich wurde dieser hohe Rat von den Familienh�uptern der einzelnen gentes gebildet (s. S. 130); die Zahl 300 und die Bezeichnung patres erinnerte daran auch sp�ter noch, als neben den Familien der Alt-b�rger auch die vornehmsten Plebejer im Senat Zutritt gesunden hatten.
Auf die Aufnahme von Neub�rgern deutet vielleicht die Anrede patres (et) conscripti.
1 In Rom sa� der Beamte bei den Amtshandlungen, w�hrend das Volk in den Versammlungen stand; im demokratischen Athen war es umgekehrt. � Curulis (von currus Triumphwagen?) wurde in der Folge die Bezeichnung f�r die h�heren Amter.
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Die Befugnisse des Senates waren:
1. die Verwaltung, insbesondere die Verf�gung �ber die Staatskasse (die Finanzen) und �ber das Staatsland (ager publicus)1;
2. die Vorberatung und Best�tigung der vom Volke zu beschlie�enden Gesetze (patrum auctoritas);
3. die ausw�rtige Politik: Abschlie�ung von Vertr�gen, Empfang der Gesandten.
c) Die Volksversammlungen. Entsprechend der dreifachen Ein-teilung des Volkes:
1. nach Geschlechtern und Pflegschaften (curiae),
2. nach Verm�gensklaffen und Hundertschaften (centuriae),
3. nach dem Wohnort, den Bezirken (tribus),
versammelte sich das r�mische Volk aus dreierlei Weise: in Kuriat-, Centuriat-und Tributkomitien.
1. Die Kuriatkomitien, die Versammlung der Altb�rger. Die-selben verloren mehr und mehr ihre Bedeutung s�r das �ffentliche Leben; auch ihr wichtigstes Vorrecht, die obersten Beamten durch eine lex curiata de imperio zu best�tigen, sank sp�ter zu einer leeren Formel herab.
2. Die Centuriatkomitien (auch comitia maxima gen.), die Versammlung aller B�rger nach den Servianischen Verm�gensklaffen2. Ihre Befugnisse waren:
a) Wahl der Konsuln;
�) Entscheidung �ber Krieg und Frieden sowie Beschlu�fassung �ber Gesetze;
y) Entscheidung �ber Leben und Tod der B�rger (bei der provocatio).
3. Die Tributkomitien (comitia trib�ta), die Versammlung der B�rger nach den Tribus oder Bezirken. Diese Versammlungen, urspr�nglich wohl nur zum Zwecke der Aushebung abgehalten und s�r alle B�rger: Patrizier, Klienten und Plebejer, verbindlich, wurden sp�ter zu Sonder-Versammlungen der Plebejer und gewannen schlie�lich gro�en Einflu� auf die Gesetzgebung des Gesamtvolkes; s. S. 140 und 142.
1 Vgl. Allmende, d. h. gemeinsames Weideland; namentlich neu erobertes Land wurde ager publicus.
2 An die fr�here milit�rische Bedeutung der Centuriatkomitien erinnerte auch der Versammlungsort, der campus Martius.
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II. Verteidigung der jungen Republik gegen die Ver-suche, die K�nigsherrschaft wiederherzustellen. 509�496.
1. Die Verschw�rung der Adeligen. Die ersten Konsuln waren L. Junius Brutus und L. Tarquinius Collatinus. Als letzterer wegen seiner Verwandtschast mit dem vertriebenen K�nigshause freiwillig in die Verbannung gegangen war, trat an seine Stelle der volksfreundliche P. Valerius (Public�la). Der Anhang, den die Tarquinier unter den jungen Adeligen hatten, betrieb die R�ckkehr des K�nigs; die Verschw�rung wurde aber entdeckt, der Konsul Brutus lie� seine eigenen S�hne wegen der Teil-n�hme an dem Hochverrat hinrichten (509).
Mit dem R�cktritt des Collatinus war alles, was an die Tarquinier erinnerte, entfernt; das k�nigliche Land zwischen der Nordgrenze der Stadt und dem Tiber wurde damals als Marsfeld (campus Martins) geweibt.
P. Valerius war der Urheber der lex Valeria de provocatione (s. S. 136).
2. Die Schlacht am Arsischen Walde. Die etruskischen St�dte Veji und Tarquinii unternahmen einen Heereszug, um den vertriebenen Tarquinius wieder in die Herrschast zur�ckzuf�hren. Im Kampfe am Walde Arfia, wenige km n�rdlich von Rom, fielen Brutus und Aruns, ein Sohn des vertriebenen K�nigs, gegeneinander. Den R�mern verk�ndete nach der Sage die Stimme des Waldgottes den Sieg (509).
Bruws, der auch sp�ter vor allen anderen als der Befreier Roms galt, wurde als R�cher der in Lucretia beschimpften Frauenehre von den r�mischen Matronen ein Jahr lang betrauert.
3. Porfenna. Auch ein K�nig des n�rdlichen Etruriens, Porfenna von Clufium. �berzog zugunsten der vertriebenen Tarquinier Rom mit Krieg. Diese Gefahr wurde nach der �berlieferung durch den Heldenmut der R�mer (Horatius Cocles, Mucius Sc�v�la und Cl�lia) abgewehrt (508).
* Andere Nachrichten besagen, Porsenna habe Rom v�llig bezwungen, insbe-sondere den R�mern den Gebrauch des Eisens au�er zum Ackerbau untersagt. Dann kann freilich der Kriegszug Porseunas nicht der Wiedereinsetzung der Tarquinier ge-g�lten haben, da nicht einzusehen w�re, warum der Sieger nicht den eigentlichen Zweck des Zuges ausgef�hrt haben sollte. Der Kern der �berlieferung ist jedenfalls eine vor�bergehende abermalige Herrschaft der Etrusker nach einer Niederlage der R�mer.
4. Schlacht am See Regillus. Zuletzt reizte Tarquinius die Latiner gegen Rom auf. A. Postumius, der zweite Diktator Roms, schlug die Latiner am .See Regillus (496). Doch behaupteten sich die Latiner fortan l�nger als ein Jahrhundert als gleichberechtigt neben Rom, w�hrend sie den letzten K�nigen Untertan gewesen waren.
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Auch die Schlacht am kleinen, heute ausgetrockneten See Regillus (am Nord-fu� der Albanerberge) ist mit Zweik�mpfen nach Art der homerischen K�mpfe und mit anderen sagenhaften Z�gen ausgeschm�ckt: Die Dioskuren (Kastor und Pollux) k�mpften in den Reihen der R�mer mit und wurden nachher in Rom gesehen, wie sie sich den Staub und Schwei� der Schlacht abwuschen. Der alte Tarquiuius soll nun alle Hoffnung aufgegeben haben und bei dem Tyrannen Aristodemus von Knm� ge-st�rben sein.
� 25.
Die inneren K�mpfe im ersten Jahrhundert der Republik.
I. Einsetzung des Tribunats, 494. II. Decemvirialgesetzgebung, 451�450.
III. Beginn des Ausgleiches der St�nde, von 449 an.
I. Einsetzung des Tribunats, 494.
1. Die dreifache Bevorzugung der Patrizier. Die Er-richtung der Republik hatte, wie sie von den Patriziern oder Altb�rgern ausgegangen war, so auch zun�chst das �bergewicht der Altb�rger im Staate best�tigt:
a) Nur aus ihnen wurden die Beamten gew�hlt und der Senat zu-sammengesetzt; sie hatten die Mehrheit in den Komitien. Zu dieser polt-tischen Bevorzugung kam noch
b) die soziale: Die Patrizier schl�ssen sich gegen die Plebejer ab, selbst eheliche Verbindungen zwischen den beiden St�nden (coimbium, imyapta) galten f�r rechtlos.
c) Die Patrizier waren auch wirtschaftlich im Vorteil dadurch, da� sie allein �ber das Staatsland (ager publicus, s. S. 137) verf�gten. Die Plebejer dagegen sanken vielfach zu P�chtern herab; sie vers�umten bei den vielen Kriegen ihre �cker und verfielen dann dem harten Schuldrecht.
Die beiden n�chsten Jahrhunderte der r�mischen Geschichte sind mit den Bestrebungen der Plebejer ausgef�llt, die dreifache Bevorzugung der Patrizier zu beseiti-gen, d. h. den Unterschied der St�nde auszugleichen (zu nivellieren).
Am f�hlbarsten war der Druck des Schuldrechtes 1. Die Gl�ubiger konnten die Schuldner (nexi) zur Zwangsarbeit anhalten, gefangen setzen, ja auch k�rperlich z�chtigen und mit Weib und Kind in die Sklaverei verkaufen.
2. Verweigerung des Gehorsams. Die G�rung kam zum Ausbruch, als ein aus dem Schuldgef�ngnis entsprungener plebejischer
1 Vgl. die vorsolouischeu Zust�nde in Attila; auch bei den alten Germanen herrschte ein hartes Schuldrecht.
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Hauptmann (Centnrio) seinen Standesgenossen die erlittenen Mi�handlungen erz�hlte. Hierauf verweigerten die Ausgehobenen den Gehorsam und lie�en sich erst durch gro�e Versprechungen des nachgiebigen Konsuls P. Servilius bewegen in den Krieg zu ziehen (495).
Der andere Konsul Appius Claudius war, wie die meisten Vertreter des aus dem Sabinerlande eingewanderten Claudischeu Geschlechtes, ein Gegner der Plebs und stimmte f�r Anwendung von Gewaltma�regeln.
3. Die Auswanderung der Plebs (I. secessio in montem sacrum). Als die Versprechungen nicht gehalten wurden, zogen die Plebejer nach dem eine Stunde von der Stadt jenseits des Arno gelegenen Berg, welcher sp�ter der Heilige Berg genannt wurde, um daselbst eine neue Stadt Zu gr�nden (494). Erst nachdem den Plebejern eigene Vertreter und Be-sch�tzer, die tribuni plebis, bewilligt worden waren, kehrten sie nach Rom zur�ck und es kam ein Vertrag zwischen den St�nden (lex sacrata) zustande. Seitdem bildeten die Plebejer gleichsam einen Staat im Staate.
Ein volksfreundlicher Patrizier, Menenins Agrippa, soll durch die Fabel von dem Magen und den Gliedern die Plebejer �berzeugt haben, da� die beiden St�nde, der Kr�fte sammelnde und der arbeitende, aufeinander angewiesen seien.
4. Das Volkstribunat. Die Volkstribunen, anfangs 2, sp�ter 5, endlich 10 an der Zahl, galten als unverletzlich (sacrosancti). Ihre Befugnisse waren:
1. ius auxilii, d. h. der Schutz der Plebejer gegen �bergriffe der Pa-trizier; aus dieser Befugnis leiteten sich die weiteren ab, n�mlich:
2. ius intercedendi, d. h. die Befugnis, Amtshandlungen der Konsuln, z. V. Aushebungen zu hindern; daraus entwickelte sich sp�ter auch das Recht, gegen Richterspr�che und Senatsbeschl�sse Einspruch (veto) zu erheben widerstrebende Beamte sogar zu verhaften (ius prensionis); endlich
3. ius agendi cum plebe. Als Vertreter der Plebejer hatten die Tribunen das Recht, das Volk nach den Tribus zu berufen. Anfangs hatten die Beschl�sse der Tributkomitien (plebiscita) nur die Bedeutung von W�nschen oder Petitionen (rogationes); seit 449 waren sie f�r das Gesamt-Volk verbindlich und allm�hlich bem�chtigten sich die Tributkomitien fast der ganzen Gesetzgebung.
Wie die Konsuln als Unterbeamte die Qu�storen hatten, so waren die Gehilfen der Tribunen die zwei �dilen (aediles plebis).
1 Den Verhandlungen des Senats durften die Tribunen in der ersten Zeit nur auf B�nken an den offenen T�ren beiwohnen.
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* Ihren Namen erhielten diese plebejischen Beamten angeblich davon, da� sie alle Beschl�sse, welche die Plebs angingen, in aedem Cereris verbrachten.
5. Die Versuche einer gleichheitlichen Verteilung des ager publicus. Um den �rmeren B�rgern aufzuhelfen, beantragte der Konsul Spurius Cassius 486 die Verteilung von Gemeindeland an besitzlose Plebejer (erstes Beispiel einer lex agraria). Aber der dahin zielende Beschlu� der Centuriatkomitien blieb unausgef�hrt, Sp. Cassius wurde nach Ablauf seines Amtsjahres in der Versammlung der Patrizier (Kuriatkomitien) wegen Strebens nach Gewaltherrschaft zum Tode verurteilt und hingerichtet.
Nach anderen Nachrichten soll Cassius von seinem eigenen Vater kraft der jedem r�mischen Vater zustehenden Macht (patria potestas) get�tet worden sein. Zur Sache vgl. die sp�teren in Absicht und Ausgang �hnlichen Bestrebungen des Sp. M�lius (439), des M. Manlins (384) und der Gracchen (133�121).
II. Die Decemvirn und das Zw�lstaselgesetz, 451�450.
1. Das Verlangen nach einem geschriebenen Recht. Wie in der vordrakonischen Zeit zu Athen, so wurde auch zu Rom nach m�ndlich �berlieferten Satzungen Recht gesprochen. Dabei beanspruchten die Patrizier das Vorrecht, die Satzungen auszulegen. Um nun der Willk�r der Richter vorzubeugen, beantragte der Tribun C. Terentilius Arsa, da� die Gesetze ausgeschrieben und �ffentlich bekannt gemacht werden sollten (462).
2. Die Gesetzgebung. Nach langem Str�uben gaben die Patrizier ihre Zustimmung dazu, da� eine Kommission von drei M�nnern nach Griechenland geschickt wurde, um dort Gesetze zu sammelnd Nach ihrer R�ckkehr wurden 10 M�nner mit unbeschr�nkter Vollmacht (d. h. sine provocatione) zur Abfassung von Gesetzen gew�hlt, w�hrend alle �brigen Beamten zur�cktraten (decemviri consulari potestate legibus scribundis). Die Zehnm�nner des Jahres 451 verfa�ten 10 Tafeln, die des Jahres 450 noch 2 Tafeln. Dies Zw�lstaselgesetz galt auch sp�ter f�r die Quelle alles �ffentlichen und privaten Rechtes (fons omnis publici privatique iuris)1.
Die 12 ehernen Tafeln waren auf dem Forum vor der Kurie (dem Rathaus) aufgestellt. � Wie au den Gesetzen Drakons, so wurde auch an dem Zw�lstaselgesetz die Strenge der Strafen hervorgehoben. Namentlich blieben die scharfen Bestimmungen
1 * Vgl. Liv. III, 31: missi legati Athenas iussique inclitas leges Solonis describere et aliarum Graeciae civitatium instituta mores iuraque noscere. Nach dem S. 125 �ber die griechischen Einfl�sse in Italien Bemerkten hat diese Nachricht nichts Befremdliches.
2 Unter �ffentlichem Recht sind die Verh�ltnisse zwischen den B�rgern und dem Staat, unter Privatrecht die rechtlichen Verh�ltnisse der B�rger untereinander zu verstehen.
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�ber Schuldverh�ltnisse bestehen. Das Verbot der Heiraten zwischen Patriziern und Plebejern wurde erneuert, ebenso die Provocatio. Sonst sind von dem Inhalt des Zw�lftafelgesetzes haupts�chlich Bestimmungen �ber das Privatleben bekannt, z. B. das Verbot, den Toten Gold ins Grab mitzugeben.
Wiewohl in einer sp�ter kaum verst�ndlichen Sprache abgefa�t, wurde das Zw�lftafelgesetz doch noch in der Zeit Ciceros, also nach 400 Jahren, in den r�mischen Knabenschulen auswendig gelernt.
3. Der Sturz der Decemvirn 449. Die Zehnm�nner des Jahres 450 behielten ihr Amt �ber die gesetzliche Zeit und ben�tzten ihre Ausnahmestellung zu Gewaltt�tigkeiten (die Ermordung des Veteranen Sicinius Dentatus, der frevelhafte Richterspruch �ber Virginia). Das hie-durch erbitterte Heer versagte abermals den Gehorsam, wanderte wieder nach dem Heiligen Berg aus (II. secessio, 449) und kehrte erst zur�ck, als die Decemvirn abgetreten waren und die fr�heren Beh�rden, namentlich die Tribunen, wieder eingesetzt wurden (449).
Die Tribunen zogen die Decemvirn vor Gericht; Appins Claudius, der gewaltt�tigste derselben, der die freigeborene Virginia einem seiner Klienten als Sklavin zugesprochen tiatte, endete im Gef�ngnis wahrscheinlich durch Selbstmord; ebenso sein plebejischer Amtsgenosse Sp. Oppins; die �brigen gingen in die Verbannung. Doch stimmen diese Nachrichten �ber den Ausgang der Decemvirn nicht recht zu dem hohen Ansehen der von ihnen verfa�ten Gesetze.
III. Beginn des Ausgleichs der St�nde, seit 449.
1. Vermehrte Bedeutung der Tributkomitien. Wie P. Valerius 509 und Menenius Agrippa 494 als Volksfreunde aus den Reihen der Patrizier auftraten, so werden i. I. 449 L. Valerius und M. Horatius als Vermittler zwischen den St�nden genannt. Sie brachten als Konsuln dieses Jahres das wichtige Gesetz durch, da� die Beschl�sse der Tributkomitien f�r alle B�rger bindend fein sollten (ut, quod tributim plebs iussisset, populum teneret).
Durch andere Gesetze des Valerius und Horatius soll die Provocatio auch auf die Diktatur ausgedehnt, ferner die Unverletzlichkeit der Tribunen best�tigt worden sein.
Die Befugnisse der dreierlei Volksversammlungen schieden sich seitdem fol-gendema�en:
1. Die Kuriatkomitieu behielten die Best�tigung der h�chsten Beamten.
2. Die Centuriatkomitieu hatten a) die Wahl der Konsuln; b) die h�chste Gerichtsbarkeit (de capite civis Romani non statui nisi comitiis maximis i. e. centuriatis); c) die Entscheidung �ber Krieg und Frieden.
3. Die Tributkomitien hatten a) das Recht, die Tribunen zu w�hlen; b) die mittlere Gerichtsbarkeit d. h. die Berufung �ber die von Tribunen verh�ngten Strafen; <0 die Gesetzgebung, namentlich soweit sie sich auf den Ausgleich der St�nde und das Gemeindeland bezog.
u.
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2. Heiraten zwischen Patriziern und Plebejern, 445. W�hrend zwischen Rom und den latinischen St�dten wechselseitiges Heiraten (conubium) bestand, war das Gleiche zwischen Patriziern und Plebejern ungesetzlich. Um diese Sonderstellung zu beseitigen, brachte der Tribun Canulejus i. I. 445 das Gesetz durch: ut conubia plebei (= plebi) cum patribus essent.
Dem Einwand der Patrizier, da� durch das Conubium die Reinheit der alten Geschlechter gef�hrdet, die Auspizien in Verwirrung gebracht und alle Unterschiede der Geburt und des Standes aufgehoben w�rden, begegneten die Tribunen mit dem Hinweis darauf, da� auch schon Fremde unter die Patrizier aufgenommen worden waren (f. S. 131) und da� die Plebejer mit dem Willen der G�tter in den r�mischen Staatsverband eingetreten seien.
3. Die Einsetzung von Konsulartribunen, 444. Die weitere Forderung der Tribunen, da� die Plebejer zum Konsulat zugelassen werden sollten, drang nicht durch; dagegen wurde zugestanden, da� an Stelle der Konsuln auch Konsulartribunen (tribuni militum consulari potestate) gew�hlt werden d�rften und zwar ohne Unterschied des Standes (promiscue). Konsulartribunen wurden zum erstenmale 444 gew�hlt.
Der Senat bestimmte f�r jedes einzelne Jahr, ob Konsuln oder Konsular-tribunen (3, 4, zuletzt 6) gew�hlt werden sollten. Erst seit 400 erscheinen unter den Konsulartribunen Plebejer. Jedenfalls standen die Konsulartribunen den Konsuln im Range nach; sie waren nur milit�rische Vertreter der h�chsten Beamten, sie dursten f�r sich nicht einmal einen Triumph feiern.
4. Die Einrichtung der Censur, 444. Um einen Teil der konsularischen Befugnisse den Patriziern vorzubehalten, wurde das Amt der Sensoren errichtet. Die zwei Sensoren wurden alle f�nf Jahre aus den Patriziern, meist aus gewesenen Konsuln, gew�hlt, blieben aber nur 18 Monate im Amt. Ihre Obliegenheiten waren:
a) die Sch�tzung (census) der B�rger; s. S. 133;
b) die Erg�nzung (lectio) des Senats; aus diesen Befugnissen ent-wickelte sich allm�hlich
c) die Aussicht �ber die Sitten (regimen morum).
Die Sensoren hatten die Befugnis, Unw�rdige bei der Erg�nzung des Senats zu �bergehen (praetermittere), auch bisherige Senatoren auszusto�en (senatu movere), bisherigen Rittern das Ritterpferd abzusprechen (equum adimere), B�rger aus einer st�dtischen in eine l�ndliche Tribus zu versetzen (tribu movere) oder ihnen das Stimmrecht (suffragium) ganz zu entziehen, R�gen (notae) zu erteilen; vgl. den Areopag in Athen.
d) Die Sensoren hatten auch die Ausficht �ber die �ffentlichen Bauten sowie �ber die Verpachtung (locatio) der Ausgaben und Einnahmen des Staates.
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5. SP. M�lius, 439. Wie in den ersten Jahren nach Einsetzung des Tribunats der volkssreundliche Patrizier Sp. Cassius hingerichtet worden war, so fiel auch bald nach den Zugest�ndnissen der Jahre 449�444 ein reicher Plebejer als Opser seiner volkssreundlichen Gesinnung. Sp. M�lius hatte bei einer Hungersnot Getreide verteilt, kam deshalb in den Verdacht, als strebe er nach der k�niglichen Gewalt, und wurde durch den Patrizier Servilius get�tet (439).
Die Tat des Servilius, der nach den r�mischen Geschichtschreibern Magister eqnitnm des Diktators Cincinnatns war, fand Billigung; denn die Bem�hungen reicher B�rger, den unteren St�nden aufzuhelfen, wurden als Streben nach einer Ausnahmestellung mit Mi�trauen betrachtet; vgl. die Tyrannen in Griechenland.
� 26.
Die �u�eren K�mpfe im ersten Jahrhundert der Republik.
Von der Erneuerung des Latinischen Bundes (496) bis zur Bezwingung Vejis (396) und bis zum Gallischen Brand (390).
1. Der Latinische Bund. Nach der Schlacht am See Regillus (496) wurde das fr�here B�ndnis Roms mit den latinischen St�dten auf Grund der Gleichberechtigung erneuert. In diesen Bund wurden sp�ter auch die im Osten wohnenden Herniker ausgenommen.
Die einzelnen Bundesglieder hatten conubium, commercium (Handelsverkehr), auch wechselseitige Teilnahme an Opfern und Festen.
2. Die Bolsker und Coriolanus, 491. Wie schon in der K�nigszeit, so wurde auch im ersten Jahrhundert der Republik Rom und �atium von den s�dlichen Nachbarn, den kriegslustigen Volskern, bedroht. Dieselben waren von den Bergen aus gegen die K�ste vorgedrungen, wo Antinm ihre Hauptstadt wurde, und machten auch in Latium Fortschritte, bis die r�mischen Waffen ihnen Halt geboten.
An das Vordringen der Volsker kn�pft sich die Sage von Corio-lanns (491).
C. Marciiis Coriolanus, so benannt nach der Eroberung der latinischen Stadt Cori�li, hatte bei einer Hungersnot im Senat geraten den Plebejern nur unter der Bedingung Getreide abzulassen, da� sie auf das Tribuuat verzichteten. Deshalb klagten ihn die Tribunen vor den Tribntkomitien an; er wurde verurteilt und ging, um sich der Strafe zu entziehen, zu den Volskern. Bald erschien er an der Spitze eines siegreichen Volskerheeres vor der Vaterstadt als Feind; Abgeordnete des Senats und der Vertreter der Priesterschaft richteten durch ihre Vorstellungen nichts ans, bis ihn seine Mutter Veturia und seine Gattin Volumnia zur Umkehr bewogen.
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Wie in dem Verfahren des Konsuls Brutus und des Vaters des Sp. Cassius die Gewalt des r�mischen Vaters �ber den Sohn, so ist in der Geschichte des Corio-lanus die gro�e Gesinnung der r�mischen Matrone zu erkennen. In allen diesen F�llen �berwiegt die 9t�cfficht auf das Wohl des Staates die Liebe zu den Kindern.
3. Die �quer und Cincinnatus, 458. Auch die mehr ostw�rts wohnenden �quer machten sich den R�mern und Latinern wiederholt furcht-bar. Von den K�mpfen gegen sie ist der Sieg des Diktators T. Quinctius Cincinnatus am Berg Algidus im Ged�chtnis der Sp�teren geblieben.
Ein r�misches Heer war von den �qnern auf dem mons Algidus bei Tusku-lum eingeschlossen; da holten die R�mer den fr�heren Konsul Cincinnatus vom Pfluge weg, damit er als Diktator das Entsatzheer f�hre. Nach der Befreiung des einge-schlossenen Heeres zog er den Anf�hrer desselben vor Gericht und legte dann am 16. Tag nach dem Antritt sein Amt nieder, f�r alle Zeiten ein Vorbild altr�mifcher Strenge und Einfachheit. Neunzehn Jahre sp�ter soll Cincinnatus abermals zum Diktator gew�hlt worden sein, um die inneren Wirren zu schlichten, s. S. 144.
4. Veji und Kamillus, 396. Die �ltesten und hartn�ckigsten Feinde der R�mer waren die n�rdlichen Nachbarn, die stammsremden Etrusker. In den K�mpfen gegen Veji hatten 477 die 306 Fabier, die den Krieg auf eigene Faust f�hrten (velut familiare bellum), durch einen Hinterhalt am Fl��chen Crem�ra den Heldentod gefunden'. Aus den K�mpfen mit Fiden�, das zu den Etruskern hielt (S. 131), gab es noch zur Zeit des Augustus die spolia opima, die R�stung, welche A. Cornelius Cossus (Konsul 428) von dem F�hrer der Fidenaten gewonnen hatte. Die Stadt Veji wurde endlich nach zehnj�hriger Belagerung (405�396) von M. Furius Kamillus bezwungen, ihr Gebiet der r�mischen Feldmark ein-verleibt.
Der letzte Krieg gegen Veji ist in mehrfacher Beziehung denkw�rdig. Damals soll die Soldzahlung eingef�hrt worden sein, weil die Truppen auch im Winter zu Feld ziehen mu�ten (3Vs Asse f�r den Tag, ber Reiter erhielt das Dreifache, 10 Asse*). Auch bie Einf�hrung ber Mauipulartaktik f�llt in biefe Zeit: Camillus soll anstatt ber geschlossenen Phalanx bie Ausstellung in Manip eln (Hausen zu 120 Mann) eingef�hrt haben. Die Schlachtordnung war breifach: In ber 1. Reihe stauben bie hastati, in ber 2. bie principes, in ber 3. bie triarii; jebe Reihe war in 10 Manipeln aufgestellt, bie Manipeln ber Hinteren Reihe w�rben hinter ben Zwischenr�umen ber vorausgehenben aufgestellt, so ba� bie erste Aufstellung
1 *Vgl. Ov. fast. U, 195 ff.; nur ein unnt�nbiger Fabier war in ber Stabt zur�ckgeblieben unb w�rbe sp�ter ber Ahnherr bes ber�hmten Geschlechtes:
Scilicet ut posses olim tu, Maxime, nasci,
Cui res cunctando restituenda foret,
2 Der Wert bes r�mischen Asses war in ben verschiebenen Zeiten verschieben; zur Zeit bes br�ten Pnnischen Krieges etwa 8 Pfg. Auch Polybius nimmt als Solb ber r�mischen Solbaten 2 Obolen (zu 12'/� Pfg.); banach ergibt sich f�r ben Fu�-solbaten ein Solb von 25, f�r ben Reiter von 75 Pfg.
Ctich, Lehrbuch der Geschichte. I. Bd. 4. Auflage. 10
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schachbrettf�rmig war; im Gefecht r�ckten zun�chst die Manipeln der zweiten Reihe (principes) in die Intervalle der ersten Reihe (hastati) ein, im Notfall wurden auch die Manipeln der dritten Reihe vorgezogen (res ad triarios venit).
Die Einnahme der Stadt soll durch einen unterirdischen Gang, der im Tempel der Juno auf der Burg von Veji endete, herbeigef�hrt worden sein. Dies wie auch die zehnj�hrige Dauer der Belagerung erinnert an die trojanische Sage. Aber auch die Anlage eines anderen unterirdischen Bauwerkes wird mit der Belagerung von Veji in Verbindung gebracht: der Abzugskanal des Albanersees, ein Werk, das (wie der Kloakenbau, s. S. 132) noch heute die Aufmerksamkeit der Reisenden auf sich lenkt. Ein gefangener etrnskischer Weissager Hatte n�mlich verk�ndet, solange der Albanerfee �berstr�me, k�nne Veji nicht eingenommen werben. Auch das Delphische Orakel wies auf dieses Werk hin, das dann auch in unglaublich kurzer Zeit vollendet wurde. Der Stollen, �ber 2 m hoch und �ber 1 km lang, f�hrt das �berfl�ssige Wasser des in einem hohen Krater gelegenen Sees in die Ebene hinab.
Camillns hatte sich angeblich durch seinen Stolz (et triumphierte auf einem mit vier wei�en Rossen bespannten Wagen) den Unwillen des Volkes zugezogen und wurde wegen Veruntreuung der Beute zu einer Geldbu�e verurteilt, war aber der Verurteilung durch freiwillige Verbannung zuvorgekommen.
5. Der Einfall der Gallier 390. Als die R�mer so nach allen Seiten ihre Macht auszubreiten begannen, wurden sie unerwartet von dem Einbruch der Gallier heimgesucht, der die Stadt an den Rand des Unter-ganges brachte.
Die Gallier waren im 5. Jahrhundert v. Chr. �ber die Alpen ge-kommen, hatten die Po-Ebene besetzt und dr�ngten nun mit Ungest�m auf die Etrusker und Umbrer. Dies war den R�mern bei der Bezwingung Vejis zustatten gekommen, da die Etrusker, auf die Abwehr der n�rdlichen Barbaren angewiesen, ihren Stammesgenossen im S�den keine Hilse bringen konnten. Nun aber wurde Rom selbst, angeblich wegen v�lkerrechtswidriger Beteiligung seiner Gesandten am Kampfe der Clusiner gegen die Gallier, von den ge-s�hrlichen Eindringlingen angegriffen. Das r�mische Heer wurde am Fl��-chen Allia, das 15 km im Nordosten der Stadt von links in den Tiber m�ndet, zersprengt, die Stadt eingenommen und verbrannt (390 oder 387).
Nur das Kapitol blieb, von M. Manlius verteidigt, im Besitz der R�mer. Doch zogen die Gallier, durch Gold bewogen oder durch einen Einfall der Ben�ter in ihr Gebiet bestimmt, nach sieben Monaten wieder ab.
Die Niederlage durch die Gallier war das gr��te Ereignis der �lteren r�mischen Geschichte. Durch die Erz�hlung von dem v�lkerrechtswidrigen Verhalten der r�mischen Gesandten sollte die Niederlage als Strafe der G�tter erscheinen. F�r immer war der Alliensische Tag (18. Juli) ein dies ater und nefastus im r�mischen Kalender
1 *Der Name der Gallier blieb lange der gef�rchtetfte in Rom, vgl. Sallust. b. Iugurth. 114: usque ad nostram memoriam Romani sie habuere: alia omnia virtuti suae prona esse, cum Gallis pro salute, non pro gloria certari.
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Viele sagenhafte Z�ge schm�cken die �berlieferung aus: die Selbstaufopferung der greisen Senatoren, die Unternehmungen der nach Veji gefl�chteten R�mer und des verbannten Camillus in Ardea, dessen Berufung nach Veji und Ernennung zum Diktator; die Rettung des Kapitols durch die G�nse, die Abw�gung der 1000 Pfund Goldes und das vae victis! des Brennns, das Dazwischenkommen des Camillus im letzten' Augenblick und die v�llige Vernichtung der Gallier (Liv. Y. 49: ne nuntius quidem cladis relictus)l.
Camillus bei�t der �zweite Gr�nder der Stadt", weil er das Vorhaben der B�rger, die verbrannte Stadt aufzugeben und nach Veji �berzusiedeln, verhindert
haben soll. , . L .
*Die Niederbrennung Roms durch die Gallier machte auch m der griechischen Welt, die bis dahin von Rom wenig Kenntnis genommen hatte, Aufsehen. Aristoteles, der S. 102 genannte Zeitgenosse Philipps von Macedonien, erw�hnte das Ereignis, das ungef�hr mit dem Antalkidischen Frieden (387) zusammensiel.
6. Rom nach dem Gallischen Brand. Die Stadt wurde in Eile wieder aufgebaut; die unregelm��igen Stra�en und die unansehnlichen H�user erinnerten noch lange an die Niederlage von 390. Die Kraft Roms war aber nicht gebrochen; die Gallier machten wohl in den n�chsten Jahr-zehnten noch vereinzelte Versuche, in das r�mische Gebiet vorzudringen, konnten aber nicht hindern, da� sich die R�mer in dieser Zeit das s�dliche
Etrurien aneigneten.
In die sp�teren Kriege mit den Galliern geh�ren die Siege des Camillus (bei Alba) und seines Sohnes; ferner die siegreichen Zweik�mpfe des T. Man lins Torquatus und des M. Valerius Corvus gegen gallische Krieger.
In diese Zeit f�llt auch die Selbstaufopferung des M. Curtius, der sich samt seinem Ro� in einen auf dem Forum entstandenen Erdspalt st�rzte, um die erz�rnten G�tter wieder zu vers�hnen.
II. Bis zur Unterwerfung Unteritaliens, 270.
Die Zeit des St�ndeausgleichs im Innern, nach au�en der Bildung eines italischen Reiches.
�b erblick. Nach der gemeinsam bestandenen gallischen Gefahr brachen die inneren K�mpfe noch einmal aus, aber endlich kamen die noch immer vielfach voneinander', abgesonderten St�nde einander an Rechten gleich. Die Licinischen Rogationen (366) bezeichnen den Abschlu� des St�ndekampfes; bis zum Jahr 300 wurde der politische Ausgleich vollst�ndig. Roms B�rger-schaft, nunmehr einig im Innern, bezwang durch Waffengewalt der Reihe
1 *Zu dieser das Ungl�ck Roms besch�nigenden Darstellung stimmt schlecht die anderweitige Nachricht, da� zur Aufbringung des den Galliern zu zahlenden L�se-geldes eine besondere Steuer erhoben wurde.
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nach alle V�lker Mittel- und Unteritaliens, die stammverwandten Latiner und Samniten wie die fremden Etrusker, Gallier und Griechen, und hielt durch k�nstlich gegliederte Einrichtungen das unterworfene Italien in straffem Zusammenhang.
� 27.
Der Ausgleich der St�nde. Von den Licinischen Rogationen (367) bis zum Ogulnischen Gesetz (300).
1. Das letzte Opfer des St�ndekampfes, M. Manlius Capitolinus, 384. Durch die Not des Gallierkrieges waren die Plebejer vielfach verarmt und verschuldet. Als M. Manlius, der Retter des Kapitals, denselben Erleichterung zu verschaffen suchte, geriet er wie fr�her Sp. Kassius (486) und SP. M�lius (439) bei seinen patrizischen Standesgenossen in den Verdacht, als strebe er nach der Thrannis. Er wurde von den Kuriat-komitien verurteilt und vom Tarpejischen Felsen herabgest�rzt (384).
Manlius soll 400 B�rger von der Schuldhaft losgekauft haben. Wieweit er mit seiner Volksfreundlichkeit selbsts�chtige Pl�ne verband, l��t sich nicht ermitteln. � Die Plebejer sollten auch durch Anweisung fremden Landes, d. h. durch Aussendung von Kolonisten nach den s�detrnskischen St�dten Sntrinm und Nep�te beschwichtigt werden.
2. Die Licinischen Gesetze, 367. Die Volkstribunen C. Lici-nius Stolo und L. Sextius Lateranus brachten im Jahre 376 folgende Gesetzesvorschl�ge (Rogationen) ein:
1. Von den Schulden sollten die bereits bezahlten Zinsen abgezogen, der Rest solle in drei j�hrlichen Raten abbezahlt werden (ut deducto eo de capite, quod usuris pernumeratum esset, id quod superesset, triennio aequis portionibus persolveretur)
2. Kein r�mischer B�rger solle mehr als 500 Morgen (125 Hektar) vom Gemeindeland in Besitz haben (ne quis plus quingenta iugera agri possideret)2.
3. Es sollten keine Wahlen von Milit�r-Konsulartribunen mehr statt-finden, von den Konsuln solle jedenfalls einer aus den Neub�rgern gew�hlt werden (ne tribunorum militum comitia fierent consulumque utique alter ex plebe crearetur).
1 Da der r�mische Zinsfu� hoch war, so bedeutete diese Ma�regel jedenfalls einen ansehnlichen Nachla�, in vielen F�llen einen vollst�ndigen Erla� der Schuld; vgl. Solons Lastenabsch�ttelnng. Auch sollte vielleicht der Willk�r der Gl�ubiger bei der K�ndigung eines Darlehens vorgebeugt werden.
2 �hnliche Bestimmungen bestehen unter kleineren Verh�ltnissen noch heute in zahlreichen l�ndlichen Gemeinden Deutschlands.
Diese Antr�ge wurden erst, nachdem sie zehn Jahre hindurch immer wieder aufs neue gestellt worden waren, im Jahre 367 angenommen: L. Sextius wurde 366 der erste plebejische Konsul.
W�hrend die beiden ersten Licinischen Gesetze die wirtschaftliche Lage des niederen Volkes bessern sollten, hatte das dritte die politische Gleichberechtigung der beiden St�nde zum Ziel. Freilich wurden noch mehrmals zwei patrizische Konsuln gew�hlt, aber immerhin war der pers�nlichen T�chtigkeit fortan ohne Unterschied der Geburt die leitende Stelle im Staat zug�nglich.
Als Vermittler zwischen den St�nden wird der greise, fr�her volksfeindliche Camillus genannt. Er beschwichtigte als Diktator seine patrizischen Standesgenossen und weihte nach Abschlu� des Vers�hnungswerkes der G�ttin Eintracht einen Tempel.
3. Einsetzung der Pr�tur. Wie fr�her (444) die konsularische Gewalt durch die Errichtung der Eensur verringert worden war, so verlangten jetzt (366) die Patrizier, da� f�r die Rechtspflege ein besonderer patrizischer Beamter als Pr�tor aufgestellt werde.
Der Pr�tor war oberster Richter. Bei seinem Amtsantritt gab derselbe �ffentlich die Grunds�tze kund, nach denen er bei der Rechtsprechung verfahren werde (edictum praetoris)1.
4. Einsetzung der kurulischen �dilen. Aus den urspr�nglichen Gehilfen der Tribunen (s. S. 141) waren allm�hlich Polizeibeamte geworden, denen insbesondere die Aufsicht �ber den Markt und den Verkehr oblag. Neben den plebejischen �dilen wurden nun aus den Patriziern sog. kurulische �dilen ernannt, denen insbesondere auch die Besorgung der �ffentlichen Spiele zufiel. Der damit verbundene Aufwand aus eigenen Mitteln machte die �dilit�t fortan zu einem kostspieligen Amt, zugleich zu einer Gelegenheit, sich dem Volke f�r sp�tere Bewerbungen zu empfehlen.
Kurulisch hie�en die neuen �dilen, weil sie wie die Konsuln und Pr�toren bei ihren Amtshandlungen auf dem kurulischen Stuhl (s. S. 136 Anm.) sa�en.
5. Zugang zu den �brigen �mtern. In den n�chsten Jahr-zehnten erlangten die Plebejer auch den Zutritt zur kurulischen �dilit�t, zur Diktatur, Censur und Pr�tur. Zuletzt wurden durch das Gesetz des Tribunen Ogulnius auch die Priesterschaften den Plebejern zug�nglich (300).
Seitdem stand im r�mischen Staat jedem B�rger das Recht zu den Ehrenstellen (ins bonorum) in gleicher Weise zu. Freilich wagten es in der Regel nur die S�hne der angesehenen und wohlhabenden Familien sich um ein Amt zu bewerbet!. Art die Stelle des Geburtsadels trat bald ein W�rdenadel (nobilitas), der im Senat seinen Mittelpunkt fand.
Die Stellen des Opferk�nigs (rex sacrificulus) und der �brigen Einzelpriester (flamines) blieben den Patriziern vorbehalten, doch waren dies bedeutungslose Ehren�mter.
1 Die Edikte der Pr�toren galten neben dem Zw�lftafelgesetz und den Einzel-gesetzen als Rechtsquelle, �hnlich wie bei uns die Entscheidungen des Reichsgerichts.
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� 28.
Die Unterwerfung AUttelitaliens.
I. Der erste Samnitenkrieg und der letzte Latinerkrieg, 343�338.
II. Der zweite Samnitenkrieg, 326�304.
III. Der dritte Samnitenkrieg, 298�290.
�berblick. Die Gallier hatten zwar die Macht der Etrnsker f�r immer gebrochen, Rom aber nur vor�bergehend geschw�cht. Bald nach der Abwehr der Gallier kam es zu Kriegen der R�mer mit den stammverwandten V�lkern Italiens; nach wechselvollem Ringen endigten diese Kriege mit der Unterwerfung aller mittelitalischen St�mme unter die Herrschaft Roms.
Die Samniten hatten sich allm�hlich vom Adriatischen Meer bis zum Tyrrhenischen Meer ausgebreitet; sie waren den R�mern an Volkszahl �berlegen, an Tapferkeit ebenb�rtig, hatten aber gegen�ber dem straffen Zusammenhalt der R�mer weder ein geordnetes Staatswesen noch, wie es scheint, ein ausgebildetes Kriegswesen. � Jnfoferne die r�mischen Tugenden, ausdauernde Tapferkeit und opferwillige Hingabe an den Staat, in diesen Kriegen besonders hervortreten, kann man diesen etwa zwei Menschenalter umfassenden Zeitraum Wohl als die Heldenzeit Roms bezeichnen.
I. Der Samnitenkrieg, 343�341, und der letzte Latinerkrieg, 340�338.
*1. Entstehung des ersten Samnitenkrieges. Kampanien, wo die Samniten, mit Griechen und Etruskern zusammenwohnend, st�dtische Bildung angenommen hatten, wurde vielfach von den nachdr�ngenden Samniten des Gebirges beunruhigt, Deshalb wandte sich Kapua um Hilfe gegen die Berg-Samniten an die R�mer.
Rom galt den St�dten Kampaniens auch als Schutzmacht gegen die Seer�uber auf dem Tyrrhenischen Meer; vgl. das S. 134 �ber den Handelsvertrag mit Karthago Bemerkte.
