84 14. Die mittelalterliche Frau im Hauswesen. man als erste Tracht: Schweinefleisch, Eierkuchen mit Honig und Weinbeeren, gebrate- nett Hering; als zweite Tracht: kleine Fische mit Rosinen, aufgebratene Bleie und eine gebratene Gans mit roten Rüben; als dritte Tracht: gesalzene Hechte mit Peter¬ silie, Salat mit Eier und Gallert mit Mandeln belegt1. Auch aus den Speisen, die den Schöffen vorgefchriebenermaßen an den Ge¬ richtstagen vorgefetzt wurden, läßt sich mancherlei entnehmen. Da wird zu Neu- münster an der Saar ein Kohlkopf mit Fleisch gespickt herkömmlich bereitet. Zu Pel- lingen im lothringischen Hochwald wird den Schöffen zum Frühstück bedungen: eme Suppe, jedem zwei Eier, Knoblauch, zweierlei Brot und ein gutes Glas diesjährigen Weins; zu Mittag als erstes Gericht Speck mit Erbfen, dann grünes Rindfleisch mit Senf, zum dritten Schaffleisch mit Kümmel, zum vierten Reisbrei und dazu Weiß- brot. Zu Neumagen an der Mosel war der Richter den Schöffen schuldig ein Essen, bestehend ans Erbsen mit Speck, Rindfleisch mit Senf, Schweinefleisch in gelber Brühe, Schönbrot wie es das Sieb läßt, Wein ohne Wank (Tadel), ein Feuer mit wenig Rauch und nach dem Essen einen bessern Schank; zum Abendessen einen Braten. Für ein Amtsessen in Cöln wurden 1339 folgende Fastengerichte festgesetzt: zuerst durchge¬ schlagene Erbsen wohl gemacht, danach gebratene Heringe mit Mostart und Butter auf den Tisch zu setzen. Hiemach Stockfisch, Bollich, Rheinfische oder was zu den Zeiten zu haben ist. Danach auf je vier Mann eine Schüssel gesottene Karpfen mit einer Zuckerbrühe übergössen und dabei in jeder Schüssel ein Stück junger Hechte. Hieraus wird Käse aufgetragen und dann der Koch gerufen, der die Amtsmeister um Erlaubnis dreimal bittet, nun die Gelatine (galentyn) gießen zu dürfen 2. Vom 14. zum 15. Jahrhundert kann man Fortschritte der Üppigkeit beobachten. Für die Kirchenvorsteher von St. Markus in Cöln werden 1345 zu den festlichen Gastmählern ausgesetzt: Enten in Pfeffer, Fische mit Reis, Hähne und als Nachtisch Bimen, Nüsse und Käse. Dagegen 1415: Rindbruststücke, junger Hammelbraten, Schinken, Wildbret in Pfefferbrühe, für je zwei Gäste ein Kapaun oder eme wilde Ente; als Getränk Bier oder der beste Wem, der zu kaufen ist3. Zum Nachtisch ward außer Brot und Käse gewöhnlich Obst aufgetragen; in Frankreich war es im 12. und 13. Jahrhundert Brauch, Kirschen, Pflaumen, Pfirsiche, Erdbeeren zum Vortisch zu geben Äpfel dagegen und Birnen, Kastanien und Nüsse zur Nachkost. Die Deutschen liebten namentlich Nüsse zum Nachtisch, wozu sie fleißig tranken4. Das schon oft er¬ wähnte Kapitulare Karls des Großen über die kaiserlichen Musterwirtschaften ist auch für die Geschichte des deutschen Obst- und Gemüsebaues von Bedeutung. Die ita- lienische blühende Obstkultur hatte den Kaiser angereizt, auch aus seinen Hausgütern edleres Obst5 zu ziehen, und er hegte außer edlen Kastanien, Pfirsichen, Quitteubäu- men, Mandelbäumen, Haselstauden, Kirsch- und Maulbeerbäumen verschiedene Bir- nen-, Pflaumen- und Äpfelarten (c. 70). Für manche Gemüse war Deutschland von alter Zeit ein berühmter Boden; Tiberius bezog von hier für feinen Tisch Mohrrüben; Bohnen gediehen gut und Rettiche 1 Zepsius, St. Klarsnkloster zu Weißenfels, Nordh. 1837. S. 49. Die ganze Mahlzeit kostete 3 Flor? 15^ Gr' 9 Pfg. 2 Ennen, Quellen zur Geschichte der Stadt Cöln 1, 391. 3 Hülwann, Städtewesen 4,154. Über Kochbücher des 14. und 15. Jahrh. vgl. oben 1,175. 4 Stenzel, Geschichte der fränk. Kaiser 1, 16. 5 Altheimisch in Deutschland war nur der Apfelbaum und die Mispel (mespilus ger- manicus).