Einleitung und Übersicht 1. Das Mittelalter ging aus in einen Zustand allge- 1 meiner Auflösung, besonders der die EntWickelung einst beHerr-^über-^ schenden Mächte, der päpstlichen Kirche, des Deutschen Reichs ^Se und Italiens, während Frankreich, Spanien und England, nach schweren Bedrängnissen durch Brechung der feudalen Gewalten (II, § 204) unter einer volkstümlichen Monarchie national ge- einigt, neue Formen des staatlichen Lebens ausbildeten und, durch Hebung des Bürger- und Bauernstandes zu gesunderen gesellschaft¬ lichen Verhältnissen gelangt, kirchliche Übergriffe eher abzuwehren im stände waren. Dagegen empfand Deutschland das Mißlingen der versuchten Besserung der Kirche (II, § 181) und des Staats und Abstellung der sozialen Mißstände (II, § 200) um so schwerer, als es durch die Änderungen, welche die geographischen Entdeckungen im Gange des Welthandels bewirkten (II, § 208), wirtschaft¬ lich geschädigt wurde und infolge der Erneuerung des geistigen Lebens durch den Humanismus (II, § 210) weite Kreise die herrschenden Mißbräuche schärfer erkannten und strenger beurteilen lernten. 2. Die damit vorhandenen Anlagen zu kirchlicher, poli- 2 tischer und sozialer Reform wurden durch Luthers ursprüng- Anfäng¬ lich davon ganz unabhängiges Austreten zu um so kraftvollerer Ent- 8ifIe- faltung angeregt, als der faft gleichzeitige Thronwechsel im Reiche hoffen ließ, mit der Kirche auch Staat und Gesellschaft auf nationaler Grundlage neu zu ordnen. Aber die politische und die soziale Be- Neugestaltung scheiterten, und die kirchliche ging zwar weitkung^der über das hinaus, was im Mittelalter als Reformation ber Kirche matiDn- Prutz. Lehrbuch, in. Seil. 1