2. Verlaus und Ausgang des ersten Samnitenkrieges, 343�341. Die R�mer besiegten unter M. Valerius Corvus, dem Gallierbesieger, die Samniten am Berge G aurus (unweit Kum�) und bei Suess�la in Kampanien. Im Frieden behielten die R�mer Kapua, die Samniten Te�mim Sidicinum.
3. Die Entstehung des letzten Latinerkrieges. Der Latinische Bund war allm�hlich eine Zwingherrschast Roms geworden Die Latiner hatten den R�mern in den Kriegen Heeresfolge zu leisten,
1 Vgl. die Entwicklung des Athenischen Seebundes.
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waren aber von allen Ehrenrechten im r�mischen Staat ausgeschlossen. Als ihre Forderung, der eine Konsul solle aus den Latinern genommen werden, mit Unwillen abgewiesen wurde, erhoben sie die Waffen gegen Rom.
4. Der Verlauf des Latinerkrieges, 340�338. Die Latiner, zu denen auch die Volsker und die Kampaner hielten, wurden von dem Gallierbesieger T. Manlius Torquatus in mehreren Schlachten (am Vesuv und bei Tris�num) besiegt (340). Diesen Feldschlachten folgte dann die Eroberung der einzelnen Latinerft�dte.
Eine besondere Gefahr bot der Latinerkrieg deshalb, weil die Gegner die gleiche milit�rische Schulung wie die R�mer hatten. Auch eine Erinnerung an die alte Waffenbr�derschaft war zu f�rchten. Darum verbot der Konsul T. Manlius Tor-quatus bei Todesstrafe den Kampf au�er der Reihe und lie� den einzigen Sohn hin-richten, als er diesem Verbot entgegen einen latinischen F�hrer im Einzelkampfe get�tet hatte (Manliana imperia).
Die Schlacht am Vesuv wurde der �berlieferung nach erst gewonnen, als sich der andere Konsul des Jahres 340, P. Decius Mus, zum Opfertod f�r das Vaterland hatte weihen lassen.
5. Die endg�ltige Unterwersung der Latiner. Der Lati-nische Bund wurde ausgel�st; die einzelnen St�dte kehrten teils in die fr�here Stellung als Bundesgenossen zur�ck, teils mu�ten sie r�mische Kolo-nisten in ihre Gemeinden ausnehmen und erhielten dann das r�mische B�rgerrecht (civitas), aber mit der Beschr�nkung des Stimmrechtes (suffragium) auf jene Kolonisten.
Rom verfuhr den Unterworfenen gegen�ber nach dem Grundsatz divide et impera! Durch die Verschiedenheit der Behandlung wurde die Erneuerung eines gegen Rom gerichteten Bundes verh�tet; zudem wurde der Verkehr der einzelnen Gemeinden dadurch beschr�nkt, da� ihnen wenigstens f�r die n�chste Zeit conubium und commercium verboten wurde. � Die St�dte, welche die civitas sine suffragio erhielten, bie�en municipia (b. munia �Lasten" und capere).
Von den Volskerst�dten verlor Antinm auch seine Kriegsschiffe, deren Schn�bel frostra) nach Rom gebracht und als Troph�en an der Rednerb�bue auf dem Forum befestigt wurden l.
II. Der zweite Samnitenkrieg, 326�304.
1. Die Samniten im Kampfe mit den Griechen und die E ntstehung des zweiten Samnitenkrieges. W�hrend die R�mer ihre Herrfchaft �ber die Latiner befestigten, hatten die Samniten die ihnen stammverwandten Lukaner gegen die unteritalischen Griechen unterst�tzt. Letztere erhielten mehrmals von der griechischen Halbinsel aus Beistand:
1 Davon stammt der Ausdruck pro rostris dicere.
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a) K�nig Archidamos, ein Sohn des Agesilaus, war von Sparta aus der Pflanzstadt Tarent zu Hilfe gekommen, fiel aber 338 (im Jahr der Schlacht bei Ch�ronea) gegen die Lukaner; vgl. S. III.
d) K�nig Alexander von Epirus, ein Oheim Alexanders des Gro�en, erlag 332 (im Jahr der Eroberung von Thrus) den Jtalikern.
Als die Samniten auch in Kampanien wieder festen Fu� fa�ten und Neapel besetzten, traten ihnen die R�mer entgegen, welche gleichfalls Kam-Panien zu behaupten suchten.
Alexander von Epirus, ein Bruder der Olympias, drang gleichsam im Wett-etser mit seinem Neffen nach Westen vor, errang aber sowenig einen dauernden Erfolg gegen die Lukaner wie sp�ter Pyrrhns gegen die R�mer.
Die Stadt am Vesuv, eine Tochterstadt Kum�s, hie� ehedem Partheu�pe; Neapolis (Neustadt) wurde sie wohl zum Unterschied von Kum�, der Mutter- oder Altstadt, genannt. Allm�hlich verlor Kum� an Bedeutung und Neapel wurde die bedeutendste Griechenstadt an dieser K�ste, welche zu allen Zeiten die Eroberer anlockte. Die R�mer, die schon vorher Festungen in Fregell� (am Liris) und in Gates angelegt hatten1, entrissen Neapel der samnitischen Besatzung mit Hilfe der griechischen Einwohner.
2. Der Krieg bis zur Anlegung der via Appia, 312. Im ersten Teile des 22j�hrigen Krieges hatten die R�mer nur mit den Samniten zu k�mpfen, die an Gavius (Gajus) Pontius einen tapferen und geschickten F�hrer fanden. Trotz einer schweren Niederlage bei Cau-dium (32t) errang die r�mische Kriegskunst und Kriegszucht schlie�lich den Sieg. Das durch L. Papirius Cursor 319 zur�ckeroberte, bald darauf in eine r�mische Milit�rkolonie verwandelte Luceria bildete den St�tzpunkt der r�mischen Macht im Osten (Apulien), w�hrend die vom Censor Appius Claudius 312 angelegte Appische Heerstra�e die Verbindung zwischen Rom und Kampanien sicherte.
In die erste Zeit des langen Krieges f�llt die Diktatur des L. Papirius Cursor, der seinen Reiterobersten O. Fabius Rulliauus, weil er in Abwesenheit des Diktators gegen das Verbot einen Kampf unternommen hatte, hinrichten laffen wollte, obgleich der Kamps siegreich ausgegangen war. Auf die Bitte des gesamten Volkes gew�hrte der Diktator dem Verurteilten Begnadigung, aber keine Verzeihung.
Um dem bedrohten Luceria zu Hilfe zu kommen, durchzog 321 das r�mische Heer den Apennin, wurde aber in einem Engp�sse (furc�lae Caudinae) von Pontius eingeschlossen, zur Ergebung gen�tigt und unter das Joch geschickt. Den von s�mt-liehen h�heren Befehlshabern beschworenen Friedensvertrag erkannte der r�mische Senat nicht an, sondern glaubte durch die Auslieferung der F�hrer dem Recht zu gen�gen. Pontius verweigerte jedoch die Annahme derselben.
1 Solche Festungen erhielten r�mische B�rger als Einwohner und hie�en auch coloniae (Milit�rkolonien).
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3. Ausgang des Krieges, 304. Einen neuen Ausschwung nahm der Krieg durch das Eingreifen der Etrusker (seit 311). Die R�mer zogen unter Q. Fabius durch den Ciminischen Wald (das Gebirge von Viterbo), der bis dahin f�r die Nordgrenze des r�mischen Machtgebietes galt, und schlugen die Etrusker unter den Mauern von Perusia (310). Papirius Cursor, abermals Diktator, erfocht 309 bei Long�la' einen gl�nzenden Sieg �ber die Samniten. Auch die Umbrer, Marser, P�ligner, Herniker und �quer hatten sich erhoben, wurden aber der Reihe nach unterworsen. Die Samniten wurden zuletzt auf das Gebirgsland beschr�nkt, ganz Kam-panien blieb im Besitz der R�mer.
Papirius Cursor, den sein pers�nlicher Feind Fabius, damals Konsul, mit edler Selbstverleugnung zum Diktator ernannte, war das Muster eines altr�mischen Kriegsmannes. *$ou ihm sagt Livins (IX, 16): Fuit vir haud dubie dignus omni bellica laude, non animi solum vigore, sed etiam corporis viribus excellens: praecipua pedum pernicitas inerat, quae cognomen etiam dedit, victoremque cursu omnium aetatis suae fuisse ferunt �, nec cum ullo asperiorem, quia ipse invicti ad laborem corporis esset, fuisse militiam pediti pariter equitique �: haud dubie illa aetate, qua nulla virtutum feracior fuit, nemo unus erat vir, quo magis innixa res Romana staret.
III. Der dritte Samnitenkrieg, 298�290.
1. Nochmalige Erhebung der Samniten. Als die aus Kampanien verdr�ngten Samniten auch Lukanien r�umen sollten, griffen sie nochmals zu den Waffen. Sie fanden wiederum die Hilfe der Etrusker und Umbrer, auch gallische St�mme beteiligten sich an der allgemeinen Er-Hebung gegen Rom.
2. Die Entscheidungsschlacht bei Sentinum, 295. Die ganze Gefahr des Krieges dr�ngte sich in das Jahr 295 zusammen, in welchem die vier den R�mern feindlichen V�lker ihre Heere in Umbrien ver-einigt hatten. Diesem drohenden V�lkerbund traten die R�mer unter Q. Fabius und P. Decius Mus dem J�ngeren bei Sentinum entgegen und errangen einen entscheidenden Sieg (295). M\ (Manius) Curius Dentatus vollendete im Jahr 290 die Unterwersung der Samniten. Der Besitz von Mittelitalien wurde durch zahlreiche Milit�rkolonien, wie Venusia und Sena Gallica, gesichert.
Der Sieg von Sentinum verschaffte dem alten Fabius den Beinamen Maximus, der dem Geschlechte verblieb; sein Mitkonsul Decius weihte sich dort gleich seinem Vater dem Opfertod f�r das Vaterland. Auch der F�hrer der Samniten, Gellus Egnatius, fiel in der Schlacht.
1 * Dieser Ort, jedenfalls in Samninm gelegen, ist zu unterscheiden von dem volskisch-latinischen Longula, das von den R�mern fr�h zerst�rt wurde; Liv. 11,33, 39.
M'. Curius Dentaws bezwang auch die aufst�ndischen �abtner und bekundete diesen gegen�ber seine Unbestechlichkeit, nach dem Siege aber die altr�mische Gen�gsamkeit. *Vgl. Val. Max.1 TV, 3, 5: Decretis a senatu septenis iugeribus agri populo, sibi autem quinquaginta, popularis assignationis modum non excessitr parum idoneum rei publicae civem existimans, qui eo, quod reliquis tribueretur. contentus non esset. �brigens sollen die R�mer nach der Unterwerfung der Sabiner zum erstenmal den Reichtum versp�rt haben.
Nach Venusia, das an der Greuzscheide Apuliens, Lukaniens und Samninms lag, sollen die R�mer 20000 Kolonisten geschickt haben (291). Sena G allica (j. Sinigaglia; so genannt zum Unterschied von dem etrnskischen Sena, dem heutigen Sieua) wurde 284 angelegt, nachdem die senonischen Gallier fast ausgerottet worden waren. Etwa um dieselbe Zeit wurden auch die Bojer, die sich mit den Etruskern auf den Weg nach Rom gemacht hatten, am Vadimonischen See geschlagen.
� 29.
Der Krieg mit Pyrrhus, 280�275, und die Ausdehnung der r�mischen Herrschaft �ber Unteritalien.
1. Zerw�rfnis mit Tarent. Die reiche griechische Handelsstadt Tarent sah mit Verdru� die Fortschritte der R�mer an den K�sten sowie im Innern Italiens. Die R�mer hatten fr�her das Lacinische Vorgebirge als Beginn des tarentinischen Machtbereiches anerkannt, aber nachdem sie an der K�ste des Adriatischen Meeres festen Fu� gefa�t hatten, mu�te ihnen die freie Schisfahrt auf diesem Meere erw�nscht sein. Als nun einige r�mische Kriegsschiffe aus der Fahrt nach Sena in Tarent anliefen, erkl�rten die Tarentiner dies f�r eine Verletzung des alten Vertrages, �berfielen die Schiffe und verweigerten die hief�r geforderte Genugtuung.
L. Postumius, der Sprecher der r�mischen Gesandtschaft, wurde vom tarentini-schen P�bel im Theater verh�hnt und auf rohe Weise beschimpft. Diese Ausschreitung der griechischen Demokratie stand in schroffem Gegensatz zu dem ernsten und w�rde-vollen Wesen der damaligen R�mer (gravitas)/
2. Pyrrhus und seine Siege, 280 und 279. Die Tarentiner riefen gegen die R�mer den K�nig Pyrrhus von Epirus zu Hilfe. Er erschien mit 25 000 Mann und 20 Kriegselefanten und erfocht bei Heraklea am Aciris (Lukanien) einen Sieg �ber die R�mer, welche hier zum ersten-male der hellenistischen Kriegskunst gegen�ber gestellt waren (280). Die Friedensantr�ge des Pyrrhus wurden zu Rom verworfen, ein Vorsto� gegen
1 * Valerius Maximus schrieb unter Tiberius (f 37 n. Chr.) 9 B�cher Factorum dictornmque memorabilium.
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Rom hatte keinen Erfolg: Pyrrhus siegte 279 noch einmal bei Asc�lum in Apulien, verlie� aber dann Italien und wandte sich nach �teilten.
Pyrrhus, dem �acidenhause entstammt, verwandt mit Alexander d. Gr. und mit den Ptolem�ern, hatte die Einladung der Tarentiner in der Absicht angenommen, aus Epirus, Unteritalien und Sicilieu ein westhellenisches Reich zu gr�nden'. Er war pers�nlich tapfer und ein Meister der griechisch-macedonischen Kriegskunst, aber unruhigen.Geistes und der r�mischen Z�higkeit gegen�ber zu wenig ausdauernd.
Seinem Vertrauten und Unterh�ndler, dem griechischen Redner Cineas, der die Bestechlichkeit und Leichtbeweglichkeit der damaligen Griechen in Rom er-wartet hatte, erschien der Senat als eine �Versammlung von K�nigen". Appius Claudius, der Censor von 312, damals erblindet, lie� sich in den Senat tragen und vertrat den Grundsatz, da� Rom mit keinem siegreichen Feinde Frieden schlie�en d�rfe2.
Auf seinem Zuge gegen Rom soll Pyrrhus von Pr�neste aus die Stadt erblickt haben. Den Winter von 280/79 brachte Pyrrhus in der Stadt Tarent zu, deren B�rgerschaft bereits �ber seine r�cksichtslosen Aushebungen verdrossen war. In diese Zeit f�llt auch die Gesandtschaft des C. Fabricins zur Auswechslung der Ge-fangenen (des Fabricius Unbestechlichkeit und des K�nigs Ritterlichkeit)3.
Nach der Schlacht bei Asculum soll Pyrrhus ausgerufen haben: "Av fri piav fid^rjv 'Poifiaiovg viKriat�fiEV, &7ioXov^iEd~a TcaviE�wg. (Plut. Pyrrh. 21.)
3. Pyrrhus in Sicilien. Auf Sicilien waren nach dem Tod des Tyrannen Agathokles (S. 88) Wirren entstanden, welche es den Karthagern erleichterten ihre Herrschaft auf dieser Insel wieder auszudehnen. Pyrrhus, der als Schwiegersohn des Agathokles von vornherein Sicilien in den Kreis seiner Berechnungen gezogen hatte, leistete der Einladung der Syrakusaner, die F�hrung gegen Karthago zu �bernehmen, Folge. Schon hatte er den Karthagern fast die ganze Insel entrissen, als die Befestigungswerke von Lilhb�um und der Abfall der meisten sicilischen St�dte seinen Fortschritten ein Ziel setzten.
Gr�nde der Mi�erfolge des Pyrrhus: 1. In dieser Zeit (278) erneuerten die Karthager ihren Handelsvertrag mit den R�mern und dehnten ihn auf gemeinsamen Schutz gegen Pyrrhus aus. 2. Von Griechenland konnte der K�nig keine Hilfe erwarten, da es durch den Einfall der Gallier geschw�cht war. 3. Dabei vermochte Pyrrhus weder die verweichlichten Tarentiner noch die Sicilier zu den Anstrengungen fortzurei�en, welche erforderlich gewesen w�ren, um R�mer und Karthager mit Erfolg zu bekriegen.
1 *Vgl. Gustav Adolfs Absichten bei seinem Erscheinen in Deutschland. 4 *Die Rede des Appius war zu Ciceros Zeit noch erhalten. 8 *Vgl. die Verse des Ennins:
Nee mi aurum posco nec mi pretium dederltis, Nec cauponantes bellum, sed belligerantes,
Ferro, non auro, vitam cernamus utrique.
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4. Des Pyrrhus Niederlage (275) und sein Ausgang (272). Auf den erneuerten Hilferuf Tarents verlie� Pyrrhus Sicilien und versuchte nach seiner R�ckkehr noch einmal das Kriegsgl�ck in Italien, wurde aber bei Beneventum (Samnium) von M'. Curius Dentatus entscheidend geschlagen (275) und gab nun Italien auf. In die Wirren Griechenlands verwickelt, kam Pyrrhus 272 in einem Stra�enkamps zu Argos um. Nach seinem Tode �bergab sein Feldherr Milo, der bis dahin Tarent gehalten hatte, Stadt und Burg den R�mern (272).
Ein Nachspiel des Krieges war die strenge Bestrafung einer meuterischen kam-panischen Legion, die zu Beginn des Krieges in Rheginm eine Soldatenherrschaft errichtet hatte. Nach dem Kriege wurde Rhegium erst�rmt, der Rest der Emp�rer (300) ZU Rom hingerichtet (prisco more, d. h. nach vorhergegangener Gei�elung enthauptet). Die Einnahme von Rhegium (270) bezeichnet den Abschlu� der Unterwerfung Unteritaliens.
5. Roms Stellung nach der Besiegung des Pyrrhus. Mit dem Abz�ge des Pyrrhus h�rten die Versuche der Diadochen, auch nach dem Westen �berzugreifen, auf. Rom stand nunmehr auch dem griechischen Osten gegen�ber achtunggebietend da, es tauschte mit den hellenistischen Reichen Gesandtschaften, es schlo� mit der Republik Rhodus wie mit den Ptolem�ern in �gypten Freundschaftsvertr�ge; die r�mischen Kaufleute nahmen am Welthandel teil'. Durch alles dies wuchsen die griechischen Ein-sl�sse auf Rom, ohne bis jetzt den kriegerischen Geist der R�mer zu schw�chen. Durch die Unterwerfung Italiens war auch die Bev�lkerung der Stadt m�chtig vermehrt worden, aber die st�dtische Menge wurde ebenso wie die italischen Gemeinden von den Beamten und dem Senate durch ein bewun-derungsw�rdiges System der Herrschaft in Schranken gehalten.
Nach wie vor beruhte die St�rke Roms auf den Waffen^: die allgemeine Dienstpflicht (die Griechenst�dte Unteritaliens stellten als socii navales die Schiffe), Heerstra�en, Milit�rkolonien hielten das Reich zusammen.
*Polybius nennt die r�mische Verfassung die beste seiner Zeit (xdAAiozov avourjpa z�v xa& fyu�g jto/Lizeiwv). Er erkennt ein monarchisches, aristokratisches und demokratisches Element in ihr (VI, 11,11): *Hv jikv 6�? tqIu r� xparowr�
Tfjg noAizeiag. odza>g dh n�vza naz� ftepog taojg aal izQEiz�vzcog avvezezay.zo xal �Kpneizo �i� zovzov, &oze ptj�dva ttoz' �v elrzelv �vvao&at �e�aicog, fijjdk z&v
1 Damit steht in Zusammenhang, da� Rom damals von der Kupferw�hrung zur Silberw�hrung �berging. Das Kupseras blieb als Scheidem�nze, als Silbergeld kam der Denar, der griechischen Drachme (S. 67) gleichwertig, in Gebrauch. Gerechnet wurde nach Sestertien (� V* Denar oder rund 20 Pf.).
1 *Von den R�mern jener Zeit r�hmt Ovid (fast. III, 101 ff.):
Nondum tradiderat victas victoribus artes
Graecia, facundum, sed male forte genus.
Qui bene pugnabat, Romanam noverat artem;
Mittere qui poterat pila, disertus erat.
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�y%(�qi�)v, jz�zeq' �gioto*qailx�v zo noAizevfia ov/iTiav fj drjfioxQazixov H fiova q%ix6v. Kai zovz' elxbg ijv naoxeiv. 8ze fiev y�(> elg zrjv z�v bnazwv �zEviaaifiev igovoiav, zeAeiwg fiovaQxixov icpaivez' elvai v.al �aoiAix�v, 8ze <$' elg zi]v zrjg ovyxArjzov, 7zaA.1v �QLcrzoxQazix�v � xal firjv el zrjv zc�v tz o A. A tb v ��ovaiav decjQolij zig, i��xei oatp&g elvai �^fiongazm�v. Vgl. Cic. de re publ. II, 57: Id tenetote, nisi aequabilis haec in civitate compensatio sit et iuris et officii et muneris, ut et potestatis satis in magistratibus, et auctoritatis in principum consilio, et libertatis in populo sit, non posse hunc incom-mutabilem rei publicae conservari statum.
Ein �bergewicht der st�dtischen Menge, welche besonders Appins Claudius als Censor durch Aufnahme vieler Freigelassener vermehrt hatte, wurde dadurch ver-h�tet, da� dieselbe auf die vier st�dtischen Tribns beschr�nkt wurde, somit bei den Abstimmungen nicht den Ausschlag geben konnte. *Vgl. dagegen die athenische De-mokratie unter Kleon und den franz�sischen Konvent von 1792�95.
III. Die Zeit der ausw�rttgen Kriege; bis zur Festsetzung in Afrika
und Asien, 133.
�berblick. Nach der Unterwerfung Italiens hatten die R�mer sofort in den Kampf mit den �brigen Mittelmeerl�ndern einzutreten. Die n�chsten und gef�hrlichsten Feinde waren die Karthager, die an Hamilkar Barkas und Hannibal gro�e Feldherren fanden, trotzdem aber der r�mischen Aus--bauet erlagen. Nachdem Rom Karthago unsch�dlich gemacht und durch gleichzeitige Eroberungen in Spanien und Gallien seine Herrschaft im West-lichen Becken des Mittelmeeres befestigt hatte, begann die Auseinandersetzung mit dem griechischen Osten. Von den hellenistischen Reichen erlag Mace-donien, bald auch Syrien den R�mern. Erhebungen in Griechenland, in Afrika und Spanien endigten mit der Zerst�rung der dortigen Metropolen und mit der v�lligen Unterwerfung der Bev�lkerungen.
In diesen Zeitraum fallen die Anf�nge der r�mischen Literatur.
� 30.
Der erste Pnnische Krieg, 264�241, und die Ereignisse zwischen dem ersten und dem zweiten Pnnischen Krieg.
1. Der Anla� des Krieges. In der Stadt Messana Hattert sich fr�here S�ldner des Agathokles, die sog. Mamertiner (d. i. Mars-f�hne), festgesetzt, welche eine Soldatenherrschaft dort aufrichteten, �hnlich wie die Meuterer von Rhegium (f. S. 156). Hiero, der nach dem Abzug des Phrrhus Herr von Syrakus geworden war, belagerte die Mamertiner, worauf ein Teil derselben die Karthager, ein anderer die R�mer um Hilfe anrief. Der r�mische Senat z�gerte, die Volksversammlung aber beschlo�.
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die erbetene Hilfe zu leisten, wiewohl dadurch ein Krieg mit dem bisher Verb�ndeten seegewaltigen Karthago entstehen mu�te.
Sicilien, die zentrale Insel des Mittelmeeres, in alten wie in neuen Zeiten ein V�lkersammelplatz, war damals zwischen Syrakus, den Karthagern und den Mamertinern geteilt. Schon Pyrrhns soll bei seinem Abzug aus Sicilien ge�u�ert haben, er hinterlasse in dieser Insel einen pr�chtigen Schauplatz f�r den Kampf der zwei Republiken.
Karthago, im 9. Jahrhundert gegr�ndet (s. S. 15), seit dem 5. Jahrhundert m�chtig durch Unterwerfung aller seiner Nachbarn, der stammverwandten pb�nicischen St�dte wie der libyschen Bewohner des Hinterlandes, beherrschte damals unbestritten das westliche Becken des Mittelmeers'. Nach Ursprung und Gesittung (es diente seinen G�ttern mit Menschenopfern) geh�rte es den orientalischen M�chten an, in seinen Kriegen bediente es sich libyscher, spanischer, gallischer und griechischer S�ldner sowie numidischer Reiter; seine Verfassung war eine Plutokratie (f. S. 16). Den Karthagern gegen�ber vertrat Rom mit seiner italischen Bundesgenossenschaft, mit seinem freien Staatstum und seinem Volksheere das eigentlich europ�ische, t�chtigere Wesen.
2. Der erste Kampf um Sicilien, 264�260. Im Anfang des Krieges waren die R�mer fast durchaus gl�cklich:
a) Sie erzwangen unter Verlusten den �bergang nach Messana, der-trieben die Karthager, welche mit der Besetzung der Burg zuvorgekommen waren, und schlugen auch die Shrakusaner zur�ck (264). Der K�nig Hiero schlo� im Jahr darauf ein B�ndnis mit den R�mern, das er bis zu seinem Tode (216) hielt.
b) Im Jahre 262 eroberten die R�mer nach schwerer Belagerung Agrigent, den Hauptwaffenplatz der Karthager.
c) Auch zur See siegten die R�mer unter C. Duilius bei Mhl� (nahe der Nordostecke der Insel) �ber die Karthager (260).
Die R�mer batten bisher noch nicht zur See gek�mpft, wenn sie schon zum Schutze ihres Handels und zum Verkehr mit den �stlichen Kolonien auch fr�her Kriegsschiffe hatten (vgl. S. 150, 154 n. 156). Jetzt bauten sie ihre erste gr��ere Flotte, angeblich nach dem Muster einer gestrandeten karthagischen Pent�re. Der Sieg bei Myl� wurde haupts�chlich durch die Enterbr�cken (corvi, Kogaxes) gewonnen, durch welche der Seekampf in einem Landkampf verwandelt wurde. Dem Sieger C. Duilius wurden gro�e Ehren erwiesen: er erhielt das Recht, zeitlebens mit Fackeln und Fl�ten-spiel sich heimgeleiten zu lassen (quasi cotidie triumpharet), und auf dem Forum wurde ihm eine mit Schiffsschn�beln gezierte S�nke (columna rostrata) errichtet, von der eine alte Nachbildung noch heute erhalten ist. *Auf derselben hei�t es u. a.
1 Der Karthager Hanno beschrieb um 500 v. Chr. eine Entdeckungsreise nach der Westk�ste Afrikas in �hnlicher Weise, wie in der Zeit Alexanders Pyth eas von Massilia von seinen Fahrten nach den K�stenl�ndern der Nordsee berichtete.
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in der Sprache jener Zeit: Consol clases navales primos ornavet, cumque eis navebos claseis Poenicas in altod marid pucnan(dod vicet).
3. Der r�mische Angriff aus Afrika, 256�254.* Um eine Entscheidung herbeizuf�hren, fa�ten die R�mer den k�hnen Plan, wie 50 Jahre fr�her Agathokles, nach Afrika hin�berzugehen. Sie siegten erst in einer gro�en Seeschlacht am Vorgebirge Ekn�mos und bewerkstelligten dann gl�cklich �bersahrt und Landung (bei Clup�a, gr. Afpis). M. Ati-lius Regulus drang, unterst�tzt durch den Abfall der Libyer von Kar-thago, bis unter die Tore der Stadt vor, alle Friedensvorfchl�ge zur�ck-weifend, da gewannen die Karthager an dem S�ldnerf�hrer Xanthippus bitten geschickten Feldherrn. Er besiegte die R�mer in offener Feldschlacht bei Tun es (255). Regulus selbst wurde gesangen, nur wenige entkamen nach Clupea. Auf der R�ckfahrt vollendete ein Seesturm die Niederlage der R�mer (254).
Bei Eknomos hatten 330 r�mische Schiffe 350 karthagische besiegt � Xan-thippus, der �berlieferung nach ein Spartaner, drang auf bie Ben�tzung der Ebenen, wo die Elefanten und die Reiterei den Ausschlag gaben. � Der gefangene Regulus wurde sp�ter von den Karthagern wegen Austausches der Gefangenen und Vermittlung des Friedens nach Rom gesandt, sprach aber in edler Selbstverleugnung selbst im Senate dagegen. Seine R�ckkehr trotz der Versuche der Freunde, ihn zur�ckzuhalten, erregte die Bewunderung ber Nachwelt2. Da� ihn die Karthager zu Tode gemartert haben sollen, ist eine wenig glaubw�rdige Ausschm�ckung der Geschichte.
4. Die Erneuerung des Kampfes aus �teilten und die Entscheidung, 254�241. In dem erneuerten Land- und Seekrieg aus Stellten wechselte zuerst der Erfolg: die R�mer eroberten die alte Ph�nieier-stadt Panormus und behaupteten sie durch eine gro�e Schlacht unter den Mauern derselben (250), dagegen mi�lang ein Angriff der r�mischen Flotte unter P. Claudius Pulcher aus Drep�na (249). Die Karthager, seit 247 von dem t�chtigen Hamilkar Barkas (d.i. der Blitz) gef�hrt, behaupteten sich an mehreren festen Punkten im Westen der Insel, bis ein Seesieg des C Lutatius Catulus bei den �gatischen Inseln (241) den Fall Drepanas und damit die Entscheidung herbeif�hrte.
Unter Hamilkar hielten die Karthager folgende Orte auf Sicilien besetzt:
1. Drepana und Lilyb�um,
2. den Berg Eirkte (jetzt Monte Pellegrmo bei Palermo),
3. den Berg Eryx, wo jedoch auch gallische S�ldner in r�mischen Diensten eine feste Stellung einnahmen.
1 Da jedes dieser Schiffe etwa 300 Ruberer und 120 K�mpfer an Bord hatte, -fo stauben bamals fast 300000 Mann gegeneinanber.
2 *Cic. de off. I, 39: cum retin er etur a propinquis et ab amicis, ad supplicium redire maluit quam fidem bosti datam fallere. Eines ber Gemalbe, welche ben Sitzungssaal bes Senates im heutigen Rom schm�cken, hat biefe Szene zum Gegenstand.
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Die R�mer, die wiederholt ganze Flotten durch St�rme eingeb��t hatten1, verzichteten auf den Seekrieg; da brachte eine letzte patriotische Anstrengung aus Privat-Mitteln noch einmal eine Flotte zusammen, mit welcher Lutatius die zum Entsatz Drepanas heransegelnde karthagische Flotte besiegte.
5. Der Friede. Die Ersch�pfung beider Staaten erleichterte den Friedensschlu�. Die Karthager mu�ten 3200 Talente (etwa 15 Mill. Mark) bezahlen und ganz Sicilien samt den zwischen Sicilien und Italien liegenden Inseln abtreten. Sicilien wurde (mit Ausnahme des den Shrakusanern der-bleibenden Gebietes) die erste r�mische Provinz^.
6. Die Ereignisse zwischen dem ersten und zweiten Punischen Krieg: r�mische Eroberungen im Westen, Osten und Norden.
a) Die Aneignung Sardiniens (und Korsikas), 238. W�hrend Karthago durch einen schweren S�ldneraufstand und den Abfall der Libyer an den Rand des Unterganges gebracht wurde, nahmen die R�mer Sardinien weg, wo sich gleichfalls die karthagischen S�ldner emp�rt hatten. Eine Aufforderung der Karthager, die Insel zu r�umen, beantworteten die R�mer mit Kriegsandrohung. Sie blieben nicht nur im Besitze Sardiniens, sondern eigneten sich kurz darauf (231) auch Korsika, das sie schon w�hrend des Krieges besetzt hatten, endg�ltig an. Beide Inseln bildeten die zweite r�mische Provinz.
Der Krieg Karthagos gegen die S�ldner, welche sich wegen Vorenthaltung des r�ckst�ndigen Soldes erhoben hatten, dauerte �ber drei Jahre und wurde von beiden Seiten mit beispielloser Grausamkeit gef�hrt. Nachdem mehrere F�hrer von den MenKrern ermordet waren, gelang es Hamilkar Barkas, die Emp�rung niederzuwerfen. Mit dem Reste ber S�ldner unternahm Hamilkar bald barauf bte Eroberung Spaniens.
b) Die Bezwingung der illyrischen Seer�uber, 228. W�hrend des ersten Punischen Krieges hatte die Seer�uberei aus dem Adriatischen Meer, dessen Ostk�ste zahlreiche Schlupfwinkel bot, �berhand-genommen. Eine r�mische Gesandtschaft, welche bei der K�nigin Teuta in Skodra (j. Skutsri) Beschwerde f�hrte, fand keine Genugtuung; einer der Gesandten wurde sogar auf der R�ckreise ermordet. Hierauf schickten die R�mer eine Flotte und ein Landheer, unterwarfen rasch die Jllyrier und beschr�nkten sie auf die n�rdliche K�ste. KerkMa, Apollonia und Epidamnus (Dhrrhachium) wurden f�r frei erkl�rt und unter r�mischen Schutz gestellt.
1 *Vgl. Polyb. (I, 63, 6): &7i��aAov 'Pcofialoi fihv iv zip noAtfiy zovzq> TtevzJjQEig fiei� zwv iv zalg vavayiaig �iafp&aQeicrwv eig &7iza%o<ji<tg, Ka^^rj�ovioi dh eig nevzav.oaiag.
2 Provincia eigentlich der einem h�heren Beamten durchs Los zufallende Amtsbereich.
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Die Griechen zeigten sich den R�mern dankbar f�r die Befreiung von den illyrischen Piraten: die Athener verliehen den R�mern das B�rgerrecht, die Korinther luden sie zu den Jsthmifchen Spielen ein.
o) Die Eroberung des cisalpinis chen Galliens (Ober-Italiens). Um 225 brachen gro�e Massen gallischer St�mme (Bojer, In-subrer, Tanrisker, verst�rkt durch die transalpinischen G�saten) in Etrurien ein. Rom bot alle Streitkr�fte1 auf, um die alten Feinde nachdr�cklich zu besiegen:
1. Ein gallisches Heer wurde an der etruskifchen K�ste (bei Telamon) von zwei r�mischen Heeren in die Mitte genommen und vernichtet (225).
2. Hierauf drangen die R�mer zum erstenmale in der Po-Ebene ein, �berschritten den Flu� und siegten wiederholt (223 unter E. Flaminius; 222 unter M. Claudius Marcellus) �ber die Gallier.
Marcellus t�tete bei Clastidium den gallischen Feldherrn Viridom�rns und gewann so die spolia opima. Nach der Eroberung Mediolanums, der Hauptstadt der Jnsubrer, unterwarfen sich die Gallier.
3. Zum Schutze des neu eroberten Gebietes wurden die Festungen Placentia, Cremona und Mutina angelegt *(218).
Wie die Eroberungen im S�den durch die Appische Stra�e, so wurden die n�rdlichen durch die Flaminische (nach C. Flaminius benannt) gesichert, welche sp�ter als �milische Sta�e von Ariminnm bis nach Placentia am Po verl�ngert wurde'.
� 31.
Der zweite Punische oder Hannibalische Krieg, 218�201.
I.^Der Anla�; die Karthager in Spanien. Nach dem Ver-luste Siciliens und Sardiniens hatte der Unternehmungsgeist Hamilkars seiner Vaterstadt ein anderes Machtgebiet gewonnen: er eroberte einen gro�en Teil von Spanien, dessen Silbergruben reiche Geldmittel lieferten, dessen Bev�lkerung (Iberer und Kelten) treffliche S�ldner f�r die Wiederaufnahme des Krieges bot. Nach Hamilkars Tod (229) fetzte fein Schwiegerfohn Has-drub al die Eroberungen mehr durch kluges Unterhandeln als durch Waffen-gewalt fort. Er gr�ndete Neukarthago (j. Cartagsna). Die R�mer, damals
1 Zu den eigentlichen Feldtruppen, den vier Legionen der beiden Konsuln zu je 5200 Mann und 300 Reitern und einer entsprechenden Zahl von Bundesgenossen, kamen so zahlreiche Reserven und ein so starker italischer Landsturm, da� Polybius die gesamte verf�gbare Streitmacht Roms f�r jene Zeit auf 700000 Mann zu Fu� und 70000 Reiter veranschlagt.
2 Nach der Via Aemilia wurde seit dem Mittelalter diese ganze Landschaft Emilia genannt.
Stich, Lehrbuch der Geschichte. I. Bd. 4. Auflage. 11
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durch die Jllhrier und durch die Gallier in Anspruch genommen, begn�gten sich damit, die Karthager durch einen Vertrag auf das s�dlich vom Jberus (Ebro) gelegene Gebiet zu beschr�nken. Der Nachsolger des 221 durch Meuchelmord gefallenen Hasdrubal war Hamilkars Sohn Hannibal. Er griff die Stadt Sagunt \ welche.s�dlich vom Ebro gelegen war, aber mit Rom einen besonderen Freundschaftsvertrag geschlossen hatte, an und eroberte sie trotz der Einsprache der R�mer nach achtmonatlicher Belagerung (219). Als Karthago die verlangte Genugtuung (die Auslieferung Hannibals) ver-weigerte, erkl�rte eine r�mische Gesandtschaft im karthagischen Senat den Krieg.
Hannibal, im Lager aufgewachsen und ein erbitterter Feind der R�mer, denen er als neunj�hriger Knabe ewigen Ha� geschworen hatte, wurde, 26 Jahre alt, vom Heere zum Oberfeldherrn gew�hlt und nachtr�glich vom karthagischen Senat best�tigt. Durch die unbedingte Herrschaft �ber die Gem�ter seiner Soldaten, durch seinen Scharf-blick f�r die Bl��en des Gegners, durch die K�hnheit und zugleich berechnende Klug-heit seiner M�rsche und Schlachten war er einer der gr��ten Feldherren aller Zeiten und wurde als solcher nicht nur von den Alten, sondern auch von den berufensten Beurteilern der neueren Zeit (so von Napoleon I>, Wellington und Moltke) anerkannt. (* Vgl. auch die Charakteristik Hannibals bei Liv. XXI, 4).
*SDen Vorgang im karthagischen Senat schildert Livins (XXI, 18): Romanus (legatus) sinu ex toga facto: hie, inquit, vobis bellum et pacem portamus; utrum placet, sumite. Sub hanc vocem haud minus ferociter, daret utrum vellet, succlamatum est, et cum is iterum sinu effuso bellum dare dixisset, aeeipere se omnes responderunt, et quibus aeeiperent animis, isdem se gesturos.
2. Der Verlauf des Krieges.
I. Die Siegeslausbahn Hannibals, 218�216.
1. Das erste Jahr des Krieges, 218. Hannibal wie die R�mer erkannten, da� die beste Abwehr in einem rechtzeitigen Angriff liege: Die R�mer beabsichtigten eine Landung in Afrika und einen Angriff auf Spanien, aber ehe sie beides ausf�hren konnten, [Hatte Hannibal mit einem kriegs-ge�bten Heere die Pyren�en und den Rhod�nus �berschritten. P. Corne-lius Scipio, der nach Spanien bestimmte Konsul, erfuhr dies zwar unterwegs (in Maffilia), konnte aber nicht wagen den Zug Hannibals aus-zuhalten2, sondern fuhr nach Oberitalien zur�ck, w�hrend fein Bruder Gn�us
1 Saguutum7dessen Name an Zd^wd-og anklingt, war doch wohl keine Griechen-stadt und jedenfalls damals von Iberern bewohnt.
2 *Ein Reitertreffen, das die Vortruppen beider Heere an der Rhone einander lieferten, endigte nach hartn�ckigem Kampfe mit dem Siege der r�mischen Reiter. Dies wurde von den R�mern als ein Vorzeichen f�r den Ausgang des ganzen Krieges genommen; vgl. Liv. XXI, 29: Hoc prineipium simul omenque bello ut summae rerum prosperum eventum, ita haud sane incruentam aneipitisque certaminis victoriam Romanis portendit.
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mit einem Teile des Heeres die Fahrt nach Spanien fortsetzte. Hannibal bewerkstelligte unterdessen mit schweren Verlusten den �bergang �ber die Alpen, kam mit 26000 Mann in der Po-Ebene an und besiegte die R�mer noch im gleichen Jahre in zwei Schlachten:
a) n�rdlich vom Po, am Ticinus, siegte er �ber P. Cornelius Scipio; �
b) s�dlich vom Po, an der Trebia, besiegte er die beiden konsula-rischen Heere.
W�hrend des Winters lagerte Hannibal in der Po-Ebene und verst�rkte sein Heer durch die Gallier, die Hannibal als Befreier vom r�mischen Joch begr��ten.
Den Weg von Spanien bis nach Italien, 9000 Stadien oder 225 Meilen (1700 Kilometer) vollendete Hannibal in f�nf Monaten. Er hatte den gefahrvollen Landweg vorgezogen, weil er an der K�ste Italiens auf keinen offenen Hafen rechnen konnte und weil er sich des Beistandes der den R�mern noch aufs�ssigen Gallier ver-sichern wollte.
Hannibal hatte mit 90 000 Fu�soldaten und 12 000 Reitern den Ebro �ber-schritten, doch entlie� er schon am Fu� der Pyren�en einen Teil der Iberer, damit auch die �brigen s�hen, da� nicht jede Hoffnung auf R�ckkehr ausgeschlossen sei, wohl auch mit R�cksicht auf die schwierige Verpflegung eines �bergro�en Heeres; starke Abteilungen mu�ten auch zum Schutz der Heerstra�e und des neu eroberten Gebietes zur�ckbleiben.
Gro�e Schwierigkeiten machte schon das �berschreiten der breiten und rei�enden Rhone im Angesicht einer feindlichen Bev�lkerung; die Elefanten, 37 an der Zahl, wurden auf Fl��en, die zum Teil mit Erde bedeckt waren, �bergesetzt. Jenseits der Rhone zog H. wahrscheinlich bis zum Einflu� der Js�re, dann diese und ihre Zufl�sse aufw�rts zur H�he des kleinen St. Bernhard Auf dem Hinaufweg machte die T�cke der Alpenbewohner, auf dem Hinabweg der frisch gefallene Schnee, der den Saumpfad und die Abgr�nde verbarg, � es war im September oder Oktober � die gr��ten Schwierigkeiten. Der Aufstieg beanspruchte neun, der Abstieg sechs Tage, bei der Rast auf der Pa�h�he ermunterte Hannibal seine ersch�pften Leute durch den Hinweis auf die reichen Gefilde Italiens. Etwa ein Drittel der Mannschaft und der gr��te Teil des Trosses ging bei dem Alpen�bergang zngrnnd.
In dem Reitergefechte am Ticinus soll P. Cornelius Scipio, der sp�tere Besieger Hanmbals, damals 17 j�hrig, seinen gleichnamigen Vater, der schon verwundet war, aus der Lebensgefahr gerettet haben.
1 So nach Polhbins, der den ganzen Zug Hanmbals zwei Menschenalter sp�ter an Ort und Stelle erforschte; die Angaben des Livins (Dnrance) w�rden auf den Mont Geu�vre f�hren. Nach neuerer Forschung ging Hannibal �ber den Mont (Settis. � Schon in fr�hen Zeiten wurden mehrere Wege �ber die Alpen ben�tzt. Hanmbals Wagnis bestand darin, da� er mit einem gro�en Heere zog, wo vordem nur einzelne H�ndler oder Schw�rme von Auswanderern hin�bergekommen waren.
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Den anderen Konsul (Tib. Semprouius Longus) hatte die Nachricht von dem Einfall Hannibals in �teilten getroffen, von wo aus er nach Afrika hatte �bersetzen wollen. Er hatte dann seine Soldaten entlassen mit der Weisung, sich auf einen bestimmten Tag in Ariminum einzufinden. Von dort aus verband er sich mit seinem Kollegen Scipio und suchte trotz des Abmahnens desselben eine Gelegenheit zur Schlacht. Durch einen Scheinangriff der Numidier lie� er sich verleiten mit seinen noch n�chternen Soldaten die angeschwollene Trebia � es war die Zeit der Winter-sonnenwende � zu �berschreiten und sich mit Hannibals Truppen, die in jeder Be-ziehnng besser vorbereitet waren, in einen Kampf einzulassen. Flankenangriffe der Numidier, die Elefanten, zuletzt auch das Vordringen Magos, des j�ngsten Bruders Hannibals, aus dem Hinterhalt f�hrten dann eine vollst�ndige Niederlage der R�mer herbei. Nur ein Teil des Fu�volkes rettete sich nach Placentia.
2. Das zweite Kriegsjahr, 217. Um einem weiteren Vordringen der Punier zu begegnen, stellten die R�mer das eine konsularische Heer bei Ariminum, das andere (unter C. Flaminius) bei Arretium auf. Hanni-bal aber �berschritt den Apennin weiter westlich und umging dadurch die r�mischen Heere. Als ihm dann Flaminius folgte, erwartete er dessen Anzug in einem Seitental am Trasimenischen See und vernichtete hier das r�mische Heer samt dem Oberfeldherrn. Nach diesen dritten Siege zog Hannibal nicht gegen Rom, sondern ostw�rts nach Picenum und von da nach Apulien, um die Jtaliker zum Abfall von Rom zu bewegen und zu-gleich durch die See die Verbindung mit Karthago und mit Macedonien zu gewinnen. Als er sodann aus Apulien nach Samnium und Kompanien vorr�ckte, sand er in dem Diktator Q. Fabius Maximus einen Gegner, dessen vorsichtiges Zaudern ihm keine Gelegenheit zu einem Siege bot.
Der Marsch durch die sumpfigen Niederungen (Maremmen) des Arno kostete den Puuieru alle Elefanten bis auf einen; Hannibal selbst verlor infolge einer Krank-heit ein Auge.
Flaminius, ein plebejischer Konsul, verdankte seine Stellung weniger dem fr�heren Erfolge gegen die Gallier als vielmehr seiner Beliebtheit beim Volle*. � Nach der Niederlage am Trafimenischen See, deren Nachricht zu Rom niederschmetternd wirkte, erwartete man allgemein, da� H. gegen die Hauptstadt ziehen werde. Er unterlie� es, weil eine �berraschung Roms nicht wahrscheinlich, eine regelrechte Belagerung aber aussichtslos war, solange die italischen Bundesgenossen zu Rom hielten. Deshalb verk�ndete Hannibal den Jtalikern die Freiheit2. Sein Heer bewaffnete er mit den erbeuteten r�mischen Waffen.
1 Er hatte als Volkstribun (232) gegen den Willen des Senates der Ver-teilnng von L�ndereien an die Plebejer durchgesetzt.
2 *Pol. III, 77, 4: iTtup&eyidfievog, 6zi n�QEOii noAe^trcov oix 'Ita�iojTaig, �ZAci 'PcofiaCoig bnhQ xrjg 'Iva�KOT�v iAevd-e(>(ag.
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Fabius lie� sich auch durch �ble Nachrede nicht von seinem Vorsatz abbringen, den Gegner, dessen St�rke in der Offensive lag, durch stete Beobachtung und Vermeidung eines Treffens zu erm�den. Von ihm sagte der gleichzeitige Dichter Ennius:
Unus homo nobis cunctando restituit rem;
Noenum (� non) rumores ponebat ante salutem.
Vgl. die Verse Ovids S. 145, 1*.
In der N�he von Kapua gelang es ihm, Hannibal einzuschlie�en, aber der schlaue Puuier erm�glichte einen ungest�rten Abzug dadurch, da� er nachts eine gro�e Menge von Ochsen mit brennenden Reisigb�ndeln gegen die r�mischen Vorposten treiben, lie�. � Das Volk, mit dem Zaudersystem des Diktators unzufrieden, beschlo� gegen das Herkommen, da� derselbe seine Gewalt mit dem Reiteroberst teilen sollte. Doch kehrte dieser (M. Minucius) in seine fr�here Unterordnung zur�ck, als er eine Niederlage erlitten hatte und nur durch den Diktator vor dem Untergang gerettet worden war.
3. Das dritte Kriegsjahr, 216. Es zeugt f�r die Nachhaltigkeit der r�mischen Wehrkraft, da� nach so gro�en Verlusten der Vorjahre die neuen Konsuln L. �milius Paullus und C. Terentius Varro ein Heer von 80000 Mann gegen die 40 000 Hannibals ins Feld f�hren konnten. Aber auch dies gro�e r�mische Heer wurde bei Cann� am Aufidus durch Hannibals �berlegenes Feldherrntalent sowie durch die punische Reiterei fast v�llig vernichtet: 70 000 Mann, darunter der Konsul Paullus, sielen. In-folge dieser vierten, schwersten Niederlage der R�mer �ffnete Kapua, damals die zweite Stadt Italiens, den Puniern die Tore und viele Bundesgenossen sielen zu Hannibal ab.
Von den Konsuln des Jahres 216 war Paullus ein Mann von edler Herkunft, erprobter T�chtigkeit und vornehmer Gesinnung, sein plebejischer Kollege Varro hatte die unbesonnene Ungeduld eines Sempronius Longus, Flaminius und Minucius. Da der Oberbefehl zwischen den Konsuln Tag f�r Tag wechselte, so lie� sich Varro an einem seiner Tage von Hannibal zur Schlacht verleiten. Ob die Schlacht auf dem rechten oder auf dem linken Ufer des Aufidus stattfand, ist eine vielumstrittene Frage. Sicher aber ist, da� Hannibal durch seine gewandte Taktik gesiegt hat: Er hielt mit den Galliern im Zentrum den Sto� der Legionen ans und umzingelte dann die R�mer durch iberisches Fu�volk und numidische Reiter auf beiden Seiten.
Als der �berlebende Konsul nach Rom zur�ckkehrte, dankte ihm der Senat, weil er �am Staate nicht verzweifelt habe". Die aus der Schlacht geretteten r�mischen Soldaten mu�ten bis zur Beendigung des ganzen Krieges ohne Sold in �teilten dienen. Die Kriegsgefangenen wurden nicht losgekauft, Friedensvorschl�ge Hannibals nicht angeh�rt. �berhaupt bew�hrte sich in dieser Notlage die r�mische Statthaftigkeit und Aufopferungsf�higkeit.
Maharbal, der F�hrer der punischen Reiterei, soll dem Hannibal geraten haben sofort nach dem Sieg auf Rom loszugehen, mit dem Versprechen: die quinto victor in Capitolio epulaberis. Als Hannibal auf den Vorschlag nicht einging, sagte M.: vincere scis, Hannibal, victoria uti nescis. (Liv. XXII, 51.) � Mago brachte die Siegesbotschaft von Cann� nach Karthago.
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II. Wechselvoller Krieg auf vier Schaupl�tzen, 215�207.
1. In Italien trat schon ein Jahr nach der gro�en Niederlage bei Cann� s�r die R�mer eine Besserung der Lage ein: M. Claudius Mar-cellus hielt dem Hannibal bei Nola stand (215). Ein bedeutender Gewinn war die R�ckeroberung von Kapua, welche Hannibal vergebens durch einen Vorsto� aus Rom zu vereiteln suchte (211). Als der alte Fabius auch Tarent, das gleichfalls in die H�nde Hannibals gefallen war, zur�ckgewann (209), sah sich Hannibal aus die Verteidigung beschr�nkt.
Die Gr�nde daf�r, da� Hannibal nach der entschiedenen Niederlage der R�mer bei Cann� nicht zum Ziele gelangte, waren:
1. Die R�mer, denen wenigstens ihre mittelitalischen Bundesgenossen gr��ten-teils die Treue bewahrten, brachten immer wieder neue B�rgerheere auf'; auch waren sie im Besitz ihrer Festungen und der K�ste geblieben.
2. Dagegen waren Hannibals S�ldnertruppen durch die vielen Schlachten zusammengeschmolzen, auch hatte das erschlaffende Leben in Unteritalien (die Winter-lager von Kapua) ihre Kraft vermindert.
3. Hannibal wurde schlecht unterst�tzt2, die damals zu Karthago herrschende Partei war ihm feindlich; die unteritalischen Bundesgenossen waren nicht kriegst�chtig, die ausw�rtigen Bundesgenossen (Macedonier und Sicilier) hatten genug zu tun, sich selbst des Feindes zu erwehren.
�Hannibal ad portas." Auf seinem Zug gegen Rom kam H. bis zum dritten Meilenstein an die Stadt heran; er lagerte am Anio, konnte aber gegen die wohl-versorgte und wohlverteidigte Hauptstadt nichts ausrichten.
�ber Kapua wurde von den R�mern nach der endlichen �bergabe ein strenges Strafgericht gehalten, die Urheber des Abfalles wurden hingerichtet, die ganze kam-panische Mark wurde Eigentum der R�mer. *Liv. XXVI, 16: confessio expressa hosti, quanta vis in Romanis ad expetendas poenas ab infidelibus sociis et quam nihil in Hannibale auxilii ad receptos in fidem tuendos esset.
2. In Sicilien war nach Hieros Tod (Ende 216) die r�merfeindliche Partei aufgekommen. Aber M. Marcellus nahm Syrakus nach zwei-j�hriger Belagerung ein (212). Als zwei Jahre sp�ter auch Agrigent erobert wurde (210), war ganz Sicilien in den H�nden der R�mer.
Die Belagerung von Syrakus ist denkw�rdig durch die Verteidigungsanstalten des Archime des. Er vereitelte die Versuche der R�mer, sich mit den Schiffen den Mauern zu n�hern, durch das Schleudern gro�er Steine und Bleikugeln; die doch herangekommenen Schiffe lie� er durch Haken fassen, mit Krahnen emporziehen und wieder zur�ckschnellen. Hunger, Pest und Verrat bezwangen die Stadt; bei der
1 Nur nach der Schlacht bei Cann� ordnete der in der Not ernannte Diktator die Bewaffnung der Sklaven und Gefangenen an.
2 Corn. Nep., Hann. 1, 2: nisi domi civium suorum invidia debilitatus esset, Romanos videtur superare potuisse; *vgl. auch Liv. XXIII, 12.
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Einnahme kam auch Archimedes um'. Marcellus lie� viele in Syrakus erbeutete Kunstwerke nach Rom schaffen: das erste Beispiel, da� sich Rom durch die Beute emer eroberten Stadt zu schm�cken suchte.
3. Auch von Macedonien erhielt Hannibal keinen Beistand. K�nig Philipp HL (V.), aus dem Hause des Antigonus Gonatas, hatte ^zwar mit Hannibal nach der Schlacht bei Cann� ein B�ndnis geschlossen, aber der �tolische Bund trat f�r die R�mer in den Krieg gegen Philipp ein und besch�ftigte die unbedeutenden macedonischen Streitkr�fte.
Eine r�mische Flottenabteilung verhinderte etwaige Versuche des K�nigs Philipp, nach Italien �berzusetzen. Im Jahre 205 machte dann Philipp ohne R�cksicht auf Hannibal seinen Frieden mit Rom.
4. In Spanien hatten die Br�der P. und Cn. Scipio feit 217 erfolgreich gegen die Karthager gek�mpft, bis sie im Jahre 211 mit ihren Heeren dem Bruder Hannibals, Hasdrubal, erlagen. Nach dem, Tode des Vaters und des Oheims �bernahm der junge P. Cornelius Scipio die F�hrung des Krieges in Spanien und entschied jhtt bald zugunsten Roms:
a) er gewann Neukarthago durch Handstreich (209);
b) er besiegte Hasdrubal bei B�c�la2 (208), konnte aber dessen Abzug nach Gallien und Italien nicht hindern;
c) er vertrieb nach Hasdrubals Abzug dessen Bruder Mago (f. S. 165) sowie die �brigen karthagischen Feldherren und machte Spanien bis Gades zur r�mischen Provinz (206)*
P. Cornelius Scipio, nachmals Africanns (major) zubenannt, war bei der �bernahme des spanischen Oberbefehls erst 25 Jahre alt (vgl. 218, f. S. 163). Er hatte sich ganz dem Dienste des Vaterlandes geweiht (* vgl. Liv. XXVI, 19: ex quo togam virilem sumpsit, nullo die prius ullam publicam privatamque rem egit, quam in Capitolium iret ingressusque aedem consideret et plerumque solus in secreto ibi tempus tereret). Neben pers�nlicher Tapferkeit, Klugheit und Bered-samkeit besa� er auch gewinnende Liebensw�rdigkeit und trotz seiner Jugend ein achtnng-gebietendes, hoheitsvolles Auftreten. Nach der Einnahme von Neukarthago erwarb er sich die Zuneigung der Spanier durch die Freilassung aller Geiseln, die dort von den Karthagern verwahrt worden waren. Die Spanier wollten ihn zum K�nig, aber er begn�gte sich mit der Anerkennung seiner �k�niglichen" Gesinnung.
1 Sein bekanntes Wort zu dem eindringenden r�mischen Soldaten: �St�re mir meine Kreise nicht!" lautet in der von einem sp�teren griechischen Schriftsteller �berlieferten glaubw�rdigen Fassung: naga xEq>aAav, f*ij naqa yQappav, �Meinen Kopf, aber nicht meine Linien!"
2 B�cnla lag n�rdlich vom B�tis (Gnadalqnivir), wahrscheinlich an der Stelle des heutigen Baylen (1808 Waffenstreckung der Franzosen).
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III. �bergewicht der R�mer und Entscheidung in Afrika, 207-201.
1. Die letzten K�mpfe in Italien. Hannibal, von seiner Vaterstadt ohne Unterst�tzung gelassen, setzte seine letzte Hoffnung auf den aus Spanien heranziehenden Bruder Hasdrubal. Aber dieser wurde, ehe er sich mit Hannibal vereinigen konnte, von dem Konsul M. Livius Sali-nator, dem der andere Konsul C. Claudius Nero rechtzeitig zu Hilfe geeilt war, am Flusse Metaurus unweit Sena Gallica geschlagen und siel selbst (207). Eine sp�tere Landung Magos, des einzigen noch �brigen Bruders Hannibals (in Ligurien, 205), blieb ohne Einflu� aus die Entscheidung des Krieges. Im Jahre 203 wurden Hannibal und Mago nach Afrika abberufen.
Bei dem Heranzuge Hasdrubals war Rom noch einmal bedroht, doch waren umfassende R�stungen getroffen. Das Hauptverdienst am Siege hatte C. Claudius Nero^, der es wagte, nur einen Teil seiner Truppen dem Hannibal gegen�ber in Apulieu stehen zu lassen und mit dem �brigen Heere in Eilm�rschen dem Amtsgenossen zu Hilfe zu ziehen. Nach der Besiegung Hasdrubals atmete Rom auf, der b�rgerliche Verkehr begann wieder, als w�re man bereits im Frieden.
Hannibal erfuhr die Nachricht von dem Untergange des Bruders durch das abgeschlagene Haupt desselben, das die R�mer ins puuische Lager warfen. Hannibals letzter St�tzpunkt war Kroton. � Mago, der von Gades kam, hatte Genua ein-genommen, war aber dann in Oberitalien besiegt und verwundet worden; auf der Uberfahrt nach Karthago erlag er seinen Wunden.
2. Scipios Erscheinen in Afrika. Nach der v�lligen Ber-treibung der Karthager aus Spanien war Scipio nach Rom zur�ckgekehrt und zum Konsul ernannt worden (205). Von Sicilien aus landete er dann mit m��igen Streitkr�ften in Afrika (204) und besiegte, durch Masinissa verst�rkt, im folgenden Jahre die Karthager und deren Bundesgenossen Syphax von Numidien (203).
Wie Scipio schon den Oberbefehl in Spanien mehrere Jahre hintereinander gegen das Herkommen gef�hrt hatte, so sollte er auch jetzt bis zur Entscheidung (quoad debellatum foret) Feldherr bleiben. Damit verlie�en die R�mer den bisherigen Brauch, da� die jedes Jahr gew�hlten Konsuln das Heer f�hrten, und vertrauten sich Berufsfeldherren an. Da auch die Soldaten Jahrzehnte lang Kriegsdienste leisteten, so bahnte sich die Umwandlung der B�rgersoldaten in Berufssoldaten an.
Die Freundschaft des Numidierf�rsteu Masinissa hatte Scipio schon in Spanien gewonnen; M. war mit dem Nachbark�nig Syphax und den Karthagern auch aus pers�nlichen Gr�nden verfeindet, da Syphax des Masinissa Verlobte, die Karthagerin Sophonisbe, geheiratet hatte. Sophonisbe endete ihr Leben als Gefangene der R�mer durch Gift.
1 "Vgl. H�r. carm. IV, 4, 37 ff.:
Quid debeas, o Roma, Neronibus,
testis Metaurum flumen et Hasdrubal devictus et pulcher fugatis ille dies Latio tenebris etc.
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3. Die Entscheidungsschlacht bei Zama 202. Hannibal verhandelte nach seiner Landung in einer pers�nlichen Zusammenkunft der-gebens mit Scipio; dann �berlie� er die Entscheidung den Waffen. Bei Zama, 5 Tagereisen von Karthago, wurde Hannibal von Scipio besiegt (202) und riet jetzt selbst seinen Mitb�rgern zum Frieden.
* �ber Ort und Hergang der Schlacht bei Zama, in welcher sich gro�e und ebenb�rtige Feldherren gegen�berstanden, ist wenig Verl�ssiges bekannt. Scipio hatte, um sich mit dem aus dem Innern des Landes heranziehenden und von Hannibal be-drohten Masinissa zu vereinigen, seine Verbindung mit der K�ste aufgegeben. Die Entscheidung f�hrte wie bei Cann� die Reiterei herbei, welche aber hier die St�rke des r�mischen Heeres bildete.
4. Der Friede, 201. Die Karthager wurden im Frieden ganz auf -Afrika beschr�nkt, wo sie in dem Numidierk�nig Masinissa, dessen Gebiet vergr��ert wurde, einen gef�hrlichen Nachbar erhielten. Dabei mu�ten sie die dem�tigende Bedingung eingehen, ihre Kriegsschiffe (bis auf 10) auszuliefern und ohne Erlaubnis der R�mer keinen Krieg zu f�hren. Die Kriegs-steuer betrug 10000 Talente (45 Mill. Mark), welche in 50 Jahreszahlungen zu 200 Talenten abbezahlt werden sollten.
Karthago war seitdem politisch vernichtet; Rom, das im ersten Teile des Krieges um seine Existenz hatte k�mpfen m�ssen, besa� nunmehr die unbestrittene Herr-schaft im westlichen Becken des Mittelmeers. Aber auch in Italien lie� der lange Krieg schlimme Spuren zur�ck, namentlich Unteritalien war durch die Brand-schatznngen Hannibals und noch mehr durch die harte Bestrafung der abgefallenen St�dte seitens der R�mer auf lange ver�det und verarmt.
� 32.
Anbahnung der Weltherrschaft, 200�133.
�b erblick. Nach der �berwindung Karthagos griffen die R�mer immer mehr in die Verh�ltnisse der �brigen V�lker ein und brachten ihre Herrschast allm�hlich in allen K�stenl�ndern des Mittelmeers zur Aner-kennung. Unter den Kriegen, die zu diesem Zweck gef�hrt werden mu�ten, sind die bedeutendsten:
I. Der sog. zweite1 Maced onisch e Krieg, beendigt durch die Schlacht von Kynoskephal� 197.
n. Der Syrische Krieg, beendigt durch die Schlacht von Mag-nesia 190.
1 Als erster Macedouischer Krieg pflegt das S. 167 erw�hnte B�ndnis Philipps III. mit Hannibal (215�205) gerechnet zu werden.
III. Der dritte Macedonische Krieg, beendigt durch die Schlacht von Pydna 168.
IV. Der dritte Punische Krieg, beendigt durch die Zerst�rung Karthagos 146.
V. Der Spanisch e Krieg, beendigt durch die Zerst�rung von Numantia 133.
I. Der zweite Macedonische Krieg. 200�197.
1. Anla�. Die hellenistischen Reiche, welche aus der Erbschaft Ale-xanders d. Gr. hervorgegangen waren, entbehrten einer gen�genden Ab-grenzung; namentlich waren Syrien und �gypten in stete Grenzstreitigkeiten verwickelt. Als sich nun Philipp III. von Macedonien mit dem syrischen K�nig Antiochus III. gegen den minderj�hrigen Ptolem�us Epiph�nes von �gypten vereinigte, welcher ein Sch�tzling der R�mer war, erkl�rte der r�mische Senat, der das B�ndnis Philipps mit Hannibal nicht vergessen hatte, an Macedonien den Krieg, w�hrend Antiochus zun�chst unbehelligt blieb.
Das r�mische Volk, nach dem 18 j�hrigen Hannibalischen Krieg der Ruhe be-d�rftig, lie� sich erst nach langem Z�gern bewegen, den Antrag auf Kriegserkl�rung gegen Philipp zu genehmigend
Von den kleineren Staaten des griechischen Ostens standen Attalus von Pergamnm, die Rhodier und die Athener auf Seite der R�mer, welche als Befreier der Griechen auftraten; auch die �toler sowie die Ach�er schl�ssen sich ihnen im Verlaufe des Krieges an.
2. Der Krieg. Nach mehreren ergebnislosen Feldz�gen umging der geschickte und seingebildete T. Quinctius Flamininus die feste Stellung Philipps am Flusse Aous (im Norden v. Epirus), drang in Thessalien ein und besiegte den K�nig bei Kynoskephal� (197).
3. Der Friede. Philipp, dessen Kriegsmacht der r�mischen nicht entfernt gewachsen war, wagte keine Fortsetzung des Krieges und erhielt Frieden unter glimpflichen Bedingungen: Beschr�nkung der Grenzen auf das eigentliche Macedonien, des Heeres aus 5000 Mann, der Flotte aus 5 Schiffe; Bezahlung von 1000 Talenten.
4. Ordnung der griechischen Angelegenheiten.
a) Bei den Jsthmischen Spielen des Jahres 196 erkl�rte Flamininus unter begeisterten Zurufen der Versammelten Griechenland f�r frei, doch
1 Vgl. das umgekehrte Verh�ltnis bei der Erkl�rung des ersten Pnnischen Krieges S. 158.
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hielten die R�mer die bisher von den Macedoniern besetzten Festungen Korinth, Chalcis und Demetrias1 (die �drei Fu�sesseln Griechenlands") vor-l�ufig besetzt.
b) Der Tyrann Nabis von Sparta wurde von Flammmus durch einen rasch verlaufenden Feldzug auf das Stadtgebiet von Sparta beschr�nkt, doch im Besitze seiner unrechtm��igen Herrschast belassen, um gegen�ber dem Ach�ischen Bund ein Gegengewicht zu bilden.
Durch diese Politik entfremdeten sich die R�mer die Neigung der Ach�er, wie sie die Hoffnung der �toler auf einen Gebietszuwachs entt�uscht hatten.
n. Der Syrische Krieg, 191�189.
1. Anla�. Antiochus war im Macedonischen Krieg neutral ge-blieben, um im Osten freie Hand zu haben. Als er aber, dem Beispiele seines Ahnherrn Seleums (f. S. 113) folgend, seine Macht auch �ber Thracien ausdehnen wollte, erhoben die R�mer Einsprache.
Antiochus wurde in seiner feindseligen Haltung gegen Rom best�rkt 1. von Hannibal, der, aus Karthago durch die R�mer verdr�ngt2, sich schon einige Jahre an des K�nigs Hof zu Ephesus aufhielt; 2. von den �tolern, die das r�mische B�ndnis aufgegeben hatten (s. oben). Ersterer riet die R�mer in Italien anzugreifen, die �toler w�nschten eine Landung des K�nigs in Griechenland.
Aufseiten der R�mer standen wieder der K�nig von Pergamnm (Enmsnes) und die Republik Rhodus.
2. Der Krieg.
a) In Griechenland. Antiochus war mit nur 10 000 Mann aus Eub�a gelandet; sein durch einigen Zuzug der Griechen verst�rktes Heer wurde von den R�mern bei Thermophl� geschlagen, der K�nig selbst zu eiliger Flucht nach Asien gen�tigt (191).
M. Porcius Cato, Konsular (gewesener Konsul) und Kriegstribun, kam auf demselben Weg, den einst Ephialtes den Persern verraten haben soll, dem Heere des Antiochus in den R�cken nnd entschied dadurch das Treffen.
b) Der Seekrieg. Auch auf dem Meere blieben die R�mer, unter-st�tzt von den Rhodiern, siegreich gegen die shrisch-ph�nicische Flotte.
Auch Hannibal k�mpfte an der Spitze seiner Stammverwandten hier noch ein-mal ohne Erfolg gegen seine alten Feinde.
1 Von Demetrius Poliorketes (S. 112) im innersten Winkel des Pagas�ischen Golfes erbaut.
2 Hannibal hatte (wie fein Vater Hamilkar nach dem ersten Pnnischen Krieg) versucht die Kr�fte seiner Vaterstadt zu heben, war aber dabei auf Lauheit, ja Feind-seligkeit seiner Mitb�rger gesto�en (vgl. S. 166) und kam schlie�lich der von den R�mern geforderten Auslieferung durch freiwillige Verbannung zuvor.
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e) Die Entscheidung in Asien. Die R�mer setzten, ohne Wider-stand zu finden, unter L. Cornelius Scipio �ber den Hellespont und besiegten das an Zahl �berlegene, aber bunt zusammengesetzte Heer des Antiochus bei Magnesia am Berge Sip^lus (190).
Das r�mische Heer (etwa 30000 Mann) begegnete bei Magnesia zum ersten Male einer orientalischen Kriegsmacht; denn in dem Heere des Antiochus (�ber 60000 Mann) befanden sich Araber auf Dromedaren, persische Sch�tzen und aalatische Reiter, auch Sichelwagen und 50 Elefanten.
2. Scipio, der sich nach dem Siege Asiaticns nannte, war begleitet von seinem ber�hmten Bruder Publius, der nun dem Beherrscher Asiens einen �hnlichen Frieden diktieren konnte wie 12 Jahre vorher den Karthagern.
3. Der Friede, 189. Die Bedingungen, unter welchen Antiochus Frieden erhielt, waren:
a) endg�ltiger Verzicht auf Europa;
b) in Asien Verlust des gesamten Gebietes, das westlich vom Taurus und vom Halys lag;
c) Zahlung von 15000 Talenten, Auslieferung der Schiffe und Kriegs-elesanten.
Das von Antiochus abgetretene Land machten die R�mer nicht zur Provinz, sondern �berwiesen es an ihre Bundesgenossen (Rhodus und Pergamnm); die Griechen-st�dte sollten auch in Asien frei fein1.
Von diesem ersten Kriege in Asien leiteten die R�mer die Abweichung von der altr�mischen Einfachheit ab; vgl. Liv. XXXIX, 1, 3: Asia ditiores quam fortiores exercitus faciebat. Besonders reiche Beute fiel den R�mern bei der Besiegung der Galater zu, die im Osten des Pergamenischen Reiches eine gallisch-griechische Herrschaft aufgerichtet hatten.
Auch die �toler wurden nach Beendigung des Asiatischen Krieges �berw�ltigt und mu�ten f�r ihren Abfall durch eine schwere Kriegssteuer, Geiseln und Abtretung mehrerer St�dte und Inseln b��en.
Ausgang Hannibals und Scipios. Hannibal war, um der von den R�mern geforderten Auslieferung zuvorzukommen, von Antiochus zu Prusias, dem K�nig von Bithynien, geflohen. Als ihn die R�mer auch dortbin verfolgten, nahm er Gift (183). � Im gleichen Jahre starb in freiwilliger Abgeschiedenheit auf seinem Landgut in Kompanien Hannibals Besieger Scipio, gegen das Ende seiner glorreichen Lausbahn vielfach angefeindet, namentlich von Cato, der im Gegensatz zu den griechen-freundlichen Scipionen als Anwalt der altr�mischen Einfachheit und Unbestechlichkeit auftrat. (Scipios stolzes Verhalten gegen�ber der Anklage wegen Veruntreuung der Kriegsbeute; seine Grabschrift: Ingrata patria, ne ossa quidem mea habes).
Auch der Tod Philop�meus, des �letzten Griechen", f�llt in das Jahr 183, vgl. S. 114.
1 Diese Selbst�ndigkeit hatte freilich die Anerkennung der r�mischen Oberhoheit zur Voraussetzung.
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in. Der dritte Makedonische Krieg. 171�168, und die Unterwerfung der Griechischen Halbinsel, 146.
1. Anla�. Die R�stungen des K�nigs Perseus und die Neigung der Griechen, sich der r�mischen Oberaussicht zu entziehen, veranla�ten die R�mer zur Kriegserkl�rung.
K�nig Perseus, Sohn Philipps HI., hatte schon vor seiner Thronbesteigung seinen Bruder Demetrius, der in Rom als Geisel gelebt hatte und r�merfreundlich gesinnt war, t�ten lassen. Auch im eigentlichen Griechenland standen sich die R�mer-freunde und die Anh�nger der alten Ordnung allenthalben feindselig gegen�ber.
2. Der Krieg. K�nig Perseus behauptete sich in mehreren Feld-z�gen gegen die R�mer, bis L. �milius Paullus (der Sohn des bei Cann� gefallenen Konsuls) durch den entscheidenden Sieg bei Phdna dem Kriege ein Ende machte (168).
K�nig Perseus hatte es aus Sparsamkeit vers�umt sich die rechtzeitige Hilfe der Jllyrier zu erkaufen. Nach seiner Besiegung floh er auf die Insel Samothrake, wurde aber eingeholt und verlor nicht nur seine Sch�tze, sondern auch sein Reich. Er starb, nachdem er den Triumph des Paullus' verherrlicht hatte, in der r�mischen Landstadt Alba am Fucinersee.
4. Die vorl�ufige Ordnung der Verh�ltnisse auf der Balkanhalbinsel.
a) Macedonien wurde in vier den R�mern tributpflichtige Repu-bliken geteilt.
Um jede Verbindung gegen Rom zu verh�ten, sollten die vier Sonderstaaten weder conubium noch commercium haben; vgl. das �hnliche Verfahren gegen die Latiner S. 151.
b) Auch Jllhrien und Epirus, die im Verlauf des Krieges zu Perseus �bergetreten waren, wurden mit Gewalt zur Anerkennung der r�mischen Oberhoheit gebracht (167).
c) Die Griechen wurden f�r ihre r�merfeindliche Gesinnung hart bestraft; insbesondere mu�te der Ach�ische Bund den R�mern 1000 vornehme M�nner als Geiseln stellen.
Unter den ach�ischen Geiseln war auch Polybius, der sich durch seine Bildung Zutritt zu den ersten Familien Roms verschaffte und nachmals durch seine Geschicht-schreibnng dazu beitrug, seine Landsleute mit der r�mischen Herrschaft auszus�hnen. Erst 151 kehrte der Rest der Geiseln in die Heimat zur�ck.
4. Roms Eingreifen in die Verh�ltnisse Asiens. Auch Roms bisherige Bundesgenossen, die Republik Rhodus und der K�nig von Per-
1 *VgI. auch das Gedicht von Schack �Der Triumphator". (Yal. Max. V, 10, 2: filiorum alter triumphum patris funere suo quartum ante diem praecessit: alter in triumphal! curru conspectus post diem tertium exspiravit.) Zwei �ltere S�hne des Paullus waren durch Adoption in andere Familien �bergetreten.
gamum, wurden jetzt in ihren Gebieten beschr�nkt; ein Versuch des syrischen K�nigs Antiochus Epiphanes, seine Herrschaft auch �ber �gypten auszudehnen, scheiterte an dem Machtspruch des r�mischen Gesandten Po-pilius L�nas \
5. V�llig^ Unterwerfung Macedoniens und Griechen-lands, 146.
a) Eine letzte Erhebung der Macedomer unter einem angeblichen Sohne des Perseus (�Pseudophilipp") wurde niedergeworfen, Macedonien zur r�mischen Provinz gemacht (146).
b) Das Heer des Ach�ischen Bundes, der sich gleichfalls gegen die Fremdherrschaft [erhoben hatte, wurde von den R�mern in mehreren Gefechten zersprengt und die Stadt Korinth von L. Mummius zerst�rt (146).
Der Ach�ische Bund wurde aufgel�st, die einzelnen griechischen Klein-staaten wurden den R�mern tributpflichtig und unterstanden dem Statt-Halter Macedoniens.
Di�us, der letzte Stratege des Ach�ischen Bundes, t�tete zuerst seine Gemahlin, damit sie die Schmach der Gefangenschaft nicht erfahren solle, dann sich selbst. � Durch die Zerst�rung Korinths, dessen Kunstsch�tze nach Rom wanderten, hat sich Mummius einen �blen Namen erworben^.
IV. Der dritte Punische Krieg, 149�146.
1. Anla�. Das durch seinen f�nfzigj�hrigen Frieden noch einmal erstarkte Karthago erregte in Rom Besorgnisse, namentlich drang M. Por-cius Cato und sein Anhang auf die Zerst�rung der Stadt. Als nun die Karthager durch Abwehr der Angriffe des Numidierk�nigs Wasinissa den Vertrag von 201 verletzt zu haben schienen, erkl�rten ihnen die R�mer den Krieg (149).
Masinissa, von den R�mern 201 gleichsam als Dr�nger Karthagos aufgestellt, dehnte sein Gebiet stetig auf Kosten der Nachbarstadt aus, ohne da� sich die R�mer bewogen f�hlten den Beschwerden der Karthager Geh�r zu schenken. Die Gesandtschaft Catos und sein Ceterum censeo; Cato starb 85j�hrig im Jahre der Kriegserkl�rung; *vgl. Cic. off. 1, 79: M. Catonis consilio illatum bellum tertium Punicum, in quo etiam mortui valuit auctoritas. � Auch Masinissa erlebte den Ans-gang des Krieges nicht mebr.
2. Der Krieg, 149�146. Die R�mer Landeten mit einem starken Heere (bei Utika) und schrieben den Karthagern erst die Stellung von
1 Popilins beschrieb um den K�nig, der Bedenkzeit forderte, mit seinem Stabe einen Kreis und verlangte, da� sich der K�nig entschlie�e, bevor er diesen Kreis verlasse.
2 *Vgl. jedoch auch Cic. off. II, 76: L. Mummius numquid copiosior, cum copiosissimam urbem funditus sustulisset?
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Geiseln und die Auslieferung der Waffen vor. Nach Erf�llung dieser Forderungen verlangten sie, die Karthager sollten ihre Stadt verlassen und sich 10 r�mische Meilen (15 km) vom Meere entfernt ansiedeln. Diese Zumutung wiesen die Karthager als gleichbedeutend mit der Vernichtung ab und r�steten sich unter Hasdrubal zur hartn�ckigsten Gegenwehr. Erst i. I. 146 eroberte P. Cornelius Scipio �milianus das durch Hunger
ersch�pfte Karthago.
Der j�ngere Scipio war ein Sohn des Siegers von Pydna und durch Adoption Enkel des Africanus major1. Nachdem er 147 nach Afrika gesandt worden war, stellte er erst die Mannszucht im r�mischen Heere wieder her, hierauf traf er geschickte Ma�regeln, um den ferneren Widerstand der Karthager zu l�hmen: er schlo� durch fem Lager Karthago auf der Landseite ein, dann schnitt er es durch einen Damm auch von der See ab. Ein Durchbruchsversuch der Karthager vom inneren Hafen aus wurde vereitelt, dann der Sturm unternommen. Der Kampf in der Stadt und um die Feste dauerte noch sechs Tage. W�hrend Hasdrubal sich der Gnade Scipios anvertraute, suchte seine Gemahlin den Tod in den Flammen. Scipio, an dessen Seite sich Polybins befand2, soll auf den Tr�mmern Karthagos die Homerischen Verse gesprochen haben (Jl. IV, 164 f.):
"Eooerai 5z' �v noz �AcoAij "IAiog Iqij
Kai �Qiapog xai Aadg ivfA^s�ioi UgLapoio.
3. Provinz Asrika. �ber den Boden des zerst�rten Karthago wurde auf Befehl des Senats der Pflug gef�hrt, die Landschaft wurde unter dem Namen Afrika ^ r�mische Provinz mit der Hauptstadt Utifa.
Das ph�nicische Volkstum hat sich nach den Schl�gen von 332 und 146 nie wieder zu irgendwelcher Bedeutung erhoben (f. S. 15 u. 107).
V. Der Spanische Krieg und die Zerst�rung Numantias, 133.
1. Die r�mische Herrschast aus der Phren�enhalbinsel. Spanien, seit 206 von den R�mern den Karthagern entrissen, war noch
1 Stammtafel des Hauses Scipio:
P. Cornelius Scipio f 211 dessen Bruder Cu. Coru. Scipio 1211
P. Corn. Scipio Afric. major f 183 L. Coru. Scipio Asiaticus
P. Corn. Scipio Cornelia, dessen Urenkel: -- die Mutter der Gracchen P. Cornelius Scipio
dessen Adoptivsohn: Nastca Serapio (133!)
P Corn. Scipio �milianus Africanus minor, Numantinus f 129, verm�hlt mit Sempronia, d. Schwester d. Gracchen.
2 *Auch der Philosoph Pan�tins geh�rte zur Umgebung des feingebildeten Scipio; seine Schrift tieqI tov ym&rjmovzog ist in �hnlicher Weife das Vorbild f�r Ciceros B�cher von den Pflichten geworden wie das Geschichtswerk des Polybius W Livius.
3 Afrika, urspr�nglich eine Bezeichnung f�r Karthago (�die vom Mutterland Losgerissene"), wurde jetzt der Name des Landes, erst sp�ter auch des gesamten Erdteiles.
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lange ein unsicherer Besitz. Von den Statthaltern hatten besonders M. Porcius Cato (195) und Tib. Sempronius Gracchus (179) viel zur Sicherung und Ausbreitung des r�mischen Machtgebietes getan, welches in zwei Pro-vinzen: Hispania citerior (das Land am Ebro) und Hispania ulterior (das Land am B�tis) zerfiel.
2. Der Aufstand der Lusitaner, 148�140. Etwa gleichzeitig mit dem letzten Aufstand der Griechen und mit dem dritten Punischen Krieg erhoben sich die Lusitaner (im heutigen Portugal) gegen die r�mische Herrschaft. Ihr F�hrer war der k�hne und geschickte Viri�thus, der den R�mern mehrere Niederlagen beibrachte, bis sie ihn durch Meuchelmord beseitigten (140).
3. Der Numantinische Kr�eg, 143�133. Auch die Keltiberer (d. h. die aus Galliern und Iberern gemischten V�lker im mittleren Spanien) hatten sich erhoben und k�mpften mit Gl�ck gegen die von l�ssigen Feldherren gef�hrten r�mischen Heere, bis Scipio �milianus, der Zerst�rer Karthagos, ihre Hauptstadt Numantia (am oberen Duero) nach f�nfzehn-monatlicher Belagerung einnahm (133).
Dadurch brachte Scipio wie in Afrika so auch in Spanien das Werk des �lteren Africanns zum Abschlu�. Wie vor Karthago so hatte er auch vor Numantia damit begonnen, da� er die Kriegszucht wiederherstellte. � Jugurtha, ein Enkel des Masi-nissa, f�hrte die uumidischeu Hilfstruppen vor Numantia. � Erst Augustus vollendete durch die Besiegung der Kantabrer und Asturer (im n�rdlichen Randgebirge) die Unter-werfung Spaniens.
� 33.
Innere Geschichte Roms zur Zeit der Scipionen.
1. Der Umfang des R�mischen Reiches. Seit den Punischen Kriegen war das R�mische Reich rasch angewachsen: Stritten (241, 240)A Sardinien und Korsika (238 u. 231), die beiden Spanien (206, 133), Illhrien (167), Afrika (146), Macedonien mit Griechenland (146) waren in weniger als hundert Iahren r�mische Provinzen geworden; dazu kam noch Asien, d. h. das Attalidenreich von Pergamum, das die R�mer 133 auf Grund des Testamentes des letzten K�nigs in Besitz nahmen. Dieses gro�e Reich wurde von Rom aus regiert K
1 Jnsoferne ein gr��eres Reich von einem Mittelpunkt verwaltet wird, ohne da� den einzelnen Provinzen Selbstverwaltung zusteht, spricht man von einer Zentrali-sation der Regierung.
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2. Die regierenden St�nde. Die oberste Leitung des r�mischen Staates lag in diesem Zeitraum durchaus in den H�nden des Senats, welchem alle gewesenen h�heren Beamten aus Lebenszeit angeh�rten, soweit sie nicht durch ihr sittliches Verhalten den Censoren Anla� zur Ausschlie�ung gaben. Die Zahl der Beamten war mit dem Umsang der Gesch�fte der-mehrt worden, namentlich die der Pr�toren und Qu�storen, die zur Ver-waltung der Provinzen berufen wurden.
Seit 149 blieben die Pr�toren ihr Amtsjahr hindurch in Rom zur Leitung der Gerichte, insbesondere der aus Senatoren zusammengesetzten st�ndigen Gerichtsh�fe (quaestiones perpetuae repetundarum, ambitus, peculatus, maiestatis etc.) Die Provinzen wurden seitdem durch abgetretene Konsuln und Pr�toren als Prokonsuln und Propr�toren verwaltet. Diesen Statthaltern stand je ein Qn�stor zur Seite.
Die Reihenfolge der �mter (cursus honorum) wurde durch die lex Villia annalis (180) dahin geregelt, da� zur Qu�stur 31, zur �dilit�t 37, zur Pr�tur 40, zum Konsulat 43 Jahre n�tig sein sollten. Das Volks-tribunat, das einzige Amt, welches Patriziern unzug�nglich war, wurde gew�hnlich zwischen Qu�stur und �dilit�t bekleidet, die Censur in der Regel erst nach dem Konsulat. Die Diktatur kam nach dem zweiten Punischen Kriege ab, das�r wurde in gef�hrlichen Lagen des Staates den Konsuln durch den Senatsbeschlu�: Videant consules, ne quid detrimenti capiat res publica diktatorische Gewalt erteilt.
Die Angeh�rigen von Familien, aus welchen schon mehrere h�here Beamte hervorgegangen waren, hie�en nobiles, auch optimates; wer aus einer unber�hmten Familie in die H�he kam, war zun�chst homo novus
Die Senatoren waren durch eigene Tracht (Amtskleid mit einem breiten Purpur-streifen, latus clavus) und durch besondere Sitze im Theater (subsellia senatoria) ausgezeichnet. Sp�ter erhielten auch die Ritter, d. h. die Meistbeg�terten, �hnliche Vorrechte (den angustus clavus und im Theater die Sitzreihen hinter den Senatoren).
3. *Die Volksversammlung. Die Centuriatkomitien ersuhren um 241 eine Umbildung. Wie die s�ns einzelnen Klassen im Heeresdienst nicht mehr unterschieden waren, so erhielten sie auch die gleiche Anzahl Stimmen, n�mlich je 35 Centurien ^ iuniores und ebensoviele Centurien seniores, zusammen 350, mit Hinzurechnung der unver�ndert bleibenden 18 Rittercenturien und der 5 besonderen Centurien 373. Da auch das bisher den Rittern zustehende Vorrecht, zuerst abzustimmen (die sogen.
1 Mit Anlehnung an die Einteilung nach Tribus, welche um diese Zeit die Zahl 35 erreicht hatten.
Stich, Lehrbuch der Geschichte. I. Bd. 4. Auflage. 12
Pr�rogative), wegfiel und die Reihenfolge durchs Los bestimmt wurde, so waren in den Centuriatkomitien fortan nicht mehr die Meistbesitzenden ausschlaggebend.
�brigens war die Befugnis der Centuriatkomitien auf die S. 137 angegebenen Obliegenheiten beschr�nkt, die Gesetzgebung fiel den Tributkomitien anheim. Der Einflu� der Nobilit�t auf die Volksversammlung war teils gesetzlich: die Leitung der Ver-sammlnng, sowie die Verhinderung der Abhaltung durch die sog. obnuntiatio d. h. die Meldung eines schlimmen Vorzeichens (omen sinistrum), das die Verschiebung der Versammlung notwendig machte; teils ungesetzlich: der immer mehr �berhandnehmende Stimmenkauf.
4. Reichtum. Durch die rasch auseinanderfolgende Erwerbung aus-W�rtiger Besitzungen waren die Verm�gensverh�ltnisse der r�mischen B�rger von Grund aus ver�ndert worden. Die Kriege selbst mit ihrer Beute -und den gro�en Kriegssteuern, noch mehr die regelm��igen Abgaben der Pro-vinzen bereicherten den Staat wie die einzelnen B�rger: seit 168 erhob der Staat keine Verm�genssteuer von r�mischen B�rgern mehr; der Reichtum der einzelnen hatte Genu�sucht und Verschwendung im Gefolge.
Die Abgaben der Provinzen bestanden aus der Grundsteuer (tributum), dem Pachtgeld f�r Staatsland (vectigal) und den Hafenz�llen (portoria). Die Erhebung war indirekt, d. h. durch Staatsp�chter (publicani), reiche Kapitalisten oder auch Ge-fettschaften, welche an den Staat eine bestimmte Summe ablieferten und durch ihre Unterbeamten die Gef�lle schonungslos eintrieben.
Gegen Luxus und Sittenlosigkeit trat der schon mehrfach erw�hnte kraftvolle M. Porcius Cato als Ceusor (184; daher Ceusorius genannt) wie durch das Beispiel einer einfachen Lebensf�hrung auf.
5. * Die Bildung. Der Einflu� Griechenlands aus Rom reicht zwar in die fr�hesten Jahrhunderte der Stadt zur�ck (s. S. 125 und S. 155), nahm aber nach den Punischen Kriegen �berhand '.
a) Die Dichtung. Von der �ltesten originalr�mischen Dichtung hatten schon die sp�teren R�mer nur unsichere Kunde*. Um 240 �bersetzte der unteritalische Grieche Livius Andronikus die Odyssee ins Lateinische. Der gleichzeitige N�vius dichtete ein Bellum Punicum im altr�mischen oder saturnischen Versma� Ennius, der Zeitgenosse Hannibals und des �lteren Scipio, erz�hlte die r�mische Geschichte in seinen Annalen, welche in Hexametern abgefa�t waren (f. S. 155). In der Trag�die ragten neben
* "-Vgl. H�r. ep. II, 1, 161 ff.:
Serus enim Graecis admovit acumina chartis et post Punica bella quietus quaerere coepit,
quid Sophocles et Tliespis et Aeschylus utile ferrent.
2 *Vgl. Cic. Brut. 75: Utinam exstarent illa carmina, quae multis saeculis ante suam aetatem in epulis esse cantata a singulis convivis de clarorum virorum laudibus in Originibus scriptum reliquit Cato.
3 *Vgl. den Vers des N�vius: Fat� fitint Metelli | consul�s Rom�ni, worauf die Beleidigten im Bewu�tsein ihrer Macht erwiderten:
Maltim dabtint Metelli | Na�vi� po�tae.
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Ennius Pacuvius und Accius hervor, deren Werke bis auf Bruchst�cke verloren sind, in der Kom�die Plautus und Terentius, deren Werke gr��tenteils erhalten sind. Sie ahmen beide die neuere attische Kom�die (Menander) nach, jener in freierer Weise, dieser in engem Anschlu�.
b) Die Prosa. Auch in der Geschichtschreibung waren die R�mer von den Griechen abh�ngig. Die ersten Annalisten d. h. Versasser von Jahrb�chern, wie C. Fabius Pictor, der �ltere Zeitgenosse des Ennius, schrieben sogar griechisch. Bahnbrechend in der lateinischen Prosa war M. Porcius Cato, der eine r�mische Urgeschichte (Origines) verfa�te, seine eigenen Reden und andere eigenartige Schriften (so das noch erhaltene Buch de re rustica, eine Art Bauernkatechismus) herausgab.
Ber�hmt sind die S�tze Catos �ber den Redner: Orator est, Marce fili, vir bonus dicendi peritus, und: Rem tene, verba sequentur1.
c) Die Kunst. Da� die R�mer auch in der Kunst�bung von den Griechen abh�ngig waren, zeigen nicht nur die wenigen aus jener Zeit erhaltenen Denkm�ler, wie der Sarkophag (Steinsarg) des L. Scipio Bar-batus, sondern auch die griechischen Namen s�r Bauten und Kunstgegenst�nde, so Basilika d. h. ein von S�ulenhallen umgebenes Geb�ude, das s�r Ge-richtsverhandlungen und als Hand^lsb�rse diente, Thermen d. h. B�der, Theater, Amphora, Abakus (Kredenztisch, aber auch S�ulenplatte).
Die K�nstler waren meist Griechen; nach der zu Rom herrschenden Anschauung war Kunst und Handwerk des Freigeborenen unw�rdig2.
IV. Bis zum Untergang der Republik. 133�31 v. Chr.
Die Zeit der B�rgerkriege.
�berblick. Die volksfreundliche Gesetzgebung der Gracchen er�ffnete ein Zeitalter innerer Wirren, welche das Austreten einzelner m�chtiger M�nner erleichterten. Marius, Sulla, Pompejus, C�sar ben�tzten der
1 *Von Catos Reden sind nur Bruchst�cke erhalten, darunter die sch�ne Sentenz: Cogitate cum animis vostris: si quid vos per laborem recte feceritis, labor ille a vobis cito recedet, bene factum a vobis, dum vivitis, non abscedet; sed si qua per voluptatem nequiter feceritis, voluptas cito abibit, nequiter factum illud apud vos Semper manebit.
2 *Vgl. Cic. off. I, 150: Opifices omnes in sordida arte versantur; nec enim quicquam ingenuum habere potest officina. Doch macht Cicero gewisse Einschr�nkungen und erkl�rt wenigstens den Beruf des Arztes, des Baumeisters und des Lehrers f�r ehrbar. Auch wird uns schon aus fr�her Zeit ein r�mischer K�nstler von guter Familie genannt: Fabius Pictor, der Oheim des oben genannten Schrift-stellers, der um das Jahr 300 die W�nde eines Tempels ausgemalt haben soll.
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Reihe nach ihre milit�rische Stellung dazu, sich auch im Staate eine Aus-nahmestellung zu verschaffen. C�sar lie� nur noch die �u�eren Formen des Freistaates bestehen; nach seiner Ermordung gelang es seinem Gro�neffen Octavian die Alleinherrschaft aufs neue zu begr�nden.
In diese Zeit der inneren Wirren f�llt die weitere Ausbreitung der r�mischen Herrschaft in Afrika und Asien (Numidien, Syrien, �gypten) sowie in Mitteleuropa (Gallien, Dalmatien, Pannonien).
Die r�mische Prosa erreichte im Zeitalter der B�rgerkriege die h�chste Vollendung (der Redner Cicero).
� 34.
Die beiden Gracchen.
Tiberius Gracchus, 133;
Gajus Gracchus, 123�121.
1. Die politischen und sozialen Sch�den. Die inneren Gegen-f�tze in der Hauptstadt und im R�mischen Reiche waren dreifacher Art:
a) Der Nobilit�t, die im ausschlie�lichen Besitz der �mter war, stand die Masse der niederen B�rger gegen�ber, welche keinen anderen Anteil am Staate hatten als die Leistung des Kriegsdienstes und den Besuch der Volksv ers ammlung.
* Sali. lug. 41, 7: Paucorum arbitrio belli domique agitabatur, penes eosdem aerarium, provinciae, magistratus, gloriae triumphique erant: populus militia atque inopia urgebatur, praedas bellicas imperatores cum paucis diripiebant.
b) Einer Minderheit von reichen Grundbesitzern und Kapi--talisten stand eine Masse verarmter B�rger gegen�ber, ein b�uerlicher und gewerbetreibender Mittelstand fehlte fast durchaus, da die freie Arbeit durch die Sklavenwirtschaft verdr�ngt war.
Der Kleinbauer litt nicht nur unter dem Kriegsdienst, sondern auch unter der Konkurrenz des fremden Getreides. So waren die kleinen G�ter in Latifundien^ mit Plantagenwirtschaft aufgegangen; die Masse der Sklaven hatte namentlich auch durch die siegreichen Kriege im Orient �berhandgenommen. Auf den gro�en Sklavenm�rkten wurden oft Zehntausende an einem Tag verhandelt. Die Sklaven Siciliens erhoben sich um diese Zeit und wurden erst nach einem mehrj�hrigen blutigen Krieg (134�132) wieder unterworfen.
c) Den Vollb�rgern in Rom und in den r�mischen Kolonien stand die gro�e Menge der von Wahlen und Amtern ausgeschlossenen italischen
Bundesgenossen gegen�ber.
An eine Gleichstellung der Provinzialen mit den r�mischen B�rgern wurde vollends nicht entfernt gedacht.
1 Von latus und fundus Grundst�ck.
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2. Das Auftreten des �lteren Gracchus, 133. Ti. Sem-pronius Gracchus, der Sohn des S. 176 genannten um die Unter-werfung Spaniens verdienten Tiberius Gracchus und der Cornelia, der Tochter des �lteren Africanus, unternahm es als Volkstribun des Jahres 133, die Gebrechen des Staates zu heilen. Um aus den besitzlosen B�rgern wieder Kleinbauern zu machen, erneuerte er das Licinische Gesetz, nach welchem niemand vom Gemeindeland mehr als 500 Morgen haben sollte; doch sollten auch erwachsenen S�hnen 250 Morgen, der einzelnen Familie aber nicht mehr als zusammen 1000 Morgen (= 250 ha) bewilligt werden. Das dadurch srei werdende Land sollte in kleinen unver�u�erlichen Losen an die Unbeg�terten verteilt werden.
Ti. Gracchus hatte auf seiner R�ckreise aus Spanien, wo er Qn�stor gewesen war, mit gr��tem Schmerz Italien leer von freien Leuten, die Latifundien angef�llt mit Sklaven gesehen. Durch seine feingebildete Mutter Cornelia' und den j�ngeren Africanns, der mit Sempronia, der Schwester der Gracchen, verm�hlt war, hatte er den Sinn f�r griechische Bildung und die Richtung auf das Ideale erhalten; vgl. die Bestrebungen des Agis und Kleomenes S. 114.
Die H�rte der Gracchischen Reform lag darin, da� man sich im Laufe der Jahr-hunderte gew�hnt hatte, den Anteil am Gemeindeland (ager publicus) als Privatbesitz zu betrachten.
3. Untergang des �lteren Gracchus. Tiberius Gracchus lie� feinen Kollegen M. Octavius, der gegen das Ackergesetz Einsprache erhoben hatte, durch das Volk absetzen und brachte so das Gesetz durch. Mit der Ausf�hrung desselben wurde eine Kommission von drei M�nnern, darunter Tiberius und sein j�ngerer Bruder Gajus, betraut. Ein weiteres Gesetz sollte durch Verteilung der Sch�tze des K�nigs Attalas * den neuen Grundbesitzern Kapital zur Bewirtschaftung ihrer G�ter verschaffen. Als sich aber Tiberius s�r das n�chste Jahr wieder zum Volkstribun w�hlen laffen wollte, stellte sich P. Scipio Nasica an die Spitze der Optimaten und sprengte die Wahlversammlung aus dem Kapital; in dem Get�mmel wurde Ti. Gracchus mit 300 seiner Anh�nger erschlagen (Ende 133). Die Ausf�hrung seines Gesetzes geriet bald ins Stocken.
Sowohl die Absetzung des Amtsgeuofsen als auch das Betreiben der eigenen Wiederwahl waren ungesetzliche Handlungen. Tiberius wu�te das, glaubte aber um des Volkswohles willen das Herkommen verlassen zu d�rfen.
1 *Cic. Brut. 211: legimus epistulas Corneliae matris Gracchorum. 1 Der damals verstorbene letzte K�nig von Pergamnm hatte in seinem Testament die R�mer als Erben eingesetzt (f. S. 176).
In die Zeit nach der Ermordung des Ti. Gracchus f�llt der Tod des j�ngeren Scipio Africanus. Er hatte sich �ffentlich gegen das Reformwerk seines Schwagers erkl�rt, weshalb sein pl�tzlicher Tod den Zeitgenossen als ein Racheakt der Volkspartei erschien (129).
4. Auftreten des j�ngeren Gracchus, 123 und 122. Nicht entmutigt durch das Schicksal seines Bruders, suchte C. Gracchus als Tribun durch eine Reihe von Gesetzen das Reformwerk zu vollenden.
a) (lex agraria). Die Acker Verteilung an die unbeg�terten B�rger sollte beschleunigt werden durch Gr�ndung zahlreicher Kolonien, auch au�er-halb Italiens, so aus dem Boden Karthagos.
b) (lex frumentaria). Der Getreidepreis sollte f�r die �rmeren B�rger der Hauptstadt aus Staatsmitteln erm��igt werden.
c) (lex iudiciaria). Die bisher ausschlie�lich von Senatoren besetzten Richterstellen sollten dem Ritterstand zug�nglich gemacht werden, d. h. den Meistbeg�terten, welche noch nicht durch Bekleidung eines h�heren Amtes senatorischen Rang erlangt hatten *.
d) (lex de civitate sociis danda). Die Jtaliker (s�dlich des Po) sollten das B�rgerrecht erhalten.
Die ersten zwei Gesetze, welche die Staatshilse s�r das niedere Volk in Anspruch nahmen, sowie das dritte, 'welches die Bedeutung des Senates schm�lerte, gingen durch; dagegen str�ubte sich die r�mische B�rgerschaft gegen die Gleichberechtigung der Bundesgenossen.
C. Gracchus war begabter, aber auch leidenschaftlicher als sein Bruder; in der Beredsamkeit �berragte er nach dem Urteil Ciceros alle seine Zeitgenossen.
*$gl. Cic. Brut. 126: Grandis est verbis, sapiens sententiis, genere toto gravis; manus extrema non accessit operibus eins: praeclare incohata multa, perfecta non plane, legendus est hic orator, si quisquam alius, iuventuti; non enim solum acuere, sed etiam alere ingenium potest.
5. Untergang des j�ngeren Gracchus, 121. Auch gegen C. Gracchus erhob sich, wie gegen seinen �lteren Bruder, Opposition aus den Reihen seiner Kollegen. Wahrscheinlich von der Senatspartei angestiftet, �berbot ihn der Tribun M. Livius Drufus durch volkst�mliche Antr�ge. C. Gracchus konnte nicht erlangen, da� er f�r ein drittes Jahr zum Volks-tribun gew�hlt wurde. Ein Teil seiner Gesetze sollte 121 abgeschafft werden; als sich C. Gracchus nach einem vergeblichen Versuch, die Volksgunst wieder zu gewinnen, mit seinen Anh�ngern aus dem Aventin versammelte, wurde der Konsul L. Opimius beauftragt �zu sorgen, da� der Staat nicht Einbu�e erleide" (f. S. 177). Der Aventin wurde erst�rmt; C. Gracchus lie� sich
1 Um den Ritterstand zu gewinnen, lie� C. Gracchus auch die Pachtung der� Gef�lle (f. S. 178) der Provinz Asien den Rittern, d. h. den Kapitalisten �bertragen
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aus der Flucht von einem Sklaven t�ten; von seinen Anh�ngern sollen 3000
umgekommen sein.
Der Ansammlung auf dem Aventin, einer alten Zufluchtsst�tte der Plebejer, war eine blutige Tat in der Volksversammlung vorausgegangen. Ein Lictor des Konsuls hatte den Anh�ngern des Gracchus zugerufen: �Macht Platz, ihr schlechten B�rger!" und war deshalb niedergesto�en worden, worauf das Volk den Gracchus verlie� und nach Hause fl�chtete.
Zum Andenken an die Wiederherstellung der Ordnung weihte Opimins der G�ttin Eintracht einen Tempels doch war damit sowenig wie durch die gewaltsame Unterdr�ckung der Reformbestrebungen eine Gew�hr geboten f�r Beruhigung der ein-mal aufgeregten Parteileidenschaften.
Die neugeschaffenen kleinen G�ter gingen, nachdem durch Livius Drusus ihre Unver�u�erlichkeit aufgehoben worden war, bald wieder in den Latifundien auf; die Anklagen wegen Bestechung, wegen Erpressung und wegen Unterschieds h�uften sich, die Unsicherheit im Reiche durch Sklaveuaufst�nde, auch durch Seer�uber, nahm �berhand.
� 35.
Die Zeit des Marius und Sulla, 113�78 v. Chr.
I. Der Jugurthinische Krieg, 111�108.
II. Der Cimbernkrieg, 113�101.
HL Der Bundesgenossenkrieg, 90�88.
IV. Der erste B�rgerkrieg und der erste Mithridatische Krieg, 88�84 (82).
V. Die Diktatur Sullas, 82�79.
I. Der Krieg gegen Jugurtha, 111�105.
1. Anla�. Numidien, das die R�mer als einen Schutzstaat be-trachteten, war nach dem Tod Masinissas an dessen Sohn Micipsa gefallen, der als Nachfolger neben seinen S�hnen Adherbal und Hiempsal seinen ge-wandten, aber gewaltt�tigen Neffen Jugurtha einsetzte. Jugurtha ver-dr�ngte seine Vettern aus der Regierung und brachte sie ohne R�cksicht aus die Vorstellungen der R�mer ums Leben. Den ihm deshalb von Rom erkl�rten Krieg wu�te er zun�chst durch Bestechung der Feldherren abzu-wenden.
Jugurtha hatte vor Numautia die Bestechlichkeit der r�mischen Gro�en kennen gelernt. Auch als er nach Rom vorgeladen wurde, gewann er durch sein Gold Tribunen und Senatoren, doch scheinen seine Sch�tze nicht ausgereicht zu haben, da er schlie�lich ohne Erfolg Rom verlassen mu�te; vgl. Sali. lug. 35, 10: Postquam Roma egressus est, fertur saepe eo tacitus respiciens postremo dixisse: 0 urbem venalem et mature perituram, si emptorem invenerit. Der erkaufte Friede wurde in Rom verworfen und der Krieg erneuert.
1 Vgl. die Diktatur des Camillus S. 149.
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2. Der Verlaus des Krieges. Der anfangs schmachvoll gef�hrte Krieg wurde durch zwei M�nner f�r die R�mer entschieden.
a) Der Konsul Q. C�cilius Metellus stellte die Mannszucht im r�mischen Heer wieder her und zwang dann durch seinen Sieg am Flusse Muthul den K�nig Jugurtha, bei seinem Schwiegervater Bocchus von Mauretanien eine Zuflucht zu suchen (108).
b) Der Konsul C. Marius schlug beide K�nige bei Cirta (jetzt Eon-stantine, 107).
Metellus, von seinen Siegen nachmals Nnmidicns zubenannt, war der t�chtigste Mann der Mobilit�t, tapfer, streng und unbestechlich. Ihm gegen�ber bertrat Marius den plebejischen Stand. Im Volskerland (bei Arplmtm) geboren und in b�uerlicher Umgebung aufgewachsen, machte er sich zuerst bemerkbar als Legat des Metellus. Dieser hatte die Bewerbung des Marius ums Konsulat nicht ohne Hohn geduldet und mu�te nun dem homo novus den Oberbefehl abtreten.
�nderungen im Heerwesen. Marius bildete fein Heer vorzugsweise aus den untersten Volksklaffen. Seit dieser Zeit wandelte sich das r�mische B�rgerheer vollends in eine Truppe von Berufssoldaten um, milit�risch geschulte, aber f�r den Frieden unbrauchbare Leute. � Ferner f�hrte Marius die Aufstellung der Legion in zehn Kohorten an Stelle der Manipulartaftif ein. Auch die Kohorten wurden in ber Schlacht gew�hnlich in drei Treffen aufgestellt1, welche die alten Namen hastati, principes unb triarii f�hrten, wiewohl bte Unterschiebe bieser Waffengattungen im Dienstalter unb in ber Bewaffnung aufgeh�rt hatten.
3. Der Ausgang. So schimpflich der Beginn des Krieges gewesen war, so unr�hmlich war sein Ausgang. L. Cornelius Sulla, der Qu�stor des Marius, wu�te den K�nig Bocchus zur Auslieferung seines Schwiegersohnes zu bereden (105). Jugurtha wurde zu Rom im Triumph aufgef�hrt und dann im Staatsgef�ngnis^ get�tet (104). Ein Teil Numidiens kam an die r�mische Provinz Afrika, einen anderen Teil erhielt Bocchus von Mauretanien, den Rest bekam ein noch �briger Enkel Masinissas.
n. Der Cimbernkrieg, 113�101.
1. Die Fortschritte der R�mer im Keltenland. Nach der Eroberung Spaniens und Griechenlands suchten die R�mer auch aus dem Landweg eine Verbindung der drei Halbinseln zu gewinnen:
1 Also ftanben von ber einzelnen Legion vier Kohorten im ersten Treffen, je brei Kohorten im zweiten uttb britten Treffen, alle wie fr�her bie Manipeln durch Zwischenr�ume getrennt (f. S. 146).
2 Das Tullianum (so genannt, weil es der �berlieferung nach von Servius Tullius erbaut war), auch �carcer Mamertinus" genannt, war ein teilweise unter-irdisches Geb�ude, dessen Reste am S�babhang des Kapitals noch heute erhalten sinb.
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a) Im Westen wurde eine befestigte Heerstra�e angelegt, welche durch Ligurien, das Gebiet von Massilia und das �brige Gallien f�hrte (121).
Mit der Griechenstadt Massilia unterhielten die R�mer schon lange frenndschaft-liche Beziehungen; nun wurde auch mit den �dnern ein B�ndnis geschlossen, die Sallnvier, Allobroger und Arverner wurden besiegt, im Gebiet der ersteren wurde Aqua Sexti� angelegt. *Vgl. Liv. epit.1 60: C. Sextius proconsul victa Salluviorum gente coloniam Aquas Sextias condidit ob aquarum copiam e calidis frigidisque fontibus atque a nomine suo ita appellatas. Auch Narbo wurde bald darauf erobert; aus diesem Gebiet entstand dann die Provincia Romana (j. Provence), auch Gallia Narbonensis genannt.
b) Im Osten drangen die R�mer in Jllhrien und Dalmatien vor.
Wie im Westen Aqua Sexti�, so wurde im Osten Aquileja zum Schutze der Stra�en und zur Abwehr der keltischen Bev�lkerung gegr�ndet.
2. Die Siege der Cimbern, 113�105. Die Cimbern, ein wandernder germanischer Volksstamm, stie�en bei ihrem Versuche, sich im Keltenland neue Wohnsitze zu verschaffen, wiederholt mit den R�mern zu-sammen:
a) Im Osten schlugen sie i. I. 113 ein r�misches Heer bei Noreja (zw. der oberen Mur und der Drau).
b) Nachdem sie l�ngs des Nordabhangs der Alpen nach Gallien ge-zogen waren, schlugen sie in den Jahren 109�105 mehrere r�mische Heere, namentlich bei Arausio (j. Orange) an der Rhone (105).
Die Cimbern (Kimbrer, d. h. die K�mpen, K�mpfer?) stammten von J�tland, das auch sp�ter noch von gleichnamigen St�mmen bewohnt war und den Namen Chersonesus Cimbrica f�hrte. �Der Bericht, da� an den K�sten der Nordsee durch Sturmfluten gro�e Landschaften weggerissen und dadurch die massenhafte Auswanderung der Kimbrer veranla�t worden sei (Strabon 7, 293), erscheint zwar uns nicht, wie denen, die ihn aufzeichneten, m�rchenhaft; allein ob er auf �berlieferung oder Vermutung sich gr�ndet, ist doch nicht zu entscheiden." Mommsen, Rom. Gesch. II. Bd.
Tracht und Bewaffnung der Cimbern, ihr Aussehen und ihre Kampfesweise, insbesondere auch die Teilnahme der Frauen am Kampfe (auf der Wagenburg) war den R�mern ungewohnt. Die Forderung der Germanen, ihnen Land zu �berlassen, wof�r sie den R�mern Kriegsdienste leisten wollten, wiesen die R�mer ab; im Laufe der Jahrhunderte aber kam es doch zu solchen Vertr�gen zwischen R�mern und Ger-matten; vgl. S. 231 u. 233.
Die Niederlage von Arausio war sehr bedeutend, die Verluste der R�mer werden aus 80000 Mann angegeben; in Rom erwachte noch einmal der alte gallische Schrecken. Der geschlagene Feldherr (Q> C�pio) wurde des Prokonsulats entsetzt und, was seit der Zeit der Tarquinier nicht mehr vorgekommen war, mit dem Verlust seiner G�ter bestraft.
1 *Anch von den verlorenen B�chern des Livianischen Geschichtswerkes sind kurze Inhaltsangaben (argumenta oder epit�mae) erhalten, welche Florns (um 120 n. Chr.) verfa�t haben soll.
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3. Die Besiegung der Cimbern und Teutonen durch Marius, 102 u. 101. Zur Abwehr der Germanen wurde der beste Feldherr Roms berufen, C. Marius, der, nachdem er schon 107 das Konsulat bekleidet hatte, gegen das Herkommen1 f�nf Jahre hindurch (104�100) Konsul blieb. Da die Cimbern mittlerweile nach Spanien gezogen waren, konnte Marius durch strenge Zucht und Arbeiten (Regulierung der Rhonem�ndung) die Legionen zur Kriegst�chtigkeit heranziehen. Als die Cimbern zur�ck-kehrten, stie�en die aus der Maingegend kommenden Teutonen zu ihnen, und beide V�lker schickten sich nun an, getrennt in Italien einzubrechen:
a) Die Teutonen versuchten vergeblich das Lager des Marius (am Zusammenflu� der Jsere und der Rhone) zu st�rmen und wandten sich dann nach S�den, um die K�ste entlang nach Italien zu ziehen, wurden aber bei Aqu� Sexti� von Marius eingeholt und bis zur Vernichtung, geschlagen, ihr K�nig Teut�bod wurde gesangen (102).
b) Die Cimbern waren unterdessen �ber die Mittelalpen (wahr-scheinlich �ber den Brenner) gezogen und hatten den Konsul Q. Lutatius Catulus zur�ckgedr�ngt; aber als Marius seinem Kollegen zu Hilse zog, wurden auch die Cimbern bei Vercell� v�llig geschlagen (101).
Die Lage des Schlachtfeldes (in campis Raudiis) ist ungewi� (entweder bei Verona oder am Einflu� der Sesia in den Po). Die Niederlage der Cimbern aber war so v�llig wie die der Teutonen bei Aqua Sexti�. �Die Menschenlawine, welche dreizehn Jahre hindurch die V�lker von der Donau bis zum Ebro, von der Seine bis zum Po aufgeregt hatte, ruhte unter der Scholle oder fronte im Sklavenjoch."
4. Das sechste Konsulat des Marius, 100. Marius war nach seinem Sieg der volkst�mlichste Mann in Rom, er wurde als Vater des Vaterlandes und als der dritte Gr�nder der Stadt gefeiert (s. S. 147). Seine Pers�nlichkeit war aber nicht geeignet, die gro�en Parteien Roms, die begehrliche Volkspartei und die selbsts�chtigen Optimaten, zu vers�hnen. Als einige Demagogen den Versuch machten, auf gewaltsamem Wege die Gracchischen Reformen zu erneuern, mu�te Marius selbst als Konsul im Auftrag des Senates gegen seine aufr�hrerischen Parteigenossen einschreiten. Er verlor dadurch die Volksgunst und verlie� nach Ablauf seines Konsulats auf einige Jahre Rom.
1 Ein Gesetz des Jahres 151 untersagte die Wiederwahl eines fr�heren Konsuls ausdr�cklich. Diese Bestimmung war politisch weise, in Kriegszeiten hatte sich dagegen der h�ufige Wechsel des Oberbefehls nachteilig gezeigt; vgl. z. B. den zweiten Punischen Krieg bis 215 und die Bemerkung �ber Scipio S. 168.
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III. Der Bundesgenossenkrieg, 90�88.
1. Der Anla�. Die Forderung der Bundesgenossen, durch Aus-n�hme in die r�mische B�rgerschaft Anteil an den Versammlungen und an den Landverteilungen zu erhalten, war seit dem hieraus abzielenden Antrag des C. Gracchus (s. S. 182) nicht mehr verstummt. Als der Volkstribun M. Livius Drusus (der Sohn des S. 182 genannten Kollegen des C. Gracchus), der neben anderen einschneidenden Gesetzen auch die Erteilung des B�rgerrechtes an die Bundesgenossen auss neue beantragt hatte, durch Meuchelmord gefallen war, erhoben sich die italischen Bundesgenossen, um ihre Forderung mit den Massen durchzusetzen (90).
2. Der Krieg. Die ausst�ndischen Jtaliker richteten eine eigene Regierung mit Konsuln und Senat ein und w�hlten Corsinium im Lande der P�ligner zu ihrer Hauptstadt. Da sie an Zahl und Kriegst�chtigkeit den R�mern und den treu gebliebenen Latinern gewachsen waren, so be-haupteten sie sich im Felde, bis Sulla und der mittlerweile aus der srei-willigen Verbannung zur�ckgekehrte Marius die F�hrung der r�mischen Heere �bernahmen und zugleich durch die Erteilung des B�rgerrechtes an die Treugebliebenen oder zum Gehorsam Zur�ckkehrenden Uneinigkeit unter den Ausst�ndischen bewirkt wurde. Mit Ausnahme der Samniten, welche sich in Nola behaupteten, legten die Jtaliker die Waffen nieder und erhielten
das r�mische B�rgerrecht (88).
Aus der Zeit des Bundesgenossen- oder Italischen Krieges haben sich M�nzen teils mit oskischer, teils mit lateinischer Schrift erhalten; auf einer derselben st��t ein Stier (vitulus, das Sinnbild Italiens) die r�mische W�lfin nieder.
Durch die Aufnahme der Bundesgenossen (s�dlich des Po) wurde dte Zahl der wahlberechtigten B�rger betr�chtlich vermehrt. Doch wurden die Bundesgenossen auf die 8 letzten der bestehenden 35 Tribns beschr�nkt, damit ihr Einflu� bei den Ab-stimmuugen nicht �berm�chtig werde. Auch fanden die Abstimmungen nach wie vor in Rom statt und eine Vertretung durch Abgeordnete gab es nicht.
IV. Der erste B�rgerkrieg, 88�86 (82) und der erste Mithridatische
Krieg, 88�84.
1. Der Anla� beider Kriege, 88. Mithrid�tes, K�nig von Pontus hatte sein K�nigreich auf Kosten der Nachbarn, namentlich auch aus Kosten des r�mischen Sch�tzlings Nikomedes von Bithhnien erweitert und gef�hrdete die r�mische Herrschast in Kleinasien und Griechenland. Daher wurde der Krieg gegen ihn beschlossen und Sulla, der eine Konsul des Jahres 88, mit der F�hrung desselben beaustragt. Aber das durch den Tribunen P. Sulpicius Rusus ausgeregte Volk entsetzte den Opti-maten Sulla des Oberbesehls und �bertrug denselben an Marius. Hierauf
kehrte Sulla, der sich seiner Sicherheit wegen zu seinen vor Nola liegenden Legionen begeben hatte, an der Spitze des Heeres nach Rom zur�ck, erst�rmte die Stadt' und lie� die H�upter der Volkspartei �chten: Sulpicius kam um, Marius gelangte unter vielen Gefahren nach Afrika. Sulla verlie� nach diesem vorl�ufigen Siege mit seinem Heere Italien, um den Krieg gegen Mithridates zu f�hren.
. Des Marius wunderbare Schicksale in den S�mpfen von Mintnrn�, im Ge-fangms dieser Stadt, auf den Tr�mmern von Karthago erwarben ihm Mitleid und neue Bewunderung. Zuletzt vom Statthalter Afrikas ausgewiesen, irrte er auf einem Schiffe umher, bis ihn der Wechsel des Geschickes noch einmal an die Spitze seines Vaterlandes stellte.
2. Das siebente Konsulat des Marius und das demo-kratische Schreckensregiment, 86-83. Nach der Abreise Sullas erhob sich die unterdr�ckte Volkspartei auss neue. Marius wurde zur�ck-berufen und, nachdem in einem f�nft�gigen Blutbad die vornehmsten B�rger der Rache des Volkes zum Opfer gefallen waren, zum siebentenmal mit dem Konsulat bekleidet (86), doch starb er schon nach wenigen Tagen, �ber 70 Jahre alt. Als sein Nachfolger behauptete L. Cornelius Cinna, der sich Jahr f�r Jahr zum Konsul ernennen lie�, im Namen der Volkspartei die Gewaltherrschaft bis zur R�ckkehr Sullas aus Asien.
Unter den Opfern der Marianischen Schreckensherrschaft war auch Q. Lutatius Catulus, des Marius Genosse im Siege von Vercell�, sowie der Redner M. Antonius der Gro�vater des nachmaligen Triumvirs.
* �ber den Zustand Roms in dieser Zeit sagt Cic. Brut. 227: inter pro-fectionem reditumque Sullae sine iure fuit et sine ulla dignitate res publica.
3. DerVerlaus des ersten Mithridatischen Krieges, 88�84. Die Mi�wirtschaft der R�mer in Asien2 hatte den Absichten des Mithridates Vorschub geleistet. Als er daher i. I. 88 von Ephesus den Blutbefehl er-lassen hatte, alle Jtaliker in Asien niederzumachen, waren Tausende von R�mern umgekommen. Auch Griechenland erhob sich gegen die r�mische Herrschast. Aber Sulla, der 87 mit m��igen Streitkr�ften von Epirus her vorr�ckte, siegte in Griechenland wie in Kleinasien:
a) er eroberte Athen nach hartn�ckiger Gegenwehr (86);
b) er schlug den Unterfeldherrn des Mithridates Archel�us bei Ch�ronea (86) und bei Orchomenos (85);
c) er fetzte nach Asien �ber und zwang den Mithridates im Frieden zu Dardanus, feine Eroberungen herauszugeben, eine Kriegssteuer zu zahlen und die Schiffe zur Heimbringung des Heeres zu stellen (84).
1 Dies war das erste Mal, da� ein R�mer die Stadt mit st�rmender Hand einnahm; in der Folgezeit wiederholte sich dieser Vorgang noch �fter.
8 Vgl. �ber die Steuerp�chter (publicani) S. 178.
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Mithridates, in seiner beharrlichen Feindsckaft gegen Rom mit Hannibal der-gleichbar, stammte von einem asiatischen F�rstengeschlecht, das in den Wirren' nach Alexanders Tod die Herrschaft am Schwarzen Meere erlangt hatte. Er war nicht nn-empf�nglich f�r griechische Bildung, auch wird von ihm berichtet, da� er die Sprachen aller von ihm unterworfenen V�lker, 22 an der Zahl, gesprochen habe.
Auch die w�hrend des Krieges in Rom herrschende Volkspartei hatte ein besonderes Heer gegen Mithridates abgeschickt. Dasselbe errang gleichfalls einige Erfolge in Asien, schlo� sich aber nach dem Untergang seiner demokratischen F�hrer an Sulla an.
Die von Mithridates herausgegebenen Gebiete waren Bithynien, Paphlagonien, Galatien und Kappadocien. Den St�dten Kleinasiens legte Sulla eine nnerschwing-liche Kontribution (Kriegssteuer) von 20000 Talenten auf, welche die Gemeinden aufs neue den r�mischen Finanzm�nnern auslieferte.
V. Sullas Diktatur, 82�79.
1. Sullas R�ckkehr, 83. Als Sulla nach Italien zur�ckkehrte, fand er keinen ebenb�rtigen Gegner vor. Cinna war schon 84 bei einer Meuterei der Soldaten ums Leben gekommen, jetzt str�mten dem siegreichen Feldherrn nicht nur die Reste der Optimatenpartei (namentlich unter dem jungen Cn. Pompejus) zu, sondern auch die Heere der Volkspartei gingen zum Teil zu ihm �ber. C. Marius, der Sohn des ber�hmten Marius, wurde in Pr�neste eingeschlossen, ein Versuch eines demokratischen Heeres und der Samniten, durch einen Angriff auf Rom Pr�neste zu entsetzen, wurde durch die blutige Schlacht am Collinis-chen Tor vereitelt (82); bei der Einnahme von Pr�neste kam auch der junge Marius um.
Die Menschenverluste dieses Krieges (auch die Gefangenen wurden auf Sullas Befehl zu Tausenden im Zirkus niedergemacht) ver�deten Italien, das sich seit dem Hannibalischen Krieg einigerma�en erholt hatte, aufs neue. Viele Gemeinden, die auf der Seite des Marius gestanden hatten, mu�ten ihre L�ndereien an die Soldaten Sullas abtreten.
2. Sullas Diktatur. Zur Neuordnung des Staates lie� sich Sulla die Diktatur, die seit 120 Jahren geruht hatte, aus unbestimmte Zeit �bertragen (dictator rei publicae constituendae et legibus scribundis). Durch zahlreiche �chtungen entledigte er sich der noch vorhandenen politischen Gegner1, durch r�cksichtslose L�nderverteilungen an seine Veteranen und durch Freilaffung der Sklaven der Ge�chteten suchte er sich seine Anh�nger zu verpflichten (die �Cornelier"). Seine Gesetzgebung bezweckte die Wieder-Herstellung der Senatsherrschaft:
1 Die Opfer der Sullanischen Proskriptionen waren 4700 B�rger, darunter 90 Senatoren und �ber 2000 Ritter.
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1. Durch eine lex iudiciaria wurden die G erichte dem aus 600 Mitglieder vermehrten Senate zur�ckgegeben (f. S. 182).
2. Durch eine lex de tribunicia potestate wurde den Tribunen das
Recht, mit dem Volke zu verhandeln, genommen; auch sollte kein Tribun
sp�ter ein h�heres Amt begleiten d�rfen.
Sulla wollte die Gesetzgebung den Tribunen und den Tribntkomitien m�glichst entziehen, indem er die alte Bestimmung aufs neue einsch�rfte, da� kein Antrag ohne einen Vorbeschlu� des Senats vor das Volk gebracht werden d�rfe.
3. Sullas Ausgang. Als Sulla glaubte durch seine Gesetzgebung die Aristokratie wiederhergestellt zu haben, legte er i. I. 79 die Diktatur nieder und zog sich ins Privatleben zur�ck, starb aber schon nach einem Jahre auf seinem Landgut in Kampanien, 60 Jahre alt (78).
�ber Sullas hohe Begabung f�r Krieg und Politik waren die Zeitgenossen einig, ebenso aber �ber seine Grausamkeit und seine Genu�sucht. Seine Erfolge trugen ihm den Namen Felix ein; auch literarisch war er t�tig. In seinem freiwilligen Verzicht auf seine Machtstellung gleicht er dem Diocletian und Karl V.
Sullas Sch�pfung, die Restauration^ der Senats Herrschaft, konnte nicht von Bestand sein, da an die Stelle der fr�heren Harmonie zwischen Regierenden und Re-gierten l�ngst Ehrgeiz der Gro�en und Begehrlichkeit der Massen getreten war.
� 36.
Das Zeitalter des Pompejus, 78�60.
�berblick. Nach dem Tode Sullas schien Pompejus, dem die gl�ck-liche Beendigung mehrerer gef�hrlicher Kriege gelang, zur Nachfolge in der Leitung des r�mischen Staates berufen. Aber der Senat zeigte sich nicht bereit, die Ausnahmestellung des Pompejus auf die Dauer zu ertragen; dieser mu�te sich mit C�sar und Crassus verbinden, um seine Absichten durchzusetzen.
I. Der Krieg gegen Sertorius in Spanien, 80�72.
II. Der Fechter- oder Sklavenkrieg, 73�71.
III. Der Seer�uberkrieg, beendigt 67.
IV. Der dritte Mithridatische Krieg, 74�64.
V. Die inneren Zust�nde Roms, die Verschw�rung Catilinas, 63, und
das erste Triumvirat, 60.
i Restauration (v. restaurare einen Bau erneuern) oder im tadelnden Sinne Reaktion hei�t im politischen Leben die Wiederherstellung eines fr�heren Znstandes; Reform die friedliche Weiterausbildung, Revolution die gewaltsame Um�nderung des Bestehenden.
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I. Der Krieg gegen Sertorius in Spanien. 80�72.
1. Anla�. Q. Sertorius, der s�higste unter den F�hrern der Volkspartei, sammelte (seit 80) die Reste der Marianer und einheimische Streitkr�fte im jenseitigen Spanien, das ihm schon fr�her von Cinna als Provinz zugewiesen worden war.
2. Verlaus. Durch den Zuzug italischer Kohorten unter Perperna verst�rkt, hielt Sertorius mit geschickter Kriegf�hrung die r�mischen Heere in Schach. Er richtete einen eigenen Senat ein und trat mit Mithridates in Verbindung. Auch Pompejus, der seit 77 als Prokonsul (ohne vorher Konsul gewesen zu sein) in Spanien ftanb, konnte lange keinen entscheidenden Schlag gegen Sertorius ausf�hren.
3. Ausgang. Erst als Sertorius durch seine eigene Umgebung (den Legaten Perperna) gefallen war, gelang die Wiederunterwerfung Spaniens. Pompejus besiegte den Perperna und lie� ihn hinrichten (72), dann kehrte er nach Italien zur�ck, das unterdessen durch eine Erhebung der Sklaven bedroht worden war.
II. Der Fechter- oder Sklavenkrieg (73�71) und das erste Konsulat des Pompejus und Crassus (70).
1. Anla� der Sklavenerhebung. Die traurige Lage der Acker-sklaven hatte schon mehrmals Erhebungen veranla�t, namentlich aus Stellten. Noch schlimmer war das Los der Fechtersklaven, die in den Fechterschulen (ludi gladiatorii) gehalten und ge�bt wurden, um in der Arena durch Kamps auf Leben und Tod die Schaulust des r�mischen Volkes zu befriedigen. Unter der F�hrung des Thraciers Spartacus brachen 70 Gladiatoren aus der Kaserne von Kapita aus und wuchsen durch Zusammenrottung von allen Seiten bald zu einem gef�hrlichen Heere an (73).
2. Der Krieg. Spartacus schlug zwei konsularische Heere-und be-herrschte eine Zeit lang ganz Unteritalien. Sein Plan, sich nach Gallien durchzuschlagen, scheiterte an der Pl�nderungssucht des Sklavenheeres, ebenso wurde seine Absicht, zu Schiff nach �Stellten hin�berzugehen, durch die Treu-lofigkeit der Piraten vereitelt. Das bereits verringerte Heer wurde hieraus in Lukanien (am Flusse Sil�rus) von dem Pr�tor M. Licinius Crassus geschlagen, Spartacus selbst fiel, die gefangenen Sklaven wurden zu Tausenden an der Appischen Stra�e gekreuzigt.
Pompejus begegnete auf dem Heimweg aus Spanien versprengten Resten des Sklavenheeres und ma� sich wegen deren Vernichtung den Ruhm bei, den Krieg vollends beendigt zu haben. *Cic. de irnp. Cn. Pomp. 30: bellum exspectatione eius attenuatum atque imminutum est, adventu sublatum ac sepultum.
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3. Das erste Konsulat desPompejus und Crassus, 70. Die beiden Sieger erlangten mit Hilfe der Volkspartei das Konsulat und hoben zum Dank das�r einen Teil der Sullanischen Gesetze wieder auf:
a) Die Tribunen erhielten ihre fr�heren Befugnisse wieder.
b) Die Gerichte wurden zwischen dem Senat und den Rittern (sowie den �brigen Meistbeg�terten) geteilt.
Pomp ejus, 106 geboren, war durch Sulla gro� geworden und nahm mit dessen Erlaubnis den Namen Magnus an. Er besiegte die Marianer in Italien, in Afrika und in Gallien, schlie�lich auch in Spanien. Als im Jahre seines Konsulates ein Lustrum gehalten wurde, erschien Pompejus in der Amtskleidung des Konsuls, zugleich aber auch als Ritter, um das Pferd in �blicher Weise abzuliefern. Auf die Frage, ob er die gesetzlich vorgeschriebenen Feldz�ge mitgemacht habe, antwortete er unter dem jubelnden Beifall der Menge: �Ja, und zwar alle unter meinem eigenen Oberbefehl!" * Eiern� sagt �ber ihn (Brut. 239): meus aequalis Cn. Pompeius, vir ad omnia summa natus, maiorem dicendi gloriam habuisset, nisi eum maioris gloriae cupiditas ad bellicas laudes abstraxisset. � Das niedere Volk, das panem et circenses verlangte, gewannen Pompejus und der reiche Crassus, durch f�nfzehnt�gige Spiele und �ffentliche Bewirtungen.
Cicero und Verres. In das Konsulat des Pompejus und Crassus f�llt das Auftreten des Redners Cicero gegen Verres. 106 zu Arpinum geboren, aus einer beg�terten, aber nicht zum hohen Amtsadel geh�rigen Familie stammend, war M. Tullius Cicero durch Begabung und Wi�begierde fr�h schon in dem Besitz der ganzen Bildung seiner Zeit. Herangewachsen in den St�rmen des B�rgerkrieges, war er 80 zum erstenmal als Redner �ffentlich aufgetreten (f�r S. Rofcms), hatte sich die Feindschaft der Sullanischen Partei zugezogen und unternahm deshalb, zugleich zu seiner Erholung und weiteren Ausbildung eine zweij�hrige Reise (seit 79) nach Athen und Kleinasien, wobei er namentlich den Redner Apollonins Molo, das Haupt der rhodischen Schule, h�rte. 75 Qu�stor in Sicilien, erwarb er sich das Vertrauen der dortigen Bev�lkerung, so da� ihn die Stadtgemeinden sp�ter zum Anwalt in der An-klage gegen den r�uberischen Statthalter Verres (Propr�tor in Sicilien 73�71) w�hlten. Wiewohl dem Verres der ber�hmteste Sachwalter jener Zeit, Hortensins, zur Seite stand, fand er es doch angesichts des erdr�ckenden Beweismaterials, das Cicero gegen ihn gesammelt hatte, geraten, noch vor Beendigung des Prozesses in die Verbannung zu gehen. � Cicero wurde 69 �dil und bekleidete auch die �brigen �mter im gesetzlichen Atter (suo anno; s. S. 177).
III. Der Seer�uberkrieg, beendigt durch Pompejus 67.
1. Anla�. Der Untergang der griechischen und der karthagischen Seemacht sowie der Verfall der r�mischen Kriegsflotte hatte das Aufkommen von Seer�ubern beg�nstigt. Die K�sten Italiens waren unsicher, die See-r�uber erschienen vor Misenum, Cajeta und Ostia und st�rten durch die Wegnahme der Getreideschiffe die Versorgung der Hauptstadt.
Die Seer�uber, welche namentlich auch durch fl�chtige Jtaliker und Sklaven vermehrt wurden, besa�en an 1000 Schiffe und 400 feste Orte, besonders in Cilicien.
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Vornehme Reisende gerieten in ihre Gefangenschaft, so im Jahre 77 C. Julius C�sar auf seiner Studienreise nach Rhodns.
2. Die Bezwingung der Seer�uber durch Pompejus. Da die Versuche einzelner Statthalter, der Seer�uber Herr zu werden, ohne nachhaltigen Erfolg waren, so erhielt durch ein Gesetz des Tribunen A. Gabi-nius im Jahre 67 Pompejus eine au�erordentliche Vollmacht zur nach-dr�cklichen Bek�mpfung dieses �bels. Er l�ste in �berraschend kurzer Zeit seine Aufgabe, indem er zuerst in 40 Tagen das westliche Becken des Mittel-meeres von den Piraten s�uberte, dann in 49 Tagen auch die Seer�uber im Osten zusammentrieb und in einer Seeschlacht an der cilkischen K�ste besiegte.
Pompejus erhielt den Oberbefehl �ber alle Meere und alle K�sten, 15 Legaten, 200 Schiffe mit der n�tigen Bemannung und einen Kredit von 6000 Talenten (27 Millionen Mark); auf seinen Wunsch wurden diese Machtmittel vom Volke noch er-h�ht. � Nach der Besiegung wurden die Schlupfwinkel der Seer�uber aufgesucht, viele wurden hingerichtet, die meisten in offenen St�dten angesiedelt, so in Pompejo-p�lis, das an Stelle der Stadt Soloi entstand.
IV. Der dritte Mithridatische Krieg, 74�64.
1. Der Anla�. Der Krieg gegen Mithridates war bald nach dem Frieden zu Dard�nus (84) von einem r�mischen Statthalter erneuert, aber 81 durch erneuten Friedensschlu� beendigt worden (sog. zweiter Mithr. Krieg). Als dann die R�mer nach dem Tod ihres Sch�tzlings Nikomedes von Bithhnien dessen Land in Besitz nahmen 1, r�stete Mithridates, der die R�mer nicht zu Nachbarn haben wollte, auss neue zum Krieg; er verband sich mit Tigr�nes von Armenien und trat mit Sertorius in Unterhandlung.
2. Der Krieg bis zum Eingreifen des Pompejus, 74�66. Mithridates �berraschte (wie i. I. 88) die R�mer und drang siegreich an der K�ste der Propontis vor, erlag aber dann der geschickten und energischen Kriegf�hrung des L. Licinius Lucullus:
a) Lucullus entsetzte das von Mithridates belagerte Chzikus, drang �ber den Halys vor und schlug den Mithridates bei seiner Burg Kabira (72)2.
b) Hieraus besiegte er auch Tigranes, den Schwiegersohn und Ver-b�ndeten des Mithridates, und nahm dessen Hauptstadt Tigranocerta im Quellgebiet des Euphrat und Tigris ein (69).
1 Vgl. die Erledigung Pergamnms i. I. 133.
fth, J r??b!ar'Jp�ter 5,e o c � f a r e a (j. Niksar) genannt, lag in der N�he des Lykosflusses �stlrch vom Halys.
Stich, Lehrbuch der Geschichte. I. Bd. 4. Auflage. ig
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Allein durch die Meuterei seiner Soldaten, die sich weigerten in dem unwirtlichen Hochland weiterzuziehen, wurde Lucullus zum R�ckzug gen�tigt. Die r�mischen Steuerp�chter in Asien, bei denen Lucullus wegen seiner Strenge verha�t war, bewirkten hieraus in Rom, da� ihm der Oberbefehl abgenommen und dem Pompejus �bertragen wurde.
Die Kriegsschuld vom Jahr 84 (f. S. 189) war durch Stundung und �ber-m��ige Zinsforderung von 20000 Tal. auf 120000 Tal. (540 MtU. Mark) angewachsen und bildete nun eine Quelle steter Bedr�ckung f�r die asiatischen Gemeinden. Lucullus, der in feinem Amt streng gegen die �bergriffe der r�mischen Steuerp�chter und Bankhalter aus dem Ritterstande auftrat, war neben Craffns der reichste R�mer und in feinem Privatleben �ppig und glanzliebend, � Durch ihn kam die Edelkirfche von Ker�sus (westlich von Trapeznnt am Pontns) nach Italien.
3. Besiegung des Mithridates durch Pompejus, 66�64. Nach der schnellen Beendigung des Seer�uberkrieges erhielt Pomp ejus durch das Manilische Gesetz 1 auch den unumschr�nkten Oberbefehl �ber das r�mische Heer in Asien und beendigte nun auch den Mithridatischen Krieg:
a) er zersprengte das Heer des Mithridates durch n�chtlichen �berfall im Quellgebiet des Halys und Lhkos 2;
b) er zwang den K�nig Tigranes zur Unterwerfung;
c) er verfolgte den Mithridates bis zum Flusse Phasis, wagte aber den Kaukasus nicht zu �berschreiten und kehrte nach Kleinasien zur�ck.
Ende des Mithridates. Mithridates war �ber den Kaukasus in sein Bosporanisches Reich (die Halbinsel Krim) geflohen. Als sich aber sein einziger Sohn Pharnaces gegen ihn emp�rte, nahm er sich das Leben (63).
4. Die Neuordnung Asiens durch Pompejus, 64�63. Siegreich durchzog Pompejus Vorderasien vom Kaukasus bis Pal�stina, erweiterte und befestigte die r�mische Herrschaft:
a) Pontus bildete mit Bithynien eine Provinz;
b) die fchon fr�her eingerichteten Provinzen Cilicien und Afien wurden vergr��ert;
c) Syrien wurde den entarteten Seleuciden abgenommen und samt Pal�stina zur r�mischen Provinz gemacht.
Dem letzten Seleuciden blieb nur das kleine K�nigreich Kommagene; Armenien, Kappadocien, Galatieu und das Bosporanische Reich behielten ihre angestammten K�nige und sollten als r�mische Schntzstaaten ein Gegengewicht gegen das Parther-reich bilden.
1 *Vergl. Cic. pro lege Manilia (oder de imperio Gn. Pompei).
2 An der St�tte des Sieges wurde Nikopolis erbaut.
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In Jerusalem hatte Pompejus einen Streit zwischen Aristob�los, dem Haupt der griechenfreundlichen Sadduc�er, und Hyrk�uos, dem Haupt der strenggl�ubigen Pharis�er, zu entscheiden. Als er sich f�r den letzteren entschied, erregten die Sadduc�er einen Aufstand. Pompejus erst�rmte den Tempelberg Moria an einem Sabbat und betrat auch das Allerheiligste.
Nach seiner R�ckkehr (62) feierte Pompejus einen zweit�gigen Triumph mit nie gesehener Pracht. Gefangene K�nige wurden aufgef�hrt, darunter Aristob�los sowie S�hne des Mithridates und des Tigranes. Gro�e vorausgetragene Tafeln nannten die Namen der eroberten St�dte und Schl�sser sowie die f�r den Staatsschatz ge-wonnenen Summen.
V. Die inneren Zust�nde Roms, die Verschw�rung Catilinas, 63, und das erste Triumvirat, 60.
1. Die Parteien in Rom. W�hrend Pompejus durch seine Siege den r�mischen Waffenruhm erneuerte, waren die inneren Verh�ltnisse Roms immer verworrener geworden. Die Herrschast des Senats war nicht nur bedroht von der Volkspartei, als deren F�hrer neben Crassus bereits der junge C�sar hervortrat, sondern es hatte sich auch eine Anzahl verschuldeter und herabgekommener M�nner aus Anstiften des verwegenen L. Sergius Catilina zum Umsturz der bestehenden Ordnung verschworen.
L. Sergius Catilina, geboren 108 aus einem patrizischen Geschlecht, begabt, aber sittenlos \ hatte sich bei den Sullanischen Proskriptionen bereichert und als Propr�tor (67) die Provinz Afrika ausgesogen, gleichwohl war er verschuldet und ohne Aussicht f�r die Zukunft, wenn es ihm nicht gelang die Schreckensherrschaft zu erneuern. Wie er hofften noch andere Unzufriedene Aufhebung der Schulden (tabulae novae) und Erneuerung der Proskriptionen.
2. Die Entdeckung und Unterdr�ckung der Verschw�rung durch Cicero, 63. Schon i. I. 65 war die Ermordung der Konsuln und eine Diktatur des Crassus (mit C�sar als Reiteroberst) beabsichtigt gewesen, doch kam es nicht zur Ausf�hrung des Staatsstreiches. F�r das Jahr 63 bewarb sich Catilina um das Konsulat, aber es siegte Cicero, der Kandidat der staatserhaltenden Parteien2, der auch seinen Kollegen C. Anto-nius s�r sich gewann. Hieraus betrieb Catilina aufs neue einen gewaltsamen Umsturz:
a) er lie� in Etrurien ein Heer sammeln;
b) er suchte die allobrogischen Gallier zu gewinnen;
c) er bereitete Brandstiftung und Ausstand in Rom vor; zugleich bewarb er sich s�r das Jahr 62 abermals ums Konsulat. Aber Ciceros Wach-samkeit und Entschlossenheit vereitelte diese Pl�ne: er zwang den Catilina
1 *Vgl. Sallnsts bellum Catilinarium, c. 5.
2 Zur Wahl Ciceros vereinigten sich die Optimaten, die Ritter und die An-H�nger des Pompejus.
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durch r�cksichtsloses Austreten im Senat' zur schleunigen Abreise aus Rom und lie� sich, als er die Beweise s�r die Staatsgef�hrlichkeit der Verschw�rer in seiner Hand hatte, vom Senate die Vollmacht erteilen, s�ns der vor-nehmsten Anh�nger Catilinas hinzurichten (63). Catilina selbst erlag im folgenden Jahre bei Pistoria2 nach hartn�ckiger Gegenwehr einem vom Senat geschickten Heere.
Cicero war durch Verrat der allobrogischen Gesandten in den Besitz der Be-weisst�cke gelangt. Diese Gallier, welche sich zum Schein in die Verschw�rung einge-lassen hatten, lie� er bei ihrer Abreise aufgreifen und die ihnen abgenommenen Brief-schaften dem Senat vorlegen.
Bei der Verhandlung des Senates �ber das Schicksal der verhafteten Ver-schw�rer, unter welchen der Pr�tor Lentulus war, stimmte C�sar f�r eine mildere Strafe (G�terverlust und Gefangenhaltung au�erhalb Roms). Aber M. Porcius Cato, der Urenkel des Cato Censorius, �berzeugte die Mehrheit des Senates von der Notwendigkeit, die Verschw�rer (ohne R�cksicht auf die Provocatio) hinzurichten. Hier-auf lie� sie Cicero im Carcer Mamertiuus erdrosseln. W�hrend diese Tat damals als ein Verdienst gefeiert wurde und dem Konsul den Namen pater patriae verschaffte, wurde sie sp�ter als ungesetzlich hingestellt, weil der regelm��ige Gang des Gerichtes und das Recht der Berufung an das Volk nicht beobachtet worden war.
3. Die R�ckkehr des Pompejus und das erste Triumvirat, 60. Pompejus hatte bei seiner R�ckkehr (62) sein Heer entlassen, um nicht als ein zweiter Sulla zu erscheinen. Als er aber im Senat kein Entgegenkommen f�r seine Forderungen (a. Landanweisungen f�r seine Veteranen, b. Best�tigung seiner Neuordnung Asiens) fand, verband er sich mit C�sar und Crassus zu einem Bunde, welcher den drei M�nnern den entscheidenden Ein-flu� auf die Leitung des Staates sichern sollte' (60).
C. Julius C�sar, geboren 102 (oder 100) aus altadeligem Geschlecht, zu-gleich aber als Neffe des Marius und Schwiegersohn Cinnas schon fr�h mit der Volkspartei in Verbindung, war von Sulla ge�chtet, aber auf F�rbitten seiner Ver-wandten begnadigt worden. Milit�risch und literarisch ausgebildet, gelangte er zu den h�chsten �mtern (68 Qu�stor in Spanien, 65 �dil, 63 Oberpontifex, 62 Pr�tor. 61 Propr�tor in Spanien) und zu gro�er Beliebtheit. Nach seiner R�ckkehr aus der Provinz verzichtete er auf den Triumph, weil er sich um das Konsulat bewerben wolltet Den Crassus, der ihm mit seinem Reichtum fr�her ausgeholfen hatte, mu�te C�sar erst mit Pompejus vers�hnen, um das Triumvirat zu erm�glichen, das sich somit als eine Verbindung von Ansehen, Begabung und Reichtum darstellt.
Um das politische Verh�ltnis durch ein verwandtschaftliches Band zu sichern, verm�hlte sich Pompejus mit C�sars einziger Tochter Julia.
1 Damals hielt Cicero seine erste oratio Catilinaria, welche mit den Worten beginnt: Quousque tandem abutere, Catilina, patientia nostra?
2 Jetzt Pistoja unweit Florenz.
3 �Ne quid ageretur in re publica, quod displicuisset ulli e tnbus . Sueton. Caes. 19. .
4 Die Bewerbung mu�te pers�nlich und nach Niederlegung des Imperiums geschehen.
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� 37.
Casars Emporkommen bis zur Alleinherrschaft.
I. Rom unter der Einwirkung des ersten Triumvirates, 58�56. II. C�sar in Gallien, 58�50.
HI. Der zweite B�rgerkrieg, 49�45.
IV. C�sars Alleinherrschaft und sein Tod (44).
I. Rom unter der Einwirkung des ersten Triumvirates.
1. C�sars Konsulat, 59. Die n�chste Wirkung des Triumvirates war, da� C�sar als Konsul des Jahres 59 mit Hintansetzung seines Kollegen Bibulus 1 alles erreichte, was er und Pompejus anstrebten:
a) Die Anordnungen des Pompejus in Asien wurden best�tigt, durch ein Ackergesetz C�sars (lex Iulia agraria) wurde den Veteranen die kampa-nische Feldmark �berlassen;
b) C�sar erhielt durch Volksbeschlu� das diesseitige Gallien und Jllhrien (mit drei Legionen) auf f�nf Jahre als Provinz; der Senat f�gte, um nicht gezwungen zu werden, das jenseitige Gallien (Gallia Narbonensis) und eine vierte Legion hinzu.
Sowohl das Ackergesetz als auch die Verleihung der cisalpinischen Provinz war gegen das Herkommen ohne einen Vorbeschlu� des Senates durchgesetzt worden; vgl. S- 190.
2. Weitere Folgen des Triumvirates. Um ihre Gegner ver-stummen zu machen, lie�en die Triumvirn durch ihren Anhang die vor-nehmsten St�tzen der Senatspartei aus Rom entfernen:
a) Cicero wurde durch einen Antrag des Tribunen P. Clodius in die Verbannung getrieben;
b) Cato erhielt den Auftrag, die Jnfel Cypern zu unterwerfen.
Clodius, gewandt, aber sittenlos, ein pers�nlicher Feind Ciceros, beantragte die Strafe der Verbannung f�r die Hinrichtung eines r�mischen B�rgers mit Umgehung der gesetzlichen Formen. Cicero wartete nicht ab, bis der Antrag auf ihn angewandt wurde, und ging nach Thessalonike (58). Die Strafe der Verbannung wurde dann nachtr�glich gegen ihn ausgesprochen, sein Haus niedergerissen. Doch erfolgte schon das Jahr darauf im Einverst�ndnis mit Pompejns die ehrenvolle Zur�ckberufung Ciceros (57).
1 *Vgl. Suet. Caes. 20: Unus ex eo tempore omnia in re publica et ad arbitrium administravit, ut nonnulli urbanorum, cum quid per iocum testandi gratia signarent, non Caesare et Bibulo, sed lulio et Caesare consulibus actum scriberent, bis eundem praeponentes nomine atque cognomine.
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3. Erneuerung des Bundes in Luca, 56. Um auch ferner �ber den Staat nach eigenem Gutd�nken verf�gen zn k�nnen, erneuerten die drei M�nner i. I. 56 zu Luca ihren Bund unter folgenden Bedingungen:
a) C�sar sollte die gallische Statthalterschaft auf weitere f�nf Jahre behalten;
b) Pompejus und Crassus sollten f�r das Jahr 55 das (zweite) Konsulat, darnach aber gleichwertige Statthalterschaften bekommen, Pompejus Spanien (mit vier Legionen), Crassus Syrien.
II. C�sar in Gallien, 58�50.
1. Die Verh�ltnisse im jenseitigen Gallien und das erste Kriegsjahr (58). C�sar hatte die Provinz Gallien angestrebt als den besten Schauplatz s�r gro�e Taten. Bei seinem Unternehmen, Gallien zu unterwerfen und fo das Werk des Marius zu vollenden, sah er sich beg�nstigt von der Uneinigkeit der Gallier. Aquitanien, Mittelgallien und Belgien standen unter sich in losem Zusammenhang, und wie Mittelgallien selbst wieder in zwei V�lkerb�nde, den der �duer und den der Sequ�ner, zerfiel, fo waren auch in den einzelnen St�mmen gew�hnlich zwei Parteien vorhanden1. In den K�mpfen beider wurde nicht selten ausw�rtige Hilfe angerufen. Indem sich nun C�sar der �duer annahm, welche sich schon sr�her in r�mischen Schutz begeben hatten, erhielt er dadurch gleich im ersten Jahr Gelegenheit, das �bergewicht der r�mischen Waffen zu zeigen:
a) Er fchlug die (keltischen) Helvetier, welche aus ihren Gebieten ausgezogen waren, um sich im Westen neue Wohnsitze zu suchen, bei Bibrakte (in der N�he von Antun) und zwang sie in ihre Heimat zur�ck-zukehren;
b) er schlug den germanischen Heerk�nig Ariovist, der, von den Sequanern als Beistand gerufen, sich in deren Lande festgesetzt hatte, in der Gegend des heutigen M�lhausen und zwang dadurch die s�dlichen Ger-manen,. den Rhein als Grenze ihres Machtgebietes zu betrachten (58).
2. Die vorl�ufige Unterwerfung Galliens, 57�56. In den folgenden zwei Jahren vollendete C�sar die Unterwerfung Galliens:
a) i. I. 57 n�tigte er den belgischen Heerbann zur Aufl�sung und besiegte die streitbaren Nervier am Sabis (Sambre);
i Vgl. Caes. b. G. VI, 11: In Gallia non solum in omnibus civitatibus atque in omnibus pagis partibusque, sed paene etiam in singulis domibus factiones sunt.
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b) i. I. 56 besiegte er die westlichen (aremorischen) St�mme, namentlich die Ven�ter (in der Bretagne) durch eine rasch gebaute Flotte, w�hrend sein Unterseldherr Crassus, der Sohn des Triumvirs, Aquitanien (Gascogne) eroberte.
3. Die zwei Z�ge C�sars nach Germanien (55 und 53) und nach Britannien (55 und 54).
Im Nordosten Galliens waren keltische und germanische St�mme vielsach gemischt, ebenso bestand zwischen dem Nordwesten Galliens und der britannischen K�ste ein lebhafter Verkehr. Deshalb hielt es C�sar s�r geboten, die r�mischen Waffen auch jenseits des Rheins und jenseits des Kanals zu zeigen.
a) Nachdem er zwei �ber den Niederrhein gekommene St�mme, die Usipeten und Tenkterer, nicht ohne Verrat 1 �berw�ltigt hatte, ging er 55 aus einer Psahlbr�cke (unterhalb Koblenz) �ber den Rhein, vermochte aber nichts gegen die Germanen, welche sich ins Innere des Landes zur�ckzogen.
b) Im gleichen Jahre (55) suhr er mit zwei Legionen nach Britannien und wiederholte diesen Zug mit gr��eren Streitkr�ften i. I. 54, drang bis �ber den Tam�sis (Themse) vor und legte den K�stenst�mmen Stellung von Geiseln und einen j�hrlichen Tribut aus.
c) Auch C�sars zweiter �bergang �ber den Rhein (53) f�hrte zu keinem nachhaltigen Ersolg �ber die Germanen, zwang sie aber, nun auch im Norden den Rhein als Grenze des r�mischen Machtgebietes zu betrachten.
4. Der Ausstand des Vercinget�rix, 52. Nachdem schon im Winter 54/53 ein gef�hrlicher Aufstand in Nordgallien ausgebrochen war, durch welchen C�sar 15 Kohorten (unter Sabinus und Cotta) einb��te, erhoben sich i. I. 52 fast alle gallischen St�mme unter der F�hrung des Arverners Vercinget�rix gegen die r�mische Herrschaft. C�sar kam nach einem vergeblichen Sturm auf Gergovia (unweit Clermont in der Auvergne) in eine mi�liche Lage, bewerkstelligte aber seine Vereinigung mit Labienns, der sich der drohenden Einschlie�ung bei Paris entzogen hatte, wandte sich dann abermals nach dem S�den, schlo� den Vercinget�rix in Alesia (bei Dijon) ein und n�tigte ihn, nachdem er ein gro�es Entsatzheer zur�ckgeschlagen hatte, zur �bergabe.
Vercinget�rix endete, nachdem er sechs Jahre f�r den Triumph C�sars aufbe-wahrt worden war, i. I. 46 im r�mischen Staatsgef�ngnis.
1 C�sar lie� die H�uptlinge der Germanen festnehmen und schlug dann die f�hrerlosen Feinde. Cato regte damals im r�mischen Senat die Auslieferung C�sars an die Germanen wegen Bruchs des V�lkerrechtes an.
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5. Folgen des Gallischen Krieges.
a) C�sar gewann durch den Gallischen Krieg ein schlagfertiges Heer von zehn Legionen und wurde dem Pompejus ebenb�rtig an Kriegsruhm.
b) Gallien wurde f�r das R�mische Reich und damit s�r die Kultur gewonnen und bildete sortan einen Schutzdamm gegen die Einf�lle der noch ungebildeten Germanen.
* Vgl. Cic. de prov. consul. 33: quas regiones quasque gentls nullae nobis antea litterae, nulla vox, nulla fama notas fecerat, eas noster Imperator nosterque exercitus et populi Romani arma peragrarunt.
III. Der zweite B�rgerkrieg, 49�45.
1. Der Tod des Crassus und die Lockerung des Verh�lt-nisses zwischen C�sar und Pompejus. Crassus war i. I. 54 in seine Provinz Syrien abgegangen, in der Hoffnung, dort gleichfalls einen Schau-platz s�r gro�e Taten zu finden. Aber er wurde von den Parthern bei Karrh� (�stlich vom Euphrat) besiegt und bald darauf bei einer Unter-redung get�tet (53). Pompejus, dessen verwandtschaftliche Beziehung zu C�sar durch den Tod der Julia (54) gel�st worden war. �berlie� die Ver-waltung Spaniens seinen Legaten, um die Entwicklung der Dinge in Rom zu �berwachen. Hier wurden die Parteik�mpfe nicht mehr von den Rednern in der Volksversammlung, sondern von bewaffneten Banden auf der Stra�e ausgefochten. Bei einem solchen Zusammensto� war Clodius von Milo get�tet worden \ Die Unsicherheit der Verh�ltnisse n�tigte den Senat, sich dem Pompejus zu n�hern; er wurde als Konsul ohne Kollegen mit diktato-rischer Gewalt bekleidet (52). Damit trennte sich Pompejus, der auch auf die milit�rischen Erfolge C�fars eifers�chtig war, endg�ltig von seinem bis-herigen Genossen.
2. Die Veranlassung zum B�rgerkrieg. W�hrend C�sar das Recht beanspruchte, sich von Gallien aus f�r das Jahr 48 um das Konsulat zu bewerben verlangte der Senat im Einverst�ndnis mit Pompejus, C�sar solle seine Statthalterschaft vorher niederlegen. Ein Vermittlungsantrag, den C�sars Anh�nger Curio stellte, da� auch Pompejus seine Provinz abgeben solle, drang nicht durch, vielmehr wurde auf die unbegr�ndete Nachricht, C�sar sei im Anr�cken gegen Italien, Pompejus mit der Verteidigung der Republik betraut. Die Anh�nger C�sars, die Volkstribunen Curio und Antonius,
1 *Vgl. Cic. pro Milone. Trotz der Verteidigung Ciceros mu�te Milo in die Verbannung gehen. Den folgenden Ereignissen konnte Cicero nur aus der Ferne zusehen, da er 51 Statthalter von Cilicien wurde.
2 Vgl. S. 1964.
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fl�chteten zu C�sar, der nun mit den Vortruppen den Rubico, den Grenz-flu� seiner Provinz, �berschritt (Jan. 49).
"Nach Sueton (Caes. 32) sprach C�sar am Rubico, seines Schrittes sich wohl bewu�t: Eatur, quo deorum ostenta et inimicorum iniquitas vocat! Iacta alea est! Das Wort: �veQQicpd-o) 6 nij�ogl bezeugen auch Plutarch und Appian.
3. Der Verlaus des Krieges bis zum Untergang des Pompejus, 49 und 48.
a) In Italien. C�sar nahm in sechzig Tagen Italien von Ariminum bis nach Brundisium ein, w�hrend Pompejus mit der Senats-Partei nach Griechenland �bersetzte, wo er die Streitkr�ste des Orients an sich zu ziehen gedachte. Auch Rom mit dem Staatsschatz fiel ohne Schwert-streich in die Hand C�sars (49).
Die von Pompejus zu Schau getragene Zuversicht^ stimmte schlecht zu seiner eiligen Flucht, welche es C�sar erm�glichte, in Corfinium und anderw�rts die Mann-schaften des Pompejus zu �berraschen und seinem Heere einzuverleiben. Neben C�sars Schnelligkeit hatte nichts so sehr seine Feinde in Italien entwaffnet wie seine Milde.
b) In Spanien. Um sich den R�cken zu sichern, ging C�sar zun�chst nach Spanien, wo ein starkes Heer unter Afranius und Petrejus, den Legaten des Pompejus, stand. Durch geschickte M�rsche zwang C�sar das an Zahl �berlegene Heer zur Waffenstreckung (bei Jlerda in der N�he des Ebro, 49).
Auf dem Heimwege nahm C�sar die Stadt Massilia ein, welche sich seinen Gegnern angeschlossen hatte.
c) In Afrika. Auch Sardinien, Korsika und Sicilien wurden von C�sars Unterfeldherren besetzt/ dagegen mi�gl�ckte ein Versuch Curios, Afrika zu erobern. Anfangs siegreich, wurde Curio von Juba, dem K�nige Numidiens, �berfallen und get�tet; der gr��te Teil des Heeres geriet in Gefangenschaft (49).
d) In Griechenland. Pompejus 'hatte in Thessalonike eine Regierung eingesetzt und war dann C�sar entgegengezogen, der es gewagt hatte, sein Heer �berzusetzen, wiewohl die Pompejanische Flotte die See beherrschte. Bei Dhrrhachium lagen sich die Heere im Winter und Fr�h-j�hr 48 gegen�ber. Nach einer Niederlage wandte sich C�sar ostw�rts. Anstatt das fast unverteidigte Italien anzugreifen, folgte Pompejus feinem Gegner nach Thessalien und wurde dort von C�sar bei Phars�lus ge-schlagen (Aug. 48). Pompejus floh nach Asien, dann nach �gypten, wurde aber bei der Landung verr�terischerweise get�tet.
1 * Pompejus �u�erte: �nov yctQ �v trjg 'IzaAias iya) KQoioo) r<� 710dl zi\v yr\v, �vadvaovzai nal innixal �vvdfieig.
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C�sar war zun�chst nur mit einem Drittel seines Heeres �bergesetzt, erst nach langem Warten f�hrte ihm Antonius einen Teil der �brigen Truppen zu.
Bei Pharsalus hatte C�sar nur 22000 Mann, darunter 1000 Reiter, Pompejus hatte mehr als noch einmal soviel, darunter 7000 Reiter, die aber den Anfang zur Flucht machten. In dem Kampf von R�mern gegen R�mer unterlie� man das gew�hnliche Feldgeschrei; man h�rte nichts als das Klirren der Waffen und das Gest�hne der Gefallenen. * C�sar soll beim Anblick der Leichen seiner Gegner ge-sagt haben: Hoc voluerunt. Tantis rebus gestis Gaius Caesar condemnatus essem, nisi ab exercitu auxilium petissem. So berichtet Asinius Pollio bei Sueton. Caes. 30.
Pompejus hatte fr�her den K�nig Ptolem�us Auletes in die Regierung wiedereingesetzt und rechnete darauf, bei dessen Kindern Ptolem�us und Kleopatra dankbare Aufnahme zu finden. Aber diese waren entzweit. Als Pompejus den Ptolem�us aufsuchen wollte, wurde er in einem Kahne abgeholt und auf der Fahrt get�tet. Die Umgebung des unm�ndigen K�nigs hoffte sich durch diese Tat bei C�sar in Gunst zu setzen.
4. C�sar im Orient, 48�47.
a) Der Alexandrinische Krieg'. C�sar war mit geringen Streitkr�ften dem fliehenden Pompejus gefolgt und erschien drei Tage nach dessen Ermordung in Alexandria. Dort wurde er durch seine Entscheidung des Thronstreites zugunsten Kleopatras in einen gef�hrlichen Aufstand ver-wickelt, den er mit Hife eines asiatischen Entsatzheeres niederschlug (47).
F�nf Monate war C�sar in dem k�niglichen Stadtteil von Alexandria einge-schloffen; bei der Verbrennung der feindlichen Flotte ging auch die ber�hmte Biblio-thek in Flammen auf. Bei der Niederlage des �gyptischen Heeres kam der junge Ptolem�us um.
b) Der Krieg gegen Pharn�ces, 47. Pharn�ces, der Sohn des Mithridates, hatte die Verwirrung des B�rgerkrieges dazu ben�tzt, sein Reich auf Kosten der r�mischen Schutzstaaten zu erweitern. Aber C�sar r�ckte von Alexandria nach dem Pontus und besiegte den Pharn�ces in raschem Anlauf bei Zela^ (47).
Die Leichtigkeit, mit welcher der Sieg bei Zela gewonnen wurde, erinnerte an den asiatischen Feldzug Pompejus3. Veni, vidi, vici berichtete C�sar an den Senat, dieselben Worte lie� er auf einer Tafel beim Triumph vor sich hertragen.
1 Auch dieser Krieg, wie der Afrikanische und der Spanische, sind von Teil-nehmern beschrieben worden, aber nicht von C�sar selbst, von welchem nur die 7 ersten B�cher des Gallischen und die 3 B�cher des B�rgerkrieges herr�hren.
2 Etwa 20 deutsche Meilen (150 km) s�dlich von der M�ndung des Halys.
3 * Sueton. Caes. 35: quattuor quibus in conspectum venit horis, una profligavit acie, crebro commemorans Pompei felicitatem, cui praecipua militiae laus de tarn imbelli genere hostium contigisset.
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5. Casars letzte K�mpfe gegen die Pompejaner, 46�45. Als C�sar aus dem Orient nach Italien zur�ckkehrte, mu�te er eine Emp�rung seiner Soldaten unterdr�cken, welche schon nach der Schlacht bei Pharsalus nach Italien heimgeschickt worden waren und nun Entlassung und L�ndereien verlangten. C�sar brachte durch sein entschlossenes Austreten die Legionen zum Gehorsam zur�ck und hatte nun noch zweimal gegen die Reste des Pompejanischen Heeres zu k�mpsen.
a) Der Afrikanische Krieg, 46. Die F�hrer der Optimaten-Partei hatten sich, soweit sie nicht, durch C�sars Milde vers�hnt, die Massen niedergelegt hatten, in Asrika versammelt und mit K�nig Juba vereinigt, so die beiden S�hne des Pompejus, Gn�us und Sextus, sein Schwiegervater Metellus Scipio, Cato und Labienus, C�sars fr�herer Legat. C�sar errang nach wechselndem Kriegsgl�ck bei Thapsus' den Sieg (46). Mehrere der seindlichen F�hrer endeten ihr Leben durch Selbstmord, so Juba, Scipio und Cato.
Cato, der sein Leben lang die Republik mannhaft verteidigt hatte, t�tete sich zu Utica (davon Cato XJticensis gen.), da er, der Lehre der Stoiker folgend, heb er sterben als die Gnade des Siegers anflehen wollte; * vgl. Cic. off. I, 112 und Lucan. Pharsalia I, 128: Victrix causa diis placuit, sed victa Catoni.
Nach seiner R�ckkehr aus Afrika (46) feierte C�sar in Rom einen vierfachen Triumph �ber Gallien, �gypten, Pontus und Afrika. Gl�nzende Speele tote Gladiatorenk�mpfe, Tierhetzen und Seegefechte, reiche Spenden an Getreide, Geld und L�ndereien sollten nicht nur die treuen Soldaten und freunde fester an Laiars Nerton ketten, sondern das ganze Volk mit der neuen Herrschaft auss�hnen.
b) Der Spanische Krieg, 45. Spanien war nach der Massen-streckung des Pompejanischen Heeres bei Jlerda (49) von C�sars Statthaltern nicht v�llig beruhigt worden. Nach der Niederlage bei Thapsus (46) sanden die letzten Pompejaner im Lande am B�tis eine Zuflucht. C�sar zog noch Ende 46 gegen sie und �berw�ltigte sie in der blutigen Schlacht bei Munda (45); neben Labienus fiel dort Gn�us Pompejus; Sextus entkam nach dem Norden.
Bei Munda2, wo durch C�sars pers�nliches Eingreifen die Schlacht wieder-hergestellt wurde, fielen 30000 Pompejaner: w�hrend C�sar in den Jahren 49 und 48 das Leben seiner Gegner als seiner Mitb�rger geschont Hatte, wurde bei Thapsus und Munda keine Gnade gew�hrt.
1 An der K�ste unweit Hadrumetum.
2 Zwischen Cordova und Cadix.
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IY. Casars Alleinherrschaft und Tod (44).
1. Die Formen der neuen Herrschaft.
a) Der Herrscher. C�sar lie� sich mehrmals zum Konsul und Diktator ernennen; zuletzt erhielt er die W�rde eines Diktators ans Lebens-zeit. Zugleich aber bekleidete er die tribunicische Gewalt, welche ihrem Tr�ger Unverletzlichkeit (damit auch UnVerantwortlichkeit) verlieh, ferner das Amt des Oberpriesters und des Censors (praefectura morum). Seine Stellung als oberster Kriegsherr wurde durch den bleibenden Titel Imperator ausgedr�ckt.
C�sar erhielt weiter das Recht, M�nzen mit seinem Bildnis pr�gen zu lassen, Lorbeerkranz und Purpurkleid best�ndig zu tragen; der Monat Quinctilis, in welchem er geboren war, wurde ihm zu Ehren Julius benannt; seine allerorten errichteten Standbilder genossen g�ttliche Ehren. Ranke, Weltgesch.: �Von den Pharaonen �gyptens war die Idee der G�ttlichkeit der h�chsten Gewalt auf die makedonischen Dynastien �bergegangen. Durch C�sar erlangte sie Eingang in Rom."
b) Teilnahme des Adels und des Volkes an der Regierung. Der Senat behielt neben dem Monarchen nur die Bedeutung eines Staats-rates. Auch die Volksversammlung war bei den Wahlen wie in der Gesetz-gebung auf die Vorschl�ge C�sars angewiesen.
2. Die innere Verwaltung.
a) F�rsorge f�r den Adel. Der durch die B�rgerkriege an Zahl verringerte Adel wurde durch Aufnahme reichgewordener Familien ver-mehrt. Durch Erweiterung des Senates (aus 900 Mitglieder) und Vermehrung der Beamtenstellen sollte der Adel eine ehrenvolle Besch�ftigung er-halten, durch Ehe- und Luxusgesetze sollten die Sitten gebessert werden.
d) Die Versorgung der st�dtischen Menge. Dem Grund-�bel des r�mischen Staates, dem Anwachsen einer besitzlosen Menge, suchte C�sar durch Anlage zahlreicher Kolonien von Gades bis nach Sinope zu steuern; auch plante er die Einf�hrung freier landwirtschaftlicher Arbeiter neben den Ackersklaven, sowie gro�artige �ffentliche Bauten (den Anbau des Marsfeldes, die Austrocknung der Pomptinischen S�mpfe und die Durch-stechung des Isthmus von Korinth).
Wiewohl an 80000 r�mische B�rger in �berseeischen Kolonien angesiedelt wurden, blieb doch die gro�e Zahl von 150000 regelm��igen Empf�ngern von Getreidespenden.
c) Verbesserung der Lage der Provinzialen. Die Provinzen hatten im letzten Jahrhundert der Republik schwer unter den Erpressungen der Statthalter gelitten. C�sar erlie� Bestimmungen �ber die Amtsdauer der Statthalter und entzog die Erhebung der direkten Steuern den Staats-P�chtern (publicani). Durch die vielen r�mischen Kolonien (s. o.) wurde eine Verschmelzung des r�mischen Wesens mit den fremden Nationen angebahnt.
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Auch die Wiederherstellung Karthagos und Korinths diente der_ Vers�hnung der alten Gegens�tze; besonders viele Kolonien erhielt das jenseitige Gallien; die eis-alpinischen Gallier erlangten durch C�sar das lang ersehnte r�mische B�rgerrecht.
d) Der julianisch e Kalender. Unter Zuziehung des alexan-drinischen Gelehrten Sosigenes ordnete C�sar die in Verwirrung geratene
r�mische Zeitrechnung.
* C�sar lie� i. I. 46 au�er dem bisherigen Schaltmonat von 23 Tagen noch 67 Tage einschalten und setzte das Jahr auf 365 Tage, jedes vierte Jahr auf 366 Tage fest; s. S. 3.
3. Die Ziele der ausw�rtigen Politik C�sars. Nach Wiederherstellung der inneren Ordnung plante C�sar eine Vergr��erung der r�mischen Herrschaft im Norden und Osten. Zun�chst traf er Vorbereitung zu einem Feldzug gegen die Part her, um die Niederlage von 53 zu r�chen und die dem Crassus abgenommenen r�mischen Feldzeichen wieder heimzubringen.
4. Die Verschw�rung gegen C�s�r und seine Ermor-dung, 44. Die gro�e Masse hatte der Umwandlung der Republik in eine Monarchie mit Gleichg�ltigkeit zugesehen, Casars Freigebigkeit und Milde, sowie seine umfassende Regentent�tigkeit erwarben ihm die Herzen des Volkes. Dagegen ertrug eine Anzahl Adeliger nur mit Unmut die neue Ordnung der Dinge. Etwa 60 Optimaten, teils �berzeugte Republikaner, wie der mit C�sar pers�nlich befreundete M. Iunius Brutus, teils Unzusriedene und Ehrgeizige, wie C. Cafsius und Decimus Brutus, bildeten eine Verschw�rung, welcher der Imperator zum Opfer fiel. C�sar wurde am IB. M�rz 44 in der Halle des Pompejus vor versammeltem Senat von 23 Dolchstichen durchbohrt
Brutus glaubte dem Vorbild seines Ahnherrn (f. S. 134) folgen zu m�ssen, da C�sar seine Macht nicht, wie manche erwartet haben mochten, niederlegte, sondern sie zu einer bleibenden und k�niglichen gestaltete. C�sar nahm zwar das Diadem, das ihm Antonius �berreichte, nicht an, aber mit seiner Zustimmung wurde ein angeblicher Spruch der Sibyllinischen B�cher verk�ndet, da�die Parther nur von einem K�nig be-siegt werden k�nnten.
Die Ermordung C�sars, wiewohl von Cicero und anderen als eine l�bliche Tat bezeichnet, war f�r Rom unheilvoll: der B�rgerkrieg brach vou neuem aus, und nach 13 schlimmen Jahren langte man wiederum bei der Alleinherrschaft an.
1 * Vgl. Cic. de divin. II, 23: Caesar in eo senatu, quem maiore ex parte ipse cooptaverat, in curia Pomp ei a, ante ipsius Pompei simulacrum, tot centurionibus suis inspectantibus, a nobilissimis civibus, partim etiam ab eo omnibus rebus ornatis, trucidatus ita iacuit, ut ad eius corpus non modo amicorum sed ne servorum quidem quisquam accederet. Vgl. auch Shakespeares Trag�die �Julius C�sar".
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� 38.
Die letzte Zeit der Republik. Von Casars Ermordung bis zur Schlacht bei Actium, 44�31 v. Chr.
I. Das zweite Triumvirat, 43, und die Besiegung der M�rder C�sars, 42.
II. Die allm�hliche Aufl�sung des zweiten Triumvirates und die Be-siegung des M. Antonius, 31.
III. Die r�mische Bildung im letzten Jahrhundert der Republik.
I. Das zweite Triumvirat, 43, und die Besiegung der M�rder Casars, 42.
1. Die Amnestie und das Emporkommen des M. Antonius. Aus die Ermordung C�sars folgte allgemeine Ratlosigkeit. Am 17. M�rz 44 bewirkte Cicero im Senat eine Vermittlung, indem einerseits den Ver-schworenen Straflosigkeit (Amnestie) zugesichert wurde, andrerseits die Ver-f�gungen C�sars anerkannt werden sollten. M. Antonius, der f�higste unter C�sars Anh�ngern, hatte sich in den Besitz des Staatsschatzes und der Papiere C�sars gesetzt und trat als der Vollstrecker von C�sars Testament aus. Durch seine Leichenrede aus C�sar reizte er das Volk gegen dessen M�rder aus, so da� diese die Stadt verlassen mu�ten.
Cicero glaubte damals als Retter des Staates auftreten zu k�nnen, mu�te aber bald die Leitung der Angelegenheiten dem Antonius �berlassen. Dieser, an Charakter ein zweiter Catilina, verk�ndigte nach Belieben Verg�nstigungen und Verf�gungen als aus C�sars Testamente stammend.
Dec. Brutus �bernahm die Statthalterschaft im diesseitigen Gallien, die ihm schon von C�sar zugedacht worden war. Auch M. Brutus und Cassius begaben sich, nachdem sie l�ngere Zeit in Italien auf einen etwaigen Umschwung der Lage gewartet hatten, in die ihnen von C�sar bestimmten Provinzen: Brutus nach Macedonien, Cassius nach Syrien.
2. Das Auftreten Octavians, der Krieg um Mutina und das zweite Triumvirat, 43. C�sar hatte in seinem Testamente seinen Gro�neffen C. Octavius adoptiert. Dieser kam aus Griechenland her-bei und trat als C. Julius C�sar Octavianus die Erbschaft des Gro�oheims an. Er hielt sich anfangs zu Cicero und der Senatspartei und nahm an der F�hrung des Krieges gegen Antonius teil, als dieser dem Senate zum Trotz den D. Brutus aus der Statthalterschaft des diesseitigen Galliens zu verdr�ngen suchte. Antonius wurde vor M u t i n a geschlagen, vereinigte sich aber bald darauf mit M. L e p i d u s, der mit einem starken Heer aus seiner Statthalterschaft, dem jenseitigen Gallien, heranzog. Jetzt
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Verlie� auch Octavian die Sache des Senates; er erzwang sich zuerst in Rom durch seine Legionen das Konsulat und verband sich dann zu Bononia mit Antonius und Lepidus zum zweiten Triumvirat (Nov. 43).
Octavian, geboren im Jahre des Konsulates Ciceros, damals also erst 19 Jahre alt, befand sich zur Zeit der Ermordung seines Gro�oheims in Apollonia, wo er den Studien oblag und auf C�sar wartete, um den Feldzug gegen die Parther mitzumachen. Er war von gef�lligem, trotz seiner Kleinheit imponierendem �u�ern; seine ehrgeizigen Absichten verbarg er in k�hler Berechnung. Das Volk gewann er durch Freigebigkeit, die Veteranen auch durch den Namen C�sar.
* Der Mutiuensische Krieg dauerte vom Winter 44/43 bis zum Sommer 43. Antonius hatte sich vom Volke das diesseitige Gallien als Provinz �bertragen lassen, um eine Machtstellung in der N�he Roms zu gewinnen, und belagerte den bisherigen Statthalter D. Brutus in Mutina. Der Senat, damals wieder von Cicero" geleitet, beauftragte die designierten Konsuln Hirtius und Pansa sowie den jungen Octavian (als Propr�tor) mit dem Ents�tze Mutinas. In den K�mpfen vor Mutina fielen Hirtius und Pansa, aber Antonius wurde geschlagen. Als nun der Senat die Ver-folgung des Antonius nicht dem Octavian, sondern dem frei gewordenen D. Brutus �bertrug, warf Octavian seine Maske ab und trat offen als R�cher seines Gro�oheims auf. � D. Brutus war der Macht des Antonius und Lepidus nicht gewachsen, er wurde von seinen Truppen verlassen und kam auf dem Wege nach Macedonien durch die Treulosigkeit eines keltischen Gastfreundes um.
Lepidus vermittelte die Zusammenkunft des Antonius und Octavian, von denen jeder bisher das Erbe C�sars f�r sich allein zu gewinnen bestrebt gewesen war. Man traf sich auf einer Insel (im Rhenus) bei Bononia. Die drei Feldherren verf�gten zusammen �ber 43 Legionen, eine Macht, der gegen�ber Rom ohnm�chtig war.
3. Die neue Herrschaft und die Proskriptionen. Octavian, Antonius und Lepidus lie�en sich ihre Macht als triumviri rei publicae constituendae vom Volk best�tigen. Ihre Gegner wurden durch Massen-�chtungen beseitigt. Auch Cicero wurde get�tet (43).
Die Zahl der Proskribierten wird auf 300 (oder 130) Senatoren und 2000 Ritter angegeben; Lepidus opferte seinen eigenen Bruder, Antonius seinen Oheim. Antonius forderte auch das Haupt Ciceros, der ihn und seine Gemahlin Fnlvia aufs heftigste angegriffen hatte. Wie der Tod des Demostheues in der griechischen Geschichte, so bezeichnet Ciceros Untergang f�r Rom das Ende des Freistaates. * Ranke, Weltgesch.: �Zwischen den miteinander k�mpfenden Gewalten hatte Cicero noch immer einen Mittelweg gefunden, sich zu behaupten und die Idee des Guten und Rechten, die Idee der Republik selbst zu verteidigen. Aber die Epoche war gekommen, wo nur die Gewalt herrschen sollte".
4. Die Besiegung des Brutus und Cassius bei Philippi, 42. Nach der Befestigung ihrer Herrschast in Rom suchten Octavian und Antonius auch das letzte republikanische Heer, das im Felde stand, zu beseitigen.
1 Zu jener Zeit hielt Cicero seine �Philippischen" Reden gegen Antonius.
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Brutus und Cassius, denen ihre Provinzen (Macedonien und Griechenland, sowie Syrien) vom Senate best�tigt worden waren, hatten fast den ganzen Orient in ihre Gewalt gebracht und eine gro�e Heeresmacht versammelt, er-lagen aber in der Doppelschlacht bei P h i l i p p i in Macedonien dem besser ge�bten Heere der C�sarianer:
a) in der ersten Schlacht wurde Cassius von Antonius besiegt und t�tete sich selbst, w�hrend sich Brutus gegen die Truppen Octavians be-hauptete;
b) nach etwa zwanzig Tagen wurde in einer zweiten Schlacht auch Brutus geschlagen und gab sich, von seinen Truppen verlassen, den Tod (Sp�therbst 42).
In Ab^dus, wo die Republikaner ihre in Asien gesammelten Truppen �ber den Hellespont setzten, soll Brutus jene n�chtliche Erscheinung gehabt haben, die ihm den Untergang bei Philippi vorhersagte. � Die Stellung bei Philippi, der von K�nig Philipp von Macedonien gegr�ndeten Stadt in der N�he der Insel Thasos, war zur Verteidigung �beraus geeignet, die beiderseitigen Streitkr�fte waren noch etwa gleich stark, im republikanischen Heer waren neben 19 Legionen auch gro�e Scharen asiatischer Hilfsv�lker, aber auf der Gegenseite war ber geschicktere Feldherr (Antonius) und die bessere Kriegs�bung.
Dem Beispiel bes Cassius unb Brutus folgenb, gingen viele anbere Republikaner freiwillig in ben Tob. Auch Porcia, bie Tochter bes Cato Uticensis unb Gemahlin bes Brutus, t�tete sich burch Verschlucken gl�henber Kohlen. Unter ben Fl�chtlingen von Philippi war auch ber Dichter Horaz
II. Allm�hliche Aufl�sung des Triumvirates und Besiegung des Antonius, 31.
1. Die Teilung der Herrschaft und die Vertr�ge von Brundisium 40 und Mis�num 39. Die siegreichen Triumvirn teilten das Reich unter sich: O c t a v i a n erhielt den Westen, Antonius den Osten, Lepidus �bernahm Afrika und sollte ein Gegengewicht bilden ge-gen S. Pompejus, der sich auf Sicilien festgesetzt hatte und von dort aus die Herrschaft der Triumvirn bedrohte.
a) Octavian hatte die schwierige Aufgabe, die nach Italien zur�ck-gekehrten Veteranen durch Landanweisungen zu befriedigen. Dabei wurden viele rechtm��ige Besitzer gesch�digte Die dadurch entstandene Mi�stimmung
1 *Vgl. H�r. carm. II, 7, 9 ff.; III, 4, 26.
2 Auch die Dichter Virgil und Horaz verloren damals ihre Erbg�ter; * vgl. H�r. ep. II, 2, 49 ff.
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ben�tzte L. Antonius, der Bruder des Triumvirs, um dem Octavian Italien abwendig zu machen, aber Octavian vereitelte diesen Versuch und befestigte seine Herrschast aufs neue.
* L.Antonius wurde vonAgrippa, dem Jugendfreunde Octavians, in der Bergfestung Perusia eingeschlossen und, nachdem ein Entsatzversuch seiner kriegerischen Schw�gerin Fulvia zur�ckgewiesen war, zur �bergabe gen�tigt (Perusinischer Krieg, 41�40). Fulvia starb bald darauf, auch mit ihrem Gemahl zerfallen.
b) Antonius, der in schmachvolle Abh�ngigkeit von der �gyptischen K�nigin Kleopatra geraten war, lie� den von den Parthern erneuerten Krieg durch einen Unterseldherrn f�hren. Auf die Nachricht von den Wirren in Italien erschien er mit einem Heere, zum Krieg gegen Octavian ger�stet. Aber die Abneigung der beiderseitigen Truppen gegen eine Erneuerung des B�rgerkrieges f�hrte zu dem Vertrag von Brundifium, in welchem das Einvernehmen zwischen Octavian und Antonius noch einmal hergestellt wurde (40).
Zur Besiegelung des erneuten Bundes wurde Octavia, die Schwester Octavians, mit Antonius verm�hlt.
c) S. Pompejus wurde von den Triumvirn durch einen Vertrag zu Misenum vorl�ufig im Besitz von Sizilien anerkannt (39).
2. Besiegung des S. Pompejus und Verdr�ngung des Lepi-dus, 36. Solange S. Pompejus in Sizilien herrschte, konnte Octavian seine Herrschast nicht als gesichert betrachten. Er ergriff daher die Gelegenheit zu einem Bruch des Abkommens von Misenum und begann den Krieg in Sicilien. Octavian wurde dabei von Antonius, sp�ter auch von Lepidus mit Schiffen und Truppen unterst�tzt. Sein geschickter Feldherr M. Vipsa-nius Agrippa zwang den S. Pompejusj durch mehrere Seesiege (bei Mhl� und Naul�chus) zur R�umung Siciliens (36). Lepidus, der im Kriege gegen S. Pompejus eine zweideutige Rolle gespielt hatte, beanspruchte Sicilien, wurde aber gezwungen, aus jeden Anteil an der Herrschaft zu ver-zichten und sich mit der W�rde eines Pontifex Maximus zu begn�gen.
S. Pompejus war mit einigen Schiffen nach Asien entkommen, wo er bald darauf den Tod fand (35). Lepidus lebte, seiner politischen Stellung entkleidet, noch bis zum Jahr 13 v. Chr.
3. Die letzten Jahre der zwischen Octavian und Antonius geteilten Herrschast, 36�32. In den aus den Sicilischen Krieg folgenden Jahren begann in Rom und in Italien Ruhe und Ordnung zur�ck-zukehren. Beide Machthaber hatten ausw�rtige Kriege zu f�hren:
Stich, Lehrbuch der Geschichte. I. Bd. 4. Auflage. 14
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a) Octavian unterwarf in mehreren Feldz�gen die Dalmatier und Pannonier, 35�33.
d) Antonius zog mit starker Heeresmacht, mit dem K�nige von Armenien verb�ndet, gegen die Parther und gelangte bis nach Medien, mu�te aber unter gro�en Verlusten zur�ckkehren, 36�35.
4. Die endg�ltige Begr�ndung der Alleinherrschaft durch die Schlacht bei Actium, 31. Nach seiner R�ckkehr aus dem ruhmlos gef�hrten Partherkrieg war Antonius in sein unw�rdiges Verh�ltnis zu Kleopatra zur�ckgetreten; ihr zuliebe verstie� er Octavia und verschenkte Provinzen des R�mischen Reiches. Deshalb entsetzte der r�mische Senat Antonius seiner �mter und W�rden und erkl�rte an Kleopatra den Krieg. Bei Actium, einer flachen Landzunge am Eingang des Ambracischen Meer-busens, k�mpften die beiderseitigen Flotten im Angesicht der Landheere. Als sich Kleopatra vor der Entscheidung mit ihren Schiffen zur Flucht wandte, folgte ihr Antonius und gab dadurch auch sein Landheer preis. Dasselbe ergab sich nach sieben Tagen ohne Schwertstreich dem Sieger. Octavian erzwang im n�chsten Jahre die Landung in �gypten, worauf sich Antonius t�tete. Auch Kleopatra w�hlte den Tod, als sie sah, da� Octavian sie f�r den Triumph bestimmt hatte. Mit �gypten kam der letzte der Diadochen-staaten unter die r�mische Herrschaft (30).
Die Streitmacht des Antonius und der Kleopatra war zum gr��ten Teil aus Asien zusammengebracht. Agrippa wu�te die feindlichen Schiffe, die hochgebordet, mit ungeheuren Schn�beln und T�rmen ausger�stet und mit dicken Planken gepanzert waren, aus ihrer Stellung herauszulocken und mit seinen beweglicheren Fahrzeugen zu umzingeln.
An der Stelle seines Sieges erbaute Octavian sp�ter die Stadt Nifopolis.
* Wie man in Rom nach der Besiegung des Antonius und der Kleopatra auf-atmete, ersieht man u. a. aus H�r. carm. I, 37.
III. Die r�mische Bildung im letzten Jahrhundert der Republik.
Die unruhige Zeit der B�rgerkriege war der Dichtkunst nicht g�nstig, dagegen wurde in den Parteik�mpfen die Beredsamkeit ausgebildet, auch die Geschichtschreibung stand vielfach im Dienste der Parteien. Den bildenden K�nsten kam einerseits die Baulust und Prachtliebe der r�mischen Gro�en, andrerseits die Schaulust des Volkes zustatten, in der Bildhauerkunst und in der Malerei beschr�nkte man sich auf die Nachahmung der griechischen Vorbilder.
1. Dichtung. Das nationale Drama wurde um diese Zeit bei den R�mern fast ganz verdr�ngt durch den Mimns, possenartige Darstellungen, die mit Tanz ver-Kunden waren. Die den R�mern eigent�mliche Dichtungsgattung der Satire (sat�ra) wurde von C- Lucilius (f um 100) ausgebildet; derselbe behandelte das politische wie das Privatleben in humoristischer Weise und ist als Vorl�ufer des Horaz zu be-
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trachten. W�hrend die Satiren des Lncilins bis auf Bruchst�cke verloren gingen, sind die Werke zweier andrer Dichter auf uns gekommen: Lncrez (T. Lucretius Carus f um 50) trug in einem epischen Lehrgedicht �von dem Wesen der Dinge" (de natura rerum) die Lehren der epikureischen Philosophie mit poetischem Schw�nge vor; Catull (Q. Valerius Catullus um 60) war der erste bedeutende Lyriker der R�mer, der seine a^xandrinischen Vorbilder an Kraft �bertraf.
2. Beredsamkeit. Die Wichtigkeit der Verhandlungen im Senat und in der Volksversammlung sowie vor Gericht hatte eine hohe Bl�te der Beredsamkeit zur Folge. Die meisten Staatsm�nner dieses Zeitraumes waren zugleich als Redner ber�hmt, so die Gracchen, Sulla, Pompejus und C�sar; au�er diesen ragte der S. 188 genannte M. Antonius sowie L. Liciuius Crassus und Hortensins hervor. Die erste Stelle aber nahm durch Sprachtalent wie durch vielseitige Bildung M. Tnllius Cicero (106�43) ein. Seine schriftstellerische T�tigkeit war sehr um-fangreich:
1) Reden (57, davon die bekanntesten oben S. 192, 1961 und 2001 erw�hnt);
2) rhetorische Schriften (drei B�cher de oratore, M. Brutus sive de claris oratoribus, orator);
3) philosophische Schriften, in der Zeit der unfreiwilligen Mu�e abgefa�t und be-stimmt, die R�mer auf leichte Weise mit den Theorien der griechischen Philo-sophie bekannt zu machen; die ber�hmtesten davon sind: de re publica 1. VI (nur zum Teil erhalten), de officiis libri III, de finibus bonorum et malorum (vom h�chsten Gnt und �bel) 1. V, disputationum Tusculanarum 1. V, de senectute (s. Cato maior), de amicitia (s. Laelius);
4) Briefe an seine Verwandten und Freunde, namentlich an den r�mischen Ritter T. Pomponius Atticns.
Auch die Rechtswissenschaft erreichte eine hohe Ausbildung; ber�hmt waren die responsa (m�ndliche Gutachten) des 0. Mucius Sc�vola, den der junge Cicero h�rte.
3. Geschichtschreibung. C. Sallustius Crispus, j�ngerer Zeitgenosse und Anh�nger C�sars schilderte die Catilinarische Verschw�rung und den Jugnrthini-schen Krieg, indem er nach dem Vorgang des Thncydides auf die Charaktere der b�ndelnden Pers�nlichkeiten einging. Muster der schlichten (die Ereignisse an sich dar-stellenden) historischen Schreibweise ist C�sar in seinen Kommentarten �ber den Gallischen und �ber den B�rgerkrieg. Auf ein gr��eres Werk des Cornelius Nepos, eines Zeitgenossen Ciceros, geht die erhaltene Sammlung von Lebensbeschreibungen ber�hmter Feldherren zur�ck. Von bem gelehrtesten und vielseitigsten Schriftsteller jener Zeit, M. Tereutius Varro (f 28 fast neunzigj�hrig), finb brei B�cher �ber den �anbbau unb Bruchst�cke eines Werkes �bet die lateinische Sprache erhalten.
4. Hervorragende Bauten dieser Zeit. Pompejus lie� das erste steinerne Tbeater zu Rom erbauen (55). Umfassend war die Baut�tigkeit C�sars: er errichtete f�r die Gladiatorenspiele unb bie Tierhetzen ein Amphitheater, vergr��erte den Zirkus Maximus, so da� 150000 Menschen den Wettrennen zuschauen konnten, endlich erbaute er auf bem burch ihn erweiterten Forum eine Gerichtshalle, bie Basilica Julia. An ben Namen bes britten Genoffen im ersten Triumvirat erinnert das Grabmal der Cacilia Metella, der Gemahlin eines Crassus, ein gewaltiger Rundbau an der Appischen Stra�e. Dasselbe ist noch erhalten, die anderen hier genannten Bauten sind bis auf geringe Reste verschwunden, doch lassen sich ihre Grundrisse noch erkennen.
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C. Die Kaiserzeit. 31 v. Chr. bis 395 (476) n. Chr.
�berblick und Einteilung.
Die durch C�sar angebahnte, durch Octavianus neu begr�ndete Allein-Herrschast behielt zun�chst die Formen der Republik bei. Doch war die Regierung so sehr von der Pers�nlichkeit des Herrschers abh�ngig, da� je nach dem Charakter des F�rsten bessere und schlimmere Zeiten im Reiche wechselten. Bei dem Mangel einer bleibenden Dynastie fiel die Herrschast wiederholt, seit Ausgang des zweiten Jahrhunderts dauernd, in die H�nde der Soldaten. Erst die starken Kaiser Dioeletian und Konstantin befestigten die Herrschaft auss neue und l�sten sie jetzt von den altr�mischen Einrichtungen los, Dio-cletian in politischer, Konstantin auch in religi�ser Beziehung. Das erneuerte Reich, dessen Schwergewicht mehr und mehr nach dem Osten verlegt wurde, behauptete nach Art der orientalischen Despotien, nicht ohne Hilfe germanischer S�ldner, noch einige Zeit feine Einheit. Aber die bleibende Teilung des Reiches in eine �stliche und eine westliche H�lfte (395) verminderte seine Widerstandsf�higkeit gegen die Angriffe der Germanen und der V�lker des Ostens. Das Westr�mische Reich erlag 476 den Germanen, das Ostr�mische bestand noch bis 1453.
Demnach l��t sich die Kaiferzeit in folgende Abschnitte gliedern:
I. Die Zeit von Octavian bis Dioeletian: Monarchie mit Bei-beHaltung der republikanischen Formen:
a) die Zeit des Prineipats, bis 180 n. Chr.;
b) die Zeit der Verwirrung und der Soldatenkaiser, bis 284 n. Chr.
II. Die Zeit von Dioeletian bis zum Untergang: absolute Monarchie:
a) die Neubefestigung des Reichs unter Dioeletian und Konstantin, bis Theodosius, 395 n. Chr.;
b) die bleibende Teilung der Herrschaft und der Untergang der westlichen Reichsh�lfte, 476 n. Chr.1
1 Die Schicksale des Ostr�mischen Reiches von 395 bis zu seinem Untergang 1453 geh�ren der Geschichte des Mittelalters an.
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I. Die Zeit von Octavian bis Diocletian.
a) Die Zeit des Principats, bis 180 tt. Chr.
� 39.
Das R�mische Reich unter Octavianus Augustus, 31 v. Chr. � 14 n. Chr/ I. Die Formen und Namen der Herrschaft.
Octavian kn�pfte vielfach an die Einrichtungen seines Gro�oheims C�sar an. Wie jener, hie� er nach seiner siegreichen R�ckkehr aus �gypten (29) st�ndig Imperator; wie jener, vereinigte er die tribunicische, die prokonsu-larische und nach dem Tode des Lepidus (13 v. Chr.) auch die oberpriesterliche W�rde. (Auch die meisten censorischen Befugnisse �bte er aus, ohne den Namen Censor zu f�hren.) Dazu erhielt er zwei neue Auszeichnungen:
a) Als princeps senatus (seit 29) sicherte er sich best�ndigen Einflu� auf die Versammlung der durch Abkunft und Reichtum hervorragenden B�rger.
Der Senat, welchen C�sar durch Aufnahme von Freigelassenen herabgew�rdigt hatte, gewann seit Octavian erh�htes Ansehen; er wurde wieder auf 600 Mitglieder beschr�nkt (mit einem Census von 1 Mill. Sestertien � 200000 Mark) und erhielt neben den Verwaltungsgesch�ften auch die oberste Gerichtsbarkeit, hing aber ganz von der Leitung des Princeps2 ab, der oft nur einen Ausschu� als Staats-rat (consilium principis) berief.
b) Durch die Verleihung des Titels Augustus (d. i. der Erhabene, ae�aor�g) wurde seine Person �ber alle Mitb�rger gestellt und geheiligt (seit 27).
Octavian wollte in Rom und Italien keine g�ttlichen Ehren, in den Provinzen lie� er sie zu, doch wurde neben seinem Bilde in der Regel das der Roma verehrt.
W�hrend so der Senat in den ersten Jahrhunderten des Kaiserreiches eine gewisse Bedeutung behauptete, sanken die Volksversammlungen zu einer leeren Form herab, indem sie einfach die Gesetze zu best�tigen und die teils vom Kaiser, teils vom Senat vorgeschlagenen Beamten zu w�hlen hatten.
Seit der Zeit des Tiberius kamen die Komitien ganz ab.
II. Die Staatsverwaltung des Augustus und die Bl�tezeit der r�mischen Dichtung.
Wie C�sar, suchte auch Augustus durch eine wohlt�tige Verwaltung des h�chsten Amtes den gewaltsamen Ursprung seiner Macht vergessen zu
1 Der von Augustus selbst verfa�te Bericht �ber seine Taten ist auf dem Monumentum Ancyranum (dem Unterbau eines Tempels zu Angora in Kleinasien) in lateinischer und griechischer Sprache fast vollst�ndig erhalten.
2 Princeps d. i. der erste B�rger wurde wie der Name Caesar die allgemeine Bezeichnung des Monarchen; vgl. unser �F�rst". Die kaiserlichen S�hne und Enkel hie�en gew�hnlich principes iuventutis. Ein stehender Zusatz zur kaiserlichen Titulatur wurde bald auch pater patriae.
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machen. W�hrend C�sar keinen Freund besessen hatte, wurde Augusws in seinen Bestrebungen von zwei vertrauten M�nnern unterst�tzt, dem diplo-matisch gewandten Ritter C. Cilnius M�cenas, der namentlich ein G�nner der Dichter war, und dem Feldherrn M. Bipsanius Agrippa, der sich auch durch gro�artige Bauten (s. S. 215) einen Namen gemacht hat1. �Aus allen Gebieten wollte Augustus neu belebend wirken, seine umsassende Regenten-t�tigkeit hatte folgende Ziele:
a) Pflege der Religion und Sitte;
b) Versorgung der �rmeren B�rger;
c) Besserung der Lage der Provinzen;
d) Ordnung des Heerwesens und Sicherheit der Hauptstadt;
e) Versch�nerung Roms;
f) Beg�nstigung der Dichtkunst und der Wissenschaften.
Zu a) Augustus stellte allerorten die verfallenen Tempel wieder her und lie� neue bauen. Das Nationalgef�hl sollte durch die S�cularfeier i. I. 17 v. Chr. gehoben werdend Luxus - und Ehegesetze sollten die Sitten der h�heren St�nde verbessern (f. S. 204), namentlich wurden bei der Bewerbung um �mter die Familienv�ter bevorzugt.
Zu b) Den Veteranen wurde Land angewiesen, auch die Anlage von Kolonien fortgesetzt. Die Armenpflege in Rom wurde geregelt. Bei einer Be-v�lkernng von etwa 1 '/s Million Seelen hatte Rom gegen 200000 Almosenempf�nger. Auch die Lustbarkeiten wurden vermehrt (vgl. S. 192 �ber das Verlangen panem et circenses3).
Zu c) Die Provinzen erhielten jetzt Statthalter, die ein bestimmtes Gehalt bezogen und nicht mehr auf die Ausbeutung der Bewohner angewiesen waren. Die Statthalter derjenigen Provinzen, in welchen kein Heer stand, ernannte der Senat; die Statthalter der Grenzprovinzen ernannte der Kaiser. �Senatorische Provinzen" waren damals Afrika, Nnmidia, Asia, Achaia, Dalmatia, Macedonia, Sicilia, Kreta, Kyrene, Bithynia, Sardinia und Hispania B�tica; dagegen standen Heere in dem �brigen Spanien, in Gallien, Syrien, Cilicien und �gypten (�provinciae principis").
Noch immer waren die Provinzialen gegen�ber dem steuerfreien Italien mannig-fach belastet, doch gelangten die meisten Provinzen in der Kaiserzeit zu gro�er materieller Bl�te und nahmen mehr und mehr von dem r�mischen Wesen an, bis
1 * Agrippas Name erinnert in zweifacher Weise an die Umst�nde, unter welchen die Geburt des Weltheilandes Jesu Christi erfolgte. Agrippa trat als Statthalter Syriens (um 12 v. Chr.) mit H e r o d e s in ein freundschaftliches Ver-h�ltnis; er war es auch, der Augustus zu der Vermessung des Reiches veranlagte, mit der dann die erste allgemeine Volksz�hlung verbunden war; vgl. Ev. Luc. 2, 1.
2 *Vgl. das carmen saeculare von Horaz. Die �Jahrhundertfeier" war ein gro�es S�hn- und Dankfest, das zuerst 249 auf Grund eines Spruches der Sibyl-linischen B�cher begangen wurde und alle hundert Jahre wiederkehren sollte; doch folgten die einzelnen Feiern in unregelm��igen Zwischenr�umen (146 und 17 v. Chr.).
3 *Das Wort stammt von Juvenal (f. S. 228 oben).
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sie unter Caracalla (212 n- Chr.) durch Verleihung des B�rgerrechtes auf eine Stufe mit Rom und Italien gebracht wurden'. Reichspost (nur f�r Regierungszwecke) und einheitliche M�nze (Denar = Drachme � 80 Pf. und Aureus � 20 Mark) erleichterten den Verkehr.
Zu d) Das r�mische Kaisertum st�tzte sich auf die Waffen. Der Kaiser hatte den unbedingten Oberbefehl �ber das Heer. Doch wurden die Truppen ansehnlich verringert und von etwa 50 Legionen auf 25 gebracht, jede Legion zu etwa 6000 Mann, dazu kamen in der Regel Bundesgenossen in gleicher St�rke, die in Kohorten von 1000 Mann und Schwadronen (alae) eingeteilt waren. Alle diese Truppen in der Gesamtst�rke von 300000 Mann standen an den gef�hrdeten Grenzen, namentlich am Rhein und an der Ostgrenze. In Rom und in Italien standen die besser besoldeten Pr�torianer (9000Mann), die aus der fr�heren cohors praetoria des Feldherrn zu einer Garde des F�rsten geworden waren; in der Hauptstadt selbst lagen noch einige cohortes urbanae. Den L�sch- und Sicherheitsdienst besorgten 7 cohortes vigilum. Die Dienstzeit betrug in den Legionen 20, in der Garde 16 Jahre, bei der Entlassung erhielten die Veteranen sp�ter ein ansehnliches Geldgeschenk, nicht mehr L�ndereien. � Die Kriegsflotte lag haupts�chlich in den H�sen von Ravenua, Mise-num und Forum Juli (Frejus).
Zu e) Augustus konnte sich r�hmen, Rom aus einer Ziegelstadt in eine Marmor st adt umgeschaffen zu haben. Tempel, Theater, S�ulenhallen, Thermen und Wasserleitungen entstanden. Erhalten ist von den Bauten der Augusteischen Zeit namentlich das Pantheon, ein von Agrippa allen G�ttern, auch dem divus Julius, geweihter Rundbau mit einer Kuppel von 44 m H�he und Durchmesser und mit einer Vorhalle von 16 korinthischen S�ulen. Unter Hadrian restauriert und fr�h in eine christliche Kirche umgewandelt, ist das Pantheon noch heute eine Zierde Roms.
Zu f) Unter Augustus war das goldene Zeitalter der r�mischen Literatur. Durch die Beendigung der B�rgerkriege war endlich die zu dichterischem Schaffen n�tige Mu�e gewonnen. Augustus war wie C�sar selbst literarisch t�tig und regte alle Talente an. Nach seinem Willen sollte die Dichtkunst nicht nur der Unterhaltung, sondern auch der Verherrlichung Roms sowie der Hebung der Sitten und des Nationalgef�hls dienen. So besang P. Virgilius Maro aus Audes bei Mantua (70�19 v. Chr.) in seiner �n eis (12 Ges.) den sagenhaften Ahnherrn Roms und des Julifchen Geschlechtes, w�hrend er in den Georgien (4 Ges.) die italische Landwirtschaft poetisch behandelte. Q- H o atius Flaccus aus Veuusia (65�8 v. Chr.) dichtete seine Oden zwar in griechischen Versma�en und nach griechischen Vorbildern (nach Sappho, Alc�us und Pin bar), erf�llte sie aber teilweise auch mit nationalr�mischem Gehalt. Seine Satiren unb Episteln, in welchen bas gesellschaftliche unb literarische Leben Roms behatibelt wird, bekunden eine durch Menschenbeobachtung und vielseitiges Studium gewonnene Lebensweisheit. _ Die ungef�hr gleichzeitigen Dichter Tibullus und Propertins beschr�nkten sich auf die Gattung der Elegie. Durch Gewandtheit der Darstellung unb des Versbaues zeichnete sich P. Ovidins Naso aus Snlmo im P�lignerlande (43 v. Chr. � 17 n. Chr.) aus, der Dichter ber Metamorphosen (Verwanbluugssagen) unb ber Fasten, eines Kalenbers mit allen r�mischen Gedenktagen. Ovib w�rbe wegen seines leicht-fertigen Lebenswandels nach Tomi am Schwarzen Meer verbannt, von wo er poetische
1 * Schon unter Augustus wurden zur Begutachtung von Ma�regeln, welche die einzelnen Provinzen betrafen, Landtage aus denselben berufen (Anf�nge der Repr�sentativ-Versassnng; vgl. die Notabelnversammlung, Bd. III S. 139).
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Klagen (Tristien und Briefe von Pontns) nach Rom sandte, ohne jedoch die Erlaub-ms zur R�ckkehr zu erlangen.
Auch zur prosaischen Behandlung der r�mischen Geschichte regte Augustus an. Von ihm ermuntert, schrieb der Redelehrer T. Livius aus Patavium (59 vor �17 n. Chr.) seine 142 B�cher ab urbe condita, von welchen Buch 1 � 10 und 21-45 ganz, die �brigen durch Inhaltsangaben (s. S. 185'*) erhalten sind. Livius, dessen Darstellung von patriotischem und sittlichem Gef�hl erw�rmt ist, wurde nicht nur bei den R�mern viel gelesen, sondern blieb auch bei der Nachwelt ma�-gebend f�r die Behandlung der r�mischen Geschichte, bis die Gelehrten der neueren Zeit, namentlich der Deutsche Niebuhr (f 1831), die unkritische Methode des r�mischen Geschichtschreibers erkannten. � Die Baukunst, die einzige unter den bildenden K�nsten, in welcher die R�mer sich von der blo�en Nachahmung der Griechen zur Selbst�ndigkeit erhoben, behandelte Vitruvius in seinen 10 B�chern de archi-tectura.
In der Zeit des Augustus verfa�ten zu Rom auch griechische Schriftsteller, wie der Geschichtschreiber Dionysius von Halikarna� und der Geograph Strabo, ihre Werke. Die von Augustus begr�ndeten �ffentlichen Bibliotheken enthielten neben den r�mischen B�chern auch die Meisterwerke der griechischen Literatur. �ber-Haupt machte die Verschmelzung des r�mischen und des grieckischen Wesens, welche in der Zeit der Scipionen begonnen hatte, in der Kaiserzeit weitere Fortschritte.
III. Die ausw�rtigen Unternehmungen des Augustus.
Nach seinem Triumphe i. I. 29 v. Chr. hatte Oetavian den Janus-tempel schlie�en lassen; auch sp�ter war seine Regierung friedliebend und zun�chst auf die Sicherung der Reichsgrenzen berechnet.
a) Im Westen. Die kriegerischen Kantabrer und Asturer in Spanien wurden durch mehrere Feldz�ge (26�19 v. Chr.) unterworfen.
b) Im Osten. Die von Unterfeldherren unternommenen Z�ge gegen Arabien und �thiopien verliefen erfolglos, dagegen wurde der Part her-k�nig Phra�tes durch das Erscheinen des Kaisers im Orient bewogen, die einst dem Crassus und dem Antonius abgenommenen r�mischen Feld-zeichen zur�ckzugeben (20 v. Chr.) und den Euphrat als Grenze an-zuerkennen.
Dieser Erfolg wurde vielfach gepriesen (*vgl. H�r. carm. IV, 15, 6 ff, u. �.); einen Gegenstand zu ferneren Verwicklungen bildete Armenien, wo r�mischer Einflu� mit dem parthifchen stritt.
c) Im Norden. Augustus richtete das von seinem Gro�oheim eroberte Gallien als Provinz ein: durch geordnete Steuerverwaltung, durch Errichtung von r�mischen St�dten und Schulen wurde die Romanisierung des Landes angebahntL. Auch gelang die Unterwerfung der Donaul�nder,
1 Gallien wurde in drei Provinzen geteilt: Aqnitania, Gallia Lugduuensis und Belgica, doch bildete die colonia Lugdunensis (Lyon), wo die ara Romae et Augusti stand, den gemeinsamen Mittelpunkt Gesamtgalliens.
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W�hrend die in Nordgermanien gemachten Eroberungen durch die Niederlage des Varus 9 n. Chr. wieder verloren gingen.
1. Unterwerfung der Donaul�nder. Die Stiefs�hne des Kaisers, Tiberius und Drusus, eroberten in den Jahren 16 und 15 v. Chr. die damals meist von Kelten bewohnten Alpenl�nder Noricum, R�tien und Vindelicien (Augusta Vindelicorum = Augsburg). Dazu kam noch Pan-nonien, das Tiberius 12�9 v. Chr. vollends eroberte (s. S. 210). Da auch M�sien im Norden Macedoniens besetzt worden war, so bildete die Donau in ihrem ganzen Lause die Nordgrenze des R�mischen Reiches.
2. Die Feldz�ge des Drusus im nordwestlichen Germanien, 12�9 v. Chr. Die Sugambrer hatten im Jahre 16 den Legaten Lollius besiegt (clades Lolliana) und einen Legionsadler erbeutet. Deshalb unter-nahm Drusus mehrere Feldz�ge gegen die Germanen zwischen Rhein und Elbe. Er besiegte die Sugambrer, unterwarf dann mit der Flotte, durch die fossa Drusiana1 kommend, die Friesenst�mme und k�mpfte sp�ter gegen die Cherusker, Chatten und Sueben. Im Jahre 9 v. Chr. drang er bis zur Elbe vor, aus der Heimkehr starb er eines fr�hen Todes. Tiberius vollendete durch mehrere Feldz�ge das Werk seines Bruders, so da� die Unterwerfung des nordwestlichen Germaniens gesichert erschien.
* Drusus hei�t bei Vellejus (II, 97) magna ex parta domitor Germaniae; von Tiberius sagt derselbe Schriftsteller: sie perdomuit Germaniam, ut in formam paene stipendiariae redigeret provinciae.
3. Stillstand und teilweiser Verlust der germanischen Eroberungen. Marbod und Armin.
�) Marbod hatte mit den suebischen Markomannen ein m�chtiges Reich im heutigen B�hmen gegr�ndet. Dadurch wurde die r�mische Herrschast in Germanien bedroht. Tiberius plante daher 6 n. Chr. einen doppelten Angriff auf das Reich Marbods (von Nordwesten und von der Donau her). Aber ein gef�hrlicher Aufstand in seinem R�cken in Pannonien n�tigte ihn, mit Marbod Frieden zu schlie�en.
Der paunouische Aufstand dauerte drei Jahre (bis 9 n. Chr.) und wurde erst durch Aufbietung au�ergew�hnlicher Streitkr�fte (150000 Mann) unterdr�ckt.
�) Arm in, der jugendliche F�rst der Cherusker, �berfiel den Statt-Halter des nordwestlichen Germaniens, P. Quintilius Varus, im Teutoburger Wald und vernichtete ihn samt seinem ganzen Heere (drei
1 Ein von Drusus angelegter Kanal, der den Rhein mit der Zuidersee (bis 1287 u. Chr. Binnensee) und dem Meere verband.
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Legionen) 9 n. Chr. Dadurch gingen die zwischen Rhein und Elbe gemachten Eroberungen mit Ausnahme der Besitzungen an der Nordseek�ste und einiger vorgeschobener Kastelle (tote Aliso an der Lippe) verloren.
Ob Varus von den Germanen im Lager oder auf dem Marsch angegriffen wurde, l��t sich nicht mehr entscheiden (vgl. die �hnliche Niederlage des Sabinns und Cotta S. 199). Wie der Hergang, so ist auch die �rtlichkeit der Schlacht viel um-stritten; nach den neueren Forschungen und Funden war der Schauplatz entweder bei Iburg oder bei Barenan, also jedenfalls in der Gegend von Osnabr�ck. Das dem Befreier Deutschlands 1875 errichtete Denkmal steht dagegen auf der Groteuburg uu-weit Detmold.
* Von dem gro�en Eindruck, den die Niederlage auf den Kaiser machte, berichtet Suetou (Aug. 23): Hac (clade Variana) nuntiata excubias per urbem indixit, ne quis tumultus exsisteret, et praesidibus provinciarum propagavit Imperium, ut a peritis et assuetis socii continerentur. Vovit et magnos ludos Iovi Optimo Maximo, si res publica in meliorem statum vertisset, quod factum Cimbrico Marsicoque bello erat. Adeo denique consternatum ferunt, ut per continuos menses barba capilloque summisso caput interdum foribus illideret vociferans: Quintiii Yare, legione s redde! diemque cladis quotannis maestum habuerit ac lugubrem.
Tiberius �bernahm jetzt den Schutz der Rheingrenze, Angnstus empfahl in seinem Testamente, die Grenzen des Reiches nicht mehr zu erweitern; *vgl. Tac. ann. I, 11.
IV. Die Familie des Augustus.
Augustus, den das Gl�ck in seinen �ffentlichen Unternehmungen fast 60 Jahre lang beg�nstigte, tourde in seiner Familie vom herbsten Ungl�ck verfolgt. Seine einzige Tochter Julia war dreimal verm�hlt, zuerst mit Marcellus, dem vielversprechenden Neffen des Augustus \ nach dessen Tod mit Agrippa, endlich mit Tiberius, dem Stiefsohn des Kaisers. Zuletzt mu�te Julia toegen ihres sittenlosen Lebens verbannt werden. Als seine Erben hatte Augustus zuerst den Marcellus, dann den Agrippa und dessen S�hne von der Julia in Aussicht genommen. Aber alle diese starben eines fr�hen Todes bis auf den mi�ratenen Agrippa Post�mus. Auf Betreiben seiner dritten Gemahlin Livia, welche vielleicht nicht ohne Schuld war an dem Tod der S�hne der Julia, setzte Augustus nun deren Sohn Tiberius, dem er pers�nlich nicht zugetan war, als Erben ein mit der Verpflichtung, den �lteren Sohn des Drusus, auf den sich der v�terliche Name Germanicus vererbt hatte, zu adoptieren. Augustus starb, 76 Jahre alt, zu Nola 14 n. Chr. im Monat Sextilis, der ihm zu Ehren Augustus umgenannt worden war-Nach seinem Tode beschlo� der Senat die g�ttliche Verehrung des (divus) Augustus.
1 *Vgl. H�r. carm. I, 12, 45; Virg. Aen. VI, 855 ff.
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a) Die gens Iulia.
Octavianus Augustus f 14 n. Chr.
verm�hlt mit
(1. Clodia) 2. Scribonia 3. Livia (I.)
Tochter des S. 197 gen. Clodius |
Julia verm. mit 1. Marcellus 2. Agrippa 3. Tiberius
Gajus Lucius Agrippiua I. Agrippa Postumus
f 4 it. Chr. f 2 ti. Chr. verm. mit + 14 n. Chr.
Germauicus f. u.
b) Die gens Claudia.
Tib. Claudius Nero verm�hlt mit Livia (I.)
Tiberius f 37 n. Chr. Drusus f 9 v. Chr.
Drusus t 23 u. Chr. Germauicus Livia II. Tib. Claudius f 19 u. Chr. f 31 n. Chr. f 54 n. Chr. verm. m. Agrippiua I.
Agrippiua II. C. Caligula Octavia Britannicus
verm. mit Domitius + 41 n. Chr. Gem. Neros f 55 n. Chr.
Nero t 68 n. Chr.
Adoptivsohn des Claudius, des sp�teren Gemahls der Agrippina.
� 40.
Die vier Kaiser aus dem Julisch-Claudischen Hause, 14�68.
1. Tiberius (14-37 n. Chr.)
a) Die Anf�nge des Tiberius. Der �bergang der Regierung von Augustus auf seinen bereits 55 j�hrigen Stiefsohn fand in Rom keinen Widerspruch. Tiberius war bem�ht mit dem Senate in �bereinstimmung zu bleiben und regierte gewissenhaft. Wie Augustus, fah er in der Milit�r-macht feine vornehmste St�tze, er vereinigte deshalb die Pr�torianer in einem Standlager zu Rom.
Die Beurteilung des Kaisers Tiberius war schon bei den r�mischen Geschicht-schreibern sehr verschieden. W�hrend sein Zeitgenosse Vellejns in ihm das Muster eines Regenten erblickte, stellt ihn der um einige Menschenalter sp�ter schreibende Tacitns als einen hinterlistigen Tyrannen dar. Jedenfalls neigte der schon bejahrte Kaiser infolge bitterer Lebenserfahrungen mehr und mehr zu Mi�trauen und Menschen-Verachtung.
b) Ausw�rtiges. Die Legionen in Pannonien und Germanien hatten beim Regierungswechsel den Gehorsam verweigert, die Meuterei wurde aber
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Von Drusus, dem Sohne, und Germanicus, dem Neffen des Kaisers, unter-dr�ckt (14 n. Chr.). Germanicus wies den Antrag der aufst�ndischen Legionen, ihn statt des Tiberius zum Kaiser zu w�hlen, zur�ck und nahm, um die Truppen zu besch�ftigen und um die Varianische Niederlage zu r�chen, noch im Jahre 14 den Krieg gegen die Germanen wieder aus, indem er das Land der Marser verw�stete. Im folgenden Jahre gelangte er an die St�tte der Niederlage im Teutoburger Wald, i. I. 16 siegte er jenseits der Weser angeblich zweimal �ber Arminius, wurde aber dann von Tiberius abberufen, der die gro�en Verluste der germanischen Feldz�ge scheute und die Germanen an ihrer eigenen Uneinigkeit zugrund gehen lassen wollte1.
Das nach der Niederlage des Varus den R�mern verbliebene Germanien war unter Hinzunahme von Gallia Belgica in zwei Provinzen eingeteilt worden: Germania superior mit dem Hauptlager Mogunti�cum (Mainz) und Germania inferior mit dem Hauptquartier Castra vetera (Birten bei Tanten). In jeder der beiden Pro-vinzen standen vier Legionen.
Wie bei den Galliern (s. S. 198), so stand auch bei den meisten Germanen-stammen den Freunden der Freiheit eine r�misch gesinnte Partei gegen�ber. So hielt Segestes, der Schwiegervater Armins, zu den R�mern, Armins Bruder Flavus diente im r�mischen Heer2. Bei der Befreiung des Segestes durch die R�mer geriet auch Thusnelda, die Gemahlin Armins, in r�mische Gefangenschaft, in welcher sie ihren Sohn Thumelicus gebar. � Die erste der beiden Schlachten des Jahres 16 fand nach Tacitns bei Jdisiaviso (d. i. Walk�renwiese) s�dlich von der Porta Westfalica statt, die zweite wahrscheinlich n�rdlich davon zwischen der Weser und dem Steinhnder Meer. Besonders verlustreich war in den beiden Feldzugsjahren 15 und 16 die Heimkehr, in letzterem namentlich die R�ckfahrt auf der st�rmischen und an Un-tiefen reichen Nordsee.
Ausgang Armins und Marbods. Die Erwartung des Tiberius traf schon im Jahre 17 ein. Der Abfall der Langobarden von Marbod zu den Cheruskern f�hrte zum Krieg zwischen den beiden M�nnern, die vereinigt eine ernstliche Gefahr f�r Rom gebildet h�tten. Der Kampf blieb unentschieden, doch mu�te Marbod sp�ter, von dem Goten Catualda vertrieben, bei den R�mern eine Zuflucht suchen (f 39 zu Ravenna). Armin, der Befreier Germanienss, kam im Jahre 21 durch die eigenen Verwandten ums Leben, als er f�r sich die K�nigsherrschaft anstrebte. Wahrscheinlich wirkten auf den Sturz des Marbod wie des Armin r�mische Umtriebe ein. Zwanzig Jahre sp�ter erbaten und erhielten die Cherusker den Neffen Armins, den Sohn des obengenannten Flavus, von Claudius zum F�rsten.
1 Vgl. Tac. ann. II, 26: posse et Clieruscos ceterasque rebellium gentes, quoniam Romanae ultioni consultum esset, internis discordiis relinqui.
2 * Die Begegnung der beiden Br�der an der Weser s. Tac. ann. II, 9 f.
3 * Tac. ann. II, 88: lib erator haud dubie Germaniae, et qui non primordia populi Romani, sicut alii reges ducesque, sed florentissimum Imperium lacessierit, proeliis ambiguus, bello non victus. Septem et triginta annos vitae, duodecim potentiae explevit, caniturque adhuc barbaras apud gentes.
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Ausgang des Germaniens. Germanicns triumphierte gl�nzend und er-hielt dann von seinem Oheim den Auftrag, den Orient zu beruhigen; er lie� Kappa-docien als Provinz einrichten, geriet aber mit Cn. Piso, dem Statthalter Syriens, in Streit. Er starb i. I. 19 fern von Rom. (Piso endete, von Agrippina, der Witwe des Germanicns, der Urheberschaft an dessen Tode beschuldigt, zu Rom im Gef�ngnisse.)
c) Die schlimmen Zeiten der Herrschaft des Tiberius. Der Kaiser, der fr�her schon den Angebern (Delatoren) zuviel Geh�r geschenkt und dadurch die Majest�tsprozesse hatte aufkommen lassen, wurde seit 23 n. Chr. abh�ngig von dem Obersten der Garde (praefectus praetorio) Sejanus. Dieser bewog den Kaiser sich aus Rom nach Capre� (Capri) zur�ckzuziehen; er schritt, vorgeblich aus Sorge s�r die Sicherheit des Kaisers, zu Gewalt-ma�regeln und verschonte auch die kaiserliche Familie nicht. Schlie�lich ge-riet er in Verdacht, als ob er durch Ermordung des Kaisers sich selbst den Weg zum Throne bahnen wolle. Macro, der Stadtpr�fekt', entdeckte die Verschw�rung. Sejan wurde hingerichtet, Macro trat an seine Stelle (31). Der alternde, vereinsamte Kaiser griff zuletzt zu grausamen Mitteln, um seine Herrschaft zu sichern.
* Viele Glieder des kaiserlichen Hauses starben eines gewaltsamen Todes. Gleich nach Thronbesteigung des Tiberius war Agrippa Postumus aus dem Wege ger�umt worden (14). Des Tiberius eigener Sohn, Drnsns, soll auf Anstiften seiner Gemahlin, der j�ngeren Livia, von Sejan ermordet worden sein (23). Livia wurde in den Sturz des Sejan verwickelt und hingerichtet (31). Macro lie� Agrippina, die Witwe des Germanicns, und deren beide �lteren S�hne umbringen (33). Macro soll auch den Tod des greisen Tiberius durch Ersticken in den Kissen herbeigef�hrt haben. � Vgl. das der Schilderung des Tacitus folgende Gedicht Geibels �Tod des Tiberius".
2. Gajus Caligula (37�41). Nach dem Tod des Tiberius wurde des Germanicus einziger noch �briger Sohn Gajus, der im Feldlager am Rhein den Beinamen Caligula (d. i. Kommi�stiefelchen) erhalten hatte, auf den Thron erhoben. Nach l�blichen Anf�ngen verlor er bald alles Ma�: er verschwendete den von Tiberius gesammelten Staatsschatz und griff dann zu Erpressungen und Hinrichtungen, um die Mittel zu seiner unsinnigen Freigebigkeit zu erhalten. Er war der erste Kaiser, der auch in Rom g�tt-liche Ehren beanspruchte. Sein Schreckensregiment2 erreichte ein Ende, als die Pr�torianer sich gegen ihn verschworen. Caligula wurde ermordet und sein Oheim Claudius, der bis dahin in der Zur�ckgezogenheit gelebt hatte, als Kaiser ausgerufen.
Caligula traf Vorbereitungen zu einem Feldzug nach Britannien, begn�gte sich aber Muscheln, die �Beute des Ozeans", als Troph�en heimzubringen.
1 Praefectus urbi, Oberster d. S. 215 genannten cohortes urbanae.
2 Ein Lieblingswort von ihm war: Oderint, dum metuant! * Vgl. �ber dies aus dem Tragiker Accius stammende Wort Cic. off. I, 97.
3. Claudius (41�54).
a) Inneres. Ein Versuch des Senates, die Republik wieder-herzustellen, scheiterte; Claudius wurde als Kaiser anerkannt. Wiewohl per-s�nlich ohne Herrschergaben und gelehrten Studien ergeben', verwaltete er, unterst�tzt von gewandten Ministern, unter welchen auch Freigelassene wie Narcissus und Pallas waren, Rom und die Provinzen mit Gerechtigkeit.
b) Ausw�rtiges. Unter Claudius wurde Mauretanien (das West-liehe Algier und Marokko), das bisher eigene K�nige gehabt und im Kranze der Mittelmeerprovinzen noch gefehlt hatte, dem R�mischen Reiche einverleibt, desgleichen der s�dliche Teil von Britannien mit Londinium.
c) Die Familie des Kaisers. Messalina, die sittenlose Gemahlin des Claudius trieb ihre Verachtung gegen den schwachen Kaiser soweit, da� sie �ffentlich eine zweite Ehe schlo�. Nach der Hinrichtung der Messalina heiratete Claudius seine Nichte, die j�ngere Agrippina, die herrschs�chtige Witwe des Domitius. Sie bewog den Kaiser, mit Hintansetzung seines leiblichen Sohnes ihren Sohn Nero zum Thronfolger einzusetzen und mit seiner Tochter Octavia zu verm�hlen. Um die Thronbesteigung ihres Sohnes zu beschleunigen, vergiftete Agrippina den kaiserlichen Gemahl. Hierauf wurde Nero durch Burrus, den Befehlshaber der Pr�torianer, zum Kaiser aus-gerufen.
4. Nero (54-68).
a) Die Greueltaten gegen seine Umgebung. Nero, am Be-ginn seiner Regierung erst 17 Jahre alt, beseitigte zuerst seinen Stiefbruder Britannicus, dann aber t�tete er auch seine Mutter Agrippina, der er den Thron verdankte, sowie seine Gemahlin Octavia, an deren Stelle er schon fr�her die Frau eines andern, Popp�a Sabina, erhoben hatte. Als Burrus, der in den ersten s�ns Jahren von Neros Regierung ein ertr�gliches Ver-h�ltnis zwischen dem Senat und dem F�rsten aufrecht erhalten hatte, gestorben war, artete Nero vollst�ndig zum Tyrannen aus. Schlie�lich zwang er auch seinen Lehrer und Leiter, den stoischen Philosophen Seneca, sich den Tod zu geben.
b) Der Brand von Rom und die Christen. Als i. I. 64 eine gro�e Feuersbrunst die Hauptstadt zum Teil zerst�rte, entstand das Ger�cht, der Kaiser habe, um seiner ungez�gelten Baulust * Spielraum zu
1 Claudius bereicherte das r�mische Alphabet um drei Buchstaben (f�r die Laute v, ps und y.
2 Nero lie� u. a. im S�den der Stadt szwischen Palatin und Esqnilin) einen weitl�ufigen Palast erbauen. Dies �goldene Haus" Neros, dem zahlreiche Privath�user hatten weichen m�ssen, wurde sp�ter von Titus zu �ffentlichen B�dern umgebaut.
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Verschaffen, den Brand veranla�t. Nero aber w�lzte den Verdacht auf die Christen, deren Name damals zuerst in der Geschichte erscheint, und lie� viele derselben unter grausamen Martern hinrichten.
* Die Christen waren mehr noch als die Inden zu Rom verachtet und geha�t, namentlich weil sie den Umgang mit Andersgl�ubigen mieden und nicht an den �ffent-lichen Opfern teilnahmen; vgl. Tac. ann. XV, 44: haud proinde in crimine incendii quam odio humani generis convicti sunt.
c) Neros Auftreten bei den Wettk�mpfen und sein Unter-gang. Nero war von dem krankhaften Ehrgeiz erf�llt, als Dichter und S�nger sowie als Wagenlenker zu gl�nzen. Er trat nicht nur vor dem Hofe, sondern auch bei �ffentlichen Spielen auf, namentlich in Griechenland. Die allgemeine Mi�stimmung gegen den unw�rdigen Inhaber der h�chsten Gewalt veranla�te den Abfall des Heeres. Als sich Nero auch von den Pr�torianern verlassen sah, fl�chtete er aus Rom und lie� sich von einem treu gebliebenen Freigelassenen t�ten \ Mit ihm starb der letzte Nachkomme des Kaisers Augustus.
Die Erbebung der Legionen war von C. Julius Bind ex, dem Statthalter in Gallia Lugdunensis, ausgegangen, der als geborener Gallier eine selbst�ndige gallische Herrschaft angestrebt zu haben scheint. Bindex wurde zwar von den germanischen Legionen bei Vesontio geschlagen und get�tet, aber die siegreichen Truppen er-kl�rten sich gleichfalls gegen Nero.
� 41.
Die drei Soldatenkaiser und die drei Flavier, 68�96.
1. Die Soldatenkaiser Galba, OthoundVitellius, 68�69. Nach Neros Ermordung wurde zuerst der vornehmste der abgefallenen Statt-Halter, der bejahrte Galba, als Kaiser anerkannt. Derselbe zog aus seiner Statthalterschaft Spanien nach Rom, entfremdete sich aber durch seine H�rte und Sparsamkeit das Volk und die Pr�torianer. Die letzteren erhoben Otho, einen Genossen Neros, zum Kaiser und t�teten Galba. Doch auch die germa-nischen Legionen hatten ihren F�hrer, den schwelgerischen Vitellius, als Kaiser ausgerufen. Vitellius besiegte bei Mantua die Truppen Othos, worauf sich dieser t�tete. Aber kaum Hatte Vitellius seine Herrschast in Rom an-getreten, so mu�te er ein Heer gegen die Donaulegionen schicken, welche f�r den im Orient als Kaiser ausgerufenen Vefpafian k�mpften. Das Heer des Vitellius unterlag (wiederum in der N�he von Mantua). Vitellius kam bei der Einnahme Roms um, und Vefpafian wurde nun vom Senat anerkannt.
1 Sein letzter Ausruf soll gewesen sein: qualis artifex pereo!
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* Nach Neros Tod war, wie Tacitus sagt, das Geheimnis enth�llt, da� auch au�erhalb Roms ein Kaiser erhoben werden k�nne (Tac. hist. I, 4: evolgato imperii arcano, posse principem alibi quam Romae fieri).
2. T. Flavius Vespasianus (69�79). Vespasianus war zur Zeit seiner Erhebung mit dem J�dischen Krieg besch�ftigt, �berlie� aber nun die Beendigung desselben seinem Sohne Titus und eilte nach Rom.
a) Inneres. Wiewohl durch die Legionen erhoben, wu�te Vespasian doch die Soldaten durch strenge Zucht niederzuhalten. Mit dem Senat der-einbarte er ein Gesetz (lex regia de imperio), welches die Befugnisse des F�rsten und des Senats regelte.
* Helvidius Priscus, der im Senat seine republikanische Gesinnung zur Schau trug, wurde get�tet, wie schon sein Schwiegervater Thrasea P�tus unter Nero hin-gerichtet worden war. In diesen M�nnern verband sich (wie vordem bei Cato und Brutus) die republikanische Gesinnung mit den Lehren der Stoiker.
b) Ausw�rtiges. Unter Vespasian wurde der J�dische und der Batavische Krieg beendigt:
1. Der J�dische Krieg. Des Kaisers Sohn Titus zerst�rte Jerusalem (70) und vernichtete die politische Selbst�ndigkeit des j�dischen Volkes.
�ber die fr�heren Schicksale Pal�stinas s. S. 20,115 u. 195. Von 37�4 v. Chr. stand das Land unter Herodes d. Gr., nach dessen Tod wurde es wegen der Thron-streitigkeiten geteilt und vor�bergehend von r�mischen Prokuratoren verwaltet, so von Pontius Pilatus, der das Gericht �ber Jesus hielt (* vgl. Tac. ann. 15, 44: auctor eins nominis [Christianorum] Christus Tiberio imperitante per procuratorem Pontium Pilatum supplicio affectus est). Nachdem Pal�stina noch einmal unter Herodes Agrippa, einem Enkel Herodes d. Gr., vereinigt worden war, wurde es 44 it. Chr. endg�ltig r�mische Provinz. Von ungerechten Statthaltern, wie Felix und Florus, bedr�ckt, auch aufgeregt durch die Erwartung eines politischen Messias, erhoben sich die Juden gegen die r�mische Herrschaft.
Titus zerst�rte auch den kostbaren Tempel von Jerusalem, welcher von Herodes d. Gr. erbaut war. Auf dem von Titus errichteten Triumphbogen, der noch beute am Ostabhang des Patattn steht, sieht man, wie die heiligen Ger�te des Tempels (der Schaubrottisch und der Siebenarmige Leuchter) im Triumph aufgef�hrt werden.
* Die Geschichte des J�dischen Krieges schrieb in griechischer Sprache der Jude Flavius Josephus, der zu Anfang des Krieges sich widerstrebend der nationalen Partei der Zeloten (Eiferer) angeschlossen hatte, dann aber von den R�mern gefangen genommen und begnadigt wurde und der Belagerung Jerusalems im Gefolge des Titus beiwohnte.
2. Der B a t � v e r au s st a n d. Auch im Westen bedrohte zur n�mlichen Zeit ein ges�hrlicher Ausstand die r�mische Herrschaft. Der Bataver Claudius Civilis Vertrieb die Besatzungen aus dem Land und
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gewann auch das nord�stliche Gallien f�r sich. Die Legionen wankten in ihrer Treue, aber der r�mische Feldherr Cerealis besiegte die Trev�rer und dr�ngte die Ausst�ndischen auf die sogen. Insel der Bataver zur�ck (70).
* Der Ausgang des Claudius Civilis ist nicht bekannt, da die Historien des Tacitus hier abbrechen; doch erscheinen die Bataver sp�ter wieder als Untertanen Roms.
3. Titus (79�81). Er war schon Feldherr und Mitregent seines Vaters gewesen; seine eigene zweij�hrige Regierung wurde als eine Zeit des Gl�ckes gepriesen.
Nach Sueton gab ihm das Volk den Namen amor ac deliciae generis humani; ebenderselbe �berliefert den Ausspruch des Kaisers: Amici, diem perdidi!
Bald nach dem Regierungsantritt des Kaisers Titus erfolgte der gro�e Aus-bruch des Vesuv (der erste in der geschichtlichen Zeit), durch welchen die St�dte Herculansnm, Pompeji und Stabi� versch�ttet wurden. Pompeji wurde seit 1748 wiederaufgedeckt und bildet seitdem eine der wichtigsten Quellen f�r die Kenntnis des antiken Lebens. Der �ltere Plinius, damals Befehlshaber der Flotte von Misenum, kam bei der Beobachtung des Naturereignisses um (79).
4. Domitianus (81�96). Auf den wohlwollenden Titus folgte sein Bruder Domitian, der die schlimmen Zeiten Neros und Caligulas erneuerte.
a) Ausw�rtiges.
1. Germanien und Britannien. Der Kaiser selbst unternahm im Jahre 82 einen erfolgreichen Feldzug gegen die Chatten und begann die Anlage einer Befestigungslinie zum Schutz der Grenze vom Rhein bis zur Altm�hl. Der t�chtige Legat Julius Agricola^ eroberte in den Jahren 78�85 das mittlere Britannien und sicherte die Eroberung durch einen Grenzwall, der vom Firth os F�rth bis zum Firth os Clhde reichte.
Schottland und Irland behaupteten auch sp�ter ihre Unabh�ngigkeit. Agricola wurde vom Kaiser (aus Eifersucht?) vor Vollendung seines Werkes zur�ckgerufen.
2. Dacien. Die farmatifchen Dacier hatten unter ihrem K�nig Deceb�lus i. I. 86 den Statthalter von M�fien besiegt. Auch der Kaiser selbst richtete nichts gegen sie aus und schlo�, da gleichzeitig Pannonien von germanischen St�mmen bedroht war, einen unr�hmlichen Frieden (unter Bewilligung eines Geldgeschenkes).
b) Inneres. Domitian entfaltete eine gro�e Baut�tigkeit (Erneuerung des abgebrannten kapitolinischen Tempels). Sein Verh�ltnis zum Senat war gespannt, alle Andersdenkenden wurden verbannt, so die Philosophen und zahlreiche Fremde. Auch die Hinrichtungen wegen republikanischer Ge-sinnung mehrten sich, bis Domitian einer Verschw�rung zum Opser fiel. Mit ihm endigte das Flavifche Geschlecht.
1 * Vgl. Agricolas Lebensbeschreibung, verfa�t von seinem Schwiegersohn Tacitus.
Stich, Lehrbuch der Geschichte. I. Bd. 4. Auslage. 15
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An die Baut�tigkeit der Flavier erinnert namentlich das von Vespasian erbaute, von Titus eingeweihte Amphitheater. Dieses im S�den des Forums gelegene Geb�ude, das sogen. Colosseum, war f�r Tierhetzen, Fechterk�mpfe und Naumachien bestimmt und fa�te 87000 Zuschauer.
* Unter den von Domitian get�teten Senatoren war der gleichnamige Sohn des von Vespasian Hingerichteten Helvidins Priscns sowie der philosophisch gebildete Rnsticus. Die Gegnerschaft solcher M�nner erkl�rt den Ha� des Kaisers gegen bte Philosophen. Auch der Stoiker Epiktet, sowie der beredte Dio Chrysostomus, welche beide dem tyrannischen Wesen Domitians gegen�ber auf die Pflichten des Herrschers und auf die allgemeinen Menschenrechte hingewiesen hatten, wurden ver-bannt, ebenso die Juden und die Christen, welche die R�mer in jener Zeit von den Juden noch nicht streng schieden (f. S. 223).
� 42.
Die guten Kaiser, 96�180.
�bersicht. Die 84 Jahre von 96-180 waren die gl�cklichsten der r�mischen Kaiserzeit. Alle Kaiser dieser Epoche fa�ten das Kaisertum als ein hohes Amt aus und stellten ihre ganze Kraft in den Dienst des Staates. Im Charakter zeigen die einzelnen �guten Kaiser" gro�e Verschiedenheit. Auf den alten, bed�chtigen Nerva folgt der unternehmungslustige, kriegerische Trajan, aus den gefch�ftsgewandten, aber unst�ten Hadrian der in sich ge-schlossene, kraftvolle Antoninus Pius, aus diesen der bis zur �ngstlichkeit gewissenhaste und nachgiebige Mark Aurel. Die Thronfolge beruht seit Trajan durchaus aus der Adoption durch den Vorg�nger.
1. Nerva (96-98). Zum Nachfolger Domitians war von den Ver-schworenen ein bejahrter Senator, M. Coecejus Nerva, bestimmt worden. Derselbe stellte das gute Verh�ltnis zwischen dem F�rsten und dem Senat, wie es im Sinne des Augustus gelegen hatte, wieder her.
2. Trajan (98�117). Um den Pr�torianern einen kr�ftigen Kriegs-mann entgegenzustellen, hatte Nerva den bew�hrten Statthalter Germaniens, M. Ulpius Trajanus, adoptiert. Mit Trajan, der einer r�mischen Familie in Spanien enstammte, bestieg der erste Provinziale' den Thron der C�saren. Trajan, eine geborene Herrschernatur, regierte nach au�en
wie im Innern mit Erfolg:
a) Erweiterung des R�misch en Reich es an derDonau und
am Euphrat.
1. Trajan vernichtete in zwei Kriegen (101-106) die widerstrebende Macht des K�nigs Decebalus und machte Dacien zur r�mischen Provinz.
* Trajan �berschritt die Donau auf zwei Schiffbr�cken unterhalb des heutigen Belgrad und zwang den K�nig Decebalus, seine Krone niederzulegen und als Geschenk
1 Bon den sp�teren Kaisern war die Mehrzahl aus den Provinzen geb�rtig.
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Roms wiederzunehmen (102). In der Zeit der Waffenruhe lie� Trajan eine steinerne Br�cke �ber die Donau auff�hren, die auf 20 Pfeilern ruhte (unterhalb Orsowas und des Eisernen Thores). Im zweiten Krieg wurde Decebalus vollst�ndig besiegt und gab sich auf dem Schlachtfeld den Tod (106). Der Triumph des Kaisers wurde durch Spiele verherrlicht, die 123 Tage dauerten; 10000 Gladiatoren traten auf und �ber 11000 Tiere wurden dabei get�tet. Die einzelnen Waffentaten des Dacischen Krieges sind verewigt durch die 200 m langen Bildwerke (Reliefs), welche bandartig die fast 30 m hohe Trajansf�nle in Rom umwinden.
2. Trajan besiegte in mehreren Feldz�gen die Parther und machte Armenien, Assyrien und Mesopotamien zu r�mischen Provinzen (seit 114), wurde aber, ehe er seine Eroberungen befestigen konnte, durch einen Aufstand der Juden zur R�ckkehr veranla�t und starb in Cilicien (117).
* Von Ktesiphon aus fuhr Trajan durch die M�ndung des Euphrat und Tigris in den Indischen Ozean, sein Alter beklagend, das ihn hindere, bis an die �u�ersten Grenzen der Eroberungen Alexanders vorzudringen. Auch auf die Vernichtung des parthischeu K�nigtums verzichtete Trajan und begn�gte sich damit, einen r�mer-freundlichen K�nig �ber das Land zu setzen. � Die �ber Mesopotamien, �gypten, Kyrene und Cypern zerstreuten Juden hatten �berall die r�merfreundliche Bev�l-kerunq �berfallen und ermordet; nun wurde der furchtbare Aufstand mit gleicher Grausamkeit unterdr�ckt.
Mit den Eroberungen Trajans hatte das R�mische Reich seinen gr��ten Umfang erreicht: es erstreckte sich damals von der Grenze Schottlands und dem heutigen Siebenb�rgen bis nach Marokko und in die Gegend von Bagdad, Nationen der verschiedensten Bildung und Sprache umfassend.
b) Die Friedenst�tigkeit Trajans und die r�mische Bildung in diesem Zeitraum.
1. Trajan hielt das bei der �bernahme der Regierung gegebene Ver-sprechen, da� er keinen Senator werde hinrichten lassen. Italien und die Provinzen waren unter ihm gesichert und wohlhabend.
Sp�tere Kaiser wurden bei ihrem Regierungsantritt mit dem Ruf begr��t: Sis felicior August o, melior Traiano!
* Welch eingehende F�rsorge Trajan den Provinzen widmete, ersieht man aus dem Briefwechsel des Kaisers mit dem j�ngeren Plinins, der Statthalter von Bithynien war. Auf eine Anfrage des letzteren, wie es mit den Christen zu halten sei, gab Trajan den Bescheid: Conquirendi non sunt: si deferantur et arguantur, puniendi sunt, ita tarnen ut qui negaverit se Christianum esse idque re ipsa manifestum fecerit, id est supplicando dis nostris, quamvis suspectus in praeteritum, veniam ex paenitentia impetret. Sine auctore vero propositi libelli in nullo crimine locum habere debent. Nam et pessimi exempli nec nostri saeculi est.
2. Auf das goldene Zeitalter der Literatur war seit Tiberius das der �silbernen Latinit�t" gefolgt.
* Unter den Dichtungen aus der Zeit Neros ragen die Trag�dien, welche dem Philosophen Seneca (f 65) zugeschrieben werden, hervor, ferner das Epos
Pharsalia von Lucanus, der gleichfalls der Verfolgungswut Neros zum Opfer fiel. Elwas sp�ter besaug Silins Italiens in seinen Punica den Hannibalischen Krieg im Anschlu� an Livins. Zu Domitians Zeit lebte Martial, der Verfasser von bei�enden Epigrammen, sowie Jnvenal, dessen Satiren die Laster der Zeit in grellen Farben malen.
Unter den Prosaikern sind Vellejns Patercnlns (f. S. 219) und Curtius Rufus, der Verfasser einer Geschichte Alexanders (s. S. 104') zu nennen. Bedeutender als alle Genannten ist P. Cornelius Tacitus (t um 120), der die schlimme Zeit Domitians erlebte und unter diesem Eindruck das erste Jahrhundert des r�mischen Kaiserreiches in gedankenreicher, dabei aber k�nstlicher Sprache schilderte. Seine Werke sind; 1. dialogus de oratoribus, ein in ciceronianischem Stil verfa�tes Gespr�ch �ber die Ursachen des Verfalles der Beredsamkeit; 2. Agricola (s. S. 225'); 3. Germania, eine Beschreibung des germanischen Landes und Volkstums, dessen Unverdorbenheit der r�mischen �berkultur gegen�bergestellt wird; 4. historiae, eine Darstellung der Ereignisse von 68�96 n. Chr. (von 14 B�chern derselben sind nur die 4 ersten und Teile des 5. erhalten); 5. annales (eigentl. ab excessu divi Augusti), welche in 16 B�chern die Ereignisse von 14 � 68 n. Chr. darstellten (erhalten find 1�4; 5 und 6 zum Teil; 11�15 und ein Teil von 16).
Auch der Rhetor S n e t o n beschrieb etwas sp�ter die Kaiserzeit; von ihm sind namentlich die Lebensbeschreibungen der 12 ersten Kaiser (C�sar bis Domitian) erhalten.
Von den �brigen Prosaikern sind die beiden Plinins sowie Fabins Quin-tili anu s die bedeutendsten. Der �ltere Plinins (f 79, s. S. 225) legte die Lesefr�chle aus etwa 2000 B�chern in seiner naturalis Mstoria nieder, vom j�ngeren Plinins ist eine Lobrede auf Trajan sowie eine gro�e Anzahl von Briefen erhalten (s. vor. S.). Der Redelehrer Quiutiliau war, wie Martial und Trajan, aus Spanien nach Rom gekommen; sein Hauptwerk (institutio oratoria, 12 B�cher) enth�lt die Summe der damaligen literarischen Bildung.
3. Hadrian (117�138). Auf Grund des Testamentes Trajans �ber-nahm dessen Verwandter P. �lius Hadrianus die Regierung, die er mit geschickter Hand 21 Jahre f�hrte.
a) Ausw�rtiges. Hadrian zog (wie Tiberius) die Sicherstellung der Erweiterung des Reiches vor.
1. Er gab das Land jenseits des Euphrats (Armenien, Assyrien und Mesopotamien) aus.
Wie unsicher die von Pompejns begr�ndete r�mische Herrschaft im ehemaligen Selencidenreich war, zeigt ein neuer Aufftaud, den die Inden unter Barkochba erhoben, als an Stelle Jerusalems eine kaiserliche Kolonie (Aelia Capitolina) angelegt werden sollte (133).
2. Er vollendete1 den Grenzwall (limes), der das r�mische Gebiet von der Donau bis zum Rhein gegen das freie Germanien sicherte.
i Begonnen wurde der Greuzwall schon unter den Flamschen Kaisern, vgl. S. 225; die hinter demselben gelegenen Gebiete hei�en bei Tacitus agri decumates (Zehntland). Die Reste des Limes werden im Volksmunde Teufelsmauer oder Pfahl-graben genannt.
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Der Limes (auch vallum Hadrian! genannt), eine mit Mauer oder Wall und Graben, T�rmen sowie gr��eren und kleineren Kastellen befestigte Stra�e, zog sich von Kelheim �ber Wei�enburg i. B. westlich bis �ber die Jagst und den Kocher, von da n�rdlich �ber �hringen und den Odenwald in die Gegend von Aschaffenburg, von da nordwestlich �ber den Taunus bis in die Gegend von Koblenz. Von den Kastellen sind das bei Wei�enburg i. B. und die sogenannte Saal b�rg bei Homburg v. d. H. erw�hnenswert.
b) Die innere Verwaltung. Durch unabl�ssiges Reisen ^ unter-richtete sich Hadrian �ber die Zust�nde im Reiche. Bleibend sind seine Verdienste um die Rechtspflege sowie um die Kunst.
Hadrian lie� die Edikte der Pr�toren (f. S. 149) durch den Rechtsgelehrten Salvius Julianus zusammenstellen und schuf dadurch ein Zivilgesetzbuch f�r das ganze Reich.
* Die Villa Hadrians am Fu� der Berge von Tibnr vereinigte die ber�hmtesten Bauwerke der ganzen Erde in kleinen Nachbildungen. In Rom entstand der gro�e Tempel der Venus und der Roma; das vatikanische Viertel wurde mit dem Marsfeld durch eine Br�cke verbunden, die heutige Engelsbr�cke; neben derselben erhob sich das Grabdenkmal Hadrians (moles Hadriani), ein gewaltiger Rundbau, seit dem Mittel-alter als Engelsburg' die Zitadelle Roms. Auch anderen St�dten kam die Baulust des Kaisers zustatten. Athen erhielt einen neuen Stadtteil, auch wurde das Olympieiou vollendet (f. S. 61). Die Bildhauerkunst erlebte eine Nachbl�te, namentlich wurde des Kaisers Liebling, der sch�ne Antinons, der sich selbst in schw�rmerischer Weise f�r Hadrian opferte, in zahlreichen Statuen dargestellt. Desgleichen sind die Gesichtsz�ge aller Kaiser nicht nur durch M�nzen, sondern auch durch Statuen und B�sten der Nachwelt �berliefert worden.
* Die r�mische Literatur jener Zeit weist wenig bedeutende Namen auf; der S. 228 erw�hnte Suetou war Hadrians Geheimschreiber; dagegen erfuhr die griechische Prosa im Zeitalter des Atticismns eine Neubelebung. Plutarch von Ch�ronea (f um 120 u. Chr.) verfa�te vergleichende Lebensbeschreibungen ber�hmter Griechen und R�mer und zahlreiche andere Schriften meist moralischen Inhaltes; Arrian schrieb eine Anabasis Alexanders (f. S. 104); Appian verfa�te mehrere Geschichts-werke, Panfanias die Beschreibung einer Rundreise durch Griechenland; Ptole-m�us, nach welchem das ptolem�ische Weltsystem benannt ist, vertiefte durch seine Schriften das geographische Wissen seiner Zeit.
Die Beredsamkeit jener Zeit suchte, von der politischen Wirksamkeit aus-geschlossen, durch �ffentliche Vortr�ge zu gl�nzen. Unter den Wanderrednern ragte au�er dem S. 226 genannten ehrenwerten Dio Chrysostomus und dem reichen Herodes Atticus, der Athen versch�nern half, der witzige Lucian aus Samos�ta (in Komntagene) hervor, der mit seinem Spotte auch den �berlieferten G�tterglauben nicht verschonte.
4. Antoninus Pius (138�161). Hadrian hatte die Thronfolge auf l�ngere Zeit gesichert, indem [ex selbst den t�chtigen Antoninus Pius adoptierte und diesen veranla�te, zwei Verwandte, den sp�teren Kaiser Mark
1 Der Kaiser soll dabei zu Fu� gewandert sein; er bestieg auch hohe Berge, wie den ^tna.
2 So genannt nach der Statue des Erzengels Michael, welche den Bau jetz t�nt.
Aurel sowie den L. Berus, zu adoptieren. Die 23 j�hrige Regierung des Antoninus Pius gilt f�r die gl�cklichste Zeit des r�mischen Kaiserreiches. Der Senat geno� Ansehen, die Provinzen waren noch ungef�hrdet, der Kaiser wurde auch von den Barbaren als Schiedsrichter anerkannt.
5. Mark Aurel (auch Antoninus Philosophus genannt, 161�180). Die Adoptivs�hne des Antoninus Pius regierten anfangs gemeinsam, bis der sr�he Tod des z�gellosen Berus (169) dem �lteren Mark Aurel die Alleinregierung verschaffte. Mark Aurel, an Gesinnung zweifellos der beste unter den guten Kaisern, besa� doch nicht die Tatkraft, die erforderlich war, um das Reich in den nun beginnenden schwierigen Zeiten in Ordnung zu erhalten.
a) Ausw�rtiges. Unter Mark Aurel wurden die Grenzen am Euphrat von den Parthern, an der mittleren Donau von den Marko-mannen und den Quaden ernstlich bedroht. Mit Aufbietung aller Kr�fte gelang die Abwehr noch einmal.
Den Krieg gegen die Parther hatte anfangs L. Berus gef�hrt, sp�ter befehligte Avidins Cassins die orientalischen Legionen. Dieser tapfere und ehrgeizige Feldherr lie� sich zum Kaiser ausrufen, wurde aber von seiner Umgebung get�tet. Mark Aurel zeigte gegen die Teilnehmer an jener Verschw�rung die �u�erste Milde.
Den Krieg gegen die Markomannen und Quaden f�hrte der Kaiser selbst mit wechselndem Kriegsgl�ck bis zu seinem Tode (wahrscheinlich zu Vindobona, Wien). Vgl. die Bildwerke an der Markuss�ule in Rom. * Im Kriegslager an der Donau schrieb der Kaiser auch seine Selbstbetrachtungen nieder 0� elg kavz�v, 12 B�cher), in denen er sich als Sch�ler der Stoa, namentlich des Moralphilosophen Epiktet (s. S. 226), bekennt. Auch der lateinische Grammatiker Fronto und der gelehrte griechische Arzt Galen geh�rten zu der Umgebung des Kaisers.
b) Inneres. Mark Aurel regierte, von philosophischen Grunds�tzen geleitet1, mit Milde und Gerechtigkeit, namentlich war er bem�ht, die durch eine gro�e Seuche und Hungersnot entstandenen Sch�den zu heilen.
* Nur die Christen erfuhren nichts von der Milde des Philosophen auf dem Throne. Mark Aurel strebte eine Erneuerung der griechisch-r�mischen Staatsreligion an und erkannte hierbei ein Haupthindernis in den Christen, die sich gegen die Ver-ehruug der alten G�tter, wie insbesondere gegen die g�ttliche Verehrung des Kaisers hartn�ckig str�ubten. Damals starb Polykarp, Bischof von Smyrna, den M�rtyrertod.
i *�)ft wiederholt sich in seinen oben erw�hnten Betrachtungen der Gedanke, da� der F�rst wie jeder Mensch dem Gemeinwesen dienen m�sse. Der Selbsts�chtige gleicht einem vom K�rper abgehauenen Glied. Die notwendigen Grundlagen des Staates sind Rechtsgleichheit und Freiheit der Untertanen.
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b) Die Zeit der Verwirrung und der Soldatenkaiser.
�berblick. Nach dem Tode Mark Aurels mehrten sich die Schwierig-feiten des Reiches. Die fast unausgesetzte Bedrohung der Grenzen seitens der Nachbarn machte ein starkes Heer n�tig, zu dessen Bildung bei der Erschlaffung und der geringen Volkszahl Italiens und der Provinzen bereits fremde S�ldner beigezogen wurden. Diese oft zuchtlosen Truppen ma�ten sich wiederholt die Verf�gung �ber die Kaiferw�rde an. Auch unter den Soldatenkaifern fehlte es nicht an t�chtigen M�nnern, wie Septimius Severusi; aber erst am Ende dieses Zeitraumes kam mit Aurelian gr��ere Stetigkeit in die Verteidigung und Verwaltung des Reiches.
� 43.
Die Soldatenkaiser. 180�284.
Unter den 25 Kaisern, welche Rom in den rund 100 Jahren von 180 bis 284 hatte, treten folgende hervor:
1. Commodus (180�192), der entartete Sohn Mark Aurels Er fchlo� mit den Markomannen und Quaden Frieden, um in Rom feinen niedrigen Neigungen leben zu k�nnen. Er trat, den Nero �berbietend, vor feiner Umgebung und im Zirkus als Herkules und als Gladiator auf. Er fand, wie die meisten der folgenden Kaiser, einen gewaltsamen Tod infolge einer Verschw�rung.
2. Septimius Severus (193�211), aus Afrika geb�rtig, hatte sich vom Statthalter Pannoniens zum Kaiser emporgeschwungen. Er l�ste die unbotm��igen Pr�torianer auf und schuf eine neue Garde aus den besten Legionssoldaten. Durch energische Kriegf�hrung im Orient und in Britannien stellte er das unter Commodus gesunkene Ansehen des Reiches wieder her.
An die Siege des Septimius Severus �ber die Parther erinnert der wohl-erhaltene Triumphbogen am S�dabhang des Kapitols.
Des Septimius unedler Sohn Antoninus Caracalla, der seinen Bruder und Mitkaiser Geta mit eigener Hand t�tete, erh�hte die Abgaben der B�rger, um die Soldaten befriedigen zu k�nnen. Um den Ertrag der Steuern noch zu ver-mehren, verlieh er allen Provinzialen das r�mische B�rgerrecht und hob dadurch den staatsrechtlichen Unterschied zwischen den Jtalikern und den �brigen Untertanen auf (constitntio Antoniniana, 212).
1 In der Mahnung, welche dieser Kaiser seinen S�hnen hinterlassen haben soll: Tovg OTQCtTiMTag nXovxi^exE, t�v �AAcov navztov Y.axa(pqovElxel ist der Grundsatz des Soldateukaisertums enthalten.
2 Seit den Flaviern der erste Fall, da� der Sohn dem Vater auf dem r�mi-schen Kaiserthron folgte; erst allm�hlich vollzog sich die Bildung einer Erb Monarchie.
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Nach dem Tode Caracallas behauptete sich sein noch jugendlicher Verwandter Elagabal (HeliogabMs), der bis dahin Sonnenpriester in Syrien gewesen war, f�r einige Jahre auf dem Thron der C�saren, den er durch unsinnige Ausschweifungen entehrte.
Z.Alexander Severus (222�235), ein Verwandter des Septimius, kam als Kind auf den Thron. Er regierte, geleitet von seiner staatsklugen Mutter Julia Mamm�a und dem Rechtsgelehrten Ulpianus^, nach dem Vorbild des Mark Aurel. Auch unter ihm war das Reich aus beiden Seiten bedroht:
a) Im Osten hatte damals Artaxerxes, der erste der Sassaniden, die Arsacidenherrschast verdr�ngt und ein Neupersisches Reich an Stelle des Parthischen errichtet (um 226). Alexander Severus k�mpfte ohne Erfolg gegen die neuausftrebende Persermacht.
b) Auch in Germanien hatte sich etwa um dieselbe Zeit eine Um-Wandlung vollzogen. An die Stelle der vielen kleinen St�mme traten nun gr��ere V�lkerverb�nde auf, die der Franken, die Alamannen, der Sachsen und der Goten. Auf einem zur Sicherung der Rheingrenze unter-nommenen Feldzug wurde der Kaiser samt seiner Mutter von den Soldaten get�tet. Mit Alexander erlosch das Haus der Severe (235).
Der F�hrer der meuterischen Soldaten. Maximinus Thrax, der sich einige Zeit als Kaiser behauptete, ohne auf den Senat R�cksicht zu nehmen, war der erste Barbar aufjdem r�mischen Kaiserthron.
4. Unter Philippus Arabs wurde 248 das tausendj�hrige Be-stehen Roms gefeiert; sein Nachfolger Decius ordnete die erste allgemeine Verfolgung der Christen an (250). Decius fiel im Kampfe gegen die Goten in M�sien.
* Die Christen hatten damals schon ttt vielen Teilen des Reiches Gemeinden (die �ltesten waren in Jerusalem, Antiochia, Philippi, Ephesus, Koloss� [in Phrygieu), Athen, Korinth, Karthago und Rom), welche treu zusammenhielten und einen Staat im Staate zu bilden begannen. �ber die herk�mmlichen Anklagen gegen sie vgl. S. 223 u. 230.
Die Goten, von den Zeitgenossen wie von den Sp�teren vielfach mit den somatischen Geten verwechselt, deren Wohnsitze sie zum Teil einnahmen, verw�steten, von der unteren Donau und dem Schwarzen Meere ausgehend, in k�hnen Z�gen Griechenland und Kleinasien, wie 500 Jahre fr�her die Gallier.
5. Die Zeit der gr��ten Verwirrung und der �Drei�ig Tyrannen" (um 260). Nach dem Untergang des Decius wurden fast in allen Provinzen von den Truppen eigene Kaiser aufgestellt, so da� man mit einiger �bertreibung von einer Zeit der Drei�ig Tyrannen spricht.
1 Sein Zeitgenosse Papinianus, der ber�hmteste der r�mischen Juristen, war unter Caracalla get�tet worden. Auch Ulpianus fand einen gewaltsamen Tod durch die Soldaten, die er durch die Einf�hrung strenger Zucht erbittert hatte.
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Weil um diese Zeit auch die �u�ere Bedr�ngnis einen hohen Grad er-reicht hatte, so schien es, als p die Ausl�sung des Reiches unmittelbar bevorstehend; da traten nochmals tatkr�ftige Kaiser auf, denen die Wieder-Herstellung des Reiches gelang.
6. Aurelian (270�275). Der von den Feldherren aus ihrer Mitte zum Kaiser erhobene Aurelian wurde schon von den alten Schriftstellern als Wiederhersteller des Reiches (restitutor orbis) gefeiert.
a) Er trieb die Goten �ber die Donau zur�ck, �berlie� ihnen aber das einst von Trajan eroberte Dacien, dessen r�mische Bev�lkerung er nach M�sien zur�ckzogt.
Schon der Vorg�nger Aurelians Claudius ((3 oticus) hatte die Goten in einer gro�en Schlacht bei Naissns (Nisch in Serbien) besiegt.
b) Um Rom gegen die Angriffe der Germanen zu sichern, begann er den Bau einer starken Mauer, die nach ihm die Aurelianische genannt wurde (s. S. 122).
* Schon Augustus hatte bei dem Aufstand in Pannonien (f. S. 217) ge�u�ert: decimo die, ni caveretur, posse hostem in urbis Romae venire conspectum (Vell. II, 110). Aurelian aber mu�te gegen Germanen sAlamannen) k�mpfen, die bereits bis zum Flu� Metaurus vorgedrungen waren.
c) Im Orient besiegte Aurelian die K�nigin Zenobia, die als Nachfolgerin ihres Gemahls Oden�tus von Palm^ra ,aus �gypten und Syrien beherrschte. Als er sich zu einem Zug gegen das Neupersische Reich anschickte, wurde er in der N�he von Byzanz ermordet (275).
Zenobia, eine hellenistisch gebildete Barbarin, die sich als Augusta bezeichnete, wurde von Aurelian im Triumph aufgef�hrt, aber begnadigt. Die Ruinen der Tempel und Pal�ste von Palm^ra (Thadmor) haben sich inmitten der Syrischen W�ste erhalten.
Unter den Nachfolgern des kriegsgewaltigen Aurelian sind Probus und Carns hervorzuheben (um 280). Ersterer besiegte die Franken und Alamauueu und gewann das eroberte linksrheinische Land der Kultur zur�ck; an seinen Namen kn�pft sich die Einf�hrung des Weinbaues am Rhein und an der Donau (in Ungarn). Carns kam auf einem siegreichen Zuge gegen die Perser um.
1 An die r�mischen Zeiten des damals ger�umten Landes erinnert noch der Name Rum�nien; auch weist die rum�nische Sprache viele lateinische Bestandteile auf.
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n. Die Zeit von Diokletian bis zum Untergang des Westr�mischen Reiches, 476 nach Chr.
a) Von der Neubefestigung der Herrschaft unter Diocletiau und Constantin bis zur bleibenden Reichsteilung, 395.
�berblick. Das durch Aurelian und seine n�chsten Nachfolger mili-t�risch erneuerte Reich wurde durch Diocletian auch im Innern neu eingerichtet. Die Einrichtungen Diocletians wurden durch Eon st antin vervollst�ndigt, der zugleich das Christentum von staatswegen einf�hrte und die Hauptstadt nach dem Osten verlegte. Die von Julian versuchte Wiedereinf�hrung des alten G�tterglaubens mi�lang.
� 44.
Diocletian und Constantin.
I. Diocletian (284�305).
Nach dem ersten Wechsel der vorausgehenden Regierungen bildete die 21j�hrige Herrschaft Diocletians einen Ruhepunkt und erm�glichte eine noch-malige Sammlung der Kr�fte des Reiches.
a) Die Teilung der Gewalt. Diocletian, der sich selbst aus niederem Stande emporgearbeitet hatte, sah ein, da� die Aufgabe, das Reich zu verteidigen, die Kr�fte eines einzelnen �bersteige, und setzte zun�chst seinen Wafsengenossen Maximian als Mitkaiser (Augustus) ein, dazu kamen sp�ter noch zwei Unterkaiser (Caesares), so da� die Regierung in folgender Weise geteilt war:
1. Diocletian beherrschte als Augustus von Nikomedia in Bithhnien aus den Osten;
2. unter ihm regierte sein Schwiegersohn Galerius als C�sar von �innium1 aus die Griechische Halbinsel.
3. Maximian beherrschte als Augustus von Mediolanum (Mailand) aus Italien und Afrika;
4. unter ihm regierte Konstantins als C�sar von Augusta Treve-rorum (Triers und Ebor�cum (Hork) aus die westlichen L�nder.
Das ganze Reich wurde in 12 Verwaltungsbezirke oder Di�cesen (b. �iomeiv) geteilt. Italien und Rom verloren ihre Bedeutung als Mittelpunkt der Macht.
1 Das heutige Mitrovitz an der Save nahe der M�ndung in die Donau.
2 Unter den Bauresten aus der r�mischen Zeit Triers ragt die sogen. Porta nigra, ein gewaltiges Bauwerk von 36 m L�nge und 29 m H�he, hervor.
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� 235 �
b) Die Einf�hrung der absoluten Monarchie. Die Hofhaltung wurde nach dem Vorbild der orientalischen Despotien gestaltet. Um den Willen des Kaisers und der Mitregenten �berall zur Ausf�hrung zu bringen, wurden zahlreiche Beamte eingesetzt. Der Senat sank zu einem r�mischen Stadtrat herab. Auch das Heer wurde in geb�hrenden Schranken gehalten.
Jetzt erst wurde der Kaiser als Dommus und Jovius angeredet und mit Knie-Beugung (jiQoanvvrjais) begr��t; er trug ben Purpur und das Diadem. Beamte und gewerbetreibende St�ube w�rben kastenartig geschieben, auch w�rbe bie Neubildung eines freien Kleinbauernstandes durch Ackerverteilung an verarmte B�rger und Zn-gewanderte (als coloni) versucht. � Um der damals eingetretenen allgemeinen Preissteigerung zu begegnen, wurden durch ein kaiserliches Edikt die Warenpreise festgestellt (Maximaltarif).
c) Die letzte Christenverfolgung, 303�305. Auch Diocletian betrachtete (wie Mark Aurel und Decius) die Christen, die nun bereits einen bedeutenden Teil der Bev�lkerung ausmachten, als staatsges�hrlich und ordnete 303 die Zerst�rung der Kirchen und Bestrasung aller Widerspenstigen an, doch konnte die Verfolgung, welche sich auf mehrere Jahre ausdehnte, den Siegeslauf des Christentums nicht mehr aufhalten.
* Die Christen sollen damals etwa ein Zw�lftel der Bev�lkerung des Reiches, die man auf 100 Millionen berechnet, ausgemacht haben. Die Zahl der Opfer aller Christenverfolgungen wird sehr verschieden gesch�tzt; die niedrigste Sch�tzung nimmt 4000 M�rtyrer an.
II. Constantm der Gro�e (312-337).
a) Erneuerung der Wirren und Sieg Constantins, 312. Diocletian hatte i. I. 305 freiwillig feine Macht niedergelegt und hatte sich nach feiner Heimat in Dalmatien zur�ckgezogen, wo er 313 zu Salon� (bei dem heutigen Spal�to) starb. Nach seinem R�cktritt erneuerte sich der Streit um die h�chste Gewalt. Im Kampfe mit den �brigen Machthabern blieb Constantin, des Constantius Sohn, Sieger. Vor den Toren Roms be-siegte er den Gegenkaiser im Westen, Maxentius (312), zw�lf Jahre fp�ter unterlag auch der Gegenkaifer des Ostens, Licinius (324).
Die entscheidende Schlacht des Jahres 312 wurde in der Enge zwischen den �Roten Felsen" (saxa rubra) und dem Tiber unweit des pons Milvius (j. Ponte Molle) gewonnen. Maxentius ertrank auf der Flucht im Tiber1. Constantin hatte nach dem Bericht des Bischofs Eusebius vor der Schlacht eine Vision des Kreuzes (mit der Aufschrift rotirp vina) und betrachtete seinen Sieg als einen Sieg des Christengottes �ber die heidnischen G�tter. Das Kreuz mit dem Monogramm Christi wurde fortan ein Abzeichen der Reichsfahne (lab�rum).
Ein gro�er Triumphbogen am Colossenm erinnert an den Sieg Constantins. Die Bildwerke desselben zeigen, soweit sie nicht �lteren Bauten entnommen sind, den tiefen Stand der damaligen Kunst�bung. �berhaupt war in den rauhen Kriegs-Seiten die Bildung gesunken.
i *Vgl. das Wandgem�lde Rafaels in dem Constantinsfaal des Vatikans.
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b) Die Aufnahme des Christentums in das r�mische Staats-Wesen. Schon Konstantins Vater, Constantius, der Gemahl der heiligen Helena, hatte die Christen in seinem Gebiet geduldet. Konstantin erlie� nach seinem Sieg �ber Maxentius das Duldungsedikt zu Mailand (313); nach seinem Sieg �ber Licinius, bei welchem er durch die Parteinahme der christlichen Geistlichkeit unterst�tzt worden war, erkl�rte er das Christentum s�r die Staatsreligion (324). Unter dem Vorsitz des Kaisers verdammte die Kirchen-Versammlung von Nic�a (325) die Lehre des Arius und entschied sich s�r die Lehre des Athanasius von der Wesensgleichheit (Homousie) Christi mit Gott. Kurz vor seinem Tode verbot der Kaiser die heidnischen Opfer und lie� sich taufen.
Auf dem Konzil von Nic�a waren �ber 250 Bisch�fe versammelt, unter welchen der r�mische das meiste Ansehen besa�. Die Geistlichen (<5 seil, zov �eov)
waren befreit von den Steuern und unterstanden nicht der weltlichen Gerichtsbarkeit. Die dankbare Kirche hat Constantin mit dem Beinamen des Gro�en ausgezeichnet und das Andenken dieses Kaisers besonders hochgehalten^.
c) Verlegung der Residenz nach Constantinopel und Ordnung des Reiches.
Im I. 330 verlegte Constantin seine Residenz und damit den Schwer-Punkt des Reiches nach Bhzanz, das seitdem Constantinopel (auch via *P�>prj) hie�. Wie unter Diocletian war das Reich in 4 gro�e Statthalterschaften oder Pr�fektureu geteilt:
1. Der Orient (mit dem Sitz des Pr�fekten in Nikomedia);
2. Jllhrien (mit Thessalonike);
3. Italien (mit Mailand);
4. Gallien (mit Trier).
* Schon in der Zeit des C�sar und Augustus war der Gedanke einer Verlegung der Reichshauptstadt nach dem Osten aufgetaucht (vgl. H�r. carm. III, 3); im 2. und 3. Jahrhundert hatte dann der Einflu� des Orients auf das R�mertum und die Kultur �berhaupt noch zugenommen.
Die Statthalter der Pr�fektureu waren nicht selbst�ndig, wie unter Diocletian, sondern absetzbare Beamte des Kaisers. Unter den Pr�fekten standen die Vikare der (auf 13 vermehrten) Di�cefen und die Rektoren der 116 Provinzen. Die Milit�rmacht stand unter besonderen Feldherren.
Die ganze, ungemein zahlreiche Beamtenschaft war durch genaue Rangstufen, Titulaturen und Zeremonien geschieden.
Der Unterhalt des Heeres, in welchem unter Constantin bereits viele Ger-matten dienten, sowie des Hofes und der Beamten machte hohe Steuern n�tig, f�r deren Einbringung die B�rgermeister (decuriones) mit ihrem Verm�gen haftbar waren. Die Grundsteuer wurde alle 15 Jahre neu veranlagt (indictio), daraus entstand eine neue Zeitrechnung nach Jndiktionen (von 312 an).
1 *Die Reiterstatue Mark Aurels auf dem Kapitel verdankt ihre Erhaltung in den St�rmen der folgenden Jahrhunderte dem Umst�nde, da� sie f�lschlich als ein Standbild des kirchenfreundlichen Constantin betrachtet wurde.
� 237 �
� 45.
Die Kaiser aus dem Hause Constantius und die Heerkaiser bis zur bleibenden Teilung des Reiches, 395.
I. Das Haus Constantius, 337�363.
g.) Die S�hne Constantius. Constantin hatte das Ansehen des Reiches nach au�en unbestritten ausrecht erhalten. Gegen das Ende seiner Regierung plante er einen Zug gegen die Perser, starb aber zu Beginn des Feldzuges in Nikomedia (337). Seine drei S�hne, Constantin, Constantius und Constans, teilten sich nach dem Willen des Vaters in die Herrschast. Von ihnen behauptete sich der ehrgeizige und grausame ^ Eon-stantius allein in der Herrschast (353�361). Unter ihm erneuerte sich die Gef�hrdung des Reiches:
1. Constantius selbst verteidigte den Osten gegen die Perser;
2. sein Vetter Julian k�mpfte als Statthalter Galliens mit Gl�ck gegen die Alamannen (Sieg bei Argentor�tum oder Stra�burg, 357) und zwang die salischen Franken zu se�haftem Leben im belgischen Gallien.
Als Julian einen Teil seines Heeres s�r den Krieg im Orient abgeben sollte, lie� er sich selbst zum Kaiser ausrufen (in Paris) und zog gegen Constantius. Noch vor dem Zusammentreffen starb Constantius im Orient.
b) Julian Apost�ta, (361�363).
1. Der R�ckfall ins Heidentum. Julian, der gebildetste unter den Kaifern der fp�teren Zeit, war dem Christentum entfremdet worden und strebte eine Erneuerung des alten G�tterglaubens an. Er schritt zwar nicht mit Strafen gegen die Christen ein, schlo� sie aber von den �mtern, nament-lich von den Lehrst�hlen der h�heren Schulen, aus und beteiligte sich selbst an dem literarischen Streit gegen das Christentum.
* Julian, von dem noch Briefe und Reden erhalten sind, war Anh�nger der von Plotin begr�ndeten neuplatonischen Lehre und versuchte, von Platons Ideen-lehre ausgehend, alle G�tter und D�monen der verschiedenen V�lker als Repr�sen-tanten der einzelnen sittlichen Begriffe und Mittler zwischen dem g�ttlichen und dem menschlichen Wesen in einem System zu vereinigen.
2. Julians Ausgang. Julian nahm den von seinem Vorg�nger Constantius angefangenen Krieg gegen das Neuperfifche Reich wieder auf und drang �ber den Tigris vor, fiel aber in einem Gefechte, als er schon gezwungen war den R�ckzug anzutreten. Mit ihm erlosch das Haus Cou-stantius (363).
1 Constantius lie� seine meisten Verwandten durch Soldaten umbringen: auch Constantin d. Gr. hatte seinen Sohn Crispus und seine Gemahlin Fansta 326 t�ten lassen.
Nach der �berlieferung sprach Julian sterbend: vevixrjKas ra�iXaie! Jedenfalls riefen die Truppen, die sonst dem Kaiser treu ergeben waren, nach seinem Tod einen eifrigen Christen (Jovianus) zum Kaiser aus. Derselbe schlo� einen nnr�hm-lichen Frieden mit den Persern und starb bereits auf dem R�ckzug (364).
II. Die Heerkaiser bis Theodosius (395 +).
a) Valentinian I. (375 f) und Valens (378 f). Von den Nachfolgern Julians ist Valentinian I. bedeutend durch die Abwehr der Alamannen. Er sicherte die Grenzgebiete am Rhein noch einmal gegen die Germanen, sand aber dann den Tod, als er sich gegen die Quaden an der Donau wandte (375). Sein Bruder Valens, der im Osten regierte, nahm die Westgoten in M�sien auf. Als diese dann, gereizt durch die Be-dr�ckungen der r�mischen Beamten, in Thracien einbrachen, erlag ihnen Valens bei Adrianopel (378).
Mehr noch als der Osten war die westliche Reichsh�lfte von germanischen Ele-menten durchsetzt. So war Valeutinians I. Sohn und Nachfolger, Valentinian II., von dem Franken Arbogast geleitet.
b) Theodosius (379�395). Theodosius, ein Feldherr Valen-tinians, �bernahm nach dem Untergang des Valens zuerst die Regierung im Osten, erlangte aber sp�ter auch in der westlichen Reichsh�lfte Anerkennung, so da� das Reich unter seiner starken Hand zum letztenmal auf kurze Zeit vereinigt wurde (394�395).
Theodosius verbot im Reich die Aus�bung der heidnischen G�tterverehrung, auch schritt er gegen die Arianer ein. Seine Bu�e vor dem Bischof Ambrosius in Mailand wegen einer Blutschuld1 war die erste �ffentliche Unterwerfung eines Kaisers unter die Kirchenzucht.
* In der Literatur wie in der Kunst kam um jene Zeit neben dem weltlichen auch das geistliche (christliche) Element zur Geltung. Unter den weltlichen Geschicht-schreibern ist Ammianns Marcellinus (f um 390) zu nennen, eine Grieche, der in lateinischer Sprache die Geschichte von Nerva bis 378 n. Chr. schrieb. Von den christlichen Schriftstellern war der vielseitigste Eusebius (f als Bischof von C�sarea in Pal�stina, 340), welcher in griechischer Sprache eine Weltgeschichte (Xqovik�v), eine Kirchengeschichte und das Leben Constantins (f. S. 235) verfa�te. Sein Chronikon �berarbeitete Hieronymus (f 420) in lateinischer Sprache; indem derselbe auch die Bibel ins Lateinische �bertrug (Vulgata), bahnte er die Einf�hrung des Lateinischen als Kirchensprache an. Ihren H�hepunkt erreichte die lateinisch-christliche Literatur mit Augustinus (t 430 als Bischof von Hippo in Afrika). � In der bildenden Kunst traten neben weltlichen Prachtbauten (Diocletians Thermen und Constantins Triumph-bogen in Rom; S. 235 f.) die Anf�nge der christlichen Baukunst (die Basiliken) sowie der christlichen Wandmalerei in den Katakomben d. h. den unterirdischen Begr�bnis-st�tten in Rom und anderw�rts hervor.
1 Theodosius hatte wegen der Ermordung eines r�mischen Beamten 7000 Menschen im Zirkus von Thessalonike niedermachen lassen.
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b) Bon der bleibenden Teilung des Reiches bis zum Untergang, 395�476 (1453).
�berblick. Das geteilte Reich vermochte sich noch weniger der aufstrebenden jugendlichen V�lker zu erwehren als die ungeteilte Monarchie. W�hrend aber das westliche Reich schon 476 (den Germanen unterlag, behauptete sich Ostrom, das von dem Hauptsto� der nordischen V�lker verschont blieb, bis 1453.
� 46.
Der Untergang des Westr�mischen Reiches, 476.
a) Die Reichsteilung. Nach Theodosius' Tod wurde das R�mische Reich zwischen seinen S�hnen geteilt; diese Teilung ist dann eine end-g�ltige geworden:
1. Arkadius erhielt den Osten: die Griechische Halbinsel, Kleinasien, Syrien und �gypten;
2. Honorius erhielt den bereits von den Germanen bedrohten Westen: Italien (mit Jllyrien und Pannonien), Gallien (mit Britannien), Spanien und Afrika.
Nach dem Herkommen des letzten Jahrhunderts war der Vorrang an das �st-liehe Reich und an die Hauptstadt Coustantinopel gekn�pft. Daraus erkl�ren sich die Anspr�che, welche Ostrom auch sp�ter noch auf Italien machte (Eroberung durch Belisar und Narses), bis das Langobardenreich (568) und schlie�lich das B�ndnis der P�pste mit den Franken das ostr�mische Kaisertum in den Hintergrund dr�ngten.
b) Die Schicksale des We st r�mischen Reiches bis zur Errichtung eines germanischen K�nigtums in Italien, 476.
1. Honorius (395�423). Zur Residenz des westlichen Reiches wurde das durch seine Lage gesch�tzte Ravenna gew�hlt (seit 402). Der Leiter des jugendlichen Honorius, der Vandale Stil! cho wehrte die unter Altrich anst�rmenden Westgoten ab und besiegte andere germanische St�mme, die unter Rad�gais eingefallen waren, bei F�f�l� (j. Fies�le bei Florenz). Nach dem Sturz Stilichos erschien Alarich abermals in Italien und nahm schlie�lich Rom ein (410).
2. Valentinian III. (415�455). F�r den unm�ndigen Kaiser f�hrte seine Mutter Placidia, die Schwester des Honorius, die Regierung. Die schon unter Honorius begonnene Masseneinwanderung der Germanen in die westr�mischen Provinzen dauerte fort:
Die Burgunder hatten sich schon seit 406 am Mittel- und Oberrhein festgesetzt;
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419 lie�en sich die Westgoten in Aquitanien, sp�ter auch in Spanien nieder;
429 setzten die Vandalen, einem Rufe des mit der Kaiserin Placidia zersallenen r�mischen Statthalters Bonifatius folgend, von Spanien nach Afrika �ber;
449 eroberten die Angeln und Sachsen das von den r�mischen Legionen ger�umte Britannien.
Die letzte Gro�tat der R�mer im Westen war die Abwehr der Hunnen. Aus den Katalaunischen Feldern schlug Aetius, der r�mische Statt-Halter Galliens, im Bunde mit dem westgotischen K�nige Theoderich die Scharen Attilas zur�ck (451).
Attila erschien im n�chsten Jahre in Oberitalien, lie� sich aber durch Geschenke zur Umkehr bestimmen.
Indem Valentinian III. den Aetius mit eigener Hand t�tete, beraubte er sich (wie vorher Honorins durch die Ermordung Stilichos) der vornehmsten St�tze seines zusammenbrechenden Reiches.
3. Die Pl�nderung Roms durch die Vandalen, 455. Gerusen von Eudoxia, der Witwe Valentinians, welche den M�rder ihres Gatten hatte heiraten m�ssen, kamen die Vandalen unter Geiserich von Afrika nach Italien und pl�nderten Rom (455) \
4. Die letzten (Titular-)Kaiser des Westr�mischen Reiches. Nach dem Abzug der Vandalen ri� der germanische S�ldners�hrer Riclmer als Patricius die h�chste Gewalt in Italien an sich und behauptete sie bis zu seinem Tode (472). Die gleichzeitig ausgestellten Kaiser waren machtlos. Vier Jahre nach dem Tode Ricimers setzte der germanische Heerf�hrer Odoaker den letzten dieser Schattenkaiser (Romulus Augustulus) ab und nahm selbst den Titel eines K�nigs von Italien an (476).
Der Kaiser von Ostrom erkannte den Germanen Odoaker als Patricius an. Zehn Jahre nachher, 486, wurde der letzte r�mische Statthalter Galliens, Syagrins, von dem Frankenk�nig Chlodwich besiegt. In Rom behaupteten sich neben der geist-lichen Obrigkeit noch einige Zeit die altr�mischen Namen und W�rden; 534 wurde der letzte Konsul ernannt.
Die einheimische Bev�lkerung Italiens hatte in den letzten Jahrhunderten an Zahl und k�rperlicher T�chtigkeit stetig abgenommen.
Die Kirche und unter ihrem Schutze die Kultur, die st�dtischen Ordnungen, aber auch die politischen Begriffe des Reiches und eines weltbeherrschenden Kaisers �berlebten den Zusammenbruch der alten Welt, sie wurden von den jugendlichen ger-manischen V�lkern aufgenommen und weiter ausgebildet.
i Damit schien sich (nach genau 600 Jahren) an Rom das Wort zu erf�llen, welches Scipio auf den Tr�mmern von Karthago ausgesprochen hatte (s. S- 175).
Zeittafel.
A. Orientalische Geschichte.
4500 v. Chr. Die �ltesten nachweisbaren Herrschasten am Euphrat.
3500 Anf�nge des alten �gyptischen Reiches von Memphis.
2250 Altbabhlonisches Reich; Hammurabi.
2000 Abraham (nach anderer Annahme Zeitgenosse Hammnrabis).
1300 R�ckkehr der Juden nach Kanaan; �f�oses; Josua.
1500-1300 Glanzzeit des Reiches von Theben. Thutmosis lll.und Ramses ll.
1200�606 Vorherrschaft der Assyrer.
1055�953 Ungeteiltes K�nigtum in Pal�stina. Saul, David, Salomo. 850 Gr�ndung von Karthago.
722 Samaria von Sargon zerst�rt.
606 Ninive von den Medern und den (Neu-)Babyloniern zerst�rt. 605 Necho bei Karkemisch von Nebukadnezar besiegt.
586 Jerusalem von Nebukadnezar zerst�rt.
550 Cyrus st�rzt den Mederk�nig Asthages.
546 Chrus st�rzt den Lyderk�nig Kr�sus.
538 Chrus st�rzt den K�nig von Babylon Nabonedus.
529 Chrus f auf einem Zug gegen die Scythen.
525 Kambhses erobert durch die Schlacht bei Pelusium �gypten.
521�485 Darius I. H�hepunkt der persischen Macht. Unternehmungen gegen die Inder, Scythen und Griechen.
B. Griechische Geschichte.
I. 1200�500.
(1194�1184 Der Trojanische Krieg nach der Annahme der Alten.) (1104) Dorische Wanderung; Neumischung der griechischen St�mme; Besiedlung der Inseln und Kleinasiens; Eroberung Trojas. (850) Ordnung des spartanischen Staates durch Lykurg.
850 Homer.
776 Erste Olympiade.
Besiedlung Unteritaliens, Siciliens und der K�sten des Schwarzen Meeres. Messenische Kriege: Sparta siegreich im Peloponnes. 621 Drakons Gesetze.
612 Kylon f bei dem Streben nach der Tyrannis.
Stich, Lehrbuch der Geschichte, I. Bd. 4. Auflage. 16
594 Solon. Timokratie in Athen.
Das Zeitalter der Sieben Weisen.
560�510 Pisistratus und seine S�hne. Thrannis in Athen. 550 Der Peloponnesische Bund unter F�hrung Spartas. 509 Klisthenes. Demokratie in Athen.
II. 500�404.
500�494 Aufstand der Jonier..
492�449 Die Perserkriege.
492 Erfolgloser Zug des Mardonius an der thracischen K�ste. 490 Marathon (Miltiades).
480 Thermophl� (Leonidas); Artemisium, Salamis (Themistokles).
479 Plat�� (Pausanias u. Aristides); Mhkale (Leothchides u. Xanthippus).
477�405 Athens Hegemonie (erster Seebund).
467 Cimons Sieg am Eurymedon.
449 Cimon f- Sieg beim cyprischen Salamis.
445 Drei�igj�hriger Friede zwischen Athen und Sparta. Perikles.
438 Parthenon vollendet. Phidias.
431�404 Peloponnesischer Krieg.
431�421 Archidamischer Krieg.
429 Tod des Perikles.
427 Lesbos von den Athenern, Plat�� von den Thedanern eingenommen.
425 Spartaner in Sphakteria eingeschlossen.
424 Niederlage der Athener bei Delion.
422 Schlacht bei Amphipolis iBrasidas Kleon f).
421 Friede des Nikias.
418 Sieg der Spartaner bei Mantinea.
415�413 Sicilische Expedition (Alcibiades).
413�404 Dekeleischer Krieg.
411 Aufkommen der Oligarchen in Athen; vereitelt durch die Flotte. 408 Alcibiades wieder in Athen.
407 Alcibiades abermals gest�rzt.
406 Sieg der Athener bei den Arginusen (Kallikratidas t)-405 Niederlage der Athener bei �gospotami; Lysander.
405 Sophokles t-
404 Einnahme Athens. Herrschast der Drei�ig. Kritias u. Theramenes.
� 243 �
III. 404�338.
404 Sturz der Drei�ig durch Thrasybul.
401 Zug der Zehntausend.
399 Sokrates f.
396�394 Agesilaus in Kleinasien.
395�387 Korinthischer Krieg.
395 Lysander s�llt vor Haliartus.
394 Kotxon siegt (mit der persischen Flotte) bei Knidus, Agesilaus bei Koronea.
387 Friede des Antalkidas: Der Perserk�nig best�tigt die Hegemonie Spartas.
379 Die Spartaner aus der Kadmea Vertrieben..
378�355 Zweiter Athenischer Seebund.
371 Leuktra 1 . . , _N
362 Mantinea I Thebens Hegemonie (Epamrnondas).
359�336 Philipp von Macedonien.
357�355 Bundesgenossenkrieg der Athener.
355�346 Heiliger Krieg gegen die Phocier.
348 Einnahme Olhnths; Demosthenes.
348 Platon f.
346 Ende des Heiligen Krieges gegen die Phocier; Philipp im Amphiktyonenrat. 339 Heiliger Krieg gegen die Lokrer.
338 Schlacht bei Ch�ronea?
IV. 338�146.
336�323 Alexander der Gro�e.
335 Zerst�rung Thebens.
334 Schlacht am Granikus.
333 Schlacht bei Jssus.
332 Eroberung von Thrus; Gr�ndung von Alexandria.
331 Schlacht bei Gaugamela. Ende des Perserreiches.
330 Darius III. f. Agis t (Megalopolis).
327�325 Zug nach Indien.
323 Alexanders Tod zu Babylon.
323�281 Diadochen.
323�322 Lamischer Krieg.
322 Demosthenes f; Aristoteles f.
301 Schlacht bei Jpsus; Bildung der drei hellenistischen Reiche: Macedonien (bis 146), Syrien (bis 63), �gypten (bis 30). 280 Einsall der Gallier in Griechenland.
� 244 �
221 Niederlage der Spartaner bei Sellasia (Aratus). 146 Griechenland r�misch.
C. R�mische Geschichte.
I. 753�510.
(753 Gr�ndung Roms nach der Annahme der Alten). Die sieben K�nige: Romulus; Numa Pompilius (Ordnung des Kultus); Tullus Hostilius (Alba zerst�rt); Ancus Martius; Tarquinius Priscus; Servius Tullius (Befestigung der Stadt; Einteilung der B�rgerschaft nach dem Wohnort und nach dem Verm�gen); Tarquinius Superbus (r�mische Vorherrschaft in Latium).
510 Vertreibung der Tarquinier.
II. 510�31.
509�496 Krieg mit den Etruskern (Porsenna) und Latinern.
496 Schlacht am See Regillus; Erneuerung des Latinischen Bundes.
494 secessio plebis in montem sacrum. Volkstribunen.
491 Krieg mit den Volskern (Coriolanus).
486 Sp. Cassius; erste lex agraria.
458 Krieg mit den �quern (Cincinnatus).
461�450 decemviri legibus scribundis. Zw�lftaselgesetz.
449 leges Valeriae Horatiae: erh�hte Bedeutung der Tributkomitien.
445 lex Canuleia (conubium).
444 Konfulartribunen und Censoren.
439 SP. M�lius f.
405�396 Krieg gegen Veji (Kamillus).
390 (387) Schlacht an der Allia; die Gallier in Rom.
384 M. Manlius Capitolinus f.
367 leges Liciniae Sextiae.
366 Der erste plebejische Konsul; Pr�tur.
343�290 Samnitenkriege.
343�341 Erster Samnitenkrieg (271. Valerius Corvus).
340�338 Letzter Latinerkrieg (T. Manlius Torquatus).
338 Latium unterworfen.
326�304 Zweiter Samnitenkrieg.
321 Niederlage der R�mer in den Caudinifchen Engp�ssen.
245
312 Appische Stra�e.
298�290 Dritter Samnitenkrieg.
295 Sieg der R�mer bei Sentinum �ber Samniten, Umbrer, Etrusker
und Gallier (Q. Fabius Maximus u. P. Decius Mus). 290 Unterwerfung Mittelitaliens vollendet.
280�275 Krieg Roms mit Tarent und Pyrrhus.
279 Niederlage der R�mer bei Askulum
275 M\ Curius Dentatus besiegt den Pyrrhus bei Benevent.
272 Pyrrhus f; �bergabe von Tarent.
270 Unterwersung Unteritaliens vollendet.
264�241 Erster Punischer Krieg.
260 Erster Seesieg der R�mer bei Mhl� (C. Duilius).
256 Regulus setzt nach Afrika �ber.
255 Niederlage des Regulus bei Tunes (Xanthippus).
250 Sieg der R�mer bei Panormus.
247 Hamilkar Barkas auf Sicilien.
241 Sieg bei den �gatischen Inseln; Sicilien erste r�mische Provinz. 238 Sardinien r�misch.
231 Korsika r�misch.
229 Hamilkar t (die Karthager in Spanien).
228 Die Jllhrier besiegt.
222 Oberitalien unterworfen.
219 Hannibal erobert Sagunt.
218�201 Zweiter Punischer (Hannibalischer) Krieg.
218 Niederlagen der R�mer am Ticinus und an der Trebia.
217 Niederlage am Trasimenischen See (C. Flaminius f) � Fabius Cunctator.
216 Niederlage bei Cann� (L. �milius Paullus f).
215 Marcellus behauptet sich bei Nola gegen Hannibal.
212 Marcellus erobert Syrakus.
211 Untergang der �Sdpionen in Spanien; Kapua zur�ckerobert; Hannibal ad portas.
207 Hasdrubals Niederlage bei Sena Gallica.
206 Spanien r�mische Provinz. Gecrg-Eckert-lnstiti
202 Schlacht bei Zama: Hannibal von Scipio geschlagen, f�r ir^matipnale
280 Niederlage der R�mer bei Heraklea
Schulbuchforschung Braunschweig
Schulbuchbibliothek
� 246 �
200�197 Zweiter Macedonischer Krieg.
197 Philipp HI. (V.) von Macedonien bei Khnoskephal� besiegt (T. Quinctius
Flamininus).
191�189 Syrischer Krieg.
190 Antiochus von Syrien bei Magnesia besiegt.
183 Tod Scipios, Hannibals und Philop�mens.
168 Perseus bei Phdna geschlagen (�milius Paullus).
149�146 Dritter Punischer Krieg (Scipio minor).
146 K arthago und Korinth zerst�rt. Afrika und Macedonien (nebst
Griechenland) r�mische Provinzen.
133 Asien (Pergamum) r�mische Provinz. � Numantia erobert.
133 Auftreten des Ti. Gracchus.
123�121 Reformen des C. Gracchus.
111�105 Jugurthinischer Krieg.
113�101 Cimbernkrieg.
105 Niederlage bei Arausio.
102 Besiegung der Teutonen bei Aqua Sexti� (Marius).
101 Besiegung der Cimbern bei Vercell�.
90�88 Bundesgenossenkrieg.
88 Erster B�rgerkrieg in Rom und erster Krieg gegen Mithridates. 86 Marius f; Cinna in Rom, Sulla im Orient.
84 Friede zu Dardanus.
82�79 Sulla Diktator (f 78); Herstellung der Senatsherrschast. 80�72 Krieg gegen Sertorius in Spanien.
74�64 Dritter Krieg gegen Mithridates: Lucullus; Pompejus. 73�71 Fechterkrieg (Crassus).
70 Pompejus und Crassus Konsuln; Herstellung der tribunicischen Gewalt.
67 Seer�uberkrieg beendet (Pompejus).
64�63 Pontus und Syrien werden r�mische Provinzen.
63 Catilinarische Verschw�rung (Cicero).
60 Erstes Triumvirat (Pompejus, Crassus, C�sar).
59 C�sars Konsulat.
58�50 C�sar unterwirst Gallien.
58 Besiegung der Helvetier und des Ariovist.
55 und 53 C�sar in Germanien.
55 und 54 C�sar in Britannien.
� 247 �
53 Niederlage bei Karrh�; Crassus t-�
52 Aufstand in Gallien; Vercingetorix.
49 Zweiter B�rgerkrieg: C�sar und Pompejus.
48 C�sars Sieg bei Pharsalus. Pompejus f in �gypten. 48�47 C�sar in Alexandria.
47 C�sars Sieg bei Zela.
46 C�sars Sieg bei Thapsus. Cato Uticensis t-
45 C�sars Sieg bei Munda.
44 C�sar ermordet. Verwirrung in Rom.
43 Zweites Triumvirat (Antonius, Octavianus, Lepidus).
43 Cicero f.
42 Schlacht bei Philippi. Cassius und Brutus t-
36 Besiegung des S. Pompejus in �teilten; Verdr�ngung des Lepidus.
31 Schlacht bei Actium.
HI. 31 vor bis 395 (476) nach Chr.
31 v. Chr. � 14 n. Chr. C. Julius C�sar Octavianus Augustus. 19 Virgil t-
16�15 Tiberius und Drusus erobern Noricum, R�tien und Vindelicien. 12�9 Drusus in Germanien.
8 v. Chr. Horaz t-6 n. Chr. Unternehmung gegen Marbod. Ausstand in Pannonien. 9 Schlacht im Teutoburger Wald (Armin und Varus). 14�68 Julisch-Claudische Kaiser.
14�37 Tiberius.
14�16 Germanicus in Germanien.
17 Ovid und Llvius f.
37�41 Gajus Caligula.
41�54 Claudius. Mauretanien und S�dbritannien unterworfen. 54-68 Nero.
64 Erste Christenverfolgung in Rom.
68�69 Galba; Otho; Vitellius.
69�96 Die drei Flavischen Kaiser.
69�79 Vespasian.
70 Jerusalem zerst�rt; Ausstand der Bataver unterdr�ckt.
79�81 Titus.
81�96 Domitian; Britannier unterworfen (Agricola); Dacier siegreich. 96�180 Die guten Kaiser.
96�98 Nerva.
- 248
98�117 Trajan. Dacier besiegt. Gr��te Ausdehnung des Reiches.
Der Geschichtschreiber Tacitus.
117�138 Hadrian.
138�161 Antoninus Pius.
161�180 Mark Aurel; Markomannengesahr.
180- 270 Drohender Verfall des Reiches. Die Soldatenkaiser. 193�211 Septimius Severus.
212 constitutio Antoniniana (Caracalla).
222�235 Alexander Severus.
226 Neupersisches Reich (unter den Sassaniden).
250 Allgemeine Christenverfolgung.
270�275 Aurelian (restitutor orbis). Palmhra zerst�rt.
284�305 Diocletian. Absolute Monarchie.
303 Letzte Christenverfolgung.
312�337 Konstantin der Gro�e.
312 Sieg an der Milbischen Br�cke. Maxentius f.
324 Das Christentum Staatsreligion.
325 Konzil von Nic�a.
330 Constantinopel Reichshauptstadt.
357 Julians Sieg �ber die Alantannen bei Stra�burg.
361�363 Julianus Apostata (f gegen die Neuperser).
375 Beginn der V�lkerwanderung.
378 Sieg der Westgoten bei Adrianopel. Valens t-395 Theodosius teilt das Reich (Arcadius und Honorius).
410 Die Westgoten (Alarich) in Rom.
451 Die Hunnen (Attila) in Gallien besiegt.
455 Die Vandalen (Geiserich) in Rom.
476 Der letzte Westr�mische Kaiser (Romulus Augustulus) abgesetzt; der Germane Odoaker K�nig von Italien.
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