§ 91. 92. Die Entdeckungen. — Das Reich von 1440 bis 1517. 159 von den Molukken her zum Verkauf gebracht würden, so dehnten sie ihr Reich bis dahin aus. Alfoufo d'Albuquerque, der größte unter den Konquistadoren, ist der erste europäische Staatsmann, der die Aufgabe einer Kolonialregierung löste, die Aufgabe, mit den beschränkten, aber wohl- geschulten Kräften eines kleinen europäischen Staates ein außereuropäisches Gebiet von großer Ausdehnung und dichter Bevölkerung militärisch zu beHerr- schert, planmäßig zu verwalten und seine Schätze der Heimat nutzbar zu machen. Als infolge der Abberufung Albuquerques, die dem stolzen Manne das Herz brach, die portugiesische Herrschaft ins Wanken geriet, hat Vasco da Gama sie neu befestigt. Um dieselbe Zeit vermehrten auch die Spanier ihren Kolonialbesitz, Spanische indem 1521 Ferdinand Cortez Mexiko, 1533 Franz Pizarro ba§Äo!onmL von ihm entdeckte Goldland Peru eroberte. Während also Portugal Brasilien, große Gebiete in Afrika und Südasien bis zu den Molukken in Besitz nahm, bildeten Nord- und Mittelamerika, der Westrand von Südamerika, dazu später die Philippinen das spanische Kolonial- reich. Seine Verwaltung war auf die Ausbeutung seiner Schätze gerichtet und suchte die Vorteile des Handels allein den Spaniern unter strengstem Ausschluß aller Fremden zuzuwenden. Überhaupt kam der unmittelbare, materielle Gewinn der neuen Eut-Folgen der deckungen in erster Linie den Spaniern und Portugiesen zugute; namentlich bec$ungetL war das kleine Portugal im Laufe eines Menschenalters zu einem der reichsten Länder Europas geworden. Bald aber zeigte es sich, daß seine geistigen und materiellen Kräfte nicht ausreichten, diesen Besitz zu be- haupten. — Die Ausbeutung der Gold- und Silberbergwerke in Südamerika hatte in der Alten Welt ein Sinken des Geldwertes zur Folge. Zugleich aber nahmen Handel und Gewerbe durch die Verwertung der überseeischen Erzeugnisse einen gewaltigen Aufschwung. Auch ermöglichten die Entdeckungen die Ausbreitung des Christentums und der europäischen Kultur über die ganze Erde, erschlossen der wissenschaftlichen, insbesondre der geographischen und naturwissenschaftlichen Forschung neue Gebiete und erweiterten den Schau- platz der Geschichte über seine bisherigen Grenzen. 2. Das Reich von 1440 bis 1517. tz 93. Albrecht II. und Friedrich III. Albrecht II. von Öfter-Mbrechtii. reich (1438—1439), der Schwiegersohn und Nachfolger Siegmunds und 4 Erbe von Böhmen und Ungarn, ist während seiner kurzen Regierungszeit nicht in das Reich gekommen. Mit ihm beginnt die ununterbrochene Reihe deutscher Kaiser und Könige aus dem habsburgischen Hause (1438—1740). Sein Vetter Friedrich III. (1440—1493), Herzog (oder „Erzherzog", Friedrich in. wie er sich nannte) von Steiermark, folgte ihm, eine phlegmatische,(1440'14 )- keines starken Entschlusses fähige Natur; zäh an dem, was er hatte, fest- haltend, war er von fast fatalistischem Glauben an die große Zukunft des Hauses Habsburg1 erfüllt. 1 »Äustriae Erit Imperium Orbis Universi« („Alles Erdreich Ist Oesterreich Untertan").