43. Die Anfänge d. deutsch. Reform, bis zu Luthers Rückkehr nach Wittenberg. 189 herausforderte (auf der Pleißenbnrg zu Leipzig). Da aber Eck hierbei auch einige Meinungen Luthers anfocht, hielt dieser die Altenbnrger Abmachung für verletzt und griff in den Redekampf ein. Das Ergebnis war, daß er, hingewiesen auf die Verwandtschaft zwischen ihm und Huß, einige von dessen Lehren als durchaus mit dem Evangelium übereinstimmend erklärte und die Möglichkeit aussprach, daß auch ein Konzil irre. Damit hatte er sich von der herrschenden Kirchen- lehre losgesagt. Jetzt brachte, ermutigt durch die Zustimmung von Männern wie ®|trb/yr^0t6een11 Hutten und Franz von Sickingen (f. S. 193), die eine von 1520/ Rom unabhängige deutsche Nationalkirche erträumten, Luther die Angelegenheit aus dem Kreise der Theologen heraus vor die Nation und ließ 1520 in schneller Reihenfolge jene drei berühmten Flugschriften erscheinen, die im wesentlichen den Inhalt seiner Lehre bildeten und sich in der Mutterspache an das deutsche Volk und seine Fürsten und Städte wandten*). Die hauptsächlichsten seiner Forderungen waren: Beseitigung der schreienden Miß- stände in der Kirche (Geldleistungen an den Papst, Verringerung der Festtage, Aufhebung des Zölibats, Beschränkung der Klöster, Verbot der Bettelei der Orden), freie Pfarrerwahl der Städte, Reform der Universitäten und Schulen; bezüglich der Kirchenlehre Verwerfung der Messe und Beschränkung der sieben Sakramente auf drei (Taufe, Buße, Abendmahl), später unter Wegfall der Buße auf zwei. Mittlerweile hatte Eck die Verkündigung einer päpstlichen Bulle Bann und^ Ver- bewirkt, die 41 lutherische Sätze verdammte und ihn mit demAannbulle 1*20. Banne bedrohte, wenn er nicht innerhalb 60 Tagen widerrufe. So gewaltig aber sprach sich die öffentliche Meinung in Deutschland für den Wittenberger Mönch aus, daß die meisten Fürsten die Bulle in ihren Landen nicht veröffentlichen ließen. Als man seine Schriften in Burgund und in den Niederlanden verbrannte, übergab Luther, von Professoren und Studenten umgebeu, am 10. Dezember 1520 die Bulle, einige Schriften seiner Gegner und ein Exemplar des kanonischen Rechts vor dem Elstertore zu Wittenberg, dem Feuer. 3. Wahl Karls V. Inzwischen war Kaiser Maximilian I. aus SBa^1f1agrIS v- dem Leben geschieden. Da Kurfürst Friedrich der Weise die Krone ausschlug, vereinigten sich die Stimmen der Kurfürsten mit Übergehung der anderen Bewerber I- von Frankreich und Heinrich VIII. von England) auf Max' jugendlichen Enkel Karl (ge- boren 1500); zu seiner Erhebung hatten besonders umfassende Be- 1) Die Titel lauteten: „An den Christlichen Adel deutscher Nation von des christ- lichen Standes Besserung", „De captivitate Babylonica ecclesiae praeludium" und „Von der Freiheit eines Christenmenschen"; die letztgenannte Schrift war die Antwort auf die Bannbulle.