Freunde und Feinde des Dreibunds 15 durch die Franzosen 1881. wesentliche Interessen hielten Ita¬ lien über 30 Jahre beiin Dreibund. Lage und (Beschichte weisen die junge Großmacht auf das Mittelmeer. Nordafrika ist das wahre Feld italienischer Kulturarbeit, hier allein kann der starke Strom ita¬ lienischer Auswanderung ein größeres Italien entstehen lassen. Frank¬ reich und England hinderten aber ein vorgehen Italiens in dieser Richtung. (England, der Besitzer Maltas, will nicht die Straße zwischen Tunis und Sizilien durch Italien beherrschen lassen, weil damit seine Mittelmeerstellung bedroht wäre. 1 830 eroberte Frankreich Algier, 18 81 nahm es das weit mehr von Italienern als von Franzosen be¬ wohnte Tunis. Als 1911 auch Marokko französisch wurde (England überließ Marokko an Frankreich für die Ägypten und Indien verbinden¬ den Länder), blieb für Italien nur noch das magere Tripolis übrig, das es 1912 besetzte, während ein enger französischer Halbkreis von Toulon, Korsika, Nordafrika Italien beherrscht, versperrt der weitere Ring Englands von Gibraltar über Malta bis Typern und Ägypten mit dem Suezkanal das Mittelländische Meer. Italien ist wirtschaftlich un¬ selbständig. (Es hat wederden seit Roms Latifundienwirtschaft darnieder¬ liegenden Ackerbau genügend wieder gekräftigt noch sich durch plan¬ mäßige Ausnutzung der Wasserkräfte zur (Elektrisierung des Landes von Kohleneinfuhr unabhängig gemacht. Da es also der Zufuhr von Lebens¬ rnitteln, Kohlen und Rohstoffen für feine zahlreiche Bevölkerung be¬ darf, war ein Eingreifen zu unseren Gunsten nach (Englands Kriegs¬ erklärung fast unmöglich, ein deutlicher Beweis für Italiens Unselb¬ ständigkeit. Außerdem hegt ein großer Teil des italienischen v olkes, trotz aller französischen Übervorteilung in Nordafrila, von jeher eine starke Neigung zu dem gleichfalls romanischen Frankreich als dem angeblichen Mitbegründer italienischer Freiheit. Im Gegensatz dazu war Österreich, der frühere Gegner von Italiens (Einheit, beim Volke immer sehr unbeliebt, zumal es auch heute noch Gebiete mit italienisch sprechender Bevölkerung besitzt: welsch- Tirol (das (Etschtal mit Trient) und den Küstenstrich um T r i e st an der Adria. Trento e Trieste ist das Feldgeschrei der Irreb ent isten (Italia irredenta, „das unerlöste Italien". Die Irreöenta ist eine po¬ litische Bestrebung, die die Vereinigung aller italienisch redenden, nicht zu Italien gehörenden Gebietsteile mit dem Königreiche fordert). Das französische Nizza und Korsika, das englische Malta sind freilich ebenso italienische Sprachgebiete. Am 1. August, bet Kriegsausbruch, erklärte Italien zu unserem Be¬ fremden feine Neutralität. (Es hielt den Bündnisfall nicht für gegeben. Nur ein Angriff Frankreichs auf feine Bundesgenossen verpflichte zur Waffenhilfe. Statt dessen stelle das vorgehen Österreich-Ungarns gegen