Die Geschichtschreibung. Die Rhetorik. 117 im Lykeion zu Athen. Er vereinigte alles Wissen seiner Zeit in sich, vertiefte und erweiterte es und faßte es in ein System zusammen; an die Stelle der platonischen Idee setzte er die Form, welche den Objekten innewohnt; die Glückseligkeit, das höchste Gut der Menschen, beruht ihm auf der vernünftigen oder tugendgemäßen Thätigkeit der Seele. Die göttliche Thätigkeit zeigt sich in der Zweckmäßigkeit der weltlichen Ein¬ richtungen. Fast alle Zweige der Wissenschaften bearbeitete er so, daß dieselben für viele Jahrhunderte als mustergültig angesehen wurden: die Logik, Poetik, Rhetorik, Politik, Naturgeschichte, Ethik und Kunst. Lange Zeit standen sich die beiden philosophischen Richtungen des Piaton und Aristoteles — die akademische und die peripatetische^) — schroff gegenüber, bis sie durch die Neuplatouiker (im 3. Jahrhundert nach Christus) mit einander vereinigt wurden. § 83. Die Geschichtschreibung. ^Thukydides. Xenophon.) Auf dem historischen Gebiete hatte Herodot den Übergang von der Myographie zur Geschichtschreibung gebildet. Angeregt von ihm, wie man sagt auf einem Nationalfeste zu Olympia, wandte sich Thnky- dides (bis ca. 400) ebenfalls der historischen Kunst zu und schuf in seiner „Geschichte des peloponnesischen Krieges", die er bis 411 fort¬ führte, ein Meisterwerk ersten Ranges. Seine Vertrautheit mit mensch- lichen und politischen Verhältnissen ist ebenso bewunderungswürdig, wie die Gründlichkeit seiner Forschung, die Gediegenheit seines Urteils und die Kraft feiner Darstellung. Einen Rückschritt gegen ihn, wie etwa Euripides gegen Sophokles, bezeichnete schon Xenophon (bis 355), der zwar auf mehreren Gebieten schriftstellerisch thätig war und eine gefällige Darstellungsweise besaß, dem aber der staatsmännische Blick und die be- stimmte Charakterzeichnung seiner Gestalten fehlten. Er setzte die Ge- schichte des Thukydides in der „Hellenika" bis 362 fort, erzählte in der „Anabasis" den Rückzug der Zehntausend, schrieb in der „Kyrnpädie" eine Art historisch-pädagogischen Romans und in den „Memorabilien (<ko[AVY)fAoveufjiaTa) des Sokrates" eine anmutige aber oberflächliche philo- sophische Abhandlung. Die folgenden Historiker, wie Ktesias, Phili- stos, Ephöros, Theopompos und die große Zahl derjenigen, welche die Züge und Thaten Alexanders des Großen schilderten, sanken teilweise wieder in die Mythographie zurück und verdeckten ihre Mängel durch rhetorisches Pathos. §84. Die Rhetorik. lJsokrates. Demosthenes. Aschtnes.] !) So genannt, weil Aristoteles bei seinen Vorträgen einherzuwandeln (rapmcmrv pflegte.