§2. Die Kaiser von Vespasian bis Commodus. 13 Auf Nerva folgte sein Adoptivsohn M. Ulpius Trajanus (98—117), Trajan der tüchtigste Soldat, der damals im Reiche zu finden war. Gebürtig(98-117)' aus der latinischen Kolonie Jtalika in Spanien, war er der erste Pro- vinziale auf dem Kaiserthrone. Andrerseits war er der letzte Kaiser, der die Grenzen des Reiches erweitert hat. Nachdem die Römer unter Domitian mehrere Niederlagen gegen die Daker (im östlichen Ungarn, Siebenbürgen und Rumänien) erlitten hatten, unterwarf Trajan in zwei Feldzügen, deren Begebenheiten die Trajanssänle darstellt, ihren König Decebalus und machte Dazien zur Provinz (107). Später zog er gegen die Parther, die den Grenzen des Reiches im Osten ebenso gefährlich waren wie die Germanen am Rhein und an der Donau. Er machte Armenien, Mesopotamien und Assyrien zu römischen Provinzen, nahm Selencia und Ktesiphon am Tigris und fuhr den Strom hinab bis zum Persischen Meerbusen. Noch den spätesten Imperatoren wurde bei der Huldi- guug im Senate zugerufen: Sei glücklicher als Angnstus, besser als Trajan! Sein Landsmann und Adoptivsohn P. Älins Hadrianns (117— Hadrian 138) schloß mit den Parthern sogleich Frieden und bestimmte den @uphrat(1P_138)- als Grenze im Orient*). Ein Aufstand der Juden führte nach verzweifeltem Kampfe zu ihrer Zerstreuung über das ganze Reich. Seine ganze Tatkraft aber wandte er der inneren Verwaltung zu, die immer mehr ein berufs- mäßig ausgebildetes und geschultes Beamtentum erforderte. Auf mehr- jährigen Reifen, die ihn durch einen großen Teil des weiten Reiches führten, überzeugte er sich durch den Augenschein von dem Zustande der Provinzen, deren Wohl er persönlich am meisten von allen Kaisern gefördert hat. Art besonders gefährdeten Stellen sicherte er die Grenzen des Reiches durch Wall und Graben. So zog er im nördlichen Britannien den Grenzwall gegen die Pikten und Skoten (vallum Hadrian!) und vollendete in Ger- manien den von Domitian begonnenen Limes. Im heutigen Rom er- innert an den Kaiser die Engelsburg (moles Hadrian!). Den Unterschied der Sitten im 1. und 2. Jahrhundert der Kaiser- aintonmus zeit erkennt man, wenn man die beiden Antonine, Antoninus Pius (138—161) und seinen Adoptivsohn Markus Aurelius (161—180), Mark Aurel den Stoiker auf dem Cäfarenthrone (vgl. § 9), mit den Kaisern des <161~180)* Julisch-Claudischeu Hauses und ihrer prunkvollen, sittenlosen Hofhaltung vergleicht. Antoninus Pius lebte wie ein einfacher Landedelmann auf feinem Gute in Latium, und der weise, hochgebildete Mark Aurel eiferte diefem Vorbilde nach. An die Stelle der Söhne und Enkel des Re- volntionsjahrhnnderts, die vor keinem Verbrechen zurückscheuten, waren hochgebildete Männer getreten, die ein feines Gefühl dafür hatten, was der Humanität ihres Zeitalters angemessen sei. Aber die Angriffe der Parther und Germanen riefen Mark Aurel wieder ins Feld. Das Römische Reich erscheint in diesen Kriegen zum erstenmal rein auf die Verteidigung beschränkt. Im Feldlager gegen die germanischen Markomannen und *) Erst unter Mark Aurel wurde wieder ein Teil Mesopotamiens römische Provinz.