— 47 — einander und schlugen Lothar 841 bei Fontenay, südwestlich von Auxerre (oder Fontenailles im W. der Yonne?). Das Strafsburger Bündnis im Februar 842 (älteste Eidesformeln in der deutschen und französischen Sprache, lingua theudisca und 1. romana) befestigte die Einigkeit der jüngeren Brüder, doch erst im August 843 wurde im Vertrag von Verdun der Streit beigelegt und eine dauernde Teilung des Frankenreichs geschaffen: Lothar erhielt zu Italien noch einen breiten Länderstrich vom Mittelmeer bis zur Nordsee, zwischen Alpen und Rhein im 0. und Rhone, Saone, Maas, Schelde im W. (Lotharii regnum, daraus Lothringen), mit Ausnahme der Gebiete von Mainz, Speier und Worms, ausserdem Frisland. Den Kaiser¬ titel behielt er bei, obwol derselbe zu Verdun nicht besonders an¬ erkannt worden; eine Unterordnuug der Brüder unter Lothar geradezu ausgeschlossen war. Ludwig wurde Herrscher aller deutschen Gebiete östlich vom Rhein (aufser Frisland) und der slavischen Länder, auf der linken Rheinseite gehorchten ihm die bischöflichen Sprengel von Mainz, Worms, und Speier. Karl blieb im Besitz aller Länder westlich von Lothars Reiche. Obwol die Idee der Reichseinheit noch nicht aufgegeben war, vielmehr die drei Reiche ausdrücklich als Teile des allgemeinen Frankenreichs erklärt wurden, ist der Vertrag von Verdun doch tatsächlich der Ausgangspunkt für die selbständige Entwickelung der deutschen und französischen Nation *). C. Zweite Periode des Mittelalters. VomVertrag zuVerdun bis zum Beginn der Kreuzzüge 843 — 1096. I. Zeit des Uebergangs. Völliger Zerfall der Monarchie Karls des Grofsen. § 67. Die Bruderkriege hatten das Reich Karls des Grofsen aufs tiefste erschüttert und die festen Ordnungen desselben allenthalben gelockert. Um ihren Anhang zu verstärken, warben die Kjönige um die Gunst mächtiger Grofsen, die sie durch immer neue Vergabungen von Reichslehen und Aemtern, die bald als erbliche Familienvorrechte angesehen wurden, an sich zu fesseln suchten. Nach dem Beispiel der Könige betrachteten die Grofsen die Verfolgung eigennütziger Zwecke als ihre Hauptaufgabe und die alte Scheu vor dem Königtum gieng schnell verloren, so dass auch die gewaltsame Aneignung von ‘) Seit Anfang des 9. Jahrhunderts findet sich zuerst der Name deutsch (theutisk) von der Sprache, da sich die Stammesgenossen ihrer Zu¬ sammengehörigkeit gegenüber den romanisch redenden Nachbarn bewusst wurden. Von der Sprache ist dann der Name auf das Volk übergegangen